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Werewere Liking – Ritual und Schreiben

A Critical Debate in Africa and Latin America

von Anne-Catherine Luther (Autor:in)
©2017 Dissertation XXI, 515 Seiten

Zusammenfassung

Die Monographie widmet sich der Analyse der diskursiven und narrativen Isotopien in den ersten fünf Romanen Werewere Likings unter Nutzung semiformal beschriebener Vorgehensweisen. Identitäre Kategorien der Gender Studies verlieren zugunsten einer transdisziplinären, ganzheitlichen Sicht auf das fiktionale postkoloniale Subjekt an Bedeutung. Die Autorin arbeitet neben den ritualisierten Entwicklungsphasen der Hauptfiguren – Denunziation, Perspektiventwicklung und Synthese – fünf Muster heraus: die duale, archetypische, prophezeite, liminale und transgenerationale Menschwerdung. Dieses Paradigma erlaubt die Darstellung und den Vergleich der komplexen Figurenkonstrukte in ihrer individuellen und kollektiven transgenerationalen Entwicklung und der narrativen Strategien in den Romanen.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autoren-/Herausgeberangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Korpus
  • Zusammenfassung
  • Résumé
  • Danksagung
  • I Einführende Zielsetzung, Fokussierung und Grundlegung: Das postkoloniale Subjekt in Räumen des Begegnens, Spielens und Schreibens
  • 1.1 Zielsetzung – Strategien zur Konstruktion eines postkolonialen Subjekts: Vision einer Subjektivität jenseits der gender logic
  • 1.2 Die Person Likings im postkolonialen Raum – Untersuchungsrahmen, Erkenntnisse und Feststellungen, Thesen und Erläuterungen
  • 1.2.1 Rahmen der Untersuchung
  • 1.2.2 Charakterisierung des postkolonialen Subjekts – Vom ritualisierten Begegnen, Spielen, Schreiben: Erkenntnisse und Feststellungen zu der Begegnung mit Marie-José Hourantier, dem rituellen Theater, dem village Ki-Yi und dem chant-roman
  • 1.2.2.1 Begegnen
  • 1.2.2.2 Das Theater
  • 1.2.2.3 Das Dorf
  • 1.2.2.4 Der Roman
  • 1.2.2.5 Erkenntnisse und Feststellungen
  • 1.2.2.6 Begegnen, Spielen, Schreiben: Thesen und Erläuterung
  • 1.2.2.6.1 Werewere Liking als Sammlerin und Vermittlerin oraler Traditionen
  • 1.2.2.6.2 Die ivorische Kulturschaffende als multimodale Kommunikatorin
  • 1.2.2.6.3 Romane als offene Nehmerstruktur mit kollektiver Autorenschaft
  • 1.2.2.6.4 Der Kolonialismus als intergenerationales Trauma
  • 1.2.2.6.5 Diskursive und narrative Isotopien als Grundmuster des Schreibens
  • 1.3 Methodische Vorüberlegungen: Die Isotopieanalyse
  • 1.3.1 Der Isotopie-Begriff: Eine Definition
  • 1.3.2 Anforderungen an die Untersuchungsmethodik der diskursiven und narrativen Isotopien
  • 1.4 Einführung in das Romanwerk: Fokussierung, Korpusanalyse und Charakterisierung des kaleidoskopischen Schreibens
  • 1.4.1 Zur Begründung der Beschränkung auf das Romanwerk
  • 1.4.2 Inhaltliche Zusammenfassung der Romane
  • 1.4.2.1 A la recherche de …
  • 1.4.2.2 Orphée Dafric
  • 1.4.2.3 Elle sera de Jaspe et de Corail
  • 1.4.2.4 L’amour-cent-vies
  • 1.4.2.5 La mémoire amputée
  • 1.4.3 Das kaleidoskopische Schreiben – eine Charakterisierung
  • 1.4.3.1 Nzassa – der kaleidoskopische Text als polyphones Schreiben
  • 1.4.3.2 Das kaleidoskopische als repetitives und bildliches Schreiben
  • 1.5 Forschungsstand zum Leben und Werk Werewere Likings
  • 1.5.1 Arbeiten zum Leben und Werk Werewere Likings im village Ki-Yi
  • 1.5.2 Arbeiten zur Einordnung des Werkes Likings in die von französischsprachigen Frauen aus der Subsahara geschriebene Literatur
  • 1.5.3 Der kulturelle Hintergrund Werewere Likings und seine Verarbeitung in ihren Romanen
  • 1.5.4 Arbeiten zum Theater Werewere Likings
  • 1.5.5 Essayistischer Sammelband zum Leben und Werk Werewere Likings
  • II Kontextualisierung: Die Romane in einem postkolonialen gesellschaftlichen und literarischen Raum
  • 2.1 Historischer Kontext der fünf Romane im subsaharischen Afrika
  • 2.1.1 Die Situation in der Côte d’Ivoire
  • 2.1.2 Die Situation in Kamerun
  • 2.2 Die postkolonialen frankophonen Literaturen des subsaharischen Afrikas
  • 2.2.1 Themen und Entwicklungen des literarischen Feldes in Kamerun
  • 2.2.2 Themen und Entwicklungen des literarischen Feldes der Côte d’Ivoire
  • 2.2.3 Kritische Rezeption von Konzepten des Feminismus und der gender studies im postkolonialen Kontext
  • 2.2.4 Das Konzept der écriture féminine und seine kritische Rezeption
  • 2.2.5 Die von Frauen geschriebenen Romane im subsaharischen frankophonen Afrika
  • 2.2.6 Likings Romane im Feld der von kamerunischen und ivorischen Frauen geschriebenen Literatur
  • 2.2.6.1 Kamerunische Autorinnen
  • 2.2.6.2 Ivorische Autorinnen
  • III Theoretische und methodische Vorbemerkungen: Das être complet in einem postkolonialen Kontext
  • 3.1 Vom Menschwerdungsprozess
  • 3.1.1 Der Postkolonialismus und die Transformationsgesellschaft
  • 3.1.2 Die Ansätze des Menschenwissenschaftlers Elias
  • 3.1.2.1 Elias’ Menschenbild im Kontext der afrikanischen Kosmologie
  • 3.1.3 Vom Menschen als être complet
  • 3.1.4 Die Bedeutung des fünfzackigen Sterns für Likings Menschenbild
  • 3.1.4.1 Die Phasen der Menschwerdung
  • 3.2 Zwischenstand der Untersuchung
  • IV Methodische Vertiefung mit Blick auf die monographische Analyse der Figuren und ihrer Menschwerdungsprozesse im Rahmen einer Isotopienanalyse
  • 4.1 Die monographische Analyse der Romane
  • 4.2 Figurenanalyse
  • 4.3 Isotopien der Menschwerdung
  • 4.3.1 Kritische Würdigung der Vorgehensweise – Stärken und Schwächen der Methode
  • 4.3.2 Skizzierung der Durchführung der Isotopieanalyse
  • 4.3.3 Darstellung der Isotopieebenen
  • V Diskussion der diskursiven und narrativen Isotopien auf Ebene der Romanfiguren
  • 5.1 Diskussion der diskursiven Isotopien: Zustände des literarischen postkolonialen Subjekts
  • 5.1.1 Die diskursive Isotopie <animal>
  • 5.1.2 Die diskursive Isotopie <aliéné>
  • 5.1.3 Die diskursive Isotopie <cherchant>
  • 5.1.4 Die diskursive Isotopie <malade>
  • 5.1.5 Die diskursive Isotopie <décadent>
  • 5.1.6 Die diskursive Isotopie <processuel>
  • 5.1.7 Die diskursive Isotopie <initié>
  • 5.1.8 Die diskursiven Isotopien <engagé> und <responsable>
  • 5.1.9 Die diskursive Isotopie <transgénérationnel>
  • 5.1.10 Die diskursive Isotopie <aimant>
  • 5.2 Abbildungen und Diskussion der narrativen Isotopien – Formen der Menschwerdung
  • 5.2.1 A la recherche de… – die duale Menschwerdung
  • 5.2.2 Orphée Dafric – die archetypische Menschwerdung
  • 5.2.3 Elle sera de Jaspe et de Corail – die prophezeite Menschwerdung
  • 5.2.4 L’amour-cent-vies – die liminale Menschwerdung
  • 5.2.5 La mémoire amputée – die transgenerationale Menschwerdung
  • 5.2.6 Zusammenfassung des Kapitels
  • VI Zusammenfassung und Ausblick
  • 6.1 Ergebnisse und Forschungsperspektiven
  • 6.2 Von der Genese einer neuen Menschheit – Ein Entwurf
  • Bibliographie
  • Reihenübersicht

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Korpus

Hinweis: Werden Personenbezeichnungen aus Gründen der besseren Lesbarkeit lediglich in der männlichen oder weiblichen Form verwendet, so schließt dies das jeweils andere Geschlecht mit ein.

Bei den untersuchten Romanen Werewere Likings handelt es sich um:

Liking, Werewere: A la rencontre de…, Abidjan, Nouvelles Editions Ivoiriennes, 1980; im Folgenden abgekürzt mit den Buchstaben (ALRD)

Liking, Werewere: Orphée dafric, Paris, L’Harmattan, 1981; im Folgenden abgekürzt mit den Buchstaben (OD)

Liking, Werewere: Elle sera de Jaspe et de Corail – journal d’une misovire, Paris, L’Harmattan, 1983; im Folgenden abgekürzt mit den Buchstaben (EJC)

Liking, Werewere: L’Amour-cent-vies, Paris, Publisud, 1988; im Folgenden abgekürzt mit den Buchstaben (LCV)

Liking, Werewere: La mémoire amputée, Abidjan, Nouvelles Editions Ivoiriennes, 2004; im Folgenden abgekürzt mit den Buchstaben (LMA)

Liking, Werewere: L’espionne des ancêtres, Abidjan, NEI CEDA, 20141


1 Hier wird dem Romantitel keine Abkürzung hinzugefügt, wird er doch ausschließlich in einem Kapitel besprochen.

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Zusammenfassung

Es ist das Ziel der vorgelegten Dissertation zum Thema Werewere Liking – Ritual und Schreiben: Das postkoloniale Subjekt und seine diskursiven und narrativen Strategien, die fünf Romane A la rencontre de… (1980), Orphée Dafric (1981), Elle sera de Jaspe et de Corail (1983), L’Amour-cent-vies (1988) und La mémoire amputée (2004) der 1950 in Kamerun geborenen und heute in der Côte d’Ivoire lebenden und arbeitenden Werewere Liking erstmals unter einer umfassenden gemeinsamen Fragestellung zu untersuchen.

Ausgangspunkt sind Ausführungen zu Likings Romanen und zum kaleidoskopischen Schreiben. Die durch ihre Oralität, Intertextualität und Genreüberschreitungen gekennzeichneten Texte sind Dokumente einer Literatur der Aufbereitung und Übertragung von Geschichten, Mythen, Initiationsriten und transgenerationalem Wissen aus den Sprachen des subsaharischen Kulturraums, vor allem aber der Bassa, in eine Varietät des Französischen. Die Romane sind Träger einer humanistischen Vision von einer krisenbefreiten, sinnerfüllten postkolonialen Gesellschaft, bewohnt von initiierten und harmonischen Menschen. Die Texte sind in ihrer Polyphonie und Polymorphie Ausdruck einer Kunst, die Bedeutungen im Spiel mit dem und am Text konstruiert. (Über-)romanliche Kontinuitäten, aber auch Brüche und Widersprüche auf Ebene der Figurenentwicklung, die in Folge der Wiederholung, Überlagerung und Erneuerung thematischer Motive und erzählerischer Strukturen entstehen, sind Teil eines zyklisch-prozessualen Verständnisses der Figuren. In Verbindung mit dem Theater – in der villa Ki-Yi mit Marie-José Hourantier als rituelles Theater konzipiert und in den folgenden Jahrzehnten zum Kernelement eines Aufführungs- und Ausbildungsorts, dem village Ki-Yi, weiterentwickelt – und mit Likings medialen Auftritten entwickelt diese besondere Form des Schreibens eine gesellschaftliche Wirkungskraft auf nationaler und internationaler Ebene und macht Liking zur multimodalen Kommunikatorin mit pädagogischem Anspruch.

Angenommen wird, dass nicht die bisher in der Rezeption der Romane Likings stark vertretenen Theorien des Feminismus oder der gender studies die Basis für die zusammenhängende Erschließung der Romanfiguren darstellen, sondern vielmehr die Betrachtung des postkolonialen Subjekts und seiner diskursiven und narrativen Strategien. Diese werden am Prozess der Menschwerdung in seinen drei Phasen der Denunziation, Perspektiventwicklung und Synthese sichtbar gemacht. Menschwerdung bezeichnet in diesem Kontext einen durch äußere oder innere Umstände angestoßenen Prozess der Veränderung hin ← xiii | xiv → zu einem harmonischen, verantwortungsbewussten und engagierten Wesen. Sie findet in einem gesellschaftlichen Umfeld statt und hat transindividuelle, -historische, -generationelle, -kulturelle Dimensionen.

Ausgelöst wird die Menschwerdung durch den als Trauma empfundenen Kolonialismus und seine den Post- und Neokolonialismus begründenden Folgen. Die Widersprüchlichkeit vom Verharren in der Traumatisierung und dem gleichzeitigen Wunsch nach Überwindung ist in den diskursiven und narrativen Strukturen angelegt und somit Grundmuster des Schreibens, das die existentielle Gefährdung des postkolonialen Subjekts widerspiegelt. Dabei sind die körperlichen und seelischen Verletzungen geschlechter- und generationenübergreifend, auch wenn sie in einigen Fällen von weiblichen Erzählerinnen und/oder in Bezug auf weibliche Figuren vermittelt werden. Daher werden neben den weiblichen und männlichen Hauptfiguren weitere fiktiven Gestalten betrachtet, die diese in verschiedenen Funktionen begleiten, z.B. als Modell, Gegenentwurf, Schatten oder Katalysator. Systematische Analysen der gesetzten diskursiven Isotopien auf Basis der semantischen Aufschlüsselung der Mehrdeutigkeiten der zugehörigen Lexeme ermöglichen die Beschreibung der verschiedenartigen Entwicklungen der Hauptfiguren und verorten diese dann auf der höheren Ebene der narrativen Strukturen in einem Gesamtzusammenhang erzählerischer Strategien. In der Folge werden in den fünf Romanen und mit Bezug auf die Hauptfiguren die duale, archetypische, prophezeite, liminale, transgenerationale und die unvollendete Menschwerdung zusammen mit der entgegengesetzten Unmenschwerdung identifiziert.

Im Einführungskapitel werden nach einer Erklärung der Zielsetzung und Darstellung Likings im postkolonialen Raum sechs Arbeitsthesen zum postkolonialen Subjekt, zur Menschwerdung und zur Analyse- und Interpretationsmethode aufgestellt, die in den Folgekapiteln untersucht und validiert werden. Es folgen Erläuterungen zu den Thesen, erste Hinweise zum Isotopiebegriff und der Untersuchungsmethodik sowie eine Einführung in das kaleidoskopische Schreiben Likings und ihr Romanwerk, gefolgt vom Forschungsstand. Kapitel 2 ist als Kontexutalisierungskapitel konzipiert, das einen Überblick zu den für die Romanwelten relevanten historischen Ereignissen in Kamerun und der Côte d’Ivoire, zum frankophonen subsaharischen Roman, zur écriture féminine und schließlich einen Vergleich der Romane Likings mit denen ausgewählter Autorinnen des ivorischen und kamerunischen literarischen Feldes enthält.

Kapitel 3 ist dem Menschwerdungsprozess gewidmet, d.h. beschreibt die Ansätze des Soziologen Elias im Kontext der afrikanischen Kosmologie und erläutert das Menschenbild Likings, das auf dem Modell des fünfzackigen Sterns ← xiv | xv → und anderen Symbolen zur Beschreibung des être complet fußt. Kapitel 4 führt den Isotopiebegriff und seine dynamische Erweiterung ein. Kapitel 5 analysiert dann zunächst abschnittsweise anhand von Tabellen mit ausgewählten Zitaten die zehn abgeleiteten diskursiven Isotopien und ihre vierunddreißig Untergruppen mit Bezug auf die fünf Romane und ihre Hauptfiguren. In einem nächsten Schritt werden den Hauptfiguren über die unterschiedlichen Aktualisierungsmuster der diskursiven Isotopieuntergruppen Formen der narrativen Isotopie Menschwerdung zugeordnet und anhand eines Ähnlichkeitsmaßes unterschieden. Das letzte Kapitel fasst die Ergebnisse der Romananalysen und -interpretationen zusammen, die mit der weiterentwickelten prozessualen Isotopietheorie erreicht wurden, und zeigt ihre Leistungsfähigkeit mit einer Anwendung auf einen kürzlich erschienenen, neuen Roman der Autorin L’espionne des ancêtres, conte roman en cinq soirs auf.

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Résumé

But de la présente dissertation sur le thème Werewere Liking – rituel et écriture : le sujet postcolonial et ses stratégies discursives et narratives est d’examiner les cinq romans A la rencontre de… (1980), Orphée Dafric (1981), Elle sera de Jaspe et de Corail (1983), L’Amour-cent-vies (1988) et La mémoire amputée (2004) de Werewere Liking née en 1950 au Cameroun, résidant et travaillant actuellement en Côte d’Ivoire, sous un angle de vue de sujets communs de recherche.

Point de départ sont les descriptions des romans et de l’écriture kaléidoscopique de Liking. Les textes marqués par leur oralité, intertextualité et dépassement de genre sont des documents d’une littérature africaine d’expression française, de la préparation et transduction d’histoires, mythes, rites d’initiation et de savoir transgénérationnel des langues de l’espace culturel subsaharien, tout particulièrement des Bassa dans une variété du français.

Les romans deviennent ainsi la vision d’une société postcoloniale exempte de crises, riche en sens, peuplée d’hommes initiés et harmonieux. Ils expriment par leur polyphonie et polymorphie un art qui crée des significations en jouant avec et au sein du texte. Les continuités tant dans un que dans tous les romans de même que les ruptures et contradictions sur le plan de l’évolution des personnages qui naissent suite à la répétition, superposition et au renouvellement des motifs thématiques et structures narratives font partie d’une compréhension cyclique processuelle des personnages. Allant de pair avec le théâtre – conçu dans la villa Ki-Yi avec Marie-José Hourantier comme théâtre rituel et transformé au cours des décennies suivantes en structure de fond d’un lieu de représentation et de formation, le village Ki-Yi – et les présentations médiatiques de Liking, cette forme particulière d’écriture atteint un impact social national et international remarquable et fait de Liking une communicatrice multimodale revendiquant une prétention pédagogique.

Nous supposons que ce ne sont pas les théories du féminisme ou les études de genre jusqu’alors fortement représentées dans la réception des romans de Liking qui fournissent les outils d’un décodage cohérent des personnages des romans, mais plutôt l’observation du sujet postcolonial et de ses stratégies discursives et narratives. Celles-ci apparaissent lors du processus en trois phases de dénonciation, développement de perspective et de synthèse. La genèse signifie dans ce contexte un processus d’évolution initié par les circonstances externes ou internes conduisant à un être harmonieux, responsable et engagé. Elle a lieu dans un environnement social et prend des dimensions transindividuelles, ← xvii | xviii → historiques, générationnelles et culturelles. La genèse est engendrée par le colonialisme ressenti comme traumatisme et ses conséquences qui sont la cause du post- et néocolonialisme. La contradiction entre la demeure dans le traumatisme et le désir simultané de le vaincre est comprise dans les structures discursives et narratives et par la même modèle de base d’écriture reflétant la menace du sujet postcolonial.

Les blessures corporelles et mentales sortent du cadre des sexes et générations, même si dans quelques cas elles sont transmises par les narratrices et/ou par rapport à des personnages féminins. C’est pourquoi on observe outre les personnages féminins et masculins principaux des êtres fictifs qui les accompagnent dans différentes fonctions comme modèle, projet antagoniste, ombre, catalyseur. Les analyses systématiques des isotopies discursives établies sur la base du décodage sémantique des polysémies des lexèmes correspondants permettent la description de différentes évolutions des personnages principaux et les placent alors au plan supérieur dans un contexte général de structures narratives. Par la suite, nous identifierons par rapport aux personnages principaux dans les cinq romans la genèse binaire, archétypale, prophétisée, liminale, transgénérationnelle, inachevée et celle de l’évolution opposée à l’inhumain.

Dans le chapitre d’introduction sont formulées après une présentation de la personne Liking évoluant au sein de l’espace postcolonial six thèses de travail concernant le sujet postcolonial, la genèse de l’homme et les méthodes d’analyse et d’interprétation qui vont être examinées et confirmées dans les chapitres suivants. On trouvera par la suite des explications sur les thèses, les premières indications sur la notion des isotopies et la méthode d’analyse ainsi qu’une introduction à l’écriture kaléidoscopique de Liking et à son œuvre romancière et pour finir l’état de la recherche.

Le chapitre 2 donne un aperçu sur les événements historiques au Cameroun et en Côte d’Ivoire importants pour le monde des romans, sur le roman francophone subsaharien, l’écriture féminine et pour conclure une comparaison des romans de Liking avec ceux d’auteures choisies du champ littéraire ivoirien et camerounais. Le chapitre 3 est consacré au processus de genèse, décrit les énoncés du sociologue Elias dans le contexte de la cosmologie africaine et explique l’image de l’homme de Liking qui se base sur le modèle de l’étoile à cinq pointes et autres symboles pour décrire l’être complet. Le chapitre 4 définit tout d’abord la notion d’isotopie et son extension dynamique. Chapitre 5 analyse dans un premier temps les dix isotopies discursives se déduisant d’une lecture approfondie et leurs trente-quatre sous-groupes concernant les cinq romans et leurs personnages principaux. On y trouve également les tableaux ← xviii | xix → de citations des romans, sous-groupes et personnages. Dans le même chapitre sont mis en relation les modèles et schémas d’actualisation des sous-groupes d’isotopies discursives avec les formes de l’isotopie narrative de la genèse de l’homme différenciées à l’aide d’une mesure de similarité. Le dernier chapitre résume les résultats des analyses des romans et de leur interprétation obtenus par l’application d’une théorie de l’isotopie processuelle développée et montre leur performance avec l’analyse d’un nouveau roman de l’auteure paru récemment : L’espionne des ancêtres, conte roman en cinq soirs.

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Danksagung

An erster Stelle möchte ich Frau Prof. Dr. Dr. (Paris) Anne Begenat-Neuschäfer danken, die mich an ihrem Lehrstuhl für Romanische Philologie am Institut für Anglistik, Amerikanistik und Romanistik betreut hat. Sie hat mich an das Thema herangeführt und das Interesse für die subsaharische Literatur geweckt. Mit ihrer Originalität, ihren treffenden Bemerkungen und Fragen hat sie über viele Jahre an den zentralen Stellen des Prozesses richtungsweisende Veränderungen angestoßen und damit entscheidend zum Abschluss der Arbeit beigetragen. Ich widme ihr in tiefer Dankbarkeit die Arbeit. Der Besuch Likings in ihrem village Ki-Yi im Jahre 2008 im Rahmen meiner Staatsexamensarbeit, die bereichernde Atmosphäre am Lehrstuhl mit den vielen Studierenden und Mitarbeiter(inne)n, den Gästen der Université de Cocody in Abidjan (Côte d’Ivoire), darunter Jean Marie Kouakou, Professeur titulaire des Lettres modernes, das Promotionsstipendium der RWTH Aachen und die vielen Hinweise von Marie-José Hourantier, Professeur à l’Ecole Normale Supérieure d’Abidjan, haben es mir ermöglicht, in einem pluridisziplinären und multikulturellen Umfeld zu arbeiten. Hourantier war es auch, die mir einen ganz persönlichen und lebendigen Einblick in ihre Zusammenarbeit mit Liking sowie die Entstehung und Grundlagen des rituellen Theaters gewährt hat. Ihre Begeisterung für das Thema hat die Arbeit bereichert.

Besonders danken möchte ich meinen Eltern. Mit ihnen ist der Kampf um die Arbeit zu einem Spiel mit ihr geworden. Die Liebe zur französischen Sprache und zur Wissenschaft, der von ihnen stets vorgelebte Mut zur Neugier und Veränderung und vor allem die immerwährende Bereitschaft zum Gespräch und zur moralischen Unterstützung in Momenten der Stagnation, aber auch des Fortschritts, hinterlassen bei mir ein tiefes Gefühl der Anerkennung und Dankbarkeit. Diese gilt auch meinem Mann, der nicht selten durch seine Geduld, Zuversicht und seinen Humor Leichtigkeit und gleichzeitig Bestimmtheit in den Arbeitsprozess gebracht hat. Er hat auf viel gemeinsame Zeit verzichtet und mir so Raum gelassen, neue Ideen und Fährten zu verfolgen.

Zuletzt möchte ich meiner Vertrauten und Freundin Nina Bücker danken. Die Begegnung mit ihr hat mich persönlich und die Entwicklung meines Werdegangs positiv verändert. Ihre Loyalität sowie ihr selbstbewusstes und zielstrebiges Verständnis von Leistung und ihr berufliches Fortkommen waren für mich stets Vorbild.

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I Einführende Zielsetzung, Fokussierung und Grundlegung: Das postkoloniale Subjekt in Räumen des Begegnens, Spielens und Schreibens

1.1 Zielsetzung – Strategien zur Konstruktion eines postkolonialen Subjekts: Vision einer Subjektivität jenseits der gender logic

Es ist Ziel dieser Arbeit, fünf der sechs vor allem in den 1980er Jahren und Anfang des neuen Jahrtausends entstandenen Romane der 1950 geborenen Schriftstellerin und Künstlerin, Unternehmerin und Denkerin aus Kamerun Werewere Liking mit dem Ziel der Validierung mehrerer Thesen zu ihrer Person und den Räumen des Schreibens, Spielen und Begegnens zu untersuchen. Bei den Romanen handelt es sich um die Titel A la rencontre de…(ALRD), Orphée Dafric (OD), Elle sera de Jaspe et de Corail (EJC), L’Amour-cent-vies (LCV) und La mémoire amputée (LMA).

Trotz der relativ großen Anzahl an Artikeln, Essays, Doktorarbeiten und Fachliteraturen fast ausschließlich in englischer oder französischer Sprache fehlen Monographien zu Werewere Likings Werk, die eine systematische literarische Analyse zur Basis haben. Ziel dieses Dissertationsvorhabens ist es, diese Lücke zu schließen, indem erstens alleinig die Werke von Werewere Liking Gegenstand der Analyse sind, zweitens die Romane in Verbindung zueinander gesetzt und gemeinsam untersucht werden und drittens neue Strukturen und Wirkungszusammenhänge aufgezeigt werden. Ausgangspunkt hierzu sind ein mehrfaches, vergleichendes und einer Systematik folgendes Lesen und eine stringente Analyse der Romane in Hinsicht auf den Stand der Forschung, den literarischen und gesellschaftlichen Kontext, gesetzte Parameterpaare und Querschnittsparameter, d.h. Familie/Verwandtschaft, Kultur/Ethnie, Bildung/Arbeit und Technologie, Wirtschaft, Geschichte sowie soziale Dimensionen wie gender und race. Ein wichtiges Ergebnis ist, dass eine Untersuchung der fünf Romane mit Ansätzen der gender studies nicht zielführend sein kann. Daher ist die Setzung diskursiver Isotopien in einer methodisch strukturierten Vorgehensweise mit der Perspektive einer erschöpfenden computergesteuerten Suche nach Lexemen sowie einer Überprüfung der Aktualisierung der Isotopien und der daraus ableitbaren narrativen Isotopien ein zentraler Beitrag der Arbeit, der den Kenntnisstand ← 1 | 2 → der Wissenschaft erweitert und neue methodische Ansätze auf Basis semiformal beschriebener Vorgehensweisen liefert. Sie dienen der Etablierung eines Paradigmas, hier der narrativen Isotopie Menschwerdung, und beinhalten eine Aufdeckung und Erläuterung für die vorliegende Fragestellung relevanter narrativer Strategien Likings als einer herausragenden Vertreterin der subsaharischen Literatur. Somit findet ein interdisziplinär angelegter theoretischer Zugang Verwendung, der eine Sezierung der komplexen Figurenkonstrukte in den Kontexten ihrer individuellen und kollektiven transgenerationalen Entwicklung erlaubt.

Likings Schreiben, das immer wieder im Hinblick auf seine Intertextualität, Polyphonie, Oralität, Interkulturalität, Genreüberschreitungen, subversive Wirkungskraft, Radikalität und Reaktivierung alter Traditionen, Werte und Erfahrungen zur Diskussion stand und steht, ist Ausgangspunkt unterschiedlicher Prämissen und Analyseansätze der nationalen und internationalen Forschung. Auch die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den kulturellen, historischen, technologischen Elementen der Romane und Theaterstücke, die die Wichtigkeit des Rituals und der Initiation als strukturellen und inhaltlichen Rahmen zeigen und Liking als Vermittlerin eines fast vergessenen Wissens deklarieren, nimmt in der Rezeption ihrer Werke einen großen Stellenwert ein. Die gesellschaftliche und politische Schlagkraft der Produktionen Likings ist Basis vorangegangener sowie auch meiner Analysen.

In einem zweiten Schritt, der zukünftigen Forschungsarbeiten vorbehalten ist, sollte geprüft werden, inwieweit die Isotopieanalyse auf andere Romane subsaharischer Autorinnen wie Tadjo und Boni und auch auf Tanz und Tanztheater und damit auf multimodale Kommunikation ausgedehnt werden kann. Die Nutzung von Isotopien zur Beschreibung der Körpersprache, Ausdruck größerer Muster des Erzählens mit dem Körper, z.B. anhand typischer Gesten, könnte die Analyse mit textbasierten Isotopien um neue Fragestellungen erweitern, die es in einem interdisziplinären Team zu beantworten gilt.

Bisher wurden die Romane nicht unter einer gemeinsamen Fragestellung im Zusammenhang analysiert. Gibt es auch zahlreiche Analysen einzelner Werke und/oder Aspekte oder werden die Romane im Vergleich zu denen anderer Schriftsteller behandelt, sie sind jedoch nur selten Gegenstand von Monographien gewesen. Die Romane sind ein wesentlicher Bestandteil des subsaharischen literarischen Felds und entfalten, wie zu zeigen sein wird, die Wirkungskraft ihrer humanistischen Vision in besonderem Maße, wenn sie zusammenhängend gelesen werden. ← 2 | 3 →

Details

Seiten
XXI, 515
Jahr
2017
ISBN (PDF)
9783631734858
ISBN (ePUB)
9783631734865
ISBN (MOBI)
9783631734872
ISBN (Hardcover)
9783631734308
DOI
10.3726/b11915
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2018 (Oktober)
Schlagworte
Subsaharische Literatur Hauptfigurenentwicklung Isotopieanalyse Erzählstrategien Postkolonialismus
Erschienen
Frankfurt am Main, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2017. XXI, 515 S., 8 s/w Abb., 11 s/w Tab.

Biographische Angaben

Anne-Catherine Luther (Autor:in)

Anne-Catherine Luther studierte Französisch und Englisch an der RWTH Aachen und wurde für ihre Arbeit am Lehrstuhl für Romanische Philologie mit dem Springorum-Preis ausgezeichnet. Im Anschluss wurde sie am Institut für Anglistik, Amerikanistik und Romanistik promoviert.

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Titel: Werewere Liking – Ritual und Schreiben
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