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Wie kommt der Kapitalismus an sein Ende?

Kritik an Vorstellungen zum Abgang dieser Ökonomie

von Alfred Fresin (Autor:in)
©2019 Monographie 158 Seiten

Zusammenfassung

Im vor einigen Jahren erschienenen Buch „Die bedürfnisorientierte Versorgungswirtschaft – eine Alternative zur Marktwirtschaft" hat der Autor ein auf einer Kritik des Kapitalismus basierendes Modell einer nichtkapitalistischen, menschenfreundlichen Ökonomie entworfen. Obwohl darin auch kurz der Übergang vom Kapitalismus zur nicht-kapitalistischen Ökonomie zur Sprache kam, wurde der Frage, wie der Kapitalismus an sein Ende kommt, wenig Platz eingeräumt. Das soll nun mit den Ausführungen in dieser Abhandlung nachgeholt werden – und zwar in kritischer Auseinandersetzung mit Vorstellungen von Kapitalismuskritikern und tatsächlichen Versuchen, den Kapitalismus zu überwinden.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Herausgeberangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhalt
  • 1. Einführender Leitfaden
  • 2. Die wesentlichen Merkmale des Kapitalismus
  • 2.1 Privateigentum
  • 2.2 Lohnarbeit
  • 2.3 Kapitalistisches Geld
  • 2.4 Der (freie) Markt
  • 2.5 Der bürgerliche Staat
  • 3 Die Prophezeiungen vom „notwendigen“ Untergang des Kapitalismus
  • 3.1 Die Geschichte als teleologischer Prozess
  • 3.1.1 Der historische Idealismus
  • 3.1.2 Der historische Materialismus
  • 3.2 Der Kapitalismus als Totengräber seiner selbst
  • 3.2.1 Der Kapitalismus „verfault“
  • 3.2.2 Das Großkapital „bringt den Kapitalismus um“
  • 3.3 Der Kapitalismus scheitert an seinen ökonomischen Widersprüchen
  • 3.3.1 Der „tendenzielle Fall der Profitrate“
  • 3.3.2 Die „finale Krise“
  • 3.3.3 „Grenzen des Wachstums“
  • 3.4 Die technologische Entwicklung verändert die gesellschaftlichen Verhältnisse
  • 4 Vorschläge zur Umgestaltung des Kapitalismus
  • 4.1 Das bedingungslose Grundeinkommen
  • 4.2 Die „Gemeinwohlökonomie“ – eine ethisch fundierte Marktwirtschaft
  • 4.3 Wirtschaftsdemokratie
  • 4.3.1 Anmerkungen zur real existierenden Demokratie
  • 4.3.1.1 Volksherrschaft
  • 4.3.1.2 Freie Wahlen
  • 4.3.2 Wirtschaftsdemokratie als Transformationsprojekt
  • 4.3.3 DIE LINKE – eine Partei für Wirtschaftsdemokratie und soziale Gerechtigkeit
  • 4.4 Degrowth – weniger Wachstum!
  • 5. Die Entwicklung von ökonomischen Alternativen innerhalb des Kapitalismus
  • 5.1 Genossenschaften – Unternehmen der besonderen Art
  • 5.1.1 Die Mondragón Corporación Cooperativa (MCC)
  • 5.1.2 Cecosesola
  • 5.2 Der Kibbuz – eine landwirtschaftliche Kommune mit sozialistischem Anspruch
  • 5.3 Solidarische Ökonomie – ein Hoffnungsträger der alternativen Bewegungen
  • 5.3.1 Solidarische Ökonomie in Brasilien
  • 5.3.2 Solidarische Ökonomie in Europa
  • 5.4 Commons – der neue Überbegriff für alternative gemeinschaftliche Produktion und Reproduktion
  • 5.4.1 Elinor Ostrom: Die Commons als ökonomisch sinnvolle Ergänzung des Kapitalismus
  • 5.4.2 Free Software, Open Source – „Keimform“ einer alternativen Ökonomie?
  • 6. Alternativen zum Kapitalismus als Staatsprojekt
  • 6.1 Der „reale Sozialismus“
  • 6.1.1 Der Ausgangspunkt
  • 6.1.2 Die Ökonomie des realen Sozialismus – eine staatlich gelenkte Warenwirtschaft
  • 6.1.3 Welche Lehren kann man aus dieser Periode ziehen?
  • 6.1.3.1 Revolution
  • 6.1.3.2 Übergangsökonomie
  • 6.1.3.3 Lehren, welche die bürgerliche Ideologie propagiert
  • 6.2 Die sozialistische Marktwirtschaft – Kapitalismus der besonderen Art
  • 6.2.1 Chinesisches Wirtschaftssystem ab 1994
  • 6.2.2 Modell einer Übergangswirtschaft
  • 7 Zwischenergebnis
  • 8. Wie der Kapitalismus an sein Ende käme
  • 8.1 Der radikale Schnitt – Revolution
  • 8.2 Agitation
  • 8.2.1 Ad Privateigentum
  • 8.2.2 Ad Lohnarbeit
  • 8.2.3 Ad Geld
  • 8.2.4 Ad Markt
  • 8.2.5 Ad bürgerlicher Staat
  • 8.3 Resümee
  • 9. Bemerkungen zum Entwurf einer alternativen, nichtkapitalistischen Ökonomie
  • 9.1 Die Grundzüge einer bedürfnisorientierten Versorgungswirtschaft
  • 9.1.1 Arbeitsbedingungen
  • 9.1.2 Planung der Arbeit
  • 9.1.3 Arbeit und Verteilung
  • 9.1.4 Bewertung der Arbeit
  • 9.1.5 Das politische System
  • 9.2 Kritische Einwände zum Modell der BVW
  • 9.2.1 Betreff: Reglementierung von Arbeit und Verteilung
  • 9.2.2 Betreff: Planwirtschaft
  • Zitate

1. Einführender Leitfaden

Im vor einigen Jahren erschienenen Buch „Die bedürfnisorientierte Versorgungswirtschaft – eine Alternative zur Marktwirtschaft“ habe ich ein auf einer Kritik des Kapitalismus basierendes Modell einer nichtkapitalistischen, menschenfreundlichen Ökonomie entworfen. (1) Obwohl darin auch kurz der Übergang vom Kapitalismus zur nichtkapitalistischen Ökonomie zur Sprache kam, wurde der Frage, wie der Kapitalismus an sein Ende kommt, wenig Platz eingeräumt.

Das soll nun mit den Ausführungen in dieser Abhandlung nachgeholt werden – und zwar in kritischer Auseinandersetzung mit Vorstellungen von Kapitalismuskritikern und tatsächlichen Versuchen, den Kapitalismus zu überwinden.

Um zu klären, ob sich die kapitalistische Ökonomie durch die Modifikationen, die sie in den letzten 150 Jahren erfahren hat, in ihrem Wesen verändert hat, wird der Abhandlung eine kurze Zusammenfassung dessen, was den Kapitalismus ausmacht, vorangestellt. Diese dient auch als Grundlage für die Überlegung, ob bereits mit der Veränderung bzw. Beseitigung von einigen Eigenschaften des Kapitalismus eine vernünftige, menschenfreundliche Ökonomie verwirklicht werden kann oder ob dafür die Eliminierung aller Merkmale in Erwägung gezogen werden sollte.

Leute, die sich mit dem Ende des Kapitalismus auseinandersetzen, verweisen oft auf die Entwicklungstendenz der Geschichte als Referenz für sein vorgeblich gar nicht so fernes Ableben. Dabei berufen sie sich auf Hegel, Marx und Engels. Letztere sahen einen roten Faden beim Voranschreiten der geschichtlichen Entwicklung von Ökonomie und politischer Herrschaft. Unterliefen ihnen dabei wissenschaftliche Fehler?

Dass der Kapitalismus notwendigerweise seinem Untergang zustrebe und über kurz oder lang an seinen eigenen Widersprüchen zugrunde gehe, wird bis heute in verschiedensten Varianten propagiert – vor allem dann, wenn diese Ökonomie von Krisen heimgesucht wird. Wie werden die Widersprüche und Probleme des Kapitalismus im Hinblick auf seinen vermeintlich drohenden Untergang besprochen und wie wird damit realiter umgegangen? Die Argumente einiger prominenter Vertreter dieser Anschauung, von Lenin bis Harvey, sollen auf ihre Stichhaltigkeit geprüft werden.

Schließlich stellte sich bei Beobachtern der Entwicklung des Kapitalismus, u. a. bei Rifkin und Mason, in letzterer Zeit auch die Hoffnung ein, seine ←9 | 10→Grundlagen würden bei einem weiteren Fortschreiten der technologischen Entwicklung ins Wanken geraten. Ist diese Hoffnung berechtigt?

Es existieren auch etliche Vorstellungen, wie der Kapitalismus so umgestaltet werden könnte, dass der Übergang zu einer anderen Ökonomie gelingt. Einige, die eine gewisse Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erlangten, werden in diesem Buch beleuchtet: die Diskussion um ein „bedingungsloses Grundeinkommen“, die als Projekt bestehende „Gemeinwohlökonomie“, die ständige Forderung nach „mehr Demokratie“, speziell in der Wirtschaft, propagiert u. a. auch von der Partei „DIE LINKE“. Die „Degrowth-Bewegung“ wiederum erkennt im „Gesundschrumpfen“ der wachstumsorientierten Wirtschaft eine Überwindung des Kapitalismus. Gehen diese Vorstellungen über eine Reform des Kapitalismus hinaus oder wollen sie nur dessen „gute Seiten“ vor den „schlechten“ retten? Sind sie tauglich, eine Transformation einzuleiten?

Es gab und gibt Versuche innerhalb des Kapitalismus, sich der Logik dieser Ökonomie zu entziehen bzw. sich ihr nicht umstandslos unterzuordnen. Was war und ist der Ausgangspunkt dieser Versuche, welchen Anspruch haben sie und wie gelang und gelingt es, sich damit im kapitalistischen Umfeld zu behaupten?

Als Grundlage vieler Initiativen diente oft die Kooperationsform der Genossenschaft – es lohnt, sich diese näher anzusehen und einige genossenschaftlich orientierte Kooperativen, die als Beispiele für gesellschaftspolitische Alternativen angesehen werden, zu besprechen. Vorgestellt werden die Mondragón Corporación Cooperativa (Spanien) und die Central Cooperativa de Servicios Sociales del Estado Lara (Venezuela) und auch die Kibbuzbewegung in Israel wird analysiert.

In diesen Abschnitt fallen auch Erläuterungen zur „solidarischen Ökonomie“ in Brasilien und in Europa. Nicht unbeachtet soll auch der Begriff der „Commons“ bleiben, der in Diskussionen über ökonomische Alternativen im letzten Jahrzehnt, u. a. in Verweisen auf die Open-Source-Initiativen, eine bedeutende Rolle einnimmt.

Bespricht man Versuche, eine nichtkapitalistische Ökonomie zu etablieren, so kommt man nicht umhin, sich auch mit den Staatsprojekten des „realen Sozialismus“ und dem „dritten Weg“ der Volksrepublik China auseinanderzusetzen – dies geschah bereits ausführlich im Buch „Die bedürfnisorientierte Versorgungswirtschaft“. In der vorliegenden Abhandlung wird nun nochmals die Ökonomie des „realen Sozialismus“ hinsichtlich ihres Anspruchs, den Kapitalismus aufzuheben, beleuchtet. Was fanden die realsozialistischen Parteiführer und Ökonomen schlecht und was gut am Kapitalismus? War es ihnen ein Anliegen, alle Merkmale des Kapitalismus zu beseitigen? Schließlich wird es auch darum ←10 | 11→gehen, festzuhalten, welche Lehren aus diesem letztlich gescheiterten Projekt gezogen werden können. Bei Chinas „drittem Weg“ stellten sich ähnliche Probleme ein wie im „realen Sozialismus“, und die chinesische Staatsführung gelangte nach Maos Abgang zum Entschluss, ihre besondere Ausprägung des Sozialismus durch einen Kapitalismus unter strikter staatlicher Kontrolle zu ersetzen. Wie wird diese „sozialistische Marktwirtschaft“ in der chinesischen Staatsdoktrin gesehen und was ist davon zu halten? Schließlich wird in diesem Zusammenhang auch die „sozialistischen Marktwirtschaft“ als Modell einer Übergangswirtschaft erläutert und kritisiert.

Nach dem Resümee der ideellen und praktischen Versuche, den Kapitalismus durch eine andere Wirtschaftsform zu ersetzen, wird der Frage nachgegangen, wie dieses Ziel tatsächlich zu erreichen wäre. Die Antwort darauf ist einfach und auch nicht originell – sie wird von Kapitalismuskritikern heutzutage als veraltet und unrealistisch abgetan. Um ihnen zu widersprechen, wird auf die Bedeutung von Agitation und Revolution im Sinne der Thematik des Buches hingewiesen.

Der letzte Abschnitt des Buches ist als themenerweiternder Zusatz zu verstehen: Neben aller radikalen Kritik des Kapitalismus ist es angebracht, sich auch mit der Konzeption einer daraus entspringenden alternativen, nichtkapitalistischen Gesellschaft auseinanderzusetzen. Ein Beitrag dazu war und ist der Entwurf einer „bedürfnisorientierten Versorgungswirtschaft“. Diese wird noch einmal kurz vorgestellt, danach werden die wichtigsten der vielfältigen Reaktionen und Kritiken besprochen.

2. Die wesentlichen Merkmale des Kapitalismus

Vor der Erläuterung der verschiedenen Vorstellungen über das Ende des Kapitalismus soll auf die wesentlichen Merkmale dieser Ökonomie eingegangen werden. Darüber, wie „Kapitalismus“ zu definieren sei, gehen ja bekanntlich die Meinungen auseinander. Manche verstehen unter Kapitalismus nur das, was vor etwa 150 Jahren als „Manchesterkapitalismus“ in Erscheinung trat, und können heute angesichts der staatlichen Interventionen in die Ökonomie den „eigentlichen“ Kapitalismus gar nicht mehr entdecken.

Details

Seiten
158
Jahr
2019
ISBN (PDF)
9783631785638
ISBN (ePUB)
9783631785645
ISBN (MOBI)
9783631785652
ISBN (Paperback)
9783631784907
DOI
10.3726/b15458
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (April)
Schlagworte
Kapitalismus Kapitalismusende Alternativökonomien Sozialismus Revolution Alternativmodell
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien. 2019. 158 S.

Biographische Angaben

Alfred Fresin (Autor:in)

Alfred Fresin, geboren 1953, studierte Industrietechnik, Volkswirtschaft, Soziologie und Philosophie. Er lebt und arbeitet als freier Wissenschaftsjournalist in Wien.

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Titel: Wie kommt der Kapitalismus an sein Ende?
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