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Ist Religion ein Produkt der Evolution?

Überlegungen zur Naturgeschichte von Religion und Religionen

von Ulrich Beuttler (Band-Herausgeber:in) Hansjörg Hemminger (Band-Herausgeber:in) Markus Mühling (Band-Herausgeber:in) Martin Rothgangel (Band-Herausgeber:in)
©2019 Sammelband 112 Seiten

Zusammenfassung

Religion gehört zum Menschen und seiner Geschichte. Wenn «Homo sapiens» durch Evolution aus der Tierwelt entstand, gilt das auch für seine Kultur und Religion. Wie stellen sich Kultur- und Naturwissenschaftler heute den Gang dieser Evolution vor? Die Antworten sind strittig, sie reichen von einfachen «darwinistischen» Erklärungen bis zu mehrdimensionalen Modellen. Und was folgt aus der evolutionären Entstehung der Religion für die christliche Theologie, was folgt für den glaubenden Menschen? Die Beiträge dieses Buchs geben Antworten und führen zu neuen Fragen.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autoren-/Herausgeberangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhalt
  • 0. Religion als Ergebnis der Evolution: ein Vorwort (Hansjörg Hemminger)
  • I. Die rätselhafte Entstehung von Religion in der menschlichen Kultur: einleitende Bemerkungen (Lluis Oviedo)
  • II. Ist Religion ein Produkt der Evolution? Warum der Theologe Charles Darwin mehr als Recht hatte. (Michael Blume)
  • III. Theologie der Evolution? Naturgeschichte, Religion und christlicher Glaube (Jürgen Hübner)
  • IV. Evolution in der Biologie, Evolution von Kultur und Religion: Was folgt daraus? (Hansjörg Hemminger)
  • V. Religiöse Überzeugungen und die Akzeptanz der Evolutionstheorie (Anna Beniermann)
  • VI. „… damit keiner verstehe die Sprache des Anderen“ – Missverständnisse im Dialog zwischen Naturwissenschaft und Theologie bei evolutionsbiologischen Erklärungsversuchen von „Religion“ (Markus Mühling)
  • VII. Der Herr des Lichts, die alten und die neuen Götter – zwischen Glaube und Skepsis. Religionsgeschichte als Religionskritik in der Filmserie „Game of Thrones“ (Thorsten Dietz)

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Hansjörg Hemminger

0. Religion als Ergebnis der Evolution: ein Vorwort

Das Jahrbuch der Karl-Heim-Gesellschaft 2019 geht, wie die bisherigen Jahrbücher, thematisch auf die Jahrestagung der Gesellschaft 2018 in Marburg zurück. Diese Tagung beschäftigte sich mit einer für den Dialog zwischen Naturwissenschaft und Theologie brisanten Frage „Ist Religion ein Produkt der Evolution?“ Alle Beiträge des Jahrbuchs entstanden auf der Grundlage der in Marburg gehaltenen bzw. für die Tagung vorgesehenen Referate, bis auf das Kapitel III, das dankenswerterweise von Jürgen Hübner zusätzlich beigesteuert wurde, und bis auf die kurzen, einleitenden Anmerkungen von Lluis Oviedo. Sein Beitrag ist eine knapp gefasste Einführung in die vielschichtige und kontroverse naturwissenschaftliche Forschung zur Evolution der menschlichen Religion. Er erläutert die beiden Grundthesen dieser Forschung, die von den übrigen Autorinnen und Autoren weiter entfaltet werden: Einmal kann die universale menschliche Eigenschaft, religiös zu sein und Religionen zu haben, wissenschaftlich betrachtet und als Ergebnis eines Evolutionsprozesses verstanden werden. Auf der anderen Seite sind kurzschlüssige und deshalb reduktionistische Erklärungen der religiösen Evolution, die sie auf einige wenige Faktoren und Prozesse reduzieren, von vornherein nicht haltbar. Auch aus naturwissenschaftlicher Sicht ist von komplexen, dialektischen Ursache-Wirkungsbeziehungen auszugehen. Der zweite Beitrag von Michael Blume erläutert mit Bezug auf das beeindruckende Werk von Charles Darwin die Umrisse des Bilds, das die empirische Wissenschaft zur Zeit von der Entstehung menschlicher Religiosität hat. Auf deren Grundlage entfalteten sich die verschiedenen Religionen der Geschichte und Vorgeschichte. Blume betont besonders den Zusammenhang von Religion und Demographie, also den Einfluss religiöser Überzeugungen auf die Bereitschaft, Kinder zu haben und zu betreuen, eine evolutionär bedeutsame Wechselwirkung. (Der Beitrag verzichtet ausnahmsweise auf Fußnoten und Literaturliste; die erwähnten Werke sind im Text aufgeführt.) Umso reicher an Zitaten und Fußnoten ist der dritte Betrag von Jürgen Hübner. Er bietet einen Überblick über die naturwissenschaftlichen, psychologischen und theologischen Fragen, die sich mit der Idee verbinden, dass die menschliche Religiosität aus der Evolutionsgeschichte des Menschen hervorging. Wer Ansatzpunkte zu weiteren, eigenen Studien sucht, wird hier fündig. Der vierte Beitrag von Hansjörg Hemminger konzentriert sich auf die Frage, ob und wie ← 9 | 10 → die biologische Theorie der Evolution auf die kulturelle Evolution von Religion anwendbar ist. Biologistische Modelle erweisen sich als ebenso ungeeignet wie ein antimaterialistischer Dualismus von Natur und Geist. Eine der Komplexität der Prozesse angemessene, biologische Perspektive kann dagegen für den Schöpfungsglauben bereichernd sein.

Im fünften Beitrag geht Anna Beniermann einer anderen, fast gegenteiligen, Frage nach, nämlich wie sich religiöse Überzeugungen in Deutschland auf die Haltung zur Evolutionstheorie auswirken. Sie kommt auf der Grundlage ihrer Promotion zu dem statistisch belegten Ergebnis, dass eine religiöse Haltung und Vertrauen in die naturwissenschaftliche Evolutionstheorie negativ korreliert sind, mit einem deutlichen Schwerpunkt der Evolutionskritik im freikirchlichen Protestantismus. Insgesamt spielt ein religiöse begründeter Kreationismus in Deutschland allerdings nur eine geringe Rolle, verglichen z.B. mit den USA. Wie die evangelische Theologie mit der der Idee einer religiösen Evolution umgeht, erläutert Markus Mühling im sechsten Beitrag des Jahrbuchs. Er diskutiert diverse Engführungen naturwissenschaftlicher Forschungsansätze, die u.a. mit der Schwierigkeit zusammenhängen, ihren Gegenstand „Religion“ begrifflich zu fassen. Konkreter und fruchtbarer wird die theologische Diskussion dann, wenn sie sich auf den christlichen Glauben richtet. Schließlich führt der siebte Beitrag von Thorsten Dietz hinein in eine zeittypische kulturelle Verwertung der menschlichen Religionsgeschichte: Er schildert die vom Autor George R.R. Martin erdachten Religionen, die es in der Fantasy-Kultserie „Game of Thrones“ gibt und legt dar, wie sich in ihrer künstlerischen Gestaltung ein neuzeitliches Religionsverständnis und die entsprechende Religionskritik ausdrückt.

Allen Mitgliedern, Mitarbeitenden und Unterstützern der Karl-Heim-Gesellschaft sei herzlich für die Arbeit des vergangenen Jahres gedankt. Wie dringend es ist, den Dialog zwischen Naturwissenschaft und christlicher Theologie in sachlicher Nüchternheit und auf hohem, fachlichem Niveau weiter zu führen, lässt sich gerade am Thema dieses Jahrbuchs ablesen, dessen Anstöße und Anfragen uns weiter begleiten werden: Wie verhalten sich die naturwissenschaftlichen Ergebnisse zur Entstehung menschlicher Religion und die Frage nach der Wahrheit religiöser Überzeugungen zueinander? Ob und wie nimmt der christliche Glaube die Ergebnisse der Forschung auf? Vielen Dank für Ihre weitere Unterstützung!

Für die Herausgeber: Hansjörg Hemminger

im Mai 2019

Details

Seiten
112
Jahr
2019
ISBN (PDF)
9783631797945
ISBN (ePUB)
9783631797952
ISBN (MOBI)
9783631797969
ISBN (Hardcover)
9783631797938
DOI
10.3726/b15986
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (November)
Schlagworte
Anthropologie Game of Thrones Religionspsychologie Paläoanthropologie Religionssoziologie Religionsgeschichte
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2019. 112 S., 2 s/w Abb., 3 Graf.

Biographische Angaben

Ulrich Beuttler (Band-Herausgeber:in) Hansjörg Hemminger (Band-Herausgeber:in) Markus Mühling (Band-Herausgeber:in) Martin Rothgangel (Band-Herausgeber:in)

Ulrich Beuttler ist außerplanmäßiger Professor für Systematische Theologie in Erlangen und Pfarrer in Backnang. Hansjörg Hemminger ist habilitierter Verhaltensbiologe und Weltanschauungsbeauftragter der Ev. Kirche im Ruhestand. Markus Mühling ist Professor für Systematische Theologie an der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal. Martin Rothgangel ist Professor für Religionspädagogik in Wien.

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