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Bildliteralität im Übergang von Literatur und Film

Eine interdisziplinäre Aufgabe und Chance kompetenzorientierter Fachdidaktik

von Henriette Hoppe (Band-Herausgeber:in) Claudia Vorst (Band-Herausgeber:in) Christian Weißenburger (Band-Herausgeber:in)
©2017 Konferenzband 213 Seiten

Zusammenfassung

Obwohl sich der Film als Gegenstand im Deutschunterricht etabliert hat, stellt sich die Frage nach Unterrichtskonzepten stetig neu. Dieser Sammelband thematisiert die permanente Veränderung der Inhalte, die im Kontext der Ausprägung von Visual Literacy zu betrachten sind, und fragt nach den Potenzialen, die neue Medien und Formate durch ihre vielfältigen Bild-Text-Bezüge bergen.
Die Beiträge beantworten diese Fragen aus unterschiedlichen Perspektiven, von der Literaturdidaktik über die Filmwissenschaft bis hin zur Medienpädagogik. Der Band legt den Fokus auf die Verknüpfung von schulischer und außerschulischer Medienarbeit und diskutiert Anknüpfungsmöglichkeiten für den Deutschunterricht durch die außerschulische Medienarbeit im Kino oder an weiteren außerschulischen Lernorten sowie in anderen Fächern.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autoren-/Herausgeberangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Danksagung
  • Einleitung (Henriette Hoppe / Claudia Vorst / Christian Weißenburger)
  • I. Theoretische Überlegungen
  • Bildliteralität entwickeln – intertextuelle und transmediale Spurensuche (Claudia Vorst)
  • Wahrnehmen, Wissen, Handeln – Bild, Kunst und Sprache im Prozess der allgemeinen Bildung (Klaus Ripper)
  • Vom Stolpern und Stocken des Blicks: Aufbau von Visual Literacy durch Wahrnehmungserfahrungen an den Grenzen der populären Filmsprache (Florian Schultz-Pernice)
  • II. Didaktische Modellvorschläge
  • Lernen durch frühes Kino – Filmbildung im Unterricht (Christine Preuß)
  • Verbindung La Ciotat – Berlin. Stummfilme als Zugang zur ästhetischen Gestaltung einer aktuellen Kinderbuchverfilmung (Gerrit Althüser)
  • Lernort Kino: zwischen Events und Kompetenz. Chancen der lernbereichsintegrativen Filmarbeit in Schule und Hochschule (Christian Weißenburger)
  • III. Empirische Perspektiven
  • Die Arbeit der Kinderjury – Bilder wahrnehmen, versprachlichen und mitteilen (Henriette Hoppe)
  • Stop and Go – Videobasierte Beobachtungen zur Arbeit mit Boardstories im Literaturunterricht (Ricarda Freudenberg)
  • Lernen mit der Fresszelle. Bildhafte Analogien in Lernanimationen zum Aufbau reflexiver Wirklichkeitskonstrukte bei Grundschulkindern (Thomas Irion / Sarah Müller / Hanspeter Hauke)
  • Verzeichnis der Autorinnen und Autoren
  • Abbildungsverzeichnis
  • Reihenübersicht

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Danksagung

Der vorliegende Sammelband ist Ergebnis einer erfolgreichen Kooperation. Jedes Jahr verbindet das Thema Kinderfilm die Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd, das Kino „Turmtheater“ und das städtische Kulturbüro Schwäbisch Gmünd in einem mehrtägigen Projekt: dem Kinderkinofestival Kikife. Die pädagogischen und fachdidaktischen Filmprojekte, die unter maßgeblicher Beteiligung von Studierenden entstehen, werden von Tausenden von Schulkindern seit 24 Jahren mit Begeisterung quittiert. Ihre unverstellte Freude, ihre Aufregung beim Casting für den Kurzfilm und ihre Neugier beim Gespräch mit den eingeladenen Filmschaffenden sind für uns eine Quelle der Inspiration, ebenso wie die internationalen Kinderfilme des Wettbewerbs oder die eigenen Filmproduktionen von Schülerinnen und Schülern, ob Realkurzfilm oder Animationsfilm, die im Kontext des Festivals entstehen.

Diese laufenden oder auch die stehenden und erst in der Bildbearbeitung bewegten Bilder haben uns neugierig gemacht auf das, was wir zunächst in der Fachtagung Lernen mit stehenden und laufenden Bildern – Bildliteralität im Übergang von Literatur und Film als interdisziplinäre Aufgabe und Chance kompetenzorientierter Fachdidaktik vom 18. bis 19. März 2016 genauer ergründet haben. Die Ergebnisse der Tagung zur Bildliteralität werden im vorliegenden Sammelband gesichert.

Beides, Tagung und Buch, wurde aus Forschungsmitteln der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd gefördert, wofür wir uns herzlich bedanken.

Wir danken unseren Kooperationspartnern Walter Deininger von der Hawaraton Kino GmbH, Ralph Häcker als Leiter des Kulturbüros Schwäbisch Gmünd, Katrin Schmitt von der Agentur Achtender und allen helfenden Händen vor und während der Tagung. Hilfreiche Unterstützung leistete Samuel Ewert bei der redaktionellen Bearbeitung des Manuskripts.

Schwäbisch Gmünd, im März 2017

Henriette Hoppe, Claudia Vorst und Christian Weißenburger

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Henriette Hoppe, Claudia Vorst und Christian Weißenburger

Einleitung

Stehende und laufende Bilder haben neben schriftsprachlichen Texten ihren festen Platz im Deutschunterricht, ob beim Umgang mit Bilderbüchern und Kunstwerken oder bei der Filmanalyse. Dessen ungeachtet wurden stehende Bilder lange Zeit eher als (Lern-)Medium zur Entwicklung produktiver Schreibfähigkeiten denn als (Lese-)Gegenstand eigenen Stellenwertes betrachtet; der Entwicklung von Bildliteralität mit den Komponenten Bild-/ Sinnverständnis, Genuss und habitualisierter Ausdrucksfähigkeit sowie vielfältigen Bildkompetenzen (vgl. hierzu Lieber 2011, S. 2) wird erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit auch im Deutschunterricht hohe Bedeutung beigemessen (vgl. stellvertretend Publikationen von Abraham/Sowa 2012, 2016; Dehn 2007, 2014). Ähnliches gilt für die laufenden Bilder. Der Film als Medium im Literaturunterricht ist von der Deutschdidaktik in theoretischer Perspektive mittlerweile recht differenziert aufgegriffen worden (vgl. Abraham 2009; Kurwinkel/Schmerheim 2013), wiewohl das audiovisuelle Paradigma, so Frederking et al. (2012, S. 145ff.), in der Fläche noch nicht als hinreichend bearbeitet gelten kann und immer noch ein Desiderat der Unterrichtswirklichkeit darstellt.

Für stehende und für laufende Bilder stellt sich die Frage nach ihrer theoretischen Verortung einerseits wie auch zugehörigen Impulsen der fachdidaktischen Medienarbeit andererseits immer wieder neu. Verantwortlich dafür ist die permanente Veränderung der literarisch-medialen Gegenstände, die im Kontext der Ausprägung von Visual Literacy zu betrachten sind. Das wird zum Beispiel am vielfach ausdifferenzierten Medienverbund oder am postmodernen Bilderbuch mit neuartigen Bild-Text-Korrespondenzen deutlich. Dies gilt ebenso für digitale bildbasierte Medien, ob hybride Symmedien wie Computer, Smartphone und Tablet oder vergleichsweise neue Unterrichtsmedien wie die sog. Boardstories. Das Ausmaß der Veränderungen wird deutlich an theoretischen Begriffen wie der Medienkonvergenz und in deren Folge der Kulturkonvergenz (vgl. Jenkins 2009). Fast traditionell steht dem die Filmrezeption am außerschulischen Lernort Kino gegenüber, der von Schulen jedoch eher selten aufgesucht wird (obwohl gerade der gemeinsame Erlebnisrahmen Partizipationsangebote bereithält, die es in einer aktuellen Mediendidaktik zu fördern gälte): Filmdidaktik vollzieht sich vielfach an zweitvermarkteten Filmen, sprich: mit Hilfe von DVDs oder gar VHS-Kassetten aus dem schulischen Archiv. ← 9 | 10 →

Der vorliegende Band „Lernen mit stehenden und laufenden Bildern – Bildliteralität im Übergang von Literatur und Film als interdisziplinäre Aufgabe und Chance kompetenzorientierter Fachdidaktik“ geht folgenden zentralen Fragen nach:

Gesichert werden hiermit die Ergebnisse einer Fachtagung, die vom 18. bis 19. März 2016 im Kontext des 23. Internationalen Kinderkinofestivals Schwäbisch Gmünd stattfand. Im Rahmen dieses mehrtägigen Filmevents, das alljährlich gemeinsam von Kino, Pädagogischer Hochschule und der Stadt veranstaltet wird und das eng mit der literatur- und filmdidaktischen Ausbildung von Studierenden verzahnt ist, wird regelmäßig dem Lernen mit stehenden und laufenden Bildern Raum gegeben. Die Fachtagung griff dieses Anliegen aus wissenschaftlicher Perspektive auf und ging unter anderem der Frage nach, welche Anknüpfungsmöglichkeiten sich für den Deutschunterricht durch die Medienarbeit an außerschulischen Lernorten wie beispielsweise dem Kino oder in besonderen Lernzusammenhängen ergeben.

Ein weiterer Fokus wurde auf Möglichkeiten des Erwerbs von Visual Literacy gelegt, die bei der Rezeption und Produktion stehender Bilder ansetzen.

Zu den Beiträgen dieses Bandes

Drei theoretische Artikel stellen zu Beginn die stehenden und laufenden Bilder in Bilderbuch, Kunstwerk und Film in den Mittelpunkt und thematisieren die damit einhergehenden Wahrnehmungsprozesse, ferner interdisziplinär anschlussfähige Forschungsansätze und vielfältige Bildungschancen.

In „Bildliteralität entwickeln – intertextuelle und transmediale Spurensuche“ gibt CLAUDIA VORST einen Problemaufriss zum Thema Bilder in Kultur und (Deutsch-)Unterricht und stellt exemplarisch neue bildbasierte Medien vor, bevor Bildliteralität als zentrale Dimension literaturdidaktisch adaptiert und am Bilderbuch als propädeutischem Medium für den Erwerb von Bildkompetenz konkretisiert wird. Der Beitrag schließt mit einem Plädoyer für einen intertextuell ← 10 | 11 → und transmedial apostrophierten Literaturunterricht, der innere wie äußere Bilder zum Laufen bringt.

KLAUS RIPPER schildert in „Wahrnehmen, Wissen, Handeln – Bild, Kunst und Sprache im Prozess der allgemeinen Bildung“ unter Bezug auf Vorstellungsbilder einerseits, Bilder als materielle Präsenz in unterschiedlichen medialen Erscheinungsformen andererseits, welche Chancen für Bildungs- und Selbstbildungsprozesse die Schnittstelle zwischen Bild und Sprache bietet. Er stellt dar, dass ein für beide Domänen sensibler Umgang mit Bildern Bildungsprozesse zwischen basalem vorsprachlichem Wissenserwerb, funktionalistischen semiotischen Interpretationsstrategien und ästhetischer Erfahrung initiiert.

FLORIAN SCHULTZ-PERNICE bietet in „Vom Stolpern des Blicks. Aufbau von Visual Literacy durch Wahrnehmungserfahrungen an den Grenzen der populären Filmsprache“ zunächst unter Rekurs auf Semiotik, Neurobiologie und Filmpsychologie Antworten auf eine Frage an, die viele der hier versammelten Autor_innen benennen, nämlich warum uns Bilder so viel eingängiger erscheinen als beispielsweise Texte; der konstatierte Zusammenhang zwischen Filmsprache und natürlicher Wahrnehmung bietet ihm die Grundlage für weitere Überlegungen, inwiefern die Dimension der filmischen Dynamik didaktisch genutzt werden könnte, um Schüler_innen zur vertieften Wahrnehmung und Reflexion der Konventionalität der Filmsprache zu befähigen.

Mit jeweils unterschiedlichem Schwerpunkt reflektieren die nächsten drei Beiträge, welche die laufenden Bilder im Deutschunterricht und im Kino fokussieren, adäquate unterrichtliche und außerschulische Zugänge, wobei die Spannweite von historischen Schwarzweißfilmen bis zum Kinderfilm der Gegenwart reicht.

Für den Einsatz von schwarzweißen Stummfilmen im Kürzestformat und die damit verbundenen Irritationen der habitualisierten Filmrezeption plädiert CHRISTINE PREUSS in „Lernen durch frühes Kino – Filmbildung im Unterricht“. Sie legt überzeugend dar, dass bereits Grundschulkinder durch den Filmvergleich für komplexe Phänomene wie Kamerastandpunkt und Perspektive sensibilisiert werden können, und stützt sich dabei auf vielfältige Erfahrungen in Unterricht und Lehrerfortbildung.

Wie sie kombiniert auch GERRIT ALTHÜSER in „Verbindung La Ciotat – Berlin. Stummfilme als Zugang zur ästhetischen Gestaltung einer aktueller Kinderbuchverfilmung“ die ältere Filmgeschichte mit aktuellen filmdidaktischen Unterrichtsmethoden, zieht jedoch zusätzlich Slapstickkomödien der Stummfilmära zur Filmvermittlung heran, um die Wahrnehmung der Schüler_innen für die medienspezifischen Gestaltungsmittel zu schärfen, so dass sie anschließend auch aktuelle Literaturverfilmungen mit aufmerksamerem Blick rezipieren. ← 11 | 12 →

In seinem Beitrag „Lernort Kino: zwischen Events und Kompetenz. Chancen der lernbereichsintegrativen Filmarbeit in Schule und Hochschule“ stellt CHRISTIAN WEISSENBURGER projektorientierte Zugänge an der Schnittstelle zwischen Seminar und Schulklasse vor. Studierende betreiben praktische Filmarbeit, indem sie bei der Erstellung von Vorfilmen produktive Verfahren der Realfilm- und der Animationsfilmherstellung erproben oder aktuelle Kinderfilme an einem noch zu selten genutzten, hochmotivierenden Lernort vor Schulklassen anmoderieren, während Schülerreporter für die Dauer eines Kinderfilmfestivals ausgewählte journalistische Stilformen beim Interview mit Film-‚Prominenz‘ oder beim Schreiben von Filmrezensionen erwerben.

Details

Seiten
213
Jahr
2017
ISBN (PDF)
9783631724675
ISBN (ePUB)
9783631724682
ISBN (MOBI)
9783631724699
ISBN (Hardcover)
9783631724347
DOI
10.3726/b11549
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2017 (August)
Schlagworte
Mediendidaktik Deutsch Kunstpädagogik Medienpädagogik Kinderfilm Qualitative Unterrichtsforschung Außerschulische Lernorte
Erschienen
Frankfurt am Main, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2017. 213 S., 37 s/w Abb.

Biographische Angaben

Henriette Hoppe (Band-Herausgeber:in) Claudia Vorst (Band-Herausgeber:in) Christian Weißenburger (Band-Herausgeber:in)

Henriette Hoppe ist abgeordnete Oberstudienrätin im Institut für Sprache und Literatur an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd. Claudia Vorst ist Professorin für deutsche Literatur und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd. Christian Weißenburger ist Akademischer Oberrat im Institut für Sprache und Literatur an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd.

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