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Staatshaftung für das Vertrauen auf unionsrechtswidrige Gesetze

von Katharina Frantzen (Autor:in)
©2018 Dissertation 376 Seiten

Zusammenfassung

Anlass dieser Untersuchung ist ein obiter dictum des BVerfG im Honeywell-Beschluss: Kann der Bürger Ersatz eines Schadens vom Staat verlangen, der ihm daraus entstanden ist, dass er auf den rückwirkenden Bestand der Gesetzeslage vertraut und in diesem Vertrauen vermögenswirksame Dispositionen getätigt hat? Die Arbeit analysiert, in welchen Fallkonstellationen ein Vertrauensschaden aufgrund unionsrechtlicher Gebotenheit einer rückwirkenden Anpassung durch die Legislative und die Judikative entstehen kann. Insbesondere wird erörtert, ob eine Integration einer solchen Haftung für legislatives Unrecht in das nationale Staatshaftungssystem de lege lata oder de lege ferenda möglich ist und ob unionsrechtliche Wertungen einem mitgliedsstaatlichen Haftungsanspruch entgegenstehen.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Vorwort
  • Inhaltsübersicht
  • Inhaltsverzeichnis
  • Teil 1 Problemaufriss und Vertrauensschutz auf der Primärebene
  • Kapitel 1 Einführung und Eingrenzung
  • I. Haftung für legislatives Unrecht im neuen Gewand
  • 1. Wiedererwachen eines althergebrachten Disputes
  • 2. Präzisierung des Untersuchungsgegenstandes – Der Ausgangsfall Honeywell
  • a) Sachlage
  • b) Bemerkenswertes des obiter dictums
  • 3. Begrifflichkeiten
  • 4. Grundlegende Einschränkung des Untersuchungsgegenstandes
  • 5. Das „neue“ Gewand
  • a) Besonderheiten in Bezug auf die nationale Diskussion zum legislativen Unrecht
  • b) Unterschiede zur außervertraglichen Haftung der Mitgliedsstaaten
  • c) Mögliche Fallvarianten
  • aa) Grundprämisse der Anwendungsfälle
  • bb) Fallvarianten der mittelbaren Vorteilssituation
  • cc) Ausschluss von Unmittelbarkeitsfällen
  • dd) Grundfälle einer Kollision mit unmittelbar anwendbarem Unionsrecht
  • ee) Sonderfall der Teilunionsrechtswidrigkeit
  • ff) Schadenseintritt durch richterliche Auslegung
  • 6. Gang der Untersuchung
  • II. Verfassungsrechtliches Bedürfnis nach einem Vertrauensschutz für Gesetze
  • 1. Dogmatische Fundierung
  • 2. Bedeutung für die Rechtsordnung
  • Kapitel 2 Entstehung eines Vertrauensschadens
  • I. Die maßgebenden Rechtsinstitute des Unionsrechts
  • 1. Anwendungsvorrang und unionsrechtskonforme Auslegung
  • 2. Richtlinienkonforme Auslegung
  • a) Unterschied zum Anwendungsvorrang
  • b) Gebot der richtlinienkonformen Auslegung
  • II. Unmittelbare Anwendbarkeit als Auslöser einer rückwirkenden Gesetzesanpassung
  • 1. Grundsatz der unmittelbaren Anwendbarkeit
  • 2. Unmittelbare Anwendbarkeit im Zusammenhang mit Richtlinien
  • a) Direktwirkung
  • aa) Dogmatische Herleitung
  • bb) Beschränkungen
  • b) Genuine Anwendbarkeit
  • aa) Extension der Richtlinienwirkung
  • bb) Relevanz in der nationalen Rechtsprechung
  • c) Primärrechtskonkretisierende Richtlinien
  • aa) Die Kreation der Rechtsfigur
  • bb) Spezifische Bedeutung für die Vertrauenshaftung
  • III. Richtlinienkonforme Auslegung als Auslöser eines Vertrauensschadens
  • IV. Beispielsfälle aus der nationalen Rechtspraxis
  • 1. Zivilgerichtliche Entscheidungen
  • 2. Arbeitsgerichtliche Rechtsprechung
  • Kapitel 3 Nationaler Primärrechtsschutz
  • I. Rückwirkende Gesetzesanpassung durch die Legislative
  • 1. Das nationale Rückwirkungsverbot
  • a) „Echte“ Rückwirkung
  • b) „Unechte“ Rückwirkung
  • 2. Das Rückwirkungsverbot unter europäischem Einfluss
  • a) Kollision mit unmittelbar anwendbarem Unionsrecht
  • b) Rückwirkende Gesetze zur Umsetzung von Richtlinien
  • c) Rückwirkende klarstellende Gesetze zur Richtlinienumsetzung
  • 3. Fazit
  • II. Gesetzesanpassung durch die Judikative
  • 1. Spezifische Problematik
  • 2. Grenzen der richtlinienkonformen Auslegung
  • a) Überblick
  • b) Schranken aus dem nationalen Recht
  • aa) Verfassungsrechtliche Vorgaben
  • bb) Grenzen nationaler Methodenlehre
  • (1) Wortlaut und Wille des Gesetzgebers als inhaltliche Beschränkung
  • (a) Dogmatische Grundlagen
  • (b) Rechtsprechung des BGH zum Willen des Gesetzgebers
  • (aa) Ausgangslage
  • (bb) Der generelle Umsetzungswille
  • (cc) Kritische Würdigung
  • (c) Zwischenfazit
  • (d) Teleologische Reduktion auf Null als absolute Grenze
  • (e) Schutzwürdigkeit des Vertrauens
  • (2) Grenzen in zeitlicher Hinsicht
  • (a) Retroperspektivische Wirkung der Rechtsprechung
  • (b) Standpunkt des Bundesverfassungsgerichts
  • (c) Kritische Auseinandersetzung
  • (aa) Das Vertrauen
  • (bb) Zerstörung des Vertrauens
  • (d) Zwischenfazit
  • (e) Umfassende Monopolstellung des EuGH bzgl. einer zeitlichen Begrenzung
  • (aa) Dogmatische Grundlagen
  • (bb) Kontroverse in der nationalen Judikative
  • (cc) Kritische Analyse und Würdigung
  • (f) Gesamtbetrachtung
  • c) Schranken aus dem Unionsrecht
  • aa) Allgemeines Prinzip der Rechtssicherheit und des Vertrauensschutzes
  • (1) Verwandtschaft mit der horizontalen Direktwirkung
  • (2) Vertrauensschutz
  • bb) Vorbehalt des (Umsetzungs-)Gesetzes
  • cc) Transparenzgebot
  • dd) Fazit
  • d) Gesamtresümee zu den Grenzen richtlinienkonformer Auslegung
  • Kapitel 4 Erforderlichkeit einer Vertrauenshaftung
  • I. Allgemeines Bedürfnis
  • II. Das Gesetz als besonderer Vertrauenstatbestand
  • 1. Charakter des Gesetzes
  • 2. Bedeutung des Gesetzesvertrauens für die freiheitliche Grundordnung
  • 3. Das Gesetz als objektiver Vertrauenstatbestand
  • 4. Konkreter Anknüpfungspunkt des Gesetzesvertrauens
  • 5. Objektives Gesetzesvertrauen im unional determinierten Rechtsraum
  • 6. Zwischenfazit
  • III. Ersatzfähiges Vertrauen bei Unanwendbarkeit des Gesetzes
  • 1. Erkennbarkeit als restriktives Kriterium
  • 2. Mögliche Zwangslage
  • 3. Intention der Norm
  • 4. Zwischenfazit und Erkenntnisse für den Fall Honeywell
  • IV. Spezifische Notwendigkeit und Resümee
  • Kapitel 5 Anknüpfungspunkt der Haftung
  • I. Das haftungsauslösende Verhalten
  • 1. Zwei mögliche Anknüpfungspunkte bei unmittelbar anwendbarem Unionsrecht
  • 2. Anknüpfungspunkt im Zusammenhang mit Richtlinien ohne Direktwirkung
  • II. Kategorisierung des Verhaltens
  • 1. Erlass eines unionsrechtswidrigen Gesetzes oder unterlassene Aufhebung
  • 2. Aufhebung des Gesetzes
  • 3. Zwischenfazit
  • III. Maßgeblicher Anknüpfungspunkt und Folgen für die Einordnung de lege lata
  • Teil 2 Integration in das nationale Haftungssystem
  • Kapitel 6 Der Amtshaftungsanspruch
  • I. Das Haftungsinstitut
  • II. Tatbestandliche Voraussetzungen
  • 1. In Ausübung eines anvertrauten öffentlichen Amtes
  • 2. Amtspflichtverletzung
  • a) Allgemeine Anforderungen
  • b) Amtspflichtverletzung bei anfänglicher Unionsrechtswidrigkeit
  • c) Amtspflichtverletzung bei später eintretender Unionsrechtswidrigkeit
  • d) Sonderproblem: Unterlassen als Anknüpfung
  • e) Sonderproblem: Teilrechtswidrigkeit
  • f) Amtspflichtverletzung durch fehlerhafte Umsetzung von Richtlinien
  • aa) Spezifika der Richtlinie
  • bb) Transparenzgebot
  • cc) Fehlerhafte Richtlinienumsetzung und Unterlassen
  • dd) Verfassungsrechtliche Anknüpfung
  • ee) Sonderfall Erlass richtlinienwidriger Gesetze
  • g) Ergebnis
  • 3. Drittgerichtetheit der Amtspflicht
  • a) Allgemeine Anforderungen
  • b) Besonderheiten des legislativen Unrechts
  • aa) Tradierter Standpunkt der Rechtsprechung und älteren Literatur
  • bb) Kritische Würdigung
  • (1) Verfehlter Anknüpfungspunkt
  • (2) Begründung anhand einer Grundrechtsverletzung
  • (3) Weitere Inkonsequenzen der Rechtsprechung
  • (a) Vergleich mit rechtswidrigen Bebauungsplänen
  • (b) Vergleich mit administrativem Unrecht
  • cc) Fazit
  • c) Besonderheiten des Unionsrechtsbezuges
  • aa) Nationale Begründung des Drittbezuges
  • (1) Grundrechte in Verbindung mit dem Grundsatz des Vertrauensschutzes
  • (2) Alternative Ansätze
  • bb) Herleitung der Drittgerichtetheit aus dem Unionsrecht
  • cc) Zwischenergebnis
  • dd) Sonderproblem: Unterlassen
  • d) Fazit
  • 4. Verschulden
  • a) Allgemeine Anforderungen
  • b) Spezifische Besonderheiten einer Legislativhaftung
  • c) Beeinflussung durch das Unionsrecht
  • aa) Erlass/Nichtaufhebung eines unionsrechtswidrigen Gesetzes
  • bb) Fehlerhafte Richtlinienumsetzung
  • d) Fazit
  • 5. Kausalität
  • a) Allgemeine Anforderungen
  • b) Der Rechtswidrigkeitszusammenhang
  • c) Fazit
  • 6. Schaden
  • 7. Ausschlusstatbestände
  • a) § 839 Abs. 3 BGB
  • aa) Rechtsmitteleinlegung bei national verfassungswidrigen Gesetzen
  • bb) Unionsrechtliche Besonderheiten
  • cc) Fazit
  • b) Mitverschulden
  • III. Gesamtergebnis zum Amtshaftungsanspruch
  • Kapitel 7 Ansprüche aus dem Aufopferungsgedanken
  • I. Der enteignungsgleiche Eingriff
  • II. Ausgangspunkt der Rechtsprechung des BGH
  • III. Tatbestandliche Voraussetzungen des Institutes
  • 1. Geschützte Rechtspositionen
  • a) Allgemeine Anforderungen
  • b) Eingriff in eine von Art. 14 GG geschützte Rechtsposition
  • aa) Eingerichteter und ausgeübter Gewerbebetrieb
  • bb) Schutz des Vermögens
  • cc) Ersatzfähiger Schaden im Fall Honeywell
  • dd) Zwischenfazit
  • 2. Rechtswidriger Eingriff des Staates in die geschützte Rechtsposition
  • a) Allgemeine Bedenken
  • b) Sonderproblem: Unterlassen
  • 3. Unmittelbarkeit
  • a) Allgemeine Anforderungen
  • b) Besonderheiten bei unionsrechtswidrigen Gesetzen
  • 4. Sonderopfer
  • a) Das Kriterium
  • b) Sonderopfer bei administrativem Unrecht
  • c) Sonderopfer bei legislativem Unrecht
  • d) Grundlegende Kritik am Merkmal des Sonderopfers bei legislativem Unrecht
  • e) Fazit
  • IV. Ergebnis für den enteignungsgleichen Eingriff
  • Kapitel 8 Allgemeine Argumentation gegen eine Haftung für legislatives Unrecht
  • I. § 79 Abs. 2 BVerfGG
  • II. Zulässigkeit einer Rechtsfortbildung und grundlegende Bedenken
  • 1. Analyse und kritische Würdigung
  • 2. Fazit
  • Kapitel 9 Haftung de lege ferenda
  • Teil 3 Integration in bestehende unionale Ansprüche und unionsrechtliche Zulässigkeit einer nationalen Haftung de lege ferenda
  • Kapitel 10 Integration in die außervertragliche Haftung der Mitgliedsstaaten
  • I. Richterrechtliche Entwicklung des Institutes
  • II. Dogmatische Grundlagen
  • 1. Begründungsansätze des EuGH
  • 2. Weitere Begründungsansätze in der Literatur
  • III. Tatbestandliche Voraussetzungen
  • 1. Verstoß gegen individualschützendes Unionsrecht
  • a) Allgemeine Anforderungen
  • b) Übertragbarkeit auf die Vertrauenshaftung
  • 2. Qualifizierter Rechtsverstoß
  • a) Allgemeine Anforderungen
  • b) Formelle Gesetze als tatbestandliche Handlung
  • c) Übertragbarkeit auf die Vertrauenshaftung
  • 3. Kausalität
  • a) Allgemeine Anforderungen
  • b) Übertragbarkeit auf die Vertrauenshaftung
  • 4. Schaden
  • IV. Fazit zur Integration in bestehende unionsrechtliche Haftungsinstitute
  • Kapitel 11 Vereinbarkeit einer nationalen Haftung mit dem Unionsrecht
  • I. Beschränkungen der Entscheidungswirkungen
  • 1. Spruchpraxis des EuGH
  • a) Grundsätzliche ex-tunc Wirkung
  • b) Monopolstellung des EuGH
  • 2. Voraussetzungen im Einzelnen
  • a) Auslegungsentscheidungen
  • b) Unwirksamkeitsentscheidungen
  • 3. Berücksichtigung des Vertrauensschutzes durch den EuGH
  • a) Problemaufriss
  • b) Vergleich der Berücksichtigung von Vertrauen
  • aa) Objektivierter guter Glaube
  • bb) Veranlassung durch Verhalten von Unionsorganen
  • cc) Wirtschaftliche Auswirkungen
  • dd) Zwischenfazit
  • c) Unterschiedliche Abwägungsgesichtspunkte
  • 4. Fazit
  • II. Vereinbarkeit mit den Grundsätzen des Primärrechts
  • 1. Regeln oder Prinzipien
  • 2. Einzelne Unionsrechtsgrundsätze
  • a) Unionstreue
  • aa) Wesen und Funktion
  • bb) Verbot einer Vertrauenshaftung
  • (1) Kollision mit dem Anwendungsvorrang
  • (2) Kollision mit spezifischen Wertungen des gemeinsamen Binnenmarktes
  • (a) Art. 107 ff. AEUV
  • (aa) Gewährung von nationalem Vertrauensschutz bei der Rückforderung
  • (bb) Wertende Identität von Ersatzleistung und primärrechtlich gebotenem Verhalten
  • (cc) Ausnahmekonstellationen
  • (dd) Fazit
  • (b) Unionsbeihilfen am Beispiel der Agrarsubventionen
  • (c) Kartellrecht
  • (3) Kollision mit der primärrechtlichen Wertung
  • (4) Ergebnis
  • cc) Gebot einer Vertrauenshaftung
  • (1) Die vertraglichen Handlungsverpflichtungen
  • (2) Eigenständigkeit der Handlungsverpflichtung
  • (3) Konkrete Pflicht zur Etablierung einer Vertrauenshaftung
  • (a) Obliegenheit zur Folgenbeseitigung
  • (b) Obliegenheit zur Sanktion
  • (c) Obliegenheit eines effektiven Rechtsschutzes
  • (4) Fazit
  • b) Individualrechtsschutz
  • aa) Das Prinzip
  • bb) Verpflichtung zur Einrichtung eines neuen Rechtsbehelfs
  • cc) Eigenständige Bedeutung gegenüber der Effektivierung
  • dd) Subjektivrechtliche Rechtsposition
  • ee) Fazit
  • c) Effet Utile
  • aa) Der Grundsatz
  • bb) Verständnis als Auslegungsregel
  • cc) Verständnis als Begründungsansatz
  • dd) Eigenständige Bedeutung gegenüber der Unionstreue
  • ee) Fazit
  • d) Äquivalenzgrundsatz
  • e) Grundsatz der Rechtssicherheit und des Vertrauensschutzes
  • aa) Allgemeiner Rechtsgrundsatz
  • bb) Unionsrechtliche Voraussetzungen
  • cc) Ausprägung des Rückwirkungsverbotes
  • (1) „Echte“ Rückwirkung
  • (2) Sofortwirkung
  • dd) Fazit
  • 3. Gesamtergebnis bezüglich der Vereinbarkeit mit unionsrechtlichen Wertungen
  • Teil 4 Abschließende Gesamtbetrachtung
  • Literaturverzeichnis

Katharina Isabelle Frantzen

Staatshaftung für das Vertrauen auf unionsrechtswidrige Gesetze

Autorenangaben

Katharina Isabelle Frantzen hat Rechtswissenschaften an der HHU Düsseldorf studiert und war nach Abschluss des Ersten Staatsexamens wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Rechtstheorie und Rechtssoziologie von Prof. Dr. Martin Morlok an der HHU Düsseldorf.

Über das Buch

Anlass dieser Untersuchung ist ein obiter dictum des BVerfG im Honeywell-Beschluss: Kann der Bürger Ersatz eines Schadens vom Staat verlangen, der ihm daraus entstanden ist, dass er auf den rückwirkenden Bestand der Gesetzeslage vertraut und in diesem Vertrauen vermögenswirksame Dispositionen getätigt hat? Die Arbeit analysiert, in welchen Fallkonstellationen ein Vertrauensschaden aufgrund unionsrechtlicher Gebotenheit einer rückwirkenden Anpassung durch die Legislative und die Judikative entstehen kann. Insbesondere wird erörtert, ob eine Integration einer solchen Haftung für legislatives Unrecht in das nationale Staatshaftungssystem de lege lata oder de lege ferenda möglich ist und ob unionsrechtliche Wertungen einem mitgliedsstaatlichen Haftungsanspruch entgegenstehen.

Zitierfähigkeit des eBooks

Diese Ausgabe des eBooks ist zitierfähig. Dazu wurden der Beginn und das Ende einer Seite gekennzeichnet. Sollte eine neue Seite genau in einem Wort beginnen, erfolgt diese Kennzeichnung auch exakt an dieser Stelle, so dass ein Wort durch diese Darstellung getrennt sein kann.

Vorwort

Die vorliegende Untersuchung wurde von der juristischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf im Oktober 2016 als Dissertation angenommen. Literatur und Rechtsprechung konnten bis einschließlich März 2016 berücksichtigt werden.

Ich möchte all jenen danken, die durch ihre fachliche und persönliche Unterstützung während der dreieinhalbjährigen Entstehungszeit zum Gelingen dieser Dissertation beigetragen haben.

Mein besonderer Dank gilt zunächst meinem Doktorvater Herrn Prof. Dr. Martin Morlok. Er hat mich nicht nur bei meinem Promotionsvorhaben in stets kluger und freundlicher Weise betreut und gefördert, sondern er gab mir in meiner Zeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin an seinem Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Rechtstheorie und Rechtssoziologie auch die Möglichkeit sehr viel fachlich und persönlich von ihm zu lernen. Für seine uneingeschränkte Unterstützung bei allen meinen Projekten bin ich ihm außerordentlich dankbar.

Ebenfalls herzlich bedanken möchte ich mich bei Frau Prof. Dr. Charlotte Kreuter-Kirchhof für die freundliche Übernahme des Zweitgutachtens und die zahlreichen Anregungen zur Arbeit sowie bei Herrn Prof. Dr. Horst Schlehofer für sein Mitwirken in der Prüfungskommission.

Bedanken möchte ich mich auch bei Herrn Prof. Dr. Heiko Sauer, der mich in meiner Idee zu dieser Arbeit bestärkt hat.

Ein herzlicher Dank gebührt weiterhin meinen Kollegen und Freunden, durch die ich meine Promotions- und Lehrstuhlzeit in schöner Erinnerung behalten werde. Meinen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen am Lehrstuhl danke ich für die gute Zusammenarbeit. Insbesondere Duygu Dişçi, Moritz Kalb, Dr. Sebastian Roßner und Sebastian Ziehm haben durch ihre konstruktiven Anmerkungen und Hinweise sowie nicht zuletzt ihre jederzeitige Diskussionsbereitschaft und stetige Motivation ganz entscheidend zum Gelingen meiner Arbeit beigetragen.

Ferner möchte ich allen danken, die sich durch sorgfältiges Korrekturlesen um diese Arbeit verdient gemacht haben.

Großen Dank schulde ich außerdem meinen Eltern, Rainer und Denise Frantzen, die mir die juristische Ausbildung ermöglicht und mich bei der Anfertigung meiner Doktorarbeit stets uneingeschränkt unterstützt haben. Danksagen möchte ich auch meinem Großvater, Reiner Welberts, dessen großzügige Unterstützung es mir ermöglicht hat, mich vollumfänglich meiner Untersuchung zu widmen und diese Arbeit zu veröffentlichen.

Düsseldorf, im April 2018 Katharina Frantzen

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Inhaltsübersicht

Teil 1 Problemaufriss und Vertrauensschutz auf der Primärebene

Kapitel 1 Einführung und Eingrenzung

I. Haftung für legislatives Unrecht im neuen Gewand

1. Wiedererwachen eines althergebrachten Disputes

2. Präzisierung des Untersuchungsgegenstandes – Der Ausgangsfall Honeywell

a) Sachlage

b) Bemerkenswertes des obiter dictums

3. Begrifflichkeiten

4. Grundlegende Einschränkung des Untersuchungsgegenstandes

5. Das „neue“ Gewand

a) Besonderheiten in Bezug auf die nationale Diskussion zum legislativen Unrecht

b) Unterschiede zur außervertraglichen Haftung der Mitgliedsstaaten

c) Mögliche Fallvarianten

6. Gang der Untersuchung

II. Verfassungsrechtliches Bedürfnis nach einem Vertrauensschutz für Gesetze

1. Dogmatische Fundierung

2. Bedeutung für die Rechtsordnung

Kapitel 2 Entstehung eines Vertrauensschadens

I. Die maßgebenden Rechtsinstitute des Unionsrechts

1. Anwendungsvorrang und unionsrechtskonforme Auslegung

2. Richtlinienkonforme Auslegung

a) Unterschied zum Anwendungsvorrang

b) Gebot der richtlinienkonformen Auslegung

II. Unmittelbare Anwendbarkeit als Auslöser einer rückwirkenden Gesetzesanpassung

1. Grundsatz der unmittelbaren Anwendbarkeit←7 | 8→

2. Unmittelbare Anwendbarkeit im Zusammenhang mit Richtlinien

a) Direktwirkung

b) Genuine Anwendbarkeit

c) Primärrechtskonkretisierende Richtlinien

III. Richtlinienkonforme Auslegung als Auslöser eines Vertrauensschadens

IV. Beispielsfälle aus der nationalen Rechtspraxis

1. Zivilgerichtliche Entscheidungen

2. Arbeitsgerichtliche Rechtsprechung

Kapitel 3 Nationaler Primärrechtsschutz

I. Rückwirkende Gesetzesanpassung durch die Legislative

1. Das nationale Rückwirkungsverbot

a) „Echte“ Rückwirkung

b) „Unechte“ Rückwirkung

2. Das Rückwirkungsverbot unter europäischem Einfluss

a) Kollision mit unmittelbar anwendbarem Unionsrecht

b) Rückwirkende Gesetze zur Umsetzung von Richtlinien

c) Rückwirkende klarstellende Gesetze zur Richtlinienumsetzung

3. Fazit

II. Gesetzesanpassung durch die Judikative

1. Spezifische Problematik

2. Grenzen der richtlinienkonformen Auslegung

a) Überblick

b) Schranken aus dem nationalen Recht

c) Schranken aus dem Unionsrecht

d) Gesamtresümee zu den Grenzen richtlinienkonformer Auslegung

Kapitel 4 Erforderlichkeit einer Vertrauenshaftung

I. Allgemeines Bedürfnis

II. Das Gesetz als besonderer Vertrauenstatbestand

1. Charakter des Gesetzes

2. Bedeutung des Gesetzesvertrauens für die freiheitliche Grundordnung←8 | 9→

3. Das Gesetz als objektiver Vertrauenstatbestand

4. Konkreter Anknüpfungspunkt des Gesetzesvertrauens

5. Objektives Gesetzesvertrauen im unional determinierten Rechtsraum

6. Zwischenfazit

III. Ersatzfähiges Vertrauen bei Unanwendbarkeit des Gesetzes

1. Erkennbarkeit als restriktives Kriterium

2. Mögliche Zwangslage

3. Intention der Norm

4. Zwischenfazit und Erkenntnisse für den Fall Honeywell

IV. Spezifische Notwendigkeit und Resümee

Kapitel 5 Anknüpfungspunkt der Haftung

I. Das haftungsauslösende Verhalten

1. Zwei mögliche Anknüpfungspunkte bei unmittelbar anwendbarem Unionsrecht

2. Anknüpfungspunkt im Zusammenhang mit Richtlinien ohne Direktwirkung

II. Kategorisierung des Verhaltens

1. Erlass eines unionsrechtswidrigen Gesetzes oder unterlassene Aufhebung

2. Aufhebung des Gesetzes

3. Zwischenfazit

III. Maßgeblicher Anknüpfungspunkt und Folgen für die Einordnung de lege lata

Teil 2 Integration in das nationale Haftungssystem

Kapitel 6 Der Amtshaftungsanspruch

I. Das Haftungsinstitut

II. Tatbestandliche Voraussetzungen

1. In Ausübung eines anvertrauten öffentlichen Amtes

2. Amtspflichtverletzung

a) Allgemeine Anforderungen

b) Amtspflichtverletzung bei anfänglicher Unionsrechtswidrigkeit←9 | 10→

c) Amtspflichtverletzung bei später eintretender Unionsrechtswidrigkeit

d) Sonderproblem: Unterlassen als Anknüpfung

e) Sonderproblem: Teilrechtswidrigkeit

f) Amtspflichtverletzung durch fehlerhafte Umsetzung von Richtlinien

g) Ergebnis

3. Drittgerichtetheit der Amtspflicht

a) Allgemeine Anforderungen

b) Besonderheiten des legislativen Unrechts

c) Besonderheiten des Unionsrechtsbezuges

d) Fazit

4. Verschulden

a) Allgemeine Anforderungen

b) Spezifische Besonderheiten einer Legislativhaftung

c) Beeinflussung durch das Unionsrecht

d) Fazit

5. Kausalität

a) Allgemeine Anforderungen

b) Der Rechtswidrigkeitszusammenhang

c) Fazit

6. Schaden

7. Ausschlusstatbestände

a) § 839 Abs. 3 BGB

b) Mitverschulden

III. Gesamtergebnis zum Amtshaftungsanspruch

Kapitel 7 Ansprüche aus dem Aufopferungsgedanken

I. Der enteignungsgleiche Eingriff

II. Ausgangspunkt der Rechtsprechung des BGH

III. Tatbestandliche Voraussetzungen des Institutes

1. Geschützte Rechtspositionen

a) Allgemeine Anforderungen

b) Eingriff in eine von Art. 14 GG geschützte Rechtsposition

2. Rechtswidriger Eingriff des Staates in die geschützte Rechtsposition

a) Allgemeine Bedenken

b) Sonderproblem: Unterlassen←10 | 11→

3. Unmittelbarkeit

a) Allgemeine Anforderungen

b) Besonderheiten bei unionsrechtswidrigen Gesetzen

4. Sonderopfer

a) Das Kriterium

b) Sonderopfer bei administrativem Unrecht

c) Sonderopfer bei legislativem Unrecht

d) Grundlegende Kritik am Merkmal des Sonderopfers bei legislativem Unrecht

e) Fazit

IV. Ergebnis für den enteignungsgleichen Eingriff

Kapitel 8 Allgemeine Argumentation gegen eine Haftung für legislatives Unrecht

I. § 79 Abs. 2 BVerfGG

Details

Seiten
376
Jahr
2018
ISBN (PDF)
9783631766248
ISBN (ePUB)
9783631766255
ISBN (MOBI)
9783631766262
ISBN (Paperback)
9783631766231
DOI
10.3726/b14592
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2018 (November)
Schlagworte
Legislatives Unrecht Europarecht Honeywell-Beschluss Rückwirkung Vertrauensschutz
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien. 2018. 376 S.

Biographische Angaben

Katharina Frantzen (Autor:in)

Katharina Isabelle Frantzen hat Rechtswissenschaften an der HHU Düsseldorf studiert und war nach Abschluss des Ersten Staatsexamens wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Rechtstheorie und Rechtssoziologie von Prof. Dr. Martin Morlok an der HHU Düsseldorf.

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