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Zbigniew Herbert und Österreich

von Przemysław Chojnowski (Band-Herausgeber:in)
©2020 Sammelband 130 Seiten
Reihe: Wechselwirkungen, Band 23

Zusammenfassung

Es besteht kein Zweifel darüber, dass die internationale Karriere Zbigniew Herberts Mitte der 1960er Jahre in Österreich begann. Die Idee des vorliegenden Buches entstand im Rahmen des literarischen Abends «Auf den Spuren von Zbigniew Herbert in Österreich» der am Vorabend des in Polen begangenen Zbigniew-Herbert-Jahres 2018 in Wien stattfand. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand der österreichische Kontext im Werk des polnischen Autors (1924–1998), dessen Familie aus England stammend über Wien in die Hauptstadt Galiziens Lemberg kam. Der Band widmet sich ausgewählten Texten Herberts und geht auf zum Teil wenig bekannte Fakten aus der Biographie des Lyrikers und Essayisten ein, die dessen enge Verbindungen zu Österreich belegen.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Title Page
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Danksagung
  • Inhaltsverzeichnis
  • EINLEITUNG: Auf den Spuren von Zbigniew Herbert in Österreich
  • Alois Woldan: Meine Erfahrungen als Übersetzer von Zbigniew Herbert
  • Andrzej Franaszek: Sein Engel. Über die Beziehung zu Angelika Hauff-Nagl
  • Małgorzata Bogaczyk-Vormayr: „Die Glocke der Erinnerung“: Zbigniew Herbert und Jean Améry
  • Przemysław Chojnowski: „Sie sind der spiritus movens von dieser erfreulichen Tatsache.“
  • Henryk Citko: Wichtige Treffen. Zeittafel der Aufenthalte Herberts in Österreich
  • ANHANG: BILDMATERIAL UND TEXTE
  • Zeichnungen und Fotografien
  • „Wiener Gedichte“
  • Rede zum Internationalen Lenau-Preis, 25. Oktober 1965
  • „Ein Wiener Journalist …“, 29. Oktober 1965
  • „Dankworte …“ anlässlich der Verleihung des Herder-Preises, 3. Mai 1973
  • Stimmen der österreichischen Literaturkritik
  • Verzeichnis der Autorinnen und Autoren

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EINLEITUNG

Auf den Spuren von Zbigniew Herbert
in Österreich

Die Idee, das vorliegende Buch Herbert und Österreich herauszugeben, geht auf eine Veranstaltung zurück, die am Polnischen Institut Wien am 21. November 2017 stattfand. Am Vorabend des in Polen begangenen Zbigniew-Herbert-Jahres 2018 wurde der literarische Abend „Auf den Spuren von Zbigniew Herbert in Österreich“ organisiert. Im Rahmen der Veranstaltung wurde der österreichische Kontext im Werk des polnischen Autors (1924–1998), dessen Familie aus England stammend über Wien in die Hauptstadt Galiziens Lemberg kam, thematisiert.

Der vorliegende Band widmet sich einigen Texten Herberts und geht auf ausgewählte, wenig bekannte Fakten aus der Biographie des Lyrikers und Essayisten ein, die dessen enge Verbindungen zu Österreich belegen. Die hier versammelten Beiträge gehen teils auf die erwähnte Veranstaltung zurück und wurden zum anderen um weitere Untersuchungen ergänzt, um einen breiteren Einblick in die behandelte Thematik zu geben. Darüber hinaus nimmt das Buch zum ersten Mal auf die Rolle Wiens in der internationalen Karriere von Zbigniew Herbert Bezug.

Herberts Gedichte wurden auch in Österreich ins Deutsche übersetzt, was der Beitrag von Alois Woldan zeigt, dessen Herbert-Übersetzungen in diesem Band vorgestellt werden. Einige von ihnen sind bereits in den 1990er Jahren im Druck erschienen. Als Grundlage für die Übertragungen dienten die beiden vorletzten Gedichtbände Herberts – Elegia na odejście/Elegie auf den Fortgang (Paris 1990) und Rovigo/Rovigo (Wrocław 1992), aus denen folgende Texte übersetzt wurden: „Orwells Fotoalbum“, „Lebenslauf“, „Mademoiselle Corday“, „Rovigo“, „Vermutungen zum Thema ‚Barrabas‘ “, „Kleines Herz“, „Landschaft“, „Livius und seine Wandlungen“, „Bitte“, „Heraldische Überlegungen des Herrn Cogito“. Diese Texte geben nicht nur einen Einblick in das Spätwerk des polnischen Lyrikers, sie können auch zu Übersetzungsvergleichen mit bereits bestehenden deutschen Übersetzungen dieser Gedichte anregen.

Der Herbert-Forscher Andrzej Franaszek konzentriert sich in seinem Beitrag auf eine Station in der Biographie Herberts, und zwar auf dessen ersten längeren Aufenthalt in Wien, der mit der Verleihung des Internationalen Lenau-Preises im Oktober 1965 verbunden ist. In seinen Ausführungen beschäftigt sich Franaszek mit der Beziehung des Dichters zu Angelika Hauff-Nagl, ←11 | 12→Burgtheaterschauspielerin und Studentin von Max Reinhardt. Die Geschichte dieser Freundschaft beleuchtet die Entstehung des Gedichtes „Dlaczego klasycy“/„Warum Klassiker“, das der Schauspielerin gewidmet ist.

Die Philosophin Małgorzata Bogaczyk-Vormayr greift das Thema der Begegnung Zbigniew Herberts mit Jean Améry auf, die ihren poetischen Ausdruck im Gedicht „Z nienapisanej teorii snów“/„Aus einer ungeschriebenen Theorie der Träume“ fand. Bogaczyk-Vormayr weist darauf hin, wie sehr sich Herbert mit dem Denken und der Erinnerungsarbeit des österreichischen Schriftstellers und KZ-Häftlings auseinandersetzte. Für Améry war die Folter die Essenz des Dritten Reiches. In seinem Essayband Jenseits von Schuld und Sühne. Bewältigungsversuche eines Überwältigten (München 1966) vertrat er die Meinung, dass jeder, der jemals gefoltert wurde, immer gefoltert bleibe, ohne das grundlegende Vertrauen in die Welt zurückzugewinnen.

Herberts Zusammentreffen mit Améry wäre ohne den mit ihm befreundeten Wolfgang Kraus nicht möglich gewesen. Kraus, Gründer und Leiter der Österreichischen Gesellschaft für Literatur, der für die Presse in Österreich und Deutschland über Herberts deutschsprachige Bücher schrieb, hielt Anfang der 1970er Jahre den polnischen Autor – neben Wystan Hugh Auden – für den bedeutendsten lebenden Lyriker.1 Kraus’ Beitrag zur literarischen Karriere des polnischen Dichters außerhalb von Polen ist der Aufsatz des Herausgebers dieses Bandes gewidmet. Hierbei wird auf den kulturpolitischen Charakter des Internationalen Lenau-Preises sowie auf die Rolle der Österreichischen Gesellschaft für Literatur bei der Etablierung Herberts im deutschsprachigen Literaturbetrieb eingegangen.

Henryk Citko, Forscher und Verwalter des Zbigniew Herbert Archivs in Warschau, stellt in seinem Beitrag eine Zeittafel der Aufenthalte Herberts in Österreich zusammen. Er verzeichnet alle für den Schriftsteller wichtigen Begegnungen, seine Dichterlesungen und Reisen in verschiedene Regionen des Landes. Die Zeittafel umfasst auch Orte und Veranstaltungen, welche der Autor in den Jahren 1958 bis 1980 besuchte, und informiert über Herberts Präsenz im österreichischen Rundfunk und Fernsehen. Der Beitrag gibt darüber hinaus einen Überblick über Herberts Freundeskreis, zu dem in Wien außer den bereits erwähnten Angelika Hauff-Nagl und Wolfgang Kraus auch Franz Theodor Csokor, der damalige Präsident des österreichischen P.E.N.-Clubs, gehörte.

Details

Seiten
130
Jahr
2020
ISBN (PDF)
9783631797303
ISBN (ePUB)
9783631797310
ISBN (MOBI)
9783631797327
ISBN (Hardcover)
9783631771839
DOI
10.3726/b15946
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (November)
Schlagworte
Polnische Literatur Lyrikübersetzung Biographie Österreich Wolfgang Kraus ÖGfL Rezeption Jean Améry Angelika Hauff-Nagl
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2020., 130 S., 18 farb. Abb., 14 s/w Abb.

Biographische Angaben

Przemysław Chojnowski (Band-Herausgeber:in)

Przemysław Chojnowski ist habilitiert im Bereich Polnische Philologie und arbeitet als Universitätsassistent für westslawische Sprachwissenschaft am Institut für Slawistik der Universität Wien. Sein Forschungsinteresse gilt den deutsch-polnischen Literatur- und Sprachkontakten, dem Übersetzen und der Rezeption polnischer Literatur im deutschsprachigen Raum sowie der Frage der Sprache und Identität.

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