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Brückenschläge Nord: Landeskunde an der Schnittstelle von Schule und Universität

Beiträge zur 4. Konferenz des Netzwerks «Landeskunde Nord» in Tallinn am 26./27. Januar 2018

von Frank Thomas Grub (Band-Herausgeber:in) Maris Saagpakk (Band-Herausgeber:in)
©2020 Sammelband 212 Seiten
Open Access

Zusammenfassung

2012 wurde das Netzwerk Landeskunde Nord gegründet, dessen Ziel es ist, Forschung und Lehre zur Landeskunde des Deutschen als Fremdsprache, insbesondere in den nordischen und den baltischen Ländern voranzutreiben. Die Publikation knüpft an die bereits erschienenen Bände Landeskunde Nord, Perspektive Nord und Spektrum Nord an und bietet weitere Beiträge zur wissenschaftlichen Theoriebildung in Verbindung mit unterrichtspraktischen Reflexionen und Projektvorstellungen. Dabei werden u.a. Brücken zwischen den verschiedenen Ebenen der Bildungssysteme geschlagen. Die Beiträge nehmen international geführte Fachdiskussionen u.a. zu Erinnerungsorten, Linguistic Landscapes und zum kreativen Schreiben auf und haben auch deshalb über die nordischen und baltischen Länder hinaus Bedeutung.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorwort
  • ‚Erinnerungsorte‘ im Kontext von Deutsch als Fremd- und Zweitsprache – aus der Sicht einer kulturwissenschaftlich transformierten ‚Landeskunde‘ (Claus Altmayer)
  • Über ‚Kultur‘ reden: Wie viel Theorie verträgt universitärer Landeskundeunterricht? (Andrea Meixner)
  • Die „uneinholbare Komplexität der Geschichte“ kreativ erschreiben: Möglichkeiten für kulturbezogenes Lernen (Caroline Merkel / Christine Becker)
  • Essen als Kultur: Ein Bericht über ein interkulturelles DaF-Online-Projekt (Maren Eckart)
  • ‚Kanalisierte‘ Landeskunde: Potentiale fach-landeskundlichen Lehrens und Lernens am Beispiel der Schifffahrtskanäle in Deutschland (Klaus Geyer)
  • Die deutsche Briefmarke als Kulturträger: Zum Einsatz von Briefmarken in der Lehre des Deutschen als Fremdsprache (Doris Wagner)
  • Die Erkundung der Linguistic Landscapes im Kontext von Deutsch als Fremdsprache am Beispiel des Projekts DACH in meiner Umgebung (Maris Saagpakk / Andine Frick)
  • Erinnerungsorte im estnischen DaF-Unterricht: Kulturelles Lernen am Beispiel des Erinnerungsortes ‚Herrenhaus‘ (Marika Peekmann)
  • Medizinball, Merkel, Walachei: Argumente für eine gegenwartsbezogene Literaturwissenschaft und Landeskunde am Beispiel von Unterricht für Deutsch-Studierende in Finnland (Dieter Hermann Schmitz)
  • Zur Gründung des Landeskundenetzwerks Ukraine: Erfolge und Herausforderungen (Carsten Grunwaldt / Anja Lange)
  • Abbildungsverzeichnis
  • Tabellenverzeichnis
  • Autorinnen und Autoren
  • Reihenübersicht

Vorwort

Am 26./27. Januar 2018 fand an der Universität Tallinn die vierte Tagung des Netzwerks Landeskunde Nord statt. Zielgruppe des Netzwerks sind in erster Linie Germanistinnen und Germanisten, Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer sowie Akteure der Lehrerausbildung in den sogenannten ‚nordischen Ländern‘ und dem Baltikum. Viele der regional erarbeiteten Forschungsergebnisse und präsentierten Projekte sind sicher auch für andere Länder relevant und interessant; in guter Tradition wird daher stets auch der überregionale fachwissenschaftliche und pädagogische Austausch gesucht.

Von seinem Selbstverständnis her möchte Landeskunde Nord sowohl die theoretische Diskussion befördern als auch Unterrichtsmaterialien für die Praxis entwickeln. Das Netzwerk versteht sich somit als Forum des Austauschs und als Brücke zwischen Hochschulen/Universitäten, Schulen und weiteren Bildungsträgern. Eben diese Aspekte standen im Fokus der Tallinner Tagung, die somit dreierlei Brückenschläge versuchte: erstens den ganz praktischen Brückenschlag vom Norden ins Baltikum, zweitens den Brückenschlag zwischen Theoriebildung und Praxisorientierung und drittens den Brückenschlag zwischen den verschiedenen Ebenen der Bildungssysteme.

Eröffnet wurde die Tagung durch Claus Altmayers Plenarvortrag Kulturbezogenes Lernen im Kontext von Deutsch als Fremdsprache oder: Brauchen wir noch ‚Landeskunde‘?;1 am Ende stand Frank Thomas Grubs in die Abschlussdiskussion überleitender Workshop zum Thema Landeskunde im Norden und in den baltischen Ländern – wie weiter? Fragen der Wissenschaftlichkeit an der Schnittstelle von Schule und Universität. Einer der Höhepunkte der Tagung war die Präsentation der Ergebnisse des Schülerwettbewerbs Deutsch in meiner Umgebung sowie die sich daran anschließende Preisverleihung.

Die vorliegende Publikation enthält vor allem Beiträge, die in früheren Versionen in Tallinn präsentiert wurden. Dennoch versteht sie sich nicht als Tagungs- oder Konferenzband im Sinne einer mehr oder weniger geschlossenen Dokumentation, sondern als Auswahl wissenschaftlicher Aufsätze und ←7 | 8→Projektvorstellungen, die zur weiteren, auch stärker internationalen Diskussion anregen wollen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass innerhalb des Netzwerks ein vergleichsweise offener Landeskunde-Begriff benutzt wird, der – je nachdem, welche Curricula an den jeweiligen Standorten gelten – von eher faktenbezogener ‚Realia‘-Lehre bis zu stärker diskursorientierten Ansätzen kulturellen Lernens reicht. In diesem Sinne versteht sich der Begriff ‚Landeskunde‘ denn auch als nach wie vor gebräuchlicher und tauglicher Sammelbegriff – nicht zuletzt mangels besserer Bezeichnungen für ein ganzes Spektrum verschiedener Ansätze und Konzepte, das sich auch in den Beiträgen artikuliert.

Claus Altmayer (Herder-Institut, Universität Leipzig) stellt in seinem Beitrag ‚Erinnerungsorte‘ im Kontext von Deutsch als Fremd- und Zweitsprache – aus der Sicht einer kulturwissenschaftlich transformierten ‚Landeskunde‘ das Konzept der ‚Erinnerungsorte‘ auf den Prüfstand: Im Anschluss an eine Analyse der bisher vorliegenden Arbeiten zum Thema plädiert er dafür, „die Beschäftigung mit Erinnerung und Erinnerungsorten aus den Problemstellungen abzuleiten, die sich aus der Praxis des Lehrens und Lernens des Deutschen als Fremd- bzw. Zweitsprache ergeben.“ Eine Lösung sieht er in der „Integration des Erinnerungsorte- in den Deutungsmusteransatz“.

Ausgehend von der Frage „Wie viel Theorie verträgt universitärer Landeskundeunterricht?“, analysiert Andrea Meixner (Universität Uppsala bzw. Stockholm) die curricularen Voraussetzungen für die landeskundliche Lehre am Beispiel der Universität Uppsala. Meixner interessiert vor allem, „wie sich aktuelle Konzepte der Landeskundevermittlung sinnvoll in die Lehre in einer Auslandsgermanistik integrieren lassen.“ Dabei geht sie auch auf die Erwartungshaltungen der Studierenden ein und betont die Relevanz einer transparenten Unterrichtsgestaltung, die auch die explizite Problematisierung von Lerninhalten und Fachbegriffen auf einer Metaebene umfasst.

Christine Becker und Caroline Merkel (Universität Stockholm) schlagen vor, zur Behandlung kultureller Themen das bisher in diesem Zusammenhang allzu wenig beachtete kreative Schreiben einzusetzen. In ihrem Beitrag Die „uneinholbare Komplexität der Geschichte“ kreativ erschreiben zeigen sie, „welche Potentiale kreative Schreibaufgaben im Rahmen kulturbezogen-historischen Lernens haben.“

Weitere Texte widmen sich kulturellen Aspekten, denen sowohl trennende als auch verbindende Kräfte zugesprochen werden können: Maren Eckart (Högskolan Dalarna) stellt ein Kooperationsprojekt zwischen Högskolan Dalarna in Schweden und der Universität Tampere in Finnland vor, in dessen Rahmen Studierende aus beiden Ländern sich online mit „Essen als Kultur“ beschäftigen. Eckart legt ihren Schwerpunkt „insbesondere auf die technischen und ←8 | 9→praktischen Herausforderungen bei der Durchführung […], um durch die gemachten Erfahrungen zu weiteren Online-Projekten anzuregen.“

Klaus Geyer (Süddänische Universität in Odense) diskutiert unter dem Titel ‚Kanalisierte‘ Landeskunde die „Potentiale fach-landeskundlichen Lehrens und Lernens am Beispiel der Schifffahrtskanäle in Deutschland“. Geyer sieht jene Potentiale unter anderem darin, „dass die ausgeprägte Multidimensionalität im Rahmen unterschiedlicher Fach-Landeskunden innerhalb unterschiedlicher Deutschstudien relativ leicht Relevanz herzustellen erlaubt, bevorzugt dadurch, dass die Studierenden selbst gegebene Aspekte auswählen bzw. neue Aspekte entdecken.“

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt Doris Wagner (Universität Turku), die auf die kulturelle Dimension von Briefmarken aufmerksam macht und deren didaktische Möglichkeiten auslotet. Ihren Beitrag versteht Wagner „als Anregung für den Einsatz von Briefmarken in der Lehre“. Anhand der Briefmarke „175 Jahre Deutschlandlied“ zeigt sie, wie im Rahmen einer in Turku durchgeführten Unterrichtseinheit das Thema „Deutsche Nationalhymne“ behandelt wurde.

Die Beiträge aus Estland betonen in besonderem Maße die Relevanz regionaler Ansätze im Hinblick auf Unterricht und Lehre der Landeskunde: Andine Frick und Maris Saagpakk (Universität Tallinn) stellen das Schülerprojekt Deutsch in meiner Umgebung vor. Den Lernenden wurde durch das Wahrnehmen, Analysieren und Interpretieren deutschsprachiger Texte im öffentlichen Raum unter anderem bewusst, welche Funktionen die deutsche Sprache sowie mit den deutschsprachigen Ländern oder mit der deutschbaltischen Geschichte verbundene Symbole in ihrer Umgebung haben können.

Marika Peekmann (Universität Tartu) knüpft an den von Almut Hille und Camilla Badstübner-Kizik weiterentwickelten Ansatz der Erinnerungsorte an. Sie präsentiert einen Unterrichtsentwurf zum deutsch-estnischen Erinnerungsort ‚Herrenhaus‘, dessen Durchführung empirisch ausgewertet wird. Peekmanns Anliegen ist es nicht zuletzt, dass die Lernenden ausgehend von deutsch-estnischen Erinnerungsorten ihren eigenen kulturellen Hintergrund reflektieren.

Dieter Hermann Schmitz (Universität Tampere) setzt sich mit der Verbindung von Literatur und Landeskunde auseinander. Er thematisiert ausgewählte Aspekte des Romans Tschick von Wolfgang Herrndorf und deren Relevanz für die Vermittlung landeskundlichen Wissens über das Deutschland der Gegenwart. Dabei plädiert Schmitz bewusst für eine Orientierung an der „Gegenwartskultur“ und gegen eine „Vertiefung in Kulturgeschichte oder eine Konzentration auf Hochkultur“.

Den Band beschließt ein Beitrag, der die Perspektive über die regionalen Grenzen des Netzwerks hinaus erweitert: Carsten Grunwaldt (Sumy) und Anja ←9 | 10→Lange (Kiew) stellen das 2016 gegründete Landeskundenetzwerk Ukraine vor, für dessen Entstehung das Netzwerk Landeskunde Nord Pate stand. Grunwaldt und Lange beziehen von Anfang an auch Studierende mit in ihre Netzwerkarbeit ein und betonen die besondere Rolle des Internationalisierungsaspekts, zumal „die damit einhergehenden Effekte im ukrainischen Hochschulwesen […] dringend benötigt werden.“

An der Konferenz und der Entstehung der vorliegenden Publikation sind zahlreiche Personen, Organisationen und Institutionen beteiligt: die Universität Tallinn, die die Tagung ausrichtete; als Partner der Universität im Zuge der Organisation und Durchführung der Tagung: das Baltisch-Deutsche Hochschulkontor, der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) und die Deutsche Botschaft in Estland. Der DAAD unterstützte zudem die Mobilität einiger Kolleginnen und Kollegen. Das Goethe-Institut Schweden, vertreten durch Dagmar Eickel, übernahm zusammen mit der Universität Tallinn die Druckkosten des vorliegenden Bandes. Allen Beteiligten, nicht zuletzt auch den Autorinnen und Autoren der Beiträge, den anonymen Gutachterinnen und Gutachtern sowie dem Peter Lang Verlag, insbesondere Katharina Wlost und Ute Winkelkötter, sei herzlich für ihr Engagement und die gute Zusammenarbeit gedankt!

Uppsala und Tallinn, im Juli 2019

Frank Thomas Grub und Maris Saagpakk

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1 Vgl. eine frühere Fassung des Vortrags: Claus Altmayer: Landeskunde im Globalisierungskontext: Wozu noch Kultur im DaF-Unterricht? In: Peter Haase / Michaela Höller (Hrsg.) (2017): Kulturelles Lernen im DaF/DaZ-Unterricht. Paradigmenwechsel in der Landeskunde. Göttingen: Universitätsverlag Göttingen (Materialien Deutsch als Fremdsprache; 96), S. [3];–22.

Details

Seiten
212
Jahr
2020
ISBN (PDF)
9783631805800
ISBN (ePUB)
9783631805817
ISBN (MOBI)
9783631805824
ISBN (Hardcover)
9783631800560
DOI
10.3726/b16502
Open Access
CC-BY-NC-ND
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (April)
Schlagworte
Hochschullehre Unterricht Deutsch als Fremdsprache Didaktik der Landeskunde Interkulturelle Kompetenz Germanistik
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2020. 212 S., 1 s/w Abb., 6 Tab.

Biographische Angaben

Frank Thomas Grub (Band-Herausgeber:in) Maris Saagpakk (Band-Herausgeber:in)

Frank Thomas Grub ist Professor für Germanistik an der Universität Uppsala. Er forscht u.a. über die deutschsprachige Literatur des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart sowie über Literatur und Landeskunde in der Lehre des Deutschen als Fremdsprache. Maris Saagpakk ist Associate Professor für deutsche Literatur und Kultur an der Universität Tallinn. Sie forscht u.a. über baltisch-deutsche Literatur und arbeitet über autobiographisches Schreiben, Kulturtransfer und Soziolinguistik.

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