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Sprache und Gesellschaft

Theoretische und empirische Kontexte der Linguistik

von Joanna Szczęk (Band-Herausgeber:in) Łukasz Kumięga (Band-Herausgeber:in)
©2020 Sammelband 218 Seiten

Zusammenfassung

Der Band adressiert die komplexe Relation zwischen Sprache und Gesellschaft und stellt deren theoretische Grundlagen vor und erprobt diese empirisch in bestimmten sozialen und institutionellen Kontexten. Diese Problematik wurde im Rahmen der folgenden thematischen Bereiche erfasst: linguistische Zugänge zum Diskursbegriff, Sprachbildung im Kontext der Migration, aktuelle Studien zur Stereotypenforschung, Pejorisierung im Kontext der Sozio- und Pragmalinguistik sowie Fallstudien zu diversen Aspekten der gegenwärtigen Diskurse. Somit reflektiert der Sammelband das Potenzial der gegenwärtigen linguistischen Forschung, zeigt deren mögliche Richtungen auf und lädt zur weiteren wissenschaftlichen Diskussion ein.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhalt
  • Vorwort
  • I. Linguistische Zugänge zum Diskursbegriff
  • Laienlinguistische Sprachthematisierungen. Ein Plädoyer für eine diskursanalytische Auffassung sprachkritischer Textsorten (Marcin Maciejewski)
  • Sprache als Spiegel der Gesellschaft. Reflexion über das Problem der geschlechtergerechten Sprache (Anna Dargiewicz)
  • Pejorisierung in der politischen Argumentation. Am Beispiel von Lexemen aus dem Wortfeld ‚Familie‘ (Marie Krappmann)
  • II. Sprachbildung im Kontext der Migration
  • Berufsbezogene Sprachbildung und Diskurs. Theoretische und methodologische Verortungen (Łukasz Kumięga)
  • Pluralisierung, Globalisierung und Migration als Chance für die Sprachbildung im evangelischen Religionsunterricht (Christian Hild)
  • III. Aktuelle Studien zur Stereotypenforschung
  • Ursprünge des völkischen Antisemitismus und seine weitere Radikalisierung am Beispiel von Guido Lists Texten (Petr Pytlík)
  • Volksnamen und Pejoration – Analyse der Motivation und Semantik (an deutschen und polnischen Beispielen) (Aleksandra Lidzba)
  • IV. Pejorisierung im Kontext der Sozio- und Pragmalinguistik
  • Ostentativer Sexismus und mimetische Gewalt : Ist Shitstorming gegen Frauen ein Opferritual? (Silvia Bonacchi)
  • Migranten, Flüchtlinge, migranci, uchodźcy – pejorativ, neutral, meliorativ? Ein Beitrag zur Diskussion an gewählten deutschen und polnischen Beispielen (Krystian Suchorab)
  • V. Fallstudien zu diversen Aspekten der gegenwärtigen Diskurse
  • Nie wieder zu diesem „Arzt“! – Zum pejorativen Potenzial von Arztbewertungen (Marcelina Kałasznik)
  • Zum Gebrauch der Vulgarismen im universitären Umfeld in Polen (Barbara Maj-Malinowska)
  • Die spezielle Asymmetrie in der juristischen Beratung zwischen den Rechtsanwälten und ihren Klienten (Árpád Virágh)
  • Reihenübersicht

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Vorwort

Linguistik hat sich – trotz des oft aufgegriffenen Vorwurfs – der Berücksichtigung der sozialen Aspekte der sprachlichen Kommunikation geöffnet und hat in diesem Kontext viele theoretische, methodologische sowie methodische Impulse und Instrumente vorzuweisen. Die Qualität und vor allem die Quantität der sozialen Probleme bzw. Herausforderungen, mit denen die modernen Gesellschaften konfrontiert werden, schöpfen auf jeden Fall eine linguistisch fundierte, gesellschaftlich sensible und empirische Reflexion nicht aus. Vor diesem Hintergrund wollten die Herausgeber des vorliegenden Bandes die komplexe Relation zwischen Sprache und Gesellschaft zur Debatte stellen, deren theoretische Grundlagen eruieren und diese empirisch in bestimmten sozialen und institutionellen Kontexten erproben. Diese Problematik wurde im Rahmen der folgenden fünf thematischen Bereiche erfasst:

linguistische Zugänge zum Diskursbegriff,

Sprachbildung im Kontext der Migration,

aktuelle Studien zur Stereotypenforschung,

Pejorisierung im Kontext der Sozio- und Pragmalinguistik,

Fallstudien zu diversen Aspekten der gegenwärtigen Diskurse.

Somit reflektiert der Sammelband das Potenzial der gegenwärtigen linguistischen Forschung für die Zwecke einer breit angelegten Reflexion über die sprachliche Konstruktion der gesellschaftlichen Wirklichkeit, zeigt deren Richtungen auf und lädt zur weiteren wissenschaftlichen Diskussion ein. Der Band richtet sich somit an die Forscherinnen und Forscher, die an der Spezifik der sozialen Kommunikation interessiert sind und diese vor allem aus einer linguistischen, aber zugleich interdisziplinären Perspektive kennenlernen bzw. vertiefen möchten. Die Stärke des Bandes macht auch die Vielfalt der impliziten und expliziten intra- aber auch interlingualen Aspekte aus, die den polnischen, deutschen aber auch polnisch-deutschen Kontext betreffen.

In den thematischen Sektionen des vorliegenden Bandes behandeln die Autorinnen und Autoren Inhalte, die im Folgenden kurz dargestellt werden.

Den Band und die Sektion Linguistische Zugänge zum Diskursbegriff eröffnet Marcin Maciejewski mit der Frage nach den laienlinguistischen Sprachthematisierungen und den damit verbundenen semantischen Kämpfen, indem er für eine diskursanalytische Auffassung sprachkritischer Textsorten plädiert. Zur Analyse werden dabei Texte der gesellschaftlichen Praxis (Artikel, Bücher), ←7 | 8→audiovisuelle Elemente wie Musik und Filme oder gesellschaftliche Praxis selbst (Demonstrationen) herangezogen. Anna Dargiewicz macht die geschlechtergerechte Sprache zum Gegenstand ihres Beitrags und liefert einen Überblick darüber, was bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt an Argumenten vorgebracht wurde. Sie regt zu einer Entemotionalisierung der Debatte an. Marie Krappmann konzentriert sich auf die Lexeme aus dem Wortfeld ‚Familie‘, die den Zeitungsbeiträgen entnommen wurden und untersucht, welche Rolle die pejorativ gebrauchten Lexeme aus dem Wortfeld ‚Familie‘ in den politischen Debatten spielen. Das Ziel der Analyse ist, anhand eines bestimmten Typus der Pejorisierung zu erforschen, welche Rolle diese Strategie in Argumentationsprozessen im Allgemeinen spielen könnte.

Das Thema der Sektion Sprachbildung im Kontext der Migration adressieren zwei Beiträge. Łukasz Kumięga beschäftigt sich mit der berufsbezogenen Sprachbildung in Deutschland und zeigt anhand der Kritischen Diskursanalyse und der postfoucaultschen Diskursforschung deren theoretische und methodologische Verortungen auf. Christian Hild thematisiert das Verhältnis von Theologie, Pluralisierung, Globalisierung und Migration sowie die Lernsituation im evangelischen Religionsunterricht und stellt Möglichkeiten der Sprachbildung auf einer intra- und einer interlingualen Ebene vor.

Die nächste Sektion des Bandes machen aktuelle Studien zur Stereotypenforschung aus. Petr Pytlík unternimmt den Versuch, am Beispiel des Judenbildes bei Guido List die Wurzeln, Stützpunkte, Inspirationen (und deren konkrete Umsetzung) und Nachwirkung anhand einer diskursiven Textanalyse zu erörtern. Bei einer anatomischen Analyse der Argumentationsverfahren und der Ideenentwicklung von List werden unausweichlich mögliche Gemeinsamkeiten mit heutigen xenophoben Diskursen identifiziert und die üblichen Argumentationsstrategien der xenophob orientierten Texte anschaulich gemacht. Im Fokus der Studie von Aleksandra Lidzba stehen Volksnamen und deren Potenzial im Bereich der Pejorisierung. Die Autorin konzentriert sich auf stereotype Wahrnehmung der Völker und versucht, die Motivation solcher Bezeichnungen zu ergründen.

Zwei Beiträge thematisieren Pejorisierung im Kontext der Sozio- und Pragmalinguistik. Silvia Bonacchi äußert sich in ihrem Beitrag zum ostentativen Sexismus und zur mimetischen Gewalt. In diesem Kontext zeigt sie einen engen und direkten Zusammenhang zwischen verbaler Gewalt gegen Frauen und Gruppendynamiken auf. Krystian Suchorab geht auf eine heutzutage omnipräsente Problematik ein – Bezeichnungen für Flüchtlinge im Deutschen und im Polnischen. Überdies diskutiert er auch die axiologischen Aspekte der gewählten Lexeme.

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Der Band schließt mit Fallstudien zu diversen Aspekten der gegenwärtigen Diskurse. Marcelina Kałasznik untersucht Arztbewertungen, die dem deutschen Arztbewertungsportal jameda.de entnommen sind. Dieses Portal gilt als deutscher Marktführer in diesem Bereich. Die aus dem Portal exzerpierten und nach bestimmten Kriterien ausgewählten Arztbewertungen bilden das Korpus der Untersuchung. Die Analyse verfolgt das Ziel, die Frage zu beantworten, inwieweit von Patienten abgegebene Bewertungen Ausdrücke enthalten, die als pejorativ gelten können. Es wird auch der Frage nachgegangen, welche Aspekte der Bewertung sie betreffen und auf welche Art und Weise sie die Gesamtaussage der Bewertung prägen. Die Frage, ob die Studenten von heute Vulgarismen allgemein akzeptieren und diese vom akademischen Alltag nicht mehr wegzudenken sind, steht im Fokus der Studie von Barbara Maj-Malinowska. Árpád Virágh analysiert die spezielle Asymmetrie in der juristischen Beratung zwischen den Rechtsanwälten und ihren Klienten anhand einer IR-Analyse (“initiative-response analysis”).

Zur Entstehung des Bandes haben viele Personen beigetragen. Bedanken möchten wir uns in erster Linie bei allen Autorinnen und Autoren, die unsere Einladung zur Mitgestaltung der Reflexion über das Verhältnis zwischen Sprache und Gesellschaft angenommen haben. Für die wertvollen Anregungen und angenehme Zusammenarbeit danken wir den Gutachterinnen und Gutachtern des Bandes: Dr. Oksana Havryliv, Prof. Dr. Věra Janíková, Dr. habil. Joanna Pędzisz, Prof. Dr. Lenka Vanková, Prof. Dr. Waldemar Czachur und Prof. Dr. Heinz-Helmut Lüger. Frau Prof. Dr. Zofia Bilut-Homplewicz und Frau Prof. Dr. Zofia Berdychowska danken wir für die Aufnahme der Arbeit in die Schriftenreihe, die das Thema des Bandes explizit adressiert. Für die finanzielle Unterstützung des Bandes sind wir dem Dekan der Philologischen Fakultät der Universität Wrocław, Prof. Dr. Marcin Cieński, und dem Rektor der Schlesischen Technischen Universität in Gliwice, Prof. Dr.-Ing. Arkadiusz Mężyk, dankbar.

Wrocław und Gliwice, d. 27. April 2020
Joanna Szczęk, Łukasz Kumięga

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Marcin Maciejewski1

Laienlinguistische Sprachthematisierungen.
Ein Plädoyer für eine diskursanalytische
Auffassung sprachkritischer Textsorten

Abstract: Der Beitrag betont die Bedeutung der Analyse laienlinguistischer Sprachthematisierungen in sprachkritischen Textsorten. Als sprachkritische Textsorten werden hier Texte verstanden, in denen die Diskursakteure den Sprachgebrauch in Form von Broschüren, Leitfäden, PDF-Dokumenten explizit thematisieren. Es wird gezeigt, welchen wissenschaftlichen Nutzen die Analyse dieser Textsorten aus diskurstheoretischer Perspektive mit sich bringt. Präsentiert wird ein Vorschlag analytischer Kategorien für die Untersuchung sprachkritischer Textsorten.

Schlüsselwörter: Laienlinguistik, Diskursanalyse, Sprachkritik, Sprachthematisierungen

Metalinguistic Thematizations Provided by Layman. The Arguments in Support of Discursive Analysis of Critical Text Genres

Abstract: The article discusses the role of the analyses of metalinguistic thematizations provided by laymen in critical texts. Critical genre texts are understood here as the texts in which the authors of discourse explicitly thematise language usage in the form of brochures, guidebooks, PDF documents, etc. The paper points to the cognitive benefits that can be achieved as a result of the analysis of such texts from the perspective of discourse theory. Additionally, the criteria of analysis of critical texts will be presented.

Keywords: lay linguistics, discourse analysis, critical linguistics, metacommunicative comments

Details

Seiten
218
Jahr
2020
ISBN (PDF)
9783631828359
ISBN (ePUB)
9783631828366
ISBN (MOBI)
9783631828373
ISBN (Hardcover)
9783631814147
DOI
10.3726/b17223
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (September)
Schlagworte
Soziolinguistik Pejorisierung Stereotype Pragmalinguistik Diskurs Sprachbildung
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2020. 218 S., 1 farb. Abb., 7 s/w Abb., 26 Tab.

Biographische Angaben

Joanna Szczęk (Band-Herausgeber:in) Łukasz Kumięga (Band-Herausgeber:in)

Joanna Szczęk, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Germanistik der Universität Wrocław in Polen, Leiterin des Lehrstuhls für Angewandte Linguistik, Promotion 2004 (Sprachwissenschaft), Habilitation 2015. Forschungsfelder: deutsch-polnische Phraseologie, Pragmalinguistik, Textlinguistik, Onomastik, DaF-Didaktik. Łukasz Kumięga, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Schlesischen Technischen Universität in Gliwice, Direktor des Zentrums für deutsche Sprache und Kultur in Gliwice. Zu seinen Forschungsinteressen gehören insbesondere interdisziplinäre Diskursforschung, öffentliche Kommunikation in Polen und Deutschland sowie Bildung im Kontext von Migration.

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