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Die Mitschriften von den Vorlesungen Martin Heideggers über die phänomenologische Interpretation von Kants «Kritik der reinen Vernunft» (Wintersemester 1927/28)

Aus dem Manuskript abgeschrieben und das Vorwort verfasst haben: Radosław Kuliniak und Mariusz Pandura

von Roman Witold Ingarden (Autor:in) Radosław Kuliniak (Band-Herausgeber:in) Mariusz Pandura (Band-Herausgeber:in)
©2020 Monographie 100 Seiten

Zusammenfassung

Dieses Buch ist eine Sammlung der erstmalig publizierten Mitschriften Roman Witold Ingardens von den Vorlesungen über die Phänomenologische Interpretation von Kants Kritik der reinen Vernunft, die von Martin Heidegger im Wintersemester 1927/28 in Marburg gehalten wurden. Die Mitschriften wurden von den Herausgebern dieses Bandes während einer Recherche im Familienarchiv von Roman Witold Ingarden in Krakau entdeckt, abgeschrieben und anschließend wissenschaftlich bearbeitet.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhalt
  • 1. Einleitung
  • 2. Nach dem Doktorstudium in Freiburg
  • 3. Beunruhigende Neuigkeiten von Fräulein Stein
  • 4. Zur Rettung Husserls
  • 5. Die Freiburger Gespräche mit Husserl
  • 6. Die Besprechung in Bergzabern
  • 7. Inspektion bei Heidegger in Marburg
  • 8. Nachwort
  • [Martin] Heidegger Phänomenologische Interpretation von Kants Kritik der reinen Vernunft Dr R. Ingarden 1927 [Erstes Heft]
  • Vorlesung I – 3. November 1927
  • Vorlesung II – 4. November 1927
  • Vorlesung III – 7. November 1927
  • Vorlesung IV – 8. November 1927
  • Vorlesung V – 10. November 1927
  • Vorlesung VI – 11. November 1927
  • Vorlesung VII – 14. November 1927
  • Vorlesung VIII – 15. November 1927
  • Vorlesung IX – 17. November 1927
  • Vorlesung X – 18. November 1927
  • [Martin] Heidegger Phänomenologische Interpretation von Kants Kritik der reinen Vernunft Dr R. Ingarden 1927 [Zweites Heft]
  • [Fortsetzung] – 18. November 1927
  • Vorlesung XI – 21. November 1927
  • Vorlesung XII – 22. November 1927
  • Vorlesung XIII – 24. November 1927
  • Vorlesung XIV – 25. November 1927
  • Vorlesung XV – 5. Dezember 1927
  • Vorlesung XVI – 6. Dezember 1927
  • Vorlesung XVII – 8. Dezember 1927
  • Vorlesung XVIII – 9. Dezember 1927
  • Vorlesung XIX – 12. Dezember 1927
  • Summary
  • Literaturverzeichnis
  • Namensverzeichnis
  • Reihenübersicht

1. Einleitung

Wir haben die Ehre die einzigartigen und erstmalig publizierten Mitschriften von Roman Witold Ingarden von den Vorlesungen Martin Heideggers über die Phänomenologische Interpretation von Kants Kritik der reinen Vernunft zu präsentieren, die der deutsche Philosoph im Wintersemester 1927/28 in Marburg hielt. Die Mitschriften von Ingarden haben wir während einer Recherche im Familienarchiv von Roman Witold Ingarden1 in Krakau entdeckt. Die Erlaubnis, sie zu lesen, abzuschreiben, wissenschaftlich zu bearbeiten und zu veröffentlichen erhielten wir vom Leiter des Archivs, dem Enkel vom Philosophen, Krzysztof Ingarden. Wir danken ihm dafür sehr herzlich.

Die Mitschriften von Ingarden stellen eine Aufzeichnung von 19 Marburger Vorlesungen von Heidegger dar, in denen er sich mit der phänomenologischen Interpretation von Kants Kritik der reinen Vernunft befasste. Ingarden nahm an diesen Vorlesungen zwischen dem 3. November 1927 und dem 12. Dezember 1927 teil. Er fuhr nach Marburg während seines Pariser Stipendiums, welches mit einem Besuch in Freiburg bei Husserl sowie einer Reise zusammen mit Edith Stein nach Bergzabern verbunden war, wo er im „Haus der Phänomenologen“ zusammen mit ihr und dem Ehepaar Conrad eine angenehme, wenn auch schwierige Zeit bei Diskussionen über der Freiburger Phänomenologie verbrachte. Die Abhängigkeit Husserls von Heidegger kehrte in diesen Diskussionen immer wieder zurück. Von dieser Tatsache beunruhigt machte sich Ingarden nach seinem Besuch in Bergzabern auf den Weg nach Marburg, um die Vorlesungen Heideggers zu besuchen. Er fuhr nach Marburg, um das wissenschaftliche Urteil, das Fräulein Stein und Husserl über den aufgehenden Stern der deutschen Philosophie gefällt hatten, selbst zu verifizieren. Dies stand auch im Zusammenhang mit dem im gleichen Jahre von Heidegger herausgebrachten Werk Sein und Zeit. Das Werk Heideggers erlangte sehr schnell Bekanntheit und Anerkennung in ganz Deutschland. Nahezu der ganze Freiburger Kreis sprach über seine Errungenschaft. Ingarden beobachtete ←11 | 12→dies jedoch mit Zurückhaltung und hörte nur zu, wenn Heidegger gelobt wurde. Er wollte selber die Meinungen, die ihn umgaben, verifizieren. In Marburg erwartete ihn von Anfang an eine unangenehme Überraschung. Es stellte sich nämlich heraus, dass Heidegger sich gar nicht mit seinem bahnbrechenden Werk bei den Vorlesungen befasste, sich stattdessen aber auf die Kritik der reinen Vernunft von Kant konzentrierte. Er agierte somit genauso wie zuvor Husserl in Göttingen, kurz nach der Veröffentlichung der Ideen I im Jahre 1913. Trotz der unvorteilhaften Bedingungen besuchte Ingarden die Vorlesungen Heideggers und schenkte ihnen zu Anfang auch seine volle Aufmerksamkeit und notierte alle Inhalte mit. Dabei wollte er sich selbst überzeugen, wie gut Heidegger als Dozent aufzutreten vermochte. Von diesen Vorlesungen sind bis heute ausführliche Mitschriften erhalten geblieben. Leider ist das Manuskript an vielen Stellen unleserlich, die Sätze an sich wiederum so kompliziert, dass es nicht nur schwierig ist, sie zu entziffern, aber auch zu verstehen und zu ahnen, worum es geht. Die Mitschriften benötigen unserer Ansicht nach einiger weiterer Erläuterungen. In diesen ungemein schwierigen Fällen haben wir versucht, unmittelbar die Inhalte der Vorlesungen Heideggers zu Rate zu ziehen. Sie erwiesen sich als überaus hilfreich und stellten an vielen Stellen eine entscheidende Ergänzung zu den Mitschriften Ingardens. Selbstverständlich hätte auch Ingarden eine gedruckte Fassung dieser Vorlesungen genutzt, wenn er nur den Zugang dazu gehabt hätte. Wir sind in einer besseren Lage, da wir Zugang zu den nach Jahren veröffentlichten Vorlesungen Heideggers haben und von ihnen auch Gebrauch machen können!2 Wir hoffen, dass die von uns getätigten Ergänzungen und Vervollständigungen in keinster Weise die innere Ordnung der Mitschriften von Ingarden durcheinander bringen. Unserer Ansicht nach ist das Gesamtwerk mit diesen notwendigen Ergänzungen weitaus zugänglicher. Darüber hinaus muss auch betont werden, dass Ingarden selber die Schuld für den Zustand dieser Mitschriften hat, da sich mit der Zeit herausstellte, dass er kein aufmerksamer Zuhörer von Heidegger gewesen ist, denn bereits nach den ersten zwei Vorlesungen hatte er zahlreiche Zweifel darüber, was ihm gelungen ist herauszuhören, zu notieren ←12 | 13→oder im Gedächtnis zu behalten. Die weiteren Vorlesungen brachten auch weitere Enttäuschungen mit sich. Es stellte sich heraus, dass Ingarden immer weniger von der Botschaft Heideggers verstand. Zum Ende seines Aufenthalts in Marburg entschied er sich gar, nicht mehr zu den Vorlesungen deswirren und langweiligen Heideggers zu gehen. Er begann sich daraufhin für die Vorlesungen von Jaensch zu interessieren. Ingarden bereute es sogar, dass er nicht länger in Marburg verweilen und die Vorlesungen von Jaensch besuchen konnte. Es kam aber die Zeit, in der weitere Etappen seines Pariser Stipendiums realisiert werden mussten.

Die Teilnahme Ingardens an den Marburger Vorlesungen von Heidegger hat eine ganze besondere Geschichte, die mit seinem Pariser Stipendium sowie seinem Aufenthalt in Freiburg, Bergzabern und schlussendlich Marburg verbunden ist. Sie beginnt jedoch weitaus früher, um genauer zu sein in den Jahren 1918–1926, als Frau Stein Ingarden per Post über den schlechten gesundheitlichen Zustand von Husserl sowie seine seltsame Fixierung und übermäßige Abhängigkeit von Heidegger in Kenntnis setzte. All diese Umstände versuchen wir im weiteren Verlauf genau zu beschreiben.

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1 Archiwum Rodzinne Ingardenów, im Folgenden als ARI zitiert.

Details

Seiten
100
Jahr
2020
ISBN (PDF)
9783631827024
ISBN (ePUB)
9783631827031
ISBN (MOBI)
9783631827048
ISBN (Hardcover)
9783631823859
DOI
10.3726/b17172
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (September)
Schlagworte
Philosophie Kazimierz Twardowski Edith Stein Phänomenologie Edmund Husserl
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2020. 100 S.

Biographische Angaben

Roman Witold Ingarden (Autor:in) Radosław Kuliniak (Band-Herausgeber:in) Mariusz Pandura (Band-Herausgeber:in)

Radosław Kuliniak ist Professor und Leiter des Lehrstuhls für neuzeitliche Philosophie im Institut für Philosophie der Universität Wrocław. Im Zentrum seiner Forschung liegen Philosophie der deutschen Aufklärung und des deutschen Idealismus sowie polnische Philosophie. Mariusz Pandura ist Archivist und Bibliothekar in der Bibliothek der Fakultät für Sozialwissenschaften der Universität Wrocław. Seine Promotion erfolgte am Institut für Geschichte der Universität Wrocław.

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