Lade Inhalt...

Reisetagebuch 1940/41 – Die Grand Tour des Jurastudenten Heinrich Schütt

In 80 Tagen von Berlin via Rom zum Bosporus und zurück

von Jürgen Plöhn (Band-Herausgeber:in)
©2021 Andere 274 Seiten

Zusammenfassung

Geschichte von unten ist in Deutschland populär geworden. Reiseberichte sind traditionell relevant für die Geschichtsschreibung zu Südosteuropa. Das bebilderte Reisetagebuch des Jurastudenten Heinrich Schütt bietet Einblicke in das Leben von Einheimischen und Deutschen in Italien und sechs südosteuropäischen Ländern vor deren Eintritt in den Zweiten Weltkrieg. Die Aufzeichnungen zu Begegnungen, Beobachtungen und Gedanken reflektieren Natur, Kultur, Religion, Politik und Kontrollen. Der Reisende spricht mit Diplomaten, Militärs, Wissenschaftlern, Geistlichen, Seeleuten und anderen. Anmerkungen zum Text, Informationen zu Person und Bildungsgang des Reisenden sowie historisch-politische Einordnungen in die NS-Zeit ergänzen die Darstellung. Vergleiche mit anderen Berichten und themenbezogene Auswertungen runden den Band ab.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Vorwort
  • Inhalt
  • Tabellen und Schaubild
  • Abkürzungen
  • Einleitung
  • Das vorliegende Material: Tagebuch, Bilder und weitere Dokumente
  • Lücken des Materials
  • Editorische Hinweise
  • Zu Inhalt und Gedankenführung des vorliegenden Bandes
  • Die Person des Reisenden und sein Bildungsgang
  • Familiärer Hintergrund und Schulzeit
  • Studienzeit: Vorlesungen, Professoren und Dozenten
  • Zum Studienverlauf vom Frühjahr 1939 bis Herbst 1940
  • Zu den Studieninhalten und zum Lehrpersonal
  • Zwischenresümee zu dem Studienverlauf an deutschsprachigen Universitäten
  • Von Italien auf den Balkan: Vorgeschichte und Vorbereitungen der Reise
  • Rom und die Entstehung des Reiseplans
  • Die Rückkehr nach Deutschland und die Änderung des Reiseplans
  • Zwischenresümee
  • Die Rahmenbedingungen der Reise auf den Balkan
  • Historische Einführung in die Konstellation der Mächte (Ivan Parvev)
  • Zu den inneren Verhältnissen in den besuchten Ländern (Jürgen Plöhn)
  • Heinrich Schütt
  • 23. Dezember 1940 bis 11. März 1941
  • Von Berlin über München nach MailandNoch Mo, 24.12.1940
  • Von Mailand über Genua und Pisa nach Rom
  • Von Rom über Perugia nach Florenz
  • Von Florenz über Venedig und Triest nach Belgrad und Dragoman
  • Von Dragoman zum ersten Aufenthalt in Sofia und bis zur Weiterfahrt nach Rila
  • Rila und Aufenthalt im Rila-Kloster
  • Vom Rila-Kloster zum zweiten Aufenthalt in Sofia und Weiterfahrt über Plovdiv, Stara Zagora, Veliko Tarnovo nach Schumen
  • Von Schumen nach Varna
  • Von Varna per Schiff nach Burgas
  • Von Burgas per Schiff nach Istanbul und Aufenthalt im Istanbuler Hafen
  • Rückkehr per Schiff nach Burgas und Weiterfahrt über Gorna Oryahovitsa und Russe nach Giurgiu
  • Von Giurgiu zum Aufenthalt in Bukarest
  • Von Bukarest über Arad zum Aufenthalt in Budapest
  • Von Budapest über Preßburg [Bratislava] nach Prag
  • Rückkehr nach Berlin und Düsseldorf
  • Auswertungen
  • Erlebnisse
  • Kontrollen
  • Krieg und Militär
  • Natur
  • Architektur und Städtebau
  • Kleidung
  • Speisen und Getränke
  • Verhaltensweisen
  • Religion und weitere kulturell relevante Elemente
  • Kulturelle Einflüsse Deutschlands
  • Kulturelle Einflüsse der Kriegsgegner Deutschlands
  • Folgerungen
  • Begegnungen
  • Persönliche Bekannte
  • Vorbezeichnete Personen
  • Deutsche Vertretungen von Staat und Partei
  • Deutsche wissenschaftliche Institutionen
  • Deutsche Vertreter außerhalb des hoheitlichen und wissenschaftlichen Bereiches
  • Personen und Institutionen des Gastlandes
  • Kirchliche Würdenträger
  • Kontrollstellen
  • Transport- und Hotelpersonal
  • Auf der Reise spontan entstandene Kontakte
  • Eigenständige Aussagen der photographischen Aufnahmen
  • Eigene Reflexionen und Positionen
  • Politik und Krieg
  • Selbstreflexionen
  • Heinrich Schütts Reise zwischen den Reisen Ferdinand Sauerbruchs und Alfred Müller-Armacks
  • Ferdinand Sauerbruchs Reise 1918
  • Alfred Müller-Armacks Reise im Sommer 1943
  • Vergleich der Berichte Sauerbruchs und Müller-Armacks mit Schütts Aufzeichnungen
  • Gesamtbetrachtung des Ertrages der vorgelegten Analysen
  • Zu Heinrich Schütts weiterem Lebensweg
  • Studienabschluß, Kriegsdienst und juristische Verwendung im Kriege
  • Zur juristischen Karriere nach dem Kriege
  • Anhang
  • Tabelle 3: Personen in chronologischer Folge der Begegnungen und Erwähnungen
  • Tabelle 4: Besuchte Orte
  • Tabelle 5: Behandelte Ideen und allgemeine Themen
  • Abbildungsverzeichnis
  • Quellenverzeichnis
  • a)   Gedruckte Quellen
  • b)   Ungedruckte Quellen
  • c)   Mündliche Quellen
  • Literaturverzeichnis

←20 | 21→

Einleitung

Reiselust junger Menschen ist nichts Ungewöhnliches. Die „grand tour“ junger männlicher Adliger ist aus vergangenen Jahrhunderten ebenso wohlbekannt wie das Wandern von Handwerksburschen. Auch Berufe wie derjenige des Seemanns oder des Fremdenlegionärs kommen traditionell dem Fernweh mancher junger Männer entgegen. Heute erleben Schüler beiderlei Geschlechts Auslandsschuljahre, verbringen Abiturienten vor dem Studienbeginn zur persönlichen Reifung „gap years“ im Ausland und können Studentinnen und Studenten an ihren Universitäten auf umfangreiche und wohlorganisierte unterstützende Strukturen für Studienabschnitte in anderen Ländern zurückgreifen.

1940 sah das anders aus. Seit September 1939 herrschte Krieg in Europa. Im damaligen Deutschland hatten sich wehrfähige junge Männer für Hitlers Angriffskriege als Soldaten zur Verfügung zu stellen. In der Folge wurden die entsprechenden Jahrgänge stark dezimiert. Von den Überlebenden kehrten viele schwer versehrt zurück, gezeichnet für den Rest ihres Lebens.

Eine monatelange Auslandsreise eines zwanzigjährigen, also sehr jungen, der Wehrpflicht unterliegenden deutschen Mannes muß für jene Zeit ungewöhnlich erscheinen. Am Anfang dürfen wir einen Wunsch nach Freiheit und im Inland nicht erhältlichen Erfahrungen vermuten. Seine Realisierung unter den gegebenen Umständen deutet jedoch auf exzeptionelle Bedingungen hin. Dies gilt umso mehr, als die Reise in einen Randbereich Europas geführt hat. Im vorliegenden Band sind indes ein Tagebuch, Photos und Dokumente vereint, die von einer solchen Unternehmung zwischen Weihnachten 1940 und der Passionszeit 1941 ein sehr beredtes Zeugnis ablegen.

Aus deutscher Sicht mag man sich dazu fragen: Was ist das für ein Mensch, der diese Reise selbst organisiert und angetreten hat? Wie ist sie zustande gekommen – in eine Region, die nicht zu den klassischen Bildungszielen der „besseren Kreise“ Mitteleuropas gehörte? Was hat der junge Mann gesehen? Wie hat er es wahrgenommen und interpretiert? Wen hat er getroffen? Was hat er bewußt reflektiert? Angesichts der jahrelangen Fortdauer des Krieges fragt es sich auch: Was ist aus ihm geworden? Konnte er von diesem Bildungserlebnis – wenn es denn eines war – auch profitieren?

Aus Sicht der aufgesuchten Länder handelt es sich um den Bericht eines westlichen Reisenden1. Solche Texte spielen für die historische Selbstvergewisserung ←21 | 22→der Balkanvölker, die jahrhundertelang unter türkischer – also: außereuropäischer – Fremdherrschaft gestanden haben, traditionell eine wesentliche Rolle. In welchem Maße hat der junge Reisende die besuchten Länder als fremd und inwieweit hat er sie als europäisch, verwandt und ähnlich rezipiert? Was hat er von den Strukturen und Ereignissen, welche für die Bewohner die Zeit seiner Reise geprägt haben, mitbekommen und reflektiert?

Details

Seiten
274
Jahr
2021
ISBN (PDF)
9783631831922
ISBN (ePUB)
9783631831939
ISBN (MOBI)
9783631831946
ISBN (Hardcover)
9783631829295
DOI
10.3726/b17395
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (November)
Schlagworte
Südosteuropa Zweiter Weltkrieg Balkan Beobachtungen Begegnungen Reflexionen Reisender NS-Zeit Volkskunde Landeskunde
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2021. 274 S., 201 s/w Abb., 6 Tab.

Biographische Angaben

Jürgen Plöhn (Band-Herausgeber:in)

Jürgen Plöhn studierte in Hamburg, St. Louis (USA) und Speyer Politik-, Rechts- und Verwaltungswissenschaften. Seine Promotion erfolgte 1991, die Habilitation im Jahr 2002. Er war u.a. Mitarbeiter an der TU Kaiserslautern, Wissenschaftlicher Assistent an der Universität Halle-Wittenberg und Akademischer Direktor in Sofia (Bulgarien). Seit 2011 ist er apl. Professor für Politikwissenschaft in Halle und Professor für Economics and Politics an der EBC-Hochschule in Hamburg.

Zurück

Titel: Reisetagebuch 1940/41 – Die Grand Tour des Jurastudenten Heinrich Schütt
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
book preview page numper 10
book preview page numper 11
book preview page numper 12
book preview page numper 13
book preview page numper 14
book preview page numper 15
book preview page numper 16
book preview page numper 17
book preview page numper 18
book preview page numper 19
book preview page numper 20
book preview page numper 21
book preview page numper 22
book preview page numper 23
book preview page numper 24
book preview page numper 25
book preview page numper 26
book preview page numper 27
book preview page numper 28
book preview page numper 29
book preview page numper 30
book preview page numper 31
book preview page numper 32
book preview page numper 33
book preview page numper 34
book preview page numper 35
book preview page numper 36
book preview page numper 37
book preview page numper 38
book preview page numper 39
book preview page numper 40
276 Seiten