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Wilhelm Raabe. Aspekte seines Erzählwerks

von Hermann Wiegmann (Autor:in)
©2020 Monographie 138 Seiten

Zusammenfassung

Wilhelm Raabe, einer der wichtigsten Vertreter des Realismus im 19. Jahrhundert, wird in diesem Band mit rund 30 Romanen und Erzählungen vorgestellt. Das Buch ist als Einführung zu verstehen und soll den Zugang zum Autor ermöglichen. Dabei werden insbesondere die Erzählintention und Erzähltechnik analysiert. Es zeigt sich, dass sich neben beeindruckenden Erzählungen auch solche finden lassen, die eher der Trivialliteratur zuzurechnen sind.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorwort
  • 1. Abriß seiner Lebensgeschichte
  • 2. Seine Romane und Erzählungen aus Sicht der Erzählperspektive
  • 3. Einzelanalysen
  • 3.1 „Die Chronik der Sperlingsgasse“ (1856)
  • 3.2 „Ein Frühling“ (1857)
  • 3.3 „Die schwarze Galeere“ (1861)
  • 3.4 „Nach dem großen Kriege“ (1861)
  • 3.5 „Der heilige Born“ (1861)
  • 3.6 „Die Leute aus dem Walde“ (1863)
  • 3.7 „Holunderblüte“ (1863)
  • 3.8 „Der Hungerpastor“ (1864)
  • 3.9 „Else von der Tanne oder Das Glück Domini Friedemann Leutenbachers
  • 3.10 „Drei Federn“ (1865)
  • 3.11 „Abu Telfan oder die Heimkehr vom Mondgebirge“ (1867)
  • 3.12 „Der Schüdderump“ (1870)
  • 3.13 „Der Dräumling“ (1872)
  • 3.14 „Christoph Pechlin“ (1873)
  • 3.15 „Zum wilden Mann“ (1874)
  • 3.16 „Horacker“ (1876)
  • 3.17 „Die Innerste“ (1876)
  • 3.18 „Höxter und Corvey“ (1876)
  • 3.19 „Eulenpfingsten“ (1879)
  • 3.20 „Alte Nester. Zwei Bücher Lebensgeschichten“ (1879)
  • 3.21 „Pfisters Mühle“ (1884)
  • 3.22 „Das Odfeld“ (1888)
  • 3.23 „Stopfkuchen“ (1891)
  • 3.24 „Gutmanns Reisen“ (1892)
  • 3.25 „Kloster Lugau“ (1894)
  • 3.26 „Die Akten des Vogelsangs“ (1896)
  • 3.27 „Hastenbeck“ (1899)
  • 3.28 „Altershausen“ (posthum 1911)
  • 4. Exkurs zur Fiktionalität und Ästhetik des Erzählens
  • 5. Versuch eines Resümees zur Sonderheit Raabes
  • Literaturverzeichnis

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Vorwort

Dieser Versuch einer möglichst repräsentativen Werkanalyse beginnt mit einer Biographie, die sich auf die wichtigsten Stationen seiner Lebensgeschichte konzentriert und versucht dann, werkerhellende Aspekte seiner Romane und Erzählungen zu untersuchen, und das vor allem hinsichtlich der Erzählintention und Erzähltechnik. Es soll insgesamt der Versuch sein, kritisch in das komplexe Gesamtwerk Raabes einzuführen.

Im Jahr 2020 ist zu erwarten, dass ein Buch über Wilhelm Raabe, das sich auf den neuesten Forschungsstand zu bewegen versucht, allenfalls bei Studenten und literarisch gebildeten Lesern auf Interesse stößt, welche die Literatur des 19. Jahrhunderts schätzen. Dabei ist der Dichter aus dem Weserbergland gerade erzähltechnisch von ganz erstaunlicher Aktualität. Dennoch hat er nicht den Bekanntheitsgrad etwa seines Zeitgenossen Fontane, und vielen würde es schwerfallen, mehr als eines seiner Werke flugs zu benennen.

Natürlich gibt es in der neuesten Forschungsliteratur wichtige Abhandlungen zu Raabe, so besonders einen umfassenden Band wie etwa das Raabe-Handbuch1, das nun wirklich alle Aspekte thematisiert, die sein Leben und Werk betreffen. Aber gerade deswegen könnte ein schmalerer Band, der nicht diesem umfassenden Anspruch gerecht wird, vielleicht dazu verhelfen, einer vornehmlich auf die Erzähltechnik ausgerichteten Arbeit das Interesse abzugewinnen.

Dabei ist es jedenfalls selbstgestecktes Ziel des Autors, wichtige Erkenntnisse der Forschung zu berücksichtigen und die Einzelanalysen, die bei fast 30 Romanen und Erzählungen alle nur komprimiert sein können, auf möglichst prägnante Aussagen hin zu schärfen.

Freilich gilt wohl auch hier das Wort Wilhelm Raabes, mit dem er seine Krähenfelder Geschichte „Die Innerste“ einleitet: „Wer da meint, dass es anders hätte zu Ende gehen können, der erzähle es anders.“ Dem will ich – bitte schön! – nicht widersprechen!

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1 Dirk Göttsche u.a. (Hrsg.), Raabe- Handbuch. Leben.Werk-Wirkung, 2016 Stuttgart.

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1. Abriß seiner Lebensgeschichte

Wilhelm Raabe wurde 1831 in Eschershausen geboren, das war ein kleiner Ort von nicht einmal 1000 Einwohnern, an der braunschweigisch-hannoverschen Grenze am Höhenzug Ith zwischen Weser und Leine gelegen. Sein Großvater August Heinrich war ein gebildeter Mann und Postmeister in Holzminden gewesen und hatte im „Holzmindener Wochenblatt“ viele Aufsätze zur Heimatgeschichte publiziert. Sein Vater Gustav war nach einem Jurastudium Protokollrat (Aktuar) am Amtsgericht geworden, der dann Auguste Jeep geheiratet hatte, und schon 1832 wurde der Vater in die damalige Kreishauptstadt Holzminden an der Weser versetzt.

Wilhelm hatte zwei jüngere Geschwister, Emilie und Heinrich und verlebte offenbar eine durchweg glückliche Kindheit in Holzminden. Wilhelm besuchte die sogenannte Bürgerschule ab 1836 und dann das Gymnasium in Holzminden.

Im Jahr 1842 wurde der Vater an das Herzogliche Amtsgericht nach Stadtoldendorf als Justizamtmann (Rechtsanwalt) berufen, ein kleinerer Ort (keine 2000 Einwohner) Dort gab es allerdings kein Gymnasium, so dass Wilhelm 3 Jahre lang in die sogenannte Stadtschule in Stadtoldendorf ging und auch nicht so recht Anschluß bei den Klassenkameraden fand.

Mit dem Tod des Vaters 1845 änderte sich Entscheidendes. Die Familie zog nach Wolfenbüttel. Zwei Brüder seiner Mutter waren dort Gymnasiallehrer und unterrichteten ihn zusätzlich, aber sowohl die persönlichen Befindlichkeiten wegen Kränkungen des empfindsamen Jungen durch Klassenkameraden als auch die unpädagogischen Drillversuche seiner beiden Onkel führte dazu, dass er gänzlich die Schullust verlor und 1849 die Schulzeit mit der Sekundareife abbrach. Was sich während der Schulzeit freilich bemerkbar machte, war sein zeichnerisches Talent.

Darauf nahm er dann auf Drängen seiner Familie eine Lehre als Buchhandlungslehrling in Magdeburg auf. Die Creutz´sche Buch- und Musikalienhandlung leitete der Inhaber Kretschmann, und Wilhelm wurde als Lehrling auch in die Familie aufgenommen, durfte auch an Gesprächskreisen teilnehmen (so wurde etwa in einem solchen Gesprächskreis im Jahr 1849 das Ende der Nationalversammlung in der Paulskirche diskutiert)

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Hier las sich auch Raabe in seiner Freizeit durch bemerkenswerte Literatur durch (Schiller, Jean Paul, Hoffmann. Heine, Storm, auch Balzac, Dumas, Scott, Thackeray, Dickens)

Und seine Liebe für die Literatur führte dann auch zum ersten Schreibversuch, nämlich zur Novelle „Der Student von Wittenberg“, die also noch vor der „Chronik der Sperlingsgasse“ zu datieren ist,

Er schien sich also eigentlich ganz wohl in Magdeburg gefühlt haben, aber dann spielte ein verhängnisvoller Zwischenfall eine prägende Rolle. Ein Jahr nach Lehrbeginn war der Prinzipal verstorben, sein Sohn Reinhold führte die Geschäfte weiter, und mit dessen Bruder hatte sich Wilhelm angefreundet. Dieser ältere Freund beging in der Nacht unerwartet und für alle schockierend Selbstmord. Wilhelm wurde aus den Schlaf gerissen, sollte helfen, die Leiche zu transportieren, und als er später durch das finstere Haus stolperte, fühlte er sich plötzlich vor die Brust gestoßen, geriet in panischen Schrecken und wurde nach lautem Angstschrei ohnmächtig. Er bekam ein nervöses Fieber, lag mehrere Wochen krank, begann auch zu schlafwandeln, insgesamt würde man aus heutiger Sicht wohl nach diesem beängstigenden Geschehen als Folge ein Trauma vermuten. Auch seine später häufigeren asthmatischen Beschwerden mögen aus dieser Zeit resultieren.

1853 brach er die Lehre ab und kehrte nach Wolfenbüttel zurück. Das war alles andere als angenehm für ihn, aber auch nicht für die Verwandten, selbst bei der geliebten Mutter merkte er Enttäuschung an. Er musste zusehen, dass ehemalige Mitschüler als Studenten auf dem Weg zu anerkannten Berufen waren, und fühlte sich als Versager, bis er dann 1854 eine für ihn folgewirksame Entscheidung traf (vielleicht die wichtigste seines Lebens!), die sich nachträglich als segensreich erwies.

Details

Seiten
138
Jahr
2020
ISBN (PDF)
9783631838990
ISBN (ePUB)
9783631839003
ISBN (MOBI)
9783631839010
ISBN (Hardcover)
9783631837658
DOI
10.3726/b17737
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (November)
Schlagworte
Realismus Erzähltechnik Textstruktur Auswander-/ Heimkehrermotive Außenseiter
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2020. 138 S.

Biographische Angaben

Hermann Wiegmann (Autor:in)

Hermann Wiegmann, geb. 1937, war zunächst Gymnasiallehrer. 1975 promovierte er über die Ästhetik Ernst Blochs, 1980 habilitierte er sich in Hannover zur geschichtlichen Entwicklung der ästhetischen Theorie. Es folgten Lehraufträge an der Universität Oldenburg und dort 1987 die Ernennung zum apl. Professor für Neuere deutsche Literatur. 1989 übernahm er das Veranstaltungskontingent des emeritierten Walter Jens an der Universität Tübingen. Neben Gastvorträgen an der Sorbonne, in Cambridge, Brüssel, Wien u.a. sind 20 wissenschaftliche Bücher und 40 Aufsätze zu nennen.

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