Literalität und Partizipation
Über schriftsprachliche Voraussetzungen demokratischer Teilhabe
Zusammenfassung
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Copyright
- Autorenangaben
- Über das Buch
- Zitierfähigkeit des eBooks
- Inhalt
- Grußwort anlässlich der Tagung Literalität und Partizipation der Stiftung Demokratie
- Literalität. Sprache, Partizipation.
- Einführung in die Tagung
- Referenten
- Literalität und politische Partizipation. Aktuelle Entwicklungen und Konsequenzen für die Grundbildungsarbeit
- Mehrsprachigkeit, Bildungssprache und gesellschaftliche Partizipation
- Literacy and Civil Society: A Perspective on policy, theory and practice in the UK
- Social and political participation in democracy building: The Role of Literacy Programs and Educational Reforms in Russia
- Ist Lesekompetenz eine Aufgabe der politischen Bildung? Anmerkungen zum Konzept der „politischen Lesekompetenz“
- Reihenübersicht
← 6 | 7 → Grußwort anlässlich der Tagung Literalität und Partizipation der Stiftung Demokratie
Dr. Johannes Neyses,
Kanzler der Universität zu Köln und Mitglied des Kuratoriums der Demokratiestiftung
Meine sehr geehrten Damen und Herren, im Namen des Rektorats der Universität zu Köln, und zugleich im Namen des Kuratoriums der Demokratiestiftung der Universität möchte ich Sie ganz herzlich zu der heutigen Tagung willkommen heißen.
Lassen Sie mich zu Beginn kurz darstellen, welche Ziele die Demokratiestiftung verfolgt: Nach ihrer Satzung verfolgt die Stiftung den Zweck, durch Wissenschaft und Bildung einen friedlichen Beitrag zur Verbreitung und Vertiefung demokratischer Ideen zu leisten. Wir haben damals, als wir die Stiftung gegründet haben, ganz bewusst in der Satzung verankert, dass unser Ziel die Verbreitung und Vertiefung demokratischer Ideen durch Bildung und Wissenschaft ist; d.h. wesentliches Ziel der Stiftung ist die Demokratieforschung, denn gerade die Universität zu Köln bietet mit ihrer großen Fächervielfalt sehr gute Voraussetzungen dafür, die rechtlich-strukturellen, historischen und politikwissenschaftlichen Fragestellungen von Demokratie wissenschaftlich zu bearbeiten. Die wissenschaftliche Bearbeitung unterstreicht, dass genau dies Sache der Universität ist und nicht, ähnlich wie eine Bürgerinitiative vorzugehen. Dabei sind Bürgerinitiativen und entsprechende Aktivitäten für ein demokratisches Gemeinwesen natürlich von hoher Bedeutung; die Diskussion um Stuttgart 21 zeigt, wie sehr die Menschen nach mehr Partizipation streben und sich für dieses Ziel persönlich engagieren oder in politischen Parteien, Interessensvertretungen oder Bürgerinitiativen einsetzen. Dass dies so ist, ist gut und begrüßenswert, indes sollte sich die Universität als Institution den Fragen der Demokratie auf andere Art und Weise zuwenden; sie muss neutral bleiben und von ihrer grundlegenden Zielsetzung und Aufgabenstellung, nämlich der in Wissenschaft und Forschung, an das Thema herangehen.
← 7 | 8 → In der bisherigen Arbeit der Stiftung standen in diesem Sinne im Fokus insbesondere die Befassung mit den demokratischen Prinzipien und Grundwerten, die Auseinandersetzung mit Verhaltensformen in der Demokratie sowie die nationale und internationale Kommunikation durch regelmäßig stattfindende Symposien und Ringvorlesungen. So hat die Demokratiestiftung in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Symposien und Veranstaltungen zu wichtigen Themen durchgeführt: zuletzt vor einem halben Jahr in der Deutschen Welle zu dem Thema „Medien und Demokratie“. Es wurde die Frage untersucht, welchen Einfluss die Medien auf die politische Meinungs- und Willensbildung in der Gesellschaft haben. Ich brauche sicher nicht besonders zu betonen, welche herausragende Bedeutung die Medien in diesem Zusammenhang haben. Wo aber sind die Grenzen der Berichterstattung? Wie wird die öffentliche Aufgabe der Information der Bürgerinnen und Bürger wahrgenommen? Es war eine hochinteressante Tagung in der Deutschen Welle. Sie finden die Ergebnisse auf unserer Homepage und in den Verlautbarungen der Stiftung.
Welche Bedeutung die Auseinandersetzung mit dem Thema „Demokratie“ hat, zeigt der Blick auf die weltweiten politischen Veränderungen. Nach dem Zusammenbruch zahlreicher autoritärer Herrschaftssysteme in Afrika, Asien und Lateinamerika und der Inklusion des sowjetischen Hegemonialbereichs, welche die Demokratie als die wesentliche und zukunftsweisende politische Ordnung zurückgelassen hat, kann man mit guten Gründen zu der Einschätzung gelangen, dass die Systemkonkurrenz als entschieden anzusehen ist. Dies bedeutet aber noch nicht, dass die Welt seither auf ein friedliches Zusammenleben demokratisch verfasster Gesellschaften hinausläuft. Vielmehr zeigt sich, dass der Weg zu einer stabilen rechtsstaatlich verfassten Demokratie je nach den kulturellen, ökonomischen und sozialen Bedingungen sehr weit sein kann und Rückschläge möglich sind.
Vor diesem Hintergrund hat das Kuratorium der Demokratiestiftung nach intensiver Diskussion ein unter engagierter Mitwirkung der beiden Kölner Politikwissenschaftler André Kaiser und Wolfgang Leidhold entwickeltes Stiftungskonzept verabschiedet. In diesem Konzept, meine Damen und Herren, sind die Problemfelder für die Arbeit der Stiftung abgesteckt.
← 8 | 9 → Zum einen geht es um die Frage, unter welchen Bedingungen Demokratie dauerhaft zu stabilisieren ist, welche kulturellen, ökonomischen und sozialen Rahmenbedingungen ihr förderlich sind und welche nicht. In welcher Weise kann international und transnational unterstützend auf Prozesse der Konsolidierung von Demokratie eingewirkt werden? Zu der notwendigen Bedingung einer stabilenDemokratie, in periodisch wiederkehrenden Wahlen das politische Führungspersonal zu bestimmen, muss eine verfassungsmäßige Verankerung von Rechten und Pflichten hinzukommen, an welche auch das politische Führungspersonal gebunden ist. Diese Aspekte tragen unser Stiftungskonzept, und wenn man sich die anstehende Diskussion um den ehemaligen Bundespräsidenten Wulff vergegenwärtigt, ist genau dies das Problem: nämlich die Regeln und Verhaltensmuster, die auch das politische Führungspersonal zu erfüllen hat. Deshalb wird in der Öffentlichkeit, ich denke zu Recht, die Auffassung vertreten, dass das, was mit Herrn Wulff geschehen ist, auch eine Art Reinigung (Selbstreinigung) der Demokratie gewesen sei.
Details
- Seiten
- 117
- Erscheinungsjahr
- 2014
- ISBN (PDF)
- 9783653041972
- ISBN (MOBI)
- 9783653993127
- ISBN (ePUB)
- 9783653993134
- ISBN (Hardcover)
- 9783631646700
- DOI
- 10.3726/978-3-653-04197-2
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2014 (Februar)
- Schlagworte
- politische Partizipation Mehrsprachigkeit Lesekompetenz Bildungssprache kulturelle Heterogenität
- Erschienen
- Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2014. 117 S., 15 s/w Abb.