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Zur Reiseliteratur um 1800

Autoren – Formen – Landschaften

by Uwe Hentschel (Author)
©2022 Edited Collection 378 Pages

Summary

Der Autor reagiert mit dem Buch auf das anhaltende Interesse an der Reiseliteratur um 1800 – einer Zeit, in der Mobilität für die Menschen immer wichtiger wurde. Es gab eine zunehmende Zahl von Reisenden aller Couleur, und nicht wenige verspürten das Bedürfnis, ihre Erfahrungen der Öffentlichkeit mitzuteilen. Dabei bedienten sie sich ganz unterschiedlicher Ausdrucksformen: Die Bandbreite reichte vom wissenschaftlichen Bericht bis zur romanesken Schilderung. Der Band zeigt, wie facettenreich sich das Genre zwischen 1770 und 1830 entwickelte und wie komplex das Zusammenspiel zwischen Reise, deren literarischer Bearbeitung und Veröffentlichung in einer Zeit des gesellschaftlichen Wandels war.

Table Of Contents

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhalt
  • I. Einleitung
  • II. Autoren
  • A. Gotthold Friedrich Stäudlin – ein schwäbischer Philhelvet
  • B. Joachim Heinrich Campe als philanthropischer Reiseautor
  • C. Garlieb Merkel als Reiseschriftsteller
  • D. Carl Friedrich Zelter – ein ‚Odysseischer Vagabund‘
  • III. Formen
  • A. Eine ‚malerische‘ Reisebeschreibung
  • B. Zur Problematik der ‚anschauenden Erkenntnis‘ im Reisebericht
  • C. Zur populärwissenschaftlichen Reiseberichterstattung
  • D. Zur Reisepublizistik Ludwig Börnes
  • IV. Landschaften
  • A. Die große Stadt – Berlin
  • B. Die böhmischen Bäder
  • C. Die politische Schweiz (aus Goethes Sicht)
  • D. Der Staubbachfall
  • E. Die Walliser Alpen
  • F. Die Petersinsel im Bieler See
  • G. Straßburg – eine Stadt mit zwei Gesichtern
  • Siglen
  • Primärliteratur
  • Sekundärliteratur
  • Zu den Beiträgen

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I. Einleitung

Fast scheint es, als bedürfte es gegenwärtig einer besonderen Begründung, wenn man sich mit der Reiseliteratur um 1800 beschäftigt. Die Klagen der Rezensenten vor 200 Jahren über die Flut von Reisebeschreibungen auf dem Buchmarkt1 könnten sich wiederholen angesichts der großen Zahl von wissenschaftlichen Arbeiten zu diesem Gegenstand in den letzten Jahrzehnten.2 Erste Versuche, diese Masse angehäuften Wissens zu systematisieren, liegen vor,3 ohne dass eine solche Überschau bereits zu einer Gattungsgeschichte geführt hätte.

Dabei sollte die benannte quantitative Reziprozität zwischen Reiseliteratur- und Forschungsaufkommen nicht erstaunen, denn zwischen 1770 und 1830 ging Erstaunliches vor sich – geschichtlich und reisekulturell – und nicht wenig davon basierte auf der Mobilität des (modernen) Menschen, ←9 | 10→die ihm die Welt-Erfahrung und -Erkenntnis ermöglichte, deren er zur Welt-Veränderung bedurfte.4

Zu welchem Zwecke wurden Reisen unternommen?

Der Wunsch, die angestammte Scholle zu verlassen und die Fremde kennenzulernen, die im weitzerteilten deutschen Reich bereits hinter dem nächsten Schlagbaum beginnen konnte, wuchs im Jahrhundert der Aufklärung immens. Man versuchte, sich das Unbekannte anzueignen, indem man es statistisch erfasste, doch selbst ein Autor wie Friedrich Nicolai, der mit der zwölfbändigen Beschreibung seiner Reise durch Deutschland und die Schweiz ein Beispiel für dieses gelehrt-enzyklopädische Herangehen lieferte, kam nicht umhin, das Fremde an den mitgebrachten eigenen (und für gut befundenen) Werten zu messen. Nicolai konnte und wollte zeigen, dass er als berolinischer Protestant dem katholischen Süden kritisch gegenüberstand.5

Von Anfang an eignete dem Reisen und den Berichten, die auf deren Grundlage entstanden, eine meinungsbildende Sprengkraft inne, die dann noch anwuchs, wenn zielgerichtet Orte und Landschaften aufgesucht wurden, die sich als positive Gegenbilder zur Heimatkultur beschreiben ließen. Für die fortschrittsbegeisterten Bürger konnte das England sein,6 für die zivilisationskritisch eingestellten eher die Schweiz.7

Doch waren nicht allein reisende Aufklärer unterwegs; man erkannte, dass der Begegnung mit dem Fremden eine hohe Selbstfindungs- und -bildungsfunktion inne wohnt; viele machten sich auf, um Städte und Landschaften, die ihnen aus der Literatur bekannt waren, zu besuchen. Längst ←10 | 11→waren es nicht mehr allein Funktionsträger oder Standespersonen,8 die sich Bildungsreisen leisten konnten, auch Nichtprivilegierte fanden im sich ausgestaltenden institutionalisierten Verkehr Möglichkeiten kostengünstiger Beförderung – oder sie wanderten, eine Bewegungsform, die Rousseau bereits 1761 in seinem Erziehungsroman Emile allen Reisenden empfohlen hatte, die natur- und/oder volksnah unterwegs sein wollten.9 Rasch ergaben sich aufgrund der Reise- und Beschreibungsdichte touristische Routen. Das Dargestellte lockte weitere Besucher an; nun kam man erst recht nicht mehr vorurteilsfrei. Die bereits vorliegenden Berichte zeigten auf, was man besuchen und wie man empfinden müsse; noch im 18. Jahrhundert entstanden erste Reiseführer.

Es gab mithin ein breites Spektrum von Reisenden mit ganz unterschiedlichen Zielvorstellungen; es reichte von den gelehrten Aufklärern, die die Räume statistisch vermaßen, über die politisch interessierten und die bildungsbeflissenen bis zu den allein Erholung suchenden Reisenden. Nimmt man die überkommenen Berichte zur Grundlage, dominierte zunächst diejenige Gruppe, die vorgab, zum Nutzen des Gemeinwesens unterwegs zu sein; zu dieser gehörten auch Autoren wie Georg Forster, Wilhelm von Humboldt und Goethe, denen es darum ging, auf der Reise das Typische bzw. Wesentliche einer Sozietät oder Landschaft zu erfassen.10

Die subjektiv-ästhetische Beschreibung des Wirklichen erweiterte das Spektrum des Genres Reisebericht; die faktische Beweisführung wurde ersetzt durch den Ausweis einer subjektiven Authentizität. Der Englandreisende Karl Philipp Moritz stellte bereits 1783 fest:

Da ein jeder seinen eignen Maßstab hat, wonach er die Dinge außer sich abmißt, und seinen eignen Gesichtspunkt, woraus er die Gegenstände betrachtet, so folgt sehr natürlich, daß dies bei mir denn auch der Fall ist. Daß also manchem die Dinge anders vorgekommen sein müssen, wie sie mir vorgekommen sind, folgt eben so natürlich.11←11 | 12→

Das reisende Ich wird in seiner Begegnung mit dem Fremden gezeigt; gelingt es, dieses Ich in seiner Besonderheit vorzustellen, auszuweisen, unter welchen Umständen, mit welchen Erwartungen der Reisende unterwegs war, das heißt, die Farbe seiner Brille kenntlich zu machen, mit welcher er die Wirklichkeit betrachtet hat, so vermag der Leser die Dinge mit den Augen des Reisenden zu sehen,12 dessen Erkenntnisse werden nun für den Rezipienten nachvollziehbar.13 Ob der Autor dabei die Grenze zur Fiktion überschreitet, muss letztendlich der Leser entscheiden; von seiner Kompetenz hängt es ab, ob er das Reisewerk als authentischen Reisebericht oder als -roman einstuft.

Wie die Berichte Leserinteressen befriedigten

In einer Zeit, „wo das Reisen zur wahren Reisewuth wurde“, darf davon ausgegangen werden, dass auch „Reisebeschreibungen einander jagten“.14 Deshalb sollte nicht allein von den vielen Reisenden und deren Zielen die Rede sein – und auch nicht allein von den Formen, in welchen die Autoren die Reiseerlebnisse präsentierten, obgleich der Zusammenhang zwischen der Fortbewegung und deren literarischen Vergegenwärtigung allein schon – wie angedeutet – ein höchst komplexer ist: Kultur und Literatur des Reisens lassen sich nur beschreiben, wenn auch die sich wandelnden Leserinteressen mit ihrer Wirkung auf den expandierenden Buchmarkt am Ende des 18. Jahrhunderts einbezogen werden.←12 | 13→

Zunächst schrieben Reisende vor allem für die akademisch Gebildeten, die es für einen großen Gewinn ansahen, sich nicht einer kostspieligen und gefahrvollen Reise aussetzen zu müssen, wenn sie sich Welterfahrung ermöglichen wollten. Und dort, wo die Deutschen nicht hinkamen, halfen sie sich mit Übersetzungen von Reiseberichten vor allem aus dem Englischen und Französischen. Auf diese Weise – so wurde festgestellt – war „die Gelehrsamkeit von ganz Europa in Deutschland concentrirt“ – nicht zuletzt mit dem Ergebnis, dass „durch die Fluth von Reisebeschreibungen“ auch so „manches Vorurtheil weggeschwemmt“ und „der kosmopolitische Geist der Deutschen“15 entwickelt werden konnte.

Die Gebildeten, die im Deutschen Reich noch unter mittelalterlichen Verhältnissen lebten, lernten über die Lektüre von Reisebeschreibungen die moderne bürgerliche Welt kennen, wie sie sich in den Großstädten Berlin, Hamburg oder Wien, vor allem jedoch in den Metropolen Paris und London erfahren ließ, was eine wichtige Voraussetzung darstellte, um selbst Texte verfassen zu können, die sich auf der Höhe der Zeit bewegten.

Novalis schrieb 1799 in seinem Aufsatz Die Christenheit oder Europa, dass man „in Deutschland […] schon mit voller Gewißheit die Spuren einer neuen Welt aufzeigen“ könne, ja Deutschland gehe „einen langsamen, aber sichern Gang vor den übrigen europäischen Ländern voraus“; während „diese durch Krieg, Spekulation und Parteigeist beschäftigt sind“, habe sich „der Deutsche mit allem Fleiß zum Genossen einer höhern Epoche der Kultur“ gebildet. Dieser „Vorschritt“16 war nur möglich, weil man den gesellschaftlichen Progress außerhalb des eigenen Landes genau beobachtete und aus diesen Erfahrungen (oft aus zweiter Hand), dann unter (stagnierenden) Verhältnissen, die Freiraum zum Nachdenken ließen, eigene moderne Ansichten und Lebensmodelle entwickeln konnte. Man musste nicht das Dorf Weimar zu Beginn des 19. Jahrhunderts verlassen und die Fortschrittszentren Paris oder London aufsuchen, um einen Faust II schreiben zu können, in dem dem modernen, selbstverliebten, macht- und geldversessenen Bourgeois ein Spiegelbild vorgehalten wird.←13 | 14→

Die Bürger erhielten durch die Reisebeschreibungen ein Bild von ihrer kleinen, aber auch von der großen Welt. Es versteht sich, dass sie von diesen Texten einen hohen Wahrheitsgehalt, zumindest subjektive Authentizität erwarteten. Es waren die Rezensionsorgane und gelehrten Blätter, die darauf achteten, dass zur „erste[n]‌ Pflicht“ eines Reisebeschreibers gehörte, „Wahrhaftigkeit und Unpartheylichkeit“17 an den Tag zu legen; erwartet wurde von ihm um 1800 in den gelehrten Zeitschriften, dass er faktisch-statistisch und vollständig den besuchten Raum erfasst.18

Für Zentraleuropa war dies bis zu diesem Zeitpunkt weitestgehend geschehen, die bereits vorliegenden Fakten konnten höchstens noch einmal überprüft und rektifiziert werden oder der Reisebeschreiber musste sich damit begnügen, Peripheres mitzuteilen.19 Beides stieß bei den an den Reisezielen interessierten Lesern auf wenig Zustimmung.

Bereits recht früh erkannte der vielschreibende Reiseautor Karl Gottlob Küttner, dass man sich von dem Vollständigkeitsanspruch verabschieden müsse. Es komme nicht darauf an „daß Einer etwas neues sage (denn das ist in der That schwer), als vielmehr, daß das, was Andere vor ihm gesagt ←14 | 15→haben, auf eine eigenthümliche Art gesagt und vorgestellt werde.“ Denn über einen Gegenstand könne auf verschiedene Weise gehandelt werden; der Ansichten sind viele möglich: „Das Publikum will nicht immer und geradezu etwas Neues, sondern nur, daß die Art zu sehen, zu beobachten, sich auszudrücken, zu bestimmen […] neu sey.“20 Viele Reisebeschreiber machten nun bereits im Titel darauf aufmerksam; sie waren gewillt, vor allem „Ansichten“, „Bemerkungen“ oder „Beobachtungen“ über das Gesehene zu liefern.

So findet der Rezensent der von Friedrich Nicolai herausgegebenen Neuen allgemeinen deutschen Bibliothek in Chassot de Florencourts Bemerkungen auf einer Reise durch einen Theil des Niedersächsischen und Obersächsischen, Westphälischen und Oberrheinischen Kreises nur „wenig merkwürdige Fakta, die ganz neue Wahrheiten darlegen oder ältere Beobachtungen bestätigen können“, und damit nicht das vor, „was eine Reisebeschreibung eigentlich lehrreich“ mache, doch muss der Kritiker einräumen, dass der Autor „den Leser ganz angenehm von Raisonnement zu Raisonnement“ führt. Im Ergebnis gehöre die vorliegende Reisebeschreibung „mehr zu den unterhaltenden als lehrreichen“.21

In einer sich verändernden, im Umbruch befindlichen Welt kam der Reiseliteratur die Aufgabe zu, nicht allein das Neue vorzustellen, sondern sich über dessen Bedeutung und Sinn zu verständigen.22 Damit wurde dem räsonierenden Individuum eine weit größere Aufmerksamkeit zuteil. Für den Theologen und Pädagogen August Herrmann Niemeyer wird in seinen Beobachtungen auf Reisen in und außer Deutschland die individuelle Wahrnehmung ausdrücklich zum Programm. Im Vorwort formuliert er:

←15 | 16→Da indeß überhaupt die Bestimmung dieser Schrift viel weniger topographisch, statistisch oder historisch war, da es am wenigsten in ihrem Plan lag, zu wiederholen, was man ohnehin in allen Beschreibungen der besuchten Länder findet, da ich vielmehr nur meinen Lesern mittheilen wollte, wie Einzelnes darin auf mich gewirkt, welchen Anlaß es mir zu allgemeinen Betrachtungen gegeben, und auch wohl späteren Reisenden geben könne, so kommt es für diesen Zweck weniger auf das Unbekannte, als auf die Auffassung selbst des Bekannten an.23

Niemeyer sah durch die ihm „zu Gesicht gekommenen Anzeigen“, dass von den Lesern „die Manier der Darstellung und namentlich die Einmischung des Persönlichen gebilligt“24 worden war.

Die Mehrzahl der Reiseschriften leistete – wie das Reisewerk von Niemeyer – einen Beitrag zur Selbstaufklärung des Bürgertums unter modernen Buchmarktverhältnissen. Georg Forster hatte es schon einige Jahre zuvor auf den Punkt gebracht:

Erlaubtere Kunstgriffe giebt es nicht, als diejenigen, welche die Mittheilung nützlicher Kenntnisse begünstigen; je schwerer es wird, den Geschmack der Leser zu befriedigen, je mehr Abneigung für ernsthafte Lecture sie blicken lassen, desto verdienstlicher ist es, dem trockenen Unterricht durch die Reize der Einkleidung Eingang zu verschaffen.25

Auf diese Weise wurde den Bürgern ein landeskundliches und geographisches Konversationswissen zur Verfügung gestellt, wie es schon bald in die großen Lexika des 19. Jahrhunderts einfließen sollte. Spezialwissen wurde nicht mehr über die Reiseliteratur transportiert; die sich entwickelnden Fachdisziplinen Geographie, Landeskunde, Statistik usw. schufen sich ihre eigenen Vermittlungswege, z. B. in Form von Fachzeitschriften.

Über die Schwierigkeit, Bildung und Unterhaltung zu verbinden

In Distanz zu dem gelehrt-fachwissenschaftlichen Segment des Reiseliteraturbuchmarktes war ein Typus von Beschreibungen entstanden, in denen die Reise zu einem Abenteuer und das Erzähler-Ich zu einer Figur ausgestaltet ←16 | 17→wurde, wie es bereits 1768 Laurence Sterne in seinem Werk A Sentimental Journey through France and Italy wirkungsmächtig vorgeführt hatte.

Im Verlaufe des 18. Jahrhunderts zeigte sich, dass die Leser nicht allein nach Informationen und Orientierung in einer unübersichtlich werdenden Welt verlangten, sie wollten auch Ablenkung durch Unterhaltung. Nicht zuletzt die neu hinzugekommenen Leserschichten aus den kleinbürgerlichen Milieus verstärkten das Interesse an anspruchsloser, den Sinnen zugewandter Lektüre. Reiseautoren und Verleger witterten ein gutes Geschäft.

Wie dabei vorgegangen wurde, zeigt eindrücklich das folgende Beispiel. Der 1775 geborene Gottfried Benjamin Meißner (gest. 1811) hatte sich 1797 entschlossen, in Leipzig, am Zentralort des Buchhandels, einen Verlag zu begründen und da auch er wusste, dass Reisebeschreibungen eine ‚gängige‘ Ware darstellten, sprach er seinen ehemaligen Schulfreund Karl Friedrich Burdach (1776–1847) an, der gerade von einer Wanderung durch den Harz zurückgekehrt war, ob er nicht bereit wäre, einen Text über die Reise zu verfassen.26 Obgleich dieser seinem Freunde mitteilte, dass er allein zu seinem „Vergnügen“ unterwegs gewesen sei und „also durchaus kein Material, welches einer öffentlichen Bekanntmachung werth gewesen wäre“, mitgebracht hätte, so fühlte er sich doch ob des Antrags geschmeichelt; zudem konnte er als Medizinstudent das in Aussicht gestellte Honorar gut gebrauchen. Die „Verführung siegte“. Burdach versprach, rasch zu liefern. Er hatte sich „durch Lectüre auf die Reise vorbereitet, auch unterwegs alles, was“ ihm „merkwürdig schien, gesehen und Einiges darüber aufgezeichnet“; nun versuchte er, „die Lücken durch humoristische Tiraden auszufüllen“.

Der junge Autor bemerkte schnell, dass er „in dem Netze eines industriösen Bücherkrämers“ gefangen war, denn mit der Ablieferung des Manuskriptes hatte es nicht sein Bewenden: „Der Industriemann versicherte, daß ein Kupferstich zum Absatze des Buchs unumgänglich nöthig sei“; er bat den Verfasser, eine Abbildung zu liefern, er selbst wolle „eine kleine Karte“ von einem Teile des Harzes, in dem der Reisende unterwegs war, stechen lassen.←17 | 18→

Zur Michaelismesse 1798 lag das Reisebüchlein mit Karte und einem Stich vom Eingang der Rübeländer Baumannshöhle vor. Es erschien anonym und trug den Titel Bemerkungen und Gefühle auf meiner Reise über den Harz. Burdach wird später in seiner Autobiographie schreiben, er habe „von Anfang an die Gehaltlosigkeit des Machwerks erkannt“ und sich dessen „geschämt“.

Details

Pages
378
Year
2022
ISBN (PDF)
9783631877944
ISBN (ePUB)
9783631877951
ISBN (Hardcover)
9783631869796
DOI
10.3726/b19744
Language
German
Publication date
2022 (June)
Keywords
Reisekultur Bildungsgeschichte Literarischer Markt Reisebericht Reisebeschreibung
Published
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2022. 378 S.

Biographical notes

Uwe Hentschel (Author)

Uwe Hentschel studierte Germanistik an der Universität Leipzig, wo er auch promovierte. Nach Anstellungen an den Universitäten Leipzig und Chemnitz erfolgte seine Habilitation. Seit 2008 ist er außerplanmäßiger Professor an der TU Chemnitz. Sein Arbeitsschwerpunkt ist die Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts.

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