TY - JOUR AU - Benjamin Benthaus PY - 2022 CY - Berlin, Germany PB - Peter Lang Verlag JF - Pädagogische Rundschau IS - 2 VL - 76 SN - 2365-8142 TI - Benthaus, Benjamin: Dialektisches Denken von Kindern – Theoretische und empirische Studien zu philosophischer Bildung im Grundschulalter, Baden-Baden (Ergon) 2018, 565 S. zgl. Dissertation an der Justus von Liebig-Universität Gießen. DO - 10.3726/PR022022.0020 UR - https://www.peterlang.com/document/1239018 N2 - In einer (post-)modernen Gesellschaft, in der sich Mehrdeutigkeiten, Unschärfen und Widersprüche als Grundzüge anmelden, eine Gesellschaft, von der auch Kinder nicht ausgeschlossen respektive auszuschließen sind, artikuliert sich in der Anbahnung, Förderung und Kultivierung dialektischer Denkfähigkeit, verstanden als ein dynamisches (Nach-)Denken des einzelnen Subjekts in und mit Gegensätzen, ein wichtiger (philosophischer) Bildungsauftrag an die Grundschule. Das Widersprüchliche gilt dabei gemeinhin als unangenehm, problematisch und anstrengungsintensiv, läuft es doch Denk- und Handlungsgewohnheiten zuwider, die auf Harmonie und Ganzheitlichkeit insistieren. Im Vermeiden und Auflösen von Widersprüchen zeitigen sich daher weitverbreitete Formen des Umgangs mit ebenjenen. Auch die Wissenschaft scheint von diesen Strategien nicht befreit. Obschon der Widerspruch keineswegs einseitig und einzig als fehlerhaft, gefährlich oder destruktiv wahrgenommen wird, ist die Bedeutung der Widerspruchsfreiheit als oberstes Gebot von wissenschaftlicher Forschung und (formaler) Logik – man denke an Popper – kaum von der Hand zu weisen und in ihrer Auswirkung auf die Begegnung mit allem auch nur scheinbar Widersprüchlichen in Wissenschaft und Alltag nicht zu unterschätzen. Mit Blick auf philosophische Bildungsangebote in der Primarstufe kommt hinzu, dass das Dialektische, deren Wesenskern es ist, Widersprüche zu denken, statt sie zurückzuweisen, bisher lediglich randständig oder aber in verkürzter Weise – vorzüglich in der Stilisierung einer Dialogik, die zumeist dem Vorsatz unterliegt, eine auf Konsens ausgerichtete Lösung hervorzurufen – Beachtung gefunden hat, sodass die Potentiale dialektischer Philosophie nicht ausgeschöpft werden. Einschlägige entwicklungspsychologische Studien versehen die dialektische Denkfähigkeit ferner mit dem Etikett, erst ab der Adoleszenz beobachtbar zu sein. Das kindliche dialektische Denkvermögen wird dabei in den Schatten erwachsener Denkvollzüge gestellt, an diesen gemessen und so abgewertet. ER -