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Die Höhe 108 bei Berry-au-Bac im Ersten Weltkrieg

Die Fronten an der Aisne aus deutscher und französischer Sicht

von Fabien Théofilakis (Band-Herausgeber:in)
©2018 Sammelband 410 Seiten

Zusammenfassung

Der Erste Weltkrieg hält immer noch ein paar Überraschungen für diejenigen bereit, die ehemalige Schlachtfelder bereisen und Archive durchforsten wollen. Die Höhe 108, deren Hügel zwischen der Aisne und der Marne den östlichen Riegel des Chemin des Dames formten, war einer der Hauptschauplätze des Ersten Weltkrieges. Ihr strategischer Wert machte sie zwischen 1914 und 1918 zu einem von Franzosen und Deutschen erbittert umkämpften Sektor; der Stillstand der Aisne-Front führte an diesem Ort zu neuen Formen der Offensive; dort überlappten sich durch die deutsche Besatzungsherrschaft die Erfahrungen der Soldaten mit denen der Zivilbevölkerungen hinter der Front; und nicht zuletzt trägt die Landschaft auch heute noch die Zeichen dieser beinahe vergessenen Tragödie. Die Höhe 108 sehen ermöglicht es zu verstehen, wie dieser Konflikt auf beiden Seiten der Front, von Franzosen und von Deutschen, erlebt wurde und warum er zu dem Großen Krieg werden konnte, der das 20. Jahrhundert dermaßen prägte.
19 Beiträge, jeder von vier Händen in deutsch-französischer Zusammenarbeit von sieben jungen Historikern geschrieben, präsentieren eine verflochtene Geschichte des Großen Krieges, ausgehend von einem Ort, der zum Schlachtfeld geworden ist. Fünf Archivare sprechen über die Bedeutung der Archive für das wiedererwachte wissenschaftliche Interesse am Ersten Weltkrieg, das durch das hundertjährige Jubiläum ausgelöst worden ist. Sie zeigen damit, wie sehr die Erinnerung an den Großen Krieg Teil einer Erinnerungspolitik ist, die in jedem Land andere Züge annimmt. Das reich illustrierte Buch erscheint gleichzeitig auf Deutsch und auf Französisch.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorwort (Annette Becker)
  • Préface (Annette Becker)
  • Einleitung – Eine deutsch-französische Wiederentdeckung: Berry-au-Bac im Großen Krieg (Fabien Théofilakis)
  • Introduction – Retrouver la cote 108, retrouver la Grande Guerre à travers le franco-allemand…(Fabien Théofilakis)
  • 1. Wie Geschichten aus Quellen an der Aisne entstehen
  • I. Berry-Au-Bac, von der Aisne bis zur Front
  • 2. Warum wurde aus der Anhöhe südöstlich von Berry-au-Bac die Höhe 108?
  • 3. Welche Einheiten kämpften bei Berry-au-Bac?
  • II. Kämpfen bei Berry-au-Bac
  • 4. Der Schützengrabenkrieg bei Berry-au-Bac: Eine „Zeit des Stillstandes“ 1914-1918
  • 5. Kämpfen unter der Erde: Die Minenschlacht, ein Krieg im Großen Krieg
  • 6. Von der Höhe 108 zur Ebene bei Berry-au-Bac: Die Panzerschlacht am 16. April 1917 oder wie man die Offensive wiederaufnimmt
  • 7. Auftrag über der Aisne-Front: Der Krieg in den Lüften
  • 8. Die Autorität auf dem Prüfstand des Großen Krieges: Die Rolle des Offiziers in einem neuen Krieg?
  • 9. Das Jahr 1915 an der Aisne-Front, ein neuer Krieg im Feld und Kopf?
  • III. Den Krieg erleben, den Krieg benennen, den Krieg erzählen
  • 10. Boches und Franzmann: die linguistische Konfrontation zwischen der Höhe 108 und der Heimatfront
  • 11. Krieg und Korrespondenz: Worte von der Front
  • 12. Spione, Überläufer und Kriegsgefangene an der Aisne-Front als Informationsquellen
  • 13. Dorgelès Großer Krieg an der Aisne-Front: Vom Soldaten zum Autor von Die hölzernen Kreuze
  • IV. Besatzung und Koexistenz bei Berry-au-Bac
  • 14. Die Aisne in Berry-au-Bac, 1914-1918: Wie ein Fluss in den Krieg eintritt
  • 15. Zwischen Besatzung und Koexistenz: Die Kriegserfahrungen im besetzten Gebiet der Aisne
  • 16. Okkupation und die Gazette des Ardennes, kulturelle Demobilisierung durch die Presse
  • 17. Die Verpflegung von der Aisne-Front zur Heimatfront
  • V. Das Projekt „Die Höhe108“ als Erfahrung
  • 18. Die Suche nach dem „Kalvarienberg“ oder wie man Historiker wird: Das deutsch-französische Projekt über die Höhe 108 und das Dorf Berry-au-Bac im Ersten Weltkrieg
  • 19. Vom Fangen des Windes
  • VI. Der Große Krieg 100 Jahre später: Archive und Archivare
  • 20. Interview mit Michèle Conchon und Roseline Salmon, Archives Nationales (Französische Nationalarchive), Pierrefitte-sur-Seine, durchgeführt von Pierre Le Dauphin am 27. Januar 2014
  • 21. Interview mit Sylvie Le Ray-Burimi, Armeemuseum, Hotel national des Invalides, vom 14. April 2015 durchgeführt von Amaury Bernard
  • 22. Interview mit Dr. Wolfgang Mährle, Oberarchivrat beim Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, am 7. November 2014, durchgeführt von David Pfeffer
  • 23. Interview mit Christian Westerhoff, Leiter der Bibliothek für Zeitgeschichte in der Württembergischen Landesbibliothek, durchgeführt von Stefan Schubert am 7. November 2014
  • 24. Interview mit Mélanie Morin-Pelletier, Musée Canadien de la Guerre, Ottawa, durchgeführt von Camille Laurent am 24. April 2014
  • 25. Geschichte – Leidenschaft – Vermittlung
  • Das Centenaire – hundert Jahre Erster Weltkrieg in Deutschland und Frankreich. Ein Nachwort
  • Le Centenaire, cent ans de Première Guerre mondiale en Allemagne et en France. Une postface
  • Danksagung und institutionelle Unterstützung
  • Ortsregister
  • Personen- und Institutionenregister
  • Bildnachweis
  • Bibliographie
  • Kurzpräsentation der Autorinnen und Autoren
  • L’Allemagne dans les relations internationales

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Vorwort

Annette Becker1

„Ruht in Frieden, gefallene Kameraden, mögen sie hierher kommen.

Die Sachsen sind da, die sie erwarten, Seite an Seite.

Seien es zehn gegen einen, wachet,

Und wir halten die HÖHE 108.“2

Departement Aisne, Fluss Aisne, Gemeinde Berry-au-Bac, Pioniere, Höhe 108, Kalvarienhügel.

Geographische, administrative, militärische, literarische, fotografische – es gibt viele Quellen, wie dieses Gedicht „Höhe 108“, das im Notizbuch eines deutschen Soldaten wiedergefunden wurde, der an dieser Höhe seinen Tod fand, und das von den Franzosen bis heute „konserviert“ (im mehrfachen Wortsinne) worden ist. Die Autoren dieses mehr als bemerkenswerten und vorbildlich verfassten Buches kommen von deutschen und französischen Universitäten und haben sich die Einsichten von Marc Bloch zu Herzen genommen, der während des Großen Krieges selbst in nahegelegenen Frontabschnitten gekämpft hatte:

Die anderen Wissenschaften können experimentieren, die sozialen Wissenschaften haben kein Laboratorium; sie haben einzig und allein die Erfahrungen zu ihrer Verfügung, die ihnen die Vergangenheit bietet. Das ist es, was diese Menschen seit langer Zeit verstanden haben, die so praxisbezogen vorgehen wie Militärs. […] Der Fall Militärstrategen ist für den Historiker ein sehr interessanter; und man kann ← 15 | 16 → sagen, dass sein Beispiel, für uns andere Leute des Metiers und des Kabinetts, etwas Schmeichelhaftes an sich hat. Denn sie sind vielleicht die einzigen Menschen der Tat, die bis heute versucht haben, bewusst unsere Forschungsergebnisse zu praktischen Zwecken einzusetzen. […] Wenn es eine Erfahrung gibt, die man aus offensichtlichen Gründen nicht nach eigenen Vorstellungen gestalten kann, dann ist es die einer großen Schlacht. […] Ich weiß sehr wohl, dass es große Manöver gibt. Aber ein Krieg ohne Tote und ohne Gefahr – jeder ist sich bewusst, dass eine militärische Übung unter kriegsmäßigen Bedingungen mit einem echten Krieg so viel zu tun hat wie eine Lokomotive mit einem billigen Kinderspielzeug, mit dem ein Kind völlig ausgelassen auf dem Boden spielt.3

Man erkennt den Stil, den verhaltenen Humor und den Ernst des Mediävisten, dem es auch Freude bereitete zu sagen:

Hinter den feinen Landschaftsformen, den Werkzeugen oder Maschinen, scheinbar mit kalter Sachlichkeit verfassten Dokumenten und von ihren Schöpfern völlig losgelösten Institutionen, sind es die Menschen, die die Geschichte fassen möchte. Wer das nicht erreicht, wird niemals mehr sein, als höchstens ein Hilfsarbeiter der Gelehrsamkeit. Der gute Historiker ähnelt dem menschenfressenden Monster der Legenden: Dort, wo es Menschenfleisch wittert, weiß es, wo die Beute ist.4

Der Herausgeber und seine Studenten haben ihre Siebenmeilenstiefel geschnürt und ihr Talent zur Spurensuche in dieser dem „Bild im Bild“ nachempfundenen Darstellung bewiesen, wie es Marc Bloch vor einem Jahrhundert empfahl. Sie bieten uns umfassende Einsichten in die Geschichte: politisch, militärisch, sozial, kulturell, auf unterschiedlichen narrativen Ebenen von der Makro- zur Mikroebene, in zwei Sprachen, häufig von vier Händen und mit vielfältigen Herangehensweisen, von beiden Seiten der Front. Fabien Théofilakis ist kein Generalstabsoffizier, der sich hinter seinen Karten und gefilterten Informationen verschanzt. Als Offizier an vorderster Front hat er „verhandelt“ und seine Gruppe von Pionieren, Frauen und Männern, zur Wiederentdeckung dieses bedeutenden Knotenpunktes für 1914 geführt. Berry-au-Bac im Departement Aisne, an der Aisne gelegen; zu dieser Zeit wie „haine“ (Hass) ausgesprochen, aber nicht nur.

Zur wissenschaftlichen Vorgehensweise: Alles ging von den Archiven aus und kehrte wieder dorthin zurück. Denn das letzte Wort dieses Buches haben die professionellen Archivare, deren Interviews ← 16 | 17 → die Abhandlung beschließen. Die Archivmaterialien wurden jederzeit zur Beweisführung herangezogen, gleich welcher Form: Schriftstücke, Fotografien, Filmaufnahmen, Landschaftselemente, mündliche Überlieferungen, Objekte, Zeichnungen, Pläne, Karten.

Ein deutsch-französischer Krieg auf französischem Gebiet, ein Weltkrieg auf europäischem Gebiet, in all seiner geographischen Ausweitung, in all ihrer Materialität. Alle im Laufe eines Jahrhunderts gesammelten Erkenntnisse über den 1. Weltkrieg wurden aufgespürt, in allen Bereichen der Geschichtswissenschaft, selbst in den entferntesten. Dann wurde alles auf dieses Gebiet konzentriert, wo Zivilisten in Uniform und professionelle Militärs sich gegenüberstanden, und das nicht ohne die konstante Anwesenheit von Zivilisten des jeweiligen Hinterlandes und der Logistik, die es erlaubte, den Krieg zu nähren, im Sinne von Nahrungsmitteln, Industrie und Emotionen. Man befindet sich ununterbrochen zwischen den beiden Fronten, der französischen und der deutschen, sowie an der Heimatfront. Die Zivilisten sind natürlich auch aus der Region, Evakuierte oder Kriegsgewinnler auf französischer Seite, Besetzte oder „Partner“ auf deutscher Seite, unfreiwillige Beispiele des totalen Krieges, ungeachtet ihres Alters oder ihres Geschlechts.

Den Topoi des Großen Krieges wird ein neuer Besuch abgestattet, man liest auf neue Art über die Gräben, die Flöhe, die Ratten, den Schlamm, die Toten, die Verletzten, die „Meuterer“ an diesem Zugangstor zum Chemin des Dames, da jeder Aspekt untersucht wurde: der Blick auf die zerfetzten Leiber, der Gestank der Kadaver und des Schwefels, der Lärm explodierender Minen, und, davor, die Geräusche des Feindes. Die Vergessenen sind nicht vergessen, weder die Gefangenen, noch die Kolonialtruppen auf französischer Seite, noch die Zivilisten, egal ob geflohen, als Geisel genommen, zur Arbeit gezwungen oder deportiert, noch die Ortsnamen, die von der – manchmal „kannibalischen“ – Gewalt zeugen, und auch der Fluss wurde bedacht, der der Körperpflege und im Sommer sogar zum Baden diente.

Die Militäraktionen sind mit einem feinen Gespür für die Chronologie beschrieben, 1914 ist weder 1915 noch 1918 und noch weniger 2017; ein Krieg, der immer technischer und industrialisierter wurde, Artillerie, Gas, Minen, Kämpfe zwischen Fliegerassen, Aufklärungsflüge und Luftaufnahmen, die Tarnvorrichtungen erspähten, und schließlich noch Panzer an dem Ort ihres ersten französischen Einsatzes. Man professionalisierte sich – wie die Pioniere ← 17 | 18 → und Sapeurs – im Laufe dieser militärtechnischen Transformation, die auch eine Transformation der Menschen gewesen ist. Roland Dorgelès, der in „Die hölzernen Kreuze“ aus der Höhe 108 den „Kalvarienhügel“ machte, dient den Autoren häufig als Leitfaden. Er gibt seinen Künstlernamen auf und wird wieder zum Soldaten, der die Kampfstätten wieder in Erinnerung bringt. Seine Auseinandersetzung in den 30er Jahren mit Jean Norton Crus Kritik [an der realistischen Darstellung des Krieges] wird ebenso wieder aufgegriffen wie parallel dazu die Darstellung des Krieges seitens deutscher Künstler und Schriftsteller, wie z.B. diejenige Ernst Jüngers

Man ist weit entfernt von den « Saint-Thomas », die von Dorgelès gegeißelt wurden: Das ganze Team hat die zeitlichen und örtlichen Gegebenheiten des Krieges in diesem engen Raum gleichzeitig entziffert und den Fokus ihrer „Vest Pocket Kodaks“ auf Nahaufnahme eingestellt.5 So ist der 1914 zwischen den Linien steckengebliebene Pariser Bus ein lächerliches Relikt des Lebens davor und des Lebens danach, „wenn ich von dort wiederkomme“. Indem das Autorenteam vom „ich“ zum „wir“ von damals, zum „ich“ zu „wir“ von heute voranschreitet, zeigt es, dass der Körper, die Seele, die Landschaft verwundbar sind, im etymologischen Sinne; einschließlich der Autoren, während sie in ihren Nachforschungen das entdecken, was häufig unsagbarer (im doppelten Wortsinn) bleibt ist als sie dachten. Aber sie wissen jetzt, wie die Wunden und die außergewöhnliche Zerstörung, die der Krieg und seine Folgen hinterlassen hatten, erlebt, wahrgenommen und dargestellt wurden; und zwar oft „destilliert“ in diesen beiden verfeindeten Nationen, wie der Geograph und Veteran des Jahres 1940 Julien Gracq schrieb, der die schönen Begriffe „Geist der Geschichte“ und „Geschichts-Landschaft“ geprägt hatte. Diese engagierten jungen Forscher geben ein gutes Vorbild für unseren gesamten Berufsstand ab.

Annette Becker

Université Paris Nanterre

Patin des Buches, dankbar an allen Fronten


1 Die Übersetzung des Textes hat Stefan Schubert übernommen.

2 Service historique de la Défense (SHD), Vincennes, fonds du général Bro, 1K579. Das Gedicht ist S. 207-208 abgeschrieben.

3 Bloch, Marc, „Une nouvelle histoire universelle: H.G. Wells historien“, S. 187 und „Que demander à l’histoire?“, Centre polytechnicien d’études économiques, Bulletin, Januar 1937, S. 278, in: Marc Bloch, L’Histoire, la Guerre, la Résistance, (Hg. von Annette Becker und Etienne Bloch), Paris, Quarto Gallimard 2006.

4 Ebd., S. 866.

5 Dorgelès, Roland, „Monsieur Cru ou la critique selon St-Thomas“, Nouvelles Littéraires, 11. Januar 1930, S. 1. Zur Vest Pocket und der Kriegsfotografie: Becker, Annette, Voir la Grande Guerre, un autre récit, Armand Colin 2014; Guillot, Hélène (Hg.), Images interdites de la Grande Guerre, Presses universitaires de Rennes 2014, und einen außergewöhnlichen Roman: Gestern Hélène: L’odeur de la forêt, Paris, Arléa 2016.

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Préface

Annette Becker

« Dormez en paix, camarades défunts, qu’ils y viennent.

« Les Saxons sont là qui les attendent, coude contre coude.

« Seraient-ils dix contre un, veillez,

« Et nous la conserverons la COTE 108 »1

Département de l’Aisne, rivière Aisne, commune de Berry-au-Bac, Pionere, cote 108, Mont Calvaire.

Données géographiques, administratives, militaires, littéraires, photographiques, tel ce poème « cote 108 », retrouvé sur le carnet de route d’un combattant allemand qui y avait trouvé la mort, conservé (aux nombreux sens du mot) par les Français jusqu’à aujourd’hui. Les auteurs de cet ouvrage plus que remarquable, exemplaire, issus d’universités allemandes et françaises, ont bien retenu les leçons de Marc Bloch, combattant de la Grande Guerre dans des secteurs proches : « Les autres sciences peuvent expérimenter ; les sciences sociales n’ont pas de laboratoire ; elles n’ont à leur disposition d’autres expériences que celles que leur offre naturellement le passé. C’est ce qu’ont compris depuis longtemps ces hommes en quelque sorte professionnellement pratiques que sont les militaires. (…) Le cas des professionnels de l’art militaire est un cas très intéressant pour l’historien ; et l’on peut dire que leur exemple, pour nous autres gens de métier et de cabinet, a quelque chose de particulièrement flatteur. ← 19 | 20 → Car ils sont peut-être les seuls hommes d’action qui jusqu’ici aient sciemment tenté d’employer nos recherches à des fins pratiques. (…) S’il est une expérience que, pour des motifs, évidents, il est impossible de réaliser à son gré, c’est une grande bataille. (…) Je sais bien qu’il y a de grandes manœuvres. Mais une guerre sans meurtre et sans danger, chacun se rend compte que cela n’a avec la guerre véritable beaucoup plus de rapport qu’avec la conduite d’une locomotive l’amusement d’un enfant occupé à pousser sur le plancher un jouet de quarante sous »2. On reconnaît le style, l’humour retenu et le sérieux du médiéviste qui se plaisait aussi à dire : « Derrière les traits sensibles du paysage, les outils ou les machines, derrière les écrits en apparence les plus glacés et les institutions en apparence les plus complètement détachées de ceux qui les ont établies, ce sont les hommes que l’histoire veut saisir. Qui n’y parvient pas, ne sera jamais, au mieux, qu’un manœuvre de l’érudition. Le bon historien, lui, ressemble à l’ogre de la légende. Là où il flaire la chair humaine, il sait que là est son gibier »3. Maître d’œuvre et étudiants ont chaussé leurs bottes de sept lieux et exercé leurs talents de chasseurs de traces dans cette mise en abyme recommandée il y a un siècle par Marc Bloch. Ils nous offrent une leçon d’histoire totale, politique, militaire, sociale, culturelle, en un jeu d’échelles du macro au micro, en deux langues, souvent à quatre mains et de multiples approches, des deux côtés des fronts. Fabien Théofilakis n’est pas un officier d’état-major caché derrière ses cartes et consignes distillées depuis l’arrière. En officier de première ligne il a « négocié » et a mené son groupe de pionniers, femmes et hommes, à la redécouverte de ce nœud de communication rural et fluvial en 1914. Berry-au-Bac dans l’Aisne, sur l’Aisne ; prononcer haine en ces temps, mais pas seulement.

Leçon de méthode : tout part de l’archive et y revient, le dernier mot étant laissé aux archivistes professionnels dont les interviews forment la fin du volume. Des archives à chaque moment interrogées en situation indiciaire, quelle que soit leur forme : écrites, photographiques, cinématographiques, éléments du paysage, sources orales, objets, dessins, plans, cartes. ← 20 | 21 →

Guerre franco-allemande en territoire français, guerre mondiale en territoire européen, dans toute leur extension géographique, dans toute leur matérialité. Toute connaissance acquise en un siècle sur la Grande Guerre est mobilisée, dans toutes les historiographies, même les plus lointaines. Puis tout est concentré sur ce territoire où civils en uniforme et militaires professionnels s’affrontent, non sans une présence constante des civils, ceux des deux arrières, et la logistique qui leur permet de nourrir la guerre, aux sens alimentaires, industriel et affectif. On est en permanence entre fronts militaires allemand et français et fronts domestiques, celui de la maison, Heimat. Les civils sont évidemment aussi ceux de la région, évacués fort loin ou devenus mercanti côté français, et côté allemand, occupés, « partenaires » exemplaires et involontaires de la guerre totale, quels que soient leur âge ou leur sexe.

Les topoi de la Grande Guerre sont revisités, on lit de façon neuve, les tranchées, les poux, les rats, la boue, les morts, les blessés, les « mutins », dans cette porte d’entrée vers le Chemin des Dames, parce que tous les sens sont scrutés : la vision des êtres déchiquetés, l’odeur des cadavres ou du soufre, le bruit des mines qui explosent, et, avant, l’écoute de l’ennemi. Les oubliés ne sont pas oubliés, ni les prisonniers, ni les troupes coloniales du côté français, ni les civils, partis se réfugier, otages, mis au travail forcé, déportés, ni les toponymes, qui disent la violence, parfois « cannibale » ; et aussi : une rivière est faite pour se laver, et même, l’été, pour se baigner.

Les opérations sont décrites avec un sens acéré de la chronologie, 1914 n’est ni 1915 ni 1918 et encore moins 2017 ; guerre de plus en plus technique et industrielle, artillerie, gaz, mines, combats d’as, reconnaissance aérienne et photographies qui déjouent les camouflages, chars enfin au lieu de cette première attaque française. On se professionnalise – ainsi le génie – pour cette transformation militaro-technique, qui est aussi celle des êtres humains. Roland Dorgelès qui avait fait de la Cote 108 le « mont Calvaire » des Croix de Bois sert souvent de fil directeur aux auteurs, redevenant le combattant Roland Lecavelé et celui de la mémoire des lieux, non sans que sa joute avec Norton Cru, le justicier de la mémoire des années trente, soit revisitée ou que les artistes et auteurs allemands, tel Jünger, apportent leur récit parallèle.

On est loin des « Saint-Thomas » fustigés par Dorgelès : toute l’équipe a décrypté les temps et les lieux de la guerre dans cet espace à la fois réduit et permettant de régler les focales de tous leurs « Vest ← 21 | 22 → Pockets Kodaks » au plus proche4. Ainsi cet autobus parisien de 1914 échoué entre les deux lignes, vestige dérisoire de la vie d’avant, et de la vie d’après, « si j’en reviens ». Allant du « je » au « nous » d’alors, au « je » au « nous » d’aujourd’hui, l’équipe d’auteurs montre que les corps, les âmes, les paysages sont vulnérables, au sens étymologique ; y compris eux, découvrant dans leur recherche ce qui est bien plus souvent innommable (au double sens du terme) qu’ils le croyaient. Mais ils savent désormais comment les blessures et les dévastations extraordinaires dues à la Guerre et ses prolongements ont été vécues, perçues et représentées ; « distillées » plutôt dans ces deux nations ennemies, comme l’écrivait le géographe écrivain et ancien combattant de 1940 Julien Gracq, lui qui a inventé les belles notions « d’esprit de l’histoire » et de « paysage-histoire ». Ces apprentis au sens noble donnent une belle leçon à toute notre profession.

Annette Becker

Université Paris Nanterre

Marraine du livre, reconnaissante sur tous les fronts


1 Service historique de la Défense (SHD), Vincennes, fonds du général Bro, 1 K 579. Le poème est retranscrit, p.

Details

Seiten
410
Jahr
2018
ISBN (PDF)
9782807605572
ISBN (ePUB)
9782807605589
ISBN (MOBI)
9782807605596
ISBN (Paperback)
9782807605565
DOI
10.3726/b12486
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2018 (Juni)
Erschienen
Bruxelles, Bern, Berlin, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2018. 410 p.

Biographische Angaben

Fabien Théofilakis (Band-Herausgeber:in)

Historiker Fabien Théofilakis ist Dozent an der Universität Paris 1 Panthéon Sorbonne. Als Spezialist für deutsch-französische Beziehungen konzipierte und leitete er das Projekt „Die Höhe 108 bei Berry-au-Bac: Kriegs- und Heimatfront zwischen Nationalgeschichte und europäischer Erinnerung" aus dem dieses Buch hervorgegangen ist.

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