Der imaginierte Ort, der (un)bekannte Ort
Zur Darstellung des Raumes in der Literatur
Series:
Anna Gajdis and Monika Manczyk-Krygiel
Räume in zeitgenössischen Theatertexten von Frauen
Extract
Abstract: Ausgehend von der Konzeption des dramatischen Raumes im postdramatischen Theater werden neue Kategorien wie „Text-Raum“, „liminaler Raum“ oder „performative Raumpraxis“, die den Übergang von einer modernen Dramenästhetik zu einer postmodernen Texttheatralität markieren, erklärt und definiert. Der Frage nach unterschiedlicher Gestaltung des dramatischen und szenischen Raumes wird in den zeitgenössischen Theatertexten der deutschen Dramatikerinnen Anja Hilling, Monsun (2005), Theresia Walser, Morgen in Katar (2008) und Elfriede Jelinek, Babel (2005) nachgegangen. Die Analyse zeigt, dass die Autorinnen mit verschiedenen Raummodellen experimentieren und den Raum so gestalten, dass er als Text-Raum konzipiert wird und zwischen gegebener Raumordnung und performativer Raumpraxis oszilliert. Dabei lässt sich eine kulturspezifische Reflexionsebene der Theatertexte erkennen. Selbst die Inszenierungen der Stücke sind Beispiele einer raumbezogenen Entwicklung im postmodernen Theater, in dem die performative Dimension des dramatischen Sprechaktes immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Keywords: Postdramatisches Theater, szenischer und dramatischer Raum, Liminität, performative Raumpraxis, Sprechraum, Entdramatisierung, Selbstreflexivität
Die Erforschung des Raumes in der Dramentheorie hat eine lange Tradition, erst aber in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts hat man das kulturpoetische Potenzial des dramatischen Raumes entdeckt und genau untersucht. In neueren Studien zu zeitgenössischen Theatertexten1 und ihren Raumdarstellungen finden wir räumliche Kategorien wie „Text-Raum“, „liminaler Raum“ oder „performative Raumpraxis“, die eine raumästhetische Wende andeuten ← 107 | 108 →und „den terminologisch noch ungesicherten Übergang von einer modernen Dramenästhetik zu einer postmodernen Texttheatralität“2 markieren. Unter den deutschen Dramenforschern waren es zuerst Manfred Pfister...
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