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Kontroversen im Werdegang wissenschaftlichen Wissens

Wie in der früheren Geschwulstforschung darum gestritten wurde, was ein «Krebsvirus» ist

von Karlheinz Lüdtke (Autor:in)
©2017 Monographie 354 Seiten

Zusammenfassung

An einem der Geschichte der Krebsforschung entnommenen Fall wird untersucht, wie sich Wissensentwicklung zum Wandel sozialer Formen des Forscherverkehrs verhält und welche Rolle dabei wissenschaftliche Kontroversen spielen: Sie zersetzen nicht allein überkommene Paradigmen, sondern überdies die gegebenen sozialen Gliederungen und schaffen so Bedingungen für den Wandel derselben (Disziplinen, Institutionen). Dieser Ansatz erlaubt die Abwehr eines Konzeptes, wonach die Schließung einer Kontroverse auf die Favorisierung einer der strittigen Positionen hinausläuft. Ein solcher Prozess wird von Forschern eingeleitet, die das Verhältnis gegeneinander vertretener Konzepte zu harmonisieren trachten, ohne dabei auf eine transdisziplinäre bzw. theoretisch schlüssige Vermittlungsbasis zu verweisen.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
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  • Autoren-/Herausgeberangaben
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  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Einleitung
  • 1. Warum wissenschaftliche Kontroversen für Wissensentwicklungen von wesentlicher Bedeutung sind. Grundgedanken zu diesem Thema
  • 2. Ein Überblick zur Entdeckungsgeschichte des „Geschwulstvirus“
  • 3. Zur standortgebundenen Sicht auf das entdeckte Phänomen und wie sie die Auseinandersetzungen in der Krebsforschung beeinflusst hat
  • 4. Zum Streit um das richtige Verständnis der Natur der Tumorviren
  • 5. Sind empirische Fortschritte überhaupt von Bedeutung für den Abbau wissenschaftlicher Kontroversen?
  • 6. In Kontroversen angewandte rhetorische Manöver, die es nicht erlauben, dass die Kontrahenten aufeinander zugehen
  • 7. Der Prozess, in dem Forschungsergebnisse zu wissenschaftlich bedeutsamen Beiträgen avancieren
  • 8. Interdisziplinarität und die Entfaltung wissenschaftlicher Kontroversen
  • 9. Wie bei den Versuchen, Kontroversen zu entschärfen, praktische Anliegen zulasten theoretischer Abhandlungen in den Vordergrund gerückt wurden
  • 10. Von Kompromissen zu einem (rhetorischen) Konsens, schließlich zu etwas, das allen Akteuren als objektiv-reale Gegebenheit galt – das Paradigma der Onkogene
  • 11. Die Entstehung von wissenschaftlich Neuem im Verhältnis zur Reproduktion des Bestehenden
  • 12. Wie Kontroversen zur Reorganisation wissenschaftlicher Gemeinschaften beitragen
  • 13. Die Entwicklung der Objektivität errungenen Wissens im Verhältnis zur Herausbildung sozialer Ordnungen des Forscherverkehrs
  • Schluss
  • Quellenverzeichnis
  • Personenregister
  • Sachwortregister

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Einleitung

Es geht in dieser Schrift darum zu erkunden, was Auseinandersetzungen in Forscherkreisen für den Wandel wissenschaftlichen Wissens bedeuten. Sind Entstehung, Austragung und Bewältigung von Kontroversen etwas, das dem Werdegang wissenschaftlichen Wissens innewohnt? Zur Prüfung von Annahmen, die ich zu diesem Thema aufgestellt habe, wird ein der Geschichte der Krebsforschung entnommenes Fallbeispiel verwendet. “This field of research has yet to be subjected to historical and sociological analysis”, wie T. van Helvoort meint.1 Ähnlich äußert sich Lilian Kay: Die Entstehungsgeschichte der Krebsforschung mit ihren “intellectual trends and institutional imperatives […] awaits writing.”2 Dazu etwas beizutragen empfiehlt sich, wenn einem daran gelegen ist, dem Verlauf wissenschaftlicher Kontroversen nachzuspüren, weil die Geschichte der Geschwulstforschung in dieser Hinsicht besonders ergiebig ist. “Few things, even in medicine, have ever been so tangled as the views which are held by different people on the origin and cause of cancer, and few subjects have suffered so much from extremes of opinion […]”, wie schon vor mehr als 100 Jahren die Lage dieser Forschungsrichtung von einem ihrer Betreiber dargetan wurde3, eine Lage, die sich auch in den folgenden Dezennien immer wieder einstellte: Es „dürfte […] schwierig sein, einen (mit der Geschwulstforschung – K.L.) vergleichbaren Fall in der Geschichte des wissenschaftlichen Fortschritts zu finden, die Entwicklung eines Forschungszweiges nämlich, dessen große Pioniere fast ausnahmslos gegen den entschiedenen Widerstand ihrer Fachgenossen ankämpfen mussten“, so D.J.Kevles 1995.4 ← 7 | 8 →

Die Entwicklung dieses Gebietes ließ es zu einem Überfluss an Erklärungen des Krebsursprungs kommen, die sich im Weiteren immer wieder veränderten. Hier habe durchaus „kein Mangel“ bestanden, wie Karl Heinrich Bauer 1949, seinerzeit ein wichtiger Vertreter der Geschwulstforschung, feststellte.5 Bereits in der frühen Geschichte dieses Gebietes hatte es eine Vielzahl von Erklärungen gegeben: „[…] in den Hunderten von Schriften und Schriftchen, die alljährlich erscheinen […] über das Wesen […] der Carcinome“, seien, so Hermann von Helmholtz in einer 1877 zur Feier des Stiftungstages der militärärztlichen Bildungsanstalten gehaltenen Rede, „gewiss schon längst alle zartesten Nüancierungen der möglichen Hypothesen erschöpft, und unter diesen müssen nothwendig viele Bruchstücke der richtigen Theorie sein. Wer sie nur zu finden wüsste!“6 Jedes Mal seien die Forscher zumeist davon überzeugt gewesen, dass sie mit dem, wie sie die Tumorherkunft erklärten, eine endgültige Antwort auf wesentliche Fragen gefunden hätten, wie H.Rubin in einem 1983 formulierten Rückblick auf die Geschichte der Tumorforschung ausführt. Daten, die diese oder jene Antwort abstützen sollten, seien zunächst als beweiskräftig erschienen, doch dann hätten sie sich als unangemessen entpuppt, um einen Kausalzusammenhang zu begründen. Und immer seien die verschiedenen Erklärungen des Krebsursprunges mit heftigen Polemiken verknüpft gewesen.7 Ein solches Urteil drängt sich einem auch bei der Betrachtung der jüngeren Geschichte dieses Forschungszweiges auf: Jeder Diskurs über Krebs sei etwas, das selber krebsartig wuchere, so P.Palladino in einem im Jahr 2000 gehaltenen Kongressbeitrag.8

Es wird die Geschichte eines Streites betrachtet, der in der Krebsforschung aufgekommen war, nachdem man zu Beginn des vorigen Jahrhunderts eine tumorinduzierende Substanz entdeckt hatte, eine Substanz, die sich mittels Filtrierung und anderer Verfahren von Geschwulstzellen abtrennen und von Organismus zu Organismus übertragen ließ. Dem seinerzeit verbreiteten Verständnis folgend, ← 8 | 9 → dass Viren filtrierbare infektiöse Agenzien seien, nährte diese Entdeckung die Annahme, dass es sich bei dem Filtrat um ein tumorverursachendes Virus handeln könnte. Doch löste die Entdeckung sogleich mehrere Jahrzehnte andauernde Auseinandersetzungen in der wissenschaftlichen Öffentlichkeit aus. Zunächst ging es um die Frage, ob es so etwas überhaupt geben könne, und später bezog sich der Streit vor allem auf die Frage, wie deren Natur aufzufassen sei. Die Akteure traten mit ganz verschiedenen Ideen zur Erklärung der Natur des „Krebsvirus“ in die Debatten ein, die gegeneinander geltend gemacht wurden, wobei Fortschritte in der empirischen Tätigkeit zunächst eher noch zu einer Verhärtung der Gegensätze denn zu deren Aufweichung beitrugen. Hauptsächlich ging es in den Auseinandersetzungen darum, ob das Virus als etwas Lebendiges oder als eine zellintern entstandene lösliche Substanz angesehen werden müsse. Mit dieser Kontroverse wurde ein Streit fortgeführt, der schon vorher in der Tumorforschung ausgetragen worden war und der sich in einem Aufeinanderprall mikrobentheoretisch und zellpathologisch ausgerichteter Vorstellungen zur Krebsentstehung zeigte. Zu einem Konsens in den Auffassungen, der dann von den meisten Akteuren geteilt wurde, kam es erst Jahrzehnte später, zu einem Konsens, der sich jedoch keinesfalls mit einer der gegeneinander verfochtenen Positionen deckte, woran sich die Gegenpartei angeschlossen hätte und worin sich auch nicht eine vernunftgeleitete Anpassung an objektive Naturnotwendigkeiten erkennen lässt, die die Argumentationen beherrscht bzw. gelenkt hätten.

Nach herkömmlichem Verständnis scheinen Streitigkeiten unter Forschern „aus einem mangelnden Wissen des ‚tatsächlichen Sinns‘ der Begriffe selbst (zu – K.L.) resultieren“, wobei „das Erzielen eines Konsensus […] als Entdeckung des ‚tatsächlichen Sinns‘ dargestellt“ werde, wie B.S.Barnes ausführt.9 Vor allem in populärwissenschaftlich gehaltenen Beschreibungen, wie die Geschichte irgendeines Fachgebietes verlaufen ist, werden Kontroversen mitunter so präsentiert, als ob sie den Werdegang wissenschaftlichen Wissens nur verzögert hätten und bei mehr Sachkunde, Nüchternheit und Selbstbeherrschung der Akteure vermeidbar gewesen wären. Gewiss können in solchen Auseinandersetzungen auch Kompetenzlücken Beteiligter eine Rolle spielen. Es dürfte auch nicht schwerfallen, Beispiele dafür aufzudecken, dass sich die Parteien in einem wissenschaftlichen Streit manchmal im Ton vergriffen haben. Die ← 9 | 10 → Akteure würden sich „gelegentlich von Stolz, Habgier, Aggressivität, Missgunst und Ehrgeiz, von nationalen und religiösen Gefühlen leiten lassen“, sie könnten „gehemmt, blind und kleinlich sein […] wie alle anderen Leute auch […]“, wie H.Hellman ihnen nachsagt.10 Dass sich die Beteiligten gelegentlich in abfälligen Urteilen zu den Forschungsbeiträgen ihrer Kontrahenten ergehen, ist aber nicht das, was das Wesen eines wissenschaftlichen Streites ausmacht. M.Dascal meint, Kontroversen seien unter den Auseinandersetzungen „am wenigstens dem radikalen Dichotomisieren ausgesetzt, weil sie normalerweise den Zug des ‚Arguments‘ benutzen, das rational überzeugen kann, ohne etwas im strikten Sinne zu beweisen.“11 Intellektuelle hätten, so Randall Collins, eine andere Art, Konflikte auszutragen als Straßen-Gangs, ethnische Bewegungen oder Staaten. Man brauche deshalb eine spezielle Theorie, um den Unterschied erklären zu können. Es gehe nicht darum, die Intellektuellen zu idealisieren, „die Erkenntnis von der Spezifität geistiger Auseinandersetzungen hat sich ← 10 | 11 → vielmehr aus der Forschung selbst ergeben.“12 Darin lassen sich wohl auch Vorgänge zur Abschwächung von Diskreditierungseffekten eines Konflikts einbeziehen, die Niklas Luhmann in der „Disziplinierung der Interaktion“ einerseits und der „weitgehende(n) Verschriftlichung der Kommunikation“ andererseits sieht, Vorgänge, die wichtig seien für die „Entwicklung von wissenschaftlicher Wahrheitskommunikation.“ In beiden Fällen „müssen Auswirkungen auf andere Interaktionskontexte der Beteiligten unterbunden werden, so dass wissenschaftliche Kritik sich nicht unmittelbar […] auf das öffentliche Ansehen oder die Freundschaften der Betroffenen auswirkt.“13

Worauf es bei einer solchen „speziellen Theorie“ ankommt, besteht vorrangig darin, die Bedeutung von Kontroversen einsichtig zu machen, die sie für die Entwicklung wissenschaftlichen Wissens haben. Konzepte, wonach die Beendigung eines wissenschaftlichen Streites lediglich mit der Auswahl aus den Standpunkten zusammenfällt, mit denen die Beteiligten in die Auseinandersetzung eingetreten sind – als ob Kontroversen lediglich Anreize zu rein experimenteller Bestätigung oder Abweisung von bereits bestehenden Ideen böten, um strittige Themen zu bewältigen –, werden einer solchen Aufgabe nicht gerecht. „Die Ersetzung des Werdens durch die Auswahl des Gewordenen führt“, wie Hubert Laitko hervorhebt, „zu einer dezisionistischen Einengung der Wissenschaftstheorie, die ihr weiterhin den Weg zur Historizität ihres Gegenstandes verlegt.“14 Zu einer solchen Einengung kommt es, wenn man den erkenntnisfördernden Sinn wissenschaftlicher Debatten darin ansiedelt, dass aus einer Menge konkurrierender Ideen eine solche herausgezogen wird, die dann als das allein vertretbare Konzept zu verstehen wäre. Er besteht aber nicht in einer nunmehr einhellig gebilligten Übernahme von Einsichten, die bereits mit der einen oder anderen der gegeneinander verfochtenen Positionen vertreten worden wäre. Das, was sich nach Bewältigung einer Kontroverse als Basis für einen Konsens herausgestellt hat, ist nicht schon in den Inhalten der von miteinander Streitenden betriebenen Forschungen als etwas noch Unentdecktes oder unzulänglich Wahrgenommenes enthalten. Urteile, die ausdrücken, man könne darüber befinden, welche der ← 11 | 12 → in einem Streit gegeneinander ins Feld geführten Positionen sich als richtig bzw. falsch erwiesen bzw. was den Ausschlag dafür gegeben hätte, dass das Fachpublikum für diese Seite Partei ergriffen und sich gegen jene Seite gestellt habe, werden wohl geäußert, sie verdecken aber, dass sich die für die Vertretung der Standpunkte verwandten Begriffe sowie Bezüge zu weiteren Forschungsinhalten in den Debatten verändert haben. Dass beispielsweise Anfang des vorigen Jahrhunderts Biologen wesentliche Teile von Darwins Konzept – vor allem die Idee der natürlichen Selektion – abgelehnt hatten, wurde später zum Teil wieder zurückgenommen bzw. die Gültigkeit der Urteile wurde relativiert. Nach der Verdunkelung des Darwinismus (eclipse of darwinism) folgte, so J.Huxley15, dessen Wiedergeburt – nun aber in Form der Synthetischen Theorie der Evolution – wie ein „mutated phoenix risen from the ashes of the pyre kindled by men so unlike as Bateson and Bergson.“16 Dieser Prozess lässt sich bis zur Ausbildung des Genbegriffs verfolgen.17

Auszugehen ist davon, dass Diskurse, in denen Kontroversen ausgetragen und bewältigt werden, an einer Entwicklung beteiligt sind, in deren Verlauf erst das entsteht bzw. sich wandelt, worin dann der „tatsächliche Sinn der Begriffe“ gesehen wird, jedenfalls ein solcher, worüber sich die Akteure schließlich miteinander zu verständigen wissen und worin sie etwas wahrnehmen, das ihrem Übereinkommen eine sachliche Grundlage verleiht. Diskurse determinierten die Realität, wie S.Jäger betont, „natürlich immer nur vermittelt über die Subjekte in ihren gesellschaftlich-diskursiven Kontexten als Co-Produzenten und Mit-Agenten der Diskurse und der Veränderung der Wirklichkeit.“18 Diskursive Prozesse ← 12 | 13 → hätten, wie Bublitz meint, eine materielle Wirkung19, „nichtdiskursive Wirklichkeit“ gebe es „streng genommen nur als diskursiv hervorgebrachte.“20 Mit der Ansammlung von Beobachtungs- bzw. Versuchsdaten wird niemals ein Punkt erreicht, von dem ab diskursiv gedacht würde.21 Die Beilegung einer Kontroverse ist nicht die Folge, sondern, so Bruno Latour, die Ursache der Naturdarstellung. ← 13 | 14 → “Since the settlement of a controversy is the cause of Nature’s representation, not its consequence, we can never use this consequence, Nature, to explain how and why a controversy has been settled.”22

Kontroversen bringen etwas hervor, das darüber hinausgreift, wovon die darin verwickelten Parteien ausgegangen sind. Das, was die Bewältigung einer Kontroverse schließlich ermöglicht, ist nicht etwas, das eigentlich schon im Hintergrund einer Auseinandersetzung vorhanden gewesen, den Kontrahenten nur nicht bewusst gewesen wäre, sondern etwas, das sich erst aus der weiteren, vom Verlauf wissenschaftlicher Kontroversen beeinflussten Forschung ergibt, die den Gegenstand der Auseinandersetzung verändert. Und so muss die Schließung einer Kontroverse darin gesehen werden, dass der vorangegangene Streit gleichsam gegenstandslos geworden ist, weil sich das Streitobjekt in dessen Verlauf gewandelt hat. Das heißt, den Gegenstand, zu dessen Natur mit der Schließung der Kontroverse nunmehr eine einhellig vertretene Auffassung besteht, hatte es vorher in dieser Gestalt noch gar nicht gegeben. Auch in der von mir ins Auge gefassten Kontroverse in der Geschichte der Krebsforschung war ein solcher Wandel eingetreten. Das, worüber sich die Krebsforscher schließlich einig waren, deckte sich nicht mit diesem oder jenem im Streite angegriffenen bzw. verteidigten Konzept. Die Entwicklung der empirisch-experimentellen Krebsforschung lässt sich als Prozess aufzeigen, in dessen Eingangsbedingungen die schließlich streitauflösenden Ergebnisse keinesfalls präformiert waren. Mit einem Vergleich zwischen den Ideen zur Krebsverursachung, die anfangs in den Auseinandersetzungen vertreten wurden, und dem, was sich dann mit der Bewältigung der Streitigkeiten als Konsens darbot, wird sich dieser Wandel nachweisen lassen.


1 Helvoort, T. van: Research Styles in Virus Studies in the Twentieth Century: Controversies and the Formation of Consensus. (Dissertation) Maastricht: Rijksuniversiteit Limburg 1993, S. 211.

2 Kay, L.: Molecules, Cells, and Life: An Annotated Bibliography of Manuscript Sources on Physiology, Biochemistry, and Biophysics, 1900–1960, in the Library of the American Philosophical Society. Philadelphia: American Philosophical Society Library 1989, S. 30 f. Zitiert n. van Helvoort: Research Styles in Virus Studies in the Twentieth Century: Controversies and the Formation of Consensus, loc. cit., S. 211.

3 Plimmer, H.G.: The Parasitic Theory of Cancer. – In: The British Medical Journal (London). 2(1903)2241, 1511–1515, S. 1511.

4 Kevles, D.J.: Forschungen gegen den Strom: Eine Geschichte von Mut, Viren und Krebs. – In: Verborgene Geschichten der Wissenschaft. Hrsg. v. R.Silvers. Berlin: Berlin Verlag 1996, 73–109, S. 106.

5 Bauer, K.H.: Das Krebsproblem. Einführung in die allgemeine Geschwulstlehre für Studierende, Ärzte und Naturwissenschaftler. Berlin et al.: Springer 1949, S. 522.

6 Helmholtz, H. von: Das Denken in der Medicin. – In: Vorträge und Reden, 2. Band. Braunschweig: F. Vieweg und Sohn 1903 (5. Aufl.), 165–190, 384–386, S. 185.

7 Rubin, H.: Letter to the Editor. – In: Science (Washington). 219(1983)4587, 1170–1171, S. 1170. Zitiert n. Fujimura, J.H.: Crafting Science: A Sociohistory of the Quest for the Genetics of Cancer. Cambridge/Mass. - London: Harvard University Press 1996, S. 222.

8 Hinweis v. Bröer, R.: Bericht über einen internationalen medizinhistorischen Kongress im Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, 18.-20. Februar 2000. – In: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte (Weinheim). 24(2001)1, 53–54, S. 53 (ohne weitere Angaben zu diesem Beitrag).

9 Barnes, B.S.: Über den konventionellen Charakter von Wissen und Erkenntnis. – In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie (Opladen). Sonderheft Wissenssoziologie. Hrsg. v. N.Stehr und V.Meja. (1981)22, 163–190, S. 173 f.

10 Hellman, H.: Zoff im Elfenbeinturm. Große Wissenschaftsdispute. Weinheim et al.: Wiley-VCH Verlag 2000, S. 5. Dies schlägt sich wohl seit jeher in Kontroversen nieder. Siehe Ausführungen Brockmanns zu einem Streit, den Galen und Asklepiades im ersten Jahrhundert vor der Zeitenwende miteinander zu der Frage geführt hatten, wie Urin entsteht und sich in der Harnblase sammelt. Galen folgend, findet in der Leber eine Verdauung statt, in deren Verlauf aus dem Chylus Blut gebildet wird, wobei die zurückbleibenden Teile des Chylus aus dem Körper über die Nieren und die Blase als Urin ausgeschieden werden. Asklepiades meinte, dass sich Getränke im Leibe in Dämpfe auflösten und so durch enge Gänge in die Harnblase gelangten, wo sie sich wieder verflüssigten. Von der Funktion der Nieren und der Harnleiter war keine Rede. Galen sah in Asklepiades einen Lügner, der sich mit Tricks herausredete, um nachweisbare Fakten – wie die Rolle der Nieren – zu leugnen. Hingegen war für Asklepiades Galen derjenige, der mit dreisten Reden sichtbare Befunde umstoßen wollte: Man schaue sich eine mit Wasser oder Luft gefüllte Blase an, deren Hals man zugebunden habe! Drücke man sie von allem Seiten, würde man erkennen, dass sie ihren Inhalt fest umschlossen halte. Brockmann, Chr.: Die Selbstdarstellung eines Arztes in seinen wissenschaftlichen Werken. – In: Medizinhistorisches Journal (Stuttgart). 44(2009)2, 109–129, S. 124 f. Siehe auch Riha, O.: Subjektivität und Objektivität, Semiotik und Diagnostik. Eine Annäherung an den mittelalterlichen Krankheitsbegriff. – In: Sudhoffs Archiv. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte (Leipzig). 80(1996)2, 139–149. Autorenkollektiv unter Leitung von F.Jürss: Geschichte des wissenschaftlichen Denkens im Altertum. Berlin (DDR): Akademie-Verlag 1982, S. 578.

11 Dascal, M.: Die Dialektik in der kollektiven Konstruktion wissenschaftlichen Wissens. – In: Kontroversen als Schlüssel zur Wissenschaft? Wissenskulturen in sprachlicher Interaktion. Reihe Science Studies. Hrsg. v. W.-A. Liebert und M.-D. Weitze. Bielefeld: Transcript Verlag 2006, 19–38, S. 34.

12 Collins, R.: Über die Schärfe in intellektuellen Kontroversen. – In: Leviathan. Zeitschrift für Sozialwissenschaft (Opladen). 31(2003)2, 258–285, S. 258f.

13 Luhmann, N.: Die Wissenschaft der Gesellschaft. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1992, S. 243. „Dass diese Abdichtung nicht völlig gelingt, […] bleibt eines der ungelösten Probleme im heutigen Wissenschaftsbetrieb.“ Ibid.

14 Laitko, H.: Thomas S.Kuhn und das Problem der Entstehung neuen Wissens. – In: Wissenschaftsgeschichte und wissenschaftliche Revolution. Hrsg. v. K.Bayertz. Bonn: Pahl-Rugenstein 1981, 184–191, S. 176.

15 Huxley, J.: Evolution: the Modern Synthesis. London: Allan & Unwin 1974, S. 22 ff., 26 f. (3. Aufl.). Hinweis v. Engels, E.-M.: Charles Darwin. München: C.H.Beck 2007, S. 219 f.

16 Ibid., S. 28.

17 „Darwin blieben die Ursachen der erblichen Variationen zeitlebens verborgen, und deshalb gilt in der Biologiegeschichtsschreibung Mendel und nicht Darwin als der Entdecker der Erbeinheiten. Immerhin hat Darwin mit seinem Populationsprinzip der Evolution die Ausbildung des klassischen Genbegriffs entscheidend gefördert […] Da aber nun Darwin von der Molekularbiologie nichts wissen konnte, könnte es scheinen, als hätten die heutigen Probleme und Fortschritte in der Bestimmung des Genbegriffs auch wirklich nichts mehr mit ihm zu tun.“ Beurton, P.: Darwins Beitrag zum Gen-Begriff. – In: Charles Darwin und seine Wirkung. Hrsg. v. E.-M. Engels. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2009, 255–275, S. 272. Siehe auch S. 272 ff.

18 Jäger, S.: Kritische Diskursanalyse. Eine Einführung. Münster: Unrast-Verlag 2012 (6.überarb. Aufl.), S. 35. Kontextabhängigkeit müsse untersucht werden “by showing that, and how, participants analyze context and use the product of their analysis in producing their interaction. To say that interaction is context-sensitive is to say that interactants are context-sensitive, and for what and how that is so is an empirical matter that can be researched in detail.” Schegloff, E.A.: Notes on a Conservational Practice. Formulating Place. – In: Studies in Social Interaction. Hrsg. v. D. Sudnow. New York: Free Press 1993, 75–119, S. 115.

Details

Seiten
354
Jahr
2017
ISBN (ePUB)
9783631695272
ISBN (PDF)
9783653070064
ISBN (MOBI)
9783631695289
ISBN (Paperback)
9783631678695
DOI
10.3726/978-3-653-07006-4
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (März)
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2017. 354 S.

Biographische Angaben

Karlheinz Lüdtke (Autor:in)

Nach dem Studium der Philosophie in Berlin wandte sich Karlheinz Lüdtke der Sozialforschung zu. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen die Wissenschafts- und Gruppensoziologie.

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