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Grenzüberschreitungen und Wendepunkte

von Ladislaus Ludescher (Band-Herausgeber:in) Marco Wagner (Band-Herausgeber:in)
©2017 Sammelband 344 Seiten

Zusammenfassung

Aus der Perspektive «Grenzüberschreitungen und Wendepunkte» bietet der Sammelband der Interdisziplinären Vortragsreihe (IVR) Heidelberg Beiträge aus verschiedenen Fächern wie der Altphilologie, Anglistik, Germanistik, Geschichte, Kultur- und Literaturwissenschaft, Linguistik, Philosophie, Politik, Romanistik und Theologie.
Wie wurde der Holocaust zum Wendepunkt in der deutschen Geschichte? Worin liegen die Grenzen der Moderne um 1900? Was sind die Grenzen des deutsch-französischen Kulturtransfers im 18. Jahrhundert? Überschreitet Harry Potter die Grenzen der Höflichkeit? Und wie können fliegende Schweine im Kopf die Grenzen des Möglichen überschreiten?
Mit diesen und weiteren interessanten Fragestellungen beschäftigen sich die Autoren in ihren Beiträgen.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhalt
  • Vorwort (Ladislaus Ludescher / Marco Wagner)
  • Scholastiker, Schafsköpfe und Schurken. Grenzwertige Satire und grenzenlose Polemik im Judenbücherstreit (1511–1521) (Matthias Dall’Asta)
  • Vorbemerkung
  • 1. Die Epistolae obscurorum virorum (1515–1517)
  • 2. Hauptakteure und Verlauf des Judenbücherstreits
  • 3. Satire und Polemik im zeitgenössischen Kontext
  • 4. Rezeptionsphänomene (16.–20. Jh.)
  • Literaturverzeichnis
  • Primärliteratur
  • Sekundärliteratur
  • Grenzen und Wenden im frühneuzeitlichen Schulwesen der Kurpfalz (Marco Wagner)
  • 1. Das Schulwesen in der Kurpfalz innerhalb einer grenzenlosen Grenze
  • 2. Das Schulwesen in der Kurpfalz zur Zeit der Reformation: Eine schulhistorische Wende
  • 3. Das Schulwesen im Dreißigjährigen Krieg: Von der katholischen Wende zur Zäsur
  • 4. Das Schulwesen nach dem Dreißigjährigen Krieg: Eine Rückwende in die calvinistische Vergangenheit
  • 5. Das Schulwesen und die Wende zum Katholizismus
  • 6. Das Schulwesen und die Religionsdeklaration von 1705: Eine Wende mit Zukunft
  • 7. Das Schulwesen im Jahrhundert der Aufklärung: Grenzen und Wenden im Auf- und Umbruch?
  • 8. Fazit: Die Kurpfalz – Eine Schulregion mit Grenzen und Wenden
  • Literaturverzeichnis
  • Primärliteratur
  • Ungedruckte Quellen
  • Gedruckte Quellen
  • Sekundärliteratur
  • Kulturtransfer über Grenzen hinweg. Die Kurpfalz und Frankreich im 18. Jahrhundert (Mechthild Fischer)
  • 1. Mannheim und seine traditionellen Verbindungen zu Frankreich
  • 2. Fontaine und Schwan: Buchhändler als Kulturvermittler
  • 3. Französische Titel auf dem Mannheimer Buchmarkt
  • 4. Der Hof Karl Theodors: Zentrum des Kulturtransfers
  • 5. Kulturtransfer in die Gegenrichtung?
  • Literaturverzeichnis
  • Primärliteratur
  • Sekundärliteratur
  • An der Grenze zum Verheißenen Land. Die biblische Metaphorisierung Amerikas in deutschsprachigen Auswanderergedichten des 18. und 19. Jahrhunderts (Manuel Wacker)
  • 1. Einleitung
  • 2. Die Auswanderer
  • 2.1 Begrüßung Amerikas von Ludwig Stork (gest. 1883)
  • 2.2 Sterne und Streifen von Friedrich Albert Schmitt
  • 3. Die Natur Amerikas
  • 3.1 Aufbruch nach dem freien Amerika von Nikolaus Lenau (1802–1850)
  • 3.2 In den Black Mountains von Prinz Emil von Schoenaich-Carolath (1852–1908)
  • 4. Die Indianer
  • 4.1 Der Wilde von Johann Gottfried Seume (1763–1810)
  • 4.2 Der sterbende Indianer an seinen Sohn von Christian Friedrich Daniel Schubart (1739–1791)
  • 5. Der Bürgerkrieg und der Sklavenhandel
  • 5.1 Vorwärts mit Macht von Caspar Butz (1825–1885)
  • 5.2 Abraham Lincoln von Anna Kirchstein (gest. 1922)
  • 6. Ausblick
  • Anhang
  • Literaturverzeichnis
  • Primärliteratur
  • Sekundärliteratur
  • „Wenn einem die Natur kommt“. Schuld, die Entgrenzung der Moral und die Eingrenzung des Individuums in Georg Büchners Woyzeck (Christian Schwarzer)
  • 1. Einleitung
  • 2. Wann entsteht Schuld?4
  • 3. Kontextualisierung
  • 4. Frei oder nicht frei?
  • 4.1 Determinanten
  • 4.2 Gegenstimmen
  • 5. Fazit
  • Literaturverzeichnis
  • Primärliteratur
  • Sekundärliteratur
  • Von Grenzen und ihren Überschreitungen. Moderne und Modernisierungsprozesse im kulturellen Feld um 1900 mit einem Ausblickauf die Jahre 1945–1950 (Burckhard Dücker)
  • 1. Einleitung
  • 2. Begriff der Moderne
  • 2.1 Zu Etymologie und Wortgeschichte
  • 2.2 Moderne als kulturwissenschaftliche Begriff
  • 3. Zur Handlungsstruktur von ‚Moderne‘
  • 4. Modernisierungsprozesse um 1900
  • 5. Modernisierungsprozesse 1945–1950: ein Ausblick
  • Literaturverzeichnis
  • Primärliteratur
  • Sekundärliteratur
  • Literarische Grenzüberschreitungen im englischen Roman des Modernismus. Virginia Woolfs Mrs Dalloway (Claudia Falk)
  • 1. Einleitung: Grenzüberschreitungen als literarische Merkmale
  • 2. Der englische Roman des Modernismus und Virginia Woolfs Poetik des „neuen Romans“
  • 3. Modernistische Erzählverfahren als Mittel erzählerischer Grenzüberschreitung in Virgina Woolfs Mrs Dalloway
  • 3.1 Struktur, Zeit- und Bewusstseinsdarstellung
  • 3.2 Kontext: Der Erste Weltkrieg und seine Folgen
  • 4. Ausblick: Grenzüberschreitungen als Teil literarischer Innovationen
  • Literaturverzeichnis
  • Primärliteratur
  • Sekundärliteratur
  • Reflexionen über das Böse. Der Holocaust als Grenzüberschreitung und Wendepunkt in der deutschen Geschichte (Anton Friedrich Koch)
  • Vorbemerkung
  • 1. Philosophische Vorüberlegungen zum Bösen
  • 2. Übergang von der Philosophie zur Geschichte
  • 3. Die Kollektivpsyche und das Unbewusste. Zwischenbemerkungen
  • 4. Ambivalenzen in der deutschen Geschichte
  • 5. Vier Symptome und eine Diagnose
  • Literaturverzeichnis
  • Primärliteratur
  • Sekundärliteratur
  • Grenzen der Technik, Grenzen des Menschen. Zu einigen aktuellen Überlegungen von Martin Heidegger und Hannah Arendt (Peter König)
  • 1.
  • 2.
  • 3.
  • Literaturverzeichnis
  • Die Welt für die Demokratie sicher machen? Vier Wendepunkte der internationalen Beziehungen der USA (Philipp Gassert)
  • Vorbemerkung
  • 1. 1848 und Manifest Destiny
  • 2. 1898 und der Aufstieg zur imperialen Macht
  • 3. 1947: Hegemon der Freiheit im Kalten Krieg
  • 4. 2001: Keine neue Weltordnung?
  • Schluss
  • Literaturverzeichnis
  • Primärliteratur
  • Sekundärliteratur
  • Von der Sowjetunion zur „Middle East“-Region. Zu den geografischen Referenzen auf die Gebiete außerhalb der Grenzen der USA in den State of the Union Addresses der amerikanischen Präsidenten Jimmy Carter bis Barack Obama (Ladislaus Ludescher)
  • 1. Einleitung
  • 2. Die Funktion der State of the Union Address
  • 3. Die State of the Union Addresses als Untersuchungsgegenstand
  • 4. Vorgehensweise der Untersuchung
  • 5. Ergebnisse
  • Anhang
  • Literaturverzeichnis
  • Primärliteratur
  • Sekundärliteratur
  • Traum und Hoffnung als Kategorien der ästhetischen Entgrenzung bei Patrick Modiano (Matthias Attig)
  • Literaturverzeichnis
  • Primärliteratur
  • Sekundärliteratur
  • „Potter stinkt!“ Grenzüberschreitungen und sprachliche Unhöflichkeit in Prozessen der Identitätskonstruktion in J. K. Rowlings Harry Potter-Romanen (Monika Pleyer)
  • 1. Einleitung
  • 2. Hintergrund
  • 2.1 Unhöflichkeit in der Kinderliteratur
  • 2.2 Unhöflichkeit und Lehrkontext: Harry Potter als Schulgeschichte
  • 2.3 Unhöflichkeit und Identität
  • 3. Methode
  • 4. Ergebnis
  • 4.1 Harry und Draco
  • 4.2 Harry und Prof. Snape
  • 4.3 Harry und Draco
  • 5. Diskussion
  • 6. Schluss
  • Literaturverzeichnis
  • Primärliteratur
  • Sekundärliteratur
  • Wie fliegende Schweine in den Kopf kommen und die Grenzen des Möglichen überschreiten. Die kognitiven Grundlagen von Bedeutung in Sprache, Denken und Interaktion (Michael Pleyer)
  • 1. Einleitung
  • 2. Kognitive Grundlagen von Denken und Sprache
  • 2.1 Körper & Kognition: Neuronale und Psycholinguistische Evidenz
  • 2.2 Kognition & Kategorisierung: Mustererkennung
  • 3. Kognitive Grundlagen von Sprache und Interaktion
  • 3.1 Sprache, Perspektivität und Aufmerksamkeit
  • 3.2. Die Entwicklung soziokognitiver und sprachlicher Perspektivität
  • 3.3 Der Einfluss von Sprache auf soziale Perspektivenübernahme
  • 4. Zusammenfassung
  • Literaturverzeichnis

Ladislaus Ludescher / Marco Wagner (Hrsg.)

Grenzüberschreitungen und Wendepunkte

Beiträge aus der Ringvorlesung 2015 im Rahmen der Interdisziplinären Vortragsreihe (IVR) Heidelberg

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Autorenangaben

Ladislaus Ludescher studierte Germanistik, Geschichtswissenschaft sowie Europäische Kunstgeschichte an der Universität Heidelberg. Seine Forschungs-schwerpunkte sind die Rezeption der Amerikanischen Revolution in der deutschsprachigen Literatur der Spätaufklärung und die deutsch-amerikanischen Kulturbeziehungen.

Marco Wagner studierte Geschichtswissenschaft und Hispanistik an der Universität Heidelberg und übte verschiedene Tätigkeiten im Bereich Bildungs- und Wissenschaftsmanagement aus. Er beschäftigt sich insbesondere mit dem Bildungs- und Schulwesen in der Frühen Neuzeit.

Über das Buch

Aus der Perspektive «Grenzüberschreitungen und Wendepunkte» bietet der Sammelband der Interdisziplinären Vortragsreihe (IVR) Heidelberg Beiträge aus verschiedenen Fächern wie der Altphilologie, Anglistik, Germanistik, Geschichte, Kultur- und Literaturwissenschaft, Linguistik, Philosophie, Politik, Romanistik und Theologie. Wie wurde der Holocaust zum Wendepunkt in der deutschen Geschichte? Worin liegen die Grenzen der Moderne um 1900? Was sind die Grenzen des deutsch-französischen Kulturtransfers im 18. Jahrhundert? Überschreitet Harry Potter die Grenzen der Höflichkeit? Und wie können fliegende Schweine im Kopf die Grenzen des Möglichen überschreiten? Mit diesen und weiteren interessanten Fragestellungen beschäftigen sich die Autoren in ihren Beiträgen.

Zitierfähigkeit des eBooks

Diese Ausgabe des eBooks ist zitierfähig. Dazu wurden der Beginn und das Ende einer Seite gekennzeichnet. Sollte eine neue Seite genau in einem Wort beginnen, erfolgt diese Kennzeichnung auch exakt an dieser Stelle, so dass ein Wort durch diese Darstellung getrennt sein kann.

Inhalt

Ladislaus Ludescher, Marco Wagner

Vorwort

Matthias Dall’Asta

Scholastiker, Schafsköpfe und Schurken. Grenzwertige Satire und grenzenlose Polemik im Judenbücherstreit (1511–1521)

Marco Wagner

Grenzen und Wenden im frühneuzeitlichen Schulwesen der Kurpfalz

Mechthild Fischer

Kulturtransfer über Grenzen hinweg. Die Kurpfalz und Frankreich im 18. Jahrhundert

Manuel Wacker

An der Grenze zum Verheißenen Land. Die biblische Metaphorisierung Amerikas in deutschsprachigen Auswanderergedichten des 18. und 19. Jahrhunderts

Christian Schwarzer

„Wenn einem die Natur kommt“. Schuld, die Entgrenzung der Moral und die Eingrenzung des Individuums in Georg Büchners Woyzeck

Burckhard Dücker

Von Grenzen und ihren Überschreitungen. Moderne und Modernisierungsprozesse im kulturellen Feld um 1900 mit einem Ausblickauf die Jahre 1945–1950

Claudia Falk

Literarische Grenzüberschreitungen im englischen Roman des Modernismus. Virginia Woolfs Mrs Dalloway

Anton Friedrich Koch

Reflexionen über das Böse. Der Holocaust als Grenzüberschreitung und Wendepunkt in der deutschen Geschichte←5 | 6→

Peter König

Grenzen der Technik, Grenzen des Menschen. Zu einigen aktuellen Überlegungen von Martin Heidegger und Hannah Arendt

Philipp Gassert

Die Welt für die Demokratie sicher machen? Vier Wendepunkte der internationalen Beziehungen der USA

Ladislaus Ludescher

Von der Sowjetunion zur „Middle East“-Region. Zu den geografischen Referenzen auf die Gebiete außerhalb der Grenzen der USA in den State of the Union Addresses der amerikanischen Präsidenten Jimmy Carter bis Barack Obama

Matthias Attig

Traum und Hoffnung als Kategorien der ästhetischen Entgrenzung bei Patrick Modiano

Monika Pleyer

„Potter stinkt!“. Grenzüberschreitungen und sprachliche Unhöflichkeit in Prozessen der Identitätskonstruktion in J. K. Rowlings Harry Potter-Romanen

Michael Pleyer

Wie fliegende Schweine in den Kopf kommen und die Grenzen des Möglichen überschreiten. Die kognitiven Grundlagen von Bedeutung in Sprache, Denken und Interaktion

←6 | 7→

Vorwort

Im Sommersemester 2015 fand an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg zum ersten Mal die Interdisziplinäre Vortragsreihe (IVR) Heidelberg statt. Es war hierbei die erklärte Absicht, unterschiedliche akademische Disziplinen unter der Leitperspektive „Grenzüberschreitungen und Wendepunkte“ in Form einer an die Öffentlichkeit gerichteten Vortragsreihe zusammenzubringen, um Wissenschaftlern als Vertreter ihrer Disziplinen die Möglichkeit zu geben, ihre Forschungsergebnisse einem interessierten Publikum vorzustellen und einen Geistes- und Ideenaustausch anzuregen. Die rasche Akzeptanz durch das interessierte öffentliche Publikum sowie die zahlreichen positiven und ermutigenden Rückmeldungen bestärkten uns in unserer Entscheidung, die Reihe auch in den folgenden Semestern fortzusetzen bzw. auch medial auszubauen, so dass sie im Wintersemester 2016/17 bereits zum vierten Mal stattfindet und neben einem Newsletter ein regelmäßig frequentierter und aktualisierter Internetauftritt existiert, dessen Archivfunktion zur digitalisierten Dokumentation vergangener Vorträge, die in Auswahl auch von Deutschlandradio Wissen ausgestrahlt wurden, gut angenommen wird.

Rasch wurde uns deutlich, dass die Bedeutung und hohe Qualität der Vorträge auch mit einer wissenschaftlichen Publikation gewürdigt werden sollten. Der nun vorliegende Sammelband ist das Ergebnis dieser Bemühungen und konstituiert sich aus geisteswissenschaftlichen Beiträgen, die Themenfelder aus unterschiedlichen Forschungsbereichen tangieren, zu denen Fächer wie Altphilologie, Anglistik, Germanistik, Geschichte, Kultur- und Literaturwissenschaft, Linguistik, Philosophie, Politik, Romanistik sowie Theologie gehören.

Wir hoffen, dass der Band Fach- wie Fremdpublikum gleichermaßen anspricht und dazu anregt, einen Blick über den Tellerrand zu wagen, da dieser nicht nur interessant und aufschlussreich, sondern auch für die eigene Forschung befruchtend sein kann.

Herzlich bedanken möchten wir uns bei allen Beiträgern für ihre interessanten Aufsätze, bei Herrn Dr. Hermann Ühlein und Frau Susanne Hoeves vom Peter Lang Verlag für die unkomplizierte und gelungene Zusammenarbeit sowie bei Freudenberg SE und der Baden-Württembergischen Bank, durch deren großzügige finanzielle Unterstützung die Publikation dieses Sammelbandes ermöglicht wurde. Insbesondere möchten wir an dieser Stelle auch Prof. Dr. Dirk Werle vom Germanistischen Seminar Heidelberg, Herrn Hartmuth Posner und Frau Sabine Leysieffer von der Firma Freudenberg sowie Frau Annett-Katrin Wohlgemuth,←7 | 8→ der Direktorin bei der BW-Bank Region Rhein-Neckar und Frau Bettina Ziegler von der BW-Bank für die stets freundliche wie kompetente Kommunikation und Hilfe unseren Dank aussprechen.

Heidelberg, im August 2016

Die Herausgeber

Ladislaus Ludescher und Marco Wagner

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www.ivr-heidelberg.de←8 | 9→

Matthias Dall’Asta

Scholastiker, Schafsköpfe und Schurken

Grenzwertige Satire und grenzenlose Polemik im Judenbücherstreit (1511–1521)

Abstract: The famous Letters of Obscure Men, which appeared in 1515 and 1517 in two parts, are considered not only to be perhaps the best satirical work of Renaissance humanism, but also an important landmark in the transition from the Middle Ages to the modern period. The essay sheds new light on the background of this pungent satire against ecclesiastical ignorance, moral corruption, and outdated scholastic theology: the campaign begun in 1509 in Germany to destroy Jewish books, Johannes Reuchlin’s defense of Jewish culture and his advocacy of the legal rights of Jews, his trial before the Inquisition, and his controversy with Johannes Pfefferkorn, a Jewish convert to Christianity and author of many pamphlets against Judaism.

Vorbemerkung

Im Rahmen des sog. Judenbücher- oder Reuchlin-Streits wurden im zweiten Dezennium des 16. Jahrhunderts mehrere Grenzen überschritten, im Positiven wie im Negativen. In dieser Hinsicht liefert jene Auseinandersetzung also bereits einen nicht unwichtigen Beitrag zum Themenfeld „Grenzüberschreitungen und Wendepunkte“. Dass der Judenbücherstreit daneben auch einen Wendepunkt markiert, wurde häufig behauptet. Und in mancher Hinsicht leitet er zweifellos eine Wende ein, leider ohne dass damit auch dem verhängnisvollen europäischen Antijudaismus dauerhaft Einhalt geboten worden wäre. Im Gegenteil.

Diejenigen, die sich in der deutschen Geschichte der Frühen Neuzeit schon gut auskennen, müssen vermutlich nicht erst davon überzeugt werden, dass der Judenbücherstreit und sein Protagonist, der 1455 in Pforzheim geborene und 1522 in Stuttgart gestorbene Humanist, Rechtsgelehrte und Religionsphilosoph Johannes Reuchlin, kein belangloses Thema aus der antiquarischen Mottenkiste bilden. Dagegen sprechen im Grunde bereits die jüngsten Publikationen zum Thema, von denen hier nur drei genannt seien: die 2011 erschienene, umfassende Monographie Johannes Reuchlin and the Campaign to destroy Jewish Books des US-Amerikaners David Price, die Ende 2015 erschienene knapp tausendseitige, ebenfalls englischsprachige Reuchlin-Biographie von Franz Posset sowie die Göttinger Dissertation von Jan-Hendryk de Boer, deren rund 1100 Seiten mit←9 | 10→ dem Titel Unerwartete Absichten – Genealogie des Reuchlinkonflikts vom Verlag zuletzt für den Juni 2016 angekündigt wurden.1

Die folgenden Ausführungen werden angesichts des voraussetzungsreichen Themas stellenweise etwas holzschnittartig daherkommen; eine gewisse Komplexitätsreduktion schien unausweichlich. Die zwischen Literaturwissenschaft, Profan- und Religionsgeschichte changierende Thematik zwingt zudem zu einer emotionalen Gratwanderung. Einerseits bildet der Judenbücherstreit nämlich ein ernstes, mitunter fast erschreckend finsteres Thema, andererseits wurde und wird seine Wahrnehmung vielfach von der vielleicht gelungensten Satire des deutschen Humanismus geprägt oder gar überlagert, den Epistolae obscurorum virorum, die vor ziemlich genau 500 Jahren in zwei Teilen erschienen sind. Doch auch bei diesen Briefen dunkler [soll heißen: unbekannter] Männer weiß man gelegentlich nicht, ob man lachen oder weinen, abgebrüht grinsen oder den Kopf schütteln soll. Bei der Lektüre dieses Beitrages wird der Leser zu beidem Gelegenheit haben.

Man kann den Judenbücherstreit auf vielerlei Weise darstellen und problematisieren. Im Folgenden wird zunächst mehr oder weniger naiv mit den Epistolae obscurorum virorum begonnen (1). Erst danach gilt die Aufmerksamkeit den Hauptakteuren und dem Verlauf der hinter der Satire stehenden Auseinandersetzung (2), um dann Satire und Polemik in diesem Kontext noch einmal etwas umfassender zu betrachten (3). Am Ende schließlich werden noch einige diachrone Ausblicke auf die Rezeption der Epistolae obscurorum virorum und des Reuchlin-Streits eröffnet (4).

1. Die Epistolae obscurorum virorum (1515–1517)

Zur Einstimmung sei wenigstens einer der 110 Epistolae obscurorum virorum (im Folgenden EOV abgekürzt) ganz zu Gehör gebracht. Selbstverständlich fiel die Wahl im Interesse des Lokalkolorits auf einen – der Fiktion nach – aus Heidelberg abgeschickten Brief. Er stammt von dem noch einigermaßen sympathischen Magister Mammotrectus Buntemantel und ist gerade auch für jüngere Studenten, Doktoranden und den akademischen Nachwuchs von Interesse, weil er sehr schön zeigt, dass man sich auch vor 500 Jahren schon in wirklich jeder Lebenslage vertrauensvoll an seinen Professor wenden konnte. In dieser Hinsicht unterscheidet sich die heutige Exzellenzuniversität Heidelberg also gar nicht so sehr von ihren spätmittelalterlichen Anfängen. Zitiert sei (mit ein paar kleineren Änderungen)←10 | 11→ aus Wilhelm Binders häufig nachgedruckter Übersetzung des lateinischen Originaltextes, die erstmals 1876 erschienen ist:

Mammotrectus Buntemantel, Magister der sieben freien Künste, grüßt herzinniglich den Magister Ortuin Gratius, den Philosophen, Redner, Poeten, Rechtsgelehrten, Theologen und so weiter ohne Unterlaß.

Höchst gewissenhafter Herr Magister Ortuin, glaubet mir fest, Ihr seid mein Herzblatt, seitdem ich in Köln viel bei Euer Ehrwürden in der Poetik gehört habe, in welcher Kunst Ihr Euch vor allem auszeichnet und ein viel besserer Poet seid als Busch und Cäsarius, auch den Plinius und die griechische Grammatik vorzutragen wisset. Kraft dieses Vertrauens will ich Euer Ehrwürden einiges unter dem Beichtgeheimnis offenbaren.

Verehrungswürdiger Herr Magister, ich liebe hier ein Mädchen, die Tochter eines Glöckners, mit Namen Margarethe, welche unlängst an Eurer Seite saß, als nämlich unser Leutpriester Euer Herrlichkeit zu einer Gasterei eingeladen hatte und ehrerbietigst traktierte, wo wir tranken und heitern Sinnes waren, und auch jene Euch gute Schlücke zubrachte. Meine Liebe zu ihr ist so heftig, daß ich gar nicht mehr bei mir bin; glaubet mir, ich vergesse über ihr Essen und Schlaf. Die Leute sagen zu mir: „Herr Magister, warum seht ihr so bleich aus? Bei der Liebe Gottes, lasset doch eure Bücher im Stich; ihr studieret zu viel; ihr müßt euch hier und da nach einem Trost umsehen und zechen; ihr seid noch ein junger Mann, könnt es wohl noch bis zur Doktorwürde bringen und unser Magister werden; ihr besitzet auch gründliches Wissen und seid ein guter Scholar und könnet bereits einen Doktor vorstellen.“ Ich aber bin schüchtern und kann meine Schwachheit nicht gestehen. Ich lese den Ovid Vom Heilmittel der Liebe, den ich von Euer Ehrwürden Vorlesungen zu Köln her am Rande mit vielen Anmerkungen und Sittensprüchen versehen habe; allein es hilft nichts, denn jene Liebe wird täglich stärker.

Details

Seiten
344
Jahr
2017
ISBN (ePUB)
9783631707074
ISBN (PDF)
9783653063424
ISBN (MOBI)
9783631707081
ISBN (Hardcover)
9783631670903
DOI
10.3726/b10521
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2017 (März)
Schlagworte
Geschichte Kulturwissenschaft Literaturwissenschaft Philosophie Sprachwissenschaft
Erschienen
Frankfurt am Main, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2017. 344 S., 23 s/w Abb., 4 s/w Tab.

Biographische Angaben

Ladislaus Ludescher (Band-Herausgeber:in) Marco Wagner (Band-Herausgeber:in)

Ladislaus Ludescher studierte Germanistik, Geschichtswissenschaft sowie Europäische Kunstgeschichte an der Universität Heidelberg. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Rezeption der Amerikanischen Revolution in der deutschsprachigen Literatur der Spätaufklärung und die deutsch-amerikanischen Kulturbeziehungen. Marco Wagner studierte Geschichtswissenschaft und Hispanistik an der Universität Heidelberg und übte verschiedene Tätigkeiten im Bereich Bildungs- und Wissenschaftsmanagement aus. Er beschäftigt sich insbesondere mit dem Bildungs- und Schulwesen in der Frühen Neuzeit.

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Titel: Grenzüberschreitungen und Wendepunkte
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