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Acta Germanica

50 Jahre / Years – Jubiläumsausgabe / Anniversary Edition

von Carlotta von Maltzan (Band-Herausgeber:in)
©2016 Dissertation 303 Seiten

Zusammenfassung

Das 50-jährige Jubiläum des «Germanistenverbandes im südlichen Afrika» wird in dem ersten Teil «50 Jahre SAGV» und den beiden Rubriken zu den Verbandszeitschriften «Acta Germanica» und «DUSA/e-DUSA» gewürdigt. Die nachfolgenden wissenschaftlichen Beiträge sind wie immer unter den Überschriften «Afrika schreiben» und «Allgemeine Beiträge» versammelt. Die Rubrik «Afrika schreiben» vertritt seit geraumer Zeit die Schwerpunktsetzung des Jahrbuchs. Beiträge von (süd-)afrikanischen Germanist/innen und anderen zeigen, dass der dezidierte Afrikabezug mit literarischen, kulturellen, sprachlichen, theoretischen, fachlichen wie wissenschaftsbezogenen Themenstellungen vielfältig produktiv ist. Die Sparte «Allgemeine Beiträge» umfasst Auseinandersetzungen mit deutschsprachiger Literatur, Sprache und Kultur über andere Zugänge, die die Bandbreite des Faches widerspiegeln. Zwei Interviews mit Yoko Tawada und Ilija Trojanow sowie Buchbesprechungen schließen den Band ab. Insgesamt vermittelt dieser Jubiläumsband Einblicke in die Vielfalt, Auseinandersetzungen und Veränderungen in der 50-jährigen Geschichte des Fachverbands.
The first part titled «50 Years SAGV» and the two subsequent sections on the association’s journals «Acta Germanica» and «DUSA/e-DUSA» pay tribute to the 50th anniversary of the «Association for German Studies in Southern Africa». As in every edition of «Acta Germanica», peer-reviewed articles appear under the headings «Writing Africa» and «General Contributions to German Studies». For a while now the section «Writing Africa» has provided a discussion forum which emphasises its location. Contributions by (South) African academics of German Studies and others demonstrate that an Africa focus is multidimensional and productive as evidenced by the literary, cultural, linguistic, theoretical, and scientific explorations and topics covered. The section «General Contributions to German Studies» opens other avenues of debate on German literature, language and culture reflecting the spectrum of the discipline. Two interviews with Yoko Tawada and Ilija Trojanow followed by book reviews conclude the volume. Overall, this jubilee edition provides insight into diverse positions, debates and changes during the 50 year history of the association.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel / Title
  • Copyright
  • Über das Buch / About the Book
  • Zitierfähigkeit des eBooks / This eBook can be cited
  • Inhalt / Contents
  • Editorial zum 50-jährigen Jubiläum
  • Editorial on the 50th Anniversary
  • 50 Jahre SAGV / 50 Years SAGV
  • Dem SAGV zum 50. Geburtstag
  • Zum 50-jährigen Bestehen des SAGV
  • Grußwort des GOZA an den SAGV
  • Statement 50 Jahre SAGV
  • Why Study Ancient and Defunct Languages such as German?
  • Acta Germanica: Korrespondenzen über das Offene
  • 50 Jahre Acta Germanica: 1966-2016
  • Europa – Afrika / Afrika – Europa
  • Krise der Geisteswissenschaften? Auch im südlichen Afrika?
  • Das JIG an die Acta Germanica
  • 50 Jahre SAGV und Acta Germanica
  • Grußwort zum 50-jährigen Jubiläum des SAGV und der Acta Germanica
  • Deutsch als Fremdsprache in Afrika
  • Grußwort zum 50-jährigen Jubiläum
  • Grußwort
  • Grußwort
  • Grusswort
  • Acta Germanica: Jahrbuch des SAGV / Yearbook of the SAGV
  • Überblick / Overview 1966-2016: Acta Germanica & SAGV
  • Acta Germanica – Gesamtinhaltsverzeichnis der Jahrgänge 1 bis 43 (1966-2015)
  • DUSA /e-DUSA: Zeitschrift des SAGV / Journal of the SAGV
  • Vom DUSA zum eDUSA. Zu Geschichte und Wandel einer Zeitschrift des SAGV
  • Afrika schreiben / Writing Africa
  • Zur Geschichte des Germanistenverbands im Südlichen Afrika (SAGV) im sozialpolitischen Kontext
  • Deutsch an Universitäten im südlichen Afrika. Zur Entwicklung des Fachs seit 2003
  • Geschicke, Geschichten und Identität. Deutsche ImmigrantInnen in der Zeit nach der Versenkung der Lusitania
  • ‚Der deutsche Krieg in Südwest‘. Zur Verknüpfung von Kolonialismus- und Erinnerungsnarrativen nach 1918
  • Colonial Exhibitions – Exoticism – Topographies of the Other. Case Study of some European Films and Literary Works
  • Wahrheitsfindung und Geschichte. Zu Bernhard Jaumanns Politthriller Die Stunde des Schakals
  • Grenzen der Repräsentation. Zur Inszenierung afrikanisch-europäischer Begegnungen in Jenny Erpenbecks Roman Gehen, ging, gegangen
  • Allgemeine Beiträge / General Contributions to German Studies
  • Der Lügenbaron und sein Komplize. Koloniale Diskurse in Wilhelm Raabes Kriminalroman Stopfkuchen
  • The Ill Legitimacies of the Modern Age. Carl Schmitt and Hans Blumenberg in Correspondence
  • Warum drücken wir etwas aus? Zu einigen Gedichten Gottfried Benns
  • Wo ist die Grenze? Begriffs- und problemgeschichtliche Kritik
  • Normalisierung der Vergangenheit? Er ist wieder da von Timur Vermes als kontrafaktische Geschichte
  • Interviews
  • Parallel laufende Flüsse in meiner Schreiblandschaft. Interview mit Yoko Tawada von Christiane Schaeffler und Carlotta von Maltzan
  • Es erzählt aus mir heraus. Ilija Trojanow im Gespräch mit Kira Schmidt
  • Buchbesprechungen / Book Reviews
  • Sprache und Kolonialismus. Eine interdisziplinäre Einführung zu Sprache und Kommunikation in kolonialen Kontexten. Herausgegeben von Thomas Stolz, Ingo Warnke und Daniel Schmidt-Brücken. Berlin/Boston: de Gruyter 2016 (Bruno Arich-Gerz)
  • Christian Ludwig Willebrand, Geschichte eines Hottentotten, von ihm selbst erzählt. Herausgegeben von Heiko Ullrich. Hannover: Wehrhahn 2015 (Gunther Pakendorf)
  • Gehen, ging, gegangen. Von Jenny Erpenbeck. München: Knaus 2015 (Eva-Maria Siegel)
  • Ähnlichkeit. Ein kulturtheoretisches Paradigma. Herausgegeben von Anil Bhatti und Dorothee Kimmich. Konstanz: Konstanz University Press 2015 (Stephan Mühr)
  • Die deutsche Exilliteratur 1933-1945. Perspektiven und Deutungen. Herausgegeben von Sonja Klein und Sikander Singh. Darmstadt: WBG 2015 (Michaela Holdenried)
  • Ecocriticism. Eine Einführung. Herausgegeben von Gabriele Dürbeck und Urte Stobbe. Köln/Weimar/Wien: Böhlau 2015 (Kira Schmidt)
  • Notes on Contributors

Editorial zum 50-jährigen Jubiläum

Der 50. Jahrestag der Gründung des Germanistenverbands im Südlichen Afrika (SAGV) im Jahre 1966 und der Verbandszeitschrift Acta Germanica im gleichen Jahr ist allemal ein Anlass, Rückschau zu halten, Bilanz zu ziehen und einen Blick in die Zukunft zu wagen. Das bedeutet, die Universitätslandschaft, in der wir tätig sind, kritisch zu beleuchten.

Wenn früher Stabilität und eine bestimmte Vorstellung eines Bildungsauftrags selbstverständliche, kaum erwähnenswerte Voraussetzungen akademischen Arbeitens in westlichen Kontexten gewesen sein mögen, hat sich heute die Hochschullandschaft im Zuge der Globalisierung verändert: Eine umfassende Vernetzung von Universitäten, Fakultäten oder einzelnen Fachbereichen ist erforderlich, das digitale Zeitalter hat Lehre und Forschung umgestaltet, Drittmittel sollen immer größere Finanzierungslücken füllen, ‚Exzellenzinitiativen’ verstärken den akademischen Wettbewerb und Konkurrenzkampf, Lehre und Forschung soll ‚vermarktet‘ werden. Im Zuge des Neoliberalismus geraten Universitäten in das Fahrwasser der Wirtschaft, was sich in Finanzierungs- und Verwaltungsmodellen und Bildungszielen niederschlägt. Das ist in Südafrika nicht anders, mit dem Unterschied, dass eine Krise im Hochschulbereich nicht mehr zu leugnen ist.

Nach einer Krisensitzung im August 2016 erklärte der Minister of Higher Education and Training, Dr. Blade Nzimande, zusammen mit dem Rektorenverbund südafrikanischer Universitäten (USAf) und dem University Council Chairs Forum (UCCF), dass südafrikanische Hochschulen in den vergangenen zwei Jahrzehnten erheblich unterfinanziert waren. Davon waren insbesondere die unter der Apartheid benachteiligten Bildungsinstitutionen betroffen. Um systembedingte Defizite im Jahreshaushalt auszugleichen, wurden Studiengebühren an Universitäten disproportional angehoben, mit dem Ergebnis, dass sich viele Studierende ein Studium nicht mehr leisten können, obgleich ihnen ein Studienplatz zugesagt wird.

Gegen Ende des Jahres 2015 kam es zu Demonstrationen an fast allen Universitäten. Die Bewegung ‚Rhodes must fall‘ an der University of Cape Town brachte den Stein ins Rollen. Gefordert wurden u.a. Lehrplanänderungen, die unter dem Motto decolonisation den afrikanischen Standort zum Ausgangspunkt nehmen. Bald weiteten sich Proteste auf die Forderung ‚Fees must fall‘ aus. Vorlesungen wurden unterbrochen, Klausuren und Prüfungen wurden verschoben. Als damit der Zusammenbruch des Hochschulwesens drohte, erklärte Präsident Jacob Zuma, dass die für 2016 anfallenden Studiengebühren nicht erhöht würden. Diese Maßnahme wendete zwar die akute Krise ab, behoben war sie indes nicht. In der Erklärung vom 12. August heißt es:

The three parties recognised the importance of the universities to enable economic growth, to address the prevailing structural poverty and deep socioeconomic inequality. The universities enable social mobility for many from poverty-stricken backgrounds, and in doing so create the potential for transformative socially inclusive ripple effects across society.1

Rektoren und UCCF erklärten, dass im folgenden Jahr (2017) eine Erhöhung der Studiengebühren von mindestens 8% unumgänglich sei, wenn Qualität und finanzielle Nachhaltigkeit gewährleistet werden sollten; andernfalls würden mindestens 17 der insgesamt 26 Universitäten des Landes in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten geraten. Angesichts ← 9 | 10 → dieser prekären Lage droht die Unterfinanzierung von Bildungsinstitutionen trotz aller Lösungsversuche zu einem Dauerzustand zu werden. Damit sind für Lehre und Forschung weitere Einbußen abzusehen.

Vor dem Hintergrund grundlegender Veränderungen an Hochschulen im südlichen Afrika muss sich auch das Fach Deutsch oder German Studies fragen, wie es seine Zukunftsaussichten bewertet. Bisher konnte es sich an vielen Universitäten trotz grundlegender Umstrukturierungen halten und teilweise sogar wachsen, wie Rolf Annas in seiner Übersicht über die Entwicklung des Fachs seit 2003 darstellt. Heute befinden sich jedoch nicht nur Deutsch und andere (Fremd-)Sprachen, sondern die Geisteswissenschaften überhaupt in einer Schieflage, denn wie Sander Gilman in seinem Beitrag über die Bildungslage in den USA expliziert, definiere ein Ethos der Pragmatik die Bildung. Es interessiert kaum jemanden, welche Kompetenzen von den Geisteswissenschaften vermittelt werden. Was zählt, ist allein dies: Welchen Job bekomme ich mit meiner Ausbildung? Die Frage lässt sich auch anders stellen: Welche Kompetenzen würden verloren gehen, wenn die Geisteswissenschaften und (Fremd-)Sprachen ins Abseits gedrängt werden? Reicht es also aus, der Krise ggf. mit einer kritischen Sichtung und inhaltlichen Umstrukturierung des Fachs zu begegnen? Es wird wohl nicht genügen, zukünftig ‚nur‘ Spracherwerb zu offerieren und in der Literatur- und Kulturvermittlung interkulturell zu arbeiten. Deutsch könnte sich, wie es bereits an einigen Universitäten der Fall ist, im Verbund mit verwandten Disziplinen situieren. Ob übergreifende Angebote auf Englisch, der sich inzwischen herausgebildeten lingua franca an allen Universitäten, zukunftsträchtig sind, wird sich zeigen. Wie Deutsch sich letztlich entwickeln oder verändern wird, hängt nicht allein von seinen Fachvertretern, sondern von der Entwicklung der Universitäten insgesamt und ihrer gesellschaftlichen Einbettung ab.

Ein Rückblick auf die letzten 50 Jahre zeigt, dass die Geschichte des SAGV seit den frühen 1980er Jahren maßgeblich von politischen Veränderungen im südlichen Afrika beeinflusst wurde, wie Gunther Pakendorf in seinem umfassenden Beitrag nachweist. Die Namensänderung des Verbands von Der Südafrikanische Germanistenverband zu Germanistenverband im Südlichen Afrika trägt dem Umstand Rechnung, dass Namibia 1990 unabhängig wurde. Der Kreis der Teilnehmer/innen an den SAGV-Tagungen weitete sich aus; heute ist nur etwa die Hälfte der Mitglieder des Verbands im südlichen Afrika tätig.

Anfangs erschien das Jahrbuch Acta Germanica in Verlagen im südlichen Afrika, Band 1/1966 bis 10/1977 bei A.A. Balkema in Kapstadt und Band 11/1979 bis 14/1981 bei dem Akademischen Verlag Windhoek. Der erneute Wechsel, nun zu Peter Lang im Jahr 1982, signalisierte den Anspruch südafrikanischer Germanist/innen, sich im deutschsprachigen Raum wissenschaftlich zu positionieren. Über die Jahre gelang es nicht immer, die Acta Germanica jedes Jahr termingerecht herauszubringen, was sich auch in der Nummerierung der Jubiläumsausgabe zeigt. Doch gab es Anfang der 1990er Jahre drei bestimmten Themen gewidmete Beihefte (vgl. dazu den Überblick 1966-2016 von Rolf Annas in diesem Band, S. 48f.). 1996 erhielt das Jahrbuch den Beinamen ‚German Studies in Africa‘, ein durch zeitpolitische Entwicklungen bedingter Zusatz, der die Verortung der German Studies im afrikanischen Wissenschaftskontext signalisiert, wie u.a. von Diskussionsbeiträgen über die Lage des Fachs in jener Zeitspanne abzulesen ist. ← 10 | 11 →

Die unter der neuen Regierung vorgenommene Umstrukturierung von Lehre und Forschung an Universitäten führte dazu, dass der Acta Germanica der Status einer so genannten akkreditierten südafrikanischen Zeitschrift aberkannt wurde. Sie fiel aus dem neuen Raster heraus, obwohl alle an der Redaktion Beteiligten an südafrikanischen Universitäten tätig waren und die Veröffentlichung von Anfang bis Ende nach allen Regeln des Begutachtungsverfahrens vollzogen wurde. Mit dem Verlagsstandort in Frankfurt verstieß die Zeitschrift gegen ein wesentliches Kriterium für die Anerkennung und Akkreditierung südafrikanischer Zeitschriften. Trotz dieses Mankos beschloss der SAGV zunächst, den Verlag nicht zu wechseln, weil man befürchtete, sich im internationalen Kontext auf das Abstellgleis zu befördern, denn Veröffentlichungen in der Zeitschrift Acta Germanica wurden mittlerweile auch im deutschsprachigen Raum zur Kenntnis genommen. Darüber hinaus hatte das Jahrbuch über die Jahre an Profil gewonnen, wie sich aus der Anzahl der Abonnements von Bibliotheken und Privatpersonen im deutschsprachigen Raum und in anderen Ländern schließen ließ.

Gleichzeitig war das südafrikanische Bildungsministerium bestrebt, internationale Forschungszusammenarbeit anzuregen. In diesem Zusammenhang wirkte es sich für die in der Germanistik tätigen Hochschullehrer/innen nachteilig aus, dass das Jahrbuch Acta Germanica nicht in die Liste akkreditierter südafrikanischer Zeitschriften aufgenommen worden war. Von der vom Ministerium vorgenommenen Zuteilung von Forschungsgeldern für Veröffentlichungen in akkreditierten Zeitschriften waren sie von vornherein ausgeschlossen. Auch für die jeweiligen Universitäten bedeutete diese Lücke im Fachbereich Germanistik ein Verlust an Einnahmequellen. Damit erhöhte sich der Druck auf die inzwischen erheblich geschrumpfte Anzahl südafrikanischer Germanist/innen, in akkreditierten Zeitschriften zu veröffentlichen. Nicht nur ließ sich das Renommee der Deutschabteilungen in dieser Konkurrenz um Ressourcen schwer aufrechterhalten; auch Beförderungen wurden von Veröffentlichungen in akkreditierten Publikationen abhängig gemacht. Dieser für alle Parteien unbefriedigende Zustand konnte erst mit einer Kompromisslösung behoben werden: Es ging darum, den Vertrieb der Acta Germanica über einen deutschen Verlag aufrechtzuerhalten und damit die Aufnahme in die Bibliografie der Deutschen Bibliothek zu gewährleisten, gleichzeitig aber die staatlichen Subsidien zu ermöglichen. Seit 2011 erscheint das Jahrbuch Acta Germanica nebst der deutschen Ausgabe bei Peter Lang in gleicher Fassung bei einem südafrikanischen Verlag, der für den Vertrieb im gesamtafrikanischen Bereich zuständig ist. Mit dieser Entscheidung wurde 2013 das Jahrbuch Acta Germanica vom südafrikanischen Bildungsministerium wieder in die Reihe der akkreditierten Zeitschriften aufgenommen. Zusätzlich ist das Jahrbuch online seit 2000 abrufbar.

Nach der südafrikanischen ‚Wende‘ um 1990 und nach der Beendigung des internationalen Wissenschaftsboykotts, der von einigen in Südafrika tätigen Germanist/innen dezidiert unterstützt wurde, war es zum ersten Mal möglich, Kontakt mit Kollegen und Kolleginnen in anderen afrikanischen Ländern aufzunehmen und an internationalen Tagungen teilzunehmen. Ungefähr zeitgleich wurde ein internationaler wissenschaftlicher Beirat für die Acta Germanica eingerichtet.

Derzeitige Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats der Acta Germanica haben sich mit unterschiedlichen, facettenreichen Beiträgen an dieser Jubiläumsausgabe beteiligt, ← 11 | 12 → die im ersten Teil „50 Jahre SAGV“ versammelt sind. So schildert etwa David Simo, wie seine Annäherung an den SAGV Anfang der 1990er Jahre zunächst von einigen Bedenken begleitet war. Eröffnet wird diese Rubrik zu gegebenem Anlass durch Stellungnahmen der Präsidentin des SAGV, Marianne Zappen-Thomson, und der Präsidenten der beiden weiteren Germanistenverbände südlich der Sahara, Paul N’guessan-Béchié und James Meja Ikobwa. Schon seit längerer Zeit besteht, etwa durch die Veranstaltung gemeinsamer Tagungen, eine Zusammenarbeit zwischen dem SAGV und dem westafrikanischen Verband Germanistik in Afrika Subsahara (GAS), in die auch der vor kurzem gegründete Verband Germanistik in Ost- und Zentralafrika (GOZA) einbezogen werden soll. In seinem Beitrag skizziert u.a. der Herausgeber der Zeitschrift Mont Cameroun, Albert Gouaffo, wie schwierig es mitunter ist, afrikanische Positionen zur Verortung der Germanistik in europäischen Zeitschriften zu veröffentlichen – eine Lücke, die Mont Cameroun zu füllen sucht.

Innerafrikanische Zusammenarbeit, der Austausch bei gemeinsamen Tagungen und die tägliche Arbeit im Lehrbetrieb wären ohne Unterstützung des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD), des Goethe-Instituts sowie der Botschaften der deutschsprachigen Länder sehr viel schwieriger. Kurze Beiträge dieser Repräsentanzen schließen die erste Rubrik ab. Ihnen folgt eine kurze Übersicht über die Veröffentlichungsgeschichte der Acta Germanica, ein Gesamtinhaltsverzeichnis der Jahrgänge 1-43, sowie ein Überblick zur wechselvollen Geschichte der zweiten Zeitschrift des SAGV, der eDUSA, die aus dem 1970 zum ersten Mal erschienenen Heft „Deutschunterricht in Südafrika“ hervorgegangen ist.

Wie in jeder Ausgabe der Acta Germanica sind wissenschaftliche Beiträge unter den Überschriften ‚Afrika schreiben‘ und ‚Allgemeine Beiträge‘ zu finden. Die erste Sparte, ‚Afrika schreiben‘, vertritt seit geraumer Zeit die Schwerpunktsetzung des Jahrbuchs und versteht sich damit als Diskussionsforum, das unseren Standort hervorhebt. Beiträge von (süd-)afrikanischen Germanist/innen und anderen zeigen, dass der dezidierte Afrikabezug mit literarischen, kulturellen, sprachlichen, theoretischen, fachlichen wie wissenschaftsbezogenen Themenstellungen vielfältig produktiv ist. Die Sparte ‚Allgemeine Beiträge‘ umfasst Auseinandersetzungen mit deutschsprachiger Literatur, Sprache und Kultur über andere Zugänge, die die Bandbreite des Faches widerspiegeln. Insgesamt vermittelt dieser Jubiläumsband Einblicke in die Vielfalt, die Auseinandersetzungen und Veränderungen in der 50-jährigen Geschichte des Fachverbands. Allen Beiträgern und Gutachtern, die an diesem und Bänden in der Vergangenheit mitgearbeitet haben, sei hier ausdrücklich gedankt.

Die Fertigstellung des Manuskripts verdanken wir Moritz Kesslau, Lea Tucholski und insbesondere Christiane Schaeffler. Die Mitherausgeber, Kathleen Thorpe und Cilliers van den Berg, haben an der Edition der auf Englisch verfassten Beiträge mitgewirkt, während Kira Schmidt wie in vorigen Jahren die Endformatierung des Gesamtmanuskripts vornimmt. Meine Arbeit, die u.a. darin besteht, in Absprache mit dem Herausgeberteam Gutachter/innen zu identifizieren, Beiträge zu sichten und manchmal anzuwerben, Korrespondenzen aufrecht zu erhalten und Korrektur zu lesen, wäre ohne die Mitarbeit der hier genannten Personen nicht möglich.

Carlotta von Maltzan         Stellenbosch, im August 2016

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Anmerkung

1       USAF Statement on the outcome of the consultative meeting between the minister of Higher Education and Training, Dr BE Nzimande, and the Boards of USAf and UCCF. 12. August 2016. In: http://www.universitiessa.ac.za/statement-outcome-joint-meeting-between-dr-blade-nzimande-and-usaf-and-uccf-boards [19.08.2016] ← 13 | 14 →

Editorial on the 50th Anniversary

The 50th anniversary of the founding of the Association for German Studies in Southern Africa (SAGV) in 1966 and its yearbook Acta Germanica in the same year surely is cause to reflect, to take stock and to risk a prognosis. That entails critically assessing the university environment in which we operate.

While in the past, stability and a definitive view of the role of education may have been self-evident preconditions for academic work in Western contexts, globalisation has effected change in university environments: comprehensive networking of universities, faculties and disciplines is required, the digital age has changed both teaching and research, third-stream funding is supposed to fill increasing shortfalls, initiatives on ‘excellence’ deepen competitiveness and rivalry, and teaching and research have become ‘marketing’ tools. Universities and their educational mandate have come under the sway of neoliberalism, increasingly dependent on the market economy as evidenced by financial and administrative remodelling and educational goals. Higher education in South Africa is not exempt from this process, except that a crisis in higher education cannot be denied any longer.

In a joint statement issued after a consultative meeting in August 2016, the Minister of Higher Education and Training, Dr Blade Nzimande, Universities SA (USAf) and the University Council Chairs Forum (UCCF) declared that South African universities had been chronically underfunded over the past two decades; historically disadvantaged institutions during the apartheid era were particulary negatively affected. To compensate for this systemic underfunding, student fees were increased disproportionally “to the point that they are now unaffordable to many who are offered places in the various institutions.”1

Towards the end of 2015, virtually every South African university campus was rocked by student protests. The catalyst was the ‘Rhodes must fall‘ movement at the University of Cape Town. Demands included changes to the curriculum, focused on decolonisation and Africanisation. Soon the demands broadened to include ‘Fees must fall‘. Lectures were disrupted and examinations and tests were postponed. When the higher education sector threatened to collapse, President Jacob Zuma announced that fees for 2016 would not be increased. While this measure averted the acute crisis, it did not address it. The statement of 12 August 2016 reads:

The three parties recognised the importance of the universities to enable economic growth, to address the prevailing structural poverty and deep socioeconomic inequality. The universities enable social mobility for many from poverty-stricken backgrounds, and in doing so create the potential for transformative socially inclusive ripple effects across society.2

Vice-chancellors and chairs of Council made it clear that a minimum increase of 8% for 2017 is unavoidable in order to ensure quality education and financial sustainability; otherwise at least 17 of the 26 South African universities would be subject to serious financial difficulties. Given this precarious situation and despite all attempts to find solutions, underfunding of institutions of higher education threatens to become a permanent feature. Further cuts in teaching and research are thus foreseeable. ← 14 | 15 →

Against this background of fundamental changes at universities in Southern Africa German Studies has to ask itself how it assesses its future prospects. So far it could sustain itself and even expand at some universities, according to the findings of Rolf Annas’ survey of the discipline since 2003. Nowadays, however, not only German and other languages, but the humanities per se find themselves in dire straits, as Sander Gilman explains in his contribution on the state of education in the US which is defined by an ethos of pragmatism. No one is interested in which competencies are conveyed by the humanities. What counts is only this: What job will I get after having completed my education? The question arises as to the competencies that we stand to lose if the humanities and (foreign) languages are side-lined. Will it be enough to address the crisis by critically reviewing and restructuring the curriculum? Probably it will not suffice to ‘just’ offer language tuition and approach the mediation of literature and culture from an intercultural perspective. As has already been implemented by some universities, German could co-operate with cognate disciplines. It remains to be seen whether cross-disciplinary offerings in English, which has become the lingua franca at all South African universities, will prove viable. How German Studies will eventually develop or change will not solely lie in the hands of its academic teachers and promoters, but will also depend on the ways in which they situate themselves contextually and on the development of higher education in general.

A review of the last 50 years shows that the history of the SAGV was significantly influenced by political changes since the early 1980s as Gunther Pakendorf outlines in his comprehensive contribution. The name change from The South African Association for German Studies to Association for German Studies in Southern Africa took account of the fact that Namibia became independent in 1990. The circle of participants at SAGV conferences widened; nowadays approximately half of its members work in Southern Africa.

In the beginning, the yearbook Acta Germanica was published in Southern Africa, volume 1/1966 to 10/1977 by A.A. Balkema in Cape Town and volume 11/1979 to 14/1981 by Akademischer Verlag Windhoek. Another change to Peter Lang Verlag in 1982 reflected the aspiration of South African academics in the field of German Studies to position themselves as scholars in German speaking countries. It was not always possible to publish the journal timeously every year, which is evident in the numbering of this jubilee edition. Yet in the early 1990s, three special editions appeared that were devoted to particular themes (cf. the overview 1966-2016 by Rolf Annas in this volume, pp. 48f.). In 1996, the journal’s title was extended by the qualifier ‚German Studies in Africa‘, an addition motivated by political changes emphasising the location of German Studies within the scholarly context of Africa, as evinced by contributions about the role of the subject at the time.

Details

Seiten
303
Jahr
2016
ISBN (PDF)
9783631709764
ISBN (ePUB)
9783631709771
ISBN (MOBI)
9783631709788
ISBN (Paperback)
9783631709795
DOI
10.3726/978-3-631-70976-4
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (September)
Schlagworte
Universitäten Südafrika Bildungskrise Flüchtlingskrise Postkolonialer Erinnerungsdiskurs Migration Kontrafaktische Geschichte Kulturelles Gedächtnis Erster Weltkrieg Kolonialer Raum Kriminalroman Erzähltheorie Rhetorik Satire Säkularität Politische Theologie Grenzdialektik Intertextualität
Erschienen
Frankfurt am Main, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2016, 303 S., 3 s/w Abb., 5 s/w Tab.

Biographische Angaben

Carlotta von Maltzan (Band-Herausgeber:in)

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Titel: Acta Germanica
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