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Auf den Spuren der Deutschen in Mittel- und Osteuropa

Sławomira Kaleta-Wojtasik in memoriam

von Piotr A. Owsiński (Band-Herausgeber:in) Andrzej S. Feret (Band-Herausgeber:in) Grzegorz M. Chromik (Band-Herausgeber:in)
©2017 Sammelband 166 Seiten

Zusammenfassung

Das Buch präsentiert Forschungsergebnisse zur Geschichte der deutschen Sprache in Polen sowie in Mittel- und Osteuropa. Die Autoren untersuchen anhand historischer Texte die Siedlungsorte von Deutschen während der Ostkolonisation und die Wanderungsbewegung, die bereits im Mittelalter einsetzte. Die Bandbreite der analysierten Texte reicht dabei von mittelalterlichen Dokumenten des ausgehenden 14. Jahrhunderts über Briefe aus dem 16. und 17. Jahrhundert, bis zur kritisch betrachteten Reiseliteratur des 20. Jahrhunderts. Für die Betrachtung vergangener Lebensumstände dient die fixierte Sprache den Beiträgern als Spiegel der Geschichte dieser Regionen und der Geschichte Europas.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autoren-/Herausgeberangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorwort
  • Dr. habil. Sławomira Kaleta-Wojtasik (1950–2016)
  • Verzeichnis der Publikationen von Dr. habil. Sławomira Kaleta-Wojtasik
  • Präpositionen mit der Genitivrektion in Liber scabinorum veteris civitativ Thoruniensis (Hanna Biaduń-Grabarek)
  • Nominalformen des Verbs in Liber scabinorum veteris civitatis Thoruniensis (Józef Grabarek)
  • Mundartliche Merkmale in der Kanzleisprache Krakaus im 15. und 16. Jahrhundert (Józef Wiktorowicz)
  • Zum Deutschen als Verkehrs- und Kultursprache im Fürstentum Liegnitz anhand weiblicher Korrespondenzen aus dem 16. und 17. Jahrhundert (Anna Just)
  • Zur Straßenumbenennung in Tarnów (Tarnow) im Zweiten Weltkrieg (Magdalena Zofia Feret)
  • Friedensfürst oder größter Soldat? Stereotype zu Kaiser Franz Joseph in der „Krakauer Zeitung“ (1916). Versuch einer linguistischen Analyse (Krzysztof Matyjasik)
  • Die Multidialektalität der Übersetzung als Erleichterung der Textrezeption anhand der deutschen Übertragung der Apostelgeschichte aus dem 14. Jahrhundert (Piotr A. Owsiński)
  • Versuch einer Sprachanalyse ausgewählter deutscher Willküren (14. Jh.) aus Antiquum Registrum Privilegiorum Et Statutorum Civitatis Cracoviensis (Piotr A. Owsiński)
  • Zu Topo- und Hydronymen in Baedekers Reisehandbuch Generalgouvernement von 1943 (Andrzej S. Feret)
  • Sprachliche Verhältnisse im heutigen polnischen Teil des Teschener Schlesiens – ein historischer Überblick (Grzegorz M. Chromik)
  • Autorinnen und Autoren der Beiträge
  • Reihenübersicht

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Vorwort

Historische Sprachforschungen lassen sich zweifelsohne in eine breitere Forschungstradition der europäischen Geschichte einordnen und schriftliche Texte sind eine unschätzbare Fundgrube, um vergangene Sprachzustände und Sprachrealien sowie Lebensbedingungen zu ergründen.

Es ist uns eine besondere Verpflichtung, den Band Auf den Spuren der Deutschen in Mittel- und Osteuropa als Würdigung für Frau Dr. habil. Sławomira KALETA-WOJTASIK (1950–2016) zu präsentieren.

Den Band eröffnet der Beitrag von Hanna BIADUŃ-GRABAREK, der eine Analyse von Liber scabinorum veteris civitatis Thoruniensis präsentiert. Aus der Analyse geht hervor, dass die Verwendung der Kasus nach den gewählten Präpositionen eher für den in der zeitgenössischen Sprache zu beobachtenden Stand typisch ist als für das Mittelhochdeutsche, obwohl der Text aus dem ersten Jahrhundert der frühneuhochdeutschen Zeit stammt.

In demselben Schöffenbuch untersucht Józef GRABAREK Nominalformen des Verbs. Seine Analyse ergibt, dass das Entwicklungsstadium der Nominalformen des Verbs auch die für die frühneuhochdeutsche Epoche typische Züge aufweist, wobei die Form der Infinitive Aktiv und ihr Gebrauch eigentlich gleich wie im Neuhochdeutschen sind.

Im Beitrag von Józef WIKTOROWICZ werden mundartliche Merkmale in der Kanzleisprache Krakaus im 15. und 16. Jahrhundert unter die Lupe genommen. Wie aus der Analyse hervorgeht, fanden nur großräumige mundartliche Erscheinungen in die geschriebene Sprache Eingang. Gemeint sind hierbei solche sprachlichen Merkmale, die sich in großen überlandschaftlichen Verkehrssprachen durchsetzen konnten und somit den Status einer mundartlichen Erscheinung verloren.

Im Fokus des Beitrags von Anna JUST stehen zwei noch nicht endgültig geklärte Fragen: die nach der schreibenden Frau in der frühen Neuzeit und deren aktiver Teilnahme am öffentlichen Leben sowie die Sprachproblematik im niederschlesischen Raum, die bis heute ein besonders wichtiges und sensibles Forschungsgebiet innerhalb der schlesischen Geschichtsschreibung darstellt.

Die Zielsetzung des Beitrags von Magdalena Zofia FERET besteht darin, zu präsentieren, wie die Straßen und Plätze in Tarnów im Zweiten Weltkrieg umbenannt wurden. Dabei wird der Versuch unternommen, zu ermitteln, welche Tendenzen sich bei der Umbenennung beobachten lassen. Daher wird auch gelegentlich ← 9 | 10 → darauf verwiesen, wie Hodonyme auch in anderen polnischen Städten geändert wurden.

Krzysztof MATYJASIK unternimmt dagegen den Versuch, Stereotype zu Kaiser Franz Joseph in der Krakauer Zeitung (1916) einer linguistischen Analyse zu unterziehen. Die Krakauer Zeitung war eines jener Periodika, die während des Ersten Weltkrieges in Krakau herausgegeben wurden. Außer den Stereotypen bezüglich Kaiser Franz Josephs werden auch die Stereotype bezüglich der Donaumonarchie und ihrer Bürger untersucht.

Piotr A. OWSIŃSKI hat für den Band zwei Beiträge vorbereitet. Im ersten wird die Multidialektalität der Übersetzung als Erleichterung der Textrezeption anhand der deutschen Übertragung der Apostelgeschichte aus dem 14. Jahrhundert untersucht. Der Autor konzentriert sich vor allem auf die in der Übersetzung verwendete Lexik, weil sie wohl einer der ersten Faktoren für das Textverständnis ist. In seinem weiteren Beitrag unternimmt Piotr A. OWSIŃSKI den Versuch einer Sprachanalyse ausgewählter deutscher Willküren (14. Jh.) aus Antiquum Registrum Privilegiorum Et Statutorum Civitatis Cracoviensis. Aus den angeführten Beispielen geht eindeutig hervor, dass die Willküren in den Jahren nach 1380 in der mitteldeutschen Tradition verfasst wurden und dabei auch schlesische Eigentümlichkeiten aufweisen.

Andrzej S. FERET untersucht Topo- und Hydronyme in Baedekers Reisehandbuch Generalgouvernement von 1943, dessen Ziel war, die geschichtlich-kulturelle Entwicklung Polens als von deutscher Kolonisation geprägt zu zeigen. Dies sollte mit Anführung deutschsprachiger bzw. deutsch anmutender Ortsbezeichnungen erreicht werden. Die Analyse weist jedoch einige Inkonsequenzen der Um- bzw. Neubenennung auf, die das beabsichtigte Vorhaben in Frage stellen.

Der Band wird mit dem Beitrag von Grzegorz M. CHROMIK abgeschlossen, in dem ein historischer Überblick über sprachliche Verhältnisse im heutigen polnischen Teil des Teschener Schlesiens präsentiert wird. Die Einteilung in den heutigen polnischen und tschechischen Teil ist zwar völlig unhistorisch, aber sie beschreibt ein bestimmtes, heute real existierendes Territorium, auf dem im Mittelalter zwei deutsche Sprachinseln bestanden: die größere Bielitz und die kleinere Teschen. Das Gebiet war jedoch mehrheitlich polnischsprachig. Erst die Industrialisierung brachte diesbezüglich tiefgreifende Veränderungen.

Unser besonderer Dank gilt vor allem den Autoren der Beiträge für die Zeit und Mühe bei der Abfassung ihrer Texte. Herrn Prof. Dr. habil. Andrzej KĄTNY, Universität Gdańsk, danken wir für seine wertvollen Hinweise, mit denen er unsere Arbeit an der Endfassung begleitet hat. Herrn Prof. Dr. habil. Józef GRABAREK, Universität Gdańsk, danken wir für die Möglichkeit, ihn bei Bedarf konsultieren ← 10 | 11 → zu dürfen. Den Gutachterinnen, Frau Prof. Dr. habil. Grażyna ŁOPUSZAŃSKA-KRYSZCZUK und Frau Prof. Dr. habil. Sylwia FIRYN von der Universität Gdańsk, schulden wir unseren Dank für ihren kritischen Blick auf den gesamten Band. Frau Dr. habil. Magdalena SITARZ, der Direktorin des Instituts für Germanistik, möchten wir für ihre ständige Aufmunterung und unermüdliche Hilfsbereitschaft unseren herzlichen Dank aussprechen. Ganz besonders herzlich bedanken wir uns bei Herrn Dr. habil. Andrzej PAWELEC für das zuverlässige Korrekturlesen englischer Texte und die gebotene Unterstützung. Den Herren Mag. Michael GANSER und Mag. Dietmar GASS gebührt unser herzlicher Dank für die muttersprachliche Arbeit an der Endfassung. Den im Institutssekretariat angestellten Damen Mag. Anna FELUŚ und Mag. Dorota ROMEK möchten wir für ihre kompetente administrative Unterstützung danken.

Wir hoffen mit den im vorliegenden Band enthaltenen Beiträgen zu verdeutlichen, dass sprachgeschichtliche Forschungen nach wie vor vielfältige, unterschiedlich orientierte, auch interdisziplinäre Zugänge erlauben. Dazu haben auch die Arbeiten von Dr. habil. Sławomira KALETA-WOJTASIK wesentlich beigetragen.

März 2017

Die Herausgeber

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Dr. habil. Sławomira Kaleta-Wojtasik (1950–2016)

Details

Seiten
166
Jahr
2017
ISBN (PDF)
9783631721506
ISBN (ePUB)
9783631721513
ISBN (MOBI)
9783631721520
ISBN (Hardcover)
9783631721490
DOI
10.3726/b11046
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2017 (September)
Schlagworte
Sprachgeschichte Sprachdenkmäler Deutsch Polnisch Mittel- und Osteuropa
Erschienen
Frankfurt am Main, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2017. 166 S., 1 Abb.

Biographische Angaben

Piotr A. Owsiński (Band-Herausgeber:in) Andrzej S. Feret (Band-Herausgeber:in) Grzegorz M. Chromik (Band-Herausgeber:in)

Piotr A. Owsiński ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Germanistik der Jagiellonen-Universität in Kraków. Seine Interessengebiete umfassen die Geschichte der deutschen Sprache, historische Grammatik des Deutschen, Graphematik von mittelhochdeutschen und frühneuhochdeutschen Texten, Lehnwortforschung, Übersetzung und das Sprachbild der Welt. Andrzej S. Feret studierte Germanistik an der Pädagogischen Hochschule in Rzeszów. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Germanistik der Jagiellonen-Universität in Kraków. Sein Interesse gilt der kontrastiven Grammatik, der Phonologie sowie den deutschen Entlehnungen im Polnischen. Grzegorz M. Chromik ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Germanistik der Jagiellonen-Universität in Kraków. Seine Interessengebiete sind die Geschichte der deutschen Sprache, historische Grammatik des Deutschen, Graphematik von mittelhochdeutschen und frühneuhochdeutschen Texten sowie das Deutsche im Teschener Schlesien.

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