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Arbeitsbuch John von Düffel

Stimmen geben – Stimmen erzählen

von Kai Bremer (Band-Herausgeber:in) Melanie Grumt Suárez (Band-Herausgeber:in)
©2017 Andere 230 Seiten
Reihe: Literarisches Leben heute, Band 6

Zusammenfassung

Dieses Arbeitsbuch gibt eine grundlegende Übersicht über John von Düffels literarische Arbeiten in poetologischer und werkgeschichtlicher Hinsicht und erschließt neue Themenfelder in seinem Werk. Essays von künstlerischen und intellektuellen Wegbegleitern, Kollegen und Freunden runden die wissenschaftlichen Aufsätze ab, um so den erfolgreichen Roman- Dramen- und Hörspielautor sowie Dramaturg möglichst facettenreich zu konturieren.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autoren-/Herausgeberangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltverzeichnis
  • Einleitung in das Arbeitsbuch John von Düffel (Kai Bremer / Melanie Grumt Suárez)
  • I. Noch einmal Schwimmen und Schreiben
  • Schwimmmaschine. John von Düffels Disziplin (David-Christopher Assmann)
  • „Zugeschwommen“. Über John von Düffel (Ulrich Khuon)
  • Glück des Verzichts (Barbara Gronau)
  • Der Ermöglicher (Marion Hirte)
  • Der stärkste lebende Schriftsteller (Michel Decar)
  • II. Stimmen geben. John von Düffels Theater- und Hörspielarbeiten
  • Alles (nur?) ein Spiel. John von Düffels Dramatik (Johanna Canaris)
  • Theaterleben und Todesbilder. John von Düffel im Balanceakt zwischen Leichtigkeit und Schwere (Sonja Anders)
  • Formbewusstsein zwischen Rezeption und Innovation. Über John von Düffels dramatische Verfahren (Kai Bremer)
  • Arbeitsbegegnung mit von Düffel (Manfred Beilharz)
  • Der Intendant löffelt eine Wan-tan Suppe und verarbeitet den Rinderwahnsinn (Beat Fäh)
  • Das Echo der Bahnhofsansagerin. Zu den Hörspielarbeiten John von Düffels (Anna Lischper)
  • III. Stimmen erzählen. John von Düffels Prosa
  • „Wir kehren immer zum Wasser zurück“. John von Düffels Poetik des Schwimmens zwischen Leistungssport und ästhetischer Transzendenz (Birgit M. Körner)
  • Eine „Literaturbetriebsverfilmung“ par excellence. Hinweise für eine didaktische Arbeit mit Houwelandt – Ein Roman entsteht (2005) (Sascha Feuchert)
  • OUTTAKES (Jörg Adolph)
  • Fortpflanzungsnöte der Gegenwart in John von Düffels Roman Beste Jahre (2007) (Stefan Elit)
  • Die neue Sichtbarkeit Sterbender. Anwars und von Düffels Geschichten vom Sterben (2013) zwischen Dokumentation und Fiktion (Caroline Welsh)
  • „Brot“ und Tränen (Petra Anwar)
  • Autorenverzeichnis

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Kai Bremer, Melanie Grumt Suárez

Einleitung in das Arbeitsbuch John von Düffel

Das vorliegende Arbeitsbuch ist Folge zweier Lesungen, die John von Düffel in Gießen gehalten hat. Im Sommersemester 2013 las er im Rahmen einer Veranstaltungsreihe des Instituts für Germanistik an der Justus-Liebig-Universität Gießen und dem Literarischen Zentrum der Stadt aus seinen damals neueren Prosaarbeiten – aus dem Roman Goethe ruft an (2011) sowie aus den im Entstehen begriffenen Wassererzählungen (2014). Während dieser Lesung sprach er zudem mit Kai Bremer über gegenwärtiges Schreiben im Vergleich zu Büchners Lenz.1 Im folgenden Jahr stellte er in der von Joachim Jacob und Volker Roelcke organisierten Reihe „Medizin und Literatur“ die Geschichten vom Sterben (2013) vor, die er zusammen mit der Palliativmedizinerin Petra Anwar verfasst hat.

Während der Vorbereitung beider Lesungen und bei Gesprächen mit dem Autor im Anschluss ergaben sich immer wieder Situationen, in denen deutlich wurde, dass viele Umstände seines Schreibens bisher kaum Gegenstand der Forschung sind, obwohl diese vergleichsweise umfangreich ist. Auch zeigte sich, dass einige wenige Themen den Diskurs über den Romancier und Dramatiker geradezu übermächtig dominieren. Das wiederum hat bis heute vielfach zur Folge, dass eine differenzierte Wahrnehmung seiner inzwischen rund 20-jährigen, umfangreichen schriftstellerischen Tätigkeit in nicht wenigen Fällen ausfällt und stattdessen Artikel über ihn die immer gleichen Stichworte und Themen bestätigen. Dieser Eindruck ließ die Idee aufkommen, ein Arbeitsbuch über John von Düffel zu erstellen, das im Unterschied zu den bisherigen Studien nicht nur Einzelfragen aufnimmt, sondern vor allem den Anspruch hat, interessierte Leser über einen Autor grundlegend zu informieren, der wie wenige andere im literarischen Leben der Gegenwart vielfältig präsent ist. Damit wendet sich das vorliegende Buch sowohl an professionelle Leser an Schulen, Universitäten, Literaturhäusern oder ← 7 | 8 → Theatern als auch an solche, die seine Literatur privat wertschätzen und daheim genießen.

Die Einsichten in den Diskurs über von Düffel warfen für dieses Arbeitsbuch daher drei Fragen auf. Zunächst: Wie konnte es dazu kommen, dass John von Düffel in literaturkritischen und auch in den bereits zu ihm vorliegenden, nicht eben geringen literaturwissenschaftlichen Studien vielfach stereotyp wahrgenommen wird. Dann: Welches sind wesentliche Facetten seines Schreibens, die von Kritik und Wissenschaft bisher vielfach übersehen worden sind bzw. nicht oder nur am Rande in den Fokus der Aufmerksamkeit geraten sind. Schließlich und nicht zuletzt, um das herrschende Bild auszudifferenzieren: Was sagen – ergänzend und vielleicht auch kontrastierend – künstlerische Weggefährten, Kollegen und Freunde über John von Düffel?

Als wir anfingen, uns mit diesen Fragen zu beschäftigen, wurde rasch offenkundig, dass ein einzelnes Buch diese Fragen nicht umfassend zu beantworten vermag. Es bestätigte sich nicht nur, dass von John von Düffel in der literarisch interessierten Öffentlichkeit ein recht einseitiges Bild existiert – nämlich: der Dramaturg und Romanautor, dem es immer wieder um ‚Wasser‘, ‚Schwimmen‘ und ‚Familie‘ geht. Es zeigte sich zudem, dass dieses Bild eins ist, das von Düffel seinerseits nicht nur durch seine literarischen Arbeiten, sondern auch durch Selbstinszenierungen geprägt hat.

Da sich ein solches Bild nicht einfach auflösen lässt, steht am Beginn des vorliegenden Buches eine erneute Beschäftigung damit. Unter dem Titel „Noch einmal Schwimmen und Schreiben“ sind vier einführende Beiträge versammelt. David-Christopher Assmann untersucht die poetologischen Dimensionen der Schwimm-Metaphorik und deutet sie als „Körperroutine“, verortet sie also als elementar für von Düffels Schreiben und dementsprechend als mehr als ‚nur‘ eine Selbstinszenierung. Diesen Eindruck bestätigen und ergänzen auf unterschiedliche, mal rückblickende, mal unterhaltsame Weise von Düffels langjähriger Intendant erst am Thalia Theater Hamburg und derzeit am Deutschen Theater Berlin, Ulrich Khuon, dann die Professorinnen und damit von Düffels ‚Kolleginnen‘ an der Universität der Künste Berlin, Barbara Gronau und Marion Hirte, sowie schließlich der ehemalige UdK-Student und heutige Schriftsteller Michel Decar.

Die beiden folgenden Kapitel versuchen, einen Aspekt in von Düffels Werk zu betonen, der im Unterschied zu ‚Wasser‘, ‚Schwimmen‘ und ‚Familie‘ noch nicht derart intensiv untersucht wurde, nämlich seinen Umgang mit ← 8 | 9 → der ‚Stimme‘. Dies geschieht, indem immer wieder auch grundlegende Informationen über von Düffels Arbeiten gegeben werden, um so den skizzierten Anspruch des Arbeitsbuches zu erfüllen.

In Kapitel II steht das ‚Geben‘ der Stimme im Zentrum, also von Düffels Arbeit für und mit Stimmen als Dramatiker und Hörspielautor. Zwar existiert zu seiner Dramatik schon eine Reihe von Einzelstudien, doch wurde bisher nicht der Versuch einer Gesamtschau seines dramatischen Werks unternommen. Eine solche legt Johanna Canaris hier vor. Ergänzt wird das durch einen Beitrag von Sonja Anders, von Düffels langjähriger Kollegin in der Dramaturgie in Hamburg und Berlin. Kai Bremer zeigt im Anschluss grundlegende produktionsästhetische Momente im dramatischen Schreiben von Düffels. Außerdem blicken der Intendant Manfred Beilharz und der Regisseur Beat Fäh auf ihre Zusammenarbeit mit dem frühen Dramatiker und Dramaturgen von Düffel zurück. Abgerundet wird dieses Kapitel mit dem Aufsatz von Anna Lischper, die erstmals überhaupt den Hörspiel-Autor von Düffel grundlegend darstellt. Ein wesentliches Augenmerk gilt dabei seinen Beiträgen für den ARD Hörspiel Tatort, einer seiner längsten und kontinuierlichsten Arbeiten für den Rundfunk überhaupt.

Kapitel III gibt unter dem Titel „Stimmen erzählen“ ergänzende und neue Einblicke in von Düffels Prosa-Arbeiten. Das geschieht, anknüpfend an den einleitenden Beitrag von David-Christopher Assmann, in dem Aufsatz von Birgit M. Körner, die die Schwimm-Metaphorik in von Düffels Romanen dezidiert poetologisch deutet und vor dem Hintergrund der bisherigen Forschungen dazu situiert. Im Anschluss legt Sascha Feuchert Überlegungen zu Jörg Adolphs Film Houwelandt – Ein Roman entsteht von 2005 vor und zeigt auf, wie die Auseinandersetzung gerade auch im Schulunterricht stattfinden kann. Dieser Beitrag wird durch bisher unpublizierte OUTTAKES ergänzt, die Jörg Adolph für das vorliegende Buch aus nicht-verarbeitetem Filmmaterial herausgesucht und verschriftlicht hat. Im Schatten vom Roman Houwelandt (2004) steht in der Forschung bisher von Düffels Roman Beste Jahre (2007). Stefan Elit nimmt das zum Anlass, sich diesem Roman näher zu widmen und ihn zudem auf von Düffels deutlichen Widerspruch gegen Sibylle Lewitscharoffs sog. Dresdener Rede zu perspektivieren. Den Abschluss des vorliegenden Buches bilden zwei Beiträge zu den Geschichten vom Sterben, die – wie eingangs geschildert – ein zentraler Ausgangspunkt für die Konzeption dieses Buches ← 9 | 10 → waren. Caroline Welsh kontextualisiert die Geschichten vom Sterben vor dem Hintergrund der aktuellen Publizistik zur Palliativmedizin und dem gegenwärtigen Sterbe-Diskurs. Sie kann dabei überzeugend darlegen, was für ein außergewöhnliches Buch die Geschichten vom Sterben sind. Das letzte Wort hat Petra Anwar, die prägnant wie bewegend auf die Zusammenarbeit mit John von Düffel zurückblickt und so noch einmal ganz andere Einblicke ermöglicht, wie von Düffel ihrer so wichtigen Arbeit eine Stimme gegeben hat.

Die Entstehungszeit dieses Buches war nicht gerade kurz, weil die Beiträger aus verschiedenen Gründen unterschiedliche Arbeitsgeschwindigkeiten und -konjunkturen hatten. Die Beiträger, die schnell geliefert haben, haben Verzögerungen mit großer Geduld und Verständnis ertragen. Das war nicht selbstverständlich. Wir hoffen, dass das vorliegende Buch für die Geduld entschädigt. Vor allem aber möchten wir allen Beiträgern für die Mit- und Zusammenarbeit danken. Danken möchten wir auch Katja von Düffel, die dieses Buch durch das Foto für das Titelblatt unterstützt hat, und John von Düffel selbst, der bei Nachfragen und Unsicherheiten immer rasch und hilfsbereit geantwortet hat. Uwe Wirth hat das Buch auf seine wie immer hilfsbereite, anpackende und unkomplizierte Art maßgeblich ermöglicht: herzlichen Dank!

Gießen, 15.5.2017


1 John von Düffel, Kai Bremer: Lenz – „diese ständige Befragung der Natur“, in: die horen 260 (4/2015), S. 26–32.

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I. Noch einmal Schwimmen und Schreiben

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David-Christopher Assmann

Schwimmmaschine. John von Düffels Disziplin

I.

Details

Seiten
230
Jahr
2017
ISBN (PDF)
9783631729977
ISBN (ePUB)
9783631729984
ISBN (MOBI)
9783631729991
ISBN (Hardcover)
9783631729960
DOI
10.3726/b11560
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2017 (Juli)
Schlagworte
Dramatik Deutschsprachiger Literaturbetrieb Roman Theater Hörspiel Gegenwartsliteratur
Erschienen
Frankfurt am Main, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2017. 230 S., 2 Abb.

Biographische Angaben

Kai Bremer (Band-Herausgeber:in) Melanie Grumt Suárez (Band-Herausgeber:in)

Kai Bremer ist Germanist und arbeitet als Akademischer Rat und Institutskoordinator am Institut der Universität Gießen. Melanie Grumt Suárez hat «Sprache, Literatur und Kultur» an der Universität Gießen studiert und absolvierte dort einen Master in Computerlinguistik und Texttechnologie.

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