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Neue Aramäische Studien

Geschichte und Gegenwart

von Dorothea Weltecke (Band-Herausgeber:in)
©2017 Sammelband VI, 362 Seiten

Zusammenfassung

Dieser Sammelband zeichnet die Konstituierung und erste Arbeitsphase der Forschungsstelle für Aramäische Studien nach. Die Aufsätze gehen aus unterschiedlichen Veranstaltungen hervor. Sie spiegeln die Forschungsinteressen der aramäischen Initiatoren wieder, die im Vergleich zu den traditionellen syrischen Forschungen in Deutschland neue inhaltliche Themen insbesondere aus Geschichte, Soziologie und Politikwissenschaft beleuchten. Prominente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie junge Autorinnen und Autoren bearbeiten Themen von der Antike bis zur Gegenwart. Viele Beiträge wurden von Aramäern verfasst. Der Band möchte zur Weiterentwicklung der syrischen Studien und zu ihrer Verankerung in neuen wissenschaftlichen Disziplinen beitragen.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autoren-/Herausgeberangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Neue aramäische Studien im Kontext studentischer und gesellschaftlicher Initiativen in Deutschland – zur Einleitung (Dorothea Weltecke)
  • Ältere Geschichte
  • Die Aramäer in Palästina und im Alten Testament (Angelika Berlejung)
  • Die Entstehung des Islam und seine Expansion aus Sicht der Aramäer (Harald Suermann)
  • Syrer am Kalifenhof in Bagdad (Gotthard Strohmaier)
  • Bedeutung syrischer Theologie heute
  • Auf der Suche nach Ephräm dem Syrer: Für eine neue wissenschaftliche Interpretationsmethode seiner theologischen Werke (Kees den Biesen)
  • Sprache und Schrift
  • The cultural discourse in folk proverbs with words referring to food and nutrition in the Arabic dialect of Āzaẖ (Michael Abdalla)
  • ؟􀆢ܒܰ􀆕ܐܒܪܰ􀅱􀅿ܐܰܘ ܐܰ􀆉 ܶܐ ܐܬ􀅱ܺ􀆕ܝ̄􀅳ܺܒ􀆻ܪܰ 􀅴􀆏 (Polycarpus Augin Aydin)
  • Interdependence of Classical Syriac and Suryoyo of Tur Abdin (STA): Orthography for the STA (Abdul Massih Saadi)
  • ܐ􀆀ܳ􀆍ܳܒ̥ܳ􀇁ܐ􀆀ܳ􀅿ܪ􀅴􀆏 ܘ̄􀅳ܽ􀆆ܐܶ̈􀆀ܰ􀅶ܐܳܒ̄􀅳ܳ 􀆃ܕ 􀆎􀅿􀅱ܒܰ􀆕ܪ􀅴􀅹ܕ ܐ􀆀ܳ􀅿ܪ􀅴􀆏 ܘ̄􀅳ܽ􀆆ܐܳ􀆦ܒ̥ ̥ܰ􀇁 (Abdul Massih Saadi)
  • Neues Alphabet, neue Sprache, neue Kultur: Was kann die Adaptation der lateinischen Schrift für das Turoyo implizieren? (Sebastian Bednarowicz)
  • Aramäisch des Tur Abdin schreiben und lesen: Überlegungen, warum die Sprechergemeinschaft des Tur Abdin das Neu-Aramäische nicht als Schriftsprache anerkennt (Zeki Bilgic)
  • Neuere Geschichte und Politik
  • Die Änderung des türkischen Familiennamens zurück zum traditionellen aramäischen Familiennamen (Benjamin Be Djallo)
  • Türkiye Türklerendir (Die Türkei den Türken): Die Aramäer in Südostanatolien und der Kurdenkonflikt (Markus Tozman)
  • Fatwās: The Syrian uprising and the sectarian fragmentation (Alfreda Eilo)
  • Islamisten, Dschihadisten, Salafisten: Der Kampf um den „Islamischen Staat“ und seine historische Dimension in der Auseinandersetzung um den „wahren“ Islam (Gabriel Hanne)
  • Der „Islamische Staat“ (IS), die Proklamation des Kalifats und der Krieg gegen die nicht-muslimischen Gemeinschaften: Hintergründe der gegenwärtigen Neuordnung des Nahen Ostens (Christine Schirrmacher)
  • Deutsche Außen- und Sicherheitspolitik angesichts der Bedrohung durch Terrormilizen des „Islamischen Staats“ (Wolfgang Seibel)
  • Reihenübersicht

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Dorothea Weltecke

Neue aramäische Studien im Kontext studentischer und gesellschaftlicher Initiativen in Deutschland – zur Einleitung

Abstract: The Research Centre of Aramaean Studies was founded in 2013 at the University of Constance at the initiative of the NISIBIN-Foundation established by Aramaeans living in the German diaspora. It aims to promote historical and sociological research on the Aramaean-speaking communities in the past and present, both in the Near East and in the diaspora. The essay explores the relation between the community and academic research.

Wenn auch einige der Beiträge in diesem Band auf Veranstaltungen zurückgehen, die bereits einige Jahre zurückliegen, so beschreitet er im Kontext der syrischen Forschung in Deutschland doch neue Wege. Auf den ersten Blick fällt ins Auge, dass die Themen und auch die Termini zur Bezeichnung von Sprachen und Kulturen andere sind als sonst in der Syrologie geläufig. Einige Worte zum Hintergrund der Forschungsstelle für Aramäische Studien und zur Einordnung der Aufsatzsammlung sind deshalb angebracht.

1 Die Initiative für eine Forschungsstelle für Aramäische Studien

In April 2013 konnten wir die „NISIBIN – Forschungsstelle für Aramäische Studien“ an der Universität Konstanz einrichten.1 Sie wird von der Stiftung für Aramäische Studien getragen, die Persönlichkeiten der aramäischen Gemeinschaft aus Deutschland und der Schweiz gegründet haben. Diese private Initiative war und ist äußerst willkommen in einer Zeit, in der die Anzahl der Professuren für den Christlichen Orient und für Semitistik bedauerlich stark zurückgegangen ist.2 Durch die Zerstörung der materiellen Reste antiker und christlicher Kulturen in den Ländern des Vorderen Orients, durch Flucht, Vertreibung und Mord wird ← 1 | 2 → zugleich die Frage nach dem Schutz nicht nur von bedrohten Völkern, sondern auch von bedrohten Geschichten und Identitäten besonders drängend. Das Forschungsfeld muss sich überdies neuen akademischen Strukturen wie den großen Verbundforschungen und der Umstellungen in den Studienfächern stellen. Die Forschungsstelle betritt in diesem Kontext Neuland, weil sie als erste Institution für die syrischen Studien im Fachbereich Geschichte und Soziologie angesiedelt ist.

In den über 500 Jahren, in denen in Deutschland syrische Studien betrieben wurden, fanden sie traditionell in den theologischen und philologischen Fächern ihre Heimat. Hier wurden seit der Frühen Neuzeit systematisch die Grundlagen für die Erforschung der Geschichte und Sprache der aramäisch geprägten Kulturen geschaffen. Auch in der Judaistik sind aramäische Studien verankert. Dagegen hat sich die säkulare historische Forschung nie den orientchristlichen Kulturen geöffnet; auch die nichtchristlichen Kulturen aramäischer Prägung finden hier keine Berücksichtigung. Es gibt schlechterdings noch keine historischen Modelle, die diese in eine allgemeine Betrachtung der Geschichte integrieren würden. Die Geschichtswissenschaft trägt bisher nicht adäquat der Tatsache Rechnung, dass das lateinische, westliche Christentum nur einen Teil der christlichen Kulturen ausmacht. Auch der Beitrag der asiatischen Christen zu den islamischen, christlichen und jüdischen Kulturen ist nicht in die historischen Modelle integriert. Die syrischen Studien in Deutschland hatten also bisher trotz ihrer internationalen Prominenz und ihrer langen Tradition kaum Einfluss auf die historischen Vorstellungen in Wissenschaft und Öffentlichkeit. Damit bleibt auch der kulturelle Reichtum dieser Kulturen dem größten Teil der Bevölkerung verborgen.

Weil die asiatischen und afrikanischen Christen oder die aramäisch geprägten Kulturen nicht Teil der historischen Ausbildung sind, finden sie auch keinen Raum im Geschichtsunterricht der Schulen. Der Mangel an Hintergrund zeigt sich gerade in der Gegenwart besonders deutlich, in der durch die aktuellen Entwicklungen Christen im und aus dem Nahen Osten in der Öffentlichkeit Erwähnung finden. Diese Tatsache muss aus wissenschaftlicher Hinsicht unbefriedigend erscheinen. Tatsächlich wurden sowohl in der theologischen als auch in der säkularen Kirchengeschichte Initiativen unternommen, die die Enge unseres historischen Weltbildes öffnen.3

Zu einem in vieler Hinsicht schmerzhaften Problem ist jedoch das vollständige Ausblenden bedeutender Kulturen für diejenigen, die sich mit ihnen identifizieren und die in den Sprachen in Alltag und Liturgie aufgewachsen sind. Seit ← 2 | 3 → Jahrzehnten leben Angehörige der syrischen Kirchen und Sprecher des Aramäischen in Deutschland, die selbst oder ihre Eltern noch auf türkischem, syrischen, irakischen oder iranischem Boden geboren wurden.4 Nicht immer, aber oft, war Flucht die Ursache, waren die Bedingungen in den Heimatländern zu schlecht, um eine Zukunft darauf aufzubauen. Sie sind in Deutschland gut integriert, bewähren sich erfolgreich im Bildungssystem, nehmen aktiv an gesellschaftlichen Aktivitäten in Öffentlichkeit, Vereinen und Parteien teil.5 Aber weder sie noch ihre Kinder finden sich in der historischen Kultur in Deutschland wieder. So bleibt die Vermittlung von Geschichte und kulturellen Traditionen bisher ganz von ihren eigenen Initiativen abhängig.

Die Stiftung und die Forschungsstelle haben ihre Wurzeln in den aufgeschlossenen Kreisen dieser Bürger. Die entscheidenden Initiativen zur Gründung gingen von einer Gruppe aktiver aramäischer Studierender aus, die sich an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg im Jahr 2000 zum „Kreis aramäischer Studierender“ (KrAS) zusammenschlossen. Manche von ihnen studierten Semitistik, doch die meisten befassten sich mit Jura, Medizin oder BWL. Viele von ihnen sind heute Sprecher und prominente Mitglieder der politischen Vertretungen der Gemeinschaft.6

Das Ziel des KrAS war es, öffentliche Vorträge und Diskussionen zur Geschichte, Sprache, Gegenwart und Zukunft der Aramäer zu organisieren. Dabei nutzten sie die Bezeichnung „Aramäer“ offensiv und strategisch, ohne jedoch andere Gemeinschaften aramäischer Prägung ausschließen zu wollen. Sie wollten ein europaweites Netzwerk der aramäischen Intellektuellen und Wissenschaftler bilden. Dieses Ziel erreichten sie mit der „Fundatio Nisibinensis – Gesellschaft zur Förderung Aramäischer Studien“ (heute Verein zur Förderung des Instituts für Aramäische Studien). Schon der Name zeigt, dass sie sich der wissenschaftlichen Tradition der aramäischen Kulturen bewusst sind und in der Tradition der großen spätantiken Akademien um einen Neuanfang kämpfen. Außerdem strebten sie eine Stiftung an, um die aramäischen Studien in Deutschland allgemeiner und außerhalb der traditionellen Fächer zu institutionalisieren. In regelmäßigen wissenschaftlichen Veranstaltungen konnten der KrAS und später die Fundatio Nisibinensis Studierende bundesweit ansprechen und Wissenschaftler und Intellektuelle aus den Gemeinschaften zusammenführen. ← 3 | 4 →

Zu den Veranstaltungen dieser Jahre gehörten besonders prominent die Seminare für Studierende in Zusammenarbeit mit dem Institut für Diaspora- und Genozidforschung an der Ruhr-Universität Bochum. Hier gingen wichtige Anregungen von Mihran Dabag7 aus, der mit seinem Team den Prozess der Identitäts- und Gruppenbildung wissenschaftlich und sozialpolitisch begleitete.8 Das ebenfalls für Nichtaramäer weitgehend geschlossene Symposium „Suryoye l-Suryoye“ wandte sich an die Akademiker der Gemeinschaften in Deutschland und in Europa. Manche waren in den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften ausgebildet, viele hatten jedoch erfolgreiche Laufbahnen im Technik, Medizin und Recht eingeschlagen. Auch hier brachte der KrAS/Fundatio Nisibinensis aktiv die Bezeichnung „Aramäer“ für die Selbstdarstellung in der deutschen Umwelt ein, wenn auch wiederum vor allem der Austausch jenseits politischer Zugehörigkeiten stattfinden sollte. Dieser Austausch, so berichten mir Zeugen, gelang erfolgreich. Unterschiedliche Richtungen, Interessen und Gedanken erhielten in diesem geschützten Raum eine Stimme.

Schon hier zeigten sich die neuen Ansätze, die von dieser Gruppe ausgingen und die unter anderem im vorliegenden Band dokumentiert werden. Um die Zukunft zu gestalten, konnte ein einfaches Vermitteln der Tradition an die Jugend nicht ausreichen. Vielmehr galt es, zukunftsfähige Ziele für die nächste Generation zu entwickeln, die Tradition auf die neuen Herausforderungen hin zu transformieren. Sie sollte die Teilhabe an der deutschen Gesellschaft nicht behindern, sondern diese bereichern. Neue Formen in Literatur und Musik wurden generiert. Neben dem kirchlichen Leben sollten weitere kulturelle und intellektuelle Angebote geschaffen, sollten neue Wissensbestände generiert werden. Schon früh war die aktive Sprachpolitik eines der zentralen Themen. Um das gesprochene Neuaramäisch aus den Sprachgebieten der heutigen Türkei und Syriens für den wissenschaftlichen und politischen Gebrauch der Gegenwart zu entwickeln, musste es den Bereich der nur gesprochenen Sprache und der kirchlichen Themen verlassen. Diese Initiative trug insbesondere Zeki Bilgic9 durch Übersetzungen ← 4 | 5 → aus der Weltliteratur voran.10 Man kann sagen, dass er damit Ansätze aus der Tradition aufgriff, wie sie die Epoche der sogenannten syrischen Renaissance11 und jüngere historische Phasen, etwa der Verschriftlichung des Neuaramäischen von Urmia, immer wieder prägte.12 Auch damals ging es nicht einfach um die Bewahrung, sondern um die Differenzierung und die Modernisierung der Sprache. Die Nachrichtensendungen von Suryoyo Sat und andere Initiativen zeigen, wie viel auf diesem Gebiet inzwischen erreicht wurde.13

Andere Themen bewegten die Gemeinschaften, hatten aber bisher in den Herkunftsländern aus Sorge vor Repressionen keinen Ausdruck finden können. Die deutsche Gesellschaft bot die Möglichkeit, die eigene Meinung frei zu äußern und zu publizieren. So konnte in dieser Hinsicht die Diaspora auch eine Chance sein, die es gestalterisch zu nutzen galt. Besonders die schwere Erinnerung an das Verbrechen des Völkermords steht hier im Zentrum. Aber auch die Situation der Nichtmuslime und der Nichtaraber in den Welten Westasiens konnte offen diskutiert werden. Nicht zuletzt galt es auf die Bedeutung des Erbes der aramäisch geprägten Kulturen und die Existenz der Christen in Westasien nicht nur für die aramäisch sprechenden Einwanderer, sondern für die allgemeine Geschichte aufmerksam zu machen und sich für den Schutz bedrohter Gruppen einzusetzen.

Einige der in diesen Diskussionen aktiven Akademiker waren bereits sprachpolitisch und erzieherisch sowie als Autoren und unabhängige Wissenschaftler aktiv.14 Viele Persönlichkeiten wären hier zu nennen. Für die Stiftung besonders prominent wurde Amill Gorgis, der Werke aus dem Syrischen und Arabischen ins Deutsche übersetzt und zur Geschichte des Genozids publiziert.15 Einen Einblick in den Teilnehmerkreis und in die Themen bietet eine Sammlung der Beiträge zu diesen Konferenzen von 2002 bis 2006. Sie wurde von einem Mitorganisator, dem Semitisten und Historiker Shabo Talay publiziert, der seit einigen Jahren die ← 5 | 6 → Professur für Semitistik in Berlin innehat und hier entsprechend wichtige neue Akzente setzt.16

Mit diesem Hintergrund konnte die Fundatio Nisibinensis im Jahre 2009 gemeinsam mit dem KrAS eine Anzahl aramäischer Pioniere gewinnen, um eine Stiftung für Aramäische Studien in Deutschland zu gründen. Sie soll historische und soziologische Studien auf akademischer Ebene systematisieren. Für die Institutionalisierung an der Universität Konstanz trat die Stiftung an mich heran, wofür ich sehr dankbar bin. Die Forschungsstelle ist 2017 an die Goethe-Universität Frankfurt umgesiedelt und wird weiterhin den Austausch und die Vernetzung mit anderen Institutionen syrischer Studien anstreben.17

2 „Aramäische“ oder „syrische“ Studien in Geschichte und Soziologie – Kontroversen und Chancen

Die Impulse, die von diesen Gruppen engagierter Bürger und Studierenden ausgehen, sind außerordentlich bedeutsam für die wissenschaftliche Landschaft in Deutschland, sowohl für die syrischen Studien als auch für die Geschichts- und Sozialwissenschaften. Sie tragen dazu bei, die Errungenschaften der aramäisch geprägten Kulturen zu pflegen, zu fördern und an die Zukunft der gegenwärtigen Gesellschaften weiterzugeben. Sie laden dazu ein, deutsche Traditionen und Ziele der Forschung zu reflektieren und methodisch und inhaltlich weiterzuentwickeln. Gleichzeitig wird man die Kontroversen nicht übersehen.

Die aramäischen Eliten18 entwickelten in den letzten Jahren ein eigenes historisches Narrativ, das sich vom Alten Orient bis zur Gegenwart erstreckt. Die Hochkulturen des Vorderen Orients als dem historischen und nichtkirchlichen Ursprung sind für sie von größtem Interesse, jedoch in Deutschland Teil von orientalistischen und theologischen Spezialdisziplinen, nicht der allgemeinen Geschichtswissenschaft. In diesem Rahmen ist kürzlich mit dem RIAB Minerva-Zentrum an der Bar Ilan Universität Ramat Gan und der Universität Leipzig ein historisches und archäologisches Forschungsprogramm aufgelegt worden. Von diesem Projekt können sowohl die aramäisch sprechenden Gemeinschaften in Deutschland als auch die Geschichtswissenschaft profitieren, nicht zuletzt wegen ← 6 | 7 → des breiten thematischen und chronologischen Rahmens und der Aktualität der Forschungsfragen.19

Ferner sind die Nachfahren aller Gruppen zu Recht an der Dokumentation und der Analyse der Verbrechen im Rahmen des Genozids im spätosmanischen Reich von 1915 und später interessiert. Die konkrete Erforschung dieses Genozids wurde von den Geschichtswissenschaften bisher noch wenig aufgenommen, obwohl über die Bewertung der Ereignisse wissenschaftlich keine Kontroverse mehr besteht. Überdies ist gerade über die Motivation der Verfolgung und über die Opfer der Christen in den Kirchen der syrische Tradition bisher besonders wenig bekannt. Auch hier gehen wichtige Impulse für die Forschung von theologischen oder sozialwissenschaftlichen Fakultäten aus.20 Schließlich sind aktive Autoren von den Herausforderungen der Diasporasituation in westlichen Ländern und von der neueren und neuesten Geschichte der Kulturen aramäischer Prägung in Westasien bewegt.

Syrische Studien konzentrierten sich auf der anderen Seite neben der Linguistik und der modernen Dialektologie traditionell auf die Erforschung mittelalterlicher Handschriften, auf die Erstellung kritischer Editionen und Übersetzungen sowie auf philologische Fragen zu den Literaturen der syrischen Kirchen. Dabei kommen alle Arten von Literaturen in den Blick, neben der Theologie auch die Geschichtsschreibung, Philosophie und Naturwissenschaften. International dominiert die Erforschung der Spätantike und der Epoche der ersten Jahrhunderte unter islamischer Herrschaft.

Die Sozial- und Kulturgeschichte der Gesellschaften aramäischer Prägung ist methodisch und inhaltlich nicht auf dem Stand der Geschichtswissenschaften westlicher Welten, weil professionelle Historiker noch in der Minderheit sind.21 Doch die Gemeinschaften sind an vergangenen Erfahrungen und Lebensformen außerhalb des kirchlichen Lebens interessiert, die ihre eigenen Perspektiven in Ökonomie und Kultur aufgreifen. Für die Geschichte der historischen Identitäten und für die kulturelle Prägung waren die Jahrhunderte in den multi-ethnischen Kirchen syrischer Tradition unter islamischer Herrschaft vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert entscheidend und bis heute prägend. Deshalb erscheint eine methodisch zeitgemäße Erforschung sowohl der kirchlichen als ← 7 | 8 → auch der außerkirchlichen Lebenswelten dieser Epoche ebenso dringend wie die der antiken und der neueren Geschichte.22 Die Forschung kann dabei an den methodischen und theoretischen Stand der Mediävistik anknüpfen und mit den traditionellen syrische Studien verbinden.

Vertreter der akademischen syrischen Studien in Theologie und Orientalistik zögerten bisher, den Anspruch von Aramäern, Assyrern und Chaldäern auf ihre historische Identität zu akzeptieren. Er wird häufig als nationalistische Erfindung des 19. und 20. Jahrhunderts abgewertet. Wenngleich der moderne Nationalismus zweifellos wirksam war, lässt sich doch nachweisen, dass die Identifikation mit dem antiken Westasien, mit den aramäischen Reichen oder eben mit Assur und Babylon auch in der christlichen Epoche Eingang in das Selbstverständnis der Kirchen der syrischen Tradition gefunden hatte, selbst als sich die Selbstbezeichnungen änderten.23 Die historische Identifikation mit dem alten Westasien stützte die Kirchen in ihrer Auseinandersetzung sowohl mit den griechisch-byzantinischen als auch mit den arabisch geprägten Welten der mittelalterlichen Jahrhunderte. Sie hat durchaus eine wissenschaftlich haltbare historische Fundierung.24

Nicht zuletzt haben die syrischen Studien in Deutschland ihre eigene ideologische Geschichte, die durch imperialistische, orientalistische und rassistische Perspektiven mitbestimmt wurden, von konfessionellen Urteilen ganz zu schweigen. Auch dieser Aspekt der gemeinsamen Geschichte von deutschen und aramäischen, assyrischen und chaldäischen Wissenschaftlern in den letzten 150 Jahren verdient kritische Aufmerksamkeit.25

Der unhinterfragte Gebrauch polemischer Bezeichnungen wie etwa „Jakobiten“ oder „Nestorianer“ sollte der Vergangenheit angehören. Der (wissenschafts-)politische Weg kann nur der gegenseitige Respekt vor der Identität des anderen sein. Allerdings besteht in den aramäischsprachigen Gemeinschaften kein Konsens über ihre Selbstbezeichnungen, ein Zustand, den sie mit anderen komplexen Nationsbildungsprozessen der Moderne teilen. So könnte die Übernahme von Selbstbezeichnungen in der Wissenschaft als politische Parteinahme interpretiert werden. Dies entspricht nicht dem Selbstverständnis der Forschungsstelle, die die unterschiedlichen Richtungen innerhalb der Gemeinschaften respektiert. ← 8 | 9 → Trotzdem ist die Integration unterschiedlicher Kulturen aramäischer Prägung auch hier erst noch zu leisten.

Historiker werden auch aus methodischen Gründen zögern, weil die Erwartungen an eine Geschichte der Aramäer/Assyrer oder des aramäischen/assyrischen Volkes eine Essentialisierung von Ethnien ausdrückt, die in der wissenschaftlichen Diskussion methodisch und theoretisch als überwunden gilt.26 Gerade für die mittelalterlichen Jahrhunderte sind hier besondere Herausforderungen zu überwältigen, weil damalige sich erheblich von modernen Konzepten unterscheiden. Auch ist der Quellenbegriff, an den sich historische Wissenschaft bevorzugt anlehnt, in aller Regel suryoye/suryaye/Syrer. Andere Termini kommen vor, doch nur äußerst selten die Selbstbezeichnung „Aramäer“, auch wenn, wie erwähnt, die historische Identität für die mittelalterlichen Autoren feststand.27 Konsequenterweise bezeichnete der syrisch-orthodoxe Gelehrte Bar Ebroyo (1226 bis 1286) die antiken Kulturen der Aramäer, Assyrer, Babylonier und Chaldäer als suryoye ‘atiqe/frühere bzw. alte Syrer.28 Deshalb besteht in den akademischen syrischen Studien keine Ungewissheit darüber, welche Kulturen zur Tradition der syrischen Kirchen und zu den aramäischen Kulturen gehörten. Doch sind die terminologischen Probleme für die mittelalterliche und neuzeitliche Geschichte noch nicht befriedigend gelöst.29

Sprachliche Zugehörigkeit, religiöses, kulturelles und ethnisch-historisches Selbstverständnis sind unterschiedliche Ebenen von Identitäten, die hier wie andernorts eine wechselvolle und noch zu untersuchende Geschichte haben. Gesellschaft brauche die Historie „für das Leben“, für die Gestaltung ihrer Kultur und Zukunft, hatte Friedrich Nietzsche um 1900 der akademischen Geschichtswissenschaft entgegengehalten.30 Aber historische Wissenschaft möchte keine unmittelbar anwendungsorientierten Narrative bereitstellen, sondern eigene methodische ← 9 | 10 → und theoretische Perspektiven einbringen, um historische Debatten zu begleiten. Dies gilt, auch wenn es umgekehrt Historikern gut ansteht, geschichtspolitische Bedürfnisse und Strategien als Anlass für wissenschaftliche Untersuchungen aufzugreifen.

Historische Forschung muss also den historischen wie den gegenwärtigen Diskurs in den Gemeinden zur Kenntnis nehmen,31 und mit dessen Verständnis im Gebrauch der Wörter „syrisch“, „Syrer“, „aramäisch“,„Aramäer“ oder „assyrisch“ und „Assyrer“ einen eigenen differenzierten Weg erst noch finden. Von diesen Problemen abgesehen, wird sie die inhaltliche Forschung zur Sozial- und Kulturgeschichte vorantreiben, Quellen erheben und die Lebensformen von Kulturen aramäischer Prägung historisch erhellen können. Sie wird dabei ihren Gegenstand eher kulturalistisch definieren als ethnisch oder national.

Derartige methodische und politische Diskussionen werden in dem Rahmen, in dem sich die Forschungsstelle situieren will, intensiv zu führen sein. Dabei gilt es, die jeweils andere Perspektive kennenzulernen, Kontroversen nicht auszuweichen, aber dies im gegenseitigen Respekt zu tun. Wenn die Forschungsstelle dazu beitragen könnte, diese Debatten zwischen den Gemeinschaften, den syrischen Studien, der Geschichts- und Sozialwissenschaft zu moderieren, wäre ein wichtiges Ziel erreicht.32 Denn immer noch entscheidet sich nur eine kleine Minderheit junger Aramäer, Assyrer oder Chaldäer für das Studium der Geschichts- und Sozialwissenschaften. Damit bleibt ein bedeutendes Potential bisher ungenutzt. Denn nicht nur die Gemeinschaften, sondern die Geisteswissenschaft insgesamt kann durch ihre Perspektiven und ihre Forderungen nur bereichert werden.

3 Zu den Beiträgen in diesem Band

In dieser Sammlung, mit der die Reihe Schola Nisibina – Be Sefro da-Niin eröffnet wird, werden Beiträge aus unterschiedlichen Kontexten dokumentiert. Zuerst ist die Ringvorlesung „Zehn Jahre KrAS. Jubiläums-Ringvorlesung“ an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg zu nennen, die der KrAS im WiSe 2010/11 organisierte. Dieser Veranstaltung entstammen die Beiträge von A. Berlejung, G. Strohmeier und H. Suermann, denen für ihren Langmut sehr zu danken ist. Das VI. Symposium „Suryoye l-Suryoye“, organisiert von der Forschungsstelle für Aramäische Studien im Juni 2013, ist mit neun Beiträgen vertreten, an denen die Autoren zum Teil bis zum letzten Augenblick gearbeitet haben (M. Abdalla, ← 10 | 11 → B. Be Djallo, S. Bednarowicz, K. Den Biesen, Mor Polycarpus A. Aydin [aram], A. Saadi [aram. und engl.], A. M. Eilo, M. Tozman, Z. Bilgic). Im November 2014 fand mit hochrangigen Kirchenvertretern und Wissenschaftlern in Konstanz ein „Hearing zur politischen Lage der aramäischsprachigen Gemeinschaft (syrischen Christen) in Syrien und im Irak“ statt. Dieses Hearing wurde ebenfalls von der Forschungsstelle organisiert.33 Uns schien, dass die damaligen Beiträge von G. Hanne, C. Schirrmacher und W. Seibel über den aktuellen Anlass hinaus die Diskussion wissenschaftlich befruchten können. Gleichwohl zeugen sie noch von der Erschütterung über die Verbrechen der Gegenwart und die hilflose bzw. in Deutschland zu wenig geführte Auseinandersetzung darüber.

Wir legen in dieser Sammlung Beiträge von sehr anerkannten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vor, die ihre lange Erfahrung in die Diskussion mit der Gemeinschaft, dem KrAS und der Forschungsstelle eingebracht haben. Zugleich kommen in der Tradition der Suryoye l-Suryoye-Konferenzen auch wieder Akademiker außerhalb der traditionellen syrischen Fächer mit besonderen Kompetenzen in Politik, Recht und Soziologie zu Wort. Nicht zuletzt sei hervorgehoben, dass junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bzw. Studierende ihre politischen Forderungen und inhaltlichen Interessen veröffentlichen, denen eine wissenschaftsorganisatorisch aufmerksame Lektüre zu wünschen ist.

Die für die Gemeinschaften besonders drängenden wissenschaftlichen Themen wurden oben bereits angesprochen. Entsprechend sind die beiden größten Kapitel der Sprache und der Schrift der Gegenwart sowie der Neueren Geschichte und der Politik in West und Ost gewidmet. Die ältere Geschichte ist mit Beiträgen zur altorientalischen Frühgeschichte der Aramäer und den ersten Jahrhunderten syrischer Kultur und Wissenschaft unter islamischer Herrschaft vertreten. Ungewöhnlich für die syrischen Studien fand hier nur ein Beitrag zur Theologie Eingang, überdies nicht als theologiegeschichtliche, sondern als dezidiert gegenwarts- und zukunftsorientierte Interpretation. Wir haben die Beiträge sprachlich redigiert, aber in die besonderen methodischen und politischen Perspektiven nicht eingegriffen; diese können und müssen die Autoren selbst verantworten. Allen Autoren und allen Mitarbeitern und studentischen Hilfskräften der Forschungsstelle (Ralph Barczok, Zeki Bilgic, Dominik Giesen, Marie-Claire Schneider und Dominik Dolt) sei sehr herzlich für ihr Engagement gedankt. ← 11 | 12 →

Literaturverzeichnis

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Details

Seiten
VI, 362
Jahr
2017
ISBN (PDF)
9783631731703
ISBN (ePUB)
9783631731710
ISBN (MOBI)
9783631731727
ISBN (Hardcover)
9783631731314
DOI
10.3726/b11713
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2018 (Oktober)
Schlagworte
Aramäische Kultur Orientalische Christen Modernes Aramäisch Verschriftlichung Naher Osten Verfolgung
Erschienen
Frankfurt am Main, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien. VI, 361 S., 1 Graf.

Biographische Angaben

Dorothea Weltecke (Band-Herausgeber:in)

Dorothea Weltecke lehrt an der Goethe-Universität Frankfurt und arbeitet über transreligiöse und transkulturelle Geschichte des Mittelalters. Sie publiziert zur Geschichte der syrischen Kirchen und leitet die Nisibin-Forschungsstelle für aramäische Studien.

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Titel: Neue Aramäische Studien
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