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Zur Professionalisierungsgeschichte des Lehrerberufs in Österreich

von Daniela Leitner (Autor:in)
©2018 Dissertation 184 Seiten

Zusammenfassung

Die Autorin befasst sich mit der Professionalisierungsgeschichte des Lehrerberufs in Österreich und eruiert, anhand welcher konkreten historischen Ereignisse Schritte in Richtung Professionalisierung und auch Einbrüche in dieser Entwicklungslinie festgemacht werden können. Eingespannt in politische Interessen zwischen Staat, Kirche und politischen Parteien, gab es außergewöhnliche Bedingungen für das Lehrpersonal in Österreich, die sowohl Hemmnisse als auch Bereicherungen für die österreichische Bildungslandschaft und die in ihr lebende Gesellschaft darstellten. Die Untersuchung zeigt, dass Lehrpersonen in Österreich im Laufe der Geschichte eine besondere Stellung mit außergewöhnlichen Bedingungen einnahmen und diese auch noch heute einnehmen.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autoren-/Herausgeberangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhalt
  • Abkürzungsverzeichnis
  • 1) Einleitung
  • 2) Aufbau der Arbeit
  • 3) Einführung in die Forschungsthematik
  • a) Konkrete Forschungsfragen
  • b) Forschungsziel
  • c) Forschungslücke
  • 4) Forschungsdiskussion – Professionalisierungsforschung
  • a) Versuch einer Begriffsbestimmung
  • a. Lehrpersonen als Expert/innen
  • b. Professionalität – Profession – Professionalisierung
  • c. Der Lehrerberuf – eine Profession?
  • b) Erstes Zwischenresümee
  • c) Professionalisierungsdebatte
  • d) Zweites Zwischenresümee
  • e) Resümee in Hinblick auf die eingangs skizzierten Fragestellungen
  • Exkurs: Erste Spuren des „Lehrens“
  • 5) Methodische Grundlagen
  • a) Darstellung der Methode und methodischen Vorgangsweise
  • b) Beschreibung des zu analysierenden Quellen- und Dokumentenmaterials
  • 6) Historischer Abriss der Lehrer/innen (aus)bildung in Österreich
  • a) Lehrer/innen(aus)bildung für den Pflichtschulbereich
  • b) Drittes Zwischenresümee
  • c) Lehrer/innen(aus)bildung für das mittlere und höhere Schulwesen
  • d) Viertes Zwischenresümee
  • 7) Professionalisierungsmomente im Spiegel der Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft
  • a) Interpretation und Systematisierung der Interaktionstexte
  • 8) Diskussion der Ergebnisse
  • 9) Resümee und Ausblick
  • 10) Literaturverzeichnis
  • a) Literatur
  • b) Quellentexte
  • c) Internetlinks

| 11 →

Abkürzungsverzeichnis

AG Arbeitsgruppe

AHS Allgemeinbildende Höhere Schulen

BGbl. Bundesgesetzblatt

BMHS Berufsbildende Mittlere und Höhere Schulen

bmb Bundesministerium für Bildung

bmbf Bundesministerium für Bildung und Frauen

bmukk Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur

bmwf Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung

bmwfw Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft

bzw. beziehungsweise

d.h. das heißt

dJ diesen Jahres

EPIK Entwicklung von Professionalität im internationalen Kontext

FPÖ Freiheitliche Partei Österreich

HAK Handelsakademie

HS Hauptschule

H(T)BLA Höhere Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Berufe

HTL Höhere Technische Lehranstalt

IV Industriellenvereinigung

LBA Lehrerinnen- und Lehrerbildungsanstalt(en)

m. E. meines Erachtens

NMS Neue Mittelschule

ÖGB Österreichischer Gewerkschaftsbund

ÖVP Österreichische Volkspartei

PA Pädagogische Akademie

PEK Planungs- und Evaluierungskommission

PH Pädagogische Hochschule(n)

PI Pädagogisches Institut

RGbl. Reichsgesetzblatt

RVG Reichsvolksschulgesetz

SchOG Schulorganisationsgesetz

SDP Sozialdemokratische Partei

SPÖ Sozialdemokratische Partei Österreich

u.a. unter anderem bzw. und andere ← 11 | 12 →

v. Chr. vor Christus

VS Volksschule

z. B. zum Beispiel

z. T. zum Teil

| 13 →

1) Einleitung

„Lehrpersonen sind mit einer breiten

Anforderungspalette und entsprechend

hohen Erwartungen konfrontiert.“2

(P. Tremp)

Kaum ein Berufsstand ist in den letzten Jahrzehnten zusehends mehr ins Zentrum medialer als auch politischer und bildungswissenschaftlicher Interessen gerückt oder wurde und wird im Zuge verschiedenster Debatten oftmals öffentlich an den Pranger gestellt und kritisiert wie der der Lehrpersonen. Es scheint, als ob das mediale sowie gesellschaftliche „Lehrer/innenbashing“3 auch gegenwärtig kein Ende nimmt.

Bereits Adorno (1970/2006) benennt in seinem Beitrag „Tabus über dem Lehrberuf“ mögliche Ursachen für die in der Gesellschaft vorherrschenden latenten Vorbehalte gegenüber dem Lehrerberuf und versucht, einige Dimensionen dieser Abneigung bzw. Geringschätzung sichtbar zu machen.4

In seiner Abhandlung führt Adorno verschiedenste Eigenschaften an, die den Lehrpersonen zugeschrieben werden. Lehrer/innen würden u.a. als (1) infantil, (2) welt- und realitätsfern und (3) als unfair erachtet, sie fühlten sich den Schüler/innen (meist) überlegen.5

Als Begründung hierfür erklärt Adorno, dass Lehrpersonen mit Kindern arbeiten und sich diesen daher zwangsläufig anpassen (müssen). Die Arbeitsstätte der Lehrpersonen – die Schule – ist eine Umgebung, die streng reglementiert sei. Und zusätzlich demonstrieren Lehrpersonen Macht und können diese in ← 13 | 14 → Gegenwart ihrer Klient/innen – also ihrer Schüler/innen – auch gezielt ausüben. Außerdem schreibt Adorno Lehrpersonen die Aufgabe des „Zivilisierens“ der nachfolgenden Generation zu. Laut ihm gehört es zu den Aufgaben der Lehrer/innen, „den Schülern [und den Schülerinnen, Anmerkung D.L.] jene ungeformte Natur aus[zu]treiben, welche als unterdrückte, in den Eigenheiten, Sprechmanierismen, Entstarrungssymptomen, Verkrampfungen und Ungeschicklichkeiten der Lehrer [und Lehrerinnen, Anmerkung D.L.] wiederkehrt“ (ebd.). Damit verweist Adorno auf ein weiteres Tabu in der Wahrnehmung des Lehrerberufs in der Gesellschaft. Als Agent/innen dieses Zivilisierungsprozesses agieren die Lehrpersonen im Auftrag einer Institution und verfügen über eine „entfremdende Gewalt“, welche tabuisiert wird.

Allerdings enthält seine Abhandlung auch eine mögliche Lösungsstrategie dieses Dilemmas. Adorno sieht den Schlüssel zu einer wirksamen Veränderung der über die Geschichte des Lehrerberufs vorhandenen Geringschätzung im Enthüllen der von ihm genannten „Tabus“.

Enzelberger (2001) mutmaßt, dass die vorherrschende Geringschätzung der Lehrer/innen darauf gründet, „dass dem Lehrer als personifiziertem Defizit der Institution Schule und schulischer Erziehung die Verantwortung für schulorganisatorische, curriculare und didaktische Mängel und Probleme übertragen wird“ (S. 229).

Etwas später hat sich wiederum Blömeke (2005) dem Phänomen „Geringschätzung“ des Lehrerberufs angenommen und erforschte mittels qualitativer Inhaltsanalyse die Darstellung des Lehrerberufs in deutschen Printmedien. Ihr Fazit ist ernüchternd: Von insgesamt 41 untersuchten Zeitungsberichten (u.a. Der Spiegel), die Lehrpersonen ins Zentrum der Berichterstattung stellen, vermitteln 32 davon ein negatives Lehrerbild. Unter anderem werden Lehrer/innen als „überfordert“, „unmotiviert“, „zu alt“, „nicht auf dem aktuellen Stand des Geschehens“ (Der Spiegel 23/1992, zit. n. ebd., S. 27f.) bzw. „intrigant“, „larmoyant6“ und „gewalttätig“ (Der Spiegel 24/1993, zit. n. ebd., S. 28) bezeichnet. Besonders auffallend ist, dass den in der Institution Schule tätigen Akteur/innen vermehrt ihre „Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten abgesprochen werden“ (ebd., S. 27).

Auch in österreichischen Printmedien lesen sich – besonders zu Schulbeginn (Anfang September) und zu Schulschluss (Anfang Juli) – u.a. vermehrt negative Zuschreibungen in Hinblick auf den Lehrerberuf. Vor allem was deren Arbeitsleistung betrifft. So finden sich beispielsweise Äußerungen darüber, dass ← 14 | 15 → Lehrer/innen „zu faul“7 seien oder sie „arbeiten zu wenig und verdienen zu viel8 [Geld, Anmerkung D.L.]“.

Details

Seiten
184
Jahr
2018
ISBN (PDF)
9783631739679
ISBN (ePUB)
9783631739686
ISBN (MOBI)
9783631739693
ISBN (Hardcover)
9783631739662
DOI
10.3726/b12746
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2018 (Oktober)
Schlagworte
Pädagogische Professionalität Lehrer/innenbildung in Österreich Quellenarbeit Professionalisierungsdebatte Historischer Abriss
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2018., 183 S., 3 Graf.

Biographische Angaben

Daniela Leitner (Autor:in)

Daniela Leitner ist Lehrerin an einem Gymnasium sowie in der Ausbildung von zukünftigen Lehrerinnen und Lehrern als auch in der Fort- und Weiterbildung von Lehrpersonen tätig.

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