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Die Stiftung

Jahreshefte zum Stiftungswesen – 11. Jahrgang, 2017

von Bernd Andrick (Band-Herausgeber:in) Matthias Gantenbrink (Band-Herausgeber:in) Axel Janitzki (Band-Herausgeber:in) Karlheinz Muscheler (Band-Herausgeber:in) Markus Schewe (Band-Herausgeber:in)
©2017 Dissertation 204 Seiten
Reihe: Die Stiftung, Band 11

Zusammenfassung

Der Verein «Fundare e.V., Gemeinnütziger Verein zur Förderung des Stiftungswesens» hat sich zum Ziel gesetzt, zu einer aufblühenden Stiftungskultur in Deutschland beizutragen. Dazu sollen insbesondere die wissenschaftlichen und praktischen Grundlagen des Stiftens erforscht werden. Der Erfüllung dieser Aufgabe dient die Zeitschrift «Die Stiftung – Jahreshefte zum Stiftungswesen». Sie beinhaltet in ihrer elften Ausgabe die Vorträge, die auf dem von Fundare e.V. veranstalteten «11. Stiftungsrechtstag an der Ruhr-Universität Bochum» unter dem Globalthema «Die Zukunft der Stiftung» gehalten wurden. Darüber hinaus haben noch weitere Beiträge Aufnahme gefunden. Es werden nicht nur eingehend zivilrechtliche, sondern auch verwaltungs- und steuerrechtliche Problematiken des Stiftungsrechts beleuchtet, wobei die aktuellen Themen im Stiftungs- und Stiftungssteuerrecht nicht vernachlässigt werden.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Editorial
  • Inhalt
  • Stiftung der Zukunft und Zukunft der Stiftung(en) (Prof. Dr. Dr. h.c. Karen Gloy)
  • Auflösung und Satzungsänderung bei unselbstständigen Stiftungen (Prof. Dr. Dr. Christoph Stumpf)
  • Stiftungsrechtliche Reformüberlegungen (Silvia Bartodziej)
  • Der Verhältnismäßigkeitsgrundsatz im Steuerrecht (Carina Leichinger)
  • Chancen und Risiken für kirchliche Stiftungen durch eine erneute Reform des Stiftungsrechts (Christian Staiber)
  • Aktuelle Entwicklungen im Gemeinnützigkeits- und Spendenrecht (Prof. Dr. Sebastian Unger)
  • Stellungnahme zum Abschlussbericht der Bund-Länder-Arbeitsgruppe „Stiftungsrecht“ (Fundare e.V. – Gemeinnütziger Verein zur Förderung des Stiftungswesens)
  • Stellungnahme zum Bericht der Bund-Länder-Arbeitsgruppe „Stiftungsrecht“ (Prof. Dr. Bernd Andrick)
  • Stellungnahme zum Bericht der Bund-Länder-Arbeitsgruppe „Stiftungsrecht“ vom 9. September 2016 (Prof. Dr. Karlheinz Muscheler)
  • Der Widerruf des Stiftungsgeschäfts (Prof. Dr. Karlheinz Muscheler)
  • Vermögenserwerb der Stiftung und Vermögenshaftung des Stifters (Prof. Dr. Karlheinz Muscheler)
  • Vorstandsverantwortlichkeit und Rücklagenbildung (Dr. Rudolf Pauli)

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Prof. Dr. Dr. h.c. Karen Gloy*

Stiftung der Zukunft und Zukunft der Stiftung(en)

Über meinen Vortrag möchte ich den Titel stellen „Stiftung der Zukunft – Zukunft der Stiftung(en)“, wobei ich eine Formulierung aufgreife, die mutatis mutandis auch in anderen Zusammenhängen vorkommt, z.B. „Philosophie der Gegenwart – Gegenwart der Philosophie“ oder „Bilder der Vergangenheit – Vergangenheit der Bilder“. Hier geht es um Stiftung bzw. Stiftungen und Zukunft. Beide Seiten der Formulierung sind näher zu explizieren. Was bedeutet Stiftung der Zukunft und was Zukunft der Stiftung(en), deren Gemeinsamkeit die Temporalform der Zukunft bildet?

Sprechen wir im Alltag oder in der Wissenschaft von Zeit, so denken wir an ein Medium bzw. eine Anschauungsform, die geeignet ist zur Aufnahme aller temporalen Positionen von Daten in der Welt. Wir stellen uns die Zeit unter dem Bilde einer aus dem Unendlichen der Vergangenheit kommenden über die Gegenwart in die Unendlichkeit der Zukunft reichenden Geraden vor, die triadisch in drei Tempora: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gegliedert ist. Zeit gilt uns als eine unendliche, homogene, kontinuierliche und quantifizierbare Form. In dieses umfassende Schema reihen wir dann sämtliche Ereignisse, Vorgänge, Abläufe, Dauern ein, die uns in der Erfahrung begegnen, und bestimmen ihre genaue Position und ihr genaues Verhältnis zueinander, ihr Früher-, Später- oder Gleichzeitig-Sein – wir nennen diese Zeitkonzeptionen die lagezeitliche Bestimmung, da sie im Grunde am Raum orientiert ist, und wir schaffen uns so eine Gesamtordnung, die wir gleichsam von außen, von einem externen, archimedischen Punkt aus gottgleich überschauen.

Diese exakte mathematische Zeitvorstellung – ähnliches gilt vom Raum, nur dass dieser dreidimensional ist, nicht wie die Zeit eindimensional – geht auf den Physiker Newton zurück. Newton dachte sich Raum und Zeit als zwei unendliche Weltschachteln, in die sämtliche Geschehnisse und Dauern eingeordnet werden können. Damit ist klar, dass diese Vorstellung von Zeit ein artifizielles Ordnungssystem ist, das über das Seiende, was immer dieses sein mag, geworfen wird, um dasselbe in seine Maschen einzufangen und verfügbar zu machen. Diese Zeitvorstellung ist ein Herrschaftsinstrument, das uns das ansonsten chaotisch ← 9 | 10 → erscheinende Seiende verfügbar macht, und dies gilt insbesondere auch für die Zukunft, die nichts weiter als eine Prolongierung der Zeitstrecke in die Zukunft ist und uns erlaubt, Prognosen für die Zukunft zu stellen aus Rückschlüssen der Vergangenheit. Denn unter der Annahme, dass es Gesetzmäßigkeiten in der Natur gibt, müssen sich die Verhältnisse der Vergangenheit deterministisch in der Zukunft wiederholen.

Diese skizzierte artifizielle, schematische Zeitvorstellung, die nichts mit der Realität zu tun hat, ist nicht nur ein Herrschafts- und Verfügungsinstrument in der Hand des Menschen, sondern auch ein spezifisches Kulturprodukt unserer westlichen Kultur, das sich allerdings heute global ausgebreitet hat. Durchaus nicht alle Völker und Kulturen teilen diese unsere Zeitauffassung. Das belegen bereits die Sprachen unserer Nachbarn, das Slawische, Finnisch-Ugurische und Russische. Diese haben überhaupt kein Temporalsystem, bestehend aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, allenfalls benutzen sie Aspekte wie ‚imperfektiv’ und ‚perfektiv’, die angeben, ob ein Vorgang andauert, also unabgeschlossen ist (imperfektiv) oder ein Geschehen zum Abschluss gekommen, also perfekt ist. Ein Rückblick auf unsere eigene linguistische Herkunft aus dem Indogermanischen zeigt nach Streitberg,1 dass wir ursprünglich keine Tempora verwendeten, sondern nur Modi und Aktionsarten wie ingressiv, iterativ, resultativ, momentan usw. Von dieser ursprünglichen Auffassung hat sich noch ein Rest bewahrt in dem Unterschied zwischen ‚blühen’, einem durativen Vorgang, und ‚erblühen’, einem momentan-ingressiven Vorgang, oder zwischen ‚steigen’ und ‚ersteigen’, d.h. permanent klettern oder die Spitze eines Berges erklimmen. Was die frühen Völker und Sprachen interessierte, war ausschließlich das Wie eines Vorgangs, nicht seine Einstufung als vergangen, gegenwärtig oder zukünftig. Diese war noch gar nicht entdeckt. Auch heute drückt der Klamat-Indianer aufgrund seiner ausgeprägten Anschaulichkeit einen Vorgang, den wir umständlich beschreiben als „ich steige hinauf, indem ich die Hände dabei benutze, fern von anderen, ohne von ihnen gesehen zu werden“ durch eine einfache Verbalform ge’hlatt’chapka aus.2 Die temporale Ordnung liegt noch jenseits der Vorstellungswelt früharchaischer Kulturen und heutiger Naturethnien.

Ebenso gibt es Völker und Kulturen, meist solche, die noch in völligem Einklang mit der Natur leben, die nur eine einzige Zeitform kennen, die Präsenzzeit oder reine Gegenwart. Dass uns auch heutigentags diese Zeitform nicht ganz fremd ist, ← 10 | 11 → belegen zwei Beobachtungen. Sofern wir im Alltag intensiv mit einem Vorgang befasst sind – wir benutzen hierfür die Redewendung ‚ganz bei der Sache sein’ –, sind wir darin völlig aufgegangen, ohne eine Differenz zwischen uns und der Sache, eine Subjekt-Objektspaltung, zu konstatieren. Lesen wir einen spannenden Roman, sei es einen Kriminalroman oder ein Märchen, lauschen wir hingegeben einer Melodie oder sind in den Anblick eines schönen Kunstwerkes vertieft, so existiert nur die Welt der Objekte, während das Ich in diese Welt eingetaucht und in ihr untergegangen ist. Präsent sind nur die Dinge, nicht ihre Differenz zum Ich. Dies belegen schon die Termini unserer Sprache wie ‚vertieft sein’, ‚aufgegangen sein’, ‚hingegeben sein’. Sie alle deuten auf eine Differenzlosigkeit und ursprüngliche Einheit. Es waren die Phänomenologen Husserl und Sartre, die uns auf diese ganz alltäglichen Situationen und Verhaltensweisen aufmerksam gemacht haben. Erst wenn uns jemand auf die Schulter klopft und fragt, was wir denn so Interessantes läsen, schrecken wir auf, erwachen aus dem Vertieft- und Verloren-sein in den Anblick des Objekts und stellen eine Differenz zwischen Ich und Objekt her und ordnen das Ganze in Zeitbezüge ein. Sartre hat dies am Beispiel der Straßenbahn demonstriert, die im Abfahren begriffen ist und die man unbedingt noch erreichen möchte. Ausgefüllt sind die Gedanken nur noch von der zu erreichenden Straßenbahn. Das Ich, der Weg zwischen mir und der abfahrenden Bahn u.ä., gehen erst auf eine nachträgliche Reflexion und Distinktion zurück.

Auf höherer Bewusstseinsstufe, so in der Religion, Mystik, Meditation, bei Yogaübungen, stellt sich diese Allgegenwartserfahrung als letzte Konsequenz eines Aufstiegs über Reflexionsstufen in der unio mystica ein, der Vereinigung des Ich mit dem Göttlichen. In dieser sogenannten visio beatifica oder seligen Schau erlebt man die Alleinheit der Dinge in ihrer Allpräsenz.

Es waren langwierige Prozesse der Kulturalisierung, Urbanisierung, Staatengründung sowie des Merkantilismus notwendig, um zu Differenzierungen innerhalb der Zeitvorstellung zu gelangen. Man nimmt an, dass erst Staatengründungen und die Notwendigkeit der Herrscher, ihre Macht zu legitimieren, indem sie diese auf ihre Vorfahren und Ahnen zurückführten, zur Absonderung und Eroberung der Temporalform der Vergangenheit führten. Die Eroberung der Zukunft hingegen gilt kulturgeschichtlich als die letzte und späteste Phase der Zeitdifferenzierung, die hervorgegangen ist aus Wünschen, Hoffnungen, Erwartungen, Befürchtungen, die zu einem eigenen Tempus führten. Man erkennt dies noch an dem Umstand von Paraphrasen wie im Deutschen ‚ich werde gehen’ statt der einfachen Formen ‚ich gehe’, ‚ich ging’ oder an der noch umständlicheren Form ‚es wird ein Kind geboren werden, das einmal König werden wird oder werden sollte’. ← 11 | 12 →

Nicht unerwähnt lassen möchte ich, dass es auch Sprachen und Kulturen gibt, die nicht ein triadisches Zeitsystem benutzen, sondern ein duales, wie die Hopi, ein Indianerstamm der Pueblo-Indianer in Arizona, der Vergangenheit und Gegenwart zusammenzieht. Erklärlich ist dies, wenn man bedenkt, dass ein in der Vergangenheit eingetretener Zustand bis in die Gegenwart andauert und selbst bei realem Erlöschen in der Erinnerung weiter existiert, welche in die Gegenwart fällt. Es waren überhaupt die ethnolinguistischen Studien der Hopi-Sprache durch Sapir und Whorf, die zu der berühmten und vieldiskutierten These vom Sprachrelativismus führten, d.h. der Abhängigkeit der Weltauslegung vom jeweiligen Sprachsystem.3 Danach ist die Welt in ihren Strukturen nicht einfach vorgegeben, sondern ein geistiges Produkt der Grammatik, Syntaktik und Semantik der jeweiligen Sprachfamilie, die in ihren einzelnen Filiationen detaillierter ausgearbeitet werden kann je nach klimatischen, geologischen, ethnologischen, religiösen und anderen Besonderheiten.4 Und dies gilt nicht nur für die linguistischen Schemata von Sprachen, sondern auch für die Anschauungsformen von Raum und Zeit, die den Leitfaden zur Interpretation der Welt abgeben und den kaleidoskopischen Strom von Eindrücken, der auf uns eindringt, organisieren.

Sowohl ein Rückblick auf die Geschichte wie ein simultaner Kulturenvergleich belehren darüber, dass unsere gegenwärtige Zeitvorstellung aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ein spezifisches Kulturprodukt ist, das weder, wie manche Wissenschaftler meinen, eine anthropologische Konstante noch ein angeborener, im genetischen Code verankerter Raster ist, sondern ein spezifisches artifizielles Instrument zur Beherrschung der Wirklichkeit, das einem mathematisch-naturwissenschaftlichen Denktyp entstammt. Die Zeitauffassung der griechischen Antike, selbst noch die der großen Philosophen Platon und Aristoteles, die einer Agrarkultur angehörte, nicht wie heute einer technisch-technologischen, war zyklischer Art, Wiederkehr des immer Gleichen, und die mittelalterliche, christlich geprägte Zeitvorstellung war eine eschatologische, die einen Anfang mit der göttlichen Schöpfung und ein Ende mit dem letzten Gericht hatte und nicht unendlich fortlaufend gedacht wurde, wie wir heute die Zeit vorstellen.

Die Linearvorstellung hat uns viele Vorteile verschafft, freilich auch Nachteile. Der Vorteil besteht in der gleichartigen Einteilung und Quantifizierung der Zeit und damit ihrer Berechenbarkeit, die es erlaubt, die Produktivität innerhalb einer ← 12 | 13 → Zeitsequenz exakt zu berechnen und damit auch zu kontrollieren. Kontinuität bietet Planungssicherheit und Prognostizierbarkeit und ermöglicht die Konstanz und Stabilität von Institutionen. Erst diese Quantifizierbarkeit, Prognostizierbarkeit und exakte Planbarkeit haben uns Wohlstand und Reichtum verschafft und unserem Leben Sicherheit und Ordnung wie Kontrollierbarkeit gegeben. Allerdings haben sie in der Konsequenz auch zu den sogenannten Modernisierungsschäden geführt wie Stress, Überbelastung, Herz-Kreislaufproblemen, Burn-Out, sozialer Isolation u.ä., indem Arbeitgeber gern aus Profitsucht in ein Zeitquantum mehr Leistungsanforderungen pressen, als normal zu bewältigen sind gemäß dem Motto unserer Tage „immer mehr, immer weiter, immer höher, immer dichter“.

Abgesehen von diesem generellen Lamento hat die gegenwärtige philosophische Zeitkritik auf einen anderen Umstand aufmerksam gemacht, und zwar gerade bezüglich der Zukunft. In einer Linearkonzeption der Zeit, die die Zukunft lediglich als Prolongierung der Vergangenheit versteht, bleibt das Wesen der Zukunft in modaler Hinsicht unerschlossen. Dass es mit der Zukunft etwas Besonderes auf sich habe, verspürte schon Aristoteles in der berühmten Diskussion, ob man einem Satz wie „Morgen wird eine Seeschlacht bei Salamis stattfinden“ einen Wahrheits- oder Falschheitswert zuordnen könne oder nicht. Während solches bei Vergangenheits- und Gegenwartsurteilen möglich ist, da sie faktisch sind, ist dies bei Zukunftsurteilen nicht gestattet. Die Zukunft ist grundsätzlich offen, unbestimmt, unverfügbar und unkontrollierbar. Wer weiß nicht aufgrund von Schicksalsschlägen und Imponderabilien, die gänzlich unerwartet über einen hereinbrachen und mit Vorgängen konfrontierten, mit denen man partout nicht gerechnet hatte, dass die Zukunft nicht berechenbar ist. Niemand hätte politisch mit einem Brexit gerechnet; die Prognosen liefen auf ein Verbleiben Großbritanniens in der EU hinaus, die Brüsseler Administration war so wenig darauf vorbereitet, dass sie keinen Plan 2 in der Schublade hatte. Ähnlich erging es der Mehrheit der Bevölkerung und den Medien bei der Wahl des amerikanischen Präsidenten Donald Trump. Mit seiner Wahl hatte niemand gerechnet oder rechnen wollen. Die Erfahrung zeigt – und hierauf basiert die moderne Zeitanalyse –, dass die Zukunft totale Offenheit, reine Möglichkeit und Unbestimmtheit bedeutet, deren Struktur sich nicht aus der Vergangenheit erschließen lässt, sondern von uns in jedem Augenblick neu gestiftet und gestaltet werden muss. Daher spricht man hier von Stiftung der Zukunft im Sinne von Gestaltung derselben. Die Struktur der zukünftigen Welt muss überhaupt erst ins Leben gerufen werden. Es ist mitnichten sicher, dass die Zukunft dieselbe Struktur hat wie die Vergangenheit. Die modernen Zeitanalysen, wie sie bei Heidegger und den Existenzialisten begegnen, sprechen daher von einer Entwurfstruktur. Geworfen ins Dasein, entwerfen wir uns ständig selbst in Bezug auf die Zukunft. ← 13 | 14 → Was wir aus unserem Leben machen, was wir mit unserem Schicksal anstellen, ist prinzipiell in unsere Verfügungsgewalt gegeben, freilich auch in unsere Verantwortung. Wir unterstehen keinem Determinismus, der a priori alles vorherbestimmte und regelte. In dieser Konzeption begegnet ein neues Menschen- und Weltbild, das den Menschen und seine Freiheit in den Mittelpunkt rückt, jenem Menschen, der aus dem traditionellen Denkkäfig des naturwissenschaftlich-deterministischen Denkens und dessen in sich geschlossenen Weltbildes herausgetreten ist. Freilich kann nicht verschwiegen werden, dass diese Konzeption, der zufolge der Mensch Herr der Zukunft ist, indem er sie gestaltet und bestimmt, nicht frei von der Gefahr einer Hybris und Selbstüberschätzung ist, die den Menschen zum alter deus und zweiten Schöpfer der Welt erhebt. Alle Weltauslegung einschließlich der Zeitvorstellung ist unsere Interpretation, ganz so wie Nietzsche in einem Aphorismus sagt: „Tatsachen gibt es nicht, nur Interpretationen“.5

Was hier am Spezialfall der Zukunft aufleuchtet, die absolute Offenheit, Unbestimmtheit und Unbestimmbarkeit der Zukunft, lässt sich, ad genus erweitert, auf die gesamte Zeit übertragen. Das habe ich mehrfach deutlich gemacht, indem ich die Zeitauffassung als ein Kulturprodukt beschrieb und damit ihre Relativität herausstellte. Das betrifft nicht nur die Zeitauslegung, sondern die Weltauslegung insgesamt.

Details

Seiten
204
Jahr
2017
ISBN (PDF)
9783631740422
ISBN (ePUB)
9783631740439
ISBN (MOBI)
9783631740446
ISBN (Paperback)
9783631740415
DOI
10.3726/b12882
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2017 (November)
Schlagworte
Gemeinnützigkeit Steuerrecht Stiftungsaufsicht Stiftungsrecht Wirtschaftsrecht
Erschienen
Frankfurt am Main, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2017. 204 S.

Biographische Angaben

Bernd Andrick (Band-Herausgeber:in) Matthias Gantenbrink (Band-Herausgeber:in) Axel Janitzki (Band-Herausgeber:in) Karlheinz Muscheler (Band-Herausgeber:in) Markus Schewe (Band-Herausgeber:in)

Die Herausgeber bilden den Vorstand von Fundare e.V.: Prof. Dr. Bernd Andrick ist Vorsitzender Richter am VG Gelsenkirchen. Dr. Matthias Gantenbrink ist Rechtsanwalt in Essen. Axel Janitzki ist Rechtsanwalt und Notar in Bochum. Prof. Dr. Karlheinz Muscheler ist Inhaber eines zivilrechtlichen Lehrstuhls an der Ruhr-Universität Bochum. Dr. Markus Schewe ist Rechtsanwalt und Notar in Essen.

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Titel: Die Stiftung
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