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Interkulturelles Zusammenleben in einer Ordensgemeinschaft am Beispiel der Steyler Missionare

von Peter Claver Narh (Autor:in)
©2019 Dissertation 258 Seiten

Zusammenfassung

Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen die Herausforderungen des interkulturellen Zusammenlebens, die in Interviews, welche der Autor mit Ordensbrüdern geführt hat, deutlich wurden. Er geht der Frage nach, wie mit Differenzen umgegangen wird, und formuliert als Ziel, einen sensiblen Ansatz zu entwickeln, in dem die Diversität von Kulturen ernst genommen und beachtet wird, um gegebene Differenzen in Kraftquellen für eine interkulturelle Gemeinschaft zu verwandeln.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Danksagung
  • Interkulturelles Zusammenleben in einer Ordensgemeinschaft – Geleitwort
  • 1. Einleitung
  • 1.1 Fragestellung
  • 1.2 Der Steyler Orden: Stifter und Geschichte
  • 1.3 Titel – Untersuchungsgegenstand
  • 1.4 Motivation und Absicht der Arbeit
  • 1.5 Konzeption
  • 1.6 Aufbau und Inhalt
  • 2. Empirische Perspektiven
  • 2.1 Einfluss der Entwicklungen der heutigen Zeit auf das Zusammenleben in einer Ordensgemeinschaft
  • 2.2 Interkulturalität: Konstitutionen & Dokumente des 17. Generalkapitels
  • 2.2.1 Interkulturalität als wichtiges Merkmal der SVD
  • 2.2.2 Interkulturalität und Gemeinschaftsleben in der SVD
  • 2.2.3 Interkulturalität in der Ausbildung der SVD
  • 2.3 Umfrage unter Steyler Missionaren
  • 2.3.1 Einführung in die Umfrage
  • 2.3.2 Methode und Leitfragen der Interviews
  • 2.3.3 Verdichtungsprotokolle der Interviews
  • 2.3.3.1 Yanto: Mitbrüder haben mehr Interesse aneinander, wenn ihre Beziehung zueinander eng ist
  • 2.3.3.2 Jakob: Ein anderer Mitbruder ist genauso Mensch wie ich
  • 2.3.3.3 Abiola: Interkulturalität ist für manche einheimische Mitbrüder das Einleben ausländischer Mitbrüder
  • 2.3.3.4 Hung: Ausländische Mitbrüder sollen sich in die deutsche Kultur und Gesellschaft integrieren
  • 2.3.3.5 Andreas: Trotz aller kulturellen Unterschiede ist es möglich, miteinander zu leben
  • 2.3.3.6 Simba: Mitbrüder sollen angenommen werden, wie sie sind
  • 2.3.3.7 Dodong: Aufgeschlossenheit ist wichtig für interkulturelles Zusammenleben
  • 2.3.3.8 Jan: Das interkulturelle Leben klappt besser, wenn Mitbrüder in der gleichen Situation sind
  • 2.3.3.9 Aubameyang: Es ist wichtig, die einheimische Kultur kennenzulernen und wahrzunehmen
  • 2.3.3.10 Thao: Es ist wichtig, sich für das Anderssein der Mitbrüder zu interessieren
  • 2.3.3.11 Dieter: Es ist wichtig, Interkulturalität programmatisch anzugehen
  • 2.3.3.12 Kamon: Interkulturalität und Einleben sollen parallel laufen
  • 2.4 Thematisch geordnete Ergebnisse
  • 2.4.1 Positive Erfahrungen mit interkulturellem Zusammenleben in der SVD
  • 2.4.2 Einführung in interkulturelles Zusammenleben
  • 2.4.3 Interesse an der Kultur der Mitbrüder
  • 2.4.3.1 Haben ausländische Mitbrüder Interesse an der deutschen Kultur?
  • 2.4.3.2 Haben Mitbrüder grundsätzliches Interesse an den Kulturen anderer Mitbrüder?
  • 2.4.4 Werden andere Kulturen in das Zusammenleben einbezogen?
  • 2.4.5 Herausforderungen im interkulturellen Zusammenleben
  • 2.4.6 Mögliche Hilfen für Mitbrüder beim interkulturellen Zusammenleben
  • 2.4.7 Vorschläge der Mitbrüder
  • 2.5 Analyse der Umfragen
  • 2.5.1 Erfahrungen mit interkulturellem Zusammenleben
  • 2.5.2 Einführung in die Kultur vor Ort und in interkulturelles Zusammenleben
  • 2.5.3 Interesse an Kulturen
  • 2.5.4 Einbeziehung anderer Kulturen
  • 2.5.5 Mögliche Hilfen für Mitbrüder beim interkulturellen Zusammenleben
  • 2.5.6 Vorschläge und Wünsche der Mitbrüder zum interkulturellen Zusammenleben
  • 2.6 Zusammenfassung und Ausblick
  • 3. Psychologische Perspektiven
  • 3.1 Mensch und Kultur
  • 3.1.1 Kultur
  • 3.1.2 Kollektivismus versus Individualismus
  • 3.1.3 Entwicklung eines Selbstbildes
  • 3.1.4 Kultur und Persönlichkeit
  • 3.1.5 Der Mensch und seine Wahrnehmung
  • 3.2 Interkulturelle Begegnung
  • 3.2.1 Ethnozentrismus
  • 3.2.2 Diversität
  • 3.2.3 Leben in einer neuen Kultur
  • 3.2.4 Sprache und Kommunikation
  • 4. Soziologische Perspektiven
  • 4.1 Herausforderungen bei der Begegnung mit anderen Kulturen
  • 4.1.1 Interkulturalität
  • 4.1.2 Fremdheit
  • 4.1.3 Vorurteile
  • 4.1.4 Komplexität der Vorstellungen vom Anderen
  • 4.2 Interkulturelle dynamische Prozesse
  • 4.2.1 Begegnung verschiedener Kulturen
  • 4.2.2 Von kulturellen Differenzen zur Dynamik interkultureller Sichtweisen
  • 4.2.3 Interkulturelle Kompetenz
  • 4.2.4 Bausteine eines interkulturellen Zusammenlebens
  • 4.2.5 Interkulturelle Kommunikation
  • 5. Theologische Perspektiven
  • 5.1 Bibel und Interkulturalität
  • 5.1.1 Spuren der Interkulturalität in der Bibel
  • 5.1.2 Biblisch-ethische Grundlagen für ein interkulturelles Zusammenleben
  • 5.2 Interkulturalität und Kirche heute
  • 5.2.1 Interkulturelle Theologie
  • 5.2.2 Interkulturelle Seelsorge
  • 5.2.3 Migration und Interkulturalität in der Kirche
  • 5.2.4 Heimat und Heimweh in der Migrantenpastoral
  • 5.2.5 Begegnung mit dem Fremden
  • 5.2.6 Sprache im interkulturellen Dialog
  • 5.2.7 Förderung von Integration und Gestaltung von Zusammenleben
  • 6. Mögliche Schritte für das interkulturelle Zusammenleben in einer Ordensgemeinschaft
  • 6.1 Positiver Umgang mit Diversität
  • 6.2 Umgang mit Differenzen innerhalb einer interkulturellen Gemeinschaft
  • 6.3 Interkulturelle Begegnung in einer Ordensgemeinschaft
  • 6.4 Vermeidung von Ethnozentrismus und Diskriminierung in einer Ordensgemeinschaft
  • 6.5 Ermutigung zum interkulturellen Dialog
  • 6.6 Reflexion
  • Literaturverzeichnis
  • Kirchliche und Steyler Dokumente
  • Bücher und Artikel
  • Reihenübersicht

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Danksagung

Zunächst möchte ich Gott danken, dass er mir während meines ganzen Studiums die notwendige Kraft gegeben hat, die ich für diese Arbeit brauchte.

Ein besonderer Dank gebührt meinem Moderator Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Klaus Kießling für seine Betreuung während der Erarbeitung dieser Dissertation und für seine klaren und beeindruckenden Ideen, die mir einen kritischen Zugang zu diesem Thema gegeben und mich stets vorangebracht haben. Es war eine große Bereicherung für mich, mit Prof. Kießling arbeiten zu dürfen.

Ebenfalls gilt mein Dank Frau Angelika Striegel, Frau Maria Winkelmeier, Prof. Dr. Eckhard Jaschinski SVD und Pater Manfred Krause SVD, die die mühevolle Arbeit des Korrekturlesens auf sich genommen haben.

Des Weiteren möchte ich meinem Orden, der Societas Verbi Divini (SVD), für die Ermöglichung dieser Forschung danken; erwähnen möchte ich den damaligen Provinzial, Prof. Dr. Bernd Werle SVD, seinen Nachfolger, Dr. Ralf Huning SVD, und unseren jetzigen Provinzial Prof. Dr. Martin Üffing SVD für deren Unterstützung.

Darüber hinaus möchte ich meiner Mutter Mrs. Cecilia Maku Narh, meinem Vater Mr. Charles Kwesi Narh und meinen Geschwistern Dr. Raymond Narh, Sylvester Narh, Pius Narh, Emmanuel Narh und Sheila Narh für ihre moralische Unterstützung danken.

Schließlich bedanke ich mich bei allen weiteren Familienmitgliedern, allen Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich studiert habe, und bei allen Freunden, die mich während meines Studiums begleitet haben. ← 9 | 10 →

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Interkulturelles Zusammenleben in einer Ordensgemeinschaft – Geleitwort

Interkulturalität darf nicht nur deswegen als Qualitätsmerkmal der Societas Verbi Divini gelten, also der nach ihrem niederländischen Gründungsort Steyl benannten Ordensgemeinschaft, weil deren Mitglieder in allen Kontinenten präsent und missionarisch tätig sind, sondern vorrangig aufgrund ihres ausdrücklichen Bestrebens, die Kommunitäten der Steyler Missionare international und interkulturell zusammenzusetzen. Dieses Anliegen, das sich auf das gemeinsame Leben und Arbeiten im Orden, aber auch schon auf die darauf vorbereitende Ausbildung und ihre Konzeption bezieht, bricht sich sowohl in den Konstitutionen der Gesellschaft des Göttlichen Wortes als auch in den Dokumenten des Generalkapitels des Ordens Bahn, welches im Jahr 2012 in Rom stattfand. Vor diesem Hintergrund stehen im Zentrum dieser Studie Fragen des interkulturellen Zusammenlebens, die Peter Claver Narh am Beispiel seiner eigenen Gemeinschaft untersucht, gleichwohl getragen von der Zuversicht, dass daraus resultierende Perspektiven und Impulse auch anderen Orden und ihrer Entwicklung zugutekommen.

Wie lassen sich Differenzen in Kraftquellen verwandeln?

Geleitet von der These, dass interkulturelles Zusammenleben nicht gleichsam naturwüchsig entstehe und gelinge, sondern eigener Lernprozesse und der steten Pflege bedürfe, widmet sich Peter Claver Narh diesen Fragen: „Wie kann kulturelle Diversität in einer Ordensgemeinschaft gestaltet werden? Wie gehen Ordensleute mit Differenzen um? Worauf sollen Ordensleute Rücksicht nehmen, wenn sie mit Mitgliedern ihres Ordens aus anderen Kulturen zusammenleben? Welche Faktoren und Bedingungen trugen bisher zum guten Miteinander unter den Steyler Missionaren bei, welche haben es möglicherweise erschwert?“

Um diesen Fragen nachzugehen, entwickelt und gestaltet Peter Claver Narh vier Zugänge zu seinem Thema, einen empirischen, einen psychologischen, einen soziologischen und einen theologischen. Diese legt er in vier Kapiteln vor, die wiederum von einer Einleitung sowie von Vorschlägen zum interkulturellen Zusammenleben in einer Ordensgemeinschaft gerahmt sind, wie sie sich aus den zuvor erarbeiteten und dokumentierten Befunden ergeben.

In der Einleitung (Kapitel 1) steckt Peter Claver Narh den Rahmen seiner Untersuchung ab, auch nennt er seine Motive für die getroffene Themenwahl und ← 11 | 12 → formuliert als Ziel, „einen sensiblen Ansatz zu entwickeln, in dem die Diversität von Kulturen ernst genommen und beachtet wird, um gegebene Differenzen in Kraftquellen für eine interkulturelle Gemeinschaft zu verwandeln“.

Empirische Perspektiven

Empirische Perspektiven tun sich in Kapitel 2 auf. Die Studie konzentriert sich auf Kommunitäten Steyler Missionare in Deutschland und widmet sich nicht den anderen Gemeinschaften der Steyler Ordensfamilie, also weder den Steyler Missionsschwestern der Congregatio Servarum Spiritus Sancti, die sich in über 40 Ländern insbesondere für Frauen einsetzen, noch den Steyler Anbetungsschwestern der Congregatio Servarum Spiritus Sancti de Adoratione Perpetua, die die Mission durch ihr Gebet fördern.

Die Gruppe der Befragten setzt Peter Claver Narh so zusammen, dass ein möglichst großes Spektrum an Erfahrungen zum Tragen kommen kann. Es handelt sich daher um Steyler Missionare, die in ihrem Lebensalter stark variieren, aus verschiedenen Herkunftsländern und Kulturen stammen, teilweise auf langjährige, teilweise auf zeitlich gut überschaubare Deutschlanderfahrung rekurrieren und mitunter bereits in anderen Provinzen ihres weltweit tätigen Ordens interkulturelle Erfahrungen sammeln konnten.

Für die Erhebung, die Aufbereitung und die Auswertung seiner Daten orientiert sich Peter Claver Narh an einem sozialwissenschaftlich und inzwischen auch praktisch-theologisch vielfach bewährten personzentrierten Verfahren, das Inghard Langer entwickelte und in der qualitativ-empirischen Forschung etablierte. Aus den insgesamt zwölf leitfadengestützten Interviews entstehen anonymisierte Verdichtungsprotokolle. Quer zu den Einzelportraits werden die Befunde hernach nach Themen geordnet, bevor diese einer Analyse unterzogen werden, in der nicht mehr ausschließlich die Interviewpartner zu Wort kommen, sondern auch der Forscher selbst: „Festzustellen ist, dass der Orden viele schriftliche Dokumente zum Thema interkulturelles Zusammenleben hat, jedoch bis zum Zeitpunkt der Interviews (2014) dieses Thema in der Praxis wenig thematisch umgesetzt hat.“ Zugleich wird deutlich, dass nicht allein die Ordensleitung, sondern auch viele Mitbrüder des Forschers an einer engagierten Förderung ihres interkulturellen Zusammenlebens stark interessiert sind.

Psychologische und soziologische Perspektiven

Fachspezifische Zugänge zum Thema schließen sich an: Psychologische Perspektiven machen den Anfang. Kapitel 3 setzt mit dem Begriff einer Kultur ein, die all ← 12 | 13 → das umfasst, was uns Menschen zu Menschen macht, differenziert insbesondere zwischen kollektivistischen und individualistischen Kulturen und fragt nach dem Zusammenspiel der jeweiligen Kultur mit der Entwicklung menschlicher Selbstbilder, der Persönlichkeit und der Wahrnehmung. Hernach widmet sich Peter Claver Narh interkulturellen Phänomenen: dem Ethnozentrismus, der charakteristischerweise von kulturell geprägten, als solchen aber nicht hinterfragten Selbstverständlichkeiten aus- und mit einem Überlegenheitsgefühl der eigenen Kultur einhergeht; der Diversität einer Gruppe, deren Maß an Buntheit an der Ausprägung der Unterschiedlichkeit ihrer Mitglieder hängt; dem Leben in einem Gastland und den damit zusammenhängenden interkulturellen Lernprozessen; dem Zueinander von Sprache und Kultur.

Soziologische Perspektiven folgen in Kapitel 4. Einleitend grenzt Peter Claver Narh Interkulturalität gegenüber Multi- und Transkulturalität ab, bevor er dem dabei zentralen Phänomen der Fremdheit nachgeht sowie nach Vorurteilen und überhaupt nach den „Vorstellungen vom Anderen“ fragt, die das Zueinander, Miteinander und Gegeneinander im interkulturellen Zusammenleben entscheidend prägen. Dieses setzt auf dynamische Lernprozesse, die sich kulturellen Differenzen verdanken und auf interkulturelle Kompetenz zielen. Letztere hat sich in der verbalen und der nonverbalen Kommunikation zu bewähren, Bausteine interkulturellen Zusammenlebens werden vorgelegt.

Theologische Perspektiven

Theologische Perspektiven bietet Kapitel 5. Peter Claver Narh folgt zunächst biblischen Spuren von Interkulturalität, indem er Entwicklungen nachzeichnet, die er mit zentralen Figuren des Alten und des Neuen Testaments verbindet, bevor er im Anschluss an Theo Sundermeier Gott als fremden Gott, Jesus Christus als fremden Gast und den Heiligen Geist als Fremdenführer ins Spiel bringt und in der Auseinandersetzung mit biblischen Texten Grundlagen für interkulturelles Zusammenleben erarbeitet. Im Anschluss daran geht es Peter Claver Narh um das gegenwärtige und zukünftige Zueinander von Theologie, Kirche und Interkulturalität. Dabei fokussiert er nicht allein das Zusammenleben in einer Ordensgemeinschaft, vielmehr weitet er den Blick auf interkulturelle Herausforderungen der Pastoral, denen sich Steyler Missionare ebenfalls stellen, getreu dem Wort des früheren Generaloberen Antonio Pernia: „We are not learning interculturality for the sake of community life only, but mainly for our participation in God’s mission.“ Dabei geht es insbesondere um Migrationsbewegungen und um Fragen der Integration, die nicht etwa auf „die traditionelle Leitkultur der Einheimischen“ zielt, sondern auf Unversehrtheit ausgerichtet ist: „Durch ← 13 | 14 → Zuwanderung wird die bestehende Gesellschaft versehrt – durch Integration wird die Unversehrtheit wiederhergestellt.“

„Recht auf Differenzen“ und „Recht auf Gleichheit“

Mögliche Schritte für das interkulturelle Zusammenleben in einer Ordensgemeinschaft (Kapitel 6) bilden den Abschluss dieser Untersuchung. Dazu zählen der Umgang mit Diversität, der ein „Recht auf Differenzen“ ebenso zur Geltung bringt wie ein „Recht auf Gleichheit“, weitere differenzpädagogische Herausforderungen und dadurch initiierte Bildungsprozesse, insbesondere ein Habitus, der von Akzeptanz geprägt ist, ohne Annehmen und Gutheißen miteinander zu verwechseln, sowie ein interkultureller Dialog, der in das geistliche Leben der Steyler Missionare eingebettet ist und schon in der Ausbildung der Ordensleute einsetzt.

Würdigung

Die Untersuchung folgt einem klaren und klugen Aufbau, indem Peter Claver Narh die Befragung seiner Mitbrüder zum interkulturellen Zusammenleben an den Anfang stellt und die damit verbundenen empirischen Perspektiven durch psychologische, soziologische und theologische Zugänge zum Thema ergänzt. Diese werden jeweils eigenständig präsentiert, sodass sich insgesamt vier einschlägige Quellen mit je eigenem Gewicht auftun, aus denen der Forscher schöpft. Dafür, dass die konsequent gewahrte Autonomie der einzelnen Disziplinen gleichwohl ein Gesamtwerk entstehen lässt, sorgt er dadurch, dass er mit dem eröffnenden und dem bündelnden Kapitel einen Rahmen setzt, innerhalb dessen die Kapitel 2–5 nicht nur Raum finden, sondern durch zahlreiche Binnenverweise miteinander verwoben sind.

Living human documents als empirische Quellen

Die wie geschildert nach kontrastierenden Kriterien ausgewählten Ordensmänner erweisen sich in ihrer Pluralität als facettenreiche living human documents, um die berühmte Wendung von Anton Boisen aus den Anfängen der Pastoralpsychologie aufzugreifen. Zu einer echten Quelle werden sie auch dadurch, dass Peter Claver Narh sie gekonnt personzentriert befragt und in charakteristischen Originaltönen zu Wort kommen lässt, die nicht nur die Verdichtungsprotokolle bereichern, welche dadurch an Plastizität und Aussagekraft gewinnen, sondern auch die Überschriften der Einzelportraits prägen. Diese ← 14 | 15 → knappen personbezogenen Bündelungen lassen sowohl Gemeinsames als auch Spezifika der einzelnen Befragten deutlich werden, sodass sich die thematische Strukturierung leicht vornehmen lässt. Auch bei diesem Schritt versteht sich der Forscher konsequent als Anwalt der Befragten, bevor er deren Daten einer eigenen Analyse unterzieht und gleichsam selbst zu Wort kommt.

Er bezeichnet seine in der humanistisch-psychologischen Tradition Inghard Langers stehende empirische Studie mit Recht als ein hypothesengenerierendes Verfahren, und in der Art und Weise der Erhebung, der Aufbereitung und der Auswertung seiner Daten wird er den damit verbundenen Ansprüchen gerecht.

Fachspezifische Einsichten als weitere Quellen

Die drei fachspezifischen Zugänge zum Thema orientieren sich an einschlägiger Literatur, dokumentieren zentrale Einsichten zu grundlegenden Fragen der Interkulturalität und stellen darüber hinaus immer wieder klare Bezüge zum Miteinander in Ordensgemeinschaften und zu den empirischen Befunden her.

Psychologische Differenzierungen, etwa individualistischer und kollektivistischer Kulturen, wirken orientierend. Auch die soziologischen Begriffsklärungen und die damit einhergehenden Perspektiven sind klar präsentiert, beim Phänomen der Fremdheit auch unter Rückgriff auf philosophische Quellen.

In den explizit theologischen Bezügen bezieht Peter Claver Narh deutlich und begründet Position. Inhaltlich klingt dank der für Interkulturalität zentralen Auseinandersetzung mit Fremden und Fremdem auch an, dass Theologie und Pastoral durch das Phänomen der Fremdheit nicht erst dann herausgefordert werden, wenn globale Migrationsbewegungen sie dazu veranlassen; vielmehr ist christliche Theologie damit in ihrer eigenen Mitte konfrontiert, wenn sie nach dem unbegreiflichen Gott fragt, der Nähe schenkt, sich aber auch entzieht und in diesem Sinne fremd bleibt. Auf diese Zusammenhänge macht Peter Claver Narh mit Recht aufmerksam.

Details

Seiten
258
Jahr
2019
ISBN (PDF)
9783631777800
ISBN (ePUB)
9783631777817
ISBN (MOBI)
9783631777824
ISBN (Hardcover)
9783631777763
DOI
10.3726/b15065
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2018 (Dezember)
Schlagworte
Diversität Dialog Ordensleben Fremdkultur Migration Kommunikation
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2019. 255 S., 1 farb. Abb., 3 s/w Abb., 4 Tab.

Biographische Angaben

Peter Claver Narh (Autor:in)

Peter Claver Narh hat Supervision und Beratung studiert, die Promotion erfolgte im Fach Pastoralpsychologie. Er ist zuständig für Neumissionare und die Ausbildung der Steyler Missionare in Deutschland.

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