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Die Hochzeit des Königs

Exegetisch-theologische Untersuchungen zu Psalm 45

von Konrad Kremser (Autor:in)
©2019 Dissertation 352 Seiten

Zusammenfassung

Zu Psalm 45 existieren zwei große Interpretationslinien: die historische Interpretation, die ihn als altes Königslied versteht, und die literaturwissenschaftliche Interpretation, die den Psalm als spätnachexilischen weisheitlichen Text liest. Der Autor folgt vorwiegend dem literaturwissenschaftlichen Ansatz. Durch eine genaue Analyse der verwendeten Stichwörter zeigt er, dass Psalm 45 nicht zufällig an seiner jetzigen Stelle im Psalter steht. Psalm 45 greift die Ehemetaphorik der Propheten auf und führt sie weiter. Er versteht den König nicht als historische Gestalt, sondern als zukünftigen Heilsbringer. Gute Gründe sprechen dafür, dass Psalm 45 das Bindeglied zwischen der Ehemetaphorik bei den Propheten und dem Hohelied darstellt.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Vorwort
  • Inhaltsverzeichnis
  • Abkürzungsverzeichnis
  • 1) Text und Übersetzung
  • 2) Einleitung
  • 3) Überblick über die Forschungsgeschichte
  • a) Einleitung
  • b) Die historische Auslegung
  • c) Die metaphorische Auslegung
  • d) Zwei Arbeiten aus der jüngsten Zeit19
  • e) Zusammenfassung
  • 4) Methode
  • 5) Textkritik
  • a) Überlieferungen außerhalb alttestamentlicher Bibelhandschriften
  • b) Die textkritischen Anmerkungen der BHS und der Septuaginta Deutsch
  • c) LXX – MT – Hieronymus im Vergleich
  • 6) Motivkritik
  • a) Das Motiv der Heiligen Hochzeit
  • b) Das Motiv des königlichen Helden
  • c) Beschreibt Psalm 45 eine Hochzeit?
  • d) Beschreibt Psalm 45 eine Inthronisation?
  • 7) Form- und Gattungskritik
  • a) Problemstellung
  • b) Hermann Gunkel – Lieder für judäische Herrscher
  • c) Pius Drijvers – Zweifacher Schriftsinn
  • d) Frank Crüsemann – Jahwe-anredender Hymnus eines Einzelnen
  • e) Martin Leuenberger – Konzeptionelle Leitpsalmen
  • f) Markus Saur – Protomessianische Königsideologie
  • g) Zu welcher Gattung gehört Psalm 45?
  • 8) Datierung
  • 9) Poetologische Analyse
  • a) Einleitung
  • b) Das Schriftbild
  • c) Homoioteleuta
  • d) Satzarten
  • e) Personenkonstellationen
  • f) Schlüsselbegriffe
  • g) Ergebnis der poetologischen Analyse
  • 10) Intertextualität
  • a) Einleitung: Was meint Intertextualität?
  • b) Semantische Analyse
  • c) Psalm 45 als Teil des Psalters
  • d) Thematische Verbindungen zu anderen alttestamentlichen Texten
  • 11) Einzelauslegung664
  • a) Vers 1
  • b) Vers 2
  • c) Vers 3
  • d) Vers 4
  • e) Vers 5
  • f) Vers 6
  • g) Vers 7
  • h) Exkurs: Der König
  • i) Vers 8
  • j) Vers 9–10a
  • k) Vers 10b
  • l) Vers 11
  • m) Vers 12
  • n) Vers 13
  • o) Exkurs: Die Tochter
  • p) Vers 14–15aα
  • q) Vers 15
  • r) Vers 16
  • s) Vers 17
  • t) Vers 18
  • u) Fazit
  • 12) Rezeption und Interpretation bei den Kirchenvätern
  • a) Einleitung
  • b) Die Ursprünge der christologischen Interpretation
  • c) Überblick über die Texte
  • d) Kommentare
  • e) Psalmenzitate
  • Exkurs: Der Targum zu Psalm 45
  • 13) Zusammenfassung
  • Tabellenverzeichnis
  • Literaturverzeichnis
  • Schriftstellenverzeichnis:

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2) Einleitung

Psalm 45 heißt so nach der Zählung der hebräischen Bibel. In der Septuaginta (LXX) und der Vulgata (Vg) wird er als Psalm 44 gezählt. Er gehört zur Ersten Korachpsalmengruppe (Ps 42–49) im zweiten Psalmenbuch (Ps 42–72). Die Erste Korachpsalmengruppe ist Teil einer konzentrischen Struktur, welche sich über das ganze zweite und dritte Psalmenbuch erstreckt.1

Zu Ps 45 gibt es zwei große Auslegungsrichtungen: die eine deutet den Psalm historisch, die andere metaphorisch. Die vorliegende Arbeit folgt der These, dass es sich bei Ps 45 um einen metaphorischen Text handelt. Durch eine genaue Analyse der poetischen Form und des verwendeten Vokabulars soll gezeigt werden, dass Ps 45 nicht zufällig an seiner jetzigen Stelle im Psalter steht. Ps 45 greift die Ehemetaphorik der Propheten (Jes 54–55; Ez 16; Hos) auf und führt sie weiter. Er spielt aber auch auf zahlreiche andere alttestamentliche Stellen an und macht damit deutlich, dass er den König nicht als historische Gestalt, sondern als zukünftigen Heilsbringer versteht. Innerhalb der ersten Korachpsalmengruppe erfüllt Ps 45 eine wichtige Funktion, weil sich von Ps 44 zu Ps 45 der Umschlag von der Klage zur Rettung ereignet. Als Königspsalm zeigt Ps 45 das typische Miteinander und Ineinander theokratischer und protomessianischer Vorstellungen. Es gibt auch gute Gründe anzunehmen, dass Ps 45 das Bindeglied zwischen der Ehemetaphorik bei den Propheten und dem Hohelied darstellt.

Zunächst soll ein Überblick über die Forschungsgeschichte der letzten 150 Jahre gegeben werden, in der sich die beiden Auslegungsrichtungen (die historische und die metaphorische) deutlich abzeichnen. Nach einem textkritischen Teil folgen Motivkritik und Gattungskritik. Dass die Motivkritik der Gattungskritik vorausgeht, hat inhaltliche Gründe, denn es wird sich zeigen, dass Ps 45 im strengen Sinn gar keiner Gattung zugehört. Die Gattung Königspsalmen (wenn man sie denn als Gattung bezeichnen will) zeichnet sich nicht durch eine gemeinsame Form aus, sondern durch ein gemeinsames Motiv. Eine eigenständige Gattung Hochzeitslied lässt sich im Alten Testament nicht nachweisen – Ps 45 wäre das einzige Exemplar dieser Gattung. Die Bezeichnung als Hochzeitslied ist ebenfalls einem Motiv geschuldet, das der Psalm aufgreift. Auf ←15 | 16→die Datierung folgt eine poetologische Untersuchung des Psalms. Diese ist von besonderer Bedeutung, da sich hartnäckig die These hält, der Psalm sei aus zwei Teilen (einem Königslied und einem Brautlied) zusammengesetzt. Es folgt dann ein Kernstück dieser Arbeit: die intertextuelle Analyse. Es wird sich zeigen, dass Ps 45 auf zahlreiche andere alttestamentliche Texte Bezug nimmt. Ps 45 gehört zur Gruppe der Korachpsalmen. Da Königspsalmen und Korachpsalmen keine Psalmengattungen im klassischen Sinn sind, die Zugehörigkeit zu diesen beiden Gruppen jedoch für die Deutung des Ps 45 von höchster Bedeutung ist, wird diese Frage in einem eigenen Kapitel Psalm 45 als Teil des Psalters behandelt. Das Kapitel Thematische Verbindungen steht an seiner jetzigen Stelle (und nicht bei der Motivkritik), weil es die Ergebnisse der intertextuellen Analyse aufgreift und anwendet. Bei der Einzelauslegung wird schließlich der Versuch unternommen, die beiden wichtigsten Fragen, die sich bei Ps 45 stellen, zu beantworten: Wer ist der König?, und: Wer ist die Königstochter?

Am Ende wird die Rezeption bei den Kirchenvätern vorgestellt (einschließlich eines kurzen Blicks auf die spätantike jüdische Rezeption), womit sich der Kreis zum Anfang dieser Arbeit (der Forschungsgeschichte) schließt, da die patristische Auslegungstradition bis zum Beginn der modernen Exegese vorherrschend geblieben ist.


1 Korachpsalmen 42–49; Asafpsalm 50, Davidpsalmen 51–72; Asafpsalmen 73–83; Korachpsalmen 84–89; vgl. Erich Zenger/Frank-Lothar Hossfeld, Das Buch der Psalmen, in: Erich Zenger/Christian Frevel (Hg.), Einleitung in das Alte Testament (KStTh 1/1). Stuttgart 92016, 439.

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3) Überblick über die Forschungsgeschichte

a) Einleitung

In diesem Kapitel soll anhand einiger exemplarischer Kommentare die Forschungsgeschichte zu Ps 45 seit dem späten 19. Jahrhundert in einem Überblick dargestellt werden. Die Reihenfolge der vorgestellten Kommentare ist nicht streng chronologisch, da nicht immer die erste Auflage benutzt wurde. Es handelt sich dabei um einzelne Aufsätze oder um Kommentare, die Teil eines umfassenden Kommentars zum Alten Testament sind. Zwei Hauptrichtungen werden sichtbar: eine historische Richtung und eine metaphorische Richtung. Die historische Auslegung sieht in Ps 45 ein altes Königshochzeitslied, das seinen Sitz im Leben in einem Ritual der Königszeit hat. Die metaphorische Auslegung versteht Ps 45 als nachexilisches Produkt, das auf ältere Texte zurückgreift, aber in seiner Endgestalt erst lange nach dem Ende der Königszeit entstanden ist. Der König ist deshalb kein historischer König, sondern ein für die Zukunft erwarteter messianischer Heilskönig. Während die historische Interpretation lange Zeit als etabliert und unumstritten galt und vor allem in Kommentaren Niederschlag gefunden hat, wurde die metaphorische Auslegung auch in Aufsätzen entwickelt.

Dass im Folgenden keine englischsprachigen Kommentare vorgestellt werden, liegt daran, dass sich diese bei der Auslegung von Ps 45 nicht wesentlich von der historischen Auslegungsrichtung der deutschsprachigen Kommentare unterscheiden. Wo sie später für spezielle Fragen von Interesse sind, wird natürlich auf sie verwiesen.

Details

Seiten
352
Jahr
2019
ISBN (PDF)
9783631789988
ISBN (ePUB)
9783631789995
ISBN (MOBI)
9783631790007
ISBN (Hardcover)
9783631789964
DOI
10.3726/b15740
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (Dezember)
Schlagworte
Bibelwissenschaft Exegese Altes Testament Psalter Intertextualität
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, 2019., 352 S., 38 Tab.

Biographische Angaben

Konrad Kremser (Autor:in)

Konrad Kremser studierte Katholische Theologie an der Universität Wien und promovierte ebendort als Stipendiat der Österreichischen Akademie der Wissenschaften im Fachbereich Altes Testament. An der École biblique et archéologique française de Jérusalem forschte er zu Psalm 45.

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