Plädoyer für das Leben
Philosophisch und theologisch
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Manfred Balkenohl
Menschenwürde und Lebensrecht 31
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31 Menschenwürde und Lebensrecht Es ist sowohl rechtlich als auch theologisch schwierig, den Begriff Men- schenwürde zu erfassen. Vor dem Inkrafttreten des Grundgesetzes ist der Terminus in Gesetzestexten nicht verwendet worden. Dem Inhalt nach ist das mit Menschenwürde Gemeinte jedoch nicht neu. Bereits in der Renaissance hatte u. a. Giovanni Pico della Mirandola (1463-1494) in seiner berühmten Rede über die Würde des Menschen (oratio de homi- nis dignitate) die Frage nach dem Wesen, den Fähigkeiten und Möglich- keiten des Menschen, seiner Stellung und Aufgabe in der Welt sowie seiner Würde und Willensfreiheit gestellt. Obgleich die Rede niemals gehalten worden ist, weil der Kongress der europäischen Philosophen, zu dem Pico eingeladen hatte, nicht stattfinden durfte, so übte die Idee der Menschenwürde doch schon seit langem einen unterschwelligen Einfluss aus. Sie führte schließlich dazu, sie als Grundlage von Rechten und Pflich- ten, ja als Basis, Nährboden und Wurzelgrund von Menschenrechten sowie des gesamten freiheitlichen und humanitären Völkerrechts zu verstehen. Was ist Menschenwürde? Man muss sie vor allem verstehen als das höchste Prädikat des Menschen und für den Menschen. Sie ist eine Aussage über dessen einzigartigen Rang; sie ist eine Formel für seinen absolut inneren Wert, denn der Mensch ist ausgestattet mit einzigartigen Qualitäten. An der Spitze unserer Verfassung ist Menschenwürde sowohl Be- kenntnis als auch rechtliche Markierung für den Wert, den die Verfas- sung dem Menschen beimisst. Sie ist...
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