Der Geist der Freude
Studien zu den Vorlagen, zur Textgestaltung und zu den Konzeptionen der Jugendwerke des «anderen» Goethe
Jochen Bertheau
V. Die königliche Einsiedlerin
Extract
A. Bedeutung Zwei Textstücke aus diesem „heroischen Schäferspiel“ hat Goethe als Reste eines Werks angeblich von Wilhelm Meister in der Sendung zitiert und damit dem Gedächtnis überliefert, wie zuvor Teile aus Belsazer. Diese Teile stehen aber nicht mehr in der traditionellen Versform auch des Schäferspiels, im Alexandriner, sondern im Blankvers, allerdings noch gereimt wie der Alexandriner. Metrisch stimmen sie also mit dem fünften Akt des Belsazer nach dem Vorbild Shakespeares überein. Jedenfalls war Goethe der Ansicht, diese beiden Textstücke müssten überliefert werden. Das erste Textstück161 ist ein Eingangsmonolog der Heroine, in freier Natur, wie es sich bei einem Schäferspiel gehört. Das zweite Textstück trägt Mignon an anderer Stelle162 als gesungenes Lied in drei Strophen (drei durch Spatien getrennte Vierzeiler) vor. Die Forschung hat bisher rein gefühlsmäßig entschieden, das sei ein direkt für die Situation Mignons gedichtetes Lied, und die Zuweisung zur Königlichen Einsiedlerin sei nur fiktiv. Da aber das Versmaß im wesentlichen mit dem des ersten Textstücks übereinstimmt, darf das bezweifelt werden, zumal nicht vorstellbar ist, welches Geheimnis Mignon auf Grund eines Eides nicht mitteilen dürfe. Der hohe poetische Reiz auch dieses „Lieds“ hat Komponisten mehrfach zur Vertonung angeregt, es gehört zum festen Bestand der großen Goethe-Gedichte. Man weiß ohnehin nicht, ob Goethe dieses Drama vollendet hat und nach Aussortierung der beiden Textstücke für die Sendung das Manuskript wie andere vernichtet hat. B. Vorlagen 1. Rollis Arie Vorlage...
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