Der Geist der Freude
Studien zu den Vorlagen, zur Textgestaltung und zu den Konzeptionen der Jugendwerke des «anderen» Goethe
Jochen Bertheau
XI. Die sogenannten Fasnachtsspiele
Extract
A. Bedeutung Goethe schrieb in seiner Jugendzeit (ob man nun diese schon 1775 oder später enden lassen will) eine große Reihe von Kurzdramen. Viele davon sind im Knittelvers der Nürnberger Fasnachtsspiele gehalten, aber da muss man gehörig differenzieren, haben doch Herausgeber selbst das Epos Der ewige Jude bei den Fasnachtsspielen veröffentlicht. Auch andere Versformen (freie Jamben) oder Prosa geben keine Handhabe zur Einordnung. Maßgeblich müsste eine für sich stehende Fiktion sein, die in Diatriben wie Götter, Helden und Wieland oder im Prolog zu den neuesten Offenbarungen Gottes natürlich fehlt. Außerdem schrieb Goethe vor 1775 zwei, danach noch mehrere andere Singspiele, die allein gesehen seinen Ruhm nicht weiter befördern würden. Drei Titel bleiben also übrig, die größeres Interesse verdienen. Zwei davon sind Fragmente, Hanswursts Hochzeit und das Jahrmarktsspiel zu Plundersweilern; der Pater Brey ist abgeschlossen und entspricht am ehesten einem Fasnachtsspiel. 1774 wollte Goethe vier Werke im Zusammenhang mit einem eigenen Prolog Neueröffnetes moralisch-politisches Puppenspiel veröffentlichen. Dabei fehlen in Plundersweilern die Akte III bis V des Esther- Spiels, bei Des Künstlers Erdenwallen fehlt noch Des Künstlers Vergötterung. Wäre Hanswursts Hochzeit nach zweimaligem Anlauf in einer kaum zu erratenden Form fertiggeworden, hätte Goethe diese zwanglos seiner Serie anschließen können. Zum Singspiel Claudine von VillaBella in der zweiten, klassischen Version hat Schubert eine Musik geschrieben, die aber zur Hälfte wieder verlorenging. Den Pater Brey hat der Verfasser dieser Studie...
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