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Die Querverweise im Pentateuch

Überlieferungsgeschichtliche Untersuchung der expliziten Querverbindungen innerhalb des vorpriesterlichen Pentateuchs

von Rainer Kessler (Autor:in)
©2015 Monographie 325 Seiten

Zusammenfassung

Wie ist der Pentateuch, sofern er nicht zur Priesterschrift gehört, entstanden? Wurden durchlaufende Quellen kombiniert? Oder wurden kleinere Einheiten zu größeren Blöcken zusammengefügt, bis schließlich redaktionelle Stellen den Pentateuch als Ganzen überblicken? Die hier erstmals im Druck vorliegende Untersuchung von 1972 – «aus der ganz frühen Phase der kritischen Anfragen an die bis dahin fraglos gültige Drei-Quellen-Theorie» (R. Albertz) – setzt an den Querverweisen zwischen den Überlieferungen an. Sie stellt das Quellenmodell in Frage und plädiert für eine überlieferungsgeschichtliche Lösung. Der deuteronomistischen Redaktion weist sie dabei eine Schlüsselrolle für die Gesamtkomposition zu. In einem Geleitwort nimmt R. Albertz eine forschungsgeschichtliche Einordnung der Arbeit vor.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorwort
  • Geleitwort von Rainer Albertz
  • Einleitung: Genese und Fragestellung der Arbeit
  • Erster Teil: Kategorien zur Erklärung von Verweisen
  • A. Erster Aspekt: Das Verhältnis des Verweises zu seiner Bezugsstelle
  • I. Übereinstimmung von Verweis und Bezugsstelle
  • II. Abweichen des Verweises von der Bezugsstelle
  • 1.) Das überlieferungsgeschichtlich bedingte Abweichen
  • a) Zusammenstellung verschiedener Überlieferungseinheiten
  • b) Abweichung in sukzessiven Schichten
  • 2.) Das stilistisch und sachlich zu erklärende Abweichen
  • a) Abweichung als Mittel des Erzählstils
  • aa) Das Stilmittel der Variation
  • bb) Stilistisch und sachlich begründete Abweichung
  • cc) Abweichung zum Zweck der Konzentration und Interpretation
  • b) Abweichung als Mittel zur Profilierung des Erzählten
  • III. Der Verweis ohne Bezugsstelle
  • 1.) Das überlieferungsgeschichtlich bedingte Fehlen einer Bezugsstelle
  • a) Zusammenstellung verschiedener Überlieferungseinheiten
  • b) Die Rückprojektion eines Motivs bei sukzessiven Schichten
  • c) Verweise auf nur mündlich umlaufende Überlieferungen?
  • 2.) Das Fehlen einer Bezugsstelle aus stilistischen und sachlichen Gründen
  • a) Der Verweis ohne Bezugsstelle als Mittel des Erzählstils
  • aa) Das Fehlen einer Bezugsstelle aus stilistischen Gründen (Nachholung)
  • bb) Das Fehlen einer Bezugsstelle aus sowohl stilistischen als auch sachlichen Gründen
  • b) Das Fehlen einer Bezugsstelle als Folge des Erzählten selbst (Erfindung, Lüge o.ä.)
  • IV. Kriterien zur Zuordnung einzelner Verweise zu den jeweiligen Kategorien
  • B. Zweiter Aspekt: Die redaktionelle Funktion von Verweisen
  • I. Der Verweis von einer Szene auf eine andere Szene
  • 1.) Der Verweis als Ausdruck der Zusammengehörigkeit zweier Szenen zu einer einzigen Einheit
  • 2.) Der Verweis als redaktionelle Maßnahme zur Verbindung zweier Einheiten
  • II. Der Verweis in der Szene eines Szenenkomplexes auf den Komplex als Ganzen oder mehrere Szenen
  • 1.) Der Szenenkomplex als ursprüngliche überlieferungsgeschichtliche Einheit
  • 2.) Der Szenenkomplex als Erzählungsgruppe
  • III. Der leitmotivische Verweis
  • 1.) Der leitmotivische Verweis in einer ursprünglichen überlieferungsgeschichtlichen Einheit
  • 2.) Der leitmotivische Verweis als redaktionelle Maßnahme zur Herstellung einer größeren Einheit
  • IV. Der pauschale Verweis
  • V. Kriterien
  • C. Dritter Aspekt: Die Stellung eines Verweises in seinem Kontext
  • I. Der Verweis als konstitutiver Bestandteil einer Einheit
  • 1.) Der Verweis in der gegenüber der Bezugsstelle überlieferungsgeschichtlich sekundären Einheit
  • 2.) Der pauschale Verweis als konstitutiver Bestandteil einer Einheit
  • II. Der Verweis als sekundäres Element in einer Einheit
  • III. Der Verweis als entbehrliches, aber nicht notwendigerweise sekundäres Element in einer Einheit
  • IV. Der Verweis außerhalb einer Einheit
  • V. Kriterien
  • D. Das Verhältnis der drei Aspekte zueinander
  • Zweiter Teil: Die einzelnen Verweise im vorpriesterschriftlichen Pentateuch
  • A. Die Urgeschichte
  • I. Gen
  • 1.) v. 1.12.19.23
  • 2.) Verweise auf 2,16f
  • II. 4,24
  • III. Gen 5–9
  • 1.) 5,29
  • 2.) 6,5–8
  • 3.) 9,18
  • IV. Gen 10
  • 1.) 10,1
  • 2.) 10,25
  • V. Die Urgeschichte als Ganze
  • B. Die Abrahamsgeschichte
  • I. 12,1–8
  • II. Gen 13,3f
  • III. Gen 13; 18f
  • 1.) Gen
  • a) 13,14–17
  • b) Die Vorausweisungen auf Gen
  • aa) 13,10
  • bb) 13,13
  • 2.) Gen 18
  • a) 18,9–15
  • b) 18,16–33
  • aa) 18,16.20–22a.33b
  • bb) 18,17f.22b–33a
  • cc) 18,19
  • 3.) 19,1–28
  • a) 19,9
  • b) 19,27f
  • 4.) 19,30–38
  • 5.) Gen 13; 18f. als Erzählungsgruppe
  • IV. Gen
  • 1.) 15,4f.7.18–21
  • 2.) 15,7
  • 3.) 15,13–16
  • V. Gen 16
  • VI. Gen 20–22
  • 1.) Gen 20
  • 2.) 21,1–7
  • a) 21,1b
  • b) 21,1a
  • 3.) 21,8–21
  • a) 21,8
  • b) 21,9
  • c) 21,13
  • 4.) 21,22–34
  • 5.) 22,15–18
  • 6.) Gen 20–22 als Erzählgruppe
  • VII. Gen
  • 1.) 24,5.7
  • 2.) 24,15.24.47
  • 3.) 24,35f
  • 4.) 24,67
  • VIII. Die Abrahamsgeschichten als Ganzheit
  • Exkurs: Zum Dublettenargument der Quellentheorie
  • C. Die Isaaksüberlieferung
  • I. 26,1–11
  • 1.) 26,1
  • 2.) 26,2–5
  • II. 26,12–25
  • 1.) 26,15.18
  • 2.) 26,24.25a
  • III. 26,26–33
  • IV. Die Isaaksüberlieferung als Ganze
  • D. Die Jakobsüberlieferung
  • I. Gen 27,36
  • II. Gen 28,10–22
  • 1.) 28,13–16
  • 2.) 28,20–22
  • III. 29,31 – 30,24
  • IV. Gen 30,25–43
  • 1.) 30,25f
  • 2.) 30,27.29f
  • V. Gen 31
  • 1.) 31,1f
  • 2.) 31,3–16
  • 3.) 31,38–42
  • 4.) Der Gott der Väter (31,5.29.42.53)
  • 5.) 31,43
  • 6.) Zusammenfassung der Ergebnisse zu Gen 31
  • VI. Gen 32,4–14a
  • 1.) 32,4–9
  • 2.) 32,10–13
  • VII. 32,14b–22
  • VIII. Gen 33
  • 1.) 33,8–11
  • Exkurs: Zum „Dubletten“-Argument in Gen 32,4–22
  • 2.) 33,5.11
  • 3.) 33,10
  • IX. Gen 32,23–33
  • X. Gen 34
  • XI. Gen 35
  • XII. Die Jakobsüberlieferung als Ganze
  • E. Die Josefsgeschichte
  • I. Gen 37,3.10
  • II. Verweise auf Gen 37
  • 1.) Gen 42,21f
  • 2.) Gen 39,1
  • 3.) Gen 40,15a
  • 4.) Gen 45,4f
  • 5.) Gen 37,36
  • III. Gen 39–41
  • 1.) Gen 40,3
  • 2.) Gen 40,15b; 41,14
  • IV. Gen 42–44
  • 1.) 43,3–7
  • 2.) Das Motiv vom Geld in den Säcken der Brüder
  • 3.) Gen 44,18–34
  • V. Gen 46,1–5a
  • VI. 45,27; 46,5b
  • VII. Gen 48
  • 1.) 48,7
  • 2.) 48,8f
  • 3.) 48,15f
  • 4.) 48,21f
  • VIII. Gen 49
  • IX. Gen 50,1–21
  • 1.) 50,5f
  • 2.) 50,15–17
  • X. Gen 50,24f
  • XI. Die Josefsgeschichte als Ganze
  • F. Die Überlieferungen von Ägyptenaufenthalt und Exodus
  • I. Ex 1,1–14
  • 1.) 1,6.8
  • 2.) 1,9f.
  • II. 1,15 – 2,25
  • III. Ex 3f
  • 1.) Der Gott der Väter
  • 2.) 3,7–11
  • 3.) 3,12
  • 4.) 3,16–22
  • 5.) 4,1–17
  • 6.) 4,19.20a
  • 7.) 4,21–23
  • 8.) 4,27–31
  • 9.) Zur überlieferungsgeschichtlichen Stellung von Ex 3f
  • IV. Ex 5,1 – 6,1191
  • 1.) 5,22f
  • 2.) 6,1
  • 3.) Das Verhältnis von Ex 5 zu Ex 3f.*192
  • 4.) 5,3
  • V. Ex 7,14 – 10,29
  • 1.) 7,14–16
  • 2.) 7,15b
  • VI. Ex 11,1 – 13,16
  • 1.) 11,1196
  • 2.) 12,31f
  • 3.) 12,35
  • 4.) 12,24–27a; 13,1–16
  • VII. Die Überlieferung von Ägyptenaufenthalt und Exodus als Ganze
  • G. Die Wüstenüberlieferung
  • I. Ex 13,17 – 14,31
  • 1.) 13,17–22;14,5
  • 2.) 13,19
  • 3.) 14,11f
  • 4.) Ex 13,17 – 14,31 als erstes Glied der Wüstenüberlieferung
  • II. Ex 15,1–21
  • III. Ex 15,22–27
  • IV. Ex 16
  • 1.) 16,32
  • 2.) 16,35b
  • V. Ex 17,1–7
  • 1.) 17,3
  • 2.) 17,5
  • VI. Ex 18
  • 1.) 18,2.3a.5f
  • 2.) 18,3b.4
  • 3.) 18,1.8–11
  • VII. Num 10,29–36
  • VIII. Num 11
  • 1.) 11,5.18.20
  • 2.) 11,6b–9
  • 3.) 11,4
  • 4.) 11,12
  • IX. Num 12
  • 1.) Num 12,1
  • 2.) 12,2
  • X. Num 13f
  • 1.) 14,4
  • 2.) 14,11b–23a
  • XI. Num 16
  • XII. Num 20,14–21
  • XIII. Num 21,4–9
  • XIV. Die Wüstenüberlieferung als Ganze
  • H. Die Sinaiperikope
  • I. Ex 19,3b–8(9)240
  • II. Ex 20,1–17
  • 1.) 20,2
  • 2.) 20,11
  • 3.) 20,12
  • 4.) Die Stellung des Dekalogs in der Sinaiperikope
  • III. Das Bundesbuch
  • 1.) 20,22
  • 2.) 24,3
  • 3.) Die Stellung des Bundesbuchs in der Sinaiperikope
  • 4.) 22,20; 23,9.15
  • 5.) 23,20–33
  • IV. Ex 32
  • 1.) 32,7–14
  • 2.) Ex 32 ohne v. 7–14
  • 3.) 32,34
  • V. Ex 33
  • VI. Ex 34
  • 1.) 34,1.4258
  • 2.) D-Bearbeitung in Ex 34
  • a) 34,9264
  • b) 34,18
  • c) 34,24
  • VII. Die Sinaiperikope als Ganze
  • I. Die Fragmente der Landnahmeüberlieferung
  • I. Num 21,33–35
  • II. Num 22–24
  • 1.) Verweise innerhalb von Num 22–24
  • a) 22,22–35
  • b) 22,36–40
  • c) 22,41 – 23,12
  • d) 23,13–26
  • e) 23,27 – 24,13
  • 2.) Verweise über Num 22–24 hinaus
  • a) 22,2277
  • b) 22,5.11
  • c) 23,22; 24,8
  • III. Num 32
  • IV. Zusammenfassung zur Landnahmeüberlieferung
  • J. Verweise im Blick auf die Gesamtkomposition des Pentateuchs
  • I. Die Väterverheißung
  • 1.) Väterverheißung und Gesamtaufriß des Pentateuchs
  • 2.) Der Ausgleich zwischen der ursprünglichen Form der Väterverheißung und der Gesamtkomposition des Pentateuchs
  • a) Gen 15,13–16
  • b) Gen 46,1–5a
  • c) Gen 15,13–16; 46,1–5a und die übrigen Erwähnungen der Väterverheißung
  • 3.) Die zwei Schichten der Väterverheißung
  • II. Der „Gott der Väter“
  • III. Gen 48,21 und Num 20,14–16
  • 1.) Gen 48,21
  • 2.) Num 20,14–16
  • IV. Die „D-Bearbeitung“
  • Dritter Teil: Zusammenfassung und Auswertung
  • A. Erzählungsgruppen
  • B. Die Verknüpfung von Einzelerzählungen und Erzählungsgruppen
  • C. Durchlaufende Quellen?
  • I. Erzählungsgruppen oder durchlaufende Quellen?
  • II. Dubletten und Doppelsträngigkeit
  • 1.) Dubletten
  • 2.) Doppelsträngigkeit
  • III. Abweichungen zwischen Verweis und Bezugsstelle und Verweise ohne Bezugsstelle
  • 1.) Verweise ohne Bezugsstelle
  • 2.) Abweichungen von Verweis und Bezugsstelle
  • IV. Die Gesamtredaktion des Pentateuchs
  • 1.) Überblicke über den gesamten Pentateuch
  • 2.) Leitmotivische Verweise
  • D. Die Gesamtredaktion des Pentateuchs
  • Ausblick
  • Literaturverzeichnis

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Vorwort

Die hier veröffentlichte Arbeit gibt den Text meiner Dissertation wieder, die im Jahr 1972 an der Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg eingereicht und angenommen wurde. Aufgrund der Arbeit und des Rigorosums erfolgte im Dezember 1972 die Promotion zum Dr. theol. Über die maschinenschriftlichen Pflichtexemplare hinaus wurde die Arbeit nicht in Buchform veröffentlicht.

Über Gründe dafür, den Text nach über 40 Jahren nun doch noch in Buchform zu veröffentlichen, gibt der Beitrag Auskunft, den freundlicherweise Rainer Albertz beigesteuert hat. Ich kann mich auf wenige Bemerkungen zur Vor- und Nachgeschichte der Arbeit beschränken. Vor allem will ich begründen, warum ich seinerzeit den Versuch, die Dissertation in einem Verlag zu veröffentlichen, aufgegeben habe.

Zur Vorgeschichte: In meinem 4. Studiensemester, dem Wintersemester 1965/66, besuchte ich an der Mainzer Universität nach den Sprachprüfungen und dem alttestamentlichen Proseminar mein erstes Hauptseminar. Es wurde von Hans Walter Wolff gehalten. Thema war „Das Problem des Elohisten und seine Theologie“. Im Jahr zuvor hatte Wolff in der Evangelischen Theologie seinen Aufsatz zum „Kerygma des Jahwisten“ veröffentlicht, und nun stand er offenbar in der Vorbereitung des 1969 in derselben Zeitschrift veröffentlichten Aufsatzes „Zur Thematik der elohistischen Fragmente im Pentateuch“.1 Zum Abschluss des Seminars schrieb ich eine Hausarbeit. Ihr Thema war: „Die Bedeutung der Lokal- und der Völkertraditionen für die Lokalisierung und Datierung des Elohisten“.

Die Rückgabe der Hausarbeit verband Wolff mit einem langen Schreiben vom 23.4.1966. In ihm regte er an, das „Thema des Verhältnisses des Elohisten zum Jahwisten“ im Auge zu behalten und vielleicht eine Dissertation daraus zu machen, wobei er mir „gern zur Seite stehen“ wollte. Mit Wolffs Wechsel von Mainz nach Heidelberg im Jahr 1967 wurde dann der erste ← 15 | 16 → Schritt dahin getan. Da zu damaligen Zeiten eine Berufung mit üppigen Stellenzusagen verbunden war, konnte Wolff mir eine Stelle als studentische Hilfskraft anbieten, die ich zum Sommersemester 1967 antrat. Nach der Ersten Theologischen Prüfung bei der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau begann ich 1969 mit der Arbeit an der Dissertation, die wie gesagt 1972 zum Abschluss kam.

Wie aus der Arbeit selbst hervorgeht, kam ich zu völlig anderen Ergebnissen, als Hans Walter Wolff sie im Auge hatte. Ging ich in der Hausarbeit noch unkritisch von einem Bestand des „Elohisten“ aus, wie ihn Martin Noth in seiner Überlieferungsgeschichte des Pentateuch zugrunde gelegt hatte,2 so begann ich die Dissertation mit einer methodisch begründeten Überprüfung des Bestands des „Elohisten“ im Vergleich mit dem „Jahwisten“. Da ich explizite Querverweise zwischen Texten untersuchen wollte, ging es um die Vermeidung eines Zirkelschlusses, der darin bestanden hätte, den nichtpriesterlichen Bestand des Pentateuchs vorweg in zwei Quellen J und E aufzuteilen, um dann Verbindungen zwischen den E-Fragmenten zu finden, die sich ergaben, weil diese Texte zuvor isoliert worden waren. Also bezog ich auch die von Noth dem Jahwisten zugewiesenen Texte ein. Das Ergebnis war, dass ich in der Art der Querverweise zwischen angeblichen E- und J-Texten keinen Unterschied feststellen konnte. Im Bewusstsein, dass mein Untersuchungsgegenstand nur beschränkt war, formulierte ich in der vorsichtigen Sprache einer Erstlingsarbeit als Ergebnis, „daß die Quellentheorie von der Untersuchung der Querverweise her nicht gerade gestützt wird, und daß manches Ergebnis aus der Analyse der Verweise in eine andere Richtung zeigt, als sie von der Quellentheorie vorgezeichnet ist“ (unten S. 305f.).

Inzwischen war im Jahr 1969, als ich mit der Arbeit an der Dissertation begann, Wolffs Aufsatz über die elohistischen Fragmente im Pentateuch erschienen. Er begann mit dem effektvollen Satz: „Noch leben die Schreibtischmörder des Elohisten unter uns.“3 Nun reihte sich sein Schüler selbst ← 16 | 17 → in die Reihe derjenigen ein, die Zweifel an der Existenz eines eigenständigen Elohisten äußerten. Es gehörte zu Wolffs Größe, dass er die Arbeit, auch wenn er ihre sich abzeichnenden Ergebnisse nicht teilte, bedingungslos förderte.

Das galt dann auch für die Nachgeschichte. Wolff bemühte sich durch persönliche Schreiben an Herausgeber, die Arbeit in einer der damals vorhandenen Reihen unterzubringen. Zur Erinnerung sei festgehalten dass der PC damals noch nicht erfunden war. Die Technik, auf der Schreibmaschine geschriebene Texte direkt im Kopierverfahren als Druckvorlagen zu benutzen, verbreitete sich erst vereinzelt. Im Prinzip ging man davon aus, dass zur Veröffentlichung der Text neu gesetzt werden müsste, und zwar im Maschinensatz in Blei gegossen, um eine Druckvorlage für den Hochdruck zu erstellen. Dass es bei diesem aufwändigen Verfahren Absagen geben würde, war zu erwarten. So schrieb Georg Fohrer als damaliger Herausgeber der Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft, dass er die Arbeit zwar für „publikationswürdig“ halte, angesichts eines Rückstaus von acht bis zehn Beiheften aber davon absehen müsse.

Dass ich das Vorhaben der Veröffentlichung ganz aufgab, lag an der Antwort des Herausgebers der Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament, Siegfried Herrmann, die dieser an Wolff schickte und die Wolff mir zugänglich machte. Ich habe Professor Herrmann nie kennengelernt und hege keinerlei persönliche Vorbehalte gegen ihn. Auch dass ihn die Dissertation nicht überzeugt hat, kann ich ihm nicht verdenken. Dass sein ablehnender Brief an Wolff vom 11.3.1974 „ein wenig leidenschaftlich ist“, wie er schreibt, macht ihn mir durchaus sympathisch.

Was mich davon abgehalten hat, die Veröffentlichung weiter zu betreiben, war ein Gestus, der bereits weiß, was richtig ist und deshalb jede Infragestellung vehement ablehnt. Es geht dabei nicht um die wissenschaftliche Auffassung einer Person, sondern um die Behauptung einer ← 17 | 18 → Definitionsmacht, die sich nicht in Frage stellen lässt. Zwei Sätze aus Herrmanns Schreiben an Wolff zeigen diesen Gestus. Im Eingangsteil schreibt er: „Lieber Herr Wolff, eines zuvor: … ich bin auch für den Elohisten.“ Dann, nach einem sehr kritischen Durchgang durch einige Überlegungen der Arbeit, kommt Herrmann zum Schluss. Er fasst meine Position, wie er es sieht, zusammen: „Er begeht einen Kurzschluß: Für ihn bedeutet schon der Aufweis älteren Erzählgutes einigermaßen vergleichbarer Art eine Infragestellung des Elohisten. Aber wir wissen doch, daß E ebenso wie J ältere Traditionen vor Augen hatten.…“ In Verbindung mit der Macht, die ein Herausgeber hat, war es diese Sprache, die mir für Jahre Mut und Lust zur Wissenschaft verdarb: „… ich bin auch für den Elohisten“, „Aber wir wissen doch, daß …“.

Es kam dann nach über zehnjähriger Unterbrechung doch anders. Über einen Lehrauftrag in Frankfurt am Main (seit 1985), eine Assistentenstelle an der Kirchlichen Hochschule Bethel mit der Möglichkeit der Habilitation (1987–1991) und eine kurze Zeit als Privatdozent in Frankfurt wurde ich schließlich 1993 auf eine Professur nach Marburg an der Lahn berufen. Darauf blicke ich immer noch mit Staunen zurück, und ich habe vielen Menschen zu danken, die mir diesen Weg ermöglichten.

Inzwischen hat sich bald nach der Nichtveröffentlichung der Dissertation die Wissenschaftslandschaft verändert. Dazu verweise ich auf die folgenden Ausführungen von Rainer Albertz. So traten immer wieder Kollegen und Kolleginnen mit der Frage an mich heran, ob ich die Arbeit nicht doch noch veröffentlichen wolle. Es waren Menschen, die die Arbeit von damals noch kannten – wie Rainer Albertz –, aber auch viele Jüngere. Lange habe ich mich dagegen gesperrt, weil die Arbeit selbstverständlich keinen aktuellen Forschungsstand widerspiegelt. Doch Albertz drängte, man müsse diese schwer zugängliche Arbeit dokumentieren. Als er mit Hermann Michael Niemann auch noch den (Mit-)Herausgeber der Beiträge zur Erforschung des Alten Testaments und des Antiken Judentums präsentierte, der bereit war, die Arbeit in die Reihe aufzunehmen, und sich selbst bereit erklärte, eine forschungsgeschichtliche Einleitung zu verfassen, willigte ich ein. Beiden Kollegen danke ich von Herzen für ihre Ermutigung und ihren Einsatz.

Das alte, auf einer (defekten) Reiseschreibmaschine geschriebene Manuskript musste elektronisch erfasst werden. Das hat Frau Diplomtheologin ← 18 | 19 → Lisa Sedlmayr, Marburg, übernommen. Auch ihr gilt mein Dank. Wegen des neuen Umbruchs sind die alten Seitenzahlen in eckigen Klammern und Fettdruck eingefügt. Die damalige Rechtschreibung ist beibehalten.

Es würde mich freuen, wenn Einige aus der kleinen Gemeinschaft derer, die sich für die Vor- und Frühgeschichte aktueller Positionen in der Pentateuchforschung interessieren, aus der vorliegenden Veröffentlichung Nutzen ziehen könnten.

April 2015, Rainer Kessler

1 Beide Aufsätze finden sich in Hans Walter Wolff, Gesammelte Studien zum Alten Testament (ThB 22), München 21973.

2 Martin Noth, Überlieferungsgeschichte des Pentateuch [1948], Darmstadt 31966, 38f.

3 Hans Walter Wolff, Zur Thematik der elohistischen Fragmente im Pentateuch, in: ders., Gesammelte Studien zum Alten Testament (ThB 22), München 21973, 402–417, 402. Dass die um des Effekts willen getroffene Wortwahl für eine exegetische Fragestellung angesichts tatsächlicher Schreibtischmörder wenig sensibel war – im Jerusalemer Eichmannprozess von 1961 und in den Frankfurter Auschwitzprozessen von 1963–1968 ging es um Schreibtischmörder, die Millionen von Menschen auf dem Gewissen hatten –, war dem mutigen Gegner der Nazis und aufrechten Kirchenkämpfer Wolff offenbar nicht bewusst.

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Geleitwort von Rainer Albertz

Manche Bücher werden geschrieben, bevor die Zeit für sie reif ist. Ein solches Buch ist die Dissertation von Rainer Kessler „Die Querverweise im Pentateuch. Überlieferungsgeschichtliche Untersuchung der expliziten Querverbindungen innerhalb des vorpriesterlichen Pentateuchs,“ die 1972 von der Evangelisch-theologischen Fakultät in Heidelberg angenommen wurde. Sie stammt aus der ganz frühen Phase der kritischen Anfragen an die bis dahin fraglos gültige Drei-Quellen-Theorie, die meinte, – abgesehen von einigen mündlichen Vorstufen – die literarische Entstehung des Pentateuch aus der sukzessiven Vereinigung dreier durchlaufender Quellenwerke, zuerst der beiden nicht-priesterlichen Werke des Jahwisten und Elohisten und sodann der Priesterschrift, erklären zu können. Da hier eine sicher geglaubte Grundlage alttestamentlicher Forschung einzubrechen schien, wurde die Debatte in Heidelberg hochemotional geführt, unter breiter Beteiligung der Fakultät. Eine Podiumsdiskussion zwischen Rolf Rendtorff und Hans Walter Wolff über den Elohisten schlug damals nicht nur viele Professoren, Assistenten und Doktoranden, sondern auch Hunderte von Studierenden im großen Hörsaal 13 in ihren Bann. So spannend war damals für viele von uns die Frage, ob es den Elohisten möglicherweise gar nicht gegeben habe.

Angesichts dieser aufgeladenen Atmosphäre fällt um so wohltuender auf, wie sachlich, fast akribisch und nüchtern sich Rainer Kessler der gewaltigen Aufgabe unterzog, die zahlreichen Querverweise in den nicht-priesterlichen Textpartien von Gen 3 bis Num 32 zu untersuchen, die man damals selbstverständlich noch alle für vor-priesterlich hielt. Diese Fragestellung zu bearbeiten, hatte bis dahin merkwürdigerweise noch niemand für nötig befunden, da die Klassiker der Drei-Quellen-Theorie ganz selbstverständlich davon ausgegangen waren, dass die drei Quellenwerke mehr oder minder die gesamte Gründungsgeschichte Israels, die im Pentateuch bzw. Hexateuch erzählt wird, abgedeckt haben müssten. „Quellen“ waren nach dieser Theorie „durchlaufende Quellenwerke“, da schien es überflüssig zu sein, durch eine Untersuchung der expliziten Vor- und Rückverweise in den Texten die tatsächliche Reichweite der jeweiligen literarischen Zusammenhänge ← 21 | 22 → zu bestimmen. Dass Hans Walter Wolff als ein bekennender Anhänger der Quellenhypothese zusammen mit seinem aufgeweckten Doktoranden dennoch diese Fragestellung entwickelte, hängt mit dem Umstand zusammen, dass ersterer erhoffte, die Querverweise als eine spezifische Eigenart der elohistischen Quelle erweisen zu können, die ihren Zusammenhalt trotz ihrer starken Fragmentierung abzusichern vermochte.4 Doch indem Rainer Kessler, offenbar mit – weiser – Billigung Wolffs, unterschiedslos alle expliziten Querverweise sowohl aus den als „elohistisch“ als auch aus den als „jahwistisch“ klassifizierten Texten in seine Untersuchung einbezog, wurde daraus etwas ganz anderes: nämlich ein Nachweis, dass sich die allermeisten Vor- und Rückverweise auf relativ begrenzte Erzählzusammenhänge beschränkten und nur ganz selten auf die Gesamtkomposition des Pentateuch bezogen.5 In durchgängig konzipierten literarischen Werken sollte man nun aber eigentlich genau das Gegenteil, nämlich einen hohen Anteil solcher weiträumigen Vor- und Rückbezüge erwarten. So wurde durch Kesslers Untersuchung nicht nur der Zusammenhalt der „elohistischen Fragmente“ nicht gestützt, sondern auch die Annahme durchlaufender Quellenwerke in der klassischen Drei-Quellen-Theorie – zumindest für den nicht-priesterlichen Textbestand6 – generell in Frage gestellt. Dass ein solches Ergebnis damals kaum jemand akzeptierten wollte, liegt auf der Hand.

In der Folgezeit hat die Dissertation von Rainer Kessler mit dazu beigetragen, dass die These von der Existenz eines elohistischen Quellenwerks immer mehr aufgegeben wurde.7 Manche meinten, die Quellentheorie in vereinfachter Gestalt dadurch weiterentwickeln zu können, dass man auf ← 22 | 23 → die Aufteilung der nicht-priesterlichen Texte auf zwei Quellen verzichtete, aber dennoch an der Existenz eines durchlaufenden nicht-priesterlichen Erzählfadens festhielt, egal ob man ihn noch „Jahwist“ nannte, oder ihm einen anderen Namen gab.8 Doch mit dieser Lösung wurden nicht selten manifeste Differenzen in den Texten eingeebnet, welche die Quellentheoretiker beobachtet hatten und um deren bessere Erklärung Kessler bemüht war.

Ich will das an einem Beispiel kurz erläutern, das zugleich zeigen kann, dass die von Rainer Kessler gemachten Beobachtungen weit mehr als nur die In-Frage-Stellung des Elohisten beinhalten. Der Abschnitt Gen 20,1–22,19* war traditionell dem Elohisten zugeschrieben worden.9 Kessler konnte zeigen, dass die Erzählungen dieses Abschnitts durch Verweise, Motive und eine Lokalisierung im südlichen Palästina vielfach miteinander verknüpft sind, so dass man von einer regelrechten „Negev-Gruppe“ sprechen könne.10 Die Querverweise in dieser Erzählgruppe unterscheiden sich in ihrer Art nicht von denen innerhalb der Abrahamerzählungen von Gen 12–19*, die überwiegend in Hebron lokalisiert sind und die traditionell dem Jahwisten zugeschrieben wurden, bilden aber dennoch ein eigenes, fast in sich geschlossenes Bezugssystem. Daraus folgerte Kessler, dass diese Querverweise kaum erst vom Autor eines übergreifenden Quellenwerks, etwa des Elohisten, geschaffen worden sein können, sondern schon auf der Ebene der Erzählkompositionen verankert sind, die Hermann Gunkel „Sagenkränze“ genannt hat.11 Die vor-priesterlichen Abrahamerzählungen bilden somit nach Kesslers Beobachtungen keinen durchlaufenden Erzählfaden, sondern sind aus zwei Erzählkompositionen, der erweiterten Abraham-Lot-Erzählung und der Negev-Gruppe zusammengefügt worden, wobei letztere die Kenntnis ersterer schon voraussetzt ← 23 | 24 → und neu akzentuiert.12 Mit der These einer besonderen Komposition von Abrahamerzählungen in Gen 20,1–22,19* (Negev-Gruppe) nahm Kessler einerseits Beobachtungen auf, die unter der Ägide der Quellentheorie zur Unterscheidung der Quellenwerke in Anspruch genommen worden waren, transponierte sie jedoch andererseits in den Rahmen eines überlieferungsgeschichtlichen Modells, das die Entstehung des Pentateuchs aus der Verknüpfung ehemals gesonderter Erzählkompositionen erklärt. Damit machte er aber implizit schon auf die ungeklärte Verbindung der klassischen Drei-Quellen-Hypothese mit dem formgeschichtlichen Ansatz Gunkels aufmerksam, deren methodische Problematik erst später voll erkannt worden ist.13

Von besonderem Interesse ist nun aber die kleine, von Rainer Kessler herausgestellte Gruppe von gerade einmal vier Passagen, welche die Gesamtkomposition des Pentateuch überblicken. Es sind dies Gen 15,13–16, 46,1–5a, 48,21 und Num 20,14–16.14 Auch diese Passagen wurden früher gerne dem Elohisten zugewiesen.15 Doch konnte Kessler zeigen, dass die ersten drei klar sekundäre Einschübe in ihren Kontext darstellen und darum eher als Ergänzungen zu klassifizieren sind. Nicht so eindeutig ist dies in Num 20,14–16 der Fall, wo sich der Rückblick auf die Mühsalen der Väter-, Exodus- und Wüstenzeit nicht klar von dem Bittgesuch an den König von Edom, sein Land durchwandern zu dürfen, trennen lässt (V. 17–21). Doch erkannte Rainer Kessler schon, dass dieses Bittgesuch eng mit der folgenden Sihon-Geschichte verbunden ist (21,21–32), in der die brüske Verweigerung des Durchzugs zur ersten Eroberung des Landes führt. So habe der Rückblick auf die Exodus- und Väterzeit in Num 20,14–16 die kompositorische Funktion, den Überschritt zur Epoche der Landnahme zu markieren und bilde ein gewisses Pendant zum Verheißungsthema (etwa Gen 15,13–16; 48,21), das von der Väterzeit auf die Zeit von Exodus und Landnahme ← 24 | 25 → vorausschaut.16 Rainer Kessler hatte schon damals das richtige Gespür, wenn er diese Stellengruppe – noch ganz vorsichtig – als „redaktionelle(r) Maßnahme im Blick auf die Gesamtkomposition“ einstufte (336[306]). In meinen jüngsten Forschungen hat sich jetzt herausgestellt, dass sich mehr oder minder alle vier genannten Stellen17 der späten – nach-priesterlichen – Hexateuchredaktion zuweisen lassen, welche nicht nur das Josuabuch u.a. mithilfe des Motivs von der Mitnahme der Gebeine Josephs mit dem Pentateuch verknüpfte (Gen 33,19; 48,22; 50,24–26; Ex 19,19; Jos 24,32), sondern auch die Epochen der darin geschilderten Heilsgeschichte deutlicher voneinander abgrenzte (vgl. Ex 1,6.8; 13,17–19; 18; Num 10,28b–32; 20,14–21; 21,21–35 u.ö.).18 Die Zuweisung der von Kessler herausstellten Stellengruppe zu einer Redaktion hat gegenüber der Quellenhypothese den großen Vorteil, dass man dann nicht mit mehr mit einer „Fragmentierung“, d.h. dem Ausfall großer Textpartien zwischen den weiträumigen Querverweisen rechnen muss. Es handelt sich vielmehr von Haus aus um sporadische Ergänzungen. So weist Kesslers Beobachtung, dass es neben einer Vielzahl kleinräumiger Querverweise auch einige wenige weiträumige gibt, auf die methodische Forderung, das u.a. im Zusammenhang der Negev-Gruppe angedachte kompositionsgeschichtliche Entstehungsmodell um ein redaktionsgeschichtliches Ergänzungsmodell zu erweitern. Auf dieser redaktionsgeschichtlichen Ebene hat Rainer Kessler selber schon die dtr. D-Bearbeitung ein gutes Stück weit ausgearbeitet (324–327[293–296]). Auch diese stellt sich inzwischen immer deutlicher als eine nach-priesterliche Redaktion heraus.19 ← 25 | 26 →

Man muss sich klar machen, dass damals in den Jahren vor 1972, als Rainer Kessler seine Dissertation verfasste, noch kein einziges der kompositionsgeschichtlichen bzw. redaktionsgeschichtlichen Entstehungsmodelle in Alternative zur klassischen Drei-Quellen-Hypothese entwickelt worden war. Erhard Blum folgte mit seinem Buch „Die Komposition der Vätergeschichte“ erst 1984; seine „Studien zum Pentateuch“, in denen für den übrigen Pentateuch nur die letzten beiden großen Redaktionsstufen, die D- und die P-Komposition, ausarbeitete, erschien 1995.20 Die Überlegungen von Eckart Otto zur Hexateuch- und Pentateuchredaktion als den zwei formativen Redaktionsstufen der Pentateuchentstehung entwickelten sich erst im Laufe der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts,21 und Reinhard G. Kratz legte seine Überlegungen über „Die Komposition der erzählenden Bücher des Alten Testaments“ erst im Jahr 2000 vor.22 So konnte sich Rainer Kessler noch an keines der alternativen Entstehungsmodelle anlehnen. Er musste selber – Pionierarbeit leistend – die ersten Schienen in unübersichtlichem Gelände verlegen, wohl wissend, viele der von ihm erwogenen Möglichkeiten ← 26 | 27 → von seiner begrenzten Fragestellung her nicht abschließend entscheiden zu können. So haben seine Untersuchungen noch einen vorsichtig abwägenden und teilweise vagen Charakter. Liest man sie allerdings von den Modellen her, die inzwischen entwickelt worden sind, dann werden seine Überlegungen zu einer wahren Fundgrube, weil man eine Fülle Beobachtungen und Erwägungen findet, die sich in der Zwischenzeit bewährt oder nicht bewährt haben bzw. die noch nicht bedacht wurden und sich lohnten, auf der Basis der inzwischen erreichten Erkenntnisse genauer weiter verfolgt zu werden. Ich persönlich fand es jedenfalls immer wieder faszinierend, zu eigenen Überlegungen in der materialreichen Dissertation von Rainer Kessler ähnliche Beobachtungen oder Erwägungen zu finden, die dieser noch unter ganz anderen Denkvoraussetzungen gemacht hat. Dadurch gewannen einige Lösungen für mich einen höheren Grad an Überzeugungskraft. Es lohnt sich noch immer, diese „zur Unzeit“ geschriebene Dissertation zu studieren. Ich habe darum die dicke Maschinenschrift aus meiner Heidelberger Zeit bei allen Wohnungswechseln immer mitgenommen und werde sie erst weggeben, wenn das vorliegende Buch gedruckt ist.

Ich wünsche diesem nun dank der Unterstützung von Herrn Kollegen Hermann Michael Niemann leichter zugänglich gemachten frühen Grundlagenwerk der neueren Pentateuchforschung die allseitige Beachtung, die es immer schon verdient hat.

März 2015, Rainer Albertz

4 Vgl. H.W. Wolff, Zur Thematik der elohistischen Fragmente im Pentateuch, in: Ders. Gesammelte Studien zum Alten Testament (ThB 22), München 21973, 402–417, bes. 411–415.

5 Es sind dies gerade einmal vier: Gen 15,13–16; 46,1–5a; 48,21; Num 30,14–16; vgl. R. Kessler, Querverweise, 280–292.

Details

Seiten
325
Jahr
2015
ISBN (PDF)
9783653059083
ISBN (ePUB)
9783653963007
ISBN (MOBI)
9783653962994
ISBN (Hardcover)
9783631665589
DOI
10.3726/978-3-653-05908-3
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2015 (September)
Schlagworte
Jahwist Elohist Literarische Quellen Überlieferungsgeschichte Endredaktion Deuteronomismus
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2015. 325 S.

Biographische Angaben

Rainer Kessler (Autor:in)

Rainer Kessler studierte evangelische Theologie und wurde in Heidelberg promoviert. Seine Habilitation erfolgte an der Kirchlichen Hochschule Bethel in Bielefeld. Der langjährige Professor für Altes Testament in Marburg, seit 2010 im Ruhestand, ist Research Fellow der Universität von Bloemfontein, Südafrika.

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