Lade Inhalt...

Sind Adjektiv und Adverb verschiedene Wortarten? Deutsche Wortarten im Visier

von Hans-Jörg Schwenk (Autor:in)
©2015 Monographie 142 Seiten

Zusammenfassung

Das Buch wirft ein völlig neues Licht auf die Wortartenklassifikation im Deutschen im Allgemeinen und die Adjektiv-Adverb-Opposition im Besonderen. Es liefert den Beweis dafür, dass sich in Wirklichkeit hinter dem Gegensatz zwischen Adjektiv und Adverb keine Wortarten-, sondern eine Satzteileopposition verbirgt. Deshalb wirbt es für die Aufhebung von Adjektiv und Adverb als Wortarten und ihre Zusammenlegung zur neu einzuführenden Wortart der Spezifikatoren. Darüber hinaus widerlegt der Autor sowohl den morphosyntaktischen als auch den semantischen Ansatz zur Klassifikation der deutschen Wortarten generell und plädiert dafür, bei der Bestimmung der einzelnen Wortklassen ein funktionales Kriterium heranzuziehen.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhalt
  • Vorwort
  • 1. Einführung in die Thematik und Zielsetzung der Arbeit
  • 2. Adjektiv und Adverb im Lichte der Theorie
  • 3. Aufhebung von Adjektiv und Adverb als Wortartopposition
  • 4. (Be-)Gründung einer neuen Wortart
  • 5. Plädoyer für eine funktionale Wortartenklassifikation
  • 6. Resümee und Ausblick
  • 7. Bibliographie

← 8 | 9 → Vorwort

In der vorliegenden Arbeit greife ich mit den deutschen Wortarten und ihrer Klassifikation unter besonderer Berücksichtigung der Adjektiv-Adverb-Opposition eine Thematik auf, die mir schon seit geraumer Zeit unter den Nägeln brennt und von der sich mit Fug und Recht und ohne Übertreibung behaupten lässt, dass sie die Linguistik trotz eifrigster Bemühungen seitens ihrer Vertreter um die Schaffung und Formulierung geeigneter Lösungsansätze bis auf den heutigen Tag vor enorme Herausforderungen stellt und ihr nach wie vor große Rätsel aufgibt.

Inspiriert und bewogen wurde ich zu dieser Arbeit durch meine Weigerung, mich mit der auf dem Gebiet der Wortarten und ihrer Klassifikation im Allgemeinen und der Adjektive und Adverbien im Besonderen herrschenden relativ trostlosen Forschungslage abzufinden sowie durch meine Überzeugung, dass es doch möglich sein müsste, Mittel und Wege zu finden, die es erlauben, den derzeitigen Konzeptionen, die nachweislich nicht zum Ziel geführt haben, selbst um den Preis einer totalen Abkehr von der Tradition und des Beschreitens gänzlich neuer Pfade eine tragfähige Alternative entgegenzustellen und im Falle von so alltäglichen und uns auf Schritt und Tritt begleitenden Wörtern wie gut, schlecht, richtig, falsch etc. eine in der Sache fundierte, eindeutige Entscheidung hinsichtlich ihrer Wortartzugehörigkeit zu treffen.

Dabei bin ich mir vollkommen darüber im Klaren, dass ich mich mit dem Lösungsvorschlag, den ich hier anbiete, weit aus dem Fenster lehne und gegen den Strom schwimme, was, wie mich die Erfahrung, die ich in anderen Bereichen gesammelt habe, bereits des Öfteren gelehrt hat, dazu führen kann, dass ich vor allem bei denjenigen, die sich Neuerungen prinzipiell widersetzen, sofern und solange sie einer anderen Quelle als der ihrigen entspringen, die sogar dann noch auf dem Althergebrachten beharren und daran festhalten, wenn dieses bereits längst widerlegt ist, und die, man möge mir meine Direktheit verzeihen, ihre Eitelkeit höher ansetzen als ihre Verpflichtung und Verantwortung gegenüber der Wissenschaft, auf taube Ohren und damit Ablehnung stoße, doch dieses Wagnis gehe ich ein und ← 9 | 10 → lasse mich dadurch weder abschrecken noch von meinem Weg abbringen, denn ich weiß und kann beweisen, dass er der richtige ist.

Ich nutze an dieser Stelle die Gelegenheit, mich sowohl bei meinem Kollegen und Mitherausgeber der Reihe „Lubliner Beiträge zur Germanistik und Angewandten Linguistik“, Herrn Prof. Dr. habil. Janusz Golec, für seine Unterstützung als auch meinen Mitarbeitern am Lehrstuhl Germanistische Sprachwissenschaft, allen voran Frau Dr. Jolanta Sękowska und Herrn Dr. Ireneusz Chomiuk, für ihren tatkräftigen Beistand als auch dem Verlag Peter Lang für die Drucklegung und Veröffentlichung der Arbeit aufs Allerherzlichste zu bedanken.

Alle in der Arbeit vorhandenen Fehler sind ausschließlich die meinigen.

Lublin, im Mai 2015

Hans-Jörg Schwenk

← 10 | 11 → 1. Einführung in die Thematik und Zielsetzung der Arbeit

Im Rahmen des vorliegenden Beitrages wird die Absicht verfolgt, die Aufmerksamkeit auf die Wortarten des Deutschen und deren Klassifikation im Allgemeinen zu lenken und dabei im Besonderen die Adjektive und Adverbien ins Blickfeld zu rücken, wobei das Ziel anvisiert wird, einen Versuch zu unternehmen, der darauf ausgerichtet ist, die Debatte darüber, ob und inwieweit es möglich, gerechtfertigt und angebracht ist, eine Trennlinie zwischen Adjektiven und Adverbien zu ziehen bzw. sie in zwei verschiedene Wortarten zu scheiden, aufzugreifen und wenn nicht neu zu entfachen, so sie doch zumindest neu zu beleben. Darüber hinaus trachte ich danach, einen Vorschlag zur Lösung der Problematik, die sich um die Existenz oder auch Abwesenheit von Kriterien, die zur Differenzierung von Adjektiven und Adverbien als jeweils eigenständige Wortarten herangezogen werden können, herum aufbaut, zu unterbreiten und diesen sowohl hinsichtlich seiner Notwendigkeit als auch in seiner konkreten hier vorgestellten Fassung zu begründen.

Zugegebenermaßen mag die in der Überschrift aufgeworfene Frage beim ersten Hinsehen befremden und seltsam anmuten und wird so manchen, vor allem und mit Sicherheit denjenigen, der sich bislang nur oberflächlich und nicht eingehend mit der Thematik auseinander gesetzt und vertraut gemacht hat, in Erstaunen versetzen und den Kopf schütteln lassen, wie man es wagen kann, an den vorherrschenden, fest etablierten Verhältnissen zu rütteln und an der Unterscheidung zwischen Adjektiven und Adverbien als gesonderte und getrennt nebeneinander existierende selbständige Wortarten Zweifel anzumelden, wenn man bedenkt, dass – ich übertreibe jetzt ein wenig, was aber dem Tatbestand als solchem keinen Abbruch tut – seit Bestehen der Grammatikschreibung davon ausgegangen und angenommen wird, dass sich der Bestand und die Menge von bestimmten Wörtern, d.h. ein gewisser Teil des Wortschatzes, auf zwei unterschiedliche Klassen, nämlich zum einen die der Adjektive und zum anderen die der Adverbien, verteilt. So sehr man für diese Einstellung, die an dem Ist-Zustand festhält und in ihm keinen Anlass zur Veränderung erkennt, vor dem Hintergrund der ← 11 | 12 → Tradition, die man pflegen, und der ausgetretenen Pfade der Vergangenheit, die man nicht verlassen will, Verständnis aufbringen kann, so wenig kommt man, so konservativ man auch immer eingestellt sein mag, umhin zu konstatieren: Die offensichtlich heile Welt, die uns von Beginn an lehrt, im Falle der Adjektive und Adverbien handle es sich um verschiedene Wortarten, ist alles andere als heil, sondern lediglich Schein, und der Schein trügt bekanntlich.

In diesem Sinne kann man Ehlich (2007: 85), der die Sache genau auf den Punkt bringt, nur zustimmen und beipflichten, wenn er mit Blick auf die Problematik der Wortartenklassifikation im Allgemeinen einerseits zurecht lobend feststellt, dass „der Prozess des Umgangs mit den überkommenen Kategorien weiterhin, wenn auch verhalten, in vollem Gang“ ist, wobei er sich etwa auf Auroux (1988), Ossner (1989), Loukine (1999), Knobloch/Schaeder (2000) und Evans (2000) bezieht, andererseits jedoch beklagt, dass man sich dennoch nach wie vor „auf die erreichten Kategorien“, also auch die des Adjektivs und Adverbs, „verlässt“ und „resigniert angesichts der in 1700 Jahren nicht gelösten, aber doch, wie es scheint, hinreichend pazifizierten Probleme“1, womit er den Finger auf die offene Wunde legt. Mit anderen Worten: Es gibt Probleme, nur werden diese – wohl in Ermangelung geeigneter Lösungsansätze oder aus einem Gefühl der Ohnmacht angesichts der Schwere der wahrzunehmenden Aufgabe heraus – nicht mehr angegangen, sondern weitestgehend, um es salopp auszudrücken, unter den Teppich gekehrt, indem man sich mit dem Erreichten trotz dessen Unzulänglichkeiten, derer man sich durchaus bewusst ist, begnügt und über das Nicht-Erreichte den Mantel des Schweigens hüllt. Anders gesagt: Obwohl man ganz genau spürt, dass im Bereich der Wortartklassifikation generell und, so erlaube ich mir hinzuzufügen, insbesondere dem der Adjektive und Adverbien, noch so Einiges im Argen liegt und noch gewaltiger Handlungsbedarf herrscht, den es zu befriedigen gäbe, legt man die Hände in den Schoß, verschließt die Augen und lässt alles beim Alten. Und genau hier gilt es den Hebel ← 12 | 13 → anzusetzen und den Schalter umzulegen, wozu derselbe Ehlich wiederum an anderer Stelle (ibidem, 87) anregt und ermutigt, indem er die Linguisten aus ihrer Lethargie zu wecken sucht und sie auffordert, trotz „einer dermaßen verfestigten und immunisierten Geschichte“ und bei aller „Ermüdung in der kritischen Befassung mit den Wortarten“ nicht aufzugeben und nicht nachzulassen, danach zu streben, den „status quo“ zu überwinden, sich nicht in das scheinbar Unvermeidliche zu fügen und sich mit dem Erreichten zufrieden zu geben, wobei er seiner Hoffnung, dass sein Aufruf erhört wird, mit dem Hinweis Ausdruck verleiht, dass sich „Wissenschaft“ gewöhnlich „mit Zufriedenheit nicht zufrieden gibt“. Fürwahr!

Details

Seiten
142
Jahr
2015
ISBN (PDF)
9783653060034
ISBN (ePUB)
9783653957327
ISBN (MOBI)
9783653957310
ISBN (Hardcover)
9783631668207
DOI
10.3726/978-3-653-06003-4
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2015 (Juli)
Schlagworte
Lexikalität Wortartenklassifikation Grammatikalität Wortartopposition
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2015. 142 S., 1 Tab., 2 Graf.

Biographische Angaben

Hans-Jörg Schwenk (Autor:in)

Prof. Dr. habil. Hans-Jörg Schwenk ist Inhaber des Lehrstuhls für Germanistische Sprachwissenschaft am Institut für Germanistik und Angewandte Linguistik der Maria Curie-Skłodowska Universität zu Lublin. Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind in den Bereichen Aspektologie, Lexikologie, Fachsprachen sowie kontrastive Linguistik und Grammatik angesiedelt.

Zurück

Titel: Sind Adjektiv und Adverb verschiedene Wortarten? Deutsche Wortarten im Visier
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
book preview page numper 10
book preview page numper 11
book preview page numper 12
book preview page numper 13
book preview page numper 14
book preview page numper 15
book preview page numper 16
book preview page numper 17
book preview page numper 18
book preview page numper 19
book preview page numper 20
book preview page numper 21
book preview page numper 22
book preview page numper 23
book preview page numper 24
book preview page numper 25
book preview page numper 26
book preview page numper 27
book preview page numper 28
book preview page numper 29
144 Seiten