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Catull-Rezeption in lateinischen Dichtungen von 1897 bis 2010

von Barbara Dowlasz (Autor:in)
©2017 Dissertation 348 Seiten

Zusammenfassung

Seit Jahrhunderten zählt Catull zu den besonders häufig rezipierten antiken Dichtern. Dieses Buch zeigt, dass lateinische Autoren auch im 20. Jahrhundert auf seine Carmina anspielen. Die Autorin skizziert einen Überblick über die Rezeption Catulls seit der Wiederentdeckung seiner Handschrift bis zum Anfang des 21. Jahrhunderts und unterscheidet dabei für den Zeitraum 1897–2010 zwei Hauptströmungen: die lateinische Versnovelle, begründet von G. Pascoli, und kürzere Gedichte im «catullischen Stil». Anschließend führt die Autorin – nach Motiven geordnet – entsprechende Texte von A.E. Radke und G. Alesius vor, analysiert und interpretiert sie. Das Buch schließt mit einer umfangreichen Sammlung catullianischer Texte des 20. Jahrhunderts.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Hinweise
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorwort und Danksagung
  • 1. Einleitung
  • 1.1 Der „catullische Stil“
  • 1.2 Die zwei Wege der Catull-Rezeption
  • 1.3 Aufbau der Arbeit und Anordnungsprinzipien
  • 1.4 Der Umgang mit dem Autor
  • 2. Catullische Tradition seit 1300 bis zum Anfang des 21. Jahrhunderts
  • 2.1 Die Nachwirkung Catulls bis 1850
  • 2.2 Die neue Ära der Catullrezeption. Die neulateinische Dichtung von ca. 1850 bis 1978
  • 2.2.1 Die Rolle des Certamen Hoeufftianum und die Entstehung der Versnovelle
  • 2.2.2 Der „Catullocalvos“ des Giovanni Pascoli (1855–1912)
  • 2.2.3 Die Dichtung über Catull nach Pascoli bis 1978
  • 2.2.4 Einige Anmerkungen zur „Lesbia“ Carrozzaris
  • 2.3 Die neue Epoche der lateinischen Dichtung: Catull-Rezeption in den kürzeren Gedichten
  • 2.3.1 Emilio (Aemilius) Merone (1916–1975)
  • 2.3.2 Josef Eberle – Iosephus Apellus (1901–1986)
  • 2.3.3 Ugo Enrico (Hugo Henricus) Paoli (1884–1963)
  • 2.3.4 Jan (Ianus) Novák (1921–1984)
  • 2.3.5 Raphael Paone
  • 2.3.6 Maurice Hellewell – Mauric(i)us Sacrefontanus (*1909–?)
  • 2.3.7 Harry C. Schnur – C. Arrius Nurus (1907–1979)
  • 2.3.8 Paul (Paulus) Murgatroyd
  • 2.3.9 Hans (Iohannes) Wieland (*1924)
  • 2.3.10 Arituni Mitsuno – Arituneus Mizuno (1928–2008)
  • 2.3.11 Joseph (Iosephus) Tusiani (*1924)
  • 2.3.12 Dirk (Theodericus) Sacré (*1957)
  • 2.3.13 Martin Rohacek (*1956)
  • 2.3.14 Antonino Grillo (*1940)
  • 2.3.15 Alexander Smarius Crispus (*1970)
  • 2.3.16 Orazio Antonio (Horatius Antonius) Bologna
  • 2.3.17 Gerardus Zörner
  • 2.3.18 Tuomo (Thomas) Pekkanen (*1934)
  • 2.3.19 Martin Freundorfer – Martinus Zythophilus (*1970)
  • 2.3.20 Paul Claes – Paulus Nicolaus (*1943)
  • 2.3.21 Mieczyslaw Brożek – Miecislaus Broscius (1911–2000)
  • 2.3.22 Catull-Rezeption in den kürzeren Gedichten: Zusammenfassung
  • 3. Die Catull-Rezeption am Beispiel ausgewählter Gedichte von Anna Elissa Radke und Gerardus Alesius
  • 3.1 Curricula vitae
  • 3.1.1 Leben und Werk von Anna Elissa Radke
  • 3.1.2 Leben und Werk von Gerardus Alesius
  • 3.2 Die Widmungsgedichte: Die Rezeption von Catulls c. 1
  • 3.2.1 Die Widmungsgedichte in der Literatur
  • 3.2.2 Cui dono lepidum novum libellum …
  • 3.2.3 G. Alesius, Ad Ricardum
  • 3.2.4 A.E. Radke, Dedicatio (Katulla)
  • 3.2.5 Zusammenfassung
  • 3.3 Die Rezeption von Catulls c. 51 und von Sapphos Fr. 31 (LP)
  • 3.3.1 A. E. Radke, De labore valedicendi
  • 3.3.2 A.E. Radke, Finis amoris
  • 3.3.3 Zusammenfassung
  • 3.4 Das Motiv des „Sperlings“. Zur Rezeption der Passer-Gedichte
  • 3.4.1 „Das Spätzchen, Schätzchen …“ – wie Radke selbst die Passer-Gedichte verstand
  • 3.4.2 A.E. Radke, Calva passeris
  • 3.4.3 A.E. Radke, Ad Catullum, c. 2
  • 3.4.4 A.E. Radke, In filiam minorem
  • 3.4.5 G. Alesius, Epitaphium muris saltatoris nomine Rudolphi
  • 3.4.6 G. Alesius, Georgius
  • 3.4.7 Zusammenfassung
  • 3.5 Das Kussmotiv
  • 3.5.1 Geschichte des Motivs und der Gattung
  • 3.5.2 Die Kussgedichte von Anna Elissa Radke
  • 3.5.3 A. E. Radke, Ad Catullum
  • 3.5.4 A.E. Radke, Carmen osculationis
  • 3.5.5 A.E. Radke, Ad carmina osculatoria Catulliana et alia
  • 3.5.6 Zusammenfassung
  • 3.6 „Pergo ineptire.“ Zur Übernahme von c. 8
  • 3.6.1 Überblick über die Interpretationen von Catulls c. 8
  • 3.6.2 A.E. Radke, Chartula I
  • 3.6.3 Zusammenfassung
  • 3.7 Hass und Liebe. Der Laura-Zyklus des Gerardus Alesius
  • 3.7.1 Der Moment des Sich-Verliebens
  • 3.7.2 Die Sehnsucht
  • 3.7.3 Ich hasse und liebe
  • 3.7.4 Die Glücksphase
  • 3.7.5 Enttäuschung und Idealisierung
  • 3.7.6 Schlussstrich und Akzeptanz
  • 3.7.7 Zusammenfassung
  • 3.8 Die Rezeption sonstiger Gedichte
  • 3.8.1 A.E. Radke, Prooemium
  • 3.8.2 A.E. Radke, Novus Arrius
  • 3.8.3 A.E. Radke, Ad Catulli carmen XLV
  • 3.8.4 Zusammenfassung
  • 3.9 Carmina Pseudocatulliana
  • 3.9.1 Überblick über die „Pseudocatulliana“
  • 3.9.2 C. 11 a* (Sappho 27a D)
  • 3.9.3 C. 14 a*
  • 3.9.4 c. 15 *
  • 3.9.5 c. 25 *
  • 3.9.6 c. 34*
  • 3.9.7 c. 61 a*
  • 3.9.8 c. 96*
  • 3.9.9 c. 96 a*
  • 3.9.10 c. 99*
  • 3.9.11 Zusammenfassung
  • 4. Schlussfolgerungen und Zusammenfassung der Ergebnisse
  • 4.1 Die zwei Wege der Catull-Rezeption
  • 4.2 Die Catull-Rezeption bei A. E. Radke und G. Alesius
  • 5. Appendix
  • 5.1 Pascoli und seine Nachfolger
  • 5.1.1 Giovanni Pascoli, Catullocalvos (Satura)
  • 5.1.2 Raphaël Carrozzari, Lesbia
  • 5.1.3 Alessandro Zappata, Sirmio
  • 5.1.4 C. Arrius Nurus (Harry C. Schnur), Decessus poetae
  • 5.2 Kürzere Gedichte
  • 5.2.1 Josef Eberle – Iosephus Apellus
  • 5.2.2 Jan (Ianus) Novák
  • 5.2.3 Maurice Hellewell – Mauric(i)us Sacrefontanus
  • 5.2.4 C. Arrius Nurus – Harry C. Schnur
  • 5.2.5 Paul (Paulus) Murgatroyd
  • 5.2.6 Hans (Iohannes) Wieland
  • 5.2.7 Arituneus Mizuno
  • 5.2.8 Dirk (Theodericus) Sacré
  • 5.2.9 Martin Rohacek
  • 5.2.10 Orazio Antonio (Horatius Antonius) Bologna
  • 5.2.11 Gerardus Zörner
  • 5.2.12 Tuomo (Thomas) Pekkanen
  • 5.2.13 Martin Freundorfer – Martinus Zythophilus
  • 5.2.14 Paul Claes – Paulus Nicolaus
  • 5.2.15 Mieczyslaw Brożek – Miecislaus Broscius
  • 5.2.16 Anna Elissa Radke
  • 6. Siglenverzeichnis
  • 7. Bibliographie

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Vorwort und Danksagung

Die Publikation erscheint als gerigfügig überarbeitete Fassung der Dissertation zum Thema „Nostri saeculi est.1 Catull als Bezugsautor lateinischer Dichtungen von 1897 bis 2010“, die 2015 an der Universität Wien vorgelegt und verteidigt wurde. Die Fassung wurde vor allem um einige Autorennamen und Werke, die Catull im 20. Jh. rezipieren, erweitert.

Um die im Buch erwähnten, oft fast vergessenen und schwer zugänglichen Texte einer möglichst breiten Öffentlichkeit und weiterer wissenschaftlichen Untersuchung zur Verfügung zu stellen, enthält diese Publikation eine Appendix. Ich habe mich bemüht, die schriftliche Zustimmung aller Autoren, deren Werke in dieser Arbeit genannt werden, beziehungsweise ihrer Erben und der Verlage einzuholen, um diese vollständig abdrucken zu dürfen. Dies war leider nicht immer möglich. Aus rechtlichen Gründen werden in der Appendix nur jene Texte angeführt, für die eine schriftliche Zustimmung der Copyright-Besitzer vorliegt.

Die Dissertation wurde von Herrn Prof. Dr. Kurt Smolak betreut. An dieser Stelle sei ihm als Doktorvater für alle kritischen und zugleich unschätzbaren Anmerkungen, die Durchsicht des Textes und jede Unterstützung während der Forschungsarbeit mein herzlicher Dank ausgesprochen. In weiterer Folge bedanke ich mich herzlich bei den Gutachtern dieser Dissertation: Herrn Prof. Dr. Dirk Sacré und Herrn Prof. Dr. Florian Schaffenrath – für die wertvollen Hinweise und die konstruktive Kritik, die mir als Anregung für diese Überarbeitung dienten, und bei Prof. Dr. Michael von Albrecht – für die Aufnahme in die Reihe der „Studien zur Klassischen Philologie.“

Diese Arbeit wäre nie entstanden, wenn mir nicht ermöglicht worden wäre, einen Teil meiner Forschungsarbeit an der Katholischen Universität Leuven und der dortigen Bibliothek des Seminariums Philologiae Humanisticae durchzuführen. Für die Zuteilung des Stipendiums und gastfreundliche Aufnahme sei mein Dank an Prof. Dr. Gilbert Tournoy und das gesamte Team des Seminariums ausgesprochen.

Mein weiterer Dank geht an die beiden Dichter, denen diese Arbeit gewidmet sei: an Frau Dr. Anne-Ilse Radke und Herrn Mag. Gerd Allesch – für ihre Bereitschaft zum Gespräch, Erteilung hilfreicher Informationen für die Interpretation ihrer Texte, wie auch für jede Unterstützung während des Arbeitsprozesses. ← 13 | 14 →

Für weitere wertvolle Anmerkungen und Hinweise bedanke ich mich herzlich bei Prof. Dr. Alfons Weische, für die mühsame Arbeit des Korrekturlesens – bei meinen Freunden: Elfriede Sulz, Cecilie Koch und Emanuel Binder. An Emanuel Binder und an meine gesamte Familie geht zudem mein besonderer Dank für liebevolle Unterstützung, Hilfsbereitschaft und Geduld in der letzten Phase des Projekts.

Wien – Neulengbach, Sommer 2016


1 Traianus ad Plinium, epist. 10, 97, 2.

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1.   Einleitung

Ziel der Arbeit ist es, die Rezeption Catulls in der neuesten lateinischen Dichtung, beginnend im Jahre 1897 bis zum Anfang des 21. Jahrhunderts, zu untersuchen. Als Stichdatum gilt hier das Jahr 1897, in dem die Satire „Catullocalvos“ von Giovanni Pascoli veröffentlicht wurde, welche die späteren Werke enorm beeinflusste; ferner wurden in der Arbeit jene Publikationen berücksichtigt, die vor 2010 erschienen sind.

Die bisher publizierten Arbeiten, die sich mit der lateinischen Literatur des 20. Jahrhunderts auseinandersetzen (u. a. IJsewijn, IJsewijn-Jacobs, Giustiniani), bieten vor allem einen allgemeinen Überblick über die Epoche (bis 1960), listen die Autoren auf und fassen die typischen Merkmale zusammen, das Thema der Catull-Rezeption wurde aber bisher in der Forschung, außer in den Publikationen von D. Sacré und der Diplomarbeit von J. Halsberghe, nicht beachtet; eine Ausnahme bietet hier nur der bereits erwähnte „Catullocalvos“ Pascolis, der ein Gegenstand mehrerer Untersuchungen war (vor allem von Traina, Mahoney). Die Artikel von Sacré befassen sich hauptsächlich mit nur einem Aspekt der Catull-Rezeption, der Versnovelle. Unter der ohnehin nur in geringem Ausmaß vorhandenen Sekundärliteratur fehlen außerdem Arbeiten, mit Ausnahme von Kommentaren Trainas zur Dichtung Pascolis, in denen eine tiefgehende Analyse der Sprache und der Motive ausgewählter Werke der neuesten Epoche unternommen worden wäre. Es fehlen ebenfalls Monografien, die sich mit dem Thema der Catull-Rezeption im 20. Jahrhundert sowohl tiefgehend als auch ganzheitlich auseinandersetzen. Die vorliegende Studie soll die genannten Forschungslücken schließen und einerseits einen Überblick über die Rezeption Catulls im 20. Jahrhundert bieten, andererseits einen gründlichen sprachlichen und inhaltlichen Kommentar wie auch Interpretationen ausgewählter Gedichte liefern.

Die Geschichte der Rezeption Catulls in der Neuzeit, die im ersten Teil der Arbeit skizziert wird, beginnt wieder um das Jahr 1300, in dem die Handschrift seiner Gedichte wiederentdeckt wurde. Dieser Autor gehört zweifellos zu den am häufigsten imitierten klassischen Dichtern, insbesondere in der Renaissance: Erwähnenswert sind hier die Autoren Giovanni Gioviano Pontano (1429–1503), Michele Marullo (1453–1500), Angelo Poliziano (1454–1494), Jacopo Sannazaro (1458–1530) oder Iohannes Secundus (1511–1536); ferner sind in Barock unter anderem Paul Fleming (1609–1640) oder Caspar Barth (1587–1658) zu nennen. Im 17. und 18. Jh. verlagerte sich die Rezeption Catulls zuerst nach Frankreich, dann nach Deutschland, in die Schweiz und nach England. Man begann verstärkt ← 15 | 16 → Catull in den Landesprachen zu rezipieren, wie Johannes Grob (1643–1697) oder Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781).2 Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde Catull zunehmend wieder ein beliebter Bezugsautor dichterischer Versuche in der lateinischen Sprache.

Da die Catull-Rezeption in den früheren Epochen, sowohl in der lateinischen als auch in der nationalsprachlichen Literatur bereits Gegenstand zahlreicher Forschungsprojekte war (u. a. von K.P. Harrington, J.H. Gaisser, W. Ludwig, E.A. Schmidt, M. von Albrecht), wird der Schwerpunkt dieses Kapitels auf die Darstellung und Charakterisierung des bisher kaum untersuchten Zeitraumes von 1897 bis 2010 gelegt.

Der Zweck dieser Arbeit ist nicht, eine Geschichte der Übernahme Catulls in der Renaissance und den späteren Epochen darzustellen, die Stileigenschaften, rezipierten Motive des jeweiligen Autors zu präsentieren oder einzelne Stücke zu interpretieren, oder den Umfang der bisher vorhandenen Catullrezeption zu erforschen. in diesem Kontext verweise ich auf die zitierte Literatur. Für diese Studie, die die Übernahme Catulls in der zeitgenössischen lateinischen Literatur analysieren soll, ergibt sich zunächst die folgende Frage: Was soll unter dem Begriff „catullische Lyrik“ verstanden werden?

In einer Studie aus dem Jahr 1993 versucht Julia H. Gaisser unter anderem, die Besonderheiten der catullianischen Dichtung der Renaissance zu skizzieren. Hier eine kurze Zusammenfassung:

1. Die Autorin unterstreicht mehrmals die Rolle Martials, des ersten Nachahmers Catulls,3 erinnert an mehrere Gedichte, in denen Catull sehr präsent ist (z. B. das libellus-Motiv bei Mart. 1, 35; 1,52; 3,2). In jener Zeit waren die Werke des ersteren auch viel weiter verbreitet (zumindest in der frühen Renaissance) als die Catulls, weshalb viele Dichter, insbesondere bis Pontano, ihn durch das Prisma Martials gelesen, verstanden und übernommen haben.4 ← 16 | 17 →

2. Mehrmals wird auch die Rolle Pontanos unterstrichen,5 der als „catullischer als Catull“ bezeichnet wird. Die späteren Lyriker lasen Catull vor allem durch Pontano, sohin gilt er gleichzeitig mit Martial als ein wichtiger Bezugsautor.

3. Die Imitationen Catulls bleiben trotzdem Gedichte der Renaissance – mit allen für sie typischen Merkmalen. Diese Dichter sprechen mit der „Renaissance-Stimme.“6

4. Es ist bemerkenswert, dass gewisse Motive häufiger, andere weniger häufig oder überhaupt nicht übernommen wurden. Zu den Lieblingsthemen gehörten insbesondere die Kuss- und Passer-Gedichte (Gaisser spricht hier sogar von einer Obsession7) und der gesamte Lesbia-Zyklus. Oft wurden auch Widmungsgedichte verfasst, deren Autoren c. 1 Catulls als Modell verwendet hatten, wie auch Epithalamia. Sehr häufig beriefen sich Autoren obszöner Dichtung, wie Beccadelli oder Pontano, auf c. 16, worin gesagt wird, dass der Dichter keusch leben soll, seine Verse müssen es aber nicht sein.8 Ein ganzes Kapitel widmet Gaisser auch den Parodien des Phaselus-Gedichts.9

Für die vorliegenden Untersuchungen waren diese Bemerkungen erforderlich, denn bei der genauen Analyse des Forschungsgegenstandes im 3. Kapitel wird versucht, unter anderem die daraus resultierenden Fragen zu beantworten:

1. Wird auch auf die früheren catullischen Dichter des 20. Jahrhunderts Bezug genommen, z. B. auf Pascoli, Ciresola, Morabito (vgl. das folgende Kapitel)? Hat einer von ihnen so große Bedeutung und Einfluss erreicht wie einst Pontano?

2. Wird neues, zeitgenössisches lateinisches Vokabular verwendet, oder andere typische Merkmale, die früher nicht vorgekommen sind? Was ist für die catullische Dichtung am Ende des 20. Jahrhunderts charakteristisch?

3. Welche Themen und Motive werden oft nachgeahmt, welche weniger? Sind das die gleichen, die in der Renaissance und in der Barockzeit populär waren? Lassen sich Ähnlichkeiten oder Unterschied zu jenen in Sprache und Metrik beobachten? ← 17 | 18 →

4. Darf man von einer Kontinuität der catullischen Tradition der Renaissance sprechen? Wird Catull auf eine ähnliche Art und Weise wie damals rezipiert?

1.1   Der „catullische Stil“

Das Phänomen Pontanos und der verbreiteten Praxis, Catull Jahrhunderte hindurch zu imitieren, die – wie in einem weiteren Teil der Arbeit bewiesen werden soll – bis zur zeitgenössischen lateinischen Dichtung reicht, zwingt uns, noch die folgende Frage zu stellen: Was soll unter dem Begriff „catullischer Stil“ verstanden werden?

Diese Fragestellung versucht Schmidt zu beantworten. „Catullischer Stil“ umfasst (abgekürzt): (1). Dichten vor allem in phalaeceischen Elfsilbern, (2). Stileigenheiten der catullischen Polymetra, insbesondere der Phalaeceen (Diminutive, Komparative und andere Polysyllaba, zumal am Versende beziehungsweise in der zweiten Hälfte des Phalaeceus, oft mit -que versehen, das erotisch-ästhetische Vokabular, Liebessprache und Sexualterminologie, Wort- und Verswiederholungen),10 (3). Durchgängige Übernahme von Wendungen und Motiven, Bildern und Vorstellungen Catulls, insbesondere aus den Polymetra, (4). Anschluß an ganze Catullgedichte, Reproduktion und Variation catullischer Gedichtsstrukturen, (5). Berufung auf Catull, erklärte Absicht der Catullnachfolge.11

Dieser sehr zutreffenden Zusammenfassung wird die Verfasserin im weiteren Teil der Arbeit folgen. Schmidts Überlegungen zur Metrik sind aber nicht zur Gänze überzeugend. Es ist allgemein bekannt, dass das Lieblingsversmaß Catulls der Hendekasyllabus war, so ist die Frage wesentlich, ob der jeweilige spätere Catullnachahmer ihn verwendet hat, und wenn ja – in welchem Umfang. Es soll aber nicht vergessen werden, dass Catull neben Hendekasyllaben auch andere Versmaße verwendet hat, darunter vor allem elegische Distichen, die den ganzen dritten Teil des Gedichtzyklus (c. 69–116, also 48 Carmina) ausmachen. Insgesamt kommen sie sogar öfter als der Hendekasyllabus vor, in dem „nur“ vierzig Gedichte verfasst sind.12 Auch der erste – laut Gaisser – catullische Dichter, Martial, verwendete Distichen viel häufiger als Hendekasyllaben, auch in direkt ← 18 | 19 → an sein Vorbild angelehnten Gedichten, z. B. in Epigramm 14,195.13 Typisch ist ebenfalls Choliambus, in dem Spottgedichte, unter anderem an den schlechten Dichter Suffenus (c. 22) oder Egnatius (c. 37), wie auch das berühmte Soliloquium (c. 8) verfasst sind. Nicht zu übersehen sind auch die systemata glyconea, Hexameter – Versmaße insbesondere von Epithalamien, oder sapphische Strophen – das Metrum eines der bekanntesten Gedichte Catulls, c. 51. Alle diese Versmaße gehören zu Catull genauso wie der Hendekasyllabus, so muss bei den weiteren Untersuchungen genauso in Betracht gezogen werden, ob und welche catullischen Metra in welchem Umfang von den jeweiligen Dichtern gewählt wurden. Zusätzlich wird es zu beachten sein, ob und wie das gewählte Metrum mit dem Thema des Gedichts korrespondiert.

1.2   Die zwei Wege der Catull-Rezeption

In der zu untersuchenden Epoche (1897–2010), die nur in wenigen wissenschaftlichen Publikationen und dort nur allgemein behandelt wurde, ist zwischen zwei Hauptströmungen der Catull-Rezeption zu unterscheiden: Der lateinischen Versnovelle über Catull und den kürzeren Gedichten im „catullischen Stil“.

Die Vertreter der ersten Strömung, Pascoli und seine Nachfolger, entwickelten eine bisher unbekannte Gattung: ein längeres, narratives Poem, in dem gewisse Szenen aus dem Leben des römischen Dichters, seiner Freunde und Familie präsentiert werden. Enormen Einfluss auf die Entstehung und Entwicklung dieser Gattung übte das im Jahre 1845 gegründete Certamen Hoeufftianum, ein Wettbewerb für lateinische Dichter, aus. Die Tatsache, dass die Werke, die zu diesem populären, angesehenen Certamen zugelassen wurden, zumindest vierzig Verse umfassen mussten, führte dazu, dass die Autoren sehr gerne längere, narrative Poeme in Hexametern oder in Distichen verfassten.

Die Vertreter der anderen Strömung, die sich zwar parallel zur Versnovelle entwickelte, jedoch am Ende des 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts stark an Popularität verloren und erst nach 1950 wieder an Bedeutung gewonnen hat, schrieben dagegen kurze Gedichte mit den für Catull typischen Stileigenheiten, die viele Ähnlichkeiten mit der Dichtung der Renaissance aufwiesen.14 Die Autoren der zweiten Strömung verwendeten also – im Gegensatz zu jenen der Versnovelle – Versmaße wie Hendekasyllaben, sapphische Strophen, in den Epigrammen auch elegische Distichen, wie auch für Catull charakteristisches Vokabular und Wendungen. Es werden Motive übernommen, die an konkrete ← 19 | 20 → Texte Catulls anknüpfen, wobei jene Themen am populärsten sind, die auch bei den genannten Dichtern der Renaissance die häufigsten waren (insbesondere die Passer- und Kussgedichte). Somit unterscheiden sich die beiden Strömungen sehr deutlich voneinander.

Die genannten Wege, Catull zu rezipieren, werden somit charakterisiert und miteinander verglichen. Es werden alle Vertreter der jeweiligen Strömung wie auch ihre Werke, insofern sie ein Beispiel der Rezeption Catulls darstellen, aufgeführt und kurz besprochen. Es wird ersichtlich, dass Catull auch im 20. Jahrhundert zu den beliebtesten Bezugsautoren lateinischer Dichter zählt.

1.3   Aufbau der Arbeit und Anordnungsprinzipien

Wie bereits erwähnt, ist das Ziel der Studie einerseits, einen Überblick über die Rezeption Catulls seit der Wiederentdeckung seiner Handschrift, mit besonderer Berücksichtigung des Zeitraumes 1897–2010, zu verschaffen, andererseits eine tiefgehende Analyse und Interpretation ausgewählter Textbeispiele, die der zweiten Strömung angehören, durchzuführen. Aus diesem Grund wird die Arbeit in zwei Haupteile gegliedert.

Im Kapitel 2 wird die catullische Tradition seit 1300 bis zum Anfang des 21. Jahrhunderts behandelt, wobei im ersten Unterkapitel ein Überblick über die Catull-Rezeption in den früheren, bereits oft untersuchten Epochen skizziert wird. Das zweite Unterkapitel konzentriert sich auf die Besprechung der ersten Strömung: der Entstehung der Versnovelle, der charakteristischen Merkmale des „Catullocalvos“ Pascolis und einer kurzen Interpretation ausgewählter Stellen, wie auch der Präsentation der Werke seiner Nachfolger. Der Teil wird um eine kurze Digression, einige Anmerkungen zur Interpretation von „Lesbia“ Carrozzaris ergänzt. Im dritten Unterkapitel wird die Catull-Rezeption der zweiten Strömung dargestellt, wobei zunächst eine Liste der Autoren mit einer kurzen Besprechung ihrer catullischen Produktion angeführt wird. Anschließend werden die charakteristischen Merkmale der kürzeren Gedichte zusammengefasst und mit jenen der Versnovelle verglichen.

Da die zweite Strömung, im Gegensatz zur Versnovelle, bisher in der Forschung keine Beachtung fand, ist der zweite Teil der Arbeit, das Kapitel 3., ausschließlich ihr gewidmet. Es werden hier ausgewählte Textbeispiele zweier repräsentativer Autoren, Anna Elissa Radke (Anne-Ilse Radke, Deutschland) und Gerardus Alesius (Gerd Allesch, Österreich), vorgeführt, übersetzt, kommentiert und analysiert. Zweck ist es, eine genaue sprachliche und motivgeschichtliche Vergleichsanalyse und Interpretation der Texte durchzuführen. Anhand eines Zeilenkommentars soll ersichtlich werden, dass die beiden Dichter sowohl auf der sprachlichen ← 20 | 21 → Ebene typisches Vokabular und Wendungen, wie auch bestimmte Motive Catulls übernommen haben. Ferner wird gezeigt, dass oft auch auf andere antike, sowohl griechische als auch römische Autoren angespielt wird. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt damit in sprachlichen und inhaltlichen Erläuterungen, nicht jedoch in einer genauen Analyse der angewendeten Versmaße. Zudem ist für die Zwecke dieser Arbeit insbesondere der Vergleich der ausgewählten Gedichte von Radke und Alesius mit der griechischen und der lateinischen Literatur der Antike relevant, nicht jedoch mit der Literatur der späteren Epochen, auch wenn die Ähnlichkeit zur catullischen Dichtung der Renaissance sehr auffällig ist. Da biographische Fakten wie auch die zu rekonstruierende Autorintention für die Analyse der Gedichte mit einbezogen wurde,15 wird dieser Teil durch kurze curricula vitae eingeleitet.

Es folgen Vorführung, Übersetzung, Kommentar und Interpretation einzelner Gedichte von Radke und Alesius. Die Texte wurden nach den rezipierten Motiven geordnet, wobei es versucht wurde, einerseits den Aufbau des libellus nachzuahmen, andererseits der Chronologie der häufig rezipierten Lesbia-Gedichte zu folgen. Sohin werden zuerst die Widmungsgedichte untersucht, die auf c. 1 zurückgreifen, das als Eröffnung und Darstellung des poetischen Programms Catulls fungiert und deshalb eine besondere Position in der Sammlung einnimmt.

Als Nächstes werden Gedichte behandelt, die den Lesbia-Zyklus übernehmen. Hier orientiert sich die präsentierte Reihenfolge an der (wahrscheinlichsten) Chronologie dieser Liebesbeziehung: von dem Moment des Sich-Verliebens über die Glücksphase bis zur Krise und zum Höhepunkt der Gefühle. Daher werden zunächst die Texte, die an c. 51 anknüpfen, besprochen, dann die Passer- und Kussgedichte, weiterhin die Beispiele zur Rezeption von c. 8, c. 85 (Hass und Liebe). In weiterer Folge werden Textbeispiele zur Rezeption sonstiger Carmina (c. 38, 45, 84) angeführt.

Zum Schluss werden die Carmina Pseudocatulliana von Radke behandelt, ein Zyklus gefälschter Gedichte, die die Autorin „ihrem Catull schwesterlich untergeschoben hat.“16 Da sich diese Texte im Hinblick auf die Art und Weise, Catull zu rezipieren, von den anderen wesentlich unterscheiden, werden sie im letzten Unterkapitel zusammen behandelt.

An die Schlussfolgerungen und Zusammenfassung der Ergebnisse (Kapitel 4.) schließt sich eine umfangreiche Appendix an. Diese beinhaltet alle in der ← 21 | 22 → Arbeit erwähnten Texte, mit Ausnahme derjenigen, die im Kapitel 3. bereits vorgeführt und ausführlich analysiert wurden. Es werden zunächst die Texte der Versnovellen in chronologischer Reihenfolge vollständig abgedruckt, beginnend mit „Catullocalvos“ Pascolis. Im Anschluss daran folgen die Gedichte der Autoren der zweiten Strömung, die im Kapitel 2.3 aufgelistet werden, und zwar in der gleichen Reihenfolge. Zusätzlich werden einige weitere Gedichte von Anna Elissa Radke eingeführt, die aufgrund des Auswahlverfahrens im Hauptteil nicht ausführlich kommentiert und interpretiert wurden.

Im letzten Teil der vorliegenden Arbeit finden sich genaue bibliographische Angaben.

1.4   Der Umgang mit dem Autor

Für die Interpretation der ausgewählten Texte von Radke und Alesius ist die Frage nach der Rolle des Autors und der Relevanz der biographischen Informationen von besonderer Bedeutung.

Seit mehreren Jahrzehnen werden zahlreiche literaturwissenschaftliche Theoriediskussionen zu diesem Thema geführt. Dabei lassen sich grundsätzlich drei Standpunkte unterscheiden, die entweder den Autor, den Text oder den Leser in den Vordergrund stellen.17 So argumentieren die Anhänger der auf den Text bezogenen Theorie, „dass die Bedeutung eines literarischen Werkes von der Intention seines Urhebers unabhängig und allein aus dem Text zu erschließen sei.“18 Im Gegensatz dazu wird in der leserzentrierten Betrachtungsweise der Leser als Raum, in dem alle Zitatfäden zusammenlaufen, verstanden, und zwar nicht als Person mit Biographie und Psyche, sondern als überindividueller Ort des Zusammentreffens.19

Die beiden zu analysierenden Dichter, ihre Biogrpahie und die zu rekonstruierende Intention werden in der vorliegenden Arbeit – im Gegensatz zu den genannten Ansichten, vom Autor als sinnstiftender Instanz wegzugehen20 – bei ← 22 | 23 → der Interpretation ihrer Texte immer in Betracht gezogen. Denn ein Verfasser überträgt seine Gedanken, Phantasien und Ideen auf Papier nur durch das Prisma seiner Erfahrungen, Emotionen oder Erlebnissen. Kein Werk kann entstehen, wenn es nicht durch die Seele und den Geist des Verfassenden filtriert wird – daher muss ein enger Zusammenhang zwischen dem Schöpfer und dem Geschöpf bestehen, den es zu untersuchen gilt, auch wenn der Autor poetisch übertreibt und eine Legende seines Lebens kreiert, die allein ein literarisches Faktum darstellt.21 Boris Tomaševskij fasst dies sehr zutreffend zusammen: „Bei einem Schriftsteller mit Biographie (…) ist die Berücksichtigung seiner Lebensfakten notwendig, weil die Gegenüberstellung der Texte und der Biographie des Autors wie auch das Spiel mit der potentiellen Herzensrealität seiner subjektiven Herzensergüsse und Bekenntnisse in seinen Werken eine konstruktive Rolle spielen.“22

Aus diesem Grund wird in dieser Arbeit jeweils versucht, die Autorintention zu rekonstruieren, wobei unter diesem Begriff die bewusste oder unbewusste Absicht des empirischen Autors zu verstehen ist, ohne die es unmöglich ist, sein Werk zu deuten.23 Deshalb werden biographische Fakten und Selbstaussagen der beiden noch lebenden Dichter in die Interpretation mit einbezogen. Zu diesem Zweck wurden sie von der Verfasserin dieser Publikation interviewt.24 Auf diese Weise war oft auch eine genaue Datierung der ausgewählten Stücke wie auch die Identifizierung der Adressaten und anderer relevanter Personen möglich.

Die Idee für diese Arbeit entstand aus der Faszination der Verfasserin für Latein als eine lebende Sprache, in der immer noch kommuniziert wird und in der heute noch wertvolle Literatur entsteht. In der Publikation soll also in weiterer Folge die Kontinuität des Lateinischen, das über die Jahrhunderte bis ins 21. Jahrhundert reicht, nachgewiesen, wie auch sein moderner Usus am Beispiel der Catull-Rezeption in der neuesten Epoche illustriert werden. ← 23 | 24 →


2 Vgl. Frenz & Stelte (2010), 199–203.

3 Gaisser (1993), 201: “Martial claims Catullus as his principal model throughout the Epigrams – by invoking his name, by imitating his themes and turns of phrase, and by his frequent use of the hendecasyllabe to lend a Catullan flavour to his verse.” Siehe insbesondere das Kapitel “Martial and his world,” 200–211.

Details

Seiten
348
Jahr
2017
ISBN (ePUB)
9783631698976
ISBN (PDF)
9783653068658
ISBN (MOBI)
9783631698983
ISBN (Hardcover)
9783631674376
DOI
10.3726/b10626
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (Dezember)
Schlagworte
C. Valerius Catullus Neulateinische Dichtung Latein im 20. Jahrhundert Lateinische Versnovelle Anna Elissa Radke Gerardus Alesius
Erschienen
Frankfurt am Main, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2017. 348 S.

Biographische Angaben

Barbara Dowlasz (Autor:in)

Barbara Dowlasz studierte Klassische Philologie in Krakau und Wien. Sie war Stipendiatin der Katholischen Universität Leuven und wurde in Klassischer Philologie an der Universität Wien promoviert.

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Titel: Catull-Rezeption in lateinischen Dichtungen von 1897 bis 2010
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