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Das Spannungsfeld zwischen göttlichem und menschlichem Königtum in Jes 1–39

Semantische Untersuchung zur zentralen theologischen Aussage über das Königtum JHWHs

von Paul Hyungsoon Park (Autor:in)
©2016 Dissertation 318 Seiten

Zusammenfassung

Der Autor stellt dar, in welchem Verhältnis das Königtum JHWHs zum menschlichen Königtum in seinen unterschiedlichen Ausprägungen steht. Er diskutiert die Positionierung des Königtums Gottes zu den fremden Herrschern und zu den Königen Israels in Jes 1-39. Nur in diesem sogenannten protojesajanischen Teil begegnen sich alle zentralen Aktanten: JHWH als göttlicher König, die Fremdkönige und die Könige Israels. Ab Jes 40 ändert sich diese Konstellation signifikant, da sich bis zum Ende des Buches in Jes 66 nur JHWH als König findet.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhalt
  • Vorwort
  • Einleitung
  • 1. Forschungsüberblick zum Königtum JHWHs
  • 1.1 Das Königtum JHWHs im AT
  • 1.2 Forschungsüberblick zum Königtum JHWHs in der Prophetie, besonders in Jes 1–39
  • 2. Methodische Präzisierung
  • 2.1 Abgrenzung des Themas
  • 2.2 Methode dieser Arbeit
  • 3. Fragestellung
  • 3.1 JHWH als der König
  • 3.2 Die davidischen Könige
  • 3.3 Die fremden, feindlichen Könige
  • I. Kapitel: Die Vorstellung der Herrschergruppe in Jes 1–12
  • 1. Zum Aufbau von Jes 1–12
  • 1.1 Struktur von Jes 1–12
  • 1.2 Das Spannungsfeld zwischen dem Königtum JHWHs und dem menschlichen Königtum in Jes 1–12
  • 1.2.1 Die Thematik vor der Immanuelschrift (Jes 1,1–5,30)
  • 1.2.2 Die Thematik in der Immanuelschrift (Jes 6,1–8,18)
  • 1.2.3 Die Thematik nach der Immanuelschrift (Jes 8,19–12,6)
  • 2. Zion und die Zionsbewohner
  • 2.1 Zion
  • 2.1.1 Die personifizierte Gestalt Zion
  • 2.1.2 Gelände Zion
  • 2.2 Die neue Gemeinde JHWHs in Zion
  • 2.2.1 Das Konzept der neuen Gemeinde JHWHs in Zion: Restgemeinde; Wir-Gemeinde; prophetische Gemeinde
  • 2.2.2 Überblick über die neue Gemeinde in Zion in Jes 1–12
  • 3. Vorstellung der Herrschergruppe im Jesajabuch
  • 3.1 JHWH als König
  • 3.1.1 Die Epitheta JHWHs: יהוה צבאות ,אדני und המלך יהוה צבאות
  • 3.1.2 Die königlichen Attribute
  • 3.1.3 Kontrast des Königtums JHWHs zum irdischen Königtum
  • 3.2 Die davidischen und menschlichen Könige
  • 3.3 Die fremde Herrschergruppe
  • 3.4 Der ideale Herrscher
  • 3.4.1 Immanuel
  • 3.4.1.1 Bestimmung der Identität des Immanuel und der jungen Frau (העלמה)
  • 3.4.1.2 Das Verhältnis Immanuels zur Herrscherfigur und zur Wir-Gemeinde
  • 3.4.2 Das „für uns“ geborene Kind
  • 3.4.2.1 Die Königsherrschaft JHWHs in Jes 9,1–6
  • 3.4.2.2 Die Herrschergestalt des „für uns“ geborenen Kindes
  • 3.4.2.3 Das Verhältnis des „für uns“ geborenen Kindes zu Immanuel
  • 3.4.3 Der Geistträger JHWHs
  • 3.4.3.1 Der Herrschercharakter des Geistträgers in Jes 11,1–5
  • 3.4.3.2 Identitätsbestimmung der Wurzel Isais
  • 3.5 Der ideale Herrscher und die Wir-Gemeinde
  • II. Kapitel: Anbruch des Königtums JHWHs auf dem Berg Zion
  • 1. Aufbau von Jes 13–27
  • 1.1 Struktur von Jes 13–27
  • 1.1.1 Forschungsüberblick zu Jes 13–27
  • 1.1.2 Struktur von Jes 13–27
  • 1.2 Spannungsfeld zwischen menschlichem und göttlichem Königtum in Jes 13–27
  • 2. Zion in Jes 13–27
  • 2.1 Die Ortsbestimmung zu Zion in Jes 13–27
  • 2.2 Der Berg Zion
  • 3. Die Proklamation des Königtums JHWHs und seiner Herrschaft
  • 3.1 JHWH als Krieger
  • 3.1.1 JHWH als Heerführer
  • 3.1.2 JHWHs Krieg
  • 3.2 JHWH als Richter
  • 3.3 JHWH als König
  • 4. Die Herrschergestalt in Jes 16,5
  • 4.1 Forschungsüberblick über die Figur in Jes 16,5
  • 4.2 Bestimmung der Identität dieser Figur
  • 5. Feindliche Herrschergruppen
  • 5.1 Irdische feindliche Herrschergruppen
  • 5.1.1 Babel
  • 5.1.2 Assur
  • 5.2 Der himmlische göttliche Herrscher Ägyptens
  • 6. Die neue Verehrer-Gemeinde JHWHs in Jes 13–27
  • 6.1 Die Wir-Form in Bezug auf צדיק in Jes 24,16
  • 6.2 Das Bekenntnis der Wir-Gemeinde zu Gott: „unser Gott“ (Jes 25,9)
  • 6.3 Die Wir-Gemeinde als eine gerechte Nation in Jes 26
  • 6.3.1 Die Wir-Gemeinde in der Formulierung von לנו
  • 6.3.2 Die Wir-Gemeinde als צדיק
  • 6.3.3 Das Bekenntnis der Wir-Gemeinde: „unser Gott“ (אלהינו)
  • 6.4 Prolepsis für die neue Verehrer-Gemeinde JHWHs
  • III. Kapitel: Das Bekenntnis der Wir-Gruppe: „JHWH, unser König“
  • 1. Struktur von Jes 28–35
  • 1.1 Zum Aufbau von Jes 28–35
  • 1.2 Das Spannungsfeld zwischen göttlichem und menschlichem Königtum in Jes 28–35
  • 2. Zion
  • 2.1 Der Spitzensatz zu Zion im Jesajabuch (28,16)
  • 2.1.1 Die Übersetzung des Verb יסד
  • 2.1.2 Der Bezug JHWHs zu Zion
  • 2.1.3 Bedeutung des Grundsteins
  • 2.2 Zion als der Verwirklichungsort der Königsherrschaft JHWHs
  • 2.2.1 Abschaffung der weltlichen Macht in Zion
  • 2.2.2 Erneuerung des Zion (33,5; 33,14–15)
  • 2.2.3 Zion als „unser“ Heilsort (33,17–24)
  • 3. Die neue Verehrer-Gemeinde JHWHs in Zion
  • 3.1 Die Wir-Gruppe: Versuche zur Identitätsbestimmung
  • 3.2 Die Zionsgemeinde
  • 3.3 Die Restgemeinde
  • 3.4 Fazit: die neue Gemeinde JHWHs
  • 4. JHWH als König
  • 4.1 JHWH als König und die Zionsgemeinde
  • 4.2 JHWH als König und Zion
  • 4.3 Die königliche Herrschaft JHWHs
  • 5. Die Auswirkung des Königtums JHWHs
  • 5.1 Vernichtung aller feindlichen Nationen
  • 5.2 Der Heilszustand Zions
  • IV. Kapitel: Die Ausübung der Königsherrschaft JHWHs in der Geschichte
  • 1. Struktur von Jes 36–39
  • 1.1 Forschungsüberblick: Die parallele Überlieferung von Jes 36–39 und 2 Kön 18–20
  • 1.2 Aufbau von Jes 36–39
  • 1.3 Das Spannungsfeld zwischen JHWH und dem menschlichen Königtum in Jes 36–39
  • 2. Die Königsherrschaft JHWHs in Jes 36–39
  • 2.1 Warum fehlt der Königstitel für JHWH in Jes 36–39?
  • 2.2 Gottesepitheta für die königliche Herrschaft Gottes in Jes 36–39
  • 2.2.1 JHWH Zebaot (יהוה צבאות)
  • 2.2.1.1 Gerichts- und Heilsrede von JHWH Zebaot
  • 2.2.1.2 Kombination von JHWH Zebaot und Gottes Einzigartigkeit
  • 2.2.2 Der Gott Israels, der auf den Cherubim thront (אלהי ישראל ישב הכרובים)
  • 2.2.2.1 Cherubim (ברובים)
  • 2.2.2.2 Die Gegenwart JHWHs im Tempel
  • 2.2.3 Die Einzigkeit Gottes (האלהים לבדך und יהוה לבדך)
  • 3. Das menschliche Königtum in Jes 36–39
  • 3.1 Die geschichtlichen Figuren
  • 3.2 Die Herrschercharaktere der beiden Könige
  • 3.2.1 Der König von Assur, Sanherib
  • 3.2.2 Der König von Juda, Hiskija
  • 3.2.2.1 Der Charakter des Königtums Hiskijas
  • 3.2.2.2 Vertrauen (בטח)
  • 3.2.2.3 Hiskija als Repräsentant der Wir-Gruppe
  • 4. Zion als Handlungsträger in Jes 36–39
  • 5. Hoffnungsaspekt von der davidischen Dynastie und Zion
  • V. Kapitel: Zusammenfassung der Ergebnisse der Arbeit
  • 1. Das Spannungsfeld zwischen JHWH und dem menschlichen Königtum im ersten großen Teil des Jesajabuches (Jes 1–39)
  • 2. Das Verhältnis JHWHs, des Königs, zu den Handlungsträgern
  • A. Die neue Verehrer-Gemeinde JHWHs in Zion
  • B. Die feindlichen Könige und die davidischen Könige
  • C. Die personifizierte Gestalt Zion
  • 3. Auflösung der Spannungen
  • 4. Fazit
  • Literaturverzeichnis
  • 1. Primärliteratur
  • 2. Konkordanzen
  • 3. Hilfsmittel
  • 4. Monografien und Aufsätze in Sammelwerken

Vorwort

Die vorliegende Untersuchung wurde im Wintersemester 2015/16 von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Friedrich-Wilhelm-Universität Bonn als Dissertation angenommen und für den Druck leicht überarbeitet.

Mein erster Dank gilt meinem Doktorvater, Herrn Prof. Dr. Ulrich Berges, der mir in den Jahren der Entstehung der Arbeit stets als Ansprechpartner zur Verfügung stand und mit zahlreichen wertvollen Impulsen half. Ohne seine Geduld, seine weiterführenden Ratschläge und seine freundliche Gesprächsbereitschaft hätte ich diese Arbeit nicht schreiben können.

Genauso aufrichtig habe ich Herrn Prof. Dr. Heinz-Josef Fabry zu danken, der die Mühe des Zweitgutachtens auf sich genommen hat. Ein Dank gilt ebenfalls dem Alttestamentlichen Oberseminar in Bonn, das mir zahlreiche Impulse für die Forschung gegeben hat.

Verpflichtet fühle ich mich auch denen, die mir in unterschiedlicher Weise eine große Unterstützung waren: Mein Dank gebührt zuerst meinem Heimatbischof Bonifatius Ki-San Choi und dem Weihbischof Johannes der Täufer Shin-chul Jung, die mich mit Geduld und Ermutigung für die wissenschaftliche Forschung freigestellt haben. Ein Dank geht ebenfalls an meine Priesterkollegen im Bistum In-Cheon in Südkorea.

Die Mühe des Korrekturlesens haben für die gesamte Arbeit Frau Dr. PD Hildegard Scherer und jeweils für Teile Frau Anna Maria Niem, Sr. Electa Lim OSB und Herr Johannes Funk auf sich genommen. Dafür herzlichen Dank!

Mein Dank gilt ebenso den geistlichen Mitbrüdern im Collegium Albertinum in Bonn. Ich bedanke mich bei Herrn Pfarrer Dr. Wilfried Evertz für die Aushilfemöglichkeit im Seelsorgebereich „An Rhein und Sieg“ und Frau Mühlhaupt für ihre Unterstützung.

Am Ende steht aber mein besonderer Dank, der sich an meine Familie richtet: Meine Eltern Theresia und Fidelis Park und die Familie meines Bruders mit meinen lieben Neffen Ha-Sang und Ha-Jun Park haben mich über all die Jahre nach besten Kräften unterstützt.

Bonn, am ersten Advent 2015

Paul Hyungsoon Park ← 13 | 14 → ← 14 | 15 →

Einleitung

1.   Forschungsüberblick zum Königtum JHWHs

Die vorliegende Arbeit behandelt das Spannungsfeld zwischen JHWH und den irdischen Königen bzw. dem JHWH-Königtum und dem menschlichen Königtum. Die Untersuchung umfasst den ersten großen Teil des Jesajabuches, Jes 1–39 (Protojesaja). Im Buch Jesaja treten die gängigen Gottesbilder1 des Alten Testaments auf, eine seiner Besonderheiten liegt jedoch vor allem darin, dass JHWH als der wahre Gott und König eine universale Wirkung auf die Völker der Erde ausübt. In diesem Sinne betont Jes 1–39, dass JHWH über den irdischen Königen steht und der wahre König sowohl Israels als auch aller Völker ist. Bevor sich der Verfasser dem Thema, dem Spannungsfeld zwischen göttlichem und menschlichem Königtum in Jes 1–39, zuwendet, stellt er zunächst die bisherige Forschung zum Königtum JHWHs im AT vor.

1.1   Das Königtum JHWHs im AT

Das Königtum JHWHs steht im Zentrum der Forschungen zur alttestamentlichen Gottesvorstellung, da sich die Rede vom Königtum JHWHs bzw. seiner Königsherrschaft über das gesamte Alte Testament erstreckt.2 In der Forschung wird vor allem die Entstehung des Gotteskönigtums diskutiert. Allerdings lässt sich die Frage nach dem Alter und der Herkunft der Vorstellung vom Königtum JHWHs ebenso zur Diskussion stellen.

Buber versuchte nachzuweisen, dass das Königtum JHWHs in Alt-Israel beheimatet gewesen sei.3 Demnach sei es von Anfang an eine existenziel ← 15 | 16 → le Eigentümlichkeit Israels.4 Dieser These widerspricht von Rad mit der Behauptung, dass „der Bezeugung Jahwes als des mælæk im AT nicht die generelle, theologische Bedeutung zukommt, wie Buber annimmt“5. Rost hingegen sieht die Vorstellung des Königtums JHWHs im Alten Testament als einen Reflex auf die Institution des irdischen Königtums.6 Diesbezüglich betont vor allem Alt:

„Es scheint somit, als sei der Gedanke des Königtums Jahwes im Alten Testament nicht primär und auch nicht – oder wenigstens nicht durchweg – so zentral wie in der Botschaft Jesu, sondern sekundär zu anderen urtümlichen Grundelementen hinzugetreten.“7

Das Königtum JHWHs scheint gemäß dieser Annahme der jüngeren Forschung also kein Grundelement des Alten Testaments bzw. „kein konstitutives Element im ursprünglichen Bestand der israelitischen Religion“8 zu sein. Dementsprechend impliziere die Existenz JHWHs sowohl für sein Volk als auch für andere Völker nicht, dass er immer als König verehrt worden wäre, da Israel das Königtum JHWHs erst „auf kanaanäischem Boden kennengelernt“9 habe. Die Forschung zeigt einhellig „dessen Übernahme und die mit ihr verbundene Wandlung in Israel“10 auf und stimmt weiterhin darin überein, dass das Königtum JHWHs bzw. die Vorstellung von JHWH als König nicht in vorstaatlicher, sondern erst in der staatlichen Zeit in Israel in Erscheinung getreten sei.11 ← 16 | 17 →

Anhand der archäologischen Entwicklung schlagen manche Exegeten vor, das Königtum JHWHs sei aus Ugarit bzw. Kanaan übernommen und von El bzw. Baal auf JHWH übertragen worden.12 Demnach wird die Vorstellung vom Königtum bzw. der Königsherrschaft JHWHs durch das altorientalische Königtum beeinflusst.

In den altorientalischen Kulturen wurden Götter aufgrund ihrer Überlegenheit und Fürsorge mit der Metapher „König“ besetzt.13 Sowohl von der Umwelt beeinflusst als auch sich von ihr absetzend, entwickelte Israel diesen Gedanken eigenständig weiter.14 Zwar kommen die Begriffe „Königtum JHWHs“ bzw. „Königsherrschaft JHWHs“ im Alten Testament nur in jungen Belegen15 vor, aber es existieren Belege aus früherer Zeit, die JHWH als König von Israel preisen.16 In der Auseinandersetzung mit den altorientalischen Kulturen betont Israel, dass JHWH der wahre König und Herr der Welt sei. Dieser Gedanke führt dazu, die Namen El und Baal durch JHWH zu ersetzen. Darüber hinaus wird Gott auch im Bild des Chaoskampfmythos (vgl. Ps 29; 93) dargestellt.17 „JHWH als König Israels und ← 17 | 18 → der Welt“ hat seinen Platz in den Belegen der Thronbesteigungspsalmen (z. B. Ps 47; 93; 95–99).18

Die exilisch-nachexilische Zeit betont eine universale Perspektive, wonach das Königtum Gottes von den Göttern abgegrenzt (vgl. Jes 41,21; 44,6; Jer 10,7; Ps 95,3 u. ö.) oder dessen Auswirkung für die Zukunft beschrieben wird (Obd 21; Mi 2,13; 4,7; Zef 3,14 u. ö).19 So formuliert die spätere Prophetie Sacharjas (Sach 14) die Zukunftsperspektive, dass der gerettete Rest der Völker zusammen mit dem Rest Israels Gott auf dem Zion als König verehre.20

Außerhalb traditions- und religionsgeschichtlicher Überlegungen wird die JHWH-König-Aussage – – zudem semantisch analysiert. Dies betrifft sowohl die Verwendung der Wurzel für JHWH als auch Parallelbegriffe , Königsattribute und eine königliche Metapher (Hirte).21 JHWH wird als König proklamiert und übt seine Königsherrschaft über die Götter, die Welt, das Volk Israel und die Völker aus, vor allem erhebt er sich über die Götter (Ps 96,4; 97,7),22 aber auch über seine und Israels Feinde (Ex 15,18).23 Er allein ist heilig (Jes 6,3). Seine Würde und Macht gilt nicht nur der göttlichen, sondern auch der menschlichen Welt. Sein Königtum wird in der Regel „nicht im Nominalsatz, sondern im Verbalsatz entfaltet“ (Ez 20,33; Ps 22,29; 103,19; 1 Sam 8,7; 12,12; Ex 15,18 u. a.).24

Das Handeln JHWHs als König führt sein Volk Israel zur Glaubensentscheidung an ihn als den einen Gott und Herrn hin.25 Seine Königsherrschaft ist hierbei eng verbunden mit seiner Heilskraft und Schöpfung, seinem Erlösen und seiner Rettung (Jes 43,15; 44,6). Die Genitivverbindung „König ← 18 | 19 → Israels“ stützt sich auf den israelitischen Glauben an JHWH als König und Herrn.26 Die Besonderheit der israelitischen Interpretation und der Umprägung des Königtums JHWHs besteht zunächst darin, dass nicht nur die Namen von El und Baal durch den Namen JHWH ersetzt werden. JHWH ist vielmehr tatkräftiger als El und Baal. Als König übt er seine Königsherrschaft über die Welt und sein Volk aus.27

Das Königtum JHWHs ist zeitlich und räumlich unbegrenzt (JHWH-König-Psalmen: Ps 47; 93; 95; 96; 97; 98; 99). Seine Superiorität zielt nicht nur auf die gegenwärtige und vergängliche Welt, sondern auch auf die Endzeit. Darum wird der Blick auf die eschatologische Zukunft und den „Tag JHWHs“ im Rahmen von Verheißung, Hoffnung und Erwartung hervorgehoben (Ps 94; Mi 4,1–3; Zef 3,15.17).28

Ferner konzentriert sich die Forschung auf die JHWH-König-Psalmen, die von Mowinckel als „Thronbesteigungspsalmen“ bezeichnet werden. Im Zusammenhang mit diesen Psalmen wird die formelhafte Wendung breit diskutiert. Das Problem ergibt sich aus der Bedeutung des Verbums und der Wortreihenfolge von Subjekt und Prädikat. Das Verbum bedeutet grundsätzlich „König werden, König sein, als König herrschen, regieren, als König wirken“29. Zwar erkennen die Exegeten diese Übersetzung an, doch wurde teilweise das Theologumenon durativ30 oder ingressiv31 übersetzt.32

Die Wendung verursacht demnach ein syntaktisches und grammatikalisches Problem, wobei die unterschiedlichen Übersetzungsvarianten mit verschiedenen theologischen Schwerpunkten korrelieren.33 Während Mowinckel und Gunkel die Übersetzung des Theologumenons im Rahmen von „Thronbesteigungspsalmen“ fortführen, betont Koehler die Einzigkeit des Königtums JHWHs im Vergleich zu anderen Göttern: „Es ist Jahwä ← 19 | 20 → und nicht ein anderer Gott [Baal, Marduk, Schamasch usw., d. Verf.], der König ist“34. In ähnlicher Weise stellt auch Ridderbos das Subjekt JHWH im Rekurs auf die Grammatik von Gesenius-Kautzsch heraus.35 Weiterhin übersetzt Michel „“ nicht im Sinne einer Handlung JHWHs, sondern im Sinne eines Aspekts und einer Eigenschaft JHWHs.36 Ulrichsen und Brettler meinen hingegen, dass die Wortstellung keine wichtige Rolle in der Übersetzung spiele und aufgrund der Abhängigkeit des Theologumenons vom jeweiligen Kontext auch das „“ von diesem abhängig sei.37

Die jüngst erschienene Arbeit von Jungbluth legt einen Schwerpunkt auf das Königtum JHWHs und das irdische Königtum im Alten Testament.38 Sie skizziert in den ersten vier Kapiteln vor allem „das menschliche Königtum in Israel und Juda“ (17–130), wobei nach dem Gesamtüberblick über das judäische Königtum gefragt wird: nach der Einsetzung des Königs, seinen Insignien, nach ritueller Kommunikation und weltlichen wie sakralen Dimensionen des irdischen Königs. Daran anschließend widmet Jungbluth zwei Kapitel unter der Überschrift „Zwischen Erde und Himmel“ (131–156) der Erwählung des judäischen Königs durch JHWH und seinem Verhältnis zu JHWH. Er entfaltet die Vorstellung von JHWH als König und sein Verhältnis zum irdischen Königtum im dritten Hauptteil der Arbeit (157–288). Jungbluth gelangt zu dem Ergebnis, dass das Theologumenon nicht im Rahmen eines Thronbesteigungsfestes stehe, sondern für „eine[r] Thronbesteigung Gottes im Sinn einer metaphorischen Verhältnisbestimmung oder kultischen Vergegenwärtigung eines zeitlosen Herrschers“ (175). Dieser Forscher nennt Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem König JHWH und dem irdischen König. Die Anhaltspunkte, die im ersten Hauptteil der Arbeit bereits für menschliches Königtum entwickelt werden, wendet Jungbluth wiederum richtig auf das Königtum JHWHs an – Insignien, rituelle Kommunikation, Bilder der Königsherrschaft JHWHs, d. h. Hirte, Richter, Krieger und Bauherr (179–288). Schließlich resümiert er das Verhältnis der beiden Königtümer. Durch die Erwählung JHWHs werde ← 20 | 21 → der menschliche König zum „Sohn Gottes“, „Gesalbte[n]“ und „Knecht JHWHs“. Er übernehme zwar Hirtenfunktion, sei aber nicht „der wirkliche Hirt“. Er herrsche zwar gerecht, aber dies sei nur „ein Teil der Gerechtigkeit JHWHs“. Er kämpfe zwar für sein Volk, aber „nur im Krieg JHWHs“ (302–304).

Jungbluth betrachtet zwar „Dimensionen von göttlicher und menschlicher Königsherrschaft“, behandelt aber von den menschlichen Königtümern nur das judäische Königtum. Demgemäß wird das fremde menschliche Königtum in seiner Arbeit nicht thematisiert. Mit der Verhältnisbestimmung des judäischen Königtums zu JHWH gelangt er zu dem Ergebnis, dass es nur einen wirklichen König gebe:

Die vorliegende Arbeit thematisiert nicht das Königtum JHWHs an sich, sondern das Spannungsfeld zwischen göttlichem und menschlichem Königtum in Jes 1–39. In der aktuellen Forschung zum Königtum JHWHs im AT wird gerade dieses Spannungsfeld zwischen göttlichem und menschlichem Königtum in Jes 1–39 kaum beachtet. Daher drängt sich die Notwendigkeit auf, das Königtum JHWHs im Zusammenhang mit dem menschlichen Königtum in Jes 1–39 erneut zu sichten. Die thematische Konzeption vorliegender Arbeit ergänzt somit bisherige Forschungen in eigenständiger Weise.

1.2    Forschungsüberblick zum Königtum JHWHs in der Prophetie, besonders in Jes 1–39

In den Prophetenbüchern treten zwar die JHWH-König-Vorstellung bzw. die JHWH-König-Aussagen nicht häufig auf, doch bilden sie das zentrale Thema der Gottesvorstellung in den Büchern Jesaja (6,5; 24,23; 33,22; 41,21; 43,15; 44,6; 52,7; vgl. 32,1; 33,17; 66,1), Jeremia (8,19; 10,7.10; 46,18; 48,15; 51,57), Ezechiel (20,33) und dem Dodekapropheton (Obd 21; Mi 2,12.13; 4,6.7.9; Zef 3,15; Sach 15,9.16.17; Mal 1,14). In diesem Zusammenhang sind zwei Forscher zu nennen, die Überblicke über das Königtum JHWHs in den prophetischen Büchern geben. Camponovo untersucht „Königtum, Königsherrschaft und Reich Gottes in den frühjüdischen Schriften“39 und widmet dabei sein drittes Kapitel „Gottes Königtum im Alten Testament“ (72–127), damit auch dem Königtum Gottes bei den ← 21 | 22 → Propheten (102–117). Er unterscheidet zwischen JHWHs Charakteristika, z. B. JHWH als „de[m] mächtigen König“, und der „Königsherrschaft JHWHs“ in der zukünftigen Heilszeit (116–117).

Schreibers Arbeit untersucht Titel und Konzeptionen der Gesalbtenerwartung in frühjüdischen und urchristlichen Schriften40 und geht dafür von Gottes Königsein im AT als Fundierung dieser Konzeptionen im Frühjudentum aus. Beim Überblick über die einschlägigen Aussagen zum Königtum JHWHs im AT fasst er insbesondere das Königtum JHWHs in den prophetischen Büchern zusammen (49–59): Der Königstitel für JHWH konnotiere seine Macht und Hoheit. Kontext von JHWH als König in den Prophetien sei einerseits das Heil für Israel und andererseits das Gericht an der Welt oder den Völkern. Schließlich trage das Königsein JHWHs eschatologische Züge.

Im aktuellen Forschungsüberblick zum Königtum JHWHs in den prophetischen Büchern zeigt sich deutlich, dass alle Texte, in denen vom Königtum JHWHs die Rede ist, nicht im Verlauf der jeweiligen Schriften, sondern nur in ihrem je einzelnen Kontext betrachtet werden. Darin unterscheidet sich die Intention hier vorliegender Untersuchung von der bisherigen Forschung.

Die Texte zum Königtum JHWHs kommen in den Prophetenbüchern nur sporadisch vor.41 Werden dagegen die Aussagen über das Königtum JHWHs innerhalb von Jes 1–39 überblickt (6,5; 24,23; 33,22; vgl. 32,1; 33,17), so fällt auf, dass jede Aussage gezielt im jeweiligen Abschnitt (Jes 1–12; 13–27; 28–35) platziert wird. Darin besteht die Besonderheit des Jesajabuches, das Königtum JHWHs betreffend, im Vergleich zu anderen prophetischen Büchern. Das Königtum bzw. die Königsherrschaft JHWHs ist in Jesaja ein durchgängiges Thema.

Das Jesajabuch wurde über fast 400 Jahre erstellt und bearbeitet. Die lange Dauer bis zur Fertigstellung des gesamten Werkes brachte es mit sich, unterschiedliche theologische Konzepte aufzunehmen.42 Daher wird in der bisherigen Jesaja-Forschung das Königtum JHWHs in Jes 1–39 nicht als ← 22 | 23 → ein isoliertes, sondern als ein mit verschiedenen Theologie- und Traditionskomplexen verbundenes Thema behandelt.

A.   Das Königtum JHWHs in Jes 1–39

Erstmals untersucht Wildberger das Königtum JHWHs im Rahmen der Königsherrschaft Gottes in Jes 1–39.43 Er befasst sich insbesondere in Kapitel 544 mit der theologischen Leistung des Jesajabuches, indem er die Gottesvorstellung hervorhebt, die unter dem Leitwort „Es gibt keinen Gott außer JHWH“45 zusammengefasst wird. Dabei betont er als Charakteristikum der alttestamentlichen Gottesvorstellung, dass Gott mehrere Prädikationen trage, z. B. der Heilige Israels; der Herr; der Barmherzige; der Gnädige; JHWH der Heere usw. – darunter auch König.

Wildberger weist darauf hin, dass der Vorstellungskomplex des JHWH-Königtums – vor allem die Vorstellung, dass JHWH der wahre König sei –, in der Verkündigung Jesajas in gravierender Weise zur Geltung komme.46 Er stellt ebenso fest, dass durch die von Jesaja beschriebene Herrschaft JHWHs die grundlegenden Gottesvorstellungen in der Theologiegeschichte Israels maßgeblich profitierten.47

B.   Zionstheologie

Die zentrale Rolle des Zion/Jerusalem in Jes 1–39 bzw. im gesamten Jesajabuch prägt zahlreiche Äußerungen in der Forschung. Ollenburger untersucht Zion als „the City of the Great King“48, um JHWH als den König dieser Stadt mit seinem Königtum darzustellen. Demnach wohnt JHWH als König in Zion (23–52) und wird die Sicherheit Zions durch die Ausübung seiner Königsherrschaft garantieren (53–81). Charakteristisch ist für Ollenburger, dass er die Königsherrschaft JHWHs nicht im Kontext der JHWH-König-Psalmen (Ps 47; 93; 95–99) skizziert, sondern im Rahmen von Ps 20; 33; 49 und 118, die den Jerusalemer Kult wider ← 23 | 24 → spiegeln. Er hält fest, dass der ausschließliche Vorrang JHWHs mit der Jerusalemer Kulttradition zusammenhänge. Daher versucht er, Zion als das zentrale Symbol der Jerusalemer Kulttradition zu interpretieren, und geht deswegen nicht von den Texten zum Königtum JHWHs, sondern von denen zu Zion aus (Jes 2,6–22; 28,16; 30,1–5; 31,1–3). Er gelangt zu dem Ergebnis, dass das Königtum JHWHs bzw. seine Königsherrschaft mit Zion als dem zentralen Symbol der Jerusalemer Kulttradition verbunden bleibe (129).

Laato konzentriert sich auf „the book of Isaiah as an ideological unity“ im Zusammenhang mit der Rolle des Zion/Jerusalem.49 Er versucht zu zeigen, wie sich Jes 36–39 literarisch und theologisch auf andere Texte im Jesajabuch beziehen (65). Den Angriff Sanheribs in Jes 1–39 fasst er folgendermaßen zusammen: „the idealized stories about the Assyrian invasion and the annihilation of the enemy army before Jerusalem constitutes a paradigm in the Book of Isaiah which attempts to convince the potential readers that the marvellous fate of Zion is more than merely utopian vision of the future“ (124). Laato resümiert, dass die entscheidende Botschaft für das Heil JHWHs in Jes 1–39 mit dem Schicksal des Zion zusammenhänge (125). Der thematische Schwerpunkt seiner Arbeit liegt zwar bei Zion bzw. Jerusalem, aber damit zusammenhängend spielen die Anwesenheit und die Königsherrschaft JHWHs in Zion eine zentrale Rolle.

C.   Herrschererwartungen

Das Königtum JHWHs in Jes 1–39 wird auch im Kontext von Herrscheraussagen und -erwartungen untersucht. Hierzu ist vor allem Williamsons Arbeit zu erwähnen.50 Diese behandelt die verschiedenen Themen des gesamten Jesajabuches unter dem Titel „Variations on a Theme: King, Messiah and Servant in the Book of Isaiah“ in redaktionskritischer Ausrichtung. Er betont, dass es im Verlauf des Buches keinen Platz für einen menschlichen König, besonders für die davidische Dynastie, gebe, weil JHWH allein der König sei (10–11). Weiterhin diskutiert er die Verwendung von und im ersten großen Teil des Jesajabuches (18–29). Daran anschließend, widmet er als Schwerpunkt seiner Arbeit ← 24 | 25 → das zweite und dritte Kapitel jeweils „the ideal king“ (9,1–6; 11,1–5; 16,4–5; 32,1)51 und „Immanuel“ (30–112). Er bestimmt das Verhältnis des idealen Königs zum Königtum JHWHs folgendermaßen: „[E]ach passage contributes its own variation to the theme of the role of leadership in God’s ideal society“ (112).

Während Williamson den idealen König in Bezug auf die ideale Gesellschaft Gottes untersucht, versucht die Arbeit von Schmid52, ihn mit den judäischen Königen zu identifizieren. Schmid betont, dass im Zusammenhang mit den neuen zukünftigen Herrschererwartungen der wahre König für das Jesajabuch ohne Frage JHWH sei. Er erwähnt, dass vom irdischen Königtum ab Jes 40 nicht mehr die Rede sei (47). Dementsprechend gelangt er für das Königtum JHWHs zu folgendem Ergebnis: „Die Prophetie Jesajas, die auf die Perserzeit und die nachfolgenden Epochen geht, enthält keine Erwartung eines zukünftigen irdischen Heilskönigs aus dem eigenen und für das eigene Volk (mehr)“ (48). Daher versucht er, die davidischen Könige – Hiskija und Josija – mit den idealen Herrschern (7,14; 9,1–6; 11,1–5) zu identifizieren (59).

D.   Haupttexte des Königtums JHWHs in Jes 1–39

Die bisherige Forschung weist einen Konsens darüber auf, dass Jes 6 der älteste datierbare Text zum Königtum JHWHs sei.53 Demgemäß ist Jes 6 als Haupttext zum Königtum JHWHs anerkannt. Es fällt auf, dass innerhalb der Prophetenbücher nur Jes 6 einen Prosatext zum Königtum JHWHs bietet, wie Camponovo resümiert.54

Jes 6 behandelt die Berufung des Propheten Jesaja. Jes 6,1–5 beschreibt dabei Gott als „den König JHWH Zebaot“ . Dabei fallen mit Gottesnamen und Königstitel Gottesbezeichnungen, die die Erhabenheit, Majestät und Heiligkeit JHWHs hervorkehren.55 Demgemäß wird die Theo ← 25 | 26 → phanie JHWHs durch Gottesattribute und die Formel dargestellt, die die königliche Majestät JHWHs konnotieren. Die bisherige Forschung versucht, die Etymologie des Gottestitels Zebaot , also die ursprüngliche Herkunft und seine Grundbedeutung, zu erklären.56 Darauf beruht die Arbeit Irsiglers, der „Gott als König“ in Jes 6 untersucht.57 Er betrachtet Jes 6 als einen Haupttext der Rede vom Königtum Jahwes (128–130) und untersucht die Titulierung und Beschreibung JHWHs als König in Jes 6 (135–147) sowie die Bedeutung und Funktion des Gotteskönigtums im Zusammenhang mit den Textakteuren – mit JHWH, den Seraphim, dem Propheten Jesaja sowie dem irdischen König (147–150). Darin liegt eine Besonderheit seiner Arbeit. Zusammenfassend erhebt er, wie die Elemente des Königtums JHWHs – die göttliche Hoheit, der Gottesname JHWH Zebaot, die Rede vom „Heiligen Israels“ und Gottes Plan und Rat – im Verlauf des ersten großen Teils des Jesajabuches konsequent weitergeführt werden (151–154).

Er fasst zwar den Königstitel und den Namen JHWHs, seine Königsattribute und die Formulierung in Jes 6 zusammen, versucht aber nicht, den JHWH-König mit dem menschlichen Königtum zu kontrastieren. Dieser Kontrast, das Spannungsfeld zwischen göttlichem und menschlichem Königtum in Jes 1–39, bildet dagegen den thematischen Fokus hier vorliegender Arbeit.

Wird in der bisherigen Forschung das Königtum JHWHs in Jes 1–39 thematisiert, so ergibt sich jedoch kein Hinweis darauf, wie sich in diesem Textbereich das Spannungsfeld zwischen göttlichem und menschlichem Königtum darstellt und auflöst. Anschließend daran machen die weiteren Texte zum Königtum JHWHs (24,23; 33,22) zwar das Königsein JHWHs und seine Königsherrschaft sichtbar. Aber bisher wird in der Regel jeder Text zum Königtum JHWHs innerhalb von Jes 1–39 nicht in der Lesekontinuität, sondern auf der diachronen Ebene betrachtet. Das JHWH-König-Sein in Jes 24,23 wird im Rahmen der „Jesaja-Apokalypse“ (Jes 24–27) beurteilt. Des Weiteren wird die Königsaussage „JHWH unser König, der uns retten wird“ ← 26 | 27 → in Jes 33,22 im Blick auf die Eschatologie ergründet.58 Aufgrund der die Forschung beschäftigenden diachronen Überlegungen wird der Leseprozess auf der synchronen Ebene vernachlässigt.

Es ist unübersehbar, dass in Jes 1–39, besonders in der Völkerspruchsammlung (Jes 13–23), viele Völker vorkommen, die das thematische Konzept grundlegend prägen. Die bisherige Forschung versucht, diese Fremdenvölker bzw. ihre Könige und Herrscher in einer literargeschichtlichen,59 religionsgeschichtlichen,60 reaktionsgeschichtlichen61 oder rezeptions-geschichtlichen62 Ausrichtung zu verstehen. Konsens besteht darüber, dass Assur und Babel als Symbol der Tyrannei dargestellt werden.63 Von daher profiliert die Forschung diese fremden feindlichen Könige bzw. Herrscher in ihrem Tun und ihrer Hybris als Gegenüber zu JHWH. Dies begründet ihren Untergang und das Gericht JHWHs gegen sie. Dabei stehen Gerichts- und Untergangsbegründung im Vordergrund und verdrängen das Spannungsfeld zwischen JHWH und menschlichem Königtum. Diesem widmet sich dagegen die vorliegende Arbeit.

Details

Seiten
318
Jahr
2016
ISBN (PDF)
9783653065176
ISBN (ePUB)
9783653951691
ISBN (MOBI)
9783653951684
ISBN (Paperback)
9783631671542
DOI
10.3726/978-3-653-06517-6
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (April)
Schlagworte
Israel Wir-Gemeinde Königsherrschaft JHWHs Jesaja
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2016. 318 S.

Biographische Angaben

Paul Hyungsoon Park (Autor:in)

Paul Hyungsoon Park studierte katholische Theologie an der Incheon Catholic University in Südkorea sowie an der Universität Innsbruck. Er wurde an der Katholischen Fakultät der Universität Bonn promoviert.

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Titel: Das Spannungsfeld zwischen göttlichem und menschlichem Königtum in Jes 1–39
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