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Mediation in Wandelzeiten

Kreative Zugänge zur interkulturellen Konfliktbearbeitung

von Claude-Hélène Mayer (Band-Herausgeber:in) Elisabeth Vanderheiden (Band-Herausgeber:in)
©2016 Monographie 220 Seiten

Zusammenfassung

Migration und Zuwanderung von Menschen nach Europa erfordern neue Ansätze in interkultureller Mediation und Konfliktbearbeitung. In diesem Sammelband kommen 13 Autor_innen zu Wort, die innovative und kreative Konzepte zur Mediation und Konfliktbearbeitung vorstellen und diskutieren. Dabei stehen neue theoretische, methodologische und praktische Zugänge zur Mediation im Vordergrund der Diskurse. Diese Diskurse tragen dazu bei, Mediation interdisziplinär und interkulturell neu zu beleuchten und anzuwenden.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Abbildungsverzeichnis
  • Dominic Busch - Vorwort
  • Claude-Hélène Mayer und Elisabeth Vanderheiden - Einleitung
  • Künstlerische und körperbezogene Zugänge zur interkulturellen Mediation
  • Elisabeth Vanderheiden - Eine neue Verwandtschaft stiften: Mediation und Bildhauen
  • Ludger Bradenbrink - „Dann geschieht, was mein Geist meint“ - Annäherungen zwischen Aikido und Mediation
  • Mediation im Kontext alternativer methodischer Ansätze
  • Christian Martin Boness - Mediation und Meditation
  • Claude-Hélène Mayer - Psychobiographien im Kontext von Migration und transkultureller Mediation
  • Linda Brackwehr - Das Potenzial von Aufstellungsarbeit in der interkulturellen Mediationsarbeit mit Geflüchteten
  • Natalie Hohmann - Transitional Justice und Mediation
  • Neue Perspektiven zur interkulturellen Mediation
  • Lena Brode - Mediation auf Kuba. Wie werden Konflikte im realsozialistischen Umfeld gelöst?
  • Ivan Égido - Die Ontologie der Sprache im Mediationsprozess
  • Marion Effinger und Delia Grevenstein - Mediation und interkulturelles Konfliktverständnis
  • Kajo Wintzen und Doris Borngässer - Setting – der Raum in der Mediation
  • Sibylle Messinger - Jugendhilfeplanung und mediative Kompetenz – Ein kultursensibler Aushandlungsprozess
  • Claude-Hélène Mayer und Christian Martin Boness - Kulturspezifische Perspektiven auf interkulturelle und mediative Kompetenzen in der Arbeit mit Geflüchteten aus Syrien und dem Irak
  • Autorinnen und Autoren

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Abbildungsverzeichnis

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Dominic Busch

Vorwort

Gesellschaftliche Diskurse haben in den vergangenen Jahren der zunehmenden Anzahl an Menschen aus dem Nahen Osten, aus Afrika und aus Südosteuropa, die ins nördliche Europa wandern und fliehen, eine immer größere Aufmerksamkeit beigemessen. Diese Aufmerksamkeit scheint sich häufig primär an den wahrgenommenen Handlungsanforderungen an die eigene Gesellschaft zu begründen – und häufig erst sekundär am Schicksal der Wandernden und Fliehenden, das Anteilnahme verdient. Mit (gelegentlich als unbequem empfundenen) Wandelzeiten fühlt man sich nun (oft unfreiwillig) konfrontiert, und Debatten in Nordeuropa drehen sich entsprechend häufig weniger um die vorwärts gerichtete Gestaltung dieser Wandelzeiten selbst als darum, ob man deren Existenz überhaupt akzeptieren, (hinnehmen) und anerkennen sollte. Mit anderen Worten, allein das Wähnen einer (unmittelbar) bevorstehenden Aufforderung zum (eigenen) Wandel erscheint vielen Menschen häufig als so unbequem, dass man sich dieser Hürde lieber heute als morgen bereits entledigt hätte.

Mediation kommt da gerade recht. Ende der 1980er Jahre hatte sich in der westlichen Welt allmählich die Idee formiert, dass Mediation auch für die Bearbeitung von Konflikten in interkulturellen Kontexten besonders gut geeignet sein könnte. Zuvor hatte das Verfahren bereits vor dem Hintergrund einer durchbürokratisierten juridischen Konfliktbearbeitung mit einem ganzen Bündel voller Vorteile für Furore gesorgt: Schnell, effizient, nachhaltig, zukunftsorientiert, die tatsächlichen Bedürfnisse von Individuen berücksichtigend, Gewinne für alle einfahrend und nicht zuletzt hochgradig flexibel sei Mediation. Gerade diese Flexibilität, so wurde angenommen, könnte den Anpassungsanforderungen, die durch die angenommene Andersheit fremder Kulturen zustande käme, in besonderer Weise entgegenkommen. Versteht man Mediation als ein zentral gesprächsbasiertes Verfahren, dann dürfte es außerdem unmittelbar in den Kern aller Probleme hineinsteuern – zumindest dann, wenn man die Schwierigkeiten kultureller Differenz als kommunikativ vermittelt, ausgehandelt und interpretiert versteht.

Aus der Sicht vieler Autor*innen hat sich im Bereich interkultureller Mediation seitdem nicht viel getan: Interkulturelle Mediation erscheint vielen bis heute immer noch zu wenig operationalisiert und zu wenig greifbar, als dass mit ihr systematisch gearbeitet werden könnte. Von der Möglichkeit einer Integration in einen Standardisierungs- und Professionalisierungsprozess von Mediation scheint ← 11 | 12 → interkulturelle Mediation zunehmend abgekoppelt. Das dem Thema inhärente Postulat nach absoluter Flexibilität wird hier deutlich höher gehängt als in Formen der gerichtsnäheren Mediation, die man vielleicht gelegentlich als Gegenpol zu den Ideen interkultureller Mediation verstehen kann.

Diese geringe Integrationsfähigkeit interkultureller Mediation in den Institutionalisierungsprozess von Mediation in der westlichen Welt mag zumindest teilweise bereits in der zu geringen Passung des Tools Mediation auf die Besonderheiten und Herausforderungen begründet liegen. Mediation hat den Ruf als flexibles Problemlösetool weg, und so scheint eine effektive und effiziente Anwendbarkeit auf Szenarien des interkulturellen Kontakts zumindest vordergründig auf der Hand zu liegen. Diese Passung ergibt sich jedoch nur aus einer Alltagswahrnehmung heraus und einer systematischeren Überprüfung hält sie kaum stand. Mit einer diskurskritischen Analyse dieses Missverständnisses hatte 2005 der erste Band der vorliegenden Reihe eine seitdem ununterbrochene Debatte angestoßen: Während Mediation im Verständnis ihrer westlichen Institutionalisierung und Professionalisierung sich vor allem für eine konstruktive Bearbeitung bereits eskalierter (stummer oder expliziter) Streithandlungen eignet, hatte die sprach- und kommunikationswissenschaftliche Forschung zur interkulturellen Kommunikation die besonderen Herausforderungen des Gegenstands eher in subtilen Irritationen in alltagsweltlichen Kontexten gesehen, die häufig von den beteiligten Akteuren gar nicht erkannt, geschweige den angemessen analysiert und bearbeitet werden können. Trägt man das Tool der Mediation an diesen Themenbereich heran, so werden durch die so vorgegebene Perspektive viele Problemstellungen, die der Forschungsbereich identifiziert hat, gar nicht in den Blick kommen. Eine so verstandene interkulturelle Mediation ist daher von Beginn an mit dem Problem konfrontiert, dass sie eigentlich gar nicht die Instrumente mitbringt, die erforderlich wären, um effektiv konfliktbearbeitend tätig zu werden. Schon in dieser Herangehensweise mögen Hürden begründet liegen, aufgrund deren interkulturelle Mediation bis heute Tendenzen der Operationalisierung und Professionalisierung eher abwägend gegenüberstehen muss.

Details

Seiten
220
Jahr
2016
ISBN (PDF)
9783653064827
ISBN (ePUB)
9783653952391
ISBN (MOBI)
9783653952384
ISBN (Paperback)
9783631671375
DOI
10.3726/978-3-653-06482-7
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (Juni)
Schlagworte
Transkulturelle Mediation Zuwanderung Geflüchtete Alternative Zugänge
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2016. 220 S., 23 s/w Abb.

Biographische Angaben

Claude-Hélène Mayer (Band-Herausgeber:in) Elisabeth Vanderheiden (Band-Herausgeber:in)

Claude-Hélène Mayer ist Privatdozentin am Institut für Sprachgebrauch und Therapeutische Kommunikation (Europa Universität Viadrina, Frankfurt) und Gastprofessorin am Department for Industrial and Organisational Psychology (UNISA, Pretoria, Südafrika). Elisabeth Vanderheiden ist Pädagogin, Germanistin, Theologin und interkulturelle Mediatorin.

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