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Johann Elias Schlegel im europäischen Kontext: Schlegel und Ludvig Holberg

von Inga Reske (Autor:in)
©2016 Dissertation 271 Seiten

Zusammenfassung

Leben und Werk von Johann Elias Schlegel sind in höchstem Maße interkulturell und kosmopolitisch. Am Beispiel der persönlichen und literarischen Beziehung zum dänischen Frühaufklärer Ludvig Holberg thematisiert die Autorin die produktive Begegnung mit dem kulturell und literarisch «Fremden» bei Schlegel. Sie untersucht die Lustspiele und Komödienpoetiken der beiden Dichter sowie die Darstellung Holbergs in Schlegels kritischen und publizistischen Schriften, um die Bedeutung von Holbergs Einfluss auf Schlegels Weiterentwicklung als Lustspieldichter zu zeigen. Es wird deutlich, dass er in seinem dramatischen und theoretischen Werk nicht nur weit über Holberg, sondern insbesondere in seiner Kopenhagener Zeit auch über die Dramenpoetologie und -praxis der europäischen Aufklärung hinausgeht.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • 1 Einleitung
  • 2 Praxis – Einflüsse Holbergs in Schlegels Komödien
  • 2.1 Der geschäfftige Müßiggänger
  • 2.2 Die Pracht zu Landheim
  • 2.3 Der gute Rath
  • 2.4 Der Geheimnißvolle
  • 2.5 Der Gärtnerkönig
  • 2.6 Die stumme Schönheit
  • 2.7 Zwischenresümee
  • 3 Theorie – Schlegels und Holbergs Komödienpoetik im Vergleich
  • 3.1 ‚Delectare‘ und ‚prodesse‘
  • 3.2 Der Vers
  • 3.3 Die drei Einheiten
  • 3.4 Die Charaktere
  • 3.5 Die Stände
  • 3.6 Zwischenresümee
  • 4 Kritik
  • 4.1 Vergleich und Kritik bei Schlegel und Holberg
  • 4.1.1 Interkultureller Vergleich
  • 4.1.2 (Vergleichende) Literaturkritik
  • 4.2 Holberg-Kritik bei Schlegel
  • 4.3 Schlegels Wochenschrift Der Fremde und Holberg
  • 4.3.1 Komödien
  • 4.3.2 Metamorphosis
  • 4.3.3 Niels Klim
  • 4.3.4 Zwischenresümee
  • 5 Resümee
  • Literaturverzeichnis

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1   Einleitung

Das 18. Jahrhundert in Europa ist das Zeitalter der Aufklärung. Die von Vernunftorientierung, Erziehungsanspruch, Neuformulierung wissenschaftlicher Erkenntnisabsichten und Säkularisierung geleitete Epoche1 ist geprägt durch Internationalisierung und Interkulturalität. Das bedeutet eine Öffnung des Blicks über kulturelle, nationale und sprachliche Grenzen hinweg und eine auf Europa und die Welt ausgerichtete Perspektive. Kunst und Literatur aus anderen Ländern werden rezipiert, Reisen und Auslandsaufenthalte zu Bildungszwecken werden populär und vor allem in den größeren Städten Europas entsteht eine multikulturelle beziehungsweise multinationale Gesellschaft.

Das 18. Jahrhundert ist zugleich die Zeit der wohl intensivsten kulturellen und literarischen Verbindungen zwischen Deutschland und Dänemark in der Geschichte der beiden Nationen. Eine Schlüsselperson dieser interkulturellen Beziehungen ist der deutsche Dichter, Dichtungstheoretiker und Gelehrte Johann Elias Schlegel.

Schlegel wird am 17. Januar 1719 als zweites von insgesamt 13 Geschwistern in Meißen geboren. Nach mehreren Jahren Privatunterricht besucht er ab 1733 die Chursächsische Landesschule Pforta, bevor er von 1739 bis 1742 an der Universität in Leipzig Jura, Geschichte und Philosophie studiert. Im Herbst 1742 tritt er eine Stelle als Privatsekretär bei dem Sächsischen Geheimen Kriegsrat von Spener an, mit welchem er zuerst nach Dresden und 1743 schließlich über Berlin und Hamburg nach Kopenhagen geht, als dieser zum Sächsischen Gesandten am dänischen Hof ernannt wird. 1747 wird Schlegel zum Gesandtschaftssekretär am sächsischen Hof befördert. Am 26. April 1748 heiratet er Johanna Sophia Niordt. Im gleichen Jahr erhält er eine außerordentliche Professur für Geschichte, Staatsrecht und Kommerzwesen an der Ritterakademie in Sorø. Dort stirbt er am ← 7 | 8 → 13. August 1749 im Alter von 30 Jahren wenige Wochen nach der Geburt seines einzigen Sohns.2

Schlegel ist vor allem bekannt für das Trauerspiel Herrmann, welches in den Jahren 1740 und 1741 entsteht und 1743 erstmals gedruckt wird, das Trauerspiel Canut von 1746 sowie die Komödie Die stumme Schönheit aus dem Jahr 1747. Die theoretischen beziehungsweise kritischen Schriften Vergleichung Shakespears und Andreas Gryphs aus dem Jahr 1741, Abhandlung von der Nachahmung, die von 1742 bis 1745 in drei Teilen veröffentlicht wird, sowie Gedanken zur Aufnahme des dänischen Theaters, die bereits 1747 geschrieben, aber erst 1764 im dritten Band der vom Bruder Johann Heinrich Schlegel herausgegebenen Werke publiziert werden, leisten außerdem einen bedeutenden geschichtlichen Beitrag zur deutschen Literaturtheorie.

Der jung verstorbene Schlegel verbringt einen großen Teil seines Erwachsenendaseins in Dänemark, was sein Leben und Werk stark prägt. Er nutzt die neue Lebenssituation, die ihn nicht mehr länger direkt am poetologischen und ästhetischen Diskurs in Leipzig, einem maßgebenden Zentrum des deutschen Kultur- und Bildungswesens, teilhaben lässt, um sich gleich nach seiner Ankunft in Kopenhagen intensiv mit der dänischen Sprache, Kultur und Literatur sowie mit Fragen der Interkulturalität zu befassen. Ein exemplarisches Ergebnis dieser Studien ist das sich am englischen Modell der moralischen Wochenschriften orientierende, im Zeitraum von April 1745 bis April 1746 von ihm wöchentlich herausgegebene Blatt Der Fremde.

Der bedeutendste Vertreter der dänisch-norwegischen Frühaufklärung ist der Historiker und Dichter Ludvig Holberg. Holberg wird am 3. Dezember 1684 in Bergen in Norwegen geboren. Er besucht dort die deutsche Jungenschule sowie die Lateinschule und schließt seine Schulbildung schließlich in Kopenhagen in Dänemark ab, nachdem ein Feuer 1702 den größten Teil von Bergen zerstört hat. Von 1702 bis 1704 studiert er mit Unterbrechungen verschiedene Fächer an der Universität in Kopenhagen ← 8 | 9 → und kehrt anschließend vorläufig nach Norwegen zurück. 1708 verlegt er seinen ständigen Wohnsitz endgültig nach Kopenhagen, wo er von 1709 bis 1714 Mitglied in Borchs Kollegium ist. 1717 erhält er zunächst eine Stelle als Professor im Fach Metaphysik an der Universität in Kopenhagen, bevor er ab 1720 für zehn Jahre den Lehrstuhl für Latein innehat. 1730 übernimmt er eine Professur im Fach Geschichte. Von 1735 bis 1736 leitet er die Universität als Rektor und ist von 1737 bis 1751 in verschiedenen verwaltenden Funktionen tätig. Aufgrund seiner Verdienste für Dänemark wird er 1747 zum Baron erhoben. Holberg stirbt am 28. Januar 1754 in seinem 70. Lebensjahr in Kopenhagen.3

Von den ausgiebigen Auslandsreisen, die er in den Jahren zwischen 1704 und 1726 unternimmt, bringt Holberg die Ideen der Frühaufklärung mit und verschafft Dänemark-Norwegen so Anschluss an die ideengeschichtliche Entwicklung Europas. Seine schriftstellerische Tätigkeit umfasst zunächst ausschließlich Werke aus den Fachbereichen Geschichte, Geografie und Politik, denen er sein ganzes Leben lang Beiträge widmet, bevor er sich in den 20er Jahren des 18. Jahrhunderts auch der Dichtung zuwendet. Neben dem von 1719 bis 1720 erschienenen komischen Heldengedicht Peder Paars, dem Gedicht Metamorphosis aus dem Jahr 1726 sowie dem 1741 zunächst auf Lateinisch veröffentlichten satirischen Roman Nicolai Klimii iter subterraneum ist Holberg in Dänemark und Europa vor allem für seine Komödien bekannt, die in zwei Phasen von 1722 bis 1727 und von 1748 bis 1754 entstehen. Als 1722 das dänische Theater in der Lille Grønnegade in Kopenhagen neu eröffnet wird, sind es Holbergs Komödien, die das Programm bis zur endgültigen Schließung des Theaters im Jahr 1730 maßgeblich bestimmen. Das umfangreiche Werk Holbergs weist außerdem eine mehrteilige Autobiografie sowie besonders in den späteren Jahren zahlreiche moralische Epigramme, Fabeln und Essays auf.

Nachdem er schon vorher einige der Komödien in deutschen Übersetzungen kennengelernt hat, studiert Schlegel nach seiner Ankunft in Kopenhagen ← 9 | 10 → nicht nur das umfangreiche Werk Holbergs im dänischen Original, sondern sucht auch bald den persönlichen Kontakt zu dem dänischen Dichter. Dieser verhilft ihm schließlich zu der Professorenstelle an der Ritterakademie in Sorø.

Die nach der Emigration geschriebenen Werke sind maßgeblich von der dänischen Umgebung geprägt. Die bedeutendsten Arbeiten Schlegels entstehen in Dänemark, weshalb der interkulturelle Kontext für seine Entwicklung als Dichter und Dichtungstheoretiker immens wichtig ist. So finden sich in Schlegels Werken auch zahlreiche Einflüsse Holbergs.

Obwohl Schlegel seine Ästhetik zu einem großen Teil in Dänemark entwickelt und sich außerdem sehr für das Geistesleben und die Literatur seines Gastlandes interessiert, hat er weder in theoretischer noch in praktischer Hinsicht großen Einfluss in Dänemark. Das liegt vor allem daran, dass dort zu der Zeit noch das Verständnis für Schlegels ästhetische Untersuchungen fehlt. Zwar hat Holberg zuvor die Ideen der Frühaufklärung mit nach Dänemark gebracht, aber die in kritischer Hinsicht mehr fortgeschrittenen Schriftsteller haben noch nicht den Anschluss an die sich zu der Zeit im Ausland vollziehende Entwicklung der französisch-klassischen Geschmackslehre gefunden, sodass die dänischen Dichter Schlegels Position nicht folgen können.4 Auch Schlegels Lustspiele können sich in Dänemark nicht durchsetzen gegen die nachhaltige Wirkung von Holbergs Komödiendichtung.5 Erst mit Klopstocks Übersiedlung nach Kopenhagen findet ein Umschlag in der Auffassung der Dichtung statt, der durch Schlegels Arbeit somit indirekt vorbereitet und eingeleitet wurde.6

Der Umfang der Forschung zu Leben und Werk Schlegels ist insgesamt sehr unzureichend. Maßen seine Zeitgenossen und die direkt nachfolgende Generation ihm noch eine überaus hohe Bedeutung bei, ist er in der weiteren germanistischen Forschung weitgehend außer Acht gelassen oder nur am ← 10 | 11 → Rande behandelt worden. Zwar erfahren seine praktischen und insbesondere seine theoretischen Verdienste im Kontext der Entwicklung des deutschen Dramas der Aufklärung, als deren Höhepunkt Gotthold Ephraim Lessing gilt, durchaus Würdigung in den einschlägigen Literaturgeschichten, aber darüber hinaus werden Schlegels Werke in ihrer Eigenständigkeit kaum erforscht.

Die Literaturwissenschaft hat die Ergiebigkeit der biografisch fundierten literarischen Beziehung von Schlegel und Holberg grundsätzlich erkannt. Die bisherige Forschung zu Schlegel und Holberg lässt sich dabei im Wesentlichen in drei Abteilungen gliedern. Die erste umfasst zunächst die drei frühen maßgebenden Arbeiten über Schlegel aus den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts, in denen die Relevanz der Thematik bereits grundlegend markiert und jeweils in unterschiedlichem Umfang untersucht wird. Die zweite Abteilung bilden die wenigen Werke aus der skandinavistischen Literaturwissenschaft, die Schlegels Verbindung zu Holberg vornehmlich nebenhin abhandeln. In der dritten finden sich schließlich die sporadischen Einzeluntersuchungen aus dem 20. Jahrhundert, welche die Relation zwischen den beiden Dichtern zumeist aus der fremdländischen Skandinavistik heraus in den Fokus stellen. Ergänzt werden die Arbeiten in den drei Abteilungen jeweils durch einzelne Beiträge, welche das Thema in korrespondierender Art aufgreifen, sich jedoch hauptsächlich an die früheren Forschungsergebnisse anlehnen.

Werner Söderhjelm bietet in seiner der ersten Abteilung angehörenden schwedischsprachigen Monografie Om Johann Elias Schlegel, särskildt som lustspeldiktare aus dem Jahr 18847 neben einem biografischen Abriss und einem Überblick über die übrigen Werke Schlegels im Hauptteil eine ausführliche Besprechung der Lustspiele. Er stellt die Entwicklung in Schlegels Komödienproduktion sowie seine Eigenständigkeit respektive Abhängigkeit in Bezug auf ausländische Einflüsse dar, wobei er speziell auf das Verhältnis zu Holberg fokussiert. Söderhjelm charakterisiert nicht nur die poetologische Beeinflussung und führt zahlreiche, auf einem gründlichen Vergleich basierende Parallelen zwischen einzelnen Komödien Schlegels und Holbergs ← 11 | 12 → an, sondern konturiert auch die persönliche Beziehung zwischen den beiden Dichtern.

In der Vorrede von Johann von Antoniewicz zu den von ihm 1887 herausgegebenen prosaischen Schriften Schlegels8, in welcher dessen theoretische Positionen eingehend erläutert und hinsichtlich ihrer Selbstständigkeit und Abhängigkeit analysiert werden, findet Holberg zwar als poetologisches Vorbild keine Erwähnung, es wird jedoch beiläufig und ohne weitere Ausführung die literarische Orientierung Schlegels an Holberg als gegeben statuiert.9

Eugen Wolff rekonstruiert in seiner biografischen Monografie Johann Elias Schlegel von 188910 zum einen die persönliche Bekanntschaft von Schlegel und Holberg anhand der von Schlegels Bruder Johann Heinrich verfassten Biografie sowie anhand von Johann Elias’ privaten Briefen an Johann Jakob Bodmer, Friedrich von Hagedorn und Johann Christoph Gottsched. Zum anderen führt er bei der Diskussion der einzelnen Lustspiele in Anlehnung an Söderhjelm einzelne Momente an, die eine Anverwandlung holbergischer Komödienelemente vermuten lassen.

Des Weiteren verweist auch Franz Muncker in einem enzyklopädischen Artikel über Schlegel aus dem Jahr 188911 bei der kompakten Besprechung seiner Lustspiele in aller Kürze auf ihre jeweilige Beziehung zu Holbergs Werken. Obwohl sich hier keine Quellenangaben finden, ist davon auszugehen, dass Muncker in seinen Anmerkungen der zeitgenössischen Forschung zu dem Thema folgt, da er keine weiterführenden Ergebnisse vorlegt.

Herbert Rodenfels weist in seiner Dissertation Johann Elias Schlegels Lustspiele mit besonderer Berücksichtigung ihrer formalen Gestaltung aus ← 12 | 13 → dem Jahr 193812 bei der Untersuchung der einzelnen Lustspiele Schlegels auf die jeweilige Beeinflussung durch Holberg hin, wobei er sich im Wesentlichen auf die Ergebnisse von Söderhjelm und Wolff bezieht, und widmet der literarischen Verbindung zwischen Schlegel und Holberg zusätzlich ein eigenes Unterkapitel.

Desgleichen greift auch Wolfgang Paulsen in seinem 1977 veröffentlichten Werk Johann Elias Schlegel und die Komödie13 unter anderem die Beziehung zweier Stücke Schlegels zu Holberg auf, indem er auf die vorangehende Forschung Bezug nimmt.

In die zweite Abteilung, die Holberg-Forschung, gehört zunächst Olaf Skavlans dänische Abhandlung Holberg som Komedieforfatter, Forbilleder og Eftervirkninger aus dem Jahr 1872.14 Im Kontext der Darstellung von Holbergs Verbreitung im Ausland wird in Hinsicht auf Deutschland unter anderem auch Schlegels Verhältnis zu Holberg und seinem Werk umrissen.

Umfassendere Beachtung erfährt die Thematik in dem Aufsatz Holberg und Deutschland von Paul Schlenther, welcher Teil der 1888 erschienenen Neuausgabe der deutschsprachigen Dänischen Schaubühne ist.15 Schlenther behandelt die Rezeption Holbergs bei Schlegel vergleichsweise ausführlich und bietet als Einziger eine detaillierte Übersicht der Holberg betreffenden intertextuellen Bezüge in Schlegels Wochenschrift Der Fremde. Berücksichtigt werden ferner die Entlehnungen in den Komödien sowie die Kritik Holbergs in Schlegels prosaischen Schriften.

Auf Schlegels Part in der dänischen Theatergeschichte sowie seine persönliche Beziehung zu Holberg und die Gemeinsamkeiten in den poetologischen Positionen weisen auch Frederik Schyberg in dem dänischsprachigen Werk ← 13 | 14 → Dansk Teaterkritik indtill 191416 aus dem Jahr 1937 und Klaus-Ulrich Ebmeyer in dem 1958 publizierten Beitrag Theater in der empfindsamen Zeit17 hin.

In dem dänischen Werk Studier over Europæisk Drama i Danmark 1722–1770 von Anne E. Jensen aus dem Jahr 196818 ist Schlegel ein ganzes Unterkapitel gewidmet. Bei der Situierung des Dichters im theaterhistorischen Kontext Dänemarks stellt sie auch einen Vergleich zwischen Schlegel und Holberg an, wobei sie vor allem ausgewählte poetologische Aspekte hinsichtlich ihrer Übereinstimmungen und Unterschiede untersucht.

Des Weiteren verweist Vivian Greene-Gantzberg in ihrem 1994 publizierten englischen Aufsatz Ludvig Holberg and German-Speaking Europe19 auf Gemeinsamkeiten und Differenzen zwischen den beiden Dichterpersönlichkeiten, womit sie im Wesentlichen Immerwahrs Abhandlung aus dem Jahr 1938 folgt. Neben einer abrissartigen Übersicht über die Parallelen in den Lustspielen Schlegels und Holbergs findet sich hier eine ebenfalls grobe Darstellung der poetologischen Entwicklung Schlegels während der Zeit in Dänemark.

Die dritte Abteilung bilden schließlich die wenigen Einzeluntersuchungen, welche seit den 1920er Jahren erschienen sind. Die früheste und zugleich bisher umfassendste Behandlung des Themas ist dem englischsprachigen Germanisten und Skandinavisten John Wallace Eaton zu verdanken. In seinem 1929 herausgegebenen Werk The German Influence in Danish Literature in the Eighteenth Century20 ist ein Kapitel zu Schlegel enthalten, das bereits 1928 unter dem Titel Johann Elias Schlegel in Denmark gesondert veröffentlicht ← 14 | 15 → wurde.21 Eaton konturiert darin unter anderem die persönliche Beziehung zwischen Schlegel und Holberg und stellt Schlegels literarische und vor allem poetologische Entwicklung unter dem Einfluss Holbergs dar.22

Raymond Immerwahr charakterisiert in dem 1938 gedruckten englischen Aufsatz J. E. Schlegel and Ludvig Holberg as Creators and Theorists of Comedy23 die generelle Art von Holbergs Einfluss auf Schlegels Entwicklung als Dramatiker und Kritiker und verweist auf Übereinstimmungen und Unterschiede zwischen den beiden Dichtern.

In dem Artikel Ludvig Holberg und Johann Elias Schlegel aus dem Jahr 198524 kontrastiert Wilfried Hauke zunächst die Komiktheorie und Wirkungsästhetik von Schlegel und Holberg vor der Folie der Poetik Johann Christoph Gottscheds. Zudem vergleicht er in dem 1992 erschienenen Werk Von Holberg zu Biehl25 in einem Exkurs Schlegels Dramentheorie mit der von Holberg und verortet beide im poetologischen und ästhetischen Diskurs der Aufklärung.

Bruno Berni fokussiert in dem 1992 veröffentlichten italienischen Aufsatz Johann Elias Schlegel e Ludvig Holberg26 im Kontext eines biografischen Abrisses über Schlegel auf seinen Aufenthalt in Dänemark und die persönliche Beziehung zu Holberg. ← 15 | 16 →

Die vorläufig letzte Arbeit, welche sich dezidiert mit der literarischen Beziehung Schlegels zu Dänemark und Holberg befasst, ist der Aufsatz Johann Elias Schlegels Bedeutung für Dänemark, insbesondere für das dänische Theater 1747–1749 von Lena Kühne aus dem Jahr 1997.27 Einem ausführlichen Forschungsbericht über Schlegels Bewertung in der deutschen und dänischen Literaturwissenschaft folgt die Situierung Schlegels in der Theaterszene in Kopenhagen, welche einen Vergleich zu Holberg einschließt.

Details

Seiten
271
Jahr
2016
ISBN (PDF)
9783653068399
ISBN (ePUB)
9783653961843
ISBN (MOBI)
9783653961836
ISBN (Hardcover)
9783631672648
DOI
10.3726/978-3-653-06839-9
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (April)
Schlagworte
Aufklärung Lustspiel Komödie Poetik
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2016. 271 S.

Biographische Angaben

Inga Reske (Autor:in)

Inga Reske studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft und Germanistik an der Ruhr-Universität Bochum, wo sie an der Fakultät für Philologie promoviert wurde.

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