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Zur Kultur der DDR

Persönliche Erinnerungen und wissenschaftliche Perspektiven- Paul Gerhard Klussmann zu Ehren

von Frank Hoffmann (Band-Herausgeber:in)
©2016 Konferenzband 270 Seiten

Zusammenfassung

Das Zusammenwachsen Deutschlands seit 1990 wurde von oft persönlich verletzenden Auseinandersetzungen über die Kultur der DDR und ihre ideologischen Grundlagen begleitet. Mancher Literatur- oder Bilderstreit wurde fast als Stellvertreterkrieg inszeniert. Die Beiträge dieses Bands plädieren, oft mit lebensgeschichtlicher Beglaubigung, für eine Versachlichung des Dialogs, ohne die Unterschiede von Diktatur und Demokratie einzuebnen. Mit einem weiten Kulturbegriff zeichnen sie ein differenziertes Bild kultureller Lebenswelten der DDR: von den Künsten und der Literatur über Wissenschaft, Mode, Konsumkultur und Auszeichnungswesen bis zu Geschichtsbewusstsein, Schule, Bildung und der Gegenwelt des evangelischen Pfarrhauses. Nationale und internationale Kontexte der DDR-Kultur werden erkennbar.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhalt
  • Vorbemerkung
  • „Nach Maßgabe meiner Begreifungskraft“. Anmerkungen zum Verhältnis von Intelligenz und Macht
  • Die schönen Künste
  • Umbau des Lebens – Der totalitäre Konstruktivismus einer „lebensbauenden“ und Zukunft antizipierenden Kunst in Sowjetunion und DDR 1920-1989
  • Von einem, der sich immer eingemischt hat
  • Prüder zur Freiheit? Erotik und Sexualität in der DDR-Prosa
  • Der Zeit-Ort DDR und seine Literatur. Eine literaturgeschichtliche Konzeption
  • Bildung und Ideologie
  • Erbe und Tradition. Geschichtsbewusstsein und historisches Selbstverständnis in der DDR
  • Literatur und Literaturwissenschaft in der DDR: Standort Humboldt-Universität
  • „Zwischen den Stühlen der Mächtigen“. Alfred Kantorowicz – heimatlos in Ost und West
  • Germanistikstudium in der DDR – eine russische Perspektive
  • Bildung und Schule in der DDR – zwischen Ideologie und Lebenswelt
  • Kultur und Alltag
  • „In der Mode wie in der Politik – die festgelegte Linie muss befolgt werden“. Jugend, Mode und Politik in der DDR und der Volksrepublik Polen
  • Das evangelische Pfarrhaus in der DDR. Rückzugsraum bürgerlicher Kultur oder Ausgangspunkt demokratischer Kritik?
  • Nicht nur Trabi und Goldbroiler – Konsumkultur in der DDR
  • Meritokratie oder „sozialistischer Feudalismus“? Überlegungen zum Auszeichnungswesen in der DDR
  • Mein Bitterfelder Weg. Kultur und Produktion in der DDR
  • Zäsuren in der Kulturgeschichte der DDR. Fragen und Überlegungen zur Periodisierung
  • Anhang
  • Bericht zur Konferenz in Bochum, 23. bis 25. Mai 2013
  • Autor/innen
  • Reihenübersicht

Vorbemerkung

Frank Hoffmann

Paul Gerhard Klussmann, der Bochumer Germanist und Deutschlandforscher, vollendete im Jahre 2013 sein 90. Lebensjahr. Zu seinen Ehren und unter bewegender, aktiver Mitwirkung des Jubilars fand im Mai 2013 an der Ruhr-Universität Bochum eine dreitägige Konferenz zur Kulturgeschichte der DDR statt, mit der er sich selbst seit über 35 Jahren beschäftigt. Im Sommersemester des gleichen Jahres fand parallel eine Ringvorlesung mit entsprechender Themenstellung statt, die von Mitgliedern und Gästen des Instituts für Deutschlandforschung für eine erfreulich große Teilnehmerzahl von Studierenden durchgeführt wurde. Diese Nähe von Forschung, Gespräch der Experten und akademischer Lehre – überhaupt der diskursive oder besser: kolloquiale Austausch – sind charakteristisch für Paul Gerhard Klussmann, den Meister der Rede und mehr noch der freundschaftlichen Dialoge. Lehraufgaben waren ihm niemals schnöde Verpflichtung, sondern stets die Kür professoralen Wirkens; eigene Projekte und Forschungen wurden eher zurückgestellt als dass es Studierenden an Hilfe, Belehrung oder wissenschaftlicher Begleitung fehlen durfte.

Auch für die Struktur der Konferenz hatten die Verantwortlichen den Ehrgeiz, sie an Maßstäben zu entwickeln, die Paul Gerhard Klussmann gesetzt hatte. Naturgemäß sollte und musste sie multidisziplinär sein, aber sie sollte nicht nur Expertinnen und Experten unterschiedlicher Fächer zusammenführen, die zum interdisziplinären Gespräch bereit waren. Sie sollte zugleich auch den Austausch zwischen den Nationen und zwischen den Generationen anregen, zwei von Paul Gerhard Klussmann wunderbar gestaltete Prinzipien, nicht zuletzt in seinen großen internationalen Projekten im Institut für Deutschlandforschung, bei denen er Lektionen der Weltoffenheit und Zuwendung an die nächste Generation mit ihren neuen Fragen, Zugriffen und Einsichten erteilte.

Zu diesem Prinzip der Offenheit, das die Konferenz realisieren wollte, gehörte schließlich auch der Wunsch, unterschiedliche Positionierungen zu den Querelles d‘Allemands zuzulassen, individuelle und abweichende Meinungen nicht nur zu ertragen, sondern sie als Gewinn und Impuls des Weiterdenkens zu verstehen. Das vereinte Deutschland hat die Debatte über die SED-Diktatur wie die Auseinandersetzung über die gemeinsame und „geteilte Erinnerung“ an die Zeit vor 1990 seit dem ersten deutsch-deutschen Literaturstreit und weit über den Weimarer Bilderstreit hinaus immer wieder gerade auf dem Feld der Kultur geführt. Dies mag auf den ersten Blick die „innere Einheit“ nicht sogleich befördert haben. Indes gab damit wenigstens der kulturelle Bereich einer diskursiven Bewegtheit der Positionen Raum und schuf einen Ort für die so dringend ← 7 | 8 → nötigen, weil klärenden Differenzierungen, aus denen überhaupt erst eine neue Einheit erwachsen kann. Denn nicht im harmonisierenden Übertünchen, sondern im Mut zur auch lebhaften und streitigen Auseinandersetzung über die Vergangenheit liegt ein Schlüssel für die nötige integrative Sicht auf die deutsche Kulturgeschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Und für die gemeinsame Zukunft der Deutschen aus Ost und West scheint solcher Mut zur Wahrheit hilfreich: als ein dritter Weg zwischen pauschalen Schuldzuweisungen und den Schwarz-Weiß-Stereotypen des Kalten Krieges einerseits, einer verharmlosenden Einebnung der normativen und evidenten Unterschiede von SED-Diktatur und bundesdeutscher Demokratie andererseits.

Die Bochumer Veranstaltungsfolge hat bewusst neben die wissenschaftliche Rekonstruktion auch die Kraft erinnernder Perspektiven gesetzt. Es ist gewiss förderlich und vielleicht auch für die Lektüre angenehm, dass etliche Beiträgerinnen und Beiträger des Sammelbands auch in den gedruckten Fassungen ihrer Vorlesungen diesen persönlichen Zugang nachvollziehbar gemacht haben. Natürlich ist es schade, dass die Lebendigkeit der sich an die Vorträge der Konferenz wie der Ringvorlesung anschließenden Fragerunden und die bei der Tagung integrierten Podien hier nicht dokumentiert werden können. Beispielhaft sei die lebhafte Debatte zu Paul Werner Wagners Erinnerungen an ‚seinen‘ Bitterfelder Weg genannt, die Uwe Kolbe mit seinem Widerspruch ausgelöst hat, der in der These mündete, dass Wagners Konzept kultureller Praxis in der DDR nicht ohne die Zwangsgewalt des Mauerregimes zu denken sei. Auch an einer Persönlichkeit wie Christa Wolf entzündete sich noch einmal eine Grundsatzdiskussion um Reformmöglichkeiten in der DDR und über das Bleibende ihrer Literatur. Einige Hinweise zu den Diskussionen wie auch zu den Beiträgen der Konferenz in ihrer Chronologie gibt der im Anhang abgedruckte Konferenzbericht. Er war auf Wunsch der Arbeitsgemeinschaft der historischen Forschungseinrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland e. V. (AHF) für deren Homepage entstanden. Sie existiert inzwischen ebenso wenig wie die aufgelöste AHF, sodass der Bericht hier neu zugänglich gemacht sei und auch zur raschen Orientierung über die Konferenzbeiträge dienen mag, auch über solche, die aus unterschiedlichen Gründen hier nicht publiziert werden konnten.

Da der Verlag Peter Lang, der mit diesem Band eine von Paul Gerhard Klussmann für das Institut für Deutschlandforschung begründete Reihe in Neuer Folge fortsetzt, überdies Abstracts für alle Beiträge erbeten hat, darf an dieser Stelle darauf verzichtet werden, die Studien des Buchs einzeln vorzustellen. Wichtiger erscheint es, den dem Projekt zugrundeliegenden Kulturbegriff wenigstens mit wenigen Andeutungen zu erläutern.

Kultur und Politik standen in der DDR ohne Zweifel in einem engeren Zusammenhang als in der Bundesrepublik, wenn man etwa auf die oft sehr unmit ← 8 | 9 → telbaren Möglichkeiten staatlich-politischen Zugriffs auf die „Kulturschaffenden“ und die künstlerischen Artefakte schaut. Das gilt sowohl für regulierend-verhindernde als auch stimulierend-belohnende Formate, also das weite Feld zwischen Papierkontingentierung und Zensur einerseits, Auszeichnungswesen und Verbandssteuerung andererseits. Kulturgeschichte der DDR treiben heißt also, einen Beitrag zur Aufarbeitung der SED-Diktatur zu leisten. Das Selbstverständnis der DDR als Kulturstaat oder „Leseland“ unterstreicht diesen Konnex.

Nicht zuletzt ist das merkwürdige Konstrukt des sozialistischen Realismus ein Hinweis darauf, dass Kultur eine Sonde für das historisch-gesellschaftliche Bewusstsein in der DDR sein kann; freilich ist sie gerade kein Abbild ihrer ‚Realität‘. Es versteht sich, dass darum die lebensweltliche und alltagsgeschichtliche Aufklärung der DDR-Wirklichkeit als unverzichtbar gesehen wird. Der den Band bestimmende weite Kulturbegriff folgt dieser Einsicht: Ohne die Beiträge zur Konsumkultur, zu Mode und Jugend, zu Kirche und kirchlicher Lebenswelt, zu Schule und Bildung wäre der Zugriff unvollständig. Andere Felder, etwa Medien und Unterhaltung, können nur als wünschenswerte Ergänzung markiert werden. Aber zugleich wird an einer künstlerischen Engführung oder Konzentration des Kulturbegriffs festgehalten, dem vor allem die Beiträge der Konferenz Rechnung getragen haben. Sie fügen die kulturellen Leistungen von Dichtern, Malern, Komponisten in der DDR in den diachronen Gang deutscher Kultur ein.

Die wenigen Bildbeigaben haben nicht die Aufgabe, diesen Sachverhalt oder gar die Kultur der DDR näher zu illustrieren, sondern dienen im Sinne des bildnerischen Zitatrechts zur Veranschaulichung der von Eckhart J. Gillen und Anna Pelka ausgeführten Thesen und Befunde. Insofern folgt der Herausgeber der Feststellung der Autoren über die Verfügbarkeit dieser Bilder als Zitate.

Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in Berlin hat die Konferenz sowie die begleitende Ringvorlesung im Jahr 2013 großzügig gefördert und so überhaupt erst ermöglicht. Dafür sei den zuständigen Gremien und Persönlichkeiten in der Stiftung sehr herzlich gedankt, namentlich Dr. Anna Kaminsky, die auch mit einem Vortrag an der Ringvorlesung mitgewirkt hat, und Dr. Robert Grünbaum, der die Konferenz begleitet und mit einem Grußwort für die Bundesstiftung Aufarbeitung eröffnet hat. Ein weiterer Dank gebührt der Gesellschaft der Freunde der Ruhr-Universität Bochum e. V., die einen Zuschuss zur Konferenz bewilligt hat, sowie Herrn Professor Klussmann und seiner Gattin für die freundliche Einladung zum Empfang am ersten Konferenzabend.

Allen an der Erstellung dieses Buchs Beteiligten sei ebenso herzlich gedankt: Die Autorinnen und Autoren haben ihre Beiträge oft sehr rasch zur Verfügung gestellt und dann geduldig zugewartet. Ihnen ist der Herausgeber besonders verpflichtet, doch ist auch die Freude über jeden später eingetroffenen Auf ← 9 | 10 → satz groß gewesen. Verdient gemacht um Buch und Konferenz haben sich die Mitarbeiterinnen Jil Grolla B. A. und Maria Rincón M. A. am Institut für Deutschlandforschung. Auch dem Verlag und namentlich Dr. Hermann Ühlein sei für die geduldige Begleitung des Projekts ein Wort des Dankes gesagt. Professor Dr. Mirjana Stančić hat wichtige inhaltliche Hilfen gewährt. Dass das Ganze doch endlich in die Buchwelt entlassen wird, daran hat meine Kollegin Dr. Silke Flegel den größten Verdienst, die das Bändchen trotz eigener starker Beanspruchung mit Akribie, Energie und Ideenreichtum vorangebracht hat. Für alle seine Fehler und Versäumnisse trägt nur der Herausgeber die Verantwortung.

Bochum, 17. Juni 2015                                Frank Hoffmann

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„Nach Maßgabe meiner Begreifungskraft“. Anmerkungen zum Verhältnis von Intelligenz und Macht

Antonia Grunenberg

In far reach on the classical modernist art, displayed in art, literature and philosophy in its revolutionary claim, the paper presents the artistic avant-garde of the GDR in the context of German and European history of the 20th century. Before the horizon of intellectual standards (Hannah Arendt, Walter Benjamin, Martin Heidegger) the culture of East Germany proves to be determined by a sense of mission as means of educating society at its best.

Es ist eine Auszeichnung, den Eröffnungsvortrag zu Ihren Ehren, lieber Paul Gerhard Klussmann, zu halten. Gleichwohl war mir etwas unwohl zumute, als ich daran ging, diesen Vortrag zu verfassen. Ich forsche seit fast 25 Jahren nicht mehr über die Kultur der DDR. Und ob mich gerade dieser Umstand dazu prädestiniert, einen solchen Vortrag zu halten, ist ja doch fraglich. Doch mitunter stellen sich hinterrücks und unversehens geistige Verbindungen her, die scheinbar disparate Forschungsgebiete und Denkwelten verknüpfen und neue Zusammenhänge sichtbar werden lassen. Erlauben Sie mir ein paar Worte dazu zu sagen, wie ich unter die DDR-Forscher geriet, sie wieder verließ, um nun unverhofft wieder mit ihnen zusammenzutreffen.

I.  Avantgardetradition und DDR

Im Herbst 1989, als die DDR zusammenbrach, war die Stunde der Historiker und Historikerinnen gekommen. Jahrzehntelang hatte die DDR-Forschung – vielleicht mit Ausnahme der Germanistik – mit getürkten Zahlen und verbrämten Zustandsbeschreibungen gearbeitet – und, willentlich oder unwillentlich, ein nicht den Tatsachen entsprechendes Bild der Gesellschaft in der DDR verbreitet. Nun wurden alle Bereiche des Staates und der Gesellschaft der DDR zum regulären Forschungsfeld. Archive und Akten, jahrzehntelang unter Verschluss gehalten, konnten nun erschlossen werden; neue Institute und Forschungsverbände wurden gegründet. Junge Forscherinnen und Forscher übernahmen das Feld. In der Folge davon verschwanden alte Hypothesen und Projektionen. Mein Forschungsgegenstand war in gewisser Weise Vergangenheit.

Was war mein Forschungsgegenstand gewesen? Während ich mich in den 1970er Jahren der Kritik des bürokratischen Marxismus in der DDR gewidmet hatte, einem zugegebenermaßen eher unergiebigen Forschungsfeld, war mir klar geworden, dass solide Forschung auf dem Gebiet der Sozial- und Politikwissenschaft in der DDR nicht möglich war. Zu ideologisch der dortige wissenschaftli ← 11 | 12 → che Diskurs, zu viele falsche Zahlen im Spiel, zu viel Propaganda. Ich begann also, mich für die Ränder der Gesellschaft zu interessieren, für die Nischen und das Unbeachtete. Für ein Samisdat-Archiv an der Universität Bremen erwarb ich junge Kunst und Literatur, Bilder, inoffizielle Zeitschriften, Flugblätter, Maler-Dichterbücher aus der DDR.

Ich sprach mit Künstlerinnen und Künstlern und solchen, die es werden wollten, über ihr Lebensgefühl, ihre ästhetischen Ideale, ihre Ansichten über den realen Sozialismus und die sozialistische Kunst, über staatliche Kunstförderung, über Zensur, Staatssicherheit, über den Alltag in der DDR. Mit jungen Dichtern und Schriftstellern diskutierte ich über Popliteratur und dichterische Sprache. Ich war zu Gast bei jungen Umweltaktivisten, die sich unter dem Schirm der evangelischen Kirche gesammelt hatten und gegen die Armut in der Welt und für den Schutz der Umwelt tätig werden wollten. An den Rändern der Gesellschaft, in den kulturellen Nischen, dort, wo die Macht nicht beheimatet war, sich nur gelegentlich drohend zeigte, konnte man Ende der 1980er Jahre deutlich spüren, dass diese scheinbar völlig abgeschottete Gesellschaft in Bewegung geraten war, um nicht zu sagen: erodierte. So geriet ich als Politikwissenschaftlerin aus dem Westen unter die Erforscher der DDR-Kultur. Ich traf auf Leute, die seit vielen Jahren in jeder literarischen Neuerscheinung und in den Biografien der Autorinnen und Autoren nach Auskünften über das Lebensgefühl in der DDR suchten. Gottlob war ich nicht die einzige Wissenschaftlerin, die auf fremdem Gebiet wilderte. Doch manch scheeler Blick traf anfänglich die, die keine professionellen Germanisten waren und sich trotzdem ihre Gedanken über die Literatur machten. Auf der anderen Seite entstand in diesen Jahren ein Zweig der Germanistik, wie es ihn sonst nicht gab, eine Germanistik, die sich für politische und soziale Kontexte der Literatur sensibel zeigte, deren Forscher über ihre Fachgrenzen hinausgingen.

Zu jener Zeit lag die Ausbürgerung Wolf Biermanns schon Jahre zurück. Jurek Becker, Klaus Schlesinger, Manfred Krug, Sarah Kirsch, Günter Kunert und viele andere waren nach dem Westen ausgereist. Literatur und Kunst von Künstlern und Schriftstellern der DDR hatte sich in einen West- und einen Ostteil aufgespalten. Die in den Westen ausgereisten Autorinnen und Autoren schrieben vor dem Erfahrungshintergrund ihres Lebens in der DDR und setzten sich der neuen literarischen Kultur des Westens aus. Die in der DDR verbliebenen klammerten sich an die Hoffnung von inneren Reformen.

Details

Seiten
270
Jahr
2016
ISBN (PDF)
9783653055184
ISBN (ePUB)
9783653965421
ISBN (MOBI)
9783653965414
ISBN (Hardcover)
9783631664070
DOI
10.3726/978-3-653-05518-4
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2015 (November)
Schlagworte
Literatur Kunst Bitterfelder Weg Humboldt-Universität
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2016. 270 S., 8 farb. Abb., 8 s/w Abb.

Biographische Angaben

Frank Hoffmann (Band-Herausgeber:in)

Frank Hoffmann ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Deutschlandforschung der Ruhr-Universität Bochum. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehören Zeitgeschichte und deutsche Kultur- und Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts, deutsche Landeskunde und Erinnerungsforschung.

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Titel: Zur Kultur der DDR
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