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Denkmalschutz im Grenzgebiet

Eine Analyse der Wissensproduktion und der Praktiken des Denkmalschutzes in der deutsch-dänischen Grenzregion im 19. Jahrhundert

von Jelena Steigerwald (Autor:in)
©2015 Dissertation 350 Seiten
Reihe: Kieler Werkstücke, Band 40

Zusammenfassung

Gegenstand des Buches ist die Entstehung des Denkmalschutzes in der deutsch-dänischen Grenzregion im 19. Jahrhundert. Dazu wird zunächst auf die Etablierung des Denkmalschutzes als Wissenschaft und Institution in Dänemark, Preußen sowie den Herzogtümern Schleswig und Holstein eingegangen. Die Autorin analysiert dann anhand der Technologien der Sammlung, Ausgrabung und Zeichnung, wie Wissen und Werte im Denkmalschutz generiert und vermittelt worden sind. Zuletzt nimmt sie die Umsetzung der Denkmalschutzideen, ihre Finanzierung und ihre Wirksamkeit unter wechselnden Machtverhältnissen in den Blick. Die Analyse der Wissensproduktion des Denkmalschutzes und seiner Praktiken ermöglichen damit neue Perspektiven auf die schleswig-holsteinische Geschichte.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Vorwort
  • Inhaltsübersicht
  • 1 Einleitung
  • 1.1 Fragestellung
  • 1.2 Die Grenzregion
  • 1.3 Forschungsstand
  • 1.3.1 Die Geschichte des Denkmalschutzes in Dänemark
  • 1.3.2 Die Geschichte des Denkmalschutzes in Preußen
  • 1.3.3 Die Geschichte des Denkmalschutzes in Schleswig-Holstein
  • 1.3.4 Theoretische Konzepte
  • 1.3.4.1 Die Wissensproduktion
  • 1.3.4.2 Die Verortung als Bestandteil des Inwertsetzungsprozesses
  • 1.3.4.3 Der identitätsbildende Faktor: das kollektive Gedächtnis?
  • 1.3.4.4 Der Kontext: bürgerliche Gesellschaft, moderner Nationalstaat und Wissenschaft
  • 1.4 Die Quellen
  • 1.5 Der Aufbau der Arbeit
  • 2 Die Entstehung des Denkmalschutzes im 19. Jahrhundert
  • 2.1 Der Denkmalschutzgedanke vor 1900
  • 2.1.1 Das Forschungsinteresse der Antiquare
  • 2.1.2 Erhaltungs- und Schutzgedanken der Antiquare
  • 2.2 Die Entwicklung des Denkmalschutzes in Dänemark
  • 2.2.1 Die Gründung der Kommission in Kopenhagen
  • 2.2.1.1 Die Mitglieder der Kommission
  • 2.2.1.2 Die Kommission im goldenen Zeitalter Dänemarks
  • 2.2.1.3 Die Denkmalschutzmaßnahmen der Kommission
  • 2.2.1.4 Die besondere Rolle Thomsens für die Sammlung der Altertumskommission
  • 2.2.1.5 Assistent J. J. A. Worsaae: von den Eigentümlichkeiten des Volkes
  • 2.2.2 Worsaaes Ernennung zum Inspektor
  • 2.2.3 Die Institutionalisierung des Denkmalschutzes
  • 2.2.3.1 Das Kirchenaufsichtsgesetz
  • 2.2.3.2 Die Provinzmuseen
  • 2.2.3.3 Der Beginn der systematischen Registrierung
  • 2.3 Die Entwicklung des Denkmalschutzes in Preußen
  • 2.3.1 Der Denkmalschutz unter Karl Friedrich Schinkel
  • 2.3.2 Der Konservator der Kunstdenkmäler in Preußen
  • 2.3.3 Historische Vereine und Altertumsgesellschaften
  • 2.3.4 Die preußische Entwicklung bis zur Jahrhundertwende
  • 2.3.4.1 Wussows subjektiver Denkmalbegriff
  • 2.3.4.2 Die Debatte um 1900
  • 2.4 Der Denkmalschutz in den Herzogtümern
  • 2.4.1 Der Beginn des Denkmalschutzes unter dänischer Herrschaft
  • 2.4.1.1 Die Gründung der Altertumsgesellschaft
  • 2.4.1.2 Mitglieder der Altertumsgesellschaft
  • 2.4.1.3 Sammlung und Forschungen der Altertumsgesellschaft
  • 2.4.1.4 Die Politisierung der Wissenschaft
  • 2.4.1.5 Verlust der Verbindungen mit Schleswig und Kopenhagen
  • 2.4.1.6 Exkurs I: das Danewerk zwischen Zusammenarbeit und Polarisierung
  • 2.4.2 Die Altertumsgesellschaft nach dem Krieg von 1848–1851
  • 2.4.2.1 Die Altertumsgesellschaft unter Müllenhoff bis 1858
  • 2.4.2.2 Handelmanns politisches Wirken und sein Engagement für die Altertumsgesellschaft
  • 2.4.2.3 Exkurs II: das Danewerk und die Ausgrabungen zwischen 1860 und 1864
  • 2.4.3 Der Denkmalschutz in der preußischen Provinz Schleswig-Holstein
  • 2.4.3.1 Die Einsetzung Handelmanns als Konservator
  • 2.4.3.2 Handelmanns Bestandaufnahme und der Versuch einer Inventarisierung
  • 2.4.3.3 Die Anstellung von Johanna Mestorf
  • 2.4.3.4 Die Gründung des Anthropologischen Vereins
  • 2.4.3.5 Die Gründung von lokalen Sammlungen und Museen
  • 2.4.3.6 Provinzialkonservator für Kunstdenkmäler: Richard Haupt
  • 2.4.3.7 Exkurs III: das Danewerk als Beispiel deutsch-dänischer Forschung
  • 2.5 Fazit: Denkmalschutzentwicklungen im Vergleich
  • 3 Denkmalschutz als Labor – Technologien der Wissensproduktion
  • 3.1 Die Sammlung
  • 3.1.1 Der Akt des Einsammelns: die Fragebögen
  • 3.1.2 Der Akt des Sammelns und Sicherns
  • 3.1.2.1 Listen und Verzeichnisse
  • 3.1.2.2 Die Inventarisation
  • 3.1.2.3 Die jährlichen Berichte der Altertumsgesellschaft
  • 3.1.3 Die Ordnung der Sammlung
  • 3.1.3.1 Exkurs: Ordnung im Museum
  • 3.1.3.2 Der Fokus auf die Fundstelle
  • 3.1.3.3 Funktion der Museumssammlung: Kontinuität
  • 3.1.3.4 Zentrale oder dezentrale Museumssammlungen
  • 3.1.4 Die Sammlung versus der Denkmalwert am authentischen Ort
  • 3.1.5 Zusammenfassung
  • 3.2 Die Ausgrabungen
  • 3.2.1 Die Ausgrabungsberichte der Altertumsgesellschaft
  • 3.2.2 Worsaaes Ausgrabungskriterien und die Funktion der Grabhügel in Dänemark
  • 3.2.3 Funktionen der Ausgrabung in Schleswig-Holstein
  • 3.2.3.1 Handelmanns Vorstellungen: die amtlichen Ausgrabungen auf Sylt 1870–1872
  • 3.2.3.2 Handelmanns Publikation der Ausgrabungen auf Sylt
  • 3.2.4 Zusammenfassung
  • 3.3 Die Zeichnungen
  • 3.3.1 Wissensproduktion durch Zeichnungen: die Einsendungen an die Kommission
  • 3.3.2 Das Zeichnen von Grabhügeln und anderen Bodendenkmälern
  • 3.3.2.1 Zeichnungen nach der Natur: das romantische Landschaftsbild
  • 3.3.2.2 Zeichnungen nach der Erinnerung
  • 3.3.2.3 Professionalisierung der Aufzeichnung
  • 3.3.3 Die antiquarische Karte
  • 3.3.3.1 Die Kartenskizze: Vermittlungstechnologie und Erkenntnismittel
  • 3.3.3.2 Die Karte als Mittel der Erfassung und Ordnung
  • 3.3.3.3 Der Vorgang der Kartierung: die Erstellung von eigenen Karten
  • 3.3.3.4 Der Vorgang der Kartierung: die Kartenskizzen von Schroedter
  • 3.3.3.5 Die Institutionalisierung der Kartierung in Dänemark
  • 3.3.3.6 Kartierungen in Preußen und in den Herzogtümern
  • 3.3.4 Zusammenfassung
  • 3.4 Fazit: Wissenstransfer und Wissensordnungen
  • 4 Strategien und Praktiken im Denkmalschutz
  • 4.1 Denkmalschutzideen
  • 4.1.1 Der dänische Denkmalschutz zwischen Wissenschaftlichkeit und Nationalromantik
  • 4.1.2 Der preußische Denkmalschutz: Bewertungskriterien und Gestaltungsideen
  • 4.1.3 Handelmanns und Haupts Vorstellungen vom Denkmalschutz
  • 4.2 Schutzbestimmungen
  • 4.2.1 Die dänischen Schutzbestimmungen
  • 4.2.2 Die preußischen Schutzbestimmungen
  • 4.2.3 Schutzbestimmungen in den Herzogtümern
  • 4.3 Die Finanzierung des Denkmalschutzes
  • 4.3.1 Die Finanzierung des Denkmalschutzes in Dänemark und in den Herzogtümern
  • 4.3.2 Die Finanzierung des Denkmalschutzes in Preußen und in Schleswig-Holstein
  • 4.4 Schutzhandlungen: die lokale Umsetzung des Denkmalschutzes
  • 4.4.1 Verhandlungen und Vereinbarungen zum Schutz von Grabhügeln
  • 4.4.2 Holmshuushügel: Gestaltung und Wahrnehmung eines Grabhügels in der Grenzregion
  • 4.4.2.1 Die Vorgeschichte: Ausgrabung des Holmshuushügels
  • 4.4.2.2 Die Gestaltung des Holmshuushügels
  • 4.4.2.3 Die Rezeption des Holmshuushügels
  • 4.4.2.4 Der Holmshuushügel als Ausflugsziel
  • 4.4.2.5 Zusammenfassung
  • 4.4.3 Die Restaurierungspraxis in Dänemark und Preußen
  • 4.4.4 Denkmalschutz im urbanen Raum: Stadttore zwischen Restaurierung und Erhaltung
  • 4.4.4.1 Das Lübecker Holstentor: ein nationales Denkmal
  • 4.4.4.2 Diskussionen um einen Abriss: das Hohe Tor in Schleswig
  • 4.4.4.3 Das Flensburger Norderthor: Denkmalschutz durch Zwangsetat
  • 4.4.4.4 Zusammenfassung
  • 4.5 Fazit: die Umsetzung des Denkmalschutzes in der Grenzregion
  • 5 Resümee
  • 6 Quellen- und Literaturverzeichnis
  • 6.1 Ungedruckte Quellen
  • 6.2 Zeitungen und Berichte
  • 6.3 Gedruckte Quellen und Quellensammlungen
  • 6.4 Sekundärliteratur
  • 7 Personenregister
  • 8 Abkürzungsverzeichnis
  • 9 Abbildungsverzeichnis

← 10 | 11 →1 Einleitung

Die „Königliche Schleswig-Holstein-Lauenburgische Gesellschaft für Sammlung und Erhaltung vaterländischer Alterthümer zu Kiel“1 schrieb 1844 an ihre Mitglieder:

„Wir hoffen […] von unsern Landsleuten in der Beförderung des Zwecks der Gesellschaft, die Alterthümer zu conserviren und zu sammeln, kräftigst unterstützt zu werden. Wenn unsere Zeit des Fortschritts, des neuschaffens und neubahnenes auch nicht den alten Denkmälern den vollen Raum mehr gestatten kann, so weis’t sie doch gerade darauf hin, das Alte vor der Umgestaltung genau anzublicken und zu verzeichnen, um der Nachwelt ein Bild, oder doch das Material zur Bildung desselben, davon geben zu können. Nur dadurch, daß in den einzelnen Landestheilen bei Erdarbeiten die Grabmäler und sonstige Alterthumsgegenstände von Männern des Orts genau beschrieben und verzeichnet werden, kann unser Bestreben erreicht werden.“2

Die Konservierung und Sammlung von alten Denkmälern sowie deren Erhaltung für die Nachwelt wurde schon lange vor der Verabschiedung der ersten Denkmalschutzgesetze in der deutsch-dänischen Grenzregion thematisiert.3 Der zitierte Appell zeigt auf, dass der Denkmalschutz im Kern eine gemeinschaftliche Angelegenheit war, die vor allem auf einer Wissenssammlung basierte. Denn unter „Conservieren und Sammeln“ verstand die Altertumsgesellschaft nicht die Verhinderung der fortlaufenden Umgestaltung, sondern die genaue Beschreibung und Verzeichnung der Denkmäler – die Denkmalschutzbestrebungen gingen also mit der Vermittlung bestimmter wissenschaftlicher Technologien4 einher. Im Übrigen setzte die Altertumsgesellschaft offenbar voraus, dass es einen allgemeinen Konsens zum einen darüber gab, was als Denkmal anzusehen sei, und zum anderen, dass Denkmäler es wert seien, der Nachwelt überliefert zu werden. Es stellt sich also die Frage, was damals als schützenswert angesehen wurde und wie Denkmalschutz praktiziert wurde, ohne dass es bereits eine Denkmalschutzgesetzgebung gab.

← 11 | 12 →Am Beispiel der Grenzregion Schleswig-Holstein im 19. Jahrhundert, die von Grenzverschiebungen und der unterschiedlichen Zugehörigkeit zu Dänemark und Preußen geprägt ist, können Veränderungen des Denkmalkonzeptes im entstehenden Denkmalschutz besonders gut nachvollzogen werden. Denn was in Dänemark und Preußen als Denkmal und damit als schützenswert angesehen wurde, war durchaus unterschiedlich. So stellte der preußische Provinzialkonservator Richard Haupt (1846–1940), der die erste staatliche Denkmalinventarisierung in der preußischen Provinz Schleswig-Holstein durchführte, 1880, über vierzig Jahre nach der Gründung der Altertumsgesellschaft in Kiel, fest:

„Unter den mancherlei Einwendungen, welche man […] gegen die Untersuchung und Verzeichnung der vaterländischen Altertümer erheben kann, ist in Schleswigholstein keine häufiger, und auch, falls sie begründet, keine triftiger als die, daß es deren keine gebe, und der sein Oel verschwende, der nach solchen suche.“5

Verglichen mit anderen Teilen Deutschlands, so Haupt, sei dieser Einwand richtig, denn statt Reichsstädten, Pfalzen und Münstern seien in Schleswig-Holstein nur „eine Art städtischer Blüte“, „stattliche Kirchen und Klöster“ sowie „fürstliche Schlösser“ vorhanden und zudem die Baumaterialien und Erhaltungsbedingungen oft mangelhaft.6 Doch dürfe man in Schleswig-Holstein das Interesse an vaterländischen Altertümern nicht auf mittelalterliche Kunst- und Baudenkmäler beschränken, sondern müsse auch die renaissancezeitlichen Gebäude beachten.7 Haupt bezog sich damit explizit nicht auf den Denkmalbegriff der Altertumsgesellschaft und die Denkmalschutzbestrebungen des Sammelns und Konservierens, die in Schleswig und Holstein seit vielen Jahren durchgeführt worden waren, weil er ein anderes Verständnis davon hatte, was als Denkmal galt.

1.1 Fragestellung

Ausgangspunkt dieser Arbeit ist, die Idee des Denkmalkonzepts und ihre Veränderungen in einer Grenzregion im Kontext zweier Systeme – dem dänischen und dem preußischen – zu untersuchen. Dazu verfolge ich die Fragen, wie Denkmäler entstanden, also welche Voraussetzungen an historische Hinterlassenschaften8 angelegt wurden und wer die Entscheidungen ihrer Denkmalwürdigkeit fällte. Da sich das, was wir heute als Denkmalschutz zu bezeichnen gewöhnt sind, im 19. Jahrhundert durch das Engagement und den Einfluss Einzelner herauszukristallisieren begann, stehen die Ideen und Interessen dieser maßgeblichen Persönlichkeiten im Vordergrund der Analyse.

Darüber hinaus geht die vorliegende Arbeit auf die Produktion von Wissen über historische Hinterlassenschaften als eine der Voraussetzungen für deren ← 12 | 13 →Inwertsetzung9 als Denkmal ein. Ich frage nach der Entstehung von Ordnungskategorien und Bedeutungszuschreibungen und verfolge die Entwicklung von Methoden, um die Zusammenhänge zwischen der Generierung von Werten und von Wissen zu analysieren. Außerdem gehe ich der Veränderung von Kategorien und Zuschreibungen nach. Um die Funktion des Denkmalschutzes zu hinterfragen, werden die Inwertsetzungsstrategien innerhalb der Wissenschaft untersucht und im Hinblick auf die Gesellschaft reflektiert – also: Wie manifestiert sich Wissensproduktion10 materiell im Raum? Wodurch wird die Wahrnehmung der Denkmäler beeinflusst?

Die Untersuchung des Denkmalschutzes im Grenzraum bietet zudem die Möglichkeit, den unter wechselnden Machtverhältnissen praktizierten Denkmalschutz in Bezug auf seine Wirksamkeit zu hinterfragen. Dazu werden die Veränderungen von Zuschreibungen im Grenzraum in den Blick genommen und der Frage nachgegangen, was der Denkmalschutz zu regionaler oder nationaler Identifikation im Grenzraum beiträgt.

1.2 Die Grenzregion

Es gibt zwei verschiedene Gründe, aus denen es sich lohnt, die Wissensproduktion des Denkmalschutzes in einer Grenzregion zu untersuchen: zum einen, weil so der Transfer der denkmalpflegerischen Traditionen und die kulturellen Wirkungs- und Austauschprozesse zwischen den Staaten in den Blick genommen werden können,11 zum anderen, weil in einer Grenzregion mit wechselnden Grenzen und Zuständigkeiten deutlich werden kann, wie sich Integrations- und Exklusionsprozesse auf den Denkmalschutzgedanken auswirken, also wie Inwertsetzungs- und Transitionsprozesse unter diesen speziellen Bedingungen funktionieren. Denn nationale und regionale Identifikationen basieren, wie die Kulturanthropologin Jenni Boie feststellt, vor allem auf dem Transport von generellen Werten und diese müssen von bestimmten ← 13 | 14 →Gruppen initiiert werden.12 Im Folgenden gehe ich kurz auf die Geschichte der Grenzregion ein, die den Rahmen meiner Untersuchung bildet.

Die politische Geschichte der deutsch-dänischen Grenzregion vom Ende des 18. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts lässt sich in mehrere Phasen gliedern. Von 1773 bis 1864 waren die Herzogtümer Holstein und Schleswig Teile des Dänischen Gesamtstaates,13 allerdings mit unterschiedlichem politischen Status: Während das Herzogtum Schleswig dänisches Reichslehen war, blieb Holstein deutsches Reichslehen.14 1713 war Schleswig in Dänemark inkorporiert worden, die Integration des so gut wie ausschließlich deutschsprachigen Holsteins wurde dagegen erst 1806 versucht. Nach dem Historiker Steen Bo Frandsen entstand gerade aus diesem Versuch der Eingliederung Holsteins der Wunsch der Holsteiner, sich als außerhalb des Gesamtstaates stehend zu definieren.15 Bis 1848 war der dänische Gesamtstaat unter absolutistischer Herrschaft, 1848 führte eine friedliche Revolution in Kopenhagen zur konstitutionellen Monarchie. Gleichzeitig kam es zur sogenannten „Erhebung“ oder „Oprør“ in den Herzogtümern, als deren Folge sich eine gemeinsame eigenständige Regierung konstituierte. Das führte zwischen 1848 und 1851 zu einem Krieg zwischen den Herzogtümern und dem dänischen Königreich. Dabei kämpften auf der schleswig-holsteinischen Seite Truppen des Deutsche Bundes neben schleswig-holsteinischen und deutschen Freiwilligen.

Der Krieg endete 1851 mit einer Niederlage für die Schleswig-Holsteiner, nachdem die preußischen und österreichischen Truppen des Deutschen Bundes von ihren Regierungen zurückgezogen worden waren. Ergebnis des Krieges war das Londoner Protokoll vom 08.05.1852, das den Fortbestand der dänischen Herrschaft über die Herzogtümer garantierte, jedoch auch ihre Eigenständigkeit festschrieb. Gemäß dem Protokoll übernahmen die Behörden des dänischen Gesamtstaates wieder die Kontrolle über Holstein und Lauenburg. In der Folgezeit kam es zur sogenannten Danisierung Schleswigs. Beamte, die mit der schleswig-holsteinischen Bewegung sympathisierten, wurden entlassen. Verbote und Zensur ergingen gegen die der ← 14 | 15 →schleswig-holsteinischen Bewegung nahestehenden Presse sowie gegen entsprechende Vereine. Die dänische Sprache wurde als Unterrichtssprache in Schleswig durchgesetzt.

Als die dänische Regierung 1863 schließlich eine gemeinsame Verfassung Dänemarks und des Herzogtums Schleswig verabschiedete, verstieß dies gegen die Bestimmungen der Deutschen Bundesakte und zog die Bundesexekution nach sich. Es folgte 1864 der zweite Krieg zwischen dem Deutschen Bund (mit preußischen und österreichischen Truppen) und dem dänischen Königreich. Nach der Niederlage Dänemarks okkupierten preußische und österreichische Truppen von 1864 bis 1866 Schleswig und Holstein. Auf den preußisch-österreichischen Krieg von 1866 erfolgte dann 1867 die Eingliederung der beiden Herzogtümer als Provinz in den preußischen Staat. Die dänischsprachige Bevölkerung Schleswigs sah sich in der Folgezeit einer Germanisierungspolitik ausgesetzt.16 Ebenso wie 1852 erfolgten Entlassungen und Verbote nun aber gegenüber dänisch gesinnten Schleswigern.17 Aber auch die schleswig-holsteinische Bewegung wurde überwacht, denn die Inkorporation in den preußischen Staat bedeutete das Ende der von ihr geforderten Selbstständigkeit.

Die letzte im gegebenen Kontext relevante Phase zwischen 1871 und 1920 stand im Zeichen der Integration Schleswig-Holsteins ins Deutsche Reich, mit der ein starker militärischer Ausbau der Ostseehäfen einherging. Auch ist diese Phase durch ein großes Bevölkerungswachstum gekennzeichnet. Aufgrund von Repressionen und dem erzwungenen Kriegsdienst der dänisch-gesinnten Bevölkerung im Ersten Weltkrieg flohen während dieser Zeit viele dänisch-gesinnte Schleswiger nach Dänemark. Im Zuge der von den Siegermächten nach dem Krieg 1914–1918 in Europa angestrebten staatlichen Neuordnungen – auf der Basis des vor allem von US-Präsident Wilson geforderten „Selbstbestimmungrechtes der Völker“ – wurde 1920 auch eine Abstimmung in Nordschleswig über die Zugehörigkeit zu Dänemark oder Deutschland durchgeführt, als deren Folge sich der Grenzverlauf erneut änderte. Die deutsch-dänische Grenze lag nun nicht im Süden Holsteins wie zu Zeiten des dänischen Gesamtstaates, oder zwischen Holstein und Schleswig, wie es faktisch 1863 der Fall war, oder im Norden des Herzogtums Schleswig, wie unter der preußischen Herrschaft von 1866–1920, sondern sie verlief durch Schleswig und schuf auf beiden Seiten der neuen, bis heute gültigen Grenze eine dänische beziehungsweise eine deutsche Minderheit.

← 15 | 16 →In der Region Schleswig-Holstein gab es im dargestellten Zeitraum also eine Vielzahl von möglichen Gruppen mit – zum Teil wechselnden – Identifizierungsmöglichkeiten vor allem territorial-politischer und kulturell-sprachlicher Art: gesamtstaatlich-dänische, dänisch-liberale, deutsche, schleswig-holsteinische, dänisch- schleswigsche, deutsch-schleswigsche, deutsch-holsteinische; hinzu kommen auf unterregionaler Ebene friesische und dithmarscher Identitäten. Nicht alle Bewohner wollten und konnten sich allerdings eindeutig zuordnen. So hebt Frandsen hervor, dass es in den Herzogtümern zudem „sowohl-als-auch“-Identitäten gab.18

Allerdings gilt es, nicht nur die nationalen, regionalen und sprachlichen Identifizierungen zu beachten, sondern auch solche sozio-ökonomischer Art, wie zum Beispiel Stadt- und Landbevölkerung, Bauern, Arbeiter und Bürgertum, sowie Adel und Klerus.19 Denn diese gesellschaftlichen Gruppen waren in sehr unterschiedlicher Weise und mit jeweils eigenen Interessen an dem Aushandlungsprozess20 der Entstehung eines Denkmals beteiligt. So stellten etwa Adel, Kirche und Bauern im Hinblick auf den Denkmalschutz als potenzielle Grundbesitzer eine wichtige Größe dar, der Denkmalschutz als kulturelles Konzept ging jedoch vom Bürgertum aus.

Das Spezielle an der Situation im deutsch-dänischen Grenzgebiet hinsichtlich des Denkmalschutzes besteht darin, dass das liberale Bürgertum in den Herzogtümern mit der Universität Kiel über eine eigene Stätte der Wissensproduktion verfügte, so dass es nicht nur eigene politische Ideale, sondern auch ein historisches Bewusstsein entwickelte, das unter anderem zu Denkmalschutzbestrebungen führte. Nach 1851 war das Bürgertum in den Herzogtümern zwar in seinem Handeln eingeschränkt, nach wie vor hielt es aber an der regionalen Eigenständigkeit fest. Frandsen spricht deswegen in Bezug auf Holstein von der starken Peripherie, denn Holstein war eine der wohlhabendsten und am weitesten entwickelten Regionen im dänischen Gesamtstaat und nahm deswegen in diesem Staat eine wichtige Position ein. Als preußische Provinz war Schleswig-Holstein dagegen tatsächlich zur Peripherie geworden, der es Frandsen zufolge nicht gelang, eine regionale Autonomie gegenüber Preußen zu etablieren.21

← 16 | 17 →Da der Denkmalschutz nicht nur vom Staat, sondern auch von regionalen bürgerlichen Vereinen getragen wurde und zudem die Wissensproduktion schon immer transnational stattfand, reicht es für diese Arbeit nicht aus, die jeweiligen Denkmalschutzbemühungen und -institutionen aus nationalstaatlicher Perspektive zu beleuchten. Der Blick auf die Wissensproduktion in einer Grenzregion muss daher Entwicklungen aus Dänemark und den deutschen Staaten, insbesondere Preußen, berücksichtigen, darf aber auch regionale Strukturen nicht vernachlässigen. Bis vor wenigen Jahren beschränkten sich Forschungen zur Geschichte des Denkmalschutzes auf den Nationalstaat; die Untersuchung einer Grenzregion, in der die Grenzverläufe mehrfach wechselten, ist ein bisher nur selten untersuchtes Phänomen. Einen Anfang machte die Tagung des Arbeitskreises Theorie und Lehre der Denkmalpflege e.V. mit dem Titel „Grenzverschiebungen, Kulturraum, Kulturlandschaft: Kulturerbe in Regionen mit wechselnden Herrschaftsansprüchen“ (2008). Hier wurde in verschiedenen Beiträgen die Denkmalpflege unter anderem in der deutsch-französischen Grenzregion, in Südtirol und in Niederschlesien besprochen.22 Da die „Verortung auch widersprüchlicher geschichtlicher Erzählungen“23 in Grenzregionen bereits als Desiderat erkannt wurde, verspricht die Analyse der speziellen Situation im deutsch-dänischen Grenzgebiet im 19. und frühen 20. Jahrhundert neue Erkenntnisse.

1.3 Forschungsstand

Eine vergleichende Untersuchung wie die vorliegende, muss den Stand mehrerer Forschungsfelder abbilden. Drei sind für die vorliegende Studie relevant, nämlich die Geschichte des Denkmalschutzes bezogen auf Preußen, auf Dänemark und auf die Herzogtümer Schleswig und Holstein.

Neben der Auswertung von Primärquellen ist ein weiteres Anliegen meiner Arbeit, Forschungsergebnisse aus diesen drei Einzelbereichen zusammenzutragen und miteinander in Beziehung zu setzen. Die Geschichte des Denkmalschutzes wird vor allem von kunst- und kulturhistorischen Arbeiten erforscht, daneben gehört das kulturelle und politische Phänomen des Denkmals zu einem theoretischen Forschungsfeld. Denn seit dem „material turn“ und dem „spatial turn“ haben sich verschiedene Theorien mit der genaueren Betrachtung von Relationen zwischen Dingen, Räumen und Menschen in Bezug auf die Wissensgeschichte beschäftigt. Weitere Impulse lieferte die Debatte um Erinnerungsorte in den letzten Jahren, in der wiederum gerade die Ergebnisse der Erforschung der Grenzregionen eine wichtige Rolle spielten, insofern sie dazu beitrugen, nationale Interpretationen zu hinterfragen.

Ich stelle im Folgenden die für die Geschichte des Denkmalschutzes in Preußen, Dänemark und Schleswig-Holstein wichtigsten Vorarbeiten vor und gehe dann auf die theoretischen Konzepte ein, die in Bezug auf Wissensproduktion, Inwertsetzungsprozesse und identitätsbildende Faktoren anhand von historischen Hinterlassenschaften relevant sind.

← 17 | 18 →1.3.1 Die Geschichte des Denkmalschutzes in Dänemark

Zu den zentralen Institutionen und Personen des Denkmalschutzes in Dänemark im 19. Jahrhundert gehören die „Kongelige Kommission for Oldsagers Opbevaring“ (Königliche Kommission für die Bewahrung der Altertümer)24, das Nationalmuseum25 und der Museumsdirektor Christian Jürgensen Thomsen, der Inspektor für die Bewahrung der Denkmäler Jens Jacob Asmussen Worsaae, sowie ihre Assistenten und Nachfolger, deren Wirken sich bereits verschiedene Publikationen gewidmet haben. In Bezug auf einzelne Denkmäler und nationale Symbole Dänemarks sowie die deutsch-dänische Grenzregion hat zudem Inge Adriansen umfangreiche Forschungen betrieben.26

Die umfassendste Arbeit zu den Denkmalschutzbestrebungen von ihren Anfängen bis ins 20. Jahrhundert stellt das Sammelwerk „Bevar din Arv“ (Bewahr dein Erbe) des dänischen Amtes für Naturschutz, herausgegeben von Ingrid Nielsen, dar.27 Es bietet einen guten Überblick und enthält auch einige Detailstudien, allerdings fehlen hier in vielen Fällen die Quellenangaben. Einen Überblick über die Denkmalschutzregistrierungen von ihren Anfängen bis ins 20. Jahrhundert verschafft Klaus Ebbensens „Fortidsminderegistrering i Danmark“.28 Im Anhang hat der Archäologe Ebbesen wichtige Quellen abgedruckt und listet Informationen zu den Mitarbeitern des Denkmalschutzes auf.

Zur Geschichte des Nationalmuseums und dessen erstem Museumsdirektor Thomsen gibt das Werk „Thomsens Museum“ von Jørgen Jensen einen detaillierten Überblick.29 Von besonderer Relevanz für die Erforschung der Kommission und ← 18 | 19 →die frühen Jahre des Museums ist außerdem „Birth of a world museum“ von Jan Andersen, Christian Adamsen und Tove Benedikte Jakobsen aus dem Jahr 2007.30 Darin werden nicht nur die neuesten Forschungsergebnisse zusammengefasst, der Anhang enthält darüber hinaus die kompletten Protokolle der Kommission. Eine unverzichtbare fünfbändige Quellenedition stellen die „Danske Præsters Indberetninger“ von Christian Adamsen und Vivi Jensen dar, in der alle Einsendungen der Pastoren in Dänemark an die Kommission abgedruckt sind.31 2010 legte das Nationalmuseum, mit Poul Otto Nielsen als Herausgeber, außerdem einen Sammelband zu den ersten Jahren der Kommission vor.32 Dieser geht insbesondere auf den ideengeschichtlichen Hintergrund der Kommission, dessen Wurzeln im 18. Jahrhundert liegen, ein.

Zu Thomsen gibt es neben den obengenannten Werken, die seine Person und das Nationalmuseum beleuchten, verschiedene Aufsätze über unterschiedliche Aspekte seines Wirkens33 und ein umfassendes Sammelwerk aus dem Jahr 1988.34 Letzteres ist besonders interessant, weil es eine Korrespondenzliste mit allen Briefpartnern enthält.35

Speziell mit Inspektor Worsaae setzt sich Vibe Ødegaard in ihrer Magisterarbeit und in einem Aufsatz auseinander. Sie bezieht zwar seine politischen Schriften und ← 19 | 20 →fachlichen Diskussionen mit ein,36 beschränkt sich allerdings im Wesentlichen auf die Zeit bis 1850; zu seinem späteren Wirken finden sich weit weniger Informationen. Eine Ausnahme bildet die detaillierte neue Abhandlung von Jens Vellev über die Ausgrabung in Jelling 1861, in dem er den Fokus auf Worsaaes Beziehung zum dänischen König Frederik VII. richtet.37 Zu Worsaae gibt es außerdem Editionen seiner Briefe, allerdings handelt es sich hier meist um seine private Korrespondenz.38

Über die Assistenten von Thomsen und Mitarbeiter von Worsaae gibt Ebbesen einen Überblick.39 Eingehend hat sich Stine Wiell mit Conrad Engelhardt und der Flensburger Sammlung beschäftigt.40 Deshalb lassen sich besonders aus ihren Arbeiten aufschlussreiche Informationen über die Grenzregion gewinnen.41 Die beiden Autobiographien der Maler J. Magnus-Petersen und J. B. Löffler geben außerdem Auskunft über Details und Abläufe der Forschungsreisen im Auftrag des Denkmalschutzes und der Unterschutzstellungen von Denkmälern.42 Über die Nachfolger Worsaaes ist bisher kaum geforscht worden. Lediglich Sophus Müller wird von Jørgen Jensen in einem Aufsatz behandelt.43

Insgesamt kann die Geschichte des Denkmalschutzes in Dänemark durch die gute Forschungslage hinsichtlich Kommission, Nationalmuseum sowie den zentralen Akteuren Thomsen und Worsaae teilweise sehr detailliert erfasst werden. Die Zeit nach 1850 ist allerdings weniger gut erforscht als der Beginn des Jahrhunderts. Ein Gesamtüberblick, der den wissenschaftlichen Ansprüchen genügt und die aktuelle Forschungslage berücksichtigt, fehlt.

← 20 | 21 →1.3.2 Die Geschichte des Denkmalschutzes in Preußen

Zur Geschichte des Denkmalschutzes in Preußen liegen ebenfalls verschiedene Arbeiten vor. Neben Büchern über Karl Friedrich Schinkel, der die Anfänge des Denkmalschutzes entscheidend prägte und den ersten Konservator für Kunstdenkmäler, Ferdinand v. Quast, existieren Überblickswerke zur Geschichte der deutschen Denkmalpflege.44

Den neuesten Forschungsüberblick zum preußischen Denkmalschutz von 1815 bis 1860 gibt Andreas Meinecke.45 Unter den bei ihm genannten älteren Arbeiten ist die kurze Abhandlung von Franz Jahn über v. Quast besonders relevant, da er noch die Möglichkeit hatte, auf dessen Nachlass zurückzugreifen.46 Meineckes Arbeit ist auch deswegen hervorzuheben, weil hier die wichtigsten Dokumente zur Behördenpraxis des Denkmalschutzes aus dem Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin abgedruckt sind. Eine weitere wichtige Arbeit zu den Anfängen der staatlichen Denkmalpflege in Preußen liefert Rita Mohr de Pérez, die vor allem dem Aufbau der Oberbaudeputation detailliert nachgeht und einen umfangreichen Quellenanhang zusammenstellt.47 Relevant ist auch „Die Erhaltung der Denkmäler in den Kulturstaaten der Gegenwart“ von A. v. Wussow, eine zeitgenössische Quellensammlung zu den preußischen Denkmalschutzbestimmungen.48

Speziell zu Schinkel existieren verschiedene Sammelbände neueren Datums, in denen zahlreichen Detailfragen seines Schaffens nachgegangen wird.49 Von den älteren ← 21 | 22 →Editionen sind unter anderem die Sammlung von Schinkels Notizen aus Tagebüchern und Briefen, herausgegeben von Günter Meier, sowie der Quellenband zu den Lehrbuchstudien und Architekturtheoretischen Skripten von Goerd Peschken aufschlussreich für Schinkels Kunst- und Denkmalverständnis.50 Auf den ersten Konservator v. Quast gehen neben verschiedenen Ausstellungskatalogen51 und Artikeln52 die Arbeiten von Felicitas Buch und Eva Börsch-Supan ein.53 Besonders ist der Ausstellungskatalog von Christofer Herrmann hervorzuheben, weil darin v. Quasts Abbildungen der „Denkmale der Baukunst in Preussen“ abgedruckt und besprochen sind. F. Buch liefert einen Überblick zu der preußischen Organisation des Denkmalschutzes bis 1891 und zeigt anhand der denkmalpflegerischen Arbeiten v. Quasts Planungs- und Entscheidungsstrukturen auf. Börsch-Supan thematisiert neben v. Quast auch dessen Nachfolger Heinrich von Dehn-Rotfelser und Reinhold Persius.54

← 22 | 23 →Die Zeit bis 1860 kann durch Meineckes jüngstes Buch als ausgezeichnet erforscht gelten, die nachfolgenden Jahrzehnte sind zwar durch F. Buch und Börsch-Supan abgedeckt, hier bleiben jedoch – wegen der Fokussierung dieser Werke auf die kunsthistorisch-restauratorischen Arbeiten v. Quasts – einige für die vorliegende Arbeit relevante Fragen offen, beispielsweise in Bezug auf die Denkmalschutzbestrebungen in der deutsch-dänischen Grenzregion. Die Forschungslage hinsichtlich seiner Nachfolger, die die Umbruchzeit nach 1871 gestalten, ist noch relativ dünn.

1.3.3 Die Geschichte des Denkmalschutzes in Schleswig-Holstein

Zur Geschichte des Denkmalschutzes in Schleswig-Holstein haben Jörn Barfod aus kunsthistorischer und Joachim Reichstein aus archäologischer Sicht überblicksartige Artikel verfasst.55 Die neueste Monographie zum Kulturerbe der Grenzregion stellt die Dissertation von Florian Greßhake dar.56 Greßhake bezieht sich auf die Zeit von 1864 bis heute und befasst sich bis 1900 vor allem mit der Heimatschutzbewegung, der preußischen Architekturpolitik und aufgestellten Denkmälern, wie beispielsweise dem Idstedtlöwen.57

Auch zu den zentralen Akteuren und Institutionen in Schleswig-Holstein – der Altertumsgesellschaft, dem ersten Konservator Heinrich Handelmann sowie seinem Nachfolger Richard Haupt – liegen zum Teil Arbeiten vor. Die neueste Publikation ist die Dissertation von Laurence Hare, der anhand der Altertumsgesellschaft in Kiel, dem Danewerk und Haithabu die Zusammenhänge von nationaler Identität und Archäologie im deutsch-dänischen Grenzland von 1830 bis 1950 analysiert.58 Mit der Gründungsphase der Altertumsgesellschaft und deren Schutzbemühungen um das Danewerk in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts beschäftigt sich auch Dagmar Unverhau.59 Außerdem befasst sich ein älterer Überblicksartikel aus dem Jahr 1938 von Gustav Schwantes mit dem Kieler Museum vaterländischer Alterthümer.60

Die Arbeit des ersten Provinzialkonservators der Provinz Schleswig-Holstein, Handelmann, ist dagegen bisher nicht eingehender erforscht worden. Über die Kuratorin und spätere erste Museumsdirektorin, Johanna Mestorf, fand 1999 eine Tagung ← 23 | 24 →statt, bei der auf die verschiedenen Aspekte ihres Wirkens eingegangen wurde.61 Eine Biographie zu Mestorf ist in Vorbereitung, Vorarbeiten dazu standen im Rahmen dieser Arbeit nicht zur Verfügung.62 Das Wirken des Konservators für Kunstdenkmäler Haupt hat Thomas Scheck in einer Magisterarbeit untersucht.63

Details

Seiten
350
Jahr
2015
ISBN (PDF)
9783653055207
ISBN (ePUB)
9783653967364
ISBN (MOBI)
9783653967357
ISBN (Hardcover)
9783631662861
DOI
10.3726/978-3-653-05520-7
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2015 (März)
Schlagworte
Wissenstransfer Konservator Denkmalwert Grabhügel
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2015. 350 S., 5 farb. Abb., 18 s/w Abb.

Biographische Angaben

Jelena Steigerwald (Autor:in)

Jelena Steigerwald studierte in Braunschweig und Göttingen Mittlere- und Neuere Geschichte, Ur- und Frühgeschichte sowie Anthropogeographie. Von 2010 bis 2014 war sie Stipendiatin an der Kieler Graduiertenschule Human Development in Landscapes. Ihre Promotion erfolgte 2014 am Lehrstuhl für Regionalgeschichte der Universität Kiel.

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Titel: Denkmalschutz im Grenzgebiet
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