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Die kollektivarbeitsrechtlichen Bezüge des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes

von Max Mälzer (Autor:in)
©2015 Dissertation 291 Seiten

Zusammenfassung

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz verbietet und sanktioniert nicht nur Benachteiligungen individueller, sondern auch kollektiver Art. Der Autor untersucht die Anforderungen des AGG an kollektive Rechtsakte, insbesondere an Tarif- und Betriebsnormen, aber auch an Vereinbarungen des «Dritten Weges» im kirchlichen Arbeitsrecht. Weitere Schwerpunkte des Buches sind die Bestimmung der Rechtsfolgen benachteiligender kollektiver Rechtsakte sowie die Vereinbarkeit der insoweit einschlägigen Normen des AGG und der dem Gesetz zugrunde liegenden Unionsrichtlinien mit dem Unionsprimärrecht und der EMRK.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Abkürzungsverzeichnis
  • A. Einleitung
  • I. Generelle Wirkungs- und Regelungssystematik des AGG
  • II. Die Erstreckung des Anwendungsbereichs auf kollektive Vereinbarungen und Mitgliedschaft und Mitwirkung in Vereinigungen
  • III. Das Spannungsfeld zwischen dem Schutz vor Benachteiligung und Grundrechten
  • IV. Unionsrechtskonformität von kollektivarbeitsrechtlichen Teilen des AGG
  • V. Gang der Untersuchung
  • B. Kollektivvereinbarungen im Anwendungsbereich des AGG
  • I. Begriff der Kollektivvereinbarung
  • II. Die Unzulässigkeit von Benachteiligungen durch kollektivrechtliche Vereinbarungen
  • 1. Unionsrechtliche Vorgaben und Umsetzung durch das AGG
  • a. Grundsätzliche unionsrechtliche Vorgaben
  • b. Umsetzung in das deutsche Recht
  • aa. Auslegung nach Wortlaut und Systematik des § 2 I Nr. 1 AGG
  • bb. Teleologische sowie unionsrechtskonforme Auslegung des § 2 I Nr. 1 AGG
  • cc. Historische Auslegung des § 2 I Nr. 1 AGG und Zwischenergebnis
  • 2. Kollektive Vereinbarungen im Anwendungsbereich des AGG eine Kollision mit Grundrechten?
  • a. Unzulässiger Eingriff in die Koalitionsfreiheit?
  • aa. Die nationale Ebene
  • bb. Die Koalitionsfreiheit gemäß Art. 28 GRC
  • aaa. Anwendungsbereich der Grundrechtscharta
  • α. Sachlicher Anwendungsbereich
  • β. Zeitlicher Anwendungsbereich
  • bbb. Tarifverträge im Schutzbereich von Art. 28 GRC?
  • α. Genuin unionsrechtliche Prägung vs. nationalrechtliche Prägung des Schutzbereichs des Art. 28 GRC
  • αα. Die Negierung der Bezugnahme
  • ββ. Die Ansicht der Grundrechtskonstituierung
  • χχ. Die Ansicht als Grundrechtsschranke
  • δδ. Eigene Stellungnahme
  • ααα. Die Regelungskompetenzen der Union im Bereich des Tarifvertragsrechts
  • βββ. Schutzbereichskonstituierung oder Schrankensetzung durch nationales Recht?
  • β. Überprüfung an Hand der Rechtsprechung des EuGH
  • αα. Urteil „Laval“
  • ββ. Urteil „Viking Line“
  • χχ. Urteil „Hennigs“
  • δδ. Urteil „Prigge“
  • εε. Zwischenergebnis
  • χ. Schutz der Tarifautonomie nach den deutschen Rechtsvorschriften und Gepflogenheiten
  • αα. Wortlaut des Art. 9 III S. 1 GG
  • ββ. Teleologische Auslegung des Art. 9 III S. 1 GG
  • χχ. Historische Auslegung des Art. 9 III S. 1 GG
  • δδ. Systematische Auslegung des Art. 9 III S. 1 GG
  • ααα. Art. 9 III S. 2 GG
  • βββ. Art. 9 III S. 3 GG
  • δ. Zwischenergebnis
  • ccc. Eingriff in die Tarifautonomie?
  • ddd. Rechtfertigung des Eingriffs?
  • α. Art. 52 III S. 1 i.V.m. Art. 11 II EMRK vorrangige Schrankenregelung?
  • αα. „Entsprechung“ von Chartarechten und Konventionsrechten
  • ββ. Verhältnis von Art. 52 III S. 1 GRC zu Art. 52 I GRC
  • β. Entsprechen sich Art. 28 GRC und Art. 11 EMRK?
  • αα. Die Entsprechungslisten der Chartaerläuterungen
  • ββ. Schutzbereichsvergleich von Art. 28 GRC und Art. 11 I EMRK
  • χ. Gesetzesvorbehalt
  • δ. Verfolgung eines legitimen Ziels
  • ε. Verhältnismäßigkeit
  • αα. Eignung
  • ββ. Erforderlichkeit
  • χχ. Angemessenheit
  • φ. Wesensgehalt
  • cc. Die Koalitionsfreiheit nach Art. 11 EMRK
  • b. Unzulässiger Grundrechtseingriff durch Erstreckung des AGG auf Betriebsvereinbarungen?
  • aa. Schutz durch Art. 11 I EMRK
  • bb. Schutz durch Art. 28 GRC
  • aaa. Der Wortlaut des Art. 28 GRC
  • bbb. Systematische Auslegung
  • α. Betriebsvereinbarungen im Recht der Europäischen Union
  • β. Betriebsvereinbarungen im deutschen Recht
  • cc. Eingriff in Art. 28 GRC und Rechtfertigung
  • c. Unzulässiger Eingriff in die Religionsfreiheit?
  • aa. Schutzbereich des Art. 10 GRC
  • aaa. Der Wortlaut des Art. 10 GRC
  • bbb. Historische Auslegung
  • ccc. Systematische Auslegung
  • α. Art. 9 I EMRK als entsprechendes Recht
  • β. Art. 17 I AEUV
  • χ. Schutz der Selbstverwaltungsautonomie der Religionsgesellschaften in Deutschland
  • αα. Schutz durch Art. 4 I, II GG oder durch Art. 9 III S. 1 GG?
  • ββ. Verhältnis von Art. 137 III S. 1 WRV zu Art. 4 I, II GG
  • δ. Zwischenergebnis zu B, II, 2, c, aa
  • bb. Eingriff in Art. 10 GRC
  • aaa. Unionsrechtskonformität des § 9 AGG
  • bbb. Primärrechtskonforme Auslegung der RL 2000/78/EG
  • α. Entstehungsgeschichte der RL 2000/78/EG
  • β. Systematische Auslegung des Art. 4 II der RL 2000/78/EG
  • ccc. Zwischenergebnis zu B, II, 2, c, bb
  • ddd. Andere Merkmale des § 1 AGG als das der Religion
  • d. Zwischenergebnis zu B, II
  • III. Der Tatbestand der Benachteiligung
  • 1. Möglichkeit der Verwirklichung durch kollektive Vereinbarungen
  • 2. Unmittelbare und mittelbare Benachteiligung
  • a. Tatbestandsausschließende Rechtfertigung
  • b. Gruppenabgrenzung beim Nachweis mittelbarer Benachteiligungen
  • IV. Rechtfertigung von Benachteiligungen
  • 1. § 10 AGG
  • a. Rechtfertigungstatbestand des § 10 AGG
  • b. Das „objektiv“ legitime Ziel und die Verhältnismäßigkeit der Mittel
  • aa. Die Rechtsprechung
  • bb. Eigene Stellungnahme
  • 2. § 3 II AGG
  • 3. § 8 AGG
  • a. Wesentliche und entscheidende berufliche Anforderungen
  • b. Rechtmäßiger Zweck und Verhältnismäßigkeit
  • 4. Zwischenergebnis zu B, IV
  • V. Rechtsfolgen von Benachteiligungen auf Grund kollektivrechtlicher Vereinbarungen
  • 1. Unwirksamkeit der Vereinbarungen gemäß §§ 134 BGB, 7 I, II AGG
  • 2. Komplettnichtigkeit gemäß § 139 BGB?
  • 3. Die Nichtnormierung weitergehender Folgen für den Vertragsinhalt
  • a. Automatische Anpassung nach oben oder nach unten?
  • aa. Anpassung für die Vergangenheit
  • bb. Anpassung für die Zukunft
  • aaa. Die Rechtsprechung des EuGH zur Entgeltgleichheit
  • bbb. Rechtsprechung des EuGH zur Entgeltgleichheit als „allgemeines Prinzip“?
  • ccc. Grenzen der Anpassung nach oben
  • α. Anzahl der betroffenen Personen
  • β. Dotierungsrahmen
  • b. Zwischenergebnis
  • 4. Schadensersatz
  • a. Die Sanktionsmilderung gemäß § 15 III AGG
  • aa. Haftungsmilderung nur für Ansprüche gemäß § 15 II AGG?
  • bb. Bezugspunkt des arbeitgeberseitigen Handelns
  • cc. Gesetzgeberische Intention
  • aaa. Unmittelbare Einwirkung und unbillige Arbeitgeberhaftung
  • bbb. Eigenständige Umsetzungsverantwortung der Tarifvertragsparteien und „höhere Richtigkeitsgewähr“
  • dd. Innere Widersprüchlichkeit
  • ee. Unionsrechtskonformität
  • aaa. Vorgaben der Richtlinien
  • bbb. Vorgaben der Rechtsprechung
  • b. Schadensersatzpflichten der Tarifvertragsparteien und Betriebspartner
  • aa. Untersuchung des einschlägigen Unionsrechts
  • aaa. Rechtsfolgenanforderungen der Richtlinien
  • bbb. Tatbestandsvoraussetzungen der Richtlinien
  • ccc. Zwischenergebnis
  • bb. Folgen des unionsrechtlichen Erfordernisses einer Sanktion der Sozial- und Betriebspartner
  • aaa. Die Tarifvertragsparteien
  • α. Immaterieller Schadensersatz
  • β. Materieller Schadensersatz
  • χ. Verhältnis von Arbeitgeberhaftung zur Haftung der Tarifvertragsparteien
  • δ. Haftungsverteilung zwischen den Tarifvertragsparteien
  • bbb. Die Betriebspartner
  • α. Ergebnisübertragung
  • β. Anderweitige Sanktionen
  • αα. Straf- bzw. ordnungswidrigkeitenrechtliche Sanktionen
  • ββ. Verhältnismäßigkeit strafrechtlicher Sanktionen
  • χχ. Vereinbarkeit mit Art. 3 I GG
  • ααα. Ungleichbehandlung von „wesentlich Gleichem“
  • βββ. Rechtfertigung der Ungleichbehandlung
  • χ. Verhältnis zu Haftung des Arbeitgebers
  • c. Zwischenergebnis
  • C. Die Ausdehnung des Anwendungsbereichs des AGG auf die Mitgliedschaft und Mitwirkung in Vereinigungen gemäß § 18 I, II AGG
  • I. Vereinigungen i.S.d. § 18 I AGG
  • 1. Vereinigungen des § 18 I Nr. 1 und Nr. 2, 1. Alt. AGG
  • 2. Vereinigungen des § 18 I Nr. 2, 2. Alt. AGG
  • II. Entsprechende Anwendung und § 18 II AGG
  • 1. Entsprechende Anwendung
  • 2. Kontrahierungszwang des § 18 II AGG
  • III. Unionsrechtliche Vorgaben und unionsrechtskonforme Umsetzung
  • 1. Grundlegendes Interesse am Erwerb der Mitgliedschaft
  • 2. Entsprechende Anwendung des § 22 AGG
  • a. Problematik und Lösungsansatz der Literatur
  • b. Übertragung der bisherigen Rechtsprechung
  • c. Eigener Lösungsansatz
  • IV. Grundrechtskonformität des Kontrahierungszwanges in § 18 II AGG
  • 1. Schutzbereich
  • a. Einschlägige Grundrechte
  • b. Eröffnung des Schutzbereichs
  • aa. „Klassische“ Koalitionen
  • bb. Betriebsräte
  • 2. Eingriff
  • 3. Rechtfertigung
  • a. Schranken der Art. 12 I GRC
  • b. Gesetzesvorbehalt und legitimer Zweck
  • c. Verhältnismäßigkeit des Eingriffs
  • d. Wesensgehalt
  • V. Zwischenergebnis
  • D. Die soziale Verantwortung der Beteiligten gemäß § 17 AGG
  • I. Aufruf zur sozialen Verantwortung, § 17 I AGG
  • 1. § 17 I AGG eine „lex imperfecta“?
  • 2. Obliegenheiten in § 17 I AGG
  • II. Antragsrecht gemäß § 17 II AGG
  • 1. Tatbestand des § 17 II AGG
  • 2. Prozessuales
  • a. Beweislast und Anwendung des § 22 AGG
  • b. Einstweiliger Rechtsschutz
  • III. Zwischenergebnis
  • E. Gesamtzusammenfassung der wesentlichen Untersuchungsergebnisse
  • I. Das grundsätzliche Spannungsfeld von Tarifautonomie und der Schutz vor Benachteiligungen
  • 1. Die nationale Ebene
  • 2. Die unionsrechtliche Ebene
  • II. Das grundsätzliche Spannungsfeld von Betriebsautonomie und der Schutz vor Benachteiligungen
  • III. Das Spannungsfeld von Benachteiligungsschutz und anderen Grundrechten als Art. 28 GRC
  • IV. Tarifautonomie und Rechtfertigung von Benachteiligungen
  • V. Rechtsfolgen von Benachteiligungen in kollektiven Vereinbarungen
  • VI. Weitere Ergebnisse
  • Literaturverzeichnis

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Abkürzungsverzeichnis

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A. Einleitung

Am 16.8.2006 trat das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz1 nach langer Debatte und kurz vor dem Verstreichen der bereits verlängerten Umsetzungsfrist in Kraft. Ziel des Gesetzes welches auf 4 EG-Richtlinien beruht, ist die Verhinderung, Beseitigung und Sanktion von Benachteiligungen auf Grund eines oder mehrerer in § 1 AGG genannte Merkmale im Bereich des Arbeitsrechts.2 Von § 1 AGG besonders geschützte Merkmale sind die der Rasse, der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion, der Weltanschauung, der Behinderung, des Alters sowie die sexuelle Identität von Menschen.3

I. Generelle Wirkungs- und Regelungssystematik des AGG

Das AGG bedient sich einer differenzierten, wenn auch im Detail manchmal komplizierten und unübersichtlichen Wirkungssystematik. Wie bereits erwähnt gibt der Gesetzgeber in § 1 AGG das Gesetzesziel vor.

Aus diesem Grund verbietet er in § 7 I AGG, dem eigentlichen Herzstück des AGG, Benachteiligungen wegen eines in § 1 AGG genannten Grundes. Benachteiligungen können dabei grundsätzlich entweder gemäß § 3 I AGG unmittelbar oder gemäß § 3 II AGG mittelbar verwirklicht werden. Unmittelbar benachteiligt wird eine Person, wenn er oder sie auf Grund eines in § 1 AGG genannten Merkmals eine weniger günstige Behandlung erfährt, als eine andere Person in vergleichbarer Situation erfährt, erfahren hat oder erfahren würde.

Eine mittelbare Benachteiligung liegt hingegen dann vor, wenn eine Ungleichbehandlung nicht direkt an ein von § 1 AGG geschützten Merkmal anknüpft, sondern an ein an sich neutrales Merkmal, welches jedoch Merkmalsträger besonders häufig, aber nicht zwangsläufig immer, aufweisen und die benachteiligenden Vorschriften, Kriterien oder Verfahren nicht durch ein legitimes Ziel gerechtfertigt und angemessen sind. ← 19 | 20 →

Details

Seiten
291
Jahr
2015
ISBN (PDF)
9783653054798
ISBN (ePUB)
9783653972368
ISBN (MOBI)
9783653972351
ISBN (Hardcover)
9783631659939
DOI
10.3726/978-3-653-05479-8
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2015 (Mai)
Schlagworte
Grundrechtecharta kollektive Rechtsakte kirchliches Arbeitsrecht Europäische Menschenrechtskonvention
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2015. 291 S.

Biographische Angaben

Max Mälzer (Autor:in)

Max Ludwig Mälzer studierte Rechtswissenschaften an der Freien Universität Berlin, wo er auch promovierte. Er ist Geschäftsstellenleiter eines Arbeitgeberverbands.

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