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Hans-Carl von Schlick (1874–1957)

Eine Biographie – Mit den Tagebüchern aus 1945

von Roland Kopp (Autor:in)
©2015 Andere 391 Seiten

Zusammenfassung

Hans-Carl von Schlick war bis 1918 Seeoffizier der Kaiserlichen Marine. Als Kommandant des Schlachtschiffes Derfflinger erlebte er die November-Revolution. In der Weimarer Republik ging er in die Privatwirtschaft. 1928 wurde er arbeitslos und verlor in der Weltwirtschaftskrise sein verbliebenes Vermögen. Nach 1933 war er u.a. in der Leitung des Kyffhäuserbundes tätig. 1941 reaktiviert, fand er im Krieg gegen die Sowjetunion als Transportoffizier Verwendung, anschließend beim Ersatzheer in Schlesien. Seit Herbst 1943 lebte Schlick mit seiner schwedischen Frau auf dem Gut seines Bruders in Mecklenburg, von wo die Familie Anfang Mai 1945 vor den nahenden sowjetischen Truppen floh. Die beiden Tagebücher Schlicks aus diesen Monaten werden hier erstmals veröffentlicht. 1957 verstarb der Kapitän z.S. a.D. 82-jährig bei Stockholm.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Einleitung
  • 1. Vorbemerkungen zu Nachlass, Quellenlage und Rezeption
  • 2. Herkunft und Jugendjahre
  • 3. Marine-Dienst bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges (1892-1914)
  • 4. Im Ersten Weltkrieg: Schlick als Kreuzer-Kommandant und Führer der Transportflotte bei der “Operation Albion” (1914-1917)
  • 5. Schlick als Kommandant von “SMS Derfflinger”. Die verhinderte “letzte Schlacht”, die Matrosenmeuterei in Wilhelmshaven und die November-Revolution von 1918
  • 6. Die Aufstellung der 1.Marine-Brigade und deren Einsatz bei den “Spartakus”-Unruhen in Berlin: Zu Schlicks kurzzeitigem Freikorps-Engagement (1918/19)
  • 7. Ehe, Familie und Persönlichkeit
  • 8. Die Jahre der Weimarer Republik: Neuorientierungsversuche in der Privatwirtschaft (1919-1932)
  • 9. Klubheim-Leiter im Haus der Deutschen Presse (1933/34)
  • 10. Im Kyffhäuserbund/NS-Reichskriegerbund (1935-1941)
  • 11. Schlicks Kriegsverwendungen in der Wehrmacht und die Übersiedlung nach Müsselmow (1941-1943)
  • 12. Die Flucht aus Mecklenburg und die Nachkriegsmonate in Hamburg (1945/46)
  • 13. Nach dem Zweiten Weltkrieg: Die Jahre in Schweden (1946-1957)
  • 14. Zur Überlieferung und Transkription der Tagebücher Nr.11 und Nr.12
  • 15. Strukturelemente der Tagebücher Nr.11 und Nr.12
  • Tagebuch Nr.11
  • Tagebuch Nr.12
  • a) Fotos
  • b) Foto-Nachweis
  • c) Abkürzungen
  • d) Archivalien
  • e) Dokumente in Privatbesitz
  • f) Mitteilungen
  • g) Periodika
  • h) Literatur und Internet-Seiten
  • i) Personenregister

← x | 1 → Einleitung

Die Biographie Hans-Carl v.Schlicks (1874-1957), bis 1918 Seeoffizier der Kaiserlichen Marine, lässt sich als ein “Leben in vier Zeiten” fassen. Eine solche Segmentierung in vier unterschiedliche Lebensphasen, die Betonung des Einschnitt-Charakters der Epochenbrüche auf der Makroebene in den jewei-igen individuellen Lebensläufen, wurde bei (Auto)biographien des in den Jahrzehnten um 1900 geborenen Personenkreises immer wieder vorgenommen1. Bezogen auf die Personengruppe des ehemaligen kaiserlichen Seeoffizierkorps ist die Anzahl von Publikationen2 in Form von Autobiographien3, Biographien4 oder Egodokumenten-Editionen mit einleitendem biographi-schem Publikations-Teil5 nicht eben groß. Die vorliegende Arbeit ist der letztgenannten Kategorie zuzurechnen. Sie enthält zunächst (Abschnitt 1 – 13) einen Abriss der Biographie Schlicks. Im zweiten Teil des Buches werden, nach zwei einführenden Kapiteln (Abschnitt 14 und 15), die beiden überlieferten Tagebücher Schlicks aus 1945 dokumentiert (S.145–287). Die Originale, d.h. die Vorlagen der Transkription, sind Teil der in Privatbesitz verschiedener Familienangehöriger erhalten gebliebenen Nachlass-Papiere Schlicks (vgl. Abschnitt 1), auf denen die vorliegende Monographie basiert.

Hans-Carl v.Schlick war im November 1918 einer von 3458 Seeoffizieren der Kaiserlichen Marine bzw. einer von 140 dieser Seeoffiziere, die am Ende des Ersten Weltkrieges den Dienstgrad “Kapitän zur See” (z.S.) erreicht hatten6. Im Jahr 1917 fungierte Schlick als Leiter der Transportflotte bei der amphi-bischen ← 1 | 2 → “Operation Albion” zur Besetzung der Baltischen Inseln (vgl. Abschnitt 4). Als im Oktober 1918 in der Marinebasis vor Wilhelmshaven das Auslaufen der Flotte zur “letzten Schlacht” an den Befehlsverweigerungen der Matrosen scheiterte, war Schlick dort als Kommandant des Schlacht-schiffes “SMS Derfflinger” direkt mit den Ereignissen konfrontiert. Gerade die Schlachtschiff-Kommandanten mit ihrem “gottgleichen” Status hatten bis dato das ungerechte Privilegiensystem der Kaiserlichen Marine verkörpert und für jene Mentalität gestanden, die am Ende des Krieges noch sinnlose Opfer für die “Ehre” der Marine zu bringen bereit schien (vgl. Abschnitt 5).

Die Meuterei in Wilhelmshaven markierte den Anfang der Ereigniskette, die zur November-Revolution von 1918, zum Sturz der Monarchie und schließlich zur Errichtung der Weimarer Republik führte. Schlick versuchte den Umwälzungs-Ereignissen von 1918/19 für kurze Zeit auf Seiten der “Konterrevolution” aktiv entgegenzusteuern und sich innerhalb der 1.Marine-Brigade, der ersten Freikorps-Hausmacht des Revolutions-Liquidators Noske, zu engagieren. Jedoch brach er seine Freikorps-Beteiligung bald ab, weil, wie er später angab, der erhoffte “Dreh nach Rechts” ausblieb (vgl. Abschnitt 6).

Mit der Entlassung aus der Marine Ende 1919 war Schlicks “erstes Leben” als Marineoffizier beendet. Der Erfahrungshintergrund dieser biographischen Phase blieb dennoch zeitlebens für sein inneres Koordinatensystem bestimmend. In seinem privaten Leben war ein entscheidender Drehpunkt das Jahr 1931, als er nach 24jähriger Ehe mit der (1928 verstorbenen) schleswig-holsteinischen Gutsbesitzer-Tocher Marie v.Reventlow, mit der er 3 Kinder hatte, in zweite Ehe seine schwedische Jugendfreundin Gertrud Sandegren heiratete (vgl. Abschnitt 7).

Nach dem Ersten Weltkrieg, in der aufgezwungenen neuen Lebenssituationen als “Zivilist” unter den Bedingungen der ungeliebten Weimarer Republik, versuchte sich Schlick, wie viele andere entlassene ehemalige Offiziere auch, mit Tätigkeiten in der Industrie eine neue Existenz aufzubauen. U.a. arbeitete er 3 Jahre erfolgreich in einer Leitungsfunktion bei dem Flugzeugwerk LVG in Berlin-Johannisthal, das 1925 als Folge von Versailler-Vertrags-Bestimmungen aufgelöst wurde. Nach kürzeren Anschlussbeschäftigungen zählte auch Schlick ab 1929 zum Heer der Arbeitslosen, das in der Folge der Weltwirtschaftskrise in Deutschland entstand und bis 1933 den Aufstieg des Nationalsozialismus begünstigte (vgl. Abschnitt 8).

Mit den Gegebenheiten in NS-Deutschland nach 1933 geriet der Ex-Kapitän, trotz weltanschaulicher Schnittmengen mit dem Nationalsozialismus, als “Monarchist” und “Reaktionär” rasch in ein dissonantes Verhältnis. Dies zeigte sich bei seiner Tätigkeit im Berliner “Haus der Deutschen Presse” (vgl. Abschnitt 9) ebenso wie bei seiner die Jahre 1935-41 umfassenden Arbeit als Funktionär für den Kyffhäuserbund/NS-Reichskriegerbund (vgl. Abschnitt 10). ← 2 | 3 → Anders als die meisten anderen Leitungs-Kader des sich zunehmend “nazifizierenden” Kyffhäuserbundes verweigerte sich Schlick dem Beitritt zur NSDAP oder einer ihrer Gliederungen.

1941 wurde er noch einmal Soldat und fungierte zu Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion als Transportoffizier bei der Wirtschaftsinspektion Nord. Zuletzt Marine-Gruppenleiter bei der Wehrersatzinspektion Liegnitz, endete im Mai 1943 Schlicks Wehrmacht-Dienstverpflichtung. Seit Herbst 1943 und der Ausbombung seiner Berliner Wohnung lebte Schlick mit seiner Frau in Müsselmow, dem Gut seines Bruders in Mecklenburg (vgl. Abschnitt 11). Kurz vor der Besetzung des Gutes durch sowjetische Truppen gingen die dortigen Familienangehörigen Anfang Mai 1945 auf die Flucht Richtung Westen (vgl. Abschnitt 12).

Über Schlicks Erleben während der Flucht und während der Monate davor und danach geben seine beiden erhaltenen Tagebücher Nr.11 und Nr.12 ausführliche Einblicke. Sie erlauben für ein begrenztes Zeitfenster einen sehr nahen Blick auf das Denken und Fühlen, auf die Mentalität und Persönlichkeit des Ex-Kapitäns unter den äußeren Extrembedingungen des letzten Kriegsjahres und den Gegebenheiten der Existenz als Flüchtling.

Als “viertes Leben”, als letzte Phase seiner Biographie, sind die zwölf Nachkriegsjahre zu fassen, die Schlick bis zu seinem Tod in Schweden verbrachte. Nachdem er in seinem Flucht-Endpunkt Hamburg ein Jahr eine Vertriebenen-Existenz geführt hatte, gelang ihm im August 1946, seine Vergangenheit in Deutschland symbolisch und real hinter sich lassend, die Übersiedlung in die Heimat seiner zweiten Frau, die bereits vor Kriegsende nach Schweden hatte gelangen können. Im Februar 1957 verstarb Hans-Carl v.Schlick dort 82jährig in seinem letzten Wohnort bei Stockholm (vgl. Abschnitt 13). °

1 Vgl. z.B.: Werner v.Rheinbaben: Viermal Deutschland. Aus dem Erleben eines Seemanns, Diplomaten, Politikers 1895-1954 (1954). - Otto Wien: Ein Leben und viermal Deutschland. Erinnerungen aus siebzig Lebensjahren 1906-1976 (1978). – Wolfgang Kolneder: Daffke...! Die vier Leben der Inge Deutschkron (1994). – Dirk Dasenbrock: Georg von der Vring 1889–1968. Vier Leben in Deutschland (1997). - Walter Grab: Meine vier Leben (1999). - Manfred Flügge: Die vier Leben der Marta Feuchtwanger (2008). – Werner Stephan: Acht Jahrzehnte erlebtes Deutschland. Ein Liberaler in vier Epochen (1983). - Richard v.Weizsäcker: Vier Zeiten. Erinnerungen (1997).

2, Vgl. allgemein zur personenbezogenen Quellenlage zum Seeoffizierkorps: Scheerer 2002, S.28-35, bzw. Wolz 2008, S.4-12.

3 Vgl. z.B. die Autobiographien von Großadmiral Alfred v.Tirpitz (1920), Kapitän z.S. Lothar Persius (1925), Großadmiral Erich Raeder (1956) oder Korvettenkapitän Werner v.Rheinbaben (1954).

4 Vgl. z.B. die Biographien zu Großadmiral v.Tirpitz (Salewski 1979, Uhle-Wettler 1998, Kelly 2011), zu Großadmiral Prinz Heinrich v.Preußen (Eschenburg 1989) oder zu Admiral Wilhelm Canaris (Abshagen 1954, Höhne 1976, Mueller 2006).

5 Vgl. z.B. die Editionen zu Vizeadmiral Karl Galster (Franken 2011), zu Admiral Reinhard Scheer (Epkenhans 2006), zu Vizeadmiral Albert Hopman (Epkenhans 2004), zu Konteradmiral Magnus v.Levetzow (Granier 1982), zu Kapitän z.S. Karl v.Schönberg (Wiechmann 2004), zu Korvettenkapitän Ernst v.Weizsäcker (Hill 1982) oder zu Kapitänleutnant Hermann Graf v.Schweinitz (v. Schweinitz 2003).

6 Scheerer 2002, Tabelle S.261.

← 3 | 4 → 1.
Vorbemerkungen zu Nachlass, Quellenlage und Rezeption

Für die Rekonstruktion der Biographie Hans-Carl v.Schlicks hätte bis 1945 theoretisch eine sehr gute Quellen-Basis zur Verfügung gestanden. Seine Tagebücher, persönlichen Papiere und die Familiendokumente hatte Schlick zusammen mit Kunstgegenständen und anderem Besitz vor der Ausbombung seiner Wohnung im Jahr 19437 aus Berlin fortschaffen (lassen) können. Ein Teil der Gegenstände gelangte auf Güter von Verwandten/Bekannten, v.a. in Mecklenburg, darunter auf das Gut seines Bruders Albert8 in Müsselmow9 [>Abb.48] östlich von Schwerin, wo Schlick und seine Frau seit 1943 kriegsbedingt lebten. Am 14.3.194510, d.h. kurz vor der Besetzung Mecklenburgs durch die Rote Armee, vergrub Schlick sein in Müsselmow befindliches bewegliches Besitztum, verteilt auf 5 verschiedene Erdgruben, auf dem Gutsbesitz seines Bruders. Lagepläne und Inventare der vergrabenen Gegenstände sind erhalten geblieben11 und Teil der in den Besitz von Schlicks Enkel Stephan ← 4 | 5 → v.Petersdorff-Campen12 gelangten Nachlass-Splitter. Die Kiste Nr.20 in “Loch 1” enthielt aus biographisch-historischer Sicht den interessantesten Inhalt, denn sie beinhaltete in einem Blecheinsatz u.a. 13 in der Zeit von 1892/93 bis März 1945 von Schlick geführte Tagebücher, Familienerinnerungen, Personalbögen, Patente für Beförderungen/Ordensverleihungen etc., verschiedene Fotoalben bzw. –sammlungen, ein Gästebuch “SMS Kaiser Friedrich III”13, ein Tagebuch über die 3 Kinder, eine “Niederschrift über mein Leben und von den Meinen” sowie 210 Stück “unechtes Silber”14.

Zum ursprünglichen Umfang und den Notat-Zeiträumen der Tagebücher, wie sie den Angaben im Vergrabungs-Inventar zu entnehmen sind, ist in Abschnitt 14 Näheres gesagt. Generell müssen diese Gegenstände aus “Loch 1” heute als verloren gelten. Zwar gab es unmittelbar nach dem Krieg auf dem ehemaligen Schlick-Besitz offenbar zumindest bei einzelnen Erdgruben Versuche, an die vergrabenen Kisten zu gelangen15, vom Inhalt aus dem besagten “Loch 1” ist jedoch bis heute kein Gegenstand wieder aufgetaucht. Ein von Stephan v.Petersdorff-Campen initiierter und am 16./17.10.2009 unter Zuhilfenahme der alten Vergrabungs-Pläne unternommener Bergungsversuch des Dokumenten-Behälters in dem früheren Schlickschen Forstgebiet, das sich heute im Besitz von Donata Herzogin zu Mecklenburg v.Solodkoff befindet16, verlief ergebnislos. Der Blechbehälter mit den Dokumenten war möglicherweise, sofern an der richtigen Stelle gesucht wurde, nach 64 Jahren Boden-Verbleib durchgerostet und hatte sich zusammen mit den Papieren zersetzt. Im Prinzip hätte der Metall-Detektor zumindest noch auf das “unechte Silber” im Erdreich ansprechen müssen.

Auch der Verbleib der in die übrigen Gruben verbrachten Gegenstände17 ist ungeklärt. Die seinerzeit an anderen Orten untergebrachte persönliche Habe wie das auf Gutsbesitzen in Hoppenrade18, Mollenstorf19 und Sievertshagen20 ← 5 | 6 → deponierte Eigentum bzw. die nach Kalübbe21 bzw. Neu-Schlagsdorf22 geretteten Familien-Dokumente gilt seit dem Erreichen jener Güter durch die Rote Armee im April/Mai 1945 bzw. seit der unmittelbaren Nachkriegszeit ebenfalls als verloren23.

Einige Papiere Schlicks überdauerten die Kriegs- und Nachkriegszeit, darunter Zeugnis-Abschriften, Wehrmacht-Wehrpass und die beiden Tagebücher aus dem Jahr 1945. Diese Schriftstücke hatten Schlick und seine zweite Frau Gertrud (geb. Sandegren) in deren Heimatland Schweden retten können, wo sie seit 1946 zusammen lebten. Teilweise schon vor bzw. nach dem Tod Gertrud v.Schlicks (1977) war das Gros dieser Papiere zunächst in den Besitz von Schlicks Sohn Albert-Heinrich24 gekommen. Dieser vernichtete einerseits zahlreiche Unterlagen aus diesem Nachlass-Teil (u.a. vmtl. 4 Tagebücher und viele Papiere, die mit der Übersiedlung seines Vaters nach Schweden in Zusammenhang standen)25, andererseits fügte er dem Nachlass eigene Aufzeichnung über seine Eltern und die Familiengeschichte hinzu26. Nach seinem Tod (1982) ging ein Teil der Unterlagen an dessen (1983 verstorbenen) Sohn Hans-Henning27 bzw. an dessen Frau Béatrice28 über, der andere verblieb bei seiner Frau Marta v.Schlick, die 1991 in München verstarb. Dieser Teilnachlass kam anschließend in den Besitz von deren in Dijon lebender Tochter Inga Lançon (verstorben 2011) und deren Mann Pierre29, wohin 2005 auch der bei Béatrice v.Schlick verbliebene Nachlass-Teil gelangte30.

Diese Dokumente konnten im Oktober 2009 vom Verf. gesichtet und gescannt werden. Insgesamt handelt es sich bei dem dokumentierten Teilnachlass, ← 6 | 7 → der auch biographische Aufzeichnungen von Schlicks Brüdern Albert und Friedrich Franz31 aus den Jahren 1948/5032, von Schlicks Sohn aus den 1970er Jahren33 sowie von dessen Frau Marta34 aus den 1970/80er Jahren35 enthält, um 623 Seiten bzw. Abbildungen (N-IL-001-623). Unter den nach Dijon gelangten Materialien befinden sich auch einige seinerzeit vergrabene Gegenstände, so eine genealogische Expertise zur Herkunft der Familie (v.) Schlick36 und einige Silber-Teile, die in den 1945 in Müsselmow angelegten Erdlöchern deponiert gewesen waren37. Obwohl Schlick zur Vergrabung seiner eigenen Gegenstände notierte: “Wie gut, dass wir keine Zeugen hatten”38, ist in einem im Januar 1946 verfassten Brief der langjährigen Müsselmower Gutssekretärin Eva v.Rüts von der zeitnahen Auffindung von vergrabenem Silber die Rede - und von der Prügel, die Schlicks Bruder als “Junker” und ehemaliger Gutsherr nach dem Auftauchen des Fundes einstecken musste39. Eine Reihe von Briefen von Hans-Carl und Gertrud v. Schlick aus den 1930er Jahren40, überwiegend gerichtet an Gertrud v.Schlicks Bruder Ragnar, sind in der Obhut des Großneffen Bengt Sandegren in Schweden erhalten geblieben (N-San-001-017). Weitere einzelne Nachlass-Stücke, so eine Reihe von Fotos und die erwähnten Vergrabungs-Listen, gelangten in den Besitz von Schlicks Enkel Stephan v.Petersdorff-Campen in Düsseldorf (N-SPC-001-039)41.

← 7 | 8 → Militärische Personalakten Schlicks existieren nicht mehr42. Eine Findmittel-Abfrage zu den Beständen des ehem. Berlin Document Center (BDC) bzw. zu denen des NS-Archivs des MfS (bzgl. einer Mitgliedschaft in der NSDAP oder einer ihrer Gliederungen) ergab keine Treffer43. Bezüge zu Schlick finden sich jedoch in einigen (Marine)-Akten des Bundesarchivs bzw. der National Archives in den USA44. In der historischen Fachliteratur liegen Verweise auf seine Person v.a. in Zusammenhang mit den von ihm als Kommandant geführten Kriegsschiffen, mit seiner Rolle bei dem Flottenunternehmen “Albion” im Jahr 191745 bzw. in Zusammenhang mit den Revolutions-Ereignissen von 1918 in Wilhelmshaven und Kiel bzw. mit seiner Rolle im Vorfeld der Berliner “Spartakus”-Unruhen Anfang 191946 vor.

Hinweise zum Fußnoten-Apparat und zur Wiedergabe der Zitate/Autodokumente: a) Sekundärliteratur ist mit Verfasser/innen-Nachnamen und Erscheinungsjahr (z.B. Radkau 1998) angegeben, Internet-Ressourcen sind zusätzlich mit “**” gekennzeichnet. Die ausführlichen bibliographischen Nachweise bzw. die Internet-Adressen/Zugriffsdaten der Internet-Ressourcen finden sich im Literatur-Anhang. In Einzelfällen werden die Internet-Adressen direkt in den Fußnoten angegeben. | b) Folgende Namen sind (bei Quellen-Nachweisen) im Apparat mit Kürzeln angegeben: HCvS (Hans-Carl v.Schlick), AvS (Albert v.Schlick = Bruder von HCvS), AHvS (Albert-Heinrich v. Schlick = Sohn von HCvS), HHvS (Hans-Henning v.Schlick = Sohn von AHvS), FFvS (Friedrich Franz v.Schlick = Bruder von HCvS), GvS (Gertrud v.Schlick = 2.Ehefrau von HCvS), MvS (Marta v.Schlick = Frau von AHvS), MLvS/MLvPC (Marie-Liane v.Schlick /v.Petersdorff-Campen = Tochter von HCvS), SvPC (Stephan v.Petersdorff-Campen = Sohn von MLvPC). | c) Die den Quellen-Verweisen im Apparat beigefügten Scan-Seiten-Codes N-IL-..., N-SPC-... und N-San-... beziehen sich auf die Nachlass-Teile im Besitz von Inga/Pierre Lançon, Stephan v.Petersdorff-Campen und Bengt Sandegren. | d) Das Zeichen “>” ist Querverweisen innerhalb des Textes bzw. Verweisen auf Eintragungen in den Tagebüchern Nr.11 und Nr.12 vorangestellt. | e) Der Text folgt dem Stand der deutschen Rechtschreibung vom 1.8.2006 (NDR) (Wahrig 2006). Dies gilt auch für die als Zitate wiedergegeben Texte einschließlich der dokumentierten Tagebücher Nr.11 und Nr.12. Wo Abweichungen der Schreibweise Schlicks zur NDR vorlagen, wurde dies durch Markierung mit [eckigen Klammern] kenntlich gemacht. | f) Zu den Autodokumenten Schlicks: Mit dem Zeichen “[]” sind Zusammenschreibungen in der Vorlage markiert, die nach der NDR getrennt werden müssen. Mit “[” sind in der Vorlage getrennte Zusammenschreibungen gekennzeichnet (z.B. “wo[anders” statt “wo anders”). “]” steht für Buchstaben- bzw. Interpunktions-Weglassungen gegenüber der Vorlage (z.B. “Da]lberg” statt “Dahlberg”). In den Tagebüchern verwendete Schlick nur Blatt-Nummern. Vorder- und Rückseiten der originalen Blatt-Zählung sind deswegen mit einem bzw. zwei Aufstrichen hinter der Blatt-Nummer unterscheidbar gemacht worden, z.B. “[Bl.2’’]” (= Rückseite von Blatt 2).

7 > Abschnitt 11, S.111f.

8 Albert v.Schlick (23.10.1872 Hannover – 15.3.1953 Schwerin), Oberstleutnant a.D., Landwirt.

9 Gutshäuser und Schlösser in Mecklenburg-Vorpommern, Müsselmow bei Schwerin**.

10 > TB 11, Eintrag 17.3.1945, S.145.

11 Skizzen und Inventare der vergrabenen Gegenstände, März 1945, N-SPC-001-006.

12 Stephan v.Petersdorff-Campen (*1953), Rechtsanwalt, Sohn von Schlicks Tochter Marie-Liane (1916-2004).

13 > Abschnitt 3, S.20f.

14 Inhalt Kiste Nr.20 mit Blecheinsatz. Loch I, N-SPC-005.

15 > vorl. Abschnitt, S.7.

16 Landesforst Mecklenburg-Vorpommern, Forstamt Gädebehn, Mtlg. vom 25.9.2009.

17 Vergrabungs-Inventar vom 13.3.1945, N-SPC-002/005/006: Loch 2: Geschirr und Besteck. Loch 3: U.a. Stamm- und Ahnentafel Schlick-Reventlow “für Edda mit Anlagen”, Ehrenurkunde für Freikorpskämpfer, 1 Drilling mit sechsfachem Fernrohr und 63 Schuss Munition, 2 Ferngläser, 1 Parabellum-Pistole mit 50 Schuss Munition und 1 Vergrößerungsapparat für eine Minox-Kamera. Loch 4: 4 Kisten mit Spirituosen (25 Flaschen Mumm Sekt, 12 Flaschen Martell Cognac, 12 Flaschen Chateau La Tour Blanche Sauterness und 12 Flaschen Chateau Montrose). Loch 5: 1 7mm-Gewehr mit 2 Fernrohren und Munition.

18 Gut (v.Werthern) nördlich von Berlin.

19 Gut (v.Gundlach) bei Penzlin.

20 Gut (Thormann) nordwestlich von Grimmen.

21 Gut (v.Graeve) bei Neubrandenburg.

22 Gut (Faistkorn) bei Tessin.

23 > TB-Einträge vom 1.5. (S.169), 8.5. (S.180), 21.6.1945 (S.236). | HCvS, Lebenslauf vom 10.1.1949, S.1, N-IL-074.

24 Albert-Heinrich v.Schlick (1911 Charlottenburg – 1982 Lenggries), Leutnant d.R., Dipl.Landwirt, Textil-Vertreter, Entwicklungshilfe-Berater (AHvS, “Biographisches”, Jan. 1973, S.1-8, N-IL-574-581. | SvPC, Mtlg. vom 2.9.2009).

25 Auf einem vom 25.6.1976 datierten Sammel-Kuvert (N-IL-087) hatte Schlicks Sohn notiert, hierin befinde sich “der von mir übriggelassene Rest umfangreicher Papieren, die mir von meiner Stief-mutter [...] aus Vaters Nachlass übergeben wurden”. Zur mtml. Vernichtung der 1946ff in Schweden von HCvS verfassten Tagebücher Nr.13-16 durch AHvS: > Abschnitt 13, Anm.893.

26 Darunter: “Ergänzung zu Familien-Papieren”, Mai 1972, N-IL-092-096, und “Meine leiblichen Schwestern und ich”, Juli 1975, N-IL-98-99.

27 Hans-Henning v.Schlick (1942-1983), Diplomat (> Abschnitt 9, S.72/Anm.555).

28 Béatrice v.Schlick (*1946), Gemälderestauratorin, Reiki-Meisterin.

29 Inga (Ingeborg) Lançon (1940 Berlin – 2011 Dijon), Ausbildung als Übersetzerin und Lehrerin. | Pierre Lançon (*1940 Phnom-Penh), bis 2003 techn. Patentrichter am Europäischen Patentamt in München (European Biographical Directory, Bd.2, S.1261. | Pierre Lançon, Mtlg. vom 10.10.2014).

30 Inga Lançon, Mtlg. vom 10.3.2011.

31 Biographische Daten: > Abschnitt 2, S.14/Anm.107.

32 AvS, “Erinnerungen aus einem langen Leben”, 8 Seiten, 1947, N-IL-135-142. | FFvS, “Erinnerungen aus meinem Leben bis zur Verteidigung von Tsingtau”, 1948/50, N-IL-505-573.

33 > vorl. Abschnitt, S.6/Anm.26.

34 Marta v.Schlick (geb. Herder) (1908-1991), Fremdsprachensekretärin.

35 MvS, Aufzeichnungen, 1977-1987, 27 Seiten, N-IL-583-609.

36 Die “Stammliste des Oberharzer Geschlechtes Schlick” (N-IL-025-033) war lt. einer hs. Notiz Schlicks auf dem Deckblatt “zur Sicherung mit anderen Sachen und Schriften vergraben u. fand sich nach den Kriegsjahren wieder” (N-IL-025). Es lässt sich allerdings anhand des Vergrabungs-Inventars vom 13.3.1945 (N-SPC-001-006) nicht eindeutig belegen, dass diese Stammliste zu den in Müsselmow vergrabenen Gegenständen gehörte.

37 Zwei dieser Silberteile lassen sich eindeutig als von Schlick inventarisierte und in Müsselmow vergraben gewesene Gegenstände identifizieren: 1.) Ein silberner Jugendstil-Brotkorb (N-IL-146), ein Hochzeitsgeschenk von 1904, den Schlick sowohl in einem Haushalts-Inventar von 1942 (N-IL-042), im Vergrabungs-Inventar zu Loch 2 (N-SPC-006) als auch in einem ausführlichen Inventar-Buch mit handgezeichneten Gegenstands-Skizzen vermerkt (N-IL-147/148) hatte. 2.) Ein Preisteller des Kaiserlichen Yacht-Clubs Kiel von 1914 (N-IL-143), ebenfalls vermerkt im Vergrabungs-Inventar zu Loch 2 (N-SPC-006). Die Silberteile gelangten nach 1945 auf nicht eindeutig geklärten Wegen in den Besitz von Schlicks Sohn. Lt. dessen ebenfalls im Nachlass-Teil in Dijon befindlichen Reisetagebuch hat dieser nach dem Krieg Fahrten nach Schweden (erstmals 1952) und Müsselmow (erstmals 1974) unternommen (SvPC, Mtlg. vom 27.10.2009).

38 > TB 11, Eintrag 2.6.1945, S.212.

39 Eva v.Rüts, Brief an AHvS, Schwerin 24.1.1946, N-IL-059/060.

40 N-San-002-014 bzw. 016-018.

41 Einzel-Nachweise zu allen gesichteten Dokumenten in Privatbesitz: > Anhang, Abschnitt e), S.328-332.

42 BArch Abt.MA, Mtlg. vom 22.9.2009/Adolph. | DD/WASt, Mtlg. vom 25.3.2010/Kasimir.

Details

Seiten
391
Jahr
2015
ISBN (PDF)
9783653054224
ISBN (ePUB)
9783653972665
ISBN (MOBI)
9783653972658
ISBN (Hardcover)
9783631659731
DOI
10.3726/978-3-653-05422-4
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2015 (April)
Schlagworte
Wehrmacht November-Revolution Zwischenkriegszeit Derfflinger Sozialgeschichte kaiserliche Marine
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2015. 391 S., 49 s/w Abb.

Biographische Angaben

Roland Kopp (Autor:in)

Roland Kopp, Jg. 1958, Militärhistoriker, Studium der Geschichts- und Sozialwissenschaften an der Universität Göttingen, 1991 Zweites Staatsexamen, 1999 Promotion an der Universität Paderborn mit einer Arbeit über Generalleutnant Paul von Hase, Forschungsschwerpunkte: Wehrmacht, Widerstand in der NS-Zeit.

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Titel: Hans-Carl von Schlick (1874–1957)
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