Drachen und Rad
Gesammelte Beiträge zur mährischen Geschichte
Edited By Hellmuth Kiowsky
Theaterpublikum von einst
Extract
Es gibt solche Bezauberte, die nicht zu atmen wagen, Menschen die in den bekannten höheren Regionen schweben, wenn sie die feierlichen Fanfarenstöße zu Mozarts „Zauberflöte“ hören, Andächtige, die Goethes „Faust“ mitbeten. Von solchen rede ich heute nicht.
Nein, ich denke an die anderen, an die Unverbesserlichen, die Herr X und Frau Y bleiben, wenn rund um sie herum Tränen in den Augen schimmern, wenn helles Lachen aufflattert. Und ich plaudere wohlgemerkt, von alten Zeiten. Damals…
Da sind die Première-Löwen, oder sollte man sie lieben Tiger nennen, denn sie sind ja bereit, den Schauspieler zu zerreißen, sich von dem Herzblut des Verfassers zu nähren. Wehe, wenn er ihre Missgunst erweckt! Man weiß so genau: erste Reihe, vierter Sitz von rechts sitzt…und dritte Reihe, zweiter Sitz links… und so weiter. Das Bild der Première wäre nicht vollständig, wenn man „sie“ nicht sähe. Sie stehen vor Beginn mit gesammelten Gesichtern herum, grüßen leutselig dahin und dorthin, immer bemüht zu zeigen, wir sind da, wir sind auf Posten, wir sind bereit zu entscheiden, wie das Stück gefallen hat…In der Pause blickt alles auf sie. Sie aber runzeln tiefsinnig die Stirn, markieren Überlegenheit, lächeln flüchtig, erhaben. Zuletzt geruhen sie die Hände zum Beifall zusammenzulegen—Hat ihnen das neue Werk gefallen? Ja, wenn sie das selber wüssten!
In der Prosceniumloge links im ersten Rang erscheint...
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