Lade Inhalt...

Der verfassungsrechtliche Schutz von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen

Und seine Berücksichtigung bei der Herausgabe von Verbraucherinformationen durch die Behörden in Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika

von Mirja Kuhn (Autor:in)
©2015 Dissertation XV, 199 Seiten

Zusammenfassung

Nicht zuletzt aufgrund der jüngst aufgetretenen Lebensmittelskandale haben Verbraucher ein großes Interesse daran, Informationen unter anderem über die Produktionsweisen von Lebensmitteln zu erfahren. Die Unternehmen hingegen möchten ihre Daten geheim halten, dies gilt insbesondere für die Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse. Die Arbeit befasst sich mit dem grundrechtlichen Schutz dieser im Konflikt stehenden Interessen und untersucht deren Berücksichtigung im Verbraucherinformationsgesetz. Ferner wird begutachtet inwieweit dieser grundrechtliche Schutz in den USA besteht und inwiefern der Freedom of Information Act die Interessen der Verbraucher berücksichtigt. Abschließend wird ein Vergleich zwischen den Regelungen in Deutschland und den USA gezogen und deren Umsetzung durch die Behörden kritisch hinterfragt.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Vorwort
  • Inhaltsverzeichnis
  • Abkürzungsverzeichnis
  • A. Einleitung
  • B. Die Situation der Unternehmen und Verbraucher in Deutschland
  • I. Die Situation der Unternehmen
  • II. Die Situation der Verbraucher
  • III. Ergebnis
  • C. Die Situation der Unternehmen und Verbraucher in den Vereinigten Staaten von Amerika
  • I. Die Situation der Unternehmen
  • II. Die Situation der Verbraucher
  • D. Das Verbraucherinformationsgesetz (VIG)
  • I. Die Entstehung
  • 1. Bundesebene
  • 2. Länderebene
  • II. Das Ziel des Gesetzes
  • III. Die Änderungen des Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuches und des Weingesetzes
  • IV. Der Informationszugang
  • 1. Begrifflichkeiten
  • 2. Die Zugangsvoraussetzungen
  • 3. Die Ausschluss- und Beschränkungstatbestände
  • a) Die Ausschluss- und Beschränkungstatbestände nach § 3 VIG
  • b) Die Ausschluss- und Beschränkungsgründe nach § 4 VIG
  • 4. Der Informationszugang durch Antrag
  • 5. Die aktive Informationsvergabe ohne Antrag
  • V. Das VIG in der Praxis
  • VI. Ergebnis
  • E. Der Freedom of Information Act
  • I. Entwicklung und Allgemeines
  • II. Die Ausnahmetatbestände
  • III. Das Antragsverfahren
  • IV. Der FOIA in der Praxis
  • V. Ergebnis
  • F. Die Grundrechtslage in Deutschland
  • I. Die einschlägigen Grundrechte der Unternehmen
  • 1. Der verfassungsrechtliche Schutz von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen
  • a) Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung
  • b) Die Eigentumsgarantie
  • (1) Die Grundrechtsträger
  • (2) Der Schutzumfang
  • (3) Die Inhalts- und Schrankenbestimmungen
  • c) Die Berufsfreiheit
  • (1) Die Grundrechtsträger
  • (2) Der Schutzumfang
  • (3) Die Inhalts- und Schrankenbestimmungen
  • d) Zwischenergebnis
  • 2. Die wirtschaftliche Betätigungsfreiheit
  • 3. Die Meinungsfreiheit
  • 4. Ergebnis
  • II. Die entgegenstehenden Grundrechte der Verbraucher
  • 1. Einführung
  • 2. Grundrechtlicher Anspruch auf Informationen
  • 3. Der Schutz von Leben und körperlicher Unversehrtheit
  • 4. Die wirtschaftliche Betätigungsfreiheit und die Eigentumsgarantie
  • 5. Die Gewissensfreiheit
  • 6. Das Recht auf Bildung
  • 7. Ergebnis
  • III. Abwägung der Grundrechte
  • IV. Ergebnis
  • G. Die Grundrechtslage in den Vereinigten Staaten von Amerika
  • I. Entwicklung und Allgemeines
  • II. Die einschlägigen Grundrechte der Unternehmen
  • 1. Der Schutz der Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse
  • 2. Die Vertragsfreiheit
  • 3. Die Meinungsfreiheit
  • 4. Ergebnis
  • III. Die entgegenstehenden Rechte der Verbraucher
  • 1. Das Recht auf Informationen
  • 2. Die Eigentumsgarantie
  • 3. Die Vertragsfreiheit
  • 4. Die Religionsfreiheit
  • 5. Das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit
  • 6. Ergebnis
  • IV. Abwägung der Grundrechte
  • V. Ergebnis
  • H. Vergleich zwischen der Lage in Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika
  • I. Ergebnis
  • Literaturverzeichnis

| XIII →

Abkürzungsverzeichnis

| 1 →

A. Einleitung

Behörden erlangen im Zuge von Lebensmittel- und Produktkontrollen viele Unternehmensdaten.1 Die Informationen sind die Voraussetzung für die behördlichen Maßnahmen.2 Weiterhin obliegt es auch den Unternehmen den Behörden Informationen zur Verfügung zu stellen, wie zum Beispiel aufgrund des § 9 der Tier-LMHV3. Die Vorschrift besagt, dass den schriftlichen Anträgen auf Zulassung Unterlagen, wie zum Beispiel Betriebspläne, zuzufügen sind. Andernfalls ist nicht gewährleistet, dass ein Betrieb zugelassen wird, bzw. ein Produkt auf den Markt gebracht werden kann.

Für Unternehmen ist es von erheblicher Bedeutung, dass das firmeninterne Wissen, wie zum Beispiel die vorgenannten Betriebspläne oder ein Detail über die Herstellung eines Produkts, nicht an die Öffentlichkeit gelangt. Nur so kann ein Wissensvorsprung gegenüber anderen Unternehmen bestehen bleiben und der wirtschaftliche Erfolg gewahrt werden. Fraglich ist, ob und inwieweit diese und andere Informationen unter den Begriff Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse fallen und grundrechtlich geschützt sind. Im Falle des grundrechtlichen Schutzes ist der Umfang zu untersuchen. Wird der Schutz schrankenlos gewährt und werden zum Beispiel auch Informationen über minderwertige Inhaltsstoffe geschützt?4

Dem Schutz des Unternehmens steht das Interesse des Verbrauchers, so viel wie möglich über Lebensmittel und Verbrauchsgüter im Allgemeinen zu erfahren, gegenüber. Seit dem Jahr 2001 ist ein Bundesministerium mit der Aufgabe des Verbraucherschutzes beauftragt. Seitdem hat sich der Verbraucherschutz immer weiterentwickelt. Dazu gehört auch der Bereich der Verbraucherinformationen.5 Um Meinungen bilden zu können, bedarf es an Informationen. In ← 1 | 2 → einer Demokratie ist der Zugang zu Informationen unentbehrlich.6 Dies gilt auch für die Marktwirtschaft. Eine Entscheidung für oder gegen ein Produkt kann nur aufgrund von Informationen getroffen werden.7 In Deutschland wurden nach und nach einige einfachgesetzliche Informationsfreiheitsgesetze erlassen, wie das Verbraucherinformationsgesetz8 (im Folgenden „VIG“).9 Anhand des Namens ist ersichtlich, dass das Gesetz die Stellung des Verbrauchers verbessern soll, indem es die Abfrage von Informationen über Unternehmen, die den Behörden vorliegen, bewerkstelligt.10

Die vorgenannten Positionen der Unternehmen und Verbraucher verhalten sich konträr zueinander. Es gilt zu untersuchen, wie der Gesetzgeber die Interessen der Verbraucher und der Unternehmen berücksichtigt und bewertet. Nach einer Analyse des verfassungsrechtlichen Schutzes der Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse wird geprüft, ob das VIG dem Schutz der Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse genügt und wie es die verfassungsrechtlich geschützten Interessen der Unternehmer und der Verbraucher insgesamt beurteilt oder gar vereint.

Parallel zum deutschen Recht wird in der Arbeit das amerikanische Recht betrachtet. Ein Vergleich mit den Vereinigten Staaten von Amerika ist insbesondere interessant, da dort das Prinzip des sog. „open governments“ seit langem vorherrschend ist.11 Bereits im Jahr 1966 wurde ein Informationsfreiheitsgesetz, der „Freedom of Information Act“ (FOIA), erlassen. Dieser gibt Bürgern ein umfangreiches Recht zur Abfrage von Informationen.12 Zwar ähnelt dieses ← 2 | 3 → Gesetz eher dem Informationsfreiheitsgesetz13, da es nicht explizit den Zugang zu Verbraucherinformationen regelt wie das VIG, dennoch ist ein Vergleich aufgrund der langen Erfahrungen interessant.

Es stellt sich ebenfalls die Frage, ob und gegebenenfalls in welchem Umfang die Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse von Unternehmen (durch die Verfassung) geschützt werden und ob der Freedom of Information Act ausreichend Schutz dieser gewährt. Dies gilt es gleichermaßen im Hinblick auf die Interessen der Verbraucher zu untersuchen.

Ferner gibt es wiederholt Nachrichten aus den USA, in welchen über Verbraucherschutzklagen berichtet wird, bei denen Unternehmen hohe Entschädigungen zahlen mussten. Deswegen ist vorab der Frage nachzugehen, ob sich die Lage der Verbraucher und Unternehmen in Deutschland und in den USA generell unterscheidet.

Die Arbeit soll die Unterschiede der deutschen und amerikanischen Rechtslage gegenüberstellen und analysieren.

1 Siehe Helmig, Ekkehard / Allkemper, Ludwig: Produktverantwortung und Schutz betrieblicher Daten, CR 1993, S. 520–527 (521).

2 Auf den Punkt Erdelt, Alexander: Informationszugang und das Recht auf Information, DuD 2003, S. 465–470 (465).

3 Tierische Lebensmittel-Hygieneverordnung vom 8. August 2007 (BGBl. I S. 1816, 1828), zuletzt durch Artikel 1 der Verordnung vom 10. November 2011 (BGBl. I S. 2233) geändert.

4 So unter anderem Helmig, Ekkehard / Allkemper, Ludwig: Produktverantwortung und Schutz betrieblicher Daten, CR 1993, S. 520–527 (521).

5 Ausführlicher zu den Entwicklungen Uechtritz, H. von: Zukünftige Wege zur Verbraucherinformation in: Verbraucherschutz und Verbraucherinformation – Beiträge zum zweiten Workshop der Arbeitsgruppe Lebensmittelqualität und -sicherheit, Kiel 2002, S. 7.

6 Auf den Punkt gebracht Erdelt, Alexander: Informationszugang und das Recht auf Information, DuD 2003, S. 465–470 (465).

7 Dazu richtig Schoch, Friedrich Das Recht auf Zugang zu staatlichen Informationen – Informationszugangsfreiheit in Deutschland und in der Schweiz, DÖV 2006, S. 1–10 (4).

8 Gesetz zur Neuregelung des Rechts der Verbraucherinformation vom 05.11.2007 (BGBl. I S. 2558), Neufassung vom 17.10.2012, (BGBl. I S. 2166, ber. S. 2725).

9 Vgl. Fluck, Jürgen: Verwaltungstransparenz durch Informationsfreiheit – Informationsansprüche nach den Umweltinformation-, Verbraucherinformations- und Informationsfreiheitsgesetzen, DVBl. 2006, S. 1406–1415 (1407).

10 Siehe Drucksache 273/07 vom 27.04.07, Entwurf eines Gesetzes zur Neuregelung des Rechts der Verbraucherinformation, S. 11.

11 Erdelt, Alexander: Informationszugang und das Recht auf Information, DuD 2003, S. 465–470 (466).

Details

Seiten
XV, 199
Jahr
2015
ISBN (PDF)
9783653053579
ISBN (ePUB)
9783653973181
ISBN (MOBI)
9783653973174
ISBN (Paperback)
9783631659397
DOI
10.3726/978-3-653-05357-9
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Schlagworte
Verbraucherinformationsgesetz Grundrechte der Verbraucher Lebensmittelskandale Produktinformation
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2015. XVI, 199 S.

Biographische Angaben

Mirja Kuhn (Autor:in)

Mirja Kuhn studierte Comparative and European Law an den Universitäten Oldenburg, Bremen und Groningen (Hanse Law School). Im Anschluss daran nahm sie eine Tätigkeit in einer internationalen Wirtschaftskanzlei in Hamburg auf.

Zurück

Titel: Der verfassungsrechtliche Schutz von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
book preview page numper 10
book preview page numper 11
book preview page numper 12
book preview page numper 13
book preview page numper 14
book preview page numper 15
book preview page numper 16
book preview page numper 17
book preview page numper 18
book preview page numper 19
book preview page numper 20
book preview page numper 21
book preview page numper 22
book preview page numper 23
book preview page numper 24
book preview page numper 25
book preview page numper 26
book preview page numper 27
book preview page numper 28
book preview page numper 29
book preview page numper 30
book preview page numper 31
book preview page numper 32
book preview page numper 33
book preview page numper 34
book preview page numper 35
book preview page numper 36
book preview page numper 37
book preview page numper 38
book preview page numper 39
book preview page numper 40
218 Seiten