Die Ursulinenschule in Koblenz 1902–1950
Mädchen- und Frauenbildung in schwierigen Zeiten
Rudolf Feld
5. Die Schule 1945–1950
Extract
5.1 Deutschland 1945875
In den letzten Kriegsmonaten hatten die Alliierten über 400 Bombenangriffe gegen deutsche Städte, Industrieanlagen, Straßen, Brücken und Eisenbahnlinien geflogen. 500 000 Tonnen Bomben wurden abgeworfen. Die Verwüstungen vor allem in den Städten waren außergewöhnlich. In Koblenz, eine der am meisten betroffenen Städte, waren 61% der Wohnungen zerstört876. Seit 1944 kamen große Flüchtlingsströme aus dem Osten von jenseits der Oder und Neiße in den Westen Deutschlands. Flüchtlinge, Vertriebene, Soldaten, Ausgebombte und ehemalige KZ-Häftlinge suchten ihre Bleibe oder eine neue Heimat. Zwei Fünftel der deutschen Bevölkerung war irgendwohin unterwegs. Ca. 4,2 Millionen in deutschen Industrie-, Gewerbe- und Landwirtschaftsbetrieben verpflichtete Zwangsarbeiter warteten auf ihre Heimkehr und verbreiteten verschiedentlich Angst und Schrecken877. Das Eisenbahnnetz war zu 90% zerstört, das Telefonnetz zusammengebrochen.
Die tödliche Bilanz des Krieges ist ohne Beispiel: 19 Mio. Gefallene oder vermisste Soldaten, 15 Mio. Ziviltote, 6 Mio. ermordete Juden. 20 Mio. Menschenleben hatte Sowjetrussland zu beklagen, von 5 Mio. russischen Kriegsgefangenen überlebten nur 2 Mio. Das NS-Regime war gestürzt, die allmächtige Partei zerstoben, die staatlichen Autoritäten verschwunden.
Die Schwestern in Koblenz erlebten das Kriegsende und die beginnende „Friedenszeit“ als eine gleitende Erscheinung. Nichts deutet darauf hin, dass sie das Datum der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands als eine große Zäsur ansahen. Die Kriegshandlungen waren zu Ende, die ← 401 | 402 → Todesgefahr gebannt. Bald spürten sie wie jedermann...
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