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Deutsch kontrastiv aus italienischer Sicht

Phraseologie, Temporalität und Pragmatik

von Claudio Di Meola (Band-Herausgeber:in) Daniela Puato (Band-Herausgeber:in)
©2015 Konferenzband 222 Seiten

Zusammenfassung

Dieser Band enthält die Beiträge der Tagung Kontrastive Linguistik Deutsch-Italienisch der Universität Rom La Sapienza vom Februar 2014. Italienische bzw. in Italien tätige Linguistinnen und Linguisten präsentieren insgesamt zehn Aufsätze sowie drei Rezensionskommentare mit den Themenschwerpunkten Phraseologie, Temporalität und Pragmatik. Der Band setzt den Fokus auf die deutsche Sprache und verfolgt dabei eine angewandte wie theoretische Zielsetzung. Einerseits diskutieren die Verfasser den praktischen Nutzen linguistischer Forschungsergebnisse im DaF-Unterricht, andererseits erhoffen sie sich neue sprachwissenschaftliche Erkenntnisse durch die Gegenüberstellung mit einer nicht eng verwandten Sprache aus dem europäischen Kulturkreis.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Einleitung
  • 1. Phraseologie
  • Die Rolle der Kontrastivität in der Phraseodidaktik. Eine kognitive und konstruktionsgrammatische Perspektive
  • Einzelsprachliche und kontrastive Aspekte der Funktion von Numeralien in deutschen und italienischen Phraseologismen
  • Zur Phrasem-Konstruktion sicher ist sicher. Bedeutung, lexikalische Besetzungen und Kontrastivität mit dem Italienischen
  • 2. Temporalität (I). Rezensionen der Monographie: Claudio Di Meola (2013). Die Versprachlichung von Zukünftigkeit durch Präsens und Futur I. Eine ebenenübergreifende Untersuchung samt kontrastivem Ausblick auf das Italienische. Tübingen: Stauffenburg (= Studien zur deutschen Grammatik 85)
  • Ein neuer Blick auf die Zeit: Claudio Di Meolas Buch über Die Versprachlichung von Zukünftigkeit durch Präsens und Futur I
  • Die Monographie Die Versprachlichung von Zukünftigkeit durch Präsens und Futur I von Claudio Di Meola: Auswirkungen auf die Didaktik Deutsch als Fremdsprache
  • Die Monographie Die Versprachlichung von Zukünftigkeit durch Präsens und Futur I von Claudio Di Meola: übersetzungs(theoretische) Fragen
  • 3. Temporalität (II). Tempora und Aspekt
  • Das deutsche Präsens aus Sicht der italienischsprachigen Lernenden
  • Verlaufsformen als Übersetzungsproblem Deutsch-Italienisch-Deutsch
  • 4. Pragmatik (I). Diskurs im Lehr- und Lernkontext
  • Reformulierungen im Lehrdiskurs. Beobachtungen zu deutschen und italienischen Lehrveranstaltungen aus dem euroWiss-Korpus
  • Zur Verwendung von also und italienischen Entsprechungen in Reformulierungen und Erläuterungen. Eine funktional-pragmatische Analyse universitärer Lehrveranstaltungen
  • Wie unpersönlich ist man? – Über die Schwierigkeiten italienischer Deutschstudierender im Umgang mit einem unvertrauten sprachlichen Mittel
  • 5. Pragmatik (II). Sprechakte und Syntax
  • Interrogativität im Deutschen und im Italienischen. Ein Vergleich in funktionaler Perspektive
  • Direktivität und Ambiguität in Packungsbeilagen von Arzneimitteln. Eine kontrastive Studie Deutsch-Italienisch
  • Adressen der Autoren

Einleitung

Der vorliegende Band enthält die Beiträge der Tagung „Kontrastive Linguistik Deutsch-Italienisch“ (Universität Rom „La Sapienza“, 14. Februar 2014). Italienische bzw. in Italien tätige Linguistinnen und Linguisten stellen insgesamt zehn Aufsätze sowie drei Rezensionskommentare vor mit den Themenschwerpunkten Phraseologie (Kapitel 1), Temporalität (Kapitel 2 und 3) und Pragmatik (Kapitel 4 und 5).

Deutsch kontrastiv aus italienischer Sicht – diesen Titel haben wir für den Band gewählt. Die deutsche Sprache steht im Fokus, wobei die kontrastive Perspektive sich als fruchtbar unter doppeltem Gesichtspunkt erweisen sollte: In angewandter Sicht wird der praktische Nutzen linguistischer Forschungsergebnisse für den DaF-Unterricht diskutiert; in theoretischer Sicht erhofft man sich neue Erkenntnisse durch die Gegenüberstellung mit einer nicht eng verwandten Sprache aus dem europäischen Kulturkreis.

Gehen wir nun im Einzelnen auf die Beiträge ein. In Kapitel 1 finden sich drei Aufsätze, die verschiedene Aspekte der Phraseologie im Deutschen und Italienischen näher beleuchten.

Fabio Mollica untersucht deutsche Phraseologismen in fremdsprachendidaktischer Perspektive. Als theoretischer Rahmen fungieren die kognitive Linguistik und die Konstruktionsgrammatik. Ausgehend von der Hypothese, dass Phraseologismen metaphorisch, metonymisch und/oder symbolisch motiviert sind, werden ditransitive Strukturen wie jdm. den Kopf waschen sowie lexikalisch variable Konstruktionen vom Typ wie ein Wasserfall reden untersucht und mit italienischen Entsprechungen verglichen.

Sabine E. Koesters Gensini befasst sich mit Numeralien als Teilen von deutschen und italienischen Phraseologismen. Auf der Grundlage eines ca. 500 Bildungen umfassenden Korpus werden zunächst die Äquivalenzbeziehungen zwischen den Phraseologismen in beiden Sprachen erforscht (Voll-, Teil-, Nulläquivalenz), dann die semantischen Funktionen in Hinblick auf den Idiomatizitätsgrad (nicht-idiomatisiert, teilidiomatisiert, vollidiomatisiert).

Simona Brunetti, Anna Gretschel und Antonella Ruggieri untersuchen über 7.500 Belege der Phrasem-Konstruktion sicher ist sicher vor dem Hintergrund äquivalenter Phraseologismen im Italienischen. Die Gesamtbedeutung dieser Konstruktion wird teils auf das Modell [X ist X] (Dienst ist Dienst, vorbei ist vorbei usw.), teils auf die Semantik der freien Komponente sicher zurückgeführt. ← 7 | 8 → Pragmatisch erfüllt die Konstruktion je nach Kontext die Funktionen von Kommentar, Rechtfertigung und Aufforderung.

Kapitel 2 enthält drei Rezensionen der Monographie von Claudio Di Meola Die Versprachlichung von Zukünftigkeit durch Präsens und Futur I. Eine ebenenübergreifende Untersuchung samt kontrastivem Ausblick auf das Italienische, die 2013 im Stauffenburg Verlag (Studien zur deutschen Grammatik 85) erschienen ist. Das Werk untersucht die Opposition der beiden Zukunftstempora auf der Grundlage eines 6.000 Belege umfassenden gegenwartssprachlichen Korpus (paritätisch schriftlich/mündlich). Auf dieser empirischen Basis werden zahlreiche Regelmäßigkeiten herausgearbeitet, die sich zu verschiedenen Tempusfunktionen verdichten: für Präsens und Futur jeweils eine spezifisch temporale Funktion sowie für das Futur eine pragmatische und eine semantische Hervorhebungs-Funktion. Für beide Tempora ist schließlich eine entsemantisiert-grammatische Funktion festzustellen, in der Präsens und Futur unterschiedslos austauschbar erscheinen. Ein Vergleich mit dem Italienischen rundet das Bild ab und eröffnet überraschende Gemeinsamkeiten zwischen dem deutschen analytischen und dem italienischen synthetischen Futur.

Antonie Hornung stellt das Werk detailliert kapitelweise vor, von der Diskussion des Forschungsstandes über die statistische Analyse bis hin zur kontrastiven Gegenüberstellung. Sie hebt hervor, dass die Untersuchung – über den Beschreibungsgegenstand hinaus – zum Verständnis der Grammatik in ihrer semantisch-pragmatischen Dimension beitragen und DaF-Studierende zu einem forschenden Lernen animieren kann.

Maria Teresa Bianco richtet ihr Augenmerk in erster Linie auf die von Di Meola erarbeiteten Funktionen der beiden Tempora Präsens und Futur und stellt Überlegungen an, wie diese Funktionen in einer sinnvollen Progression in den DaF-Unterricht eingebaut werden können. Nach einer exemplarischen Behandlung einiger Übungsgrammatiken äußert sie jedoch Zweifel, ob die wissenschaftlichen Ergebnisse dieser Monographie tatsächlich Eingang in die gängigen Lehrwerke finden werden.

Lorenza Rega fokussiert den kontrastiven Teil der Untersuchung und ihre Bedeutung für die Translationswissenschaft und -didaktik. Für den Übersetzer – besonders für den angehenden – ist es wichtig, Übereinstimmungen und Divergenzen im realen, texttypologisch differenzierten Sprachgebrauch der beiden Tempora zu kennen, um jeweils kontextsensitiv bewusste Übersetzungsentscheidungen zu treffen und sich nicht allein auf das „Sprachgefühl“ zu verlassen. ← 8 | 9 →

In Kapitel 3 finden sich zwei Aufsätze zur Temporalität im Deutschen und Italienischen, wobei sowohl Fragen zu einzelnen Tempora als auch zur Aspektualität in beiden Sprachen untersucht werden.

Claudio Di Meola befasst sich mit der im DaF-Bereich oftmals vernachlässigten Semantik des deutschen Präsens. Er erklärt dessen Funktionsvielfalt aus prototypentheoretischer Sicht, wobei exklusive Leistungen (Gegenwart, habituell, generisch) und nicht-exklusive Leistungen (Zukunft, Vergangenheit) unterschieden werden. Das italienische presente erweist sich interessanterweise als größtenteils deckungsgleich, was bei italienischsprachigen Lernenden zu einer positiven Interferenz führen sollte.

Lorenza Rega behandelt die italienische Progressivform „stare + Gerundium“ im Vergleich zu deutschen Übersetzungsäquivalenten. Das Korpus umfasst belletristische wie fachsprachliche Texte in beiden Übersetzungsrichtungen. An den entsprechenden Textstellen tritt im Deutschen allerdings nicht der ansatzweise grammatikalisierte am-Progressiv auf, sondern zumeist ein einfaches Verb oder lexikalische Mittel wie Temporaladverbien.

Kapitel 4 enthält drei Aufsätze, die sich mit der (pragmatischen) Strukturierung des Diskurses seitens Lehrender und Lernender im universitären Kontext befassen.

Dorothee Heller widmet sich reformulierenden Sprechhandlungen in der universitären Lehre. Anhand eines Korpus von deutsch- und italienischsprachigen Lehrveranstaltungen aus dem Bereich der Geisteswissenschaften untersucht sie verschiedene Arten von Reformulierungen, die vor allem der Zusammenfassung, Vereinfachung, Pointierung und Präzisierung, aber auch der rhetorisch-stilistischen Variation dienen.

Gabriella Carobbio stützt sich in ihrer Untersuchung zum deutsch-italienischen Lehrdiskurs auf die gleiche Materialgrundlage, wählt aber eine zu Heller komplementäre Perspektive. Sie geht von einzelnen Konnektoren aus und analysiert deren pragmatische Funktionsbreite (Reformulierungsarten, kataphorische Aufmerksamkeitslenkung). Für das Deutsche wird also betrachtet, für das Italienische die Entsprechungen cioè, quindi und allora.

Antonie Hornung fasst die Diskurs-Funktionen der deutschen „unpersönlichen“ man-Konstruktion ins Auge (vor allem Beibehaltung und Neuorientierung der Leserfokussierung), um dann schriftliche Arbeiten italienischer Lehramtsstudierender detailliert zu untersuchen. Dabei werden Textpassagen unter die Lupe genommen, in denen die Verwendung von man pragmatisch scheitert.

Kapitel 5 besteht schließlich aus zwei Aufsätzen, die sich mit verschiedenen Sprechakten und deren syntaktischer Realisierung befassen. ← 9 | 10 →

Giovanni Gobber zeigt zunächst übereinzelsprachlich die semantisch-pragmatische Dimension von Interrogativität auf, befasst sich dann spezifisch mit Entscheidungsfragen im Deutschen und Italienischen. Auf syntaktisch-struktureller Ebene erscheint im Deutschen die Wortstellung, im Italienischen die Intonation ausschlaggebend, wodurch jeweils unterschiedliche kognitive Aspekte der Interrogativität herausgestellt werden.

Daniela Puato untersucht direktive Sprechakte in Packungsbeilagen von Arzneimitteln im Deutschen und Italienischen, wobei Direktivität durch syntaktische Mittel (Imperativ, Infinitiv u. a.), Modalverben oder lexikalische Mittel ausgedrückt werden kann. Diese Sprechakte erweisen sich oftmals als ambig – im Deutschen stärker als im Italienischen -, zum einen wenn der Adressat nicht zweifelsfrei identifizierbar ist (Patient oder Arzt?), zum anderen wenn der Direktivitätsgrad (Anordnung oder Empfehlung?) nicht eindeutig bestimmbar ist.

1. Phraseologie

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Details

Seiten
222
Jahr
2015
ISBN (PDF)
9783653046489
ISBN (ePUB)
9783653977165
ISBN (MOBI)
9783653977158
ISBN (Hardcover)
9783631654521
DOI
10.3726/978-3-653-04648-9
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2015 (April)
Schlagworte
Diskurs Sprechakte Deutsch als Fremdsprache Übersetzung
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2015. 222 S., 26 Tab., 13 Graf.

Biographische Angaben

Claudio Di Meola (Band-Herausgeber:in) Daniela Puato (Band-Herausgeber:in)

Claudio Di Meola (Professore Ordinario) und Daniela Puato (Ricercatrice) lehren Deutsche Sprachwissenschaft an der Philosophischen Fakultät der Universität Rom La Sapienza.

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