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Max Regers Musik

Eine Studie zu Regers Musikdenken

von Hans-Peter Retzmann (Autor:in)
©2015 Dissertation 364 Seiten

Zusammenfassung

Die Komplexität der Musik Max Regers ist nicht leicht zu durchdringen. Hans-Peter Retzmann versucht diese schwierige Aufgabe zu lösen, indem er kompositorische und musikästhetische Fragestellungen mit Regers eigenem Wort entwickelt. Aus dem Zusammenwirken von Regers kompositorischen und ästhetischen Denkweisen entsteht ein Ansatz, die Verbundenheit von Musik und Sprache zu lösen, um einen religiösen Gehalt auch ohne sprachlichen Bezug in seiner Musik zu sichern. Regers Aussage von Musik ist eine musikalisch-religiöse, die sich letztlich in der Synthese dichterischer Konzepte in der Musik niederschlägt. Seine technischen Errungenschaften führen dabei an die Grenzen des Machbaren. Die Konzeption von Regers Musik produziert in ihrer Querständigkeit einen Kontrapunkt zum gewöhnlichen musikalischen Denken und Empfinden. Sie fordert uns bis heute dazu heraus, sich mit ihr auseinanderzusetzen.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhalt
  • Einleitung
  • Verzeichnis der Kurztitel und Abkürzungen
  • I. Dimensionen der Reger-Rezeption
  • 1. Historische Hintergründe
  • 1.1. Rezeptionsmuster und ihre Probleme
  • – Melodik als Wertkategorie
  • – Biographische Merkmale
  • 1.2. Positionen in der Regerliteratur
  • – Biographische Arbeiten
  • – Historisch-analytische Ansätze
  • – Regers Musik zwischen Akzeptanz und Ablehnung
  • 2. Bild-Projektionen
  • 2.1. Multiplikatoren
  • – Hugo Riemann
  • – Albert Schweitzer
  • – Karl Straube
  • 2.2. Straube kontra Reger
  • – Straubes Interpretationsansatz
  • – Straubes Reger-Bild
  • – Regers Opposition gegen Straube
  • – Straubes Einfluss auf die Reger-Rezeption
  • – Überblick
  • 2.3. Die Projektion des Disparaten als Tradition
  • 3. Regers musikalische Standortbestimmung im 20. und 21. Jahrhundert
  • 3.1. »Musikalische Prosa«
  • 3.2. Regers eigene ästhetische Positionierung
  • 3.3. Tendenzen der Reger-Forschung im 21. Jahrhundert
  • – Zwischenbilanz
  • II. Positionen in Regers musikalischem Denken
  • 1. Riemanns Theoriebegriffe in Regers Komponieren
  • 1.1. »Musikalische Logik«
  • 1.2. Tonalität
  • – Dissonanz
  • – Modulation
  • – Musikalische Form
  • – Zusammenfassung
  • 1.3. »Musik als Ausdruck«
  • – Absolute Musik oder Programmusik
  • – Emotion und Befindlichkeit
  • 1.4. Regers Kritik an Riemanns Theoriedenken
  • 2. Der Rückbezug auf die Musik J.S. Bachs als Gegenentwurf zum Fortschrittsdenken des 19. Jahrhunderts
  • 2.1. Regers Kritik an der Musik und der Musiktheorie seiner Zeit
  • – Defizite in der Musik und ihre Ursachen
  • – Ausblicke Regers
  • 2.2. Regers Neubewertung des musikalischen Handwerks
  • – Genie und Markt
  • – Regers Konzeption des musikalischen Handwerks
  • – Beispiele
  • – Die Bedeutung des Handwerks für Regers Komponieren
  • 2.3. Bachs Motivtechnik in Regers Komponieren
  • – Assimilationen
  • – Transformationen
  • – Choralvorspiele ohne Opuszahl
  • – Schlussfolgerungen
  • 2.4. Regers ästhetische Ansprüche an die Musik
  • – Kenntnis / Können
  • – Erneuerung / Geistigkeit
  • – Entwicklung / Kreativität
  • – Regers musikalisches Denken
  • 3. Gegenpositionen – Legitimation für Regers Musikanschauung
  • 3.1. Historische Kontexte
  • – Philipp Spitta
  • – Hermann Kretzschmar
  • 3.2. »Musik als Sprache«
  • – Der Inhalt in der Musik
  • – Ethos, Affekt und Tonfiguren
  • – »Musikalische Hermeneutik«
  • 3.3. Schnittstellen zu Regers Denken
  • – Material / Bindung
  • – Verfahren – Intention – Aussage
  • III. Die Prinzipien in Regers Musik-Anschauung
  • 1. Sinn und Bedeutung in Regers Musik
  • 1.1. Regers Musik zwischen Religio und Konfessio
  • – Funktionen und Positionen von »Religion« um 1900
  • – Katholizismus und Protestantismus
  • – Kategorien des Religiösen in Regers Denken
  • 1.2. Musik als religöse Kunst
  • – Aufgaben religiöser Musik
  • – Wege zur musikalischen Aussage
  • 2. Musikalische Transformationen
  • 2.1. Über das Verfahren der musikalischen Chiffrierung
  • – Komprimierung und Progression
  • – Die Wirkungsweise Der Dramatik expressiver Felder
  • 2.2. Werk-Entgrenzung
  • – Zur Konzeption des Dramatischen
  • – Introduktion – Fuge
  • – Adagio
  • – Intermezzo und Trio
  • – Passacaglia
  • – Material-Identitäten
  • – Satztypen-Verwandtschaft
  • – Material-Verwandtschaft
  • – Zusammenfassung
  • 3. Aussage und Gehalt
  • 3.1. Regers semantisches Komponieren
  • – Vom Prinzip der »semantischen Verinnerlichung«
  • – Schlussfolgerungen
  • – Gehaltliche Fixierung
  • – Regers kompositorische Systematik
  • 3.2. Stimmigkeit in Regers Musik
  • – Verbindlichkeiten musikalischer Aussagen
  • – Grenzen der Durchführbarkeit
  • – Nachbetrachtung
  • IV. Zur Bedeutung von Regers Musik heute
  • 1. Neue Aspekte zu Regers Musik
  • 1.1. Von der Notwendigkeit eine neuen Reger-Bildes
  • 1.2. Zur Bedeutung von Regers Bach-Rezeption
  • 2. Regers Musik in der Praxis
  • 2.1. Gedanken zur Interpretation von Regers Musik
  • 2.2. »Wie hören wir Musik?«
  • 2.3. Resümee und Ausblick
  • Anhang
  • Literaturverzeichnis

← 8 | 9 → Einleitung

Über die Musik Max Regers ist bereits viel geschrieben und diskutiert worden. Lenkt sich jedoch der Blick auf den öffentlichen Konzertbetrieb, so ist mit Bedauern festzustellen, dass Regers Musik nicht zum Konzertrepertoire unserer Tage gehört. In den Kreisen der Organistenszene sind zumindest einige Werke Bestandteil des Konzertlebens geworden. Und dabei sind es eher die Musikliebhaber, die positiv auf die Nachfrage, ob sie die Musik Regers kennen und wie sie sie einschätzen, reagieren, als diejenigen, Musiker und Musikwissenschaftler, von denen eine Stellungnahme überhaupt zu erwarten wäre. Die Frage nach den Gründen für das Missverhältnis zwischen dem kompositorischen Werk Regers und der negativen Präsenz seiner Musik im heutigen Musikleben, aber auch die Feststellung eines Wissensdefizits um Regers Kompositionstechnik und ihrer Positionierung zu seiner Zeit, waren die Motivation zu dieser Studie. Daran hat sich ein Komplex von Fragestellungen entwickelt, der versucht, Regers Kompositionstechnik als Resultat seines Denkens zu verstehen und dementsprechend zu positionieren.

Die Entwicklung der Reger-Rezeption hat gezeigt, dass Spuren eines schief angelegten Regers-Bildes bis in die heutige Reger-Literatur sichtbar sind und dass die jüngste Forschung sich noch immer auf dem Pfad einer kritischen Detailanalyse befindet, die zwar gelegentlich neue Akzente zu Regers Komponieren setzt, aber gleichzeitig der Notwendigkeit, nach Aussage und Bedeutung seiner Musik zu fragen, aus dem Wege geht. Das bis heute missverständlich tradierte Bild von der Person Regers und von seiner Musik ist daher revisionsbedürftig. Mit dieser Arbeit soll ein Beitrag dazu geleistet werden, aufgrund gesicherter Quellenlage zeigen zu können, wie Regers Denken und daraus resultierend auch sein Komponieren funktioniert. Auf dieser Basis kann dann der Versuch unternommen werden, nach Bedeutung und Aussage seiner Musik zu fragen. Die Revision des bestehenden Reger-Bildes versteht sich nicht als eine Rehabilitation der Person Regers, sondern als das Schliessen einer Lücke im Wissensdeputat um die Musik der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Für dieses Vorgehen sind folgende Schritte notwendig:

Das Aufzeigen der Dimensionen der Reger-Rezeption mit ihren historischen Hintergründen und ihren Auswirkungen. So wird versucht, eine Zugangsweise zu Regers Musik von seinem eigenen Standpunkt aus zu entwickeln, die nach den Wurzeln seines Denkens und den damit verbundenen Strategien in seinem Komponieren fragt. Aus der Problemlage einer fehlentwickelten Reger-Rezeption heraus wird hier den Impulsen nachgespürt, wie Reger ‚quer‘ zu den Strömungen ← 9 | 10 → seiner Zeit denkerisch ansetzt. Deswegen lässt sich seine Musik auch nicht notwendiger Weise an etablierten bzw. tradierten Maßstäben messen. Regers kritische und notwendige Auseinandersetzung mit musikalisch-kompositorischen Problemen ist daher aus seiner Anschauung heraus zu lesen. Sein eigenes Wort steht im Vordergrund der Betrachtung, und die Schlagkraft seiner Äusserungen erschließt sich in einer Kontextualisierung seiner Denkweise im Verhältnis zur konkreten kompositorischen Umsetzung innerhalb durch ihn benannter Situationen und Probleme.

Der zweite grosse Fragekomplex dieser Studie beschäftigt sich mit den Positionen in Regers Denken und seiner Auseinandersetzung damit innerhalb seiner Musik. Die elementaren und dadurch prinzipienbildenden Eckpunkte sind die theoretischen Gedankenkonstruktionen eines Hugo Riemann und auch eines Hermann Kretzschmar, die Reger kompositorisch reflektiert, um dadurch zu musikalischen Aussagen eigener Art zu gelangen. Regers Komponieren als eine Synthese dieser Positionen zu verstehen wäre hier zu kurz gegriffen. Vielmehr rekurriert sein Komponieren auf die Musik Bachs. In der Auseinandersetzung mit dessen Kompositionstechnik gelangt Reger zu einer individuellen Ausprägung seines musikalischen Stils und daran wird deutlich, wie sein Komponieren prinzipiell funktioniert. Hier wird Neue Musik mit traditionellen Mitteln generiert. Regers Bach-Rezeption erweist sich bei ihm mehr als eine kompositorische Haltung denn als ein blosses musikalisches Verarbeiten gewonnener Inspirationen. Aus dieser Haltung resultieren auch seine ästhetischen Ansprüche an seine Musik und an die Musik seiner Zeit. Deswegen ist auch von Regers Musikanschauung die Rede, deren ästhetische Aspekte ergründet und deren Rahmenbedingungen freigelegt werden sollen. Reger selbst hat keine systematische Abhandlung über Musik verfasst. So lässt sich erst durch das Lesen seiner vielfachen und verstreuten schriftlichen Äußerungen zusammen mit seinem kompositorischen Handeln ein Bild seines Musikbegriffs entwerfen, der Regers Vorstellungen aufnimmt und in Musik verdeutlicht und ihm in den musikalischen Absichten und Gattungen seiner Zeit einen Platz anweist.

Für Regers Verständnis beruht der ‚Ausdruck‘ von Musik auf emotionaler Identifikation, die im kompositorischen Prozess zu einer allgemeinen, für jedermann nachvollziehbaren Gestalt und Aussage gelangt. Diese Position Regers, mit der er sich zwischen der Absoluten Musik und der Programmusik ansiedelt, bildet die Voraussetzung für seine Art aussagefähig zu komponieren. Eine an textlichen Gehalten inspirierte Aussage bzw. Empfindung wird bei ihm musikalisch transformiert und dadurch frei und assoziativ an den Hörer vermittelbar. Regers Arbeiten rekurriert auf textgebundene Inhalte, kann sich aber von diesen ← 10 | 11 → soweit lösen, dass sie nur noch auf eine ‚verinnerlichte‘ Art und Weise musikalisch transportiert werden.

Ein Wort zum Gegenstand dieser Arbeit: Regers Orgelwerk präsentiert sich innerhalb seines Gesamtwerks als Experimentierfeld seines Komponierens, an dem der Prozess musikalischer Gestalt- und Aussagegewinnung ablesbar ist. Dabei stellen die Orgelvariationen op. 73 ein Schlüsselwerk dar, an dem Regers Ineinander-Denken von verschiedenen Positionen exemplarisch deutlich wird. Der Vergleich mit anderen Gattungsbereichen in Regers Musik drängt sich hier nicht nur auf, sondern eine Übertragung seiner musikalischen Prinzipien auf alle musikalischen Gattungsbereiche erscheint hier gerade notwendig. Die freie Assoziation einer durch den Choral inspirierten Aussage breitet sich über das gesamte Werk aus und steht somit für Regers intendierte religiöse Liberalität. Aus technischer Sicht stellt sein Komponieren eine Überwindung der zu seiner Zeit aktuellen musikalisch-kompositorischen Problematiken dar und für ihn selber bedeutet diese musikalische Haltung eine Befreiung von jeder äußerlichen Gebundenheit, sei es in musikalischer Hinsicht oder in seiner individuell-religiösen Verankerung.

Die Ausgangslage einer fehlgeleiteten Rezeption hat unter anderem zu der Zielsetzung dieser Arbeit geführt, nämlich nach Aussage und Bedeutung in Regers Musik zu fragen; sie hat damit gleichzeitig die Vorgehensweise provoziert, diese Fragestellung an Regers eigenen Aussagen in Verbindung mit seinem Werk zu erproben. Das dritte Kapitel dieser Studie setzt sich mit der Religiösität Regers im Verhältnis zu seiner Zeit auseinander und gewinnt daraus einen Ansatz für das Verständnis einer Bedeutung, die er seiner Musik beimisst. Die Analyse seiner im kompositorischen Prozess gewonnenen musikalischen Transformationen zeigt den Versuch einer Entgrenzung der Musik des 19. Jahrhunderts auf. Mit ihrer Hilfe lassen sich Prinzipien seiner Musikauffassung darstellen und benennen, die er selber nur auf musikalische Weise formuliert hat.

Das Konzept dieser Arbeit verweist schließlich von selbst auf die Notwendigkeit der Korrektur eines Reger-Bildes nicht nur für forschungsorientierte Zwecke, sondern auch für den künstlerisch-praktischen Umgang mit seiner Musik. In diesem Rahmen erweist sich das Bach-Bild Regers in seiner Bedeutung als vorausdenkend und als ein wissenschaftlich unbelastetes Herangehen an die Musik Bachs. Im Rahmen dieser Arbeit kann auf weiterführende Themen nur verwiesen werden, so zum Beispiel auf die Möglichkeiten zu angemessenen Interpretationsansätzen von Regers Musik unter dem Aspekt gewandelter musikalischer Wahrnehmung und Hörgewohnheiten. Deshalb verweist noch einmal die gestellte Frage »wie hören wir Musik?« am Ende dieser Studie auf die Wesenszüge in Regers Musik und auf die Möglichkeiten ihnen hörend näher ← 11 | 12 → zu kommen. Die Multi-Dimensionalität in Regers Musik macht ein gänzliches Erfassen ihrer kontextuellen Schnittstellen, Anschlüsse und Kompensationen kaum möglich. Dennoch hat sich diese Arbeit zum Ziel gesetzt, die Frage nach Bedeutung und Gehalt seiner Musik nicht aus dem Blick zu verlieren, um zumindest dem Kern in Regers Denken und Komponieren näher zu kommen.

← 12 | 13 → Verzeichnis der Kurztitel und Abkürzungen

MRI

Max-Reger-Institut und Elsa-Reger-Stiftung, Karlsruhe.

MMRI

Mitteilungen des Max-Reger-Instituts, Bonn, 1954-74.

IMRI

Internationale Max-Reger-Gesellschaft, Karlsruhe.

RS

Reger-Studien.

SMRI

Schriftenreihe des Max-Reger-Instituts, Karlsruhe.

SG

Hans Heinrich Eggebrecht, Sinn und Gehalt. Aufsätze zur musikalischen Analyse, Wilhelmshaven 1979.

GFro

Gotthold Frotscher, Geschichte des Orgelspiels und der Orgelkomposition, Berlin 1959 u.3 1966, 2 Bde.

AFH

Hermann Kretzschmar, Anregungen zur Förderung musikalischer Hermeneutik, in: Jahrbuch der Musikbibliothek Peters für 1902, 9. Jg., Leipzig 1903.

MuZ

Hermann Kretzschmar, Musikalische Zeitfragen. Zehn Vorträge, Leipzig 1903.

AL

Adalbert Lindner, Max Reger. Ein Bild seines Jugendlebens und künstlerischen Werdens, Stuttgart 1922.

RS6

Reger-Studien 6, Susanne Popp, Gabriele Gefäller u. Alexander Becker (Hg.), Musikalische Moderne und Tradition. Internationaler Reger-Kongress, Karlsruhe 1998, Wiesbaden 2000.

ASW

Susanne Popp u. Susanne Shigihara (Hg.), Auf der Suche nach dem Werk. Max Reger-sein Schaffen-seine Sammlung. Eine Ausstellung des Max-Reger-Instituts Karlsruhe in der Badischen Landesbibliothek zum 125. Geburtstag Max Regers, Karlsruhe 1998.

RML

Hugo Riemann, Musik-Lexikon. Theorie und Geschichte der Musik, die Tonkünstler alter und neuer Zeit mit Angabe ihrer Werke, nebst einer vollständigen Intrumentenkunde, Leipzig2 1884.

SMHL

Hugo Riemann, Skizze einer neuen Methode der Harmonielehre, Leipzig1 1880, 4, 8 1921.

GlM

Hugo Riemann, Wie hören wir Musik, Grundlinien der Musikästhetik, Berlin 1921.

Äst

Hugo Riemann, Die Elemente der musikalischen Aesthetik, Berlin 1900.

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Sym73

Klaus Röhring (Hg.), Max Reger 1873-1973. Ein Symposium, Wiesbaden 1974.

RMLit

Walter Wiora, Günter Massenkeil u. Wolfgang Niemöller (Hgg.), Religiöse Musik in nicht-liturgischen Werken von Beethoven bis Reger, Regensburg 1978.

PrMus

Heinz-Dieter Sommer, Praxisorientierte Musikwissenschaft. Studien zu Leben und Werk Hermann Kretzschmars, München 1985.

ASB

Albert Schweitzer, J.S. Bach, le musicien poète, Paris u. Leipzig, 1905; hier in der deutschen Fassung, Leipzig, 1961.

JSB

Christoph Wolff, Johann Sebastian Bach, Frankfurt a.M. 2005.

WMR

Richard Würz (Hg.), Max Reger. Eine Sammlung von Studien aus dem Kreise seiner persönlichen Schüler, München 1920.

Abkürzungen der veröffentlichen Briefsammlungen Regers

BrRie

Willibald Gurlitt, Aus den Briefen Max Regers an Hugo Riemann, in: Jahrbuch der Musikbibliothek Peters 43 (1936).

BrTK

Willibald Gurlitt u. Hans-Olaf Hudemann (Hg.), Briefe eines Thomaskantors, Stuttgart 1952.

BdM

Else von Hase-Koehler (Hg.), Max Reger. Briefe eines deutschen Meisters. Ein Lebensbild, Leipzig 1928.

uBrG

Eberhard Möller, Fünf unveröffentlichte Briefe von Max Reger an Georg Göhler, in: Beiträge zur Musikwissenschaft 24 (1983).

BrLK II

Hertha Müller (Hg.), Max Reger. Briefe an die Verleger Lauterbach&Kuhn Teil II, Bonn 1998.

BrHG

Hedwig u. Erich H. Müller von Asow (Hg.), Briefwechsel mit Herzog Georg II. von Sachsen-Meinigen, Weimar 1949.

LBr

Erich H. Müller von Asow, Liebesbriefe berühmter Musiker, Frankfurt a.M./Bonn 1962.

BrSt

Susanne Popp (Hg.), Max Reger. Briefe an Fritz Stein, Bonn 1982.

BrStr

–, Max Reger. Briefe an Karl Straube, Bonn 1982.

BrLK

I –, Max Reger. Briefe an die Verleger Lauterbach&Kuhn Teil I, Bonn 1993.

BrPet

Susanne Popp u. Susanne Shigihara, Max Reger. Briefwechsel mit dem Verlag C.F. Peters, Bonn 1995

DjR

Susanne Popp (Hg.), Der junge Reger. Briefe und Dokumente vor 1900, Wiesbaden 2000.

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BrSim

–, Max Reger, Briefe an den Verlag N. Simrock, Wiesbaden 2005.

BrzA

I Ottmar Schreiber, Briefe zwischen der Arbeit, Bonn 1956.

BrzA

II –, Briefe zwischen der Arbeit. Neue Folge, Bonn 1973.

GMR50

Briefe an Theodor Kroyer: Helmut Niemann, Max Reger in München, in: Ottmar Schreiber u. Gerd Sievers (Hg.), Max Reger zum 50. Todestag am 11. Mai 1966. Eine Gedenkschrift, Bonn 1966.

BrU

Klaus Unger, Max Reger. Briefe an seinen Schüler Hermann Unger. 1909 bis 1916, Lohmar 1997.

uBrEM

Briefkorrespondenz zwischen Max u- Elsa Reger, unveröffentlicht Typoskript im MRI.

Abkürzungen der verwendeten Notenausgaben:

RsW

Max Reger. Sämtliche Werke, unter Mitarbeit des Max-Reger-Instituts (Elsa-Reger-Stiftung), Bonn, Bände 1-35 und 3 Supplement-Bände 36-38, Breitkopf&Härtel, Wiesbaden 1954-1970 und 1974-1986. ← 15 | 16 →

← 16 | 17 → I.Dimensionen der Reger-Rezeption

Das folgende Kapitel befasst sich mit der Wahrnehmung von Regers Musik und ihre daraus resultierenden Auswirkungen. Diese Kontextualisierung von Regers Schaffen und Wirken zu seiner Zeit bezieht sich im Wesentlichen auf professionelle Zeitgenossen. In ihren Veröffentlichungsorganen wird jeweils eine allgemeine, aus Unverständnis und Unkenntnis resultierende und ablehnende Haltung gegenüber seiner Musik artikuliert, welche die etablierten Denkmuster der Zeit wiedergeben. Die Rezeption Regers und seiner Musik ist hier in einem Spannungsfeld zwischen Akzeptanz und Ablehnung angesiedelt. Dem gegenüber bilden sich, durch den Freundes- und Schülerkreis Regers initiiert, Gegenströmungen, deren Bestreben in der Etablierung des Regerschen Werkes besteht. Hinzu kommt Regers Beziehung zu Karl Straube, die sich als ‚Spezialfall‘ darstellt: Die ursprünglich kooperative musikalische Freundschaft beider Musiker geht in ihrem Verlauf getrennte Wege und bestimmt somit das entstehende Reger-Bild wesentlich mit. Schließlich zeichnet sich eine Fortsetzung verschiedener Wege und Mechanismen der Reger-Wahrnehmung ab, der bis zum heutigen Tag Spuren des Unglaubwürdigen und Anekdotenhaften anhaften. Die Forderung nach der Suche neuer und sinnvoller Denkansätze ist also unausweichlich, und die Darstellung der Mechanismen einer fehlgeleiteten Rezeption versucht das Bild Regers im 21. Jahrhundert neu zu positionieren.

1.Historische Hintergründe

Das Vertraut-Sein mit den Umgangsformen heutiger Medialität impliziert Fragen nach Hightech-Standards und die dadurch bedingten Möglichkeiten der Kommunikation. Dabei zeichnet sich immer deutlicher die Tendenz ab, dass durch die marktwirtschaftlich orientierten Prozesse unserer Zeit die Betrachtung von Kunst eher zum technischen Detail tendiert, anstatt nach ihrem Gehalt zu fragen. Wenn nun von Kommunikation im Zusammenhang mit Regers Musik die Rede ist, dann geht es um die Wirkungsweise der damals zeitgenössischen Medien unterschiedlicher Institutionen, welche positiv wie negativ Regers Musik kritisieren. Diese Medien sind zunächst die primären Quellen aus Regers Zeit, die seine Musik wahrnehmen, kommentieren und diese Wahrnehmung aufgrund öffentlichen Funktion weiter transportieren. Dabei wird im Folgenden deutlich werden, welchen Musikauffassungen diese Veröffentlichungsorgane folgen und welche Probleme der späteren Reger-Rezeption im Zuge der Meinungsbildung hier bereits ihr Fundament haben.

← 17 | 18 → 1.1.Rezeptionsmuster und ihre Probleme

Der Begriff Rezeptionsmuster impliziert eine Ausprägung der Wahrnehmung und Darstellung von Regers Musik, die als Reaktion auf die eigene geschichtliche und, damit verbunden, aufführungspraktische musikalische Situation der Zeit zu verstehen ist. Die verschiedenen Wahrnehmungsweisen von Regers Musik bilden insofern Muster aus, als sich an ihnen verschiedene Typen bzw. Ausrichtungen festmachen lassen; und sie werfen Probleme auf, indem sie als Typus den Eigenarten der Musik Regers nicht gerecht werden können oder wollen und daher eher einen polemischen als einen objektiven Ton anschlagen. Regers musikalisches Emporkommen und Bedeutsam-Werden liegt genau an der Nahtstelle zwischen den Jahrhunderten, also inmitten jener geschichtlichen Phase, die als Fin de Siècle bezeichnet wird, die von Umbruch und Erneuerung insbesondere im Bereich der Künste und auch der Musik gekennzeichnet ist. In der Musik entwickelt während dieser Zeit eine Bewegung, die aus dem Vorherrschaftsstreit der Programmusik und der Absoluten Musik resultiert: »[…] eine Art von Historismus, der den Bedarf an Neuem, der gleichwohl stets vorhanden ist, mit neu erschlossenem Altem, dessen hoher Kunstwert nur langsam ins allgemeine Bewußtsein drang, deckte. Insbesondere war das Werk den Thomaskantors Johann Sebastian Bach, das mehr und mehr bekannt wurde und sich als Altklassik neben die Klassik (d. h. neben das Werk Beethovens) stellte, zugleich aber als Neues in Konkurrenz zu den neuesten Strömungen, zur Musik der Moderne der Jahrhundertwende, trat.«1

Details

Seiten
364
Jahr
2015
ISBN (PDF)
9783653048513
ISBN (ePUB)
9783653978087
ISBN (MOBI)
9783653978070
ISBN (Paperback)
9783631656174
DOI
10.3726/978-3-653-04851-3
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2015 (Februar)
Schlagworte
Aufhebung der Tonalität integrale Transformation Kompositionsstrategie Musik und Sprache musikalische Chiffrierung
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2015. 364 S., 49 Graf.

Biographische Angaben

Hans-Peter Retzmann (Autor:in)

Hans-Peter Retzmann studierte Schul- und Kirchenmusik sowie Theologie und Konzertfach Orgel und wurde zum Dr. phil. promoviert. Neben seiner Tätigkeit als Kantor und künstlerischer Leiter unterschiedlichster Konzertreihen arbeitet er als Hochschuldozent. Als Organist ist er im In- und Ausland tätig, außerdem hält er Vorlesungen und Workshops zu musikalisch praktischen und theoretischen Themenstellungen. Er ist Mitglied in zahlreichen FachverbThemenstellungen. Er ist Mitglied in zahlreichen Fachverbänden, seine Kompositionen im Bereich der Orgel-, Chor- und Kammermusik sind international verlegt.

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Titel: Max Regers Musik
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