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Informationsblätter als Allheilmittel zur Überwindung der Informationsasymmetrie?

von Matthias Bohnen (Autor:in)
©2015 Dissertation XX, 280 Seiten

Zusammenfassung

Die Arbeit widmet sich in dieser Form erstmals und umfassend der sich aus verschiedenen Gesetzen ergebenden kapitalmarktrechtlichen Pflicht zur Erstellung eines Kurzinformationsblattes (KIID, PIB, VIB, BIB). Der Verfasser analysiert in einer Gegenüberstellung die diesen Beipackzetteln zugrundeliegenden Rechtsnormen. Die gesetzgeberische Zielsetzung, Transparenz und Vergleichbarkeit von Finanzprodukten zu ermöglichen, steht hierbei auf dem Prüfstand. Den Schwerpunkt der Arbeit bilden die inhaltliche Ausgestaltung sowie das Haftungsrisiko des Erstellers aufgrund unrichtiger und irreführender Angaben. Im Ergebnis wird zwar eine Verbesserung des Anlegerschutzes bejaht, zugleich werden aber Rechtsunsicherheiten aufgrund der abstrakten gesetzlichen Vorgaben herausgearbeitet.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Vorwort
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Abkürzungsverzeichnis
  • 1. Kapitel: Einleitung
  • 2. Kapitel: Informationeller Anlegerschutz
  • A. Zieldualismus kapitalmarktrechtlicher Gesetzgebung
  • I. Funktionsschutz
  • II. Anlegerschutz
  • 1. Individueller und institutioneller Anlegerschutz
  • 2. Parallelen zwischen Anleger- und Verbraucherschutz
  • B. Anlegerschutz durch Informationspflichten
  • I. Grundzüge des (kapitalmarktrechtlichen) Informationsmodells
  • II. Praktische Ausgestaltung des Informationsmodells
  • 1. Prospekte als umfassende Informationsdokumente
  • a) Prospektpflicht
  • b) Prospektinhalt
  • c) Prospekthaftung
  • 2. Informationspflichten im Falle einer Anlageberatung
  • a) Zivilrechtliche Informationspflichten
  • b) Aufsichtsrechtliche Informationspflichten des WpHG
  • 3. Zusammenfassung
  • III. Ökonomische Grundlagen des Informationsmodells
  • 1. Informationsasymmetrien im Lichte ökonomischer Theorien
  • a) Neoklassische Wirtschaftstheorie
  • b) Neue Institutionenökonomik
  • 2. Der homo oeconomicus als Verhaltensmodell
  • IV. Zwischenergebnis
  • V. Kritik am Modell des homo oeconomicus
  • 1. Das Phänomen des Information Overload
  • 2. Folgen eines Information Overload
  • a) Verfügbarkeitsheuristiken und selektive Wahrnehmung
  • b) Framing, Primat-Effekte und Priming
  • VI. Effektivitätsgrenzen des informationellen Anlegerschutzes
  • 3. Kapitel: Einführung von Kurzinformationsblättern im Finanzbereich
  • A. Europäischer Hintergrund
  • I. Die OGAW-IV-Richtlinie und ihre Umsetzung ins deutsche Recht
  • 1. Vom vereinfachten Verkaufsprospekt zum KIID
  • 2. Rechtliche Grundlagen des KIID
  • II. Die PRIP-Initiative der europäischen Kommission
  • III. Schlüsselinformationen in der Prospektzusammenfassung
  • B. Regulierungsmaßnahmen auf nationaler Ebene
  • I. Das Anlegerschutz- und Funktionsverbesserungsgesetz
  • 1. Rechtliche Grundlagen des PIB
  • 2. Systematische Einordnung in das bestehende Anlegerschutzkonzept
  • II. Das Vermögensanlagengesetz
  • C. Änderungen durch das AIFM-UmsG
  • I. Investmentvermögen i.S.d. KAGB
  • II. Rechtliche Grundlagen des KIID nach dem KAGB
  • D. Ergebnisse
  • 4. Kapitel: Erstellungspflicht für PIBs, VIBs und KIIDs
  • A. Persönlicher Anwendungsbereich
  • I. Kapitalverwaltungsgesellschaften i.S.d. KAGB
  • II. Anbieter von Vermögensanlagen
  • III. Adressat und Empfängerkreis des § 31 Abs. 3a WpHG
  • 1. Wertpapierdienstleistungsunternehmen als Erstellungsverpflichtete
  • 2. Empfängerkreis
  • B. Sachlicher Anwendungsbereich
  • I. Erfasste Finanzprodukte
  • II. Zusätzliche Anforderungen des § 31 Abs. 3a WpHG
  • 1. Vorliegen einer Anlageberatung i.S.d.§ 2 Abs. 3 S. 1 Nr. 9 WpHG
  • 2. Abgabe einer Kaufempfehlung
  • 3. Verzichtsmöglichkeit
  • C. Der Anwendungsbereich im Lichte der PRIP-Initiative
  • I. Persönlicher Anwendungsbereich
  • II. Sachlicher Anwendungsbereich
  • D. Ergebnisse
  • 5. Kapitel: Art und Weise sowie Zeitpunkt der Zurverfügungstellung
  • A. Anforderungen an das KIID, §§ 297 Abs. 1 S. 1, 297 Abs. 2 S. 2 KAGB
  • I. Empfänger- und Adressatenkreis
  • II. Form der Information
  • III. Begriff der Zurverfügungstellung
  • B. Anforderungen an das PIB
  • I. Form der Information
  • II. Veröffentlichungs- und Aktualisierungspflichten
  • III. Nachträgliche Zurverfügungstellung (§ 34 Abs. 2a S. 3 WpHG analog)
  • C. Anforderungen an das VIB
  • I. Bereitstellungspflichten des Anbieters
  • II. Veröffentlichungs-, Aktualisierungs- und Hinterlegungspflichten
  • D. Rechtzeitigkeit der Zurverfügungstellung
  • E. Ausblick: Anforderungen an das BIB
  • I. Form der Information und Veröffentlichungspflichten
  • II. Bereitstellungspflichten und nachträgliche Zurverfügungstellung
  • F. Ergebnisse
  • 6. Kapitel: Inhaltliche Anforderungen an Kurzinformationsblätter
  • A. Allgemeine Anforderungen und Haftungsrisiken
  • I. Haftungsbeschränkung durch Einbeziehung des Prospektes
  • 1. Haftungsbeschränkung bei der Prospektzusammenfassung
  • 2. § 23 Abs. 2 Nr. 5 WpPG analog bei Kurzinformationsblättern
  • II. Erfasste Mängel
  • 1. Unrichtigkeit
  • 2. Irreführung
  • a) Anlehnung an § 31 Abs. 2 S. 1 WpHG
  • b) Rückgriff auf die Rechtsprechung zu § 5 UWG
  • 3. Vereinbarkeit mit den einschlägigen Stellen im Prospekt
  • 4. Fehlen von gesetzlich vorgeschriebenen Mindestangaben
  • III. Zwischenergebnis
  • B. Formelle und materielle Anforderungen an das PIB
  • I. Aufbau, Umfang und Format
  • II. Anforderungen nach § 31 Abs. 3a WpHG i.V.m. § 5a Abs. 1 WpDVerOV
  • 1. Verständlichkeit und Empfängerhorizont
  • 2. Möglichkeit der Einschätzung der wesentlichen Informationen
  • 3. Keine werbenden oder nicht dem Zweck dienende Informationen
  • 4. Wesentliche Informationen über das Finanzinstrument
  • a) Art des Finanzinstrumentes
  • b) Beschreibung der Funktionsweise
  • c) Angabe von Risiken
  • d) Aussichten für die Kapitalrückzahlung und Erträge
  • e) Die mit der Anlage verbundenen Kosten
  • aa) Erwerbskosten und laufende Kosten
  • bb) Veräußerungskosten
  • cc) Zuwendungen und Rückvergütungen
  • C. Formelle und materielle Anforderungen an das VIB
  • I. Aufbau, Umfang und Format
  • II. Anforderungen nach § 13 VermAnlG
  • 1. Allgemeine Anforderungen und Hinweispflichten
  • 2. Wesentliche Informationen über die Vermögensanlage
  • a) Art der Vermögensanlage
  • b) Anlagestrategie, Anlagepolitik und Anlageobjekte
  • c) Risiken der Vermögensanlage
  • d) Aussichten für die Kapitalrückzahlung und Erträge
  • e) Kosten und Provisionen
  • D. Formelle und materielle Anforderungen an das KIID
  • I. Aufbau, Umfang und Format
  • II. Anforderungen nach § 166 KAGB i.V.m. VO (EU) Nr. 583/2010
  • 1. Allgemeine Gestaltungsvorgaben
  • 2. Wesentliche Merkmale des Investmentvermögens
  • a) Titel und Identität des Investmentvermögens
  • b) Anlageziele und Anlagepolitik
  • aa) Art und Weise der Darstellung
  • bb) Inhaltliche Anforderungen nach Art. 7 VO (EU) Nr. 583/2010
  • cc) Weitere Angaben
  • c) Risiko- und Ertragsprofil
  • aa) Der synthetische Risiko-Rendite-Indikator
  • bb) Beschreibung des Risiko-Rendite-Indikators
  • cc) Bewertung des Risiko-Rendite-Indikators
  • dd) Weitere Risikokategorien
  • d) Kosten und Gebühren
  • e) Bisherige Wertentwicklungen
  • f) Praktische Informationen und sonstige Angaben
  • III. Besonderheiten bei spezifischen offenen Investmentvermögen
  • 1. Immobilien-Sondervermögen
  • 2. Dach-Hedgefonds
  • 3. Teilfonds und Anteilsklassen
  • 4. Dachfonds und Feeder-Fonds
  • 5. Strukturierte Fonds
  • IV. Spezielle Anforderungen für geschlossene Publikums-AIF
  • 1. Formelle Anforderungen und allgemeine Gestaltungsvorgaben
  • 2. Wesentliche Merkmale des geschlossenen Publikums-AIF
  • E. Ausblick: Form und Inhalt des BIB
  • I. Form nach dem PRIP-Verordnungsvorschlag
  • II. Inhalt nach dem PRIP-Verordnungsvorschlag
  • 1. Allgemeine Gestaltungsvorgaben
  • 2. Überblick zu den speziellen Anforderungen des Art. 8 VO-E
  • a) Unklarheiten hinsichtlich der verwendeten Überschriften
  • b) Risiko- und Renditeprofil
  • c) Kosten
  • d) Weitere Informationen
  • F. Ergebnisse
  • I. Transparenz und Vergleichbarkeit
  • II. Verbleibende Rechtsunsicherheiten aus Sicht des Erstellers
  • 7. Kapitel: Zivilrechtliche Ansprüche und Verwaltungssanktionen
  • A. Zivilrechtliche Schadensersatzansprüche
  • I. Spezialgesetzliche Haftung bei fehlerhaftem KIID und VIB
  • 1. Haftung bei fehlerhaftem KIID gemäß § 306 KAGB
  • a) Anspruchsgegner
  • b) Verschulden und Haftungsausschluss
  • c) Rechtsfolgen
  • d) Verjährung
  • 2. Haftung bei fehlerhaftem VIB gemäß § 22 VermAnlG
  • 3. Nachweis der haftungsbegründenden Kausalität
  • a) § 23 Abs. 2 Nr. 1 WpPG, § 20 Abs. 4 Nr. 1 VermAnlG analog
  • b) Beweiserleichterung
  • aa) Die prospekthaftungsrechtliche Figur der Anlagestimmung
  • bb) Übertragung der Rechtsfigur auf Kurzinformationsblätter
  • cc) Anscheinsbeweis
  • c) Ergebnis
  • II. Haftung aus dem Anlageberatungsvertrag
  • 1. Pflichtverletzung
  • a) Zurverfügungstellung eines fehlerhaften Kurzinformationsblattes
  • b) Zurverfügungstellung eines fehlerfreien Kurzinformationsblattes
  • 2. Verschulden
  • 3. Kausalität
  • 4. Umfang des Schadensersatzes
  • 5. Verjährung
  • III. Zivilrechtliche Prospekthaftung bei fehlerhaftem KIID, PIB und VIB
  • 1. Anwendbarkeit
  • 2. Prospektqualität von Kurzinformationsblättern
  • a) Prospektbegriff
  • aa) Marktbezug der Darstellung
  • bb) Erhebliche Angaben
  • b) Gesamtbetrachtung
  • IV. Deliktsrechtliche Haftung bei fehlerhaftem PIB
  • 1. Schutzgesetzqualität des § 31 Abs. 3a WpHG
  • 2. Weitere Tatbestandsvoraussetzungen
  • V. Haftung bei fehlender Zurverfügungstellung
  • B. Verwaltungssanktionen
  • I. Ordnungsgeld gemäß § 39 Abs. 2 Nr. 15a WpHG
  • II. Ordnungsgeld gemäß § 29 Abs. 1 Nr. 6, 7 VermAnlG
  • III. Ordnungsgeld gemäß § 340 Abs. 2 Nr. 18, Nr. 19 und Nr. 25 KAGB
  • C. Haftung und Sanktionen im Rahmen des PRIP-Verordnungsvorschlages
  • I. Spezialgesetzliche Haftung nach Art. 11 VO-E
  • II. Weitere zivilrechtliche Ansprüche
  • III. Verwaltungssanktionen und Verwaltungsmaßnahmen
  • IV. Beschwerde und Rechtsbehelfe
  • D. Ergebnisse
  • 8. Kapitel: Zusammenführung der Ergebnisse und Schlussbetrachtung
  • Literaturverzeichnis

← XX | 1 → 1. Kapitel: Einleitung

Eines der zentralen Probleme des Kapitalmarktes bildet die asymmetrische Informationsverteilung zwischen Emittenten und Finanzintermediären einerseits und den Anlegern andererseits. Der Begriff der Informationsasymmetrie, synonym auch unter dem Schlagwort „strukturelles Ungleichgewicht“ zu finden,1 bezeichnet einen Zustand, in dem ein Marktakteur über ein höheres Informationsniveau als sein Gegenüber verfügt.2 Im Bereich des Kapitalanlagerechts resultiert dieser Zustand insbesondere daraus, dass es sich bei der Gegenleistung für die Bereitstellung von Kapital um ein Gewinnversprechen für die Zukunft und damit um sogenannte Vertrauensgüter handelt.3 Anders als bei körperlichen Gegenständen, die einer visuellen Prüfung unterzogen werden können, ist die Produktqualität und Plausibilität des Gewinnversprechens nicht ohne Weiteres zu ermitteln.4 Im Zeitpunkt der Investitionsentscheidung kommt den zur Verfügung stehenden Informationen über das Finanzprodukt5 daher entscheidende Bedeutung zu.

Im Zuge der Aufarbeitung der weltweiten Finanzkrise6 ist die Form der Informationen ins Blickfeld der kapitalmarktrechtlichen Regulierungsprojekte geraten. Hierbei hat sich mit dem Bestreben, den Anleger mittels eines kurzen ← 1 | 2 → Dokumentes über die wesentlichen Eigenschaften des Finanzproduktes zu informieren, ein Schwerpunkt herauskristallisiert. Die vorliegende Arbeit setzt sich mit Rechtsfragen zu und dem praktischen Nutzen von den vor diesem Hintergrund eingeführten Kurzinformationsblättern auseinander, die in der Öffentlichkeit häufig auch als „Beipackzettel“ bezeichnet werden. Gemeint sind damit nicht die jedem Arzneimittel beizulegenden, eng gefalteten und klein bedruckten Packungsbeilagen,7 sondern „Beipackzettel“ für Finanzprodukte. Auf zwei bis maximal drei DIN-A4-Seiten sollen solche „Beipackzettel“ den Anleger über wesentliche Charakteristika eines Finanzproduktes aufklären.

Dieser regulatorische Ansatz findet sich in der kapitalmarktrechtlichen Gesetzgebung sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene.8 Seit dem 01.07.2011 sind Wertpapierdienstleistungsunternehmen gemäß § 31 Abs. 3a WpHG i.V.m. § 5a WpDVerOV verpflichtet, dem Kunden im Rahmen einer Anlageberatung ein Produktinformationsblatt (PIB) für Finanzinstrumente zur Verfügung zu stellen.9 Zeitgleich ist mit der Umsetzung der sogenannten OGAW-IV-Richtlinie10 ins deutsche Recht in § 42 Abs. 1 S. 1 InvG die Pflicht zur Erstellung von wesentlichen Anlegerinformationen für offene Investmentanteile statuiert worden, die in dieser Arbeit durchgängig als Key Investor Information Documents (KIID) bezeichnet werden. Knapp ein Jahr später wurde mit dem „Gesetz zur Novellierung des Finanzanlagenvermittler- und Vermögensanlagenrechts“11 im neuen § 13 VermAnlG die Pflicht zur Erstellung eines Vermögensanlagen-Informationsblattes (VIB) eingeführt. De lege ferenda wird darüber hinaus auf Grundlage des von der europäischen Kommission veröffentlichten „Vorschlag(es) für eine Verordnung über Basisinformationsblätter ← 2 | 3 → für Anlageprodukte“12 (PRIP-Verordnungsvorschlag)13 ein einheitliches Basisinformationsblatt (BIB) für Anlageprodukte in allen Mitgliedstaaten vorgeschrieben. Dem regulatorischen Ansatz liegt dabei die Erkenntnis zugrunde, dass der durchschnittliche Anleger ausführliche und komplexe Informationen, insbesondere in Form von bis zu dreihundert Seiten umfassenden Prospekten, nicht liest oder nicht in der Lage ist, diese überhaupt zu verstehen.14 Für Anleger, die unter derartigen Bedingungen eine Anlageentscheidung treffen, bleibt es bei der asymmetrischen Informationsverteilung.

Auf den ersten Blick erscheinen Kurzinformationsblätter daher prädestiniert, eben jene Informationsasymmetrie zu beseitigen. Denn der für den ausführlichen Prospekt charakteristische Grundsatz der Vollständigkeit weicht dem Kriterium der Wesentlichkeit von Informationen. Der komprimierten, standardisierten und vereinfachten Darstellung von Informationen ist jedoch eine Informationsverkürzung immanent. Der Ersteller steht dabei vor der schwierigen Aufgabe, die wesentlichen Charakteristika, Chancen und Risiken komplexer Finanzprodukte in dem zwingend vorgegebenen engen Korsett von wenigen DIN-A4-Seiten darzustellen. Erschwerend kommen die gesetzlichen Anforderungen an die inhaltliche Ausgestaltung hinzu, die weit gefasst sind und zahlreiche unbestimmte Rechtsbegriffe enthalten. Gleichzeitig sieht sich der Ersteller im Falle von fehlerhaften und möglicherweise sogar fehlenden Angaben nicht nur mit aufsichtsrechtlichen Sanktionen, sondern auch mit einer zivilrechtlichen Haftung konfrontiert. Im Hinblick auf den beschränkten Seitenumfang stellt sich zudem die Frage, ob die wenigen gezielten Angaben überhaupt Grundlage für eine fundierte Anlageentscheidung seien können. So könnte dem Anleger etwa infolge der verkürzten Darstellung ein im Ergebnis unzutreffendes Risikoprofil des Finanzproduktes suggeriert werden. Vor diesem Hintergrund erscheint es zweifelhaft, ob der durch das Kurzinformationsblatt erreichte Nutzen für die Anlageentscheidung in einem adäquaten Verhältnis zu den Haftungsrisiken des Erstellers steht. Weiterhin ist unklar, wie sich die neuen Vorschriften in das Anlegerschutzkonzept mit seiner Vielzahl von Informationspflichten und das zivilrechtliche Haftungssystem einfügen.

← 3 | 4 → Trotz intensiver Diskussionen und zahlreichen Beiträgen in der Aufsatzliteratur15 bestehen auch über ein respektive zwei Jahre nach Einführung der neuen Regelungen erhebliche Unsicherheiten im Hinblick auf die vorgehend skizzierten Problemfelder. Insbesondere aber fehlt es an einer gebündelten und auf alle Kurzinformationsblätter fokussierten Bearbeitung.16 Die vorliegende Arbeit widmet sich diesen Problemfeldern und gibt eine Antwort auf die im Arbeitstitel angelegte Frage, welchen Beitrag Kurzinformationsblätter leisten können, um dem Anleger eine fundierte Investitionsentscheidung zu ermöglichen. Dabei erhebt die Arbeit nicht den Anspruch, den Erstellungsverpflichteten einen Leitfaden für die Abfassung der neuen Informationsdokumente an die Hand zu geben.17 Vielmehr soll eine gegenüberstellende Analyse der dem KIID, PIB und VIB zugrundeliegenden Rechtsnormen vorgenommen werden. Zudem erfolgt ein Ausblick auf das noch im Rechtssetzungsverfahren befindliche BIB auf Grundlage des PRIP-Verordnungsvorschlages. Ausgangspunkt und Maßstab der Untersuchung ist die sich in allen Gesetzesbegründungen wiederfindende Zielsetzung, Transparenz und Vergleichbarkeit von Finanzprodukten zu schaffen.18

Details

Seiten
XX, 280
Jahr
2015
ISBN (PDF)
9783653048902
ISBN (ePUB)
9783653979947
ISBN (MOBI)
9783653979930
ISBN (Paperback)
9783631655184
DOI
10.3726/978-3-653-04890-2
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2015 (April)
Schlagworte
Vermögensanlageninformationsblatt Informationsmodell Anlegerschutz Beipackzette Produktinformationsblatt
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2015. XX, 280 S.

Biographische Angaben

Matthias Bohnen (Autor:in)

Matthias J. W. Bohnen studierte Rechtswissenschaften in Münster. Anschließend war er zunächst als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Münster und darauf in einer Wirtschaftskanzlei in Köln tätig.

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