Constructive dismissal
Fingierte Arbeitgeberkündigung im englischen Kündigungsschutzrecht
Series:
Stephanie Amschler
Teil 1: Constructive dismissal im englischen Kündigungsschutzrecht
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Teil 1: Constructive dismissal im englischen Kündigungsschutzrecht
Die Rechtsfigur der constructive dismissal15 kann im englischen Kündigungsschutzrecht über die letzten Jahrhunderte hinweg eine bemerkenswerte Entwicklung verzeichnen.
Die Anfänge dieser Rechtsfigur lassen sich bereits auf eine Zeit weit vor Entstehung des gesetzlichen Kündigungsschutzes in England zurückdatieren.
Bevor in den 1960er Jahren die gesetzliche Normierung der Arbeitnehmerrechte begann, war die Beendigung von Arbeitsverhältnissen allein vom common law geprägt.16 Hiernach konnte ein Arbeitgeber den Arbeitnehmer aus beliebigen Gründen entlassen.17 Erforderlich war nur eine angemessene Kündigungserklärung.18
Das common law enthielt jedoch auch einige wenige Regelungen zum Schutz der Arbeitnehmer. Zum einen bestand schon damals ein Recht der Arbeitnehmer auf Schutz vor wrongful dismissal. Dementsprechend hatte ein gekündigter Arbeitnehmer Anspruch auf Schadensersatz, wenn die Kündigung eine ← 31 | 32 → Vertragsverletzung darstellte – also zum Beispiel immer dann, wenn der Arbeitgeber ihn ohne Einhaltung der jeweils geltenden Kündigungsfrist entlassen hatte.19
Eine weitere wichtige Regel zum Schutz der Arbeitnehmer entstammte dem allgemeinen Vertragsrecht des common law und kam auch im Arbeitsrecht zur Anwendung. Hiernach bestand bei vertragsbrüchigem Verhalten des einen Vertragspartners für den anderen die Möglichkeit, entweder den Vertrag durch Geltendmachung der Vertragsverletzung zu kündigen oder trotz der Vertragsverletzung am Vertrag festzuhalten.20 Fiel die Wahl auf die Kündigung des Vertrags durch Geltendmachung des Verstoßes, war der vertragsbrüchige Vertragspartner zur Zahlung von Schadensersatz verpflichtet, obwohl die Kündigung letztendlich vom anderen...
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