Die Unschuld
Der Mensch im Zwielicht der Willensfreiheit
Hellmuth Kiowsky
II.
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Extract
7. Willensfreiheit gesteuert durch das Unbewusste
Für die Psychologie geschieht das Böse nie aus dem Grunde des Menschen heraus, sondern sie behauptet, der Mensch wäre zum Bösen von außen verführt. Trotz seiner ihm zugeschriebenen Willensfreiheit könne er nicht das Böse wollen. Das christliche Menschenbild vermittelt diese Vorstellung, wie sie auch der ‚Sündenfall‘ zeigt, wo doch erst durch Verführung der Schlange das Verbotene übertreten wurde. Es ist die Frage: Haben alle Menschen von Grund auf, also radikal, das Böse in sich, also nicht nur in mildernder Version den Hang dazu und kaschieren es durch alltägliches Benehmen, oder gibt es das Dämonische nicht, und die Verführung zu Schlechtem geschieht durch die Objekte der Begehrlichkeit?
Die im letzten Jahrhundert vollführten politischen Greueltaten, seien sie in Deutschland oder in Russland geschehen, waren Reaktionen auf absurde Gedanken von Despotengehirnen. Das unbegreifbare Böse erhielt den Anstoß von außen durch die Objekte des Hasses. Aber der Ausschlag zur veranlassenden Tat kann nur dem bestimmten Individuum zugerechnet werden.
Dieses Böse ist gleich einer Begabung, die unergründlich vorhanden ist. Dem unglaublichen Geschehen in ähnlicher Weise verwandt ist die unerklärliche Tat des Amoklaufes, wo aus welchen Gründen auch immer, das Böse, Schreckliche, ein offenes Ventil findet. Nietzsche sagt:
„Die Menschen, welche jetzt grausam sind, müssen uns als Stufen früherer Kulturen gelten, welche übriggeblieben sind. Das Gebirge der Menschheit...
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