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Von Freinet zu Freud: Die institutionelle Pädagogik von Fernand Oury

Übersetzt von Renate Kock und Erdmuthe Mouchet unter Mitwirkung von Claude Mouchet

von Claude Mouchet (Autor:in) Raymond Bénévent (Autor:in)
©2015 Monographie 283 Seiten

Zusammenfassung

Das Buch widmet sich Fernand Oury (1920–1998), einem der bedeutendsten französischen Pädagogen des 20. Jahrhunderts, der jedoch in Deutschland so gut wie unbekannt ist. Originell und innovativ, führte er das von Célestin Freinet entwickelte pädagogische Konzept weiter und wendete es in den sogenannten Kasernen-Schulen der Pariser Nachkriegszeit an. Parallel dazu orientierte er sich an Freud, um unbewusste Phänomene in Schulklassen aufzuspüren. Die Autoren stellen die einzelnen Lebensetappen Ourys vor und gehen auch auf seine kämpferischen Auseinandersetzungen mit traditionellen Vorstellungen ein. Ihr Buch stellt die Hauptbegriffe der institutionellen Pädagogik vor und veranschaulicht die von Oury «Institutionen» genannten Neuerungen anhand von Beispielen aus seiner Schulpraxis und Äußerungen.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Einleitung. Die Institutionelle Pädagogik : Ein schwarzes Loch in der Rezeption französischer Pädagogik-Strömungen in Deutschland
  • Teil I Fernand Oury, Intellektuelle Biographie eines Handwerkers der Pädagogik
  • Kapitel 1. Die Bildungsjahre
  • 1. Eine vom Krieg getroffene Familie
  • 2. Die Schule des „Niemandslandes“ (terrains vagues)
  • 3. Ein kosmopolitisches Arbeiterumfeld
  • 4. Der kulturelle, politische und soziale Schmelztiegel der Hispano-Suiza
  • Kapitel 2. Erste Schritte im Beruf des Lehrers (1939–1955)
  • 1. Erste Schritte, erste Erfahrungen: 1939–
  • 2. Die bittere Erfahrung der Rückkehr in die Normalität und die Flucht aus der Klasse (1940–1949)
  • 3. Den Beruf verändern (1949 bis 1953)
  • 4. „Eine Erfahrung demokratischer Disziplin in einer Klasse mit 40 Schülern“ (1950 bis 1954)
  • 5. Die Flucht aus der Elementarschule oder die Entscheidung für die Sonderpädagogik (1954–1955)
  • Kapitel 3. Von der Stadtschule zur „Kasernen-Schule“ (1955–1958)
  • 1. Die Umwandlung der Primarschule ab den 50er Jahren
  • 2. Die Debatte um die Stadtschule innerhalb des ICEM (1947–1953)
  • 3. Welches sind die Eigenheiten der Stadtschule?
  • 4. Freinet zwischen ländlicher Schule und Kasernen-Schule
  • 5. Die Kasernen-Schule und der Zwiespalt des Stadtlehrers oder vom Drama zur Tragödie
  • 6. Der „Scholastismus“
  • 7. Kasernen-Schule und Anpassungsprobleme (September/Oktober 1958)
  • 8. Ist die Bilanz des ICEM negativ?
  • Kapitel 4. Fernand Oury und das Unbewusste: Von der persönlichen Entscheidung zur beruflichen Überzeugung (1949–1962)
  • 1. Der Mensch Fernand Oury und die Psychoanalyse
  • 2. Pädagogik, psychische Behandlung, Psychoanalyse treffen in Herbault zusammen (1952–1955)
  • 3. Psychoanalytische Konzepte und pädagogische Praxis: eine progressive Einbettung (1957–1958)
  • 4. Die Pädagogik in Kontakt mit der Psychoanalyse: die Identität des „Pädagogischen“ auf dem Prüfstand (1958 bis 1962)
  • Teil II Die „Traumata“ der Geburt (1961–1966)
  • Kapitel 5. Erster Bruch: Der Austritt aus der Freinet-Bewegung (1961)
  • 1. Der Kongress der Freinet-Bewegung von Saint-Étienne (1961) und die Frage des „IPEM-Bulletins“
  • 2. Was bei diesem Bruch organisatorisch auf dem Spiel steht
  • 3. Was bei diesem Bruch pädagogisch auf dem Spiel steht
  • 4. Verteidigung und Berühmtmachung des Pariser Büros
  • Kapitel 6. Die Gruppe „Techniques Éducatives“ auf dem Wege zu einer demokratischen Pädagogik (März 1961 Bis April 1964)
  • 1. Die Installierung der neuen pädagogischen Bewegung
  • 2. Ein Scharnier: Priorität für die Forschung (Oktober 1963 bis Dezember 1963)
  • 3. Ein Wolf im Schafspelz? Georges Lapassade in der GTE
  • Kapitel 7. Der Zweite Bruch: Das Ende der Groupe Techniques Éducatives/GTE (Mai 1964–Oktober 1966)
  • 1. Die Spaltungen innerhalb der GTE öffentlich gemacht
  • 2. Aïda Vasquez, der neue Bund
  • 3. Der weite Weg bis zur Auflösung der GTE
  • Anhang: Rückzug (1966–1998)
  • Teil III Konzepte und Praxis der Institutionellen Pädagogik
  • Kapitel 8. Konzeptueller Beitrag der Psychoanalyse und der Institutionellen Psychotherapie
  • 1. Psychoanalyse, Psychotherapie: eine Verflechtung
  • 2. Die Psychoanalyse: minimale theoretische Grundlagen und pädagogische Resonanzen
  • 3. Die Begriffe der institutionellen Psychotherapie und ihre pädagogische Resonanz
  • 4. Fragen um das Konzept Vermittlung
  • 5. „Was weder dem einen noch dem anderen angehört“: das Symbolische
  • Kapitel 9. Das Gebäude der Institutionen
  • 1. Die Institutionen: ein offenes System
  • 2. Die Hauptinstitutionen der Klasse
  • 3. Die Monografie: Eine Institution der „Extra-Klasse“
  • 4. Die Institution, ein dynamischer Akt
  • Kapitel 10. Die Wirkungen der Institutionalisierung der Klasse
  • 1. Wie die Liebe zum Wissen zu einem Jungen kommt
  • 2. Versuch einer Antwort auf die Sackgassen der frontalen Pädagogik
  • Schlusswort
  • Literaturverzeichnis

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Einleitung. Die Institutionelle Pädagogik : Ein schwarzes Loch in der Rezeption französischer Pädagogik-Strömungen in Deutschland

Mit Überraschung muss man feststellen, dass keines der Werke Fernand Ourys, die in Frankreich wirklich erfolgreich waren (vor allem die beiden ersten1), bis heute in die deutsche Sprache übersetzt wurde2. Außerdem ist die institutionelle Pädagogik, die mit dem Namen Ourys verbunden ist, in Deutschland wenig bekannt, wie auch Gérald Schlemminger in seinem Vorwort zur Schrift Pédagogie institutionnelle und Freinet-Pädagogik3, anmerkt. Er betont dort die besondere Schwierigkeit der Übersetzung gebräuchlicher Begriffe dieser pädagogischen Strömung ins Deutsche, denn sie weisen auf nichts in der deutschen Sprache zurück, und wir fügen unsererseits hinzu, dass diese Termini auch an nichts in der pädagogischen Praxis in Deutschland anknüpfen. Er führt als Beispiele das „monnaie intérieure“ (das er mit Klassengeld übersetzt), das „Loi“ (Gebot4), die „ceintures de comportements“ (Gürtel/Stufen des sozialen Verhaltens) an, wobei auch diese Übersetzungen nicht gerade transparent sind. Im Anschluss an seinen Leitartikel, der den wirklich aufschlussreichen Titel Grenzen (in) der Pädagogik5 trägt, ← 9 | 10 → merkt er außerdem an, dass das Genre der Schüler-Monographie – relativ bekannt in Frankreich, und voll entwickelt in der institutionellen Pädagogik – einem Deutschen nichts sagt. Man muss also die Realität und die geringe Durchlässigkeit dieser nationalen Grenzen anerkennen, die den Ideenaustausch zwischen den beiden Ländern ziemlich schwierig gestalten. Umso erstaunlicher ist der Erfolg, an den derselbe Schlemminger erinnert, nämlich der der Freinet-Pädagogik in Deutschland seit den 60er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts. Genauer gesagt, der zweifache Erfolg: im deutschen Hochschulbereich, in dem die Schriften Freinets übersetzt und interpretiert worden sind, aber auch bei zwei äußerst aktiven Verbänden von Praktikern. Aber vielleicht ist es dieser Erfolg, der zumindest teilweise die Schwierigkeiten der institutionellen Pädagogik, sich in Deutschland zu etablieren, erklären könnte. Denn Schlemminger zufolge sind die deutschen Bewegungen, die sich auf Freinet berufen, für neue „Baustellen“ nicht offen; sie haben sich auch nicht auf Diskussionen mit den anderen Bewegungen der Reformpädagogik eingelassen. Dieser „konzeptuelle Stillstand6“ war für die Einführung der institutionellen Pädagogik in die deutsche Pädagogik-Landschaft nicht hilfreich. Unter diesem Gesichtspunkt wird man feststellen, dass die gesamte Diskussion um den Stellenwert, den die psychoanalytischen Errungenschaften im Klassenraum einnehmen könnten, in Deutschland kein Äquivalent gefunden hat. Diese Diskussion wurde in Frankreich in einer wirklich bemerkenswerten Art und Weise in der Groupe Techniques Éducatives geführt, in der Oury eine der beiden Hauptfiguren war. Ganz zu schweigen von der Rolle, die Jacques Lacan spielte, dessen Auffassungen in Frankreich ein Ansehen erworben haben, das weit über den Kreis der Analytiker hinausgeht.

Man könnte auch versuchen, diese Situation mit der Entwicklung gerade dieser institutionellen Pädagogik in Frankreich zu erklären. Trotz einer turbulenten Geschichte waren die Verbindungen Ourys zur Freinet-Pädagogik durch seine Treue zum politischen und pädagogischen Projekt des Begründers der Schuldruckerei gekennzeichnet; eine Treue, die den Bruch mit Freinet überdauerte. Aber die Konstituierung einer demokratischen pädagogischen Bewegung, unabhängig von der Bürokratie der Freinet-Bewegung, die – wie wir glauben – das große Ziel Fernand Ourys in der ersten Hälfte der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts ist, endet 1966 mit einem Misserfolg. Die Folge ist eine Rückkehr zu temporären lokalen Strukturen mit der Ausrichtung auf das Schreiben der Schüler-Monografien, Strukturen, die sich auflösen, sobald die Monografien geschrieben sind. Diese Gruppen um das Schreiben der Schüler-Monografien ← 10 | 11 → herum sind unter der Bezeichnung Sporen bekannt. Der Wille, eine pädagogische Bewegung auf nationaler Ebene zu organisieren, besteht nicht mehr und schon gar nicht mehr auf internationaler Ebene. Während die Expansion über die nationalen Grenzen hinaus immer eine der wichtigen Ausrichtungen der Freinet-Bewegung seit ihren Anfängen gewesen ist, konstatieren wir nichts Vergleichbares in der Entwicklung der institutionellen Pädagogik. Die Geschichte dieser pädagogischen Bewegung und der von ihr getroffenen Entscheidungen ist ebenfalls ein wichtiges, zu berücksichtigendes Element für die Erklärung ihrer aktuellen Abwesenheit in der deutschen Pädagogik-Landschaft7.

Unser Buch ist keine Gebrauchsanweisung der institutionellen Pädagogik: Wir haben nicht die Kompetenzen dafür, und es gibt verschiedene Bücher (nur auf Französisch) die sich dieses zum Ziel gesetzt haben8. Wir möchten eine Entstehungsgeschichte der institutionellen Pädagogik von Fernand Oury schreiben, die es bis jetzt noch nicht gibt, verbunden mit einer systematischen Sichtweise, die dem Leser ermöglicht, sich eine Vorstellung von der Gestaltung ihrer wichtigsten operativen Handlungskonzepte zu machen. Denn der außergewöhnliche Einfallsreichtum der institutionellen Pädagogik erklärt sich für uns aus den Schwierigkeiten, auf die sie stieß und die sie zu lösen versucht hat. Dieses Spannungsfeld zwischen der Erfahrung der urbanen Klassen, ihren Problemen und der Suche nach Lösungen haben wir versucht zu beschreiben.

Unsere Arbeit ist in drei Teile gegliedert. Der erste mit der Überschrift: „Intellektuelle Biographie eines pädagogischen Handwerkers“ führt kurz gefasst das Milieu vor Augen, in dem Fernand Oury aufgewachsen ist: Für ihn gibt es seit seiner Jugend bedeutsame politische und pädagogische Entscheidungen, dabei ist er in einem Arbeiterumfeld verwurzelt, das für den Kosmopolitismus politischer Flüchtlinge und die Jugendherbergsbewegung (Kapitel 1) offen ist. Diese Optionen sind für den Lehrerberuf sehr wichtig – den er sein Leben lang als handwerkliche Aktivität begreift –, und sie gehen dem ebenso entscheidenden Kennenlernen von Freinet und dessen Pädagogik voraus. Bei dieser Begegnung im Jahr 1949 hatte Oury schon zehn Jahre Schuldienst hinter sich, eine Berufserfahrung mit vielen verschiedenen innovativen Experimenten, und er hatte sich zum Ziel gesetzt, die urbane Schule zu verändern, die das Institut Coopératif de l’Enseignement Moderne ← 11 | 12 → (ICEM) von Freinet weitgehend ignorierte. Jene Begegnung, sein Engagement in der Praxis der kooperativen Pädagogik und in der theoretischen Umsetzung dessen, was er tut, führen ihn schließlich zu einer Erfahrung demokratischer Disziplin in seiner Klasse, worüber er ausführlich in L’Éducateur, der Zeitschrift der Freinet-Bewegung (Kapitel 2) berichtet. Dadurch wird er zu einem ständigen Redakteur, wobei er sich auf den Schultyp konzentriert, den nicht nur er die ‚Kasernen-Schule‘ (Kapitel 3) nennt. Er beobachtet nämlich, dass die Art der Pädagogik, die er und andere praktizieren, für bestimmte Schüler einen therapeutischen Wert haben könnte, und er versucht, die Gründe dafür zu verstehen. Die Psychoanalyse, die er durch eine Behandlung bei Jacques Lacan kennenlernt, scheint ihm das Mittel zum Verständnis der Klassen zu sein, das sich noch verfeinern sollte (Kapitel 4).

Parallel zu dieser Theoretisierung seiner Erfahrung nimmt Fernand Oury aktiv an der Entwicklung der Pariser Sektion der Freinet-Bewegung teil, dem Institut Parisien de l’École Moderne (IPEM). Das wachsende Ansehen der Pariser Zeitschrift ist der Grund für Reibungen mit den Organen der Freinet-Bewegung. Das mangelnde gegenseitige Verständnis und die darauf folgenden Streitigkeiten bilden den ersten Abschnitt unseres zweiten Teils, den wir, indem wir uns auf Rank beziehen, „Die Traumata der Geburt (1961–1966)“ genannt haben. Das erste Trauma ist das Ausscheiden des größten Teils der Aktivisten des IPEM aus der Freinet-Bewegung im März 1961. Wir haben die diesbezüglichen Entwicklungen nachgezeichnet und die organisatorischen und pädagogischen Probleme explizit dargestellt (Kapitel 5). Es ist nach Ourys Auffassung dringend erforderlich, eine demokratische Pädagogik-Bewegung neu zu gründen, ohne, dem ICEM vergleichbar, zu einer Bewegung abzudriften, in der Freinet als absoluter Monarch regiert. Es wird dann mit Raymond Fonvieille die Groupe Techniques Éducatives (GTE) und ihre Zeitschrift Éducation et Techniques ins Leben gerufen. Drei Jahre voller Forschung und Fortbildung vergehen, in denen der Einfluss von Jean Oury, dem jüngeren Bruder von Fernand, Psychiater in einer Krankenanstalt, zunimmt. Und zwar derartig, dass sich Raymond Fonvieille und einige Personen aus seinem Umfeld allmählich unwohl fühlen und beginnen, vom „Oury-Clan“ zu sprechen. Während des Winters 1963–1964 tritt ein Neuankömmling innerhalb der GTE in Erscheinung: Georges Lapassade, Psychosoziologe, ein Anhänger des Non-Direktivismus, der die Gegensätze, die zwischen den Anhängern von Fernand Oury und jenen von Raymond Fonvieille (Kapitel 6) bestehen, in aller Deutlichkeit vor Augen führt. Damit eskaliert die Situation, und alles – oder fast alles – wird zu einem Anlass für Konfrontationen zwischen diesen beiden Gruppen. Zwei Jahre vorher ist eine junge Venezolanerin, Aïda Vasquez, in die Klasse von Oury gekommen und hat, da sie sein Interesse für die Psychoanalyse teilt, neue Impulse in die Forschungsarbeit gebracht. Vor ← 12 | 13 → allem die Schüler-Monografien nehmen damals eine sehr große Bedeutung ein. Die Divergenzen zwischen den Anhängern Fonvieilles, die sich in der Nachfolge Lapassades sehen, und jenen Ourys bewirken schließlich im Oktober 1966 die Auflösung der GTE. Damit endet das Bestreben, eine demokratische Pädagogik-Bewegung zu etablieren; von nun an widmen sich Oury und Vasquez dem Schreiben ihrer beiden Hauptwerke, während sich ihre Anhänger in kleinen Gruppen, den ‚Sporen‘, zusammenschließen. Dabei geht es um das Schreiben einer Monographie; im Anschluss lösen sich diese temporären Gruppierungen auf (Kapitel 7).

Unser dritter Teil untersucht schließlich die „Konzepte und die Praktiken der institutionellen Pädagogik“. Das 8. Kapitel zeigt, wo die grundlegenden Konzepte dieser pädagogischen Richtung ihren Ursprung haben: in der Psychoanalyse und auch – was selten erwähnt wird – in der institutionellen Psychotherapie, in der Jean Oury eine der Hauptfiguren ist. Wir interessieren uns im 9. Kapitel für das, was die von Fernand Oury geschaffene Pädagogik-Richtung auszeichnet: die Institutionen. Dabei verfolgen wir ein dreifaches Ziel: a) Wie kann es gelingen, die Anforderungen dessen, was wir die institutionelle Unendlichkeit nennen (die Unendlichkeit der Situationen, in denen sich Klassen befinden können, rechtfertigt eine unendliche Zahl von unterschiedlichen Institutionen) mit der Notwendigkeit von Geschlossenheit und Vollständigkeit zu vereinbaren? b) Welches sind die grundlegenden Funktionen der Institutionen, die wir am häufigsten in den Klassen finden? c) Die Beschreibung dieser häufigsten Institutionen. Unser letztes Kapitel zeigt anhand von Beispielen aus der Praxis der institutionellen Pädagogik die Wirkungen dieser Institutionalisierung. Dabei tritt zu Tage, was sie im Vergleich zu den Sackgassen des Frontalunterrichts ermöglicht. Es wird hervorgehoben, dass die Erfolge, die sie verzeichnet, nicht auf besondere Lehrer oder Lehrerinnen zurückzuführen sind („gute Lehrer und Lehrerinnen“), und es wird auf die therapeutischen Stärken dieser Klassen eingegangen.

1 Vasquez, Aïda / Oury, Fernand: Vers une pédagogie institutionnelle? Maspero: Paris 1967; Vasquez, Aïda / Oury, Fernand: De la classe coopérative à la pédagogie institutionnelle. Maspero: Paris 1971. Diese beiden Werke wurden später im Verlag Matrice in Vigneux neu herausgegeben.

2 Vasquez, Aïda / Oury, Fernand et al.: Vorschläge für die Arbeit im Klassenzimmer. Die Freinet-Pädagogik: Alternativen zum gewöhnlichen Schulleben. Rowohlt Taschenbuch: Reinbek bei Hamburg 1976, bildet eine Ausnahme. Darin sind ca. 100 Seiten aus Vasquez / Oury 1971 ins Deutsche übersetzt.

3 Schlemminger, Gérald: „A propos der institutionellen Pädagogik“ Fragen und Versuche, Pédagogie institutionnelle und Freinet-Pädagogik, Zeitung der Freinet-Kooperative e.V., 131, 2010, S. 3–4.

4 Da dieser Begriff von Fernand Oury aus Lacans Werk übernommen wurde, haben wir uns entschlossen, die Wörter „loi“ und „Loi“ durch „Gesetz“, wie in den deutschen Übersetzungen von Lacan üblich, und nicht durch „Gebot“ wie bei Schlemminger, wiederzugeben.

5 Cf. Schlemminger, Gérald: „Grenzen (in) der Pädagogik“. Fragen und Versuche. „Pédagogie institutionnelle und Freinet-Pädagogik“. Zeitung der Freinet-Kooperative e.V., 131, 2010, S. 5–9.

6 Ibid., S. 6.

7 Das erklärt auch, warum die Werke, auf die wir verweisen, ausschließlich in Französisch geschrieben sind.

8 Wir beziehen uns vor allem auf Thébaudin, Françoise / Oury, Fernand: Pédagogie institutionnelle. Mise en place et pratique des institutions de la classe. Matrice: Vigneux 1995, wie auch auf das hervorragende Werk von Laffitte, René: Mémento de Pédagogie institutionnelle. Matrice: Vigneux 1999.

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Teil I
Fernand Oury, Intellektuelle Biographie
eines Handwerkers der Pädagogik

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Details

Seiten
283
Jahr
2015
ISBN (PDF)
9783653045864
ISBN (ePUB)
9783653982640
ISBN (MOBI)
9783653982633
ISBN (Hardcover)
9783631653739
DOI
10.3726/978-3-653-04586-4
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2015 (April)
Schlagworte
Institutionelle Psychotherapie Problemschüler Reformpädagogik Institutionen in der Klasse
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2015. 283 S.

Biographische Angaben

Claude Mouchet (Autor:in) Raymond Bénévent (Autor:in)

Claude Mouchet studierte Philosophie in Lyon und Paris (École Normale Supérieure de Saint-Cloud) und war Dozent für Pädagogik in der Pädagogischen Hochschule Colmar. Raymond Bénévent arbeitete als Dozent für Pädagogik in der Pädagogischen Hochschule Colmar. Er ist Psychoanalytiker.

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