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Kulturen im Dialog III – Culture in Dialogo III – Cultures in Dialogue III

Drittes JungakademikerInnen-Forum in Südtirol- Terzo Forum per Neolaureati in Alto Adige- Third Forum for Young Graduates in South Tyrol

von Annemarie Profanter (Band-Herausgeber:in)
©2014 Sammelband 167 Seiten
Reihe: Interkultureller Dialog, Band 5

Zusammenfassung

JungakademikerInnen unterschiedlicher Fachgebiete haben sich mit der Idee, den interdisziplinären sowie interkulturellen wissenschaftlichen Dialog zu fördern, ans Werk gemacht und setzen sich in ihren Beiträgen mit internationalen Fragen beziehungsweise regionalen Themen auseinander. Um den Dialog auch über Sprachgrenzen hinweg anzuregen, sind alle Beiträge mit je einem italienischen, deutschen und englischsprachigen Abstract versehen. Der deskriptive Anspruch dieses Sammelwerks besteht darin, verschiedene Teilaspekte des Phänomens einer multikulturellen Gesellschaft in Südtirol aufzuzeigen. Der konstruktive Anspruch dieses Werks fußt auf einem übergeordneten Ziel: dem Schaffen von Momenten der Begegnung, des intersubjektiven und interdisziplinären Dialogs und erfordert die theoretische Fundierung von praktischen Formen dialogischer Problemanalyse und -bewältigung.
Con l’idea di promuovere il dialogo interdisciplinare come anche quello scientifico interculturale neolaureati di diverse facoltà si sono dati da fare e trattano nelle loro opere questioni internazionali ossia temi regionali. Per promuovere il dialogo anche oltre le barriere linguistiche i contributi si presentano con abstract in lingua inglese, tedesca e italiana. La pretesa descrittiva di questa raccolta di temi sta nel esplicare diversi aspetti del fenomeno di una società multiculturale in Alto Adige. La pretesa costruttiva di questa opera si basa su di un fine superiore: il creare di momenti d’incontro, di un dialogo intersoggettivo e interdisciplinare e richiede una base teorica di forme pratiche di analisi e soluzione dialogica di problemi.
In an aim to promote an interdisciplinary and intercultural scientific dialog young graduates of diverse disciplines have tackled the task of intensive investigation into «cultures in dialogue» as it relates to issues of international as well as regional relevance. In an attempt to motivate dialogue across language barriers all contributions provide abstracts in the three languages: German, Italian and English. The descriptive part of the collected edition provides an overview of diverse aspects of the phenomenon of a multicultural society in South Tyrol. The constructive aspect of the volume pursues the following goal: it creates moments of encounter, of intersubjective as well as interdisciplinary dialogue and lays the basis for a theoretical foundation of practical forms of dialogic problem analysis and problem solving.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Vorwort
  • Inhalt
  • Part I: Raumproduktion und -nutzung von formalen und informalen Räumen
  • Die Arbeitermigration nach Bozen zur Zeit des italienischen Faschismus
  • Streit ums „Fremdenzimmer“? Die Sammelunterbringung Asylsuchender in Gasthöfen: Eine konfliktreiche österreichische Praxis an der Schnittstelle von Tourismus und Asylmigration
  • Part II: Interkulturelle Beziehungen und Weltbürgertum
  • Geschwisterbeziehungen im interkulturellen Vergleich
  • Kosmopolitismus – ein Problemaufriss
  • Sprache als Mittel zum interkulturellen Dialog am Beispiel von Dichter und Songwriter, oder: „Wollt ihr ’nen Liedermacher oder einen Star?“
  • Part III: Wirtschaft und Politik: Partizipation und Arbeitsleben
  • The fiscal impact of immigrants on the public budget sector – Bane or boon
  • Empowerment von Frauen mit Migrationshintergrund in der Steiermark und in Südtirol
  • Politica, diritto e diritti delle minoranze nello spazio giuridico europeo
  • Biographien

Part I

Raumproduktion und -nutzung von formalen und informalen Räumen

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Die Arbeitermigration nach Bozen zur Zeit des italienischen Faschismus

Peter Volgger

Inhaltsverzeichnis

1.  Einleitung

2.  Das hybride Programm des Faschismus

3.  Das Gartenprogramm des Faschismus

3.1  Der Garten als System: der Agro Pontino

3.2  Der Garten als urbanes Axiom: die Stadtplanung von Bozen

3.3  Der Garten für den Arbeiter: das Semirurali Viertel

4.  Zusammenfassung

5.  Literaturnachweis

Abstract

Der Text widmet sich dem Thema „Stadt und Migration“ in Bozen am Beispiel senegalesischer Migranten. Die Improvisationen dieser Menschen schaffen Öffnungen für neue urbane Situationen und kreative Verbindungslinien zwischen dem Globalen und dem Lokalen und öffnen damit eine neue Perspektive auf die lokalen Effekte globaler Prozesse. Die Arbeit geht davon aus, dass die dabei entstehenden Phänomene an einem konkreten Ort wie Bozen sichtbar gemacht werden können. Sie liefert neue Erkenntnisse im Bereich der Grundlagenforschung zu Migration und Stadt und zeigt innovative Methoden der Stadtforschung auf. Die zentrale Aussage ist, dass die Senegalesen in Bozen ein authentisches afrikanisches Fragment („afrikanisches Dorf “) bewohnen, das nicht einfach über den Integrationsimperativ (oder andere zentral autorisierte Kategorien) und den damit verbundenen normativen Raum zu erklären ist. Es entstehen in Bozen als Resultat migratorischer Praxen selbstautorisierte Strukturen, die zu einer Neuverteilung von Aktivitäten und Rollen jenseits der konzeptuellen Rahmenwerke führt, die uns vertraut sind.

The abstract in its present form is a result of a PHD research on the impact of immigration on Bolzano. It deals with the issue on the basis of African migrants, in particular it defines the case of a religious brotherhood coming from Senegal. The study shows the influence of those global processes of migration on the city as a physical space. The theoretical frame for these emerging spaces is created on the basis of an “urban topology” which allowes to define the constants that are enabling the formation of identity. The study focuses on describing those arising dynamics of informal space and their significance for new modes of cohabitation and interaction beyond traditional normative settings within a concrete and tangible urban context, hence asking about one certain ‘place’. Furthermore it explores how such a framework, namely an “African village”, inscribes itself within the city of Bolzano as a kind of ‘sampling machine’ that transforms ← 15 | 16 → existing dwellings into a separate layer. The purpose of the study was also to show how those translocal zones of acting get malleable and form a ‘collective’.

Le considerazioni presentate in questo articolo costituiscono una riflessione parziale sui risultati preliminari di una ricerca in corso. Quest’ultima si propone complessivamente di indagare il rapporto tra migranti senegalesi muridi ed alcuni luoghi che rappresentano nodi centrali di riferimento per la loro rete transnazionale, attraverso una ricerca svolta a Bolzano, che però focalizza anche sulla capacità dei muridi di essere “qui” e “lì”: sono coinvolti in processi attraverso i quali, grazie anche alle innovazioni tecnologiche, tessono reti e mantengono relazioni sociali, economiche, culturali e politiche che collegano le loro società di origine a quelle di approdo. L’approccio transnazionale richiede un’analisi topologica che considera entrambi i contesti come sistematicamente in relazione tra loro, focalizzando l’attenzione sugli effetti delle migrazioni su entrambi i luoghi concreti. Tra i vari fenomeni registrati, uno dei più significativi è il fatto, che le abitazioni collettive sono in stretto contatto fra loro nel contest urbano e contemporaneamente su un livello più ampio (‘archipelagi di migrazione’) attraverso l’organizzazione della propria fede. I muridi a Bolzano sono perennemente in stretto contatto fra loro e finiscono per rappresentare un unico universo, quasi un ‘villagio africano’ del Senegal disseminato all’ interno della città di Bolzano.

1. Einleitung

Das Arbeiterviertel der Semirurali in Bozen ist zur Zeit des italienischen Faschismus entstanden und steht im engen Zusammenhang mit den siedlungs- und städtebaulichen Vorstellungen und dem daraus abzuleitenden totalitären Gesellschaftsprojekt dieser politischen Bewegung. Die Hybridität des faschistischen Programms führt in Bozen zur Entstehung einer Hybridform, die in ihrer ambivalenten Verfasstheit das verwirklichen will, was U. Beck als „nationalen Container“ bezeichnet: die homogene Deckung von Bevölkerung und Territorium durch nationalstaatliche Kontrolle. Die Arbeit versucht, am Leitfaden des Gartens bzw. am typologischen Motiv der Gartenstadt, auf den Ebenen des Siedlungswesens, der Stadt und des privaten Gartens, die Mechanismen der Exklusion, Separation und Hierarchisierung, wie sie dem Faschismus immanent waren, aufzuzeigen. Diese Ebenen werden wie Texte gelesen, die jeweils spezifische semantische Felder erzeugen, die aber intertextuell verknüpft sind, nicht aus ihrem hochpolitischen Entstehungskontext herausgelöst werden dürfen und zeigen, wie die ursprünglich emanzipatorische Idee der „Gartenstadt“ in ihr Gegenteil pervertiert wurde. ← 16 | 17 →

2. Das hybride Programm des Faschismus

Zygmunt Bauman1 hat von einer kontingenz- und ambivalenzvernichtenden Kultur der Moderne gesprochen, die sich der Planung, Verwaltung und Technologie bediene. Der moderne Mensch träume von der gesetzgebenden Vernunft, in welcher der Staat die Funktion des Gärtners übernehme und die ureigensten modernen Prinzipien von Schönheit, Ordnung und Reinheit, verknüpft mit vielfältigen Verheißungs- und Glücksvorstellungen, durchsetze.2 Folglich würde das „gärtnerische Programm“ des Faschismus und dessen Adaption der Gartenstadtidee3 aus dem frühen 19. Jahrhundert nicht im Widerspruch zur Moderne stehen, sondern deren Wunsch, ambivalenzfrei zu sein, in totalitärer Perfektion, d.h. entschlossener und umfassender, ausdrücken und als Produkt einer widerspruchsfreien, homogenen Gemeinschaft auf einheitlichem Territorium verwirklichen. Beck verwendet dafür den Begriff des „nationaler Containers“4, der isomorphe containerförmigen Einheiten (national) organisiert und reproduziert und eine exklusive Verschachtelung von Räumen betreibt. Dies bedeutet, dass in einem Flächenraum nur ein und genau ein Sozialraum existieren kann und dass umgekehrt jeder dauerhafte Sozialraum genau einen kohärenten Flächenraum benötigt.5

Das Programm des Faschismus war ambivalenzvernichtend in der Zielsetzung, im Inhalt aber alles andere als widerspruchsfrei. Es entfaltet sich im Spannungsfeld von „modernitá“ „italianitá“ und „ruralitá“, d.h. auf der Basis von auseinander triftenden Vektoren. Fortschrittsgeist und rückwärtsgewandte Ideologie, ← 17 | 18 → Natur und Technik als unversöhnliche Pole, Agrar-Romantik (ruralizzazione) und gleichzeitig euphorische Bejahung des technischen Fortschritts, ohne den die „Verländlichung der Massen“ nicht möglich gewesen wäre, bestimmen die Ambivalenz des Programms, das sich aus folgenden Bausteinen ergibt:

a) Modernitá

Der zentrale Parameter für die Modernität hieß Mobilität. Zur Zeit der „faschistischen Revolution“ visierte die italienische Autoindustrie eine breite Bevölkerungsmasse als Zielgruppe an.6 In Radio, Film und Flugzeug verkörpert sich ein neues Raum-Zeit- Bewusstsein. Das moderne Formenvokabular verband sich besonders gut mit den Ambitionen der mobilen Gesellschaft und führte zur engen Beziehung zur Industrie, von der man glaubte, dass sie zu einer neuen Lebensform führe.7 Mobilität steht aber im Widerspruch zur Kontrolle, denn diese erfordert Immobilisierung.

b) Italianitá

Die unbewältigten internen Aufgaben und die Herauforderung der Weltwirtschaftskrise zwangen das Land zum strikten Autarkiekurs.8 Es entstand eine Phase der Gegensteuerung gegen die dispersiven Kräfte der Moderne, der nationalen Konzentration, und der Versuch, im korporativistischen Modell soziale Kohäsion zu erzwingen mit dem Ziel der homogenen Nation auf festem Territorium. Dazu gehört in den Zeiten der Wirtschaftskrise auch die Umlenkung der Migrationsströme auf das eigene Land, die Binnenkolonisation, der Kampf gegen die Städte sowie die imperiale Geste des Mare Nostro – Traumes.

Details

Seiten
167
Jahr
2014
ISBN (PDF)
9783653045666
ISBN (ePUB)
9783653982824
ISBN (MOBI)
9783653982817
ISBN (Hardcover)
9783631653630
DOI
10.3726/978-3-653-04566-6
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2014 (Mai)
Schlagworte
Integration Interkulturelles Zusammenleben Migration, Interkulturalität, Konfliktbewältigung, Partizipation,
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2014. 167 S., 1 s/w Abb., 5 Graf.

Biographische Angaben

Annemarie Profanter (Band-Herausgeber:in)

Annemarie Profanter absolvierte ihr erstes Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaften, ihr zweites in Psychologie und erwarb einen Master in Psychology of Education an der University of London. Sie ist Professorin für Erziehungswissenschaften an der Fakultät für Bildungswissenschaft der Freien Universität Bozen und ist zahlreichen Rufen als Gastdozentin an Universitäten in Pakistan, Oman und Saudi Arabien gefolgt. Annemarie Profanter ha conseguito la sua prima laurea in Scienze della Formazione e la seconda in Psicologia. Inoltre le è stato assegnato un master degree in Psychology of Education dall’Università di Londra. Essa è professoressa di Pedagogia generale e sociale presso la Facoltà di Scienze della Formazione della Libera Università di Bolzano e come docente ospite ha accettato gli inviti di diverse università in Pakistan, Oman e Arabia Saudita. Annemarie Profanter holds doctorates in both Education and Psychology and a master’s degree in Psychology of Education from the University of London. She is an associate professor of the Faculty of Education at the Free University of Bolzano and has done visiting lectureships at universities in Pakistan, Oman, and Saudi Arabia.

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