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Ausspracheschwierigkeiten arabischer Deutschlernender aus dem Irak und didaktische Überlegungen zum Ausspracheunterricht

©2014 Dissertation 261 Seiten

Zusammenfassung

Die Arbeit untersucht die Ursachen phonologischer und phonetischer Abweichungen arabischer Deutschstudierender und unterbreitet didaktisch-methodische Vorschläge für den Ausspracheunterricht. Ein Schwerpunkt der Arbeit ist die kontrastive Analyse des modernen Hocharabischen und des Deutschen auf phonetisch-phonologischer Ebene, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Sprachen aufzuzeigen und potenzielle sprachsystematisch bedingte Interferenzen zu prognostizieren. Darüber hinaus wird eine auditive Analyse zur Identifizierung und Klassifizierung segmentaler und auffälliger suprasegmentaler Ausspracheabweichungen vorgenommen. Der Autor beschreibt Einflussfaktoren auf das Lehren und Lernen der Aussprache und macht Didaktisierungsvorschläge zur Optimierung des Ausspracheunterrichts.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltverzeichnis
  • 1 Einleitung
  • 1.1 Zur Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit
  • 1.2 Aufbau der Arbeit
  • 2 Aktuelle Situation des Fremdsprachenunterrichts Deutsch im Irak
  • 2.1 Ausspracheunterricht in der Fremdsprache Deutsch
  • 2.2 Phonetik im DaF-Lehrwerk Delfin
  • 3 Aussprachevarietäten im Arabischen und Deutschen
  • 3.1 Terminologische Abgrenzungen
  • 3.1.1 Dialekt – Diglossie – Umgangssprache
  • 3.1.2 Standardsprache /-aussprache
  • 3.1.3 Plurizentrizität
  • 3.2 Arabisch als plurizentrische Sprache und ihre regionale Gliederung
  • 3.2.1 Sprachsituation in den arabischsprachigen Ländern
  • 3.2.2 Arabische Dialekte
  • 3.2.3 Arabische Dialekte im Irak
  • 3.3 Deutsch als plurizentrische Sprache und ihre regionale Gliederung
  • 3.4 Standardsprache/-aussprache des Arabischen
  • 3.4.1 Klassisches Arabisch
  • 3.4.2 Modernes Hocharabisch
  • 3.5 Standardaussprache des Deutschen (in Deutschland)
  • 3.6 Aussprachekodifikationen im Deutschen
  • 3.6.1 Wilhelm Viëtors Ausspracheregelung
  • 3.6.2 Theodor Siebs – Deutsche Bühnenaussprache
  • 3.6.3 Duden-Aussprachewörterbücher
  • 3.6.4 Hallesche Aussprachewörterbücher
  • 3.6.4.1 Wörterbuch der deutschen Aussprache (WDA) und Großes Wörterbuch der deutschen Aussprache (GWDA)
  • 3.6.4.2 Deutsches Aussprachewörterbuch (DAWB)
  • 3.6.5 ARD-Aussprachedatenbank
  • 3.7 Aussprachewörterbuch und DaF-Unterricht
  • 3.8 Zusammenfassung
  • 4 Kontrastive phonologisch-phonetische Analyse Arabisch – Deutsch
  • 4.1 Klärung grundlegender Termini
  • 4.1.1 Phonologie und Phonetik
  • 4.1.2 Phonem und Laut / Allophon
  • 4.1.3 Suprasegmentalia
  • 4.1.4 Segmentalia
  • 4.2 Vokalsysteme
  • 4.2.1 Distinktive Merkmale
  • 4.2.2 Phoneminventare und Hauptallophone
  • 4.3 Konsonantensysteme
  • 4.3.1 Distinktive Merkmale
  • 4.3.2 Phoneminventare und Hauptallophone
  • 4.4 Phonemverbindungen
  • 4.4.1 Diphthonge
  • 4.4.2 Affrikaten
  • 4.5 Graphem-Phonem-Korrespondenzen
  • 4.5.1 Vokale
  • 4.5.2 Konsonanten
  • 4.6 Silbenstrukturen
  • 4.6.1 Silbenbegriff
  • 4.6.2 Sonoritätshierarchie
  • 4.6.3 Silbenstruktur im Arabischen
  • 4.6.4 Silbenstruktur im Deutschen
  • 4.6.5 Silbenstrukturen im Deutschen und im Arabischen
  • 4.7 Suprasegmentalia
  • 4.7.1 Akzentuierung
  • 4.7.1.1 Wortakzentuierung
  • 4.7.1.2 Wortgruppen- und Satzakzentuierung
  • 4.7.2 Rhythmisierung
  • 4.7.3 Melodisierung
  • 4.7.3.1 Terminale (fallende) Sprechmelodie
  • 4.7.3.2 Interrogative (steigende) Sprechmelodie
  • 4.7.3.3 Progrediente (gleich bleibende, schwebende) Sprechmelodie
  • 4.7.4 Kontrastive Gegenüberstellung phonologischer und phonetischer Merkmale (Arabisch-Deutsch)
  • 5 Zu erwartende Schwierigkeiten beim Erlernen des Deutschen als Fremdsprache
  • 5.1 Vorhersagbare Interferenzen im segmentalen Bereich
  • 5.1.1 Ausspracheschwierigkeiten auf der vokalischen Ebene
  • 5.1.2 Ausspracheschwierigkeiten auf der konsonantischen Ebene
  • 5.1.3 Ausspracheschwierigkeiten auf der Ebene der Konsonantenverbindungen
  • 5.2 Vorhersagbare Interferenzen im suprasegmentalen Bereich
  • 6 Analyse phonetischer Abweichungen bei irakischen Deutschlernenden
  • 6.1 Untersuchungsziele und Hypothesen
  • 6.2 Untersuchungsmethoden und -ablauf
  • 6.2.1 Probanden
  • 6.2.2 Korpus
  • 6.2.3 Vorgehensweise bei der Auswertung
  • 6.3 Darstellung der Ergebnisse
  • 6.3.1 Problembereich segmentale Abweichungen
  • 6.3.1.1 Abweichungen bei den Vokalen
  • 6.3.1.2 Abweichungen bei den Konsonanten
  • 6.3.1.3 Weitere Abweichungen im segmentalen Bereich
  • 6.3.1.3.1 Konsonantenverbindungen und Sprossvokale
  • 6.3.1.3.2 Assimilation
  • 6.3.1.3.3 Auslautverhärtung
  • 6.3.1.3.4 Glottisschlag
  • 6.3.1.3.5 Einfluss des Englischen als erste Fremdsprache
  • 6.3.1.4 Zusammenfassung (Hypothesen)
  • 6.3.2 Problembereich Suprasegmentalia
  • 6.3.2.1 Abweichungen beim Wortakzent
  • 6.3.2.2 Abweichungen beim Satzakzent / bei der Satzmelodie
  • 6.3.2.3 Abweichungen beim Rhythmus
  • 6.4 Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse
  • 6.4.1 Problembereich Segmentalia
  • 6.4.1.1 Schwierigkeiten bei den Vokalen
  • 6.4.1.2 Schwierigkeiten bei den Konsonanten
  • 6.4.2 Einfluss des Englischen als erste Fremdsprache
  • 6.4.3 Problembereich Suprasegmentalia
  • 6.5 Methodenreflexion
  • 7 Einflussfaktoren auf das Lernen und Lehren von Aussprache
  • 7.1 Lernerinterne Einflussfaktoren
  • 7.1.1 Sprachlich bedingte Faktoren
  • 7.1.1.1 Interferenzen durch die Muttersprache und früher gelernte Fremdsprachen
  • 7.1.1.2 Fachwissen im Bereich Phonologie und Phonetik für Lernende
  • 7.1.2 Individuelle psychische und physische Faktoren
  • 7.1.2.1 Hörprobleme
  • 7.1.2.2 Artikulationsprobleme
  • 7.1.2.3 Psychische Probleme
  • 7.1.2.4 Alter
  • 7.1.2.5 Motivation
  • 7.2 Lernerexterne Einflussfaktoren
  • 7.2.1 Lehrpersonen
  • 7.2.1.1 Aussprache
  • 7.2.1.2 Phonologisches und phonetisches Fachwissen
  • 7.2.1.3 Methodisches Fachwissen
  • 7.2.2 Lehr- und Lernmittel
  • 7.2.2.1 Lehrwerke
  • 7.2.2.2 Unterrichtsmittel und Medieneinsatz
  • 7.3 Zusammenfassung
  • 8 Methodische Überlegungen zum Ausspracheunterricht
  • 8.1 Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen (GeR)
  • 8.2 Die Entwicklung von rezeptiven und produktiven Fertigkeiten
  • 8.2.1 Rezeptive Fertigkeiten
  • 8.2.1.1 Ziele des Hörtrainings
  • 8.2.1.2 Hörübungsformen
  • 8.2.2 Produktive Fertigkeiten
  • 8.2.2.1 Ziele des Aussprachetrainings
  • 8.2.2.2 Ausspracheübungsformen
  • 8.3 Inhaltliche Schwerpunkte und methodische Prinzipien für den Ausspracheunterricht mit irakischen Deutschlernenden
  • 9 Zusammenfassende Schlussfolgerungen und Ausblick
  • 10 Literaturverzeichnis
  • 11 Tabellen- und Abbildungsverzeichnis

← 10 | 11 → 1 Einleitung

1.1 Zur Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit

Nach der Aufhebung der UN-Sanktionen 2003 konnte der Irak wirtschaftliche, politische und kulturelle Beziehungen unter anderem zu europäischen Ländern wieder aufnehmen. Die Intensivierung der diplomatischen Beziehungen zwischen dem Irak und Deutschland führte beispielsweise zur Gründung der Deutschen Wirtschaftbüros in Bagdad, Basra und Erbil, welche einen positiven Einfluss auf die Niederlassung vieler deutscher Firmen im Irak ausüben. Diese positive Entwicklung spiegelt sich nicht nur im Interesse an Deutschland als Wirtschaftspartner wider, sondern trägt ihre Früchte auch im zunehmenden Interesse an der deutschen Sprache und Kultur. Dies zeigt sich in der kontinuierlichen Zunahme der Anzahl der Deutschstudierenden an der Universität Bagdad und der Eröffnung neuer Sprachzentren wie z. B. des Goethe-Instituts sowie der Deutschen Schulen in Bagdad und Erbil. Für das Jahr 2013 beläuft sich nach Angaben der Deutschen Abteilung die Zahl der Deutschlernenden an der Universität Bagdad auf rund 400 und am Goethe-Institut sowie an den Deutschen Schulen auf rund 120. Trotz dieser zunehmenden Anzahl wird im Fremdsprachenunterricht Deutsch generell auf ein systematisches Aussprachetraining verzichtet, ungeachtet der Tatsache, dass der Einfluss der Muttersprache Arabisch auf den Ausspracheerwerb des Deutschen – aufgrund der hochautomatisierten und schwer beeinflussbaren artikulatorischen und prosodischen muttersprachlichen Hör- und Sprechgewohnheiten – stärker als in anderen sprachlichen Bereichen wahrnehmbar ist (vgl. Hirschfeld 2011, 12). Viele irakische Deutschlernende übertragen daher unbewusst segmentale und suprasegmentale Merkmale der arabischen Sprache in die deutsche (s. Kap. 6). Sprachsystematisch bedingte Interferenzen arabischer Lernender werden in den ohnehin wenigen phonetischen Übungen des an der Universität Bagdad eingesetzten Lehrwerks, welches ursprünglich für italienische Deutschlernende konzipiert worden ist, nicht behandelt.

← 11 | 12 → Ferner wird von etlichen Deutschlehrenden weder der Stellenwert der Phonetik im Unterricht noch die Bedeutung des Aussprachetrainings für die mündliche Kommunikation anerkannt. So bezeichnete ein Germanistikdozent phonetische Übungen als „unnötige Zeitverschwendung“. Andere Dozenten erkennen zwar die Wichtigkeit der phonetischen Ausbildung, besitzen aber weder genügend Wissen über die Phonologie und Phonetik des Deutschen noch ausreichend methodisch-didaktische Kenntnisse zur Vermittlung phonetischer und phonologischer Phänomene. Darüber hinaus liegen bislang keine aktuellen wissenschaftlichen Studien vor, die sich mit dem Ausspracheerwerb irakischer Deutschstudierender und mit methodisch-didaktischen Grundlagen des Aussprachetrainings befassen. Die vorliegende Arbeit möchte einen Beitrag dazu leisten, diese Lücke im Bereich der Phonologie und Phonetik in Deutsch als Fremdsprache zu schließen.

Abweichende Aussprache wirkt sich häufig in vielfältiger Weise negativ auf die mündliche Kommunikation aus, so dass es einerseits zu einer Abwertung der Persönlichkeitseigenschaften des Sprechers mit daraus resultierenden Sprechhemmungen kommen kann. Andererseits können phonetische Abweichungen auf der Hörerseite „zu schnellerer Ermüdung, zu Konzentrations- und Informationsverlusten führen“ (Cohrs 2007, 4; vgl. Reinke 2011, 73 f.; Hirschfeld 2011, 12). Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist, die Ursachen phonologischer und phonetischer Abweichungen arabischer Deutschstudierender aus dem Irak zu untersuchen und didaktisch-methodische Vorschläge für den Ausspracheunterricht Deutsch zu unterbreiten. Die Schwerpunkte der Arbeit liegen auf folgenden Aspekten:

•  eine kontrastive Analyse des modernen Hocharabischen und des Deutschen auf phonetisch-phonologischer Ebene, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Sprachen aufzuzeigen und potenzielle sprachsystematisch bedingte Interferenzen zu prognostizieren,

•  eine auditive Analyse zur Identifizierung und Klassifizierung segmentaler und auffälliger suprasegmentaler Ausspracheabweichungen,

•  Feststellung der Einflussfaktoren auf das Lehren und Lernen der Aussprache und

•  Didaktisierungsvorschläge zur Optimierung des Ausspracheunterrichts im Irak.

← 12 | 13 → Notwendige Hinweise

In der vorliegenden Arbeit werden irakisch-arabische Deutschlernende als „irakische Deutschlernende“ oder „arabische Deutschlernende“ bezeichnet. Für die bessere Lesbarkeit des Textes wird größtenteils die geschlechtsneutrale oder ausschließlich die männliche Form verwendet, damit sind stets beide Geschlechter gemeint. Die Transkription der arabischen Schrift erfolgt in deutschsprachigen Arbeiten anhand der Regeln der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (DMG) oder mithilfe der Zeichen der International Phonetic Association (IPA). Die Transkription der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (DMG) ist eine Mischform aus Transliteration (buchstabengetreuer Wiedergabe des Schriftbildes) und Transkription (lautgerechter Wiedergabe). Diese Umschrift wird in vielen arabischen Wörterbüchern verwendet, wie etwa im „Wörterbuch für die Arabische Schriftsprache der Gegenwart“ von Hans Wehr. In der vorliegenden Arbeit wird die Transkription der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (DMG) nicht verwendet, da sie „im Wesentlichen auf die Arabistik beschränkt ist und kaum Möglichkeiten bietet, phonetische Varianten hinreichend zu kennzeichnen“ (Kästner 1981, 21). Daher werden die arabischen Wörter nach dem System der International Phonetic Association transkribiert, welches ausreichende Möglichkeiten bietet, das Lautsystem des modernen Hocharabisch darzustellen. Für die Transkription der deutschen Wörter wurden die Zeichen der IPA nach dem „Deutschen Aussprachewörterbuch“ (2009) von Eva-Maria Krech, Eberhard Stock, Ursula Hirschfeld und Lutz Christian Anders verwendet.

1.2 Aufbau der Arbeit

Die vorliegende Arbeit gliedert sich in theoretische, empirische und didaktische Untersuchungen. Die theoretische Untersuchung erstreckt sich über die Kapitel zwei bis fünf. Das zweite Kapitel setzt sich zunächst mit der aktuellen Situation des Ausspracheunterrichts im Irak und den im Germanistikstudium an der Universität Bagdad verwendeten Unterrichtsmaterialien auseinander, bevor im dritten Kapitel auf die Aussprachevarietäten des Arabischen und des Deutschen sowie auf den Begriff, die Funktionen und die Merkmale der ← 13 | 14 → Standardaussprache der beiden Sprachen eingegangen werden kann. Daran schließt sich das vierte Kapitel an, das eine phonologisch-phonetische Kontrastivanalyse Arabisch-Deutsch bietet. Dieses Kapitel, in dem auch u. a. die Grundbegriffe der Phonologie und Phonetik, Phonem, Laut und Allophon, Suprasegmentalia und Segmentalia erläutert werden, nimmt den größten Raum der theoretischen Untersuchung ein. Die Lautsysteme der beiden untersuchten Sprachen werden auf der Ebene der phonologisch-phonetischen Merkmale, der Phoneminventare und deren Allophone kontrastiert. Darüber hinaus werden die Akzentuierung, die Rhythmisierung und die Melodisierung des Deutschen und des Arabischen miteinander verglichen. Im fünften Kapitel werden die zu erwartenden Ausspracheschwierigkeiten arabischer Deutschlernender in Bezug auf vorangegangene kontrastive linguistische Forschungsbeiträge des Arabischen und Deutschen vorhergesagt. Das sechste Kapitel bildet den empirischen Teil. Hier werden Untersuchungsziele genannt, Hypothesen über zu erwartende Untersuchungsergebnisse aufgestellt und Untersuchungsmethoden für die empirische Untersuchung beschrieben und schließlich deren Ergebnisse präsentiert. Der didaktischen Untersuchung werden die Kapitel sieben bis acht gewidmet. Im siebten Kapitel stehen die Einflussfaktoren auf das Lehren und Lernen von Aussprache im Mittelpunkt. Anhand der kontrastiven phonologischen und phonetischen Analyse Arabisch-Deutsch und der Ergebnisse der auditiven Fehleranalyse werden im achten Kapitel Didaktisierungsvorschläge vorgelegt. Das neunte Kapitel fasst die vorliegende Arbeit zusammen und gibt einen Ausblick auf mögliche weiterführende Untersuchungsschwerpunkte. Die Kapitel zehn und elf beinhalten das Literatur-, Abbildungs- und Tabellenverzeichnis.

← 14 | 15 → 2 Aktuelle Situation des Fremdsprachenunterrichts Deutsch im Irak

Die neutrale Haltung Deutschlands im letzten Irak-Krieg wurde im Irak allgemeinhin mit Wohlwollen aufgenommen und hat sich dort positiv auf das Deutschlandbild und das Interesse an Deutschland ausgewirkt. Auf diplomatischer Ebene entwickelt sich eine rege kulturelle Zusammenarbeit, welche auch in der Förderung und Entwicklung der Fremdsprachenkenntnisse Früchte trägt. Bei der Beschreibung der aktuellen Situation des Fremdsprachenunterrichts Deutsch im Irak kristallisieren sich bereits einige Problembereiche heraus. In diesem Kapitel wird der Stellenwert des Aussprachetrainings im fremdsprachlichen Deutschunterricht an der Universität Bagdad untersucht. Die zentrale Position in der Beschreibung nehmen dabei die Auswertungen der im Ausspracheunterricht verwendeten Methoden und der Integration der Phonetik im DaF-Lehrwerk Delfin ein.

2.1 Ausspracheunterricht in der Fremdsprache Deutsch

An der Sprachenfakultät der Universität Bagdad existiert gegenwärtig nur eine Abteilung, die Deutsch als Fremdsprache bzw. ein Germanistikstudium anbietet. In dieser Abteilung werden Kurse im Bereich der germanistischen Disziplinen Literaturwissenschaft und Sprachwissenschaft sowie in der Sprachpraxis (Aufsatz, Grammatik, Hörverstehen) angeboten. Neben den germanistischen Fächern muss auch die englische Sprache als Nebenfach belegt werden. Anders als für das Anglistikstudium werden in der Germanistik keine Deutschkenntnisse vorausgesetzt. Irakische Deutschlernende haben an den staatlichen irakischen Schulen zuvor andere Fremdsprachen (Englisch, Französisch etc.) gelernt, nicht jedoch Deutsch. Nach achtsemestrigem Studium erhalten die Absolventen den akademischen Grad Bachelor of Arts (B.A.). Im Folgenden wird die Zahl der Unterrichtsstunden pro Woche und Fremdsprache dokumentiert, ← 15 | 16 → die ein irakischer Germanistikstudent nach Abschluss seines Bildungsweges typischerweise belegt hat:

Tab. 1:  Fremdsprachenunterricht im Irak

Bildungseinrichtung

Stunden pro Woche

Englisch

Französisch

Kurdisch

Deutsch

Grundschule (6 Jahre)

2

Mittelschule (3 Jahre)

3

Oberschule (3 Jahre)

3

2

1

Universität (4 Jahre)

2

12

Das irakische Schulsystem beginnt mit einer sechsjährigen obligatorischen Grundschulbildung, gefolgt von einer dreijährigen Mittelschulbildung und zuletzt einer dreijährigen Oberschulbildung, die mit dem Abitur abschließt. In diesen staatlichen Schulen werden viele Sprachen als zweite Fremdsprache nach Englisch angeboten. Englisch als erste Fremdsprache wird ab der vierten Klasse der Grundschule unterrichtet. Die Lernenden sind also zehn oder elf Jahre alt, wenn sie beginnen, Englisch zu lernen. In Gesprächen mit Deutschlehrern und arabischen Deutschlernenden im Rahmen meiner empirischen Untersuchung an der Universität Bagdad wurde immer wieder bestätigt, dass ein Ausspracheunterricht während des Hauptstudiums organisatorisch aufwändig und curricular schwierig ist. Dieses Problem ist auf folgende Ursachen zurückzuführen:

1)  Im Studienprogramm fehlt ein gesonderter Phonetikkurs für Deutschlernende.

2)  Die deutsche Phonetik wird im Fremdsprachenunterricht nur sporadisch behandelt, da die meisten irakischen Lehrer nur mangelhafte Kenntnisse der deutschen Phonetik besitzen.

3)  Es gibt viele Defizite in der Lehreraus- und -fortbildung, in der Gestaltung der Curricula, im Lehrmaterialangebot und in der Wissenschaftspublizistik auf dem Gebiet des Fremdsprachenunterrichts.

4)  Darüber hinaus fehlt es an einer Spezialisierung auf den Gebieten Phonetik und Phonologie. Infolgedessen bereitet die Arbeit an der deutschen Aussprache den meisten Lehrenden Sorgen, und alles, was die Phonetik betrifft, wird zurückgestellt.

← 16 | 17 → Die folgende Tabelle zeigt, dass der Lese- und Phonetikunterricht im gesamten Studium nur einen geringen Raum einnimmt:

Tab. 2:  Unterrichtsplan für das Germanistikstudium an der Universität Bagdad (eigene Darstellung)

Fächer

1. Studienjahr

2. Studienjahr

3. Studienjahr

4. Studienjahr

Stunden pro Woche

Arabisch

Details

Seiten
261
Jahr
2014
ISBN (PDF)
9783653043976
ISBN (ePUB)
9783653984309
ISBN (MOBI)
9783653984293
ISBN (Hardcover)
9783631652824
DOI
10.3726/978-3-653-04397-6
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2014 (Mai)
Schlagworte
Phonetische Abweichungen Ausspracheübungen Arabisch-Deutsch Didaktisierungsvorschläge
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2014. 261 S., 13 s/w Abb., 67 Tab.
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